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FamousNinchen

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Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2025
Yeong-Gwang, You

Der Regenzaubermarkt: Der Feel-Good-Bestseller aus Korea - Tauche ein in eine magische Welt, in der alle möglich ist!


gut

„Das Leben ist so ähnlich wie eine Socke mit Löchern drin. Wir können die Löcher darin wieder flicken, indem wir es zusammen mit unseren Liebsten tun.“

Der Jugendroman „Der Regenzaubermarkt“, von You Yeong-Gwang, erschienen am 17. September diesen Jahres im ueberreuter-Verlag, regt auf 307 Seiten zum Nachdenken, aber auch zum Einkuscheln an. Eine Feelgood-Geschichte, die uns vor Augen führt, wieviel Glück wir eigentlich haben.
Serin, unsere Protagonistin, ist mit ihrem Leben nicht zufrieden. Sie und ihre Mutter leben allein, da ihre Schwester fortgelaufen und ihr Vater verunglückt war, als sie noch klein war. Sie ist arm und hat keine Freunde – nicht einmal ein Studium kann sie sich leisten. Deshalb entschließt sie sich, einen Brief an den Regenzaubermarkt zu schreiben. Dort können Menschen ihr Unglück verkaufen und nach einem besseren Leben suchen. Tatsächlich erhält sie per Post ein Ticket und macht sich bald auf den Weg. Gemeinsam mit der magischen Katze Isha sucht sie nach der Murmel, die das Leben enthält, was sie sich wünscht. Aber das ist gar nicht so einfach. Es stellt sich heraus, dass alle Leben, so perfekt sie auch auf den ersten Blick scheinen, Nachteile mit sich bringen. Serin bleibt nicht viel Zeit herauszufinden, was ihr wirklich wichtig ist: Wenn sie bis zum Ende der Regenzeit keine Wahl getroffen hat, wird sie für immer verschwinden…


Der Regenzaubermarkt überrascht mit Märchen-Elementen wie einer Moral, wiederholten Handlungen und Erklärungen für alltägliche Phänomene. So stehlen die Dokebis; koboldartige Wesen, die in der Welt des Regenzaubermarktes zuhause sind, den Menschen allerlei Eigenschaften: sowohl gute als auch schlechte, darunter zum Beispiel die Neugier oder Drang, aufzugeben. Einige Aspekte wie zum Beispiel die Uhr, die nicht mit Sand, sondern Regenwasser gefüllt ist, überzeugen zusätzlich durch ihre Originalität. Ein wenig Spannung fehlt ebenfalls nicht, denn Serin wird auf ihrer Suche nach den Dokebi-Murmeln verfolgt. Wieso nur? Das erfahren wir erst am Ende der Geschichte, die außerdem einen überraschenden Plottwist mit sich bringt. Die Charaktere sind drollig, vor allem diejenigen, die eine größere Rolle innehaben, wie etwa die magische Katze Isha. Zeitweise erinnerte mich die Geschichte vom Gefühl her an die verkehrte Welt von Alice im Wunderland, die bereits etliche Leser aller Altersklassen in ihren Bann ziehen konnte. Ich würde das Buch schlussendlich als „whimsical mystery“ beschreiben. Dennoch hat die Geschichte mich auch sehr berührt.
Ein wenig fraglich bleibt allerdings, ob das Buch tatsächlich für Kinder geeignet ist, oder doch eher für etwas ältere Jugendliche. Ich nehme nichts vor Weg, aber es gibt im Konkreten eine Szene, in der Selbstverletzungen und Suizidgedanken behandelt werden. Außerdem werden einige Kampfhandlungen sehr gewalttätig beschrieben. Das bunte Cover mit dem etwas kindlichen Zeichenstil, die großen Seitenabstände, das Alter der Protagonistin und nicht zuletzt die Altersempfehlung (ab 12 Jahren) lassen aber durchaus vermuten, dass sich der Autor an Kinder richtet. Aufmerksamen Lesern wird auch ein etwas außergewöhnlicher Schreibstil auffallen – das liegt vermutlich daran, dass es sich um eine Übersetzung aus dem Koreanischen handelt. Dennoch muss man sich an die Satzformulierungen erst einmal gewöhnen, bevor man schließlich in die Geschichte eintaucht. Nebencharaktere wirken leider nicht so vielschichtig, wie in manchen anderen Romanen, vermutlich allerdings auch, da der Fokus hier auf der zentralen Message liegt. Leider bleiben auch nach dem Lesen der letzten Seite noch einige Fragen offen, was zum Beispiel die genaue Motivation des Bösewichts betrifft, oder weshalb einige Charaktere überhaupt plötzlich vor Ort sind, die nicht beantwortet oder erklärt werden. Die Geschichte schließt jedoch ohne jeden Cliffhanger und es ist klar ersichtlich, dass keine Fortsetzung angedacht ist, sondern „Der Regenzaubermarkt“ ein Stand-alone bleiben wird.


Alles in allem hat mir die Geschichte gut gefallen, auch wenn nicht immer alle Handlungen der Charaktere schlüssig waren und einige Aspekte einfach nicht erklärt wurden. Hat man sich erst einmal auf das Buch eingelassen, liest es sich wie ein Märchen aus der Kindheit. Trotzdem wird es dabei nicht langweilig, denn das Geheimnis, das Serin aufklären muss, hat mich fesseln können und auch den Plottwist habe ich nicht vorhergesehen. Problematisch bleibt für mich nach wie vor die bereits angesprochene Szene, die das Thema der Selbstverletzung berührt. Meiner Meinung nach gehört so etwas keineswegs in ein Kinderbuch, erst recht nicht, ohne einen Hinweis vorne im Buch, denn es kann ungeahnten Schaden anrichten – und das nicht nur bei jüngeren Lesern.
Ich empfehle „Der Regenzaubermarkt“ somit älteren Jugendlichen und Erwachsenen, die Lust auf ein eingängiges cozy Abenteuer im verregneten Herbst oder April haben.

Bewertung vom 24.09.2025
Holthaus, Lara

Hidden Lies / Marigold Manor Bd.1


ausgezeichnet

Der Auftakt der High-Society-Romanreihe „Marigold Manor – Hidden Lies“ von Lara Holthaus, erscheint am 29. September 2025 im Cove-Verlag, überzeugt auch Romance-Muffel mit überraschend viel Witz und Mystery-Elementen. Hinter all dem verbirgt sich jedoch eine kraftvolle Message, die uns alle angeht.
Optisch ein echter Hingucker – edler geht es wohl nicht. Hidden Lies kommt mit royalblauem Cover, inklusive filigraner, goldener Folierung auf allen drei Seiten und floralem Farbschnitt. Mit diesem Buch ist dem Cove-Exemplar mal wieder ein echtes Meisterwerk gelungen, dass keinen beim Stöbern in der Buchhandlung kalt lassen dürfte. Wir werden mit einem Disclaimer und einen Hinweis auf eine Contentwarnung hinten im Buch begrüßt – wie ich finde eine ideale Lösung: So wird man nicht ungewollt gespoilert, überliest den Hinweis aber auch nicht einfach. Darüber hinaus finden wir eine Playlist vorne im Buch, was wiederum eine Neuheit darstellt, die noch mehr Immersion für die Leser bedeutet. Diese besteht aus Titeln, die im Laufe der Geschichte wichtig werden, überwiegend bekannte Popsongs. Die Geschichte teilt sich auf 476 Seiten in fünf Teile auf, wobei die Kapitel eher kurzgehalten sind. (zwischen 2 und 10 Seiten).


Der beliebte Booktrope rivals to lovers steht hier ganz klar im Vordergrund und zwischen Aiven und Lola sprühen gleich zu Beginn ganz schön die Funken. Auffallend ist vor allem die erfrischend alltagsnahe Wortwahl: die Autorin bedient sich reichlich an Ausdrücken der Umgangssprache und Anglizismen, wobei auch Beleidigungen und Schimpfwörter fallen. Aktuelle Pop-Culture-Referenzen lockern den Plot auf und sorgen für unterhaltsame Momente. Ganz eindeutig richtet sich das Buch an Erwachsene, denn sexuelle Handlungen werden nicht nur zum Thema gemacht, sondern explizit beschrieben. Trotzdem bleibt der Fokus bei diesen Szenen eher auf den Gefühlen der Charaktere, weshalb der Spice wohl mit einer 3 von 5 🌶️ bewertet werden kann. Das Setting ist britisch: Unsere Protagonistin, Lola Dixon kommt aus Fermoy, Irland und auch Marigold Manor achtet streng auf sein royales Image.
Wir starten gleich in die Geschichte und lernen unsere Hauptcharaktere kennen, die beide ihre Dämonen zu bekämpfen haben: Lola, die noch immer nicht mit dem Suizid ihrer Stiefschwester abschließen kann und Aiven, der es zwar bis ganz an die Spitze geschafft hat, sich aber ganz und gar nicht wie ein Sieger fühlt, sondern eher von seiner Vergangenheit erschlagen. Beide entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter und nähern sich einander an, was nicht zuletzt den sehr gut geschriebenen Nebencharakteren zu verdanken ist. Nicht wenige werden, wie auch ich, in Henry, Aivens Bruder, ihren Liebling finden. Wer von beiden sich zuerst in den ach so verachtenswerten Rivalen verguckt, ist schwer zu sagen, klar ist aber, dass es Spaß macht, dabei zuzusehen, wie sich die beiden immer wieder bekriegen, um dann doch wieder aneinander zu denken. Wer die Serie Maxton Halls auf Netflix gesehen hat, kann sich ungefähr vorstellen, wovon ich spreche.
Die Liebesgeschichte der beiden steht aber eigentlich gar nicht im Vordergrund. Viel mehr geht es um den Nebenplot, den es zu lösen gilt: Wer ist dafür verantwortlich, dass Keela sich das Leben genommen hat? Leider ist es gar nicht so einfach, die Herrschaften dazu zu bewegen, ihre dunklen Geheimnisse offen zu legen – und auch Aiven scheint einiges zu verbergen. Er fühlt sich längst nicht so wohl in seiner Haut, wie es auf den Postern immer scheint. Denn im Grunde hat auf Marigold Manor nur einer die Macht und das ist sein Adoptivvater, der Duke. Durch ihre Nachforschungen begibt Lola sich nicht nur in eine elitäre Glamourwelt, die ihr so gar nicht gefällt, sondern außerdem in große Gefahr. Doch was ist ihr wichtiger? Ihre eigene Sicherheit, oder endlich zu erfahren, was damals geschehen ist?

Mit „Hidden Lies“ ist Lara Holthaus der Start in eine vielversprechende Suspense-Romance-Reihe gelungen, die bereits Ende Februar nächsten Jahres um das Sequel „Veiled Ambitions“ ergänzt werden soll. Auch als eingefleischter Fantasy-Fan habe ich mir diesen Termin dick im Kalender angestrichen, denn ich möchte auf jeden Fall weiterlesen – auch ganz ohne Cliffhanger. Definitiv eine Empfehlung für alle, die Romance normalerweise links liegen lassen und bloß keinen Kitsch wollen: Schon lange hat mich keine Geschichte mehr so berührt wie diese und gleichzeitig so oft schmunzeln lassen.

Bewertung vom 11.09.2025
Schikorra, Jana

Schlafende Drachen / Wings of Ash Bd.1


ausgezeichnet

In einer Welt, die alle Farben und jegliche Wärme verloren hat, sind Drachen mit ihrem übermächtigen Feuer die einzige Hoffnung auf das Ende des Winters. Doch was, wenn dieses Feuer nur durch Gesang hervor gelockt werden kann? Das Talent, welches für diese sonderbare Symbiose nötig ist, ist selten. Gylda Endurian, bekannt unter dem Decknamen ihrer Ziehfamilie Nuviree, besitzt jene Gabe und wird aufgrund dessen erbarmungslos verfolgt. Eines Tages fällt der Schwindel auf, und sie wird nach Turbitha ins Schloss des Winterkönigs verschleppt, wo sie als Hauptattraktion für seine Veranstaltungen eingesetzt wird. Bis er sie schließlich versteigert und die Feuerzunge ihre Macht im Kampf um die Rückkehr des Sommers einsetzen muss.

Die New-Adult-Romantasy „Wings of Ash – Schlafende Drachen“ von Jana Schikorra bildet den Auftakt zu einer packenden Reihe, die Fae, magische Gaben und Drachen in sich vereint. Der erste Band erscheint am 15. September im MoonNotes-Verlag, die Veröffentlichung der Fortsetzung „Flammen der Verrat“ ist für Mai nächsten Jahres angesetzt. Auf rund 450 Seiten behandelt die Autorin Themen wie Verlust, Rache und tiefgehende emotionale Beziehungen – sowohl zwischen Mensch und Fae, als auch zwischen Mensch und Tier. Dabei wird allerdings verzichtet sie allerdings trotz einiger explizit beschriebenen Gewaltszenen auf eine Triggerwarnung verzichtet.

Die Heldin der Geschichte hat alles verloren. Nicht nur ihre Eltern und Ziehfamilie, sondern auch ihre Freiheit. Als der grauenvolle Winterkönig ihr Versteckspiel aufdeckt und sie gefangen nimmt, hat sie sich mit ihrem tragischen Ende bereits abgefunden. Doch es kommt ganz anders. Der mysteriöse Fae Neven Artemius ersteigert sie und bringt sie weit fort – nur um ihr seinen eigentlichen Plan zu offenbaren: den König zu stürzen und den Winter ein für alle Mal aus Nascania zu verbannen. Allerdings wird dazu weit mehr nötig sein, als nur die Hilfe des kleinwüchsigen Drachens Theo, den der Winterkönig Neven zusammen mit Gylda überlassen hat. Schon bald begeben die beiden sich in ein halsbrecherisches Abenteuer und kommen sich dabei auch auf persönlicher Ebene näher.

Jana Schikorra kombiniert in ihrem Werk bekannte Fantasy-Aspekte, wie zum Beispiel die besondere Schönheit und geschärften Sinne des Fae-Volkes, mit neuen, innovativen Elementen und weiß so sowohl Neueinsteiger des Genres als auch Langzeitleser zu verzaubern.

Die Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren baut sich in einem realistischen Tempo auf, ohne dabei den Trope Enemies to lovers aus den Augen zu verlieren. Der Spice-Level bewegt sich zwischen 3 und 4 Chilischoten auf dem Valkyreader Guide: Es gibt zwei explizit beschriebene Szenen, jedoch keine starke Einbindung von kinks.

Die Autorin beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Perspektive der beiden Protagonisten, sondern überrascht darüber hinaus mit Einblicken aus den Erlebnissen des Winterkönigs sowie einigen Rückblicken, die Aufschluss über Nebencharaktere geben und den Weg für eine Fortsetzung ebnen. Auch die Beweggründe der einzelnen Charaktere werden ausführlich beleuchtet, sodass es nicht schwerfällt, sich in die Hauptcharaktere hineinzuversetzen. Erwähnenswert ist, das hier tatsächlich Gylda im Zentrum steht. Ganz gemäß dem Trope strong female main character trifft sie die Mehrzahl der Entscheidungen und treibt die Handlung vorwärts.

Besonders positiv ist mir die bereits angedeutete Beziehung zwischen Drache und Heldin aufgefallen. Diese bildet in diesem Buch einen zentralen Faktor, der auf gelungene Art und Weise immer wieder aufgegriffen wird – so ist die Kommunikation per Telepathie zwar möglich, um mehr über die Gedanken und Lebensweise der majestätischen Geschöpfe zu erfahren, beschränkt sich jedoch auf ein einziges Tier.

Ein Kritikpunkt ist sicherlich das fehlende Gefühl der Gefahr: Zwar trifft die Heldin mit ihrer Gruppe immer wieder auf Komplikationen auf ihrer Reise und muss auch Verluste verzeichnen, jedoch verläuft die Mission alles in allem vielleicht eine Spur zu glatt, weil Konflikte stets schnell gelöst werden. Diese könnte jedoch auch dem Umstand geschuldet sein, dass die Autorin ein spektakuläres Finale für die Fortsetzung plant.

Mit „Schlafende Drachen“ liefert Jana Schikorra den Start in ein fantastisches Abenteuer, welches auch Leser überzeugen sollte, die mehr an Fantasy als Romance interessiert sind und die den Fokus der Handlung eher auf die magischen Wesen legen. Und rundes Werk, dem es an nichts fehlt und das mit einem Cliffhanger ganz deutlich zeigt, dass ein zweiter Band nicht nur im Rahmen des Möglichen liegt, sondern fest geplant ist.

Bewertung vom 29.08.2025
Sotto Yambao, Samantha

Water Moon


ausgezeichnet

Der Roman „Water Moon“ von Samantha Sotto Yambao, erschienen am 14. Januar 2024 im Limes-Verlag, erzählt auf wundersame Art von Schicksal, Vorbeistimmung, und inwiefern es unsere Leben beeinflussen kann. Oder eben nicht.

Wir begeben uns mit Hana und Keishin, einem hilfsbereiten Fremden, auf die Suche nach ihrem plötzlich verschwundenen Vater. Dieser leitete ein Pfandhaus, das jedoch weder Antiquitäten noch besonders wertvolle Schätze enthält. Stattdessen tauschen seine Kunden Entscheidungen ein, die sie bereuen und erhalten so ihren Seelenfrieden zurück – in Form einer kleinen Kiste Tee. Als unsere Reise beginnt, soll Hana eigentlich das Pfandhaus übernehmen, findet es aber vollkommen verwüstet vor. Und das Schlimmste: eine Entscheidung aus dem Tresor ist ebenfalls unauffindbar. Wurde etwa eingebrochen? Aber falls nicht, wieso sollte Toshio ein solches Chaos hinterlassen, nur um dann zu gehen? Hana entscheidet sich zum ersten Mal in ihrem Leben aktiv für etwas: Sie muss ihren Vater finden, und zwar bevor es zu spät ist. Dann stolpert jedoch ein Kunde herein, der darauf besteht, ihr zu behelfen, und sie in das waghalsige Abenteuer zu begleiten, das ihr bevorsteht. Dabei begeben sie sich immer tiefer in eine Welt, in der der Lebensweg eines jeden bereits in der Kindheit gezeichnet wird und es schwerwiegende Konsequenzen bei Regelbrüchen gibt.

Das Buch präsentiert sich in innovativer Form: nicht nur das wunderschön gestaltete Cover überzeugt, sondern auch der Buchumschlag selbst: Dieser ist faltbar und verwandelt sich mithilfe der Anleitung im Vor- und Nachsatz in ein Origami-Schiffchen, wie wir ihnen zu hunderten im Laufe der Geschichte begegnen werden. Eine spannende Neuerung, die das Lesen noch ein wenig mehr Immersion verleiht. Viele werden sich jedoch schwer daran tun, den schönen Umschlag auf diese Art und Weise zu „zerstören“. Die Sahne auf der Torte wäre hier ein zusätzlicher Umschlag gewesen, sodass jeder Leser ohne Hemmungen falten kann, das Buch allerdings trotzdem geschützt bleibt.

Die Autorin sticht durch einen besonders blumigen Schreibstil hervor, welcher der Geschichte eine gewisse Leichtigkeit und Eleganz verleiht. Es fällt schwer, den Rhythmus der Handlung zu beschreiben, jedoch gestaltet sich das Leseerlebnis sehr flüssig und harmonisch, ohne irgendwelche Brüche, trotz etwaiger Ortswechsel und Zeitsprünge. Die Geschichte entfaltet eine besonders entspannende Wirkung, auch wenn die Spannung durchaus nicht zu kurz kommt. So kommt es, dass man das Buch gar nicht erst aus der Hand legen möchte, aber trotzdem keinerlei Aufregung aufkommt. Unvorhersehbare Wendungen finden sich trotzdem.

Auch der Einfallsreichtum ist bemerkenswert: Yambao überrascht immer wieder mit originellen Fantasy-Elementen, die jedoch allesamt perfekt mit der malerischen Schönheit der Handlung harmonieren. Der Nachtmarkt, der verloren gegangene Gegenstände wie einzelne Socken und Erinnerungen verkauft, bildet da nur ein Beispiel. Ganz nebenbei lernt man auch einige japanische Wörter und setzt sich mit der faszinierenden Kultur des Landes auseinander. Zu Beginn eines jeden Abschnitts finden wir dabei ein japanisches Sprichwort in Kanji samt deutscher Übersetzung.

Damit ist der Roman nicht nur für Fans von Manga, Anime und asiatischem Essen eine Empfehlung, sondern darüber hinaus für alle, die dringend einmal alles um sich herum loslassen und sich in einer anderen Welt treiben lassen wollen.

Am ehesten lässt sich die Geschichte als whimsical, cozy Romantasy beschreiben, die zur Reflexion über das eigene Leben anregt. Der Roman lädt zum Träumen ein und weiß den Leser mit seiner Tiefsinnigkeit zu verzaubern. Ein fantastisches Setting, welches uns andererseits allerdings auch vor Augen führt, dass jede scheinbar unwichtige Entscheidung Folgen hat – und das in der Fähigkeit, diese Entscheidungen zu treffen, die Freiheit liegt.

Bewertung vom 06.07.2025
Hunter, Becky

Bis mein Herz wieder schlägt


gut

„Als Emery das erste Mal stirbt, ist sie erst fünf Jahre alt.“ – Seite 5
Der Roman „Bis mein Herz wieder schlägt“ von Becky Hunter, erschienen im Juni diesen Jahres im Droemer-Verlag, erzählt auf 347 Seiten eine Geschichte über Verlust, der Frage nach dem Sinn und der Sehnsucht nach einem unerreichbaren Seelenverwandten.

Damit weist das Buch eine ungewöhnliche Erzählstruktur auf: Wir verfolgen nicht Emery’s Alltag, sondern sehen immer wieder nur Ausschnitte aus ihrem Leben – eben immer dann, wenn ihr Herz gerade wieder einmal ausgesetzt hat. Das hat wiederum zur Folge, dass der Leser sowohl Nick als auch die Regeln der Zwischenwelt erst Stück für Stück kennenlernt. Zwar ist es somit um einiges schwieriger, sich mit den Charakteren zu identifizieren, dennoch bietet diese Vorgehensweise eine seltene Möglichkeit, die Entwicklung der Figuren zu verfolgen. Damit sind nicht nur Nick und Emery gemeint, sondern auch ihre Freunde und Familie, die ebenfalls Wege finden müssen, mit der schweren Herzerkrankung umzugehen. Emery selbst fällt es dabei jedoch wohl am schwersten, die Balance zwischen dem Leben für den Augenblick und der Vorsicht zu finden. Damit eckt sie bei ihren Angehörigen auch immer wieder an. Auch wir stellen uns immer wieder die Frage: Inwieweit können Überraschungen gemieden werden, ohne dass das Leben jeglichen Wert verliert?

„Bis mein Herz wieder schlägt“ beschreibt eine Liebe, die nicht sein kann und den Kampf zurück ins Leben. Damit setzt sich das Buch von einem Großteil der Romane ab, dessen Figuren in den allermeisten Fällen sich in weit günstigeren Ausgangsbedingungen befinden. Geschickt verschafft die Autorin unseren Protagonisten aber ein wenig mehr Raum für die Entwicklung ihrer Beziehung: In der Zwischenwelt herrscht ein anderes Zeitkontinuum als in der realen Welt. Das ist auch nötig, denn die beiden haben keinerlei Möglichkeit, außerhalb von Emery’s Anfällen miteinander zu kommunizieren. So stellt sie sicher, dass Romantik aufkommen kann, ohne den Anschluss zur Realität zu verlieren. Dabei bewegen sich die intimeren Szenen des Buches zwischen spice-Level 1 und 2: Einige Handlungen werden zwar recht explizit beschrieben, schließlich wird dann aber vorgespult.
Die LGBTQIA+-Community wird am Beispiel von Emery’s Schwester Amber einbezogen, die mit einer Frau zusammen ist. Hunter erwähnt hier auch die Schwierigkeiten, denen lesbische Paare sich im Alltag stellen müssen, etwa das Verbot einer Ehe, welches in England noch bis 2013 galt.

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, vor allem, da es Abwechslung geboten hat. Ich bin eigentlich kein großer Fan von Romanen, da mir die ewigen Liebesgeschichten meist einfach zu eintönig sind. Hier befinden die Figuren sich aber in einer ungewöhnlichen Lage, die alles verändert. Außerdem spielt die Autorin mit der ewigen Frage, was uns wohl nach dem Tod erwarten könnte. Sie zeichnet das Bild einer friedlichen Zwischenwelt, beeinflusst von positiven Erinnerungen und einem Abschied vom Leben, bei dem keine Seele jemals alleine gelassen wird – eine sehr tröstliche Vorstellung.
Dennoch trifft Emery einige problematisch Entscheidungen, was dazu führt, dass nicht jeder Leser letztendlich mit der Protagonistin sympathisiert. Deshalb hat mich die Geschichte gegen Ende leider nicht mehr so sehr fesseln können. Die Handlung verliert stellenweise leider auch durch zu stark gescriptete und überspitzte Momente an Emotionalität. Das Ende wird hier natürlich nicht vorweg genommen, aber auch dieses wird bei einigen auf Widerspruch treffen. Eingefleischte Romanleser könnten hier jedoch anderer Meinung sein.
Alles in allem bietet „Bis mein Herz wieder schlägt“ eine interessante Idee für eine ungewöhnliche Liebesbeziehung, die auch Fans anderer Genre ansprechen wird. Gefühle sind bei der Lektüre vorprogrammiert. Wer jedoch auf einen Hauptcharakter hofft, in den man sich hineinversetzen kann und dessen Schicksal nachhaltig berührt, à la „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ (Anna McPartlin), der wird hier mit großer Wahrscheinlichkeit enttäuscht.
Die Chance, dass das Buch fortgeführt wird, schätze ich gering ein, denn Emery’s und Nick’s Geschichte ist zu Ende.