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Benutzername: 
Polly1000
Wohnort: 
Norden

Bewertungen

Insgesamt 21 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2024
Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt
Heiland, Julie

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt


ausgezeichnet

Was war das für ein Lesegenuss! Es geht um 3 Generationen von Frauen: Hannah, Marlene und Lotte aus Dresden in der Zeit von 1939 bis nach der Wiedervereinigung. Eine bewegte Zeit voller Schicksalsschläge, Liebe, Hass und Versöhnung. Dazu erfährt man so viel über die Zerstörung und dem Wiederaufbau von Dresden. Vieles habe ich gar nicht gewusst. Erzählt wird in zwei Zeitebenen: Einmal von Lotte und dann von Ihrer Enkelin Hannah. Dieses Buch ist endlich einmal wieder ein richtig „dicker Schinken“ mit seinen fast 600 Seiten. Ein toller Schreibstil, und die Charaktere sind so gut beschrieben, dass man ihnen nahe kommt. Fast alle sind einem sympathisch und ans Herz gewachsen. Dazu die Liebesgeschichte von Lotte und Jakob, so schön. Ich habe das Buch in drei Abenden/Nächten durchgelesen, das war Lesegenuss pur. Ich kann dieses Buch wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 12.03.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


sehr gut

Wie ist es, aus der "kleinen grauen DDR" in den "goldenen Westen" zu fliehen und sich dort ein neues Leben aufzubauen? Nach einer gescheiterten Flucht kommt die Erzählerin zunächst in eine Kinderheim und lebt dann fast 2 Jahre bei ihrer Großmutter in Leipzig, der Heimatstadt der Familie. Das Leben in dem kleinen grauen Land wird gut widergespiegelt, besonders interessant finde ich, dass es in Leipzig stattfindet und nicht, wie so oft in Büchern, in Berlin. Als Leipzig-Kenner ist mir das eine besondere Freude.
Als die Familie nach 2 Jahren und einem Gefängnisaufenthalt der Eltern endlich zusammen in Westdeutschland leben darf, beschreibt die Autorin eindrucksvoll die Zerrissenheit und die Trauer um die verlorene Heimat, um das unbedingt Dazugehören wollen in der neuen Heimat. Die Flucht hat lebenslange Auswirkungen auf die ganze Familie, das wird hier sehr deutlich. Die bedrückte und eigentümliche Stimmung spiegelt sich durch das ganze Buch wider. Zudem wird gezeigt, dass auch im Westen nicht alles gold ist, was glänzt und es sehr kräftezehrend und schwer ist, sich eine neue Existenz aufzubauen. Man fragt sich manchmal tatsächlich: War es das wert? Ein Leben in Freiheit, Denkfreiheit, Reisefreiheit ist das eine, aber die traumatischen Erlebnisse der Flucht, der Gefängnisaufenthalt, an dem die Mutter zerbricht und psychisch und physisch schwer krank wird, die Großmutter aus Leipzig, die nur aufwändig im ausländischen sozialistischem Ausland getroffen werden darf, all das lässt einem die Frage stellen: Hätte die Familie ein besseres oder schlechteres Leben gehabt, wären sie geblieben? Dieses Buch regt sehr zum Nachdenken an, ist in einem schönen Schreibstil geschrieben und gefällt mir sehr gut.

Was mir an diesem Buch nicht so gefällt: Man bekommt als Leser keinen Zugang / keine Nähe zu der Erzählerin. Sie bleibt einem irgendwie fremd. Das Buch hat sehr wenige Seiten, dafür finde ich es ehrlich gesagt einfach zu teuer.

Bewertung vom 08.02.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Ich habe schon einige Bücher von Maxim Leo gelesen: Dieser Autor schreibt so besonders und immer sehr feine Geschichten. Schwer zu erklären: Sein Schreibstil ist mitreißend und packend, und in Kombination mit seinen Geschichten und Themen anders als andere Bücher. Richtig gut, und so war auch dieses Mal bei „Wir werden jung sein“ ein spezieller Lesegenuss vorprogrammiert, und ich bin wieder mal nicht enttäuscht worden.
Was wäre, wenn es ein Medikament gibt, und wir biologisch immer jünger werden? Hört sich verlockend an, aber was für Folgen dieses für einen selber, die Weltbevölkerung , bestehende und künftige Generationen haben würde, das wird einem klar nach dem Lesen dieses Romans. Also ich habe nicht bedacht, dass durch das ewige Leben der jetzigen Menschheit keine Kinder mehr in die Welt gesetzt werden dürften, wegen Platzmangel durch die aktuelle ewig lebende Bevölkerung, die dann auf immer zusammenbleiben würde.
Es gibt es diesem Buch verschiedene Hauptcharaktere, denen ich alle gleich gerne gefolgt bin und gespannt war, wie es jedem von ihnen durch die Verjüngung gehen wird. Toll und spannend und durchaus realitätsnah geschrieben, und am Ende des Buches weiß ich, dass es besser wäre, wenn ein Medikament zum ewigen Leben niemals er/gefunden wird.

Bewertung vom 28.01.2024
Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4
Blum, Antonia

Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4


ausgezeichnet

Dieser Band 4 „Geteilte Träume“ der „Kinderklinik Weißensee“ schließt diese Buchserie ab, das macht mich etwas traurig, denn in den letzten drei Jahren haben mich die Buchteile begleitet. Auch wenn man über ein Jahr auf die Fortsetzung warten musste, war ich schnell wieder drin in der Geschichte. Jetzt sind wir mittlerweile also schon im Jahr 1948. Dieses Mal geht es um die Ärztin Lissi Vogel, der Nichte von Marlene und natürlich um das Thema Kinderlähmung, die Lissi überstanden hat.Toller und flüssiger Schreibstil, Freude, Leid und Familienzusammenhalt werden authentisch vermittelt, ich habe mitgefiebert, und es war wieder richtig schön, ein Buch in zwei Rutschen zu lesen. Wie immer ist der geschichtliche Hintergrund der sich veränderten Weltgeschichte und Berlin super interessant. Mir hat auch dieser vierte Teil sehr viel Spaß gemacht zu lesen, und für die Allgemeinbildung habe ich auch etwas getan. Viel über das Thema Kinderlähmung wusste ich vor dieser Buchreihe nämlich nicht.

Bewertung vom 06.01.2024
Arthrose endlich heilen
Feil, Wolfgang;Homburg, Tobias

Arthrose endlich heilen


ausgezeichnet

Wow, ich bin mit Knie-Arthrose geplagt und habe dieses Buch an einem Nachmittag verschlungen. Einiges muss ich noch mehrmals zur Verinnerlichung lesen, denn es ist eine ganze Fülle an Informationen, die einem hier geboten werden. Die wichtigste Aussage des Autoren: Arthrose ist heilbar. Dr. Feil erklärt ausführlich darüber in seinem Buch auf, und zwar wissenschaftlich und auch alltagstauglich: So gibt es neben den sehr ausführlichen wissenschaftlichen Erklärungen auch Kapitel über psychische Stärke, Ernährung, Bewegung, Rezepte, Nährstoffe und Knorpelregeneration. Dazu einige Erfahrungsberichte von Betroffenen. Hier fühlt sich jeder, der an Arthrose erkrankt ist, angesprochen und motiviert, etwas dagegen zu tun. Und zwar ohne Medikamente, Schmerzmittel oder Operation. Die Tabellen zur entzündungssenkenden Ernährung haben mich besonders beeindruckt. Alles gut verständlich für Laien. Dieses Buch gibt Hoffnung.

Bewertung vom 03.12.2023
Schneesturm
Walsh, Tríona

Schneesturm


gut

Zehn Jahre nach einer Tragödie trifft sich eine ehemalige Freundes-Clique wieder in ihrer Heimat, auf der irischen Insel Inishmore, unter ihnen die Inselpolizistin Cara. Durch einen Schneesturm sind Insel und Bewohner von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Mord passiert, und es ist klar, dass der Mörder noch auf der Insel weilt, denn auch dieser kann wegen dem Unwetter den Ort des Geschehens nicht verlassen. Bald auch wird klar, dass innerhalb des Freundeskreis ziemlich viel nicht stimmt. Spannendes Thema, tolle Kulisse, flüssiger gut zu lesender Schreibstil, aber die Umsetzung hat mich nicht so ganz überzeugt. Einerseits durchaus spannend geschrieben, aber es wird zu viel am Drumherum geschrieben, was weder maßgebend noch interessant ist. Ich habe mich bis zum Schluss gefragt, was das Ganze mit dem Filmteam eigentlich sollte, dieses hatte so gar nichts mit der Gesamtsituation zu tun und hätte besser ganz fehlen können. Zudem wurde auf jeder Seite zig Male die ganzen Vornamen genannt, noch nie habe ich in einem Buch so oft Namen gelesen. Verwirrend. Und die Auflösung war irgendwie total unspektakulär, da hatte ich mit „mehr“ gerechnet.
Mit den Charakteren wurde ich nicht so recht warm, bis auf Cara vielleicht. Alles in allem hat mir das Buch als Bettlektüre gut gefallen, aber ein Buch-Highlight ist es nicht. Ein nettes Lesen, aber das war es dann auch.

Bewertung vom 26.10.2023
Das einzige Kind
Lind, Hera

Das einzige Kind


gut

Wie immer ist auch dieser Tatsachen-Roman von Hera Lind ein Buch, das man gut in einem Rutsch durchlesen kann, weil man es nämlich kaum zur Seite legen kann. Ein Lesevergnügen trotz der dramatischen und teils unglaublichen Geschichte um den kleinen Djoko, der in sehr jungen Jahren unendlich viel Leid, Schmerz, Terror und Krankheit erleben muss. Djoko schlägt sich als kleiner Junge im zweiten Weltkrieg im ehemaligen Jugoslawien durch. Ich konnte nicht mitzählen, wie oft er kurz vor dem Tode stand. Und immer wieder hat er Glück und trifft auf einen „guten Menschen“, der sich seiner annimmt. Bei Hera Linds Tatsachenromanen nach einer wahren Geschichte handelt es sich immer um eine Vermischung der erlebten Tatsachen und Fiktion. Nur so ist zu erklären, dass Djoko sich nach achtzig Jahren an jedes Detail der Kindheit mit 4 Jahren erinnert. Ein beeindruckendes, wenn auch wenig glaubhaftes Erinnerungsvermögen. Abzug gebe ich, weil auf den ersten hundert Seiten der Begriff „Po“, „Popo“ oder „Hintern“ gefühlt auf jeder Seite vorkam. Sehr befremdlich. Der Leser begreift es auch ohne diese ständigen Wiederholungen, dass die Kinder dort damals wohl unten ohne herumgelaufen sind und stets ordentlich verdrescht wurden. Zudem sind einige Begebenheiten schier unglaublich. Z.B, dass so vielen Menschen Djoko adoptieren wollen. Alles in allem habe ich das Buch gerne gelesen, war aber zu oft befremdet, was die Autorin aus dieser Geschichte gemacht hat.

Bewertung vom 23.10.2023
Ein Fluss so rot und schwarz
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz


gut

Wenn man ohne jegliche Erinnerung aufwacht, sich mit sechs anderen Personen auf einem Schiff befindet, das scheinbar führungslos durch roten Nebel ins postapikalyptische London fährt, und man nicht mehr weiß, wer man ist. Man weiß bald, dass man stirbt, wenn man sich erinnert. Ein Albtraum. Von Anfang bis zum Ende befinden sich diese Personen in einem personifizierten Albtraum. Diese scheinbar wahllos zusammengewürfelten Menschen, die sich nicht kennen haben eine Menge grauenhafter Aufgaben vor sich. Aber warum? Was ist der Grund? Was ist das Ziel? Das ist eine interessante Idee für ein Buch, das auch durchgehend wie ein düsteres Endzeit-Szenario liest. Ein Thriller ist es nicht, eher ein Fantasybuch oder Sciencefiction. Es liest sich durchaus spannend, hat mich aber nicht so recht überzeugt: Mit keinem der Charaktere wird man warm, sie bleiben einem fremd. Die grausamen Kämpfe, blutigen Gemetzel und verbalen Schimpfausdrücke habe ich nicht gerne gelesen. Mein Interesse hat nach jedem Kapitel nachgelassen, und ich war froh, dass es sich um ein kurzes Buch handelt. Die Idee der Geschichte ist gut, ist aber „lieblos“ umgesetzt.

Bewertung vom 02.10.2023
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


ausgezeichnet

Jenny Quinn, seit 60 Jahren glücklich mit Bernhard verheiratet, nimmt am berühmten „Backduell“ im TV teil. Lange hält sie ihre Teilnahme vor ihrem Mann geheim. Dieses ist aber nicht das Einzige, das sie vor ihm geheim hält. Anfangs und sowieso geht es hauptsächlich um das Backen, das Jenny beherrscht wie keine andere. Nach und nach erfährt der Leser durch Rückblenden (kursiv geschrieben, was gut für den Überblick ist) aus Jennys früherem Leben. Je weiter das Buch fortschreitet, desto umfangreicher werden die Details aus ihrer Vergangenheit, bis diese auf die Gegenwart trifft. Ich habe das Buch in zwei Tagen durchgelesen. Es ist so herzerwärmend und besonders. Wenn jemand schreibt, dass man beim Lesen Gebäck dabei haben sollte, so sage ich, dass auch Taschentücher parat liegen sollten. Eine großartige Geschichte, die sehr berührend ist.

Bewertung vom 23.09.2023
Helle Tage, dunkle Schuld
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld


sehr gut

Nachdem ich die dreiteilige Ruhrpott-Saga sowie die beiden Bände der Dorfschullehrerin gelesen habe, habe ich mich gefreut, dass Eva Völler ein neues Buch herausgebracht hat, und das auch noch in einem anderen Genre: Krimi! Ich brauchte tatsächlich ca. 50 Seiten, um in die Geschichte hineinzukommen, aber dann las sich das Buch so weg. Die Haupt-Handlung beginnt spielt im Jahr 1948. Das Leben im Ruhrpott findet in der Nachkriegszeit mit dem Schwarzmarkt und der Währungsreform statt. Das allein ist schon einmal interessant. Die Eigentümerin eines Mietshauses stürzt aus dem Fenster, und es sieht nach Mord aus. Der Kriminalbeamte Carl Bruns, der wegen seines jüdischen Opas während der letzten Jahre des Krieges in der Zeche arbeiten musste und jetzt wieder im Dienst ist, ermittelt. Der Sohn der Ermordeten ist ein gesuchter SS-Verbrecher. Die Schwiegertochter und die beiden Schwestern leben jetzt zusammen mit dem Enkel Emil in Köln und erben das Haus. Carl kennt eine von den Frauen und je weiter er in dem Fall gräbt, desto persönlicher ist er betroffen. Und dann sind da ehemaligen Parteimitglieder, die ihre Ämter zurück möchten. Und die Liebe zwischen Anna und Carls spielt auch eine sehr große Rolle.
Wir in allen ihren Büchern sind die Charaktere so gut beschrieben, und man mag der Handlung so gerne folgen. Als richtigen Krimi würde ich das Buch nicht gerade beschreiben, eher als Spannungsroman mit kriminalistischem Hintergrund.