Blumendystopie, zwischen Hoffnung & Blütenmonstern!
„Manche machten die Erderwärmung dafür verantwortlich …
… andere sahen darin die Strafe für Jahrzehntelange Umweltzerstörung.“ (S. 5)
Oh wow, wie cool ist bitte dieser Reihenanfang?! Ich war ab der ersten Seite komplett drin! „Wild Strawberry 01“ zieht einen sofort mit einer Wahnsinnsatmosphäre, spannungsgeladener Action und großartigen Figuren in den Bann. Ich lieb’s jetzt schon und kann es kaum erwarten, wie es weitergeht!
Was mich sofort begeistert hat, ist der unglaublich starke Zeichenstil. Trotz teils chaotischer oder intensiver Hintergründe schafft es Ire Yonemoto, den Fokus stets auf den Figuren zu halten. Und dann diese kleinen, liebevollen Details überall, ich hab manche Seiten mehrfach angeschaut, einfach weil sie so viel erzählen. Dazu kommt der, wie gewohnt, clever eingesetzte schwarze Rahmen für Rückblenden, den ich einfach großartig finde. Man erkennt sofort, wenn man in die Vergangenheit eintaucht, was beim Lesen super hilft.
Kayano und Kingo sind für mich jetzt schon absolute Lieblingsfiguren! Ihre Geschwisterbeziehung ist einfach zum Dahinschmelzen(!), so viel Liebe, Vertrauen und gegenseitige Loyalität. Kingo überrascht mich immer wieder mit seiner ruhigen Stärke und seiner Fähigkeit, für das Richtige einzustehen und Kayano berührt mich mit ihrer Mischung aus Verletzlichkeit und Kraft. Die beiden tragen diese Geschichte mit so viel Herz!
Inhaltlich ist der Manga wahnsinnig spannend und packend. Die Story hat Tempo, überrascht, bleibt dabei aber durchdacht und nie überladen. Ich war stellenweise richtig atemlos beim Lesen! Besonders heftig ist der Umgang mit den Jinkas – teils richtig schockierend und bedrückend, was der Manga auf beeindruckende Weise inszeniert und ich liebe es, dass sogar die vermeintlich „Bösen“, wie die Organisation FFF (FlowerFuneralForce), nachvollziehbare Motive haben. Das macht die Welt komplexer und spannender.
Eine später auftauchende Figur hat mich auch sofort neugierig gemacht. Ich mochte sie zwar auf Anhieb nicht, aber ich glaube, sie könnte eine dieser typischen „Bad Ass mit Tiefe“-Figuren werden, die zwischen Gut und Böse schwankt. Genau mein Ding!
Optisch ist das Ganze einfach ein Fest: intensiv, atmosphärisch und stellenweise so wunderschön, dass ich wirklich kurz innehalten musste. Zwei Bilder haben sich direkt in mein Herz gebrannt, visuell ist „Wild Strawberry“ auf absolutem Top-Niveau.
Auch das Setting ist spannend, bietet Potenzial für noch viel mehr und ich freue mich riesig auf das, was da noch kommt. Es ist auf jeden Fall auch etwas trashiges dabei, im besten Sinne: unterhaltsam, überdreht, mit Style.
Und das Ende? Kam völlig unerwartet, aber ich liebe es! Der Cliffhanger hat perfekt funktioniert, ich musste den nächsten Band direkt vorbestellen.
Fazit: „Wild Strawberry 01“ hat alles, was ein großartiger Manga braucht: starke Figuren, eine spannende Story, emotionale Tiefe, visuelle Wucht und eine gute Portion Gesellschaftskritik. Für mich jetzt schon ein Highlight – unterhaltsam, bildgewaltig und einfach verdammt cool. Ich bin sowas von dabei!
„Es liegt doch in der menschlichen Natur, glauben zu wollen, dass das Sinnlose einen Sinn hat." (Seite 304)
Ella Bermans Before We Were Innocent startet wirklich stark, der Einstieg hat mich direkt gepackt!
Anfangs schien alles klar: Joni, das wilde, manipulative Mädchen, die offensichtliche Antagonistin und Bess, das brave, stille Opfer. Doch je mehr man liest, desto mehr verschwimmen diese Schwarz-Weiß-Grenzen und es entwickelt sich das Bild einer zutiefst toxischen Mädchenfreundschaft. Fast schon wie ein Roman gewordener True-Crime-Fall, ich musste zum Anfang hin oft an den Fall von Amanda Knox denken. Diese Ambivalenz ist definitiv ein Pluspunkt der Geschichte.
Trotzdem, wirklich sympathische Figuren sucht man hier vergeblich. Vor allem Bess als Erzählerin ist anstrengend. Ihre permanente Opferhaltung, gepaart mit einer gewissen Rückgratlosigkeit, macht es schwer, mit ihr mitzufühlen. Alles scheint immer an äußeren Umständen zu liegen, nie übernimmt sie echte Verantwortung. Das wirkt irgendwann nicht mehr authentisch, sondern schlicht nervig. Noch problematischer ist, dass sie als Ich-Erzählerin keine verlässliche Perspektive bietet. Immer wieder widerspricht sie sich, stellt Menschen erst in einem Licht dar, nur um später das Gegenteil zu behaupten. Ihre Einschätzungen wirken häufig unstimmig und inkonsequent, als Leserin fragt man sich oft: Bekommt sie überhaupt irgendwas mit? Hier hätte ein Perspektivwechsel oder gar ein allwissender Erzähler vermutlich mehr Klarheit und Tiefe gebracht.
Joni hingegen ist zumindest ehrlich in ihrer Unbeliebtheit. Sie ist ein Mi$t$tück und das meine ich gar nicht mal negativ. Sie macht kein Geheimnis daraus, wer sie ist, und das macht sie fast schon erfrischend. Klar, sie ist das typische "wild child", aber irgendwo auch berechenbar in ihrer Unberechenbarkeit. Ich mochte sie gerade als Teenagerin mehr als Bess auf irgendeiner Zeitebene, weil sie wenigstens kein Blatt vor den Mund nahm.
Ein echtes Mysterium bleibt für mich Ev. Warum sie von allen als „heilig“ angesehen wird, ist mir schleierhaft. In ihren Interaktionen mit den anderen wirkt sie launisch, fast passiv-aggressiv, das lässt wenig Heiligenschein übrig. Diese Wahrnehmung passt allerdings wieder hervorragend zu der wirren Erzählung von Bess.
Der Schreibstil rein vom Lesefluss ist definitiv eine Stärke des Buches. Man kommt schnell rein, alles liest sich flüssig und fast mühelos, schwupsiwups fliegt man durch die Seiten. Auch die Zeitsprünge zwischen „damals“ und „heute“ funktionieren gut, wenn auch das Tempo manchmal etwas schleppend ist. Gerade die Rückblicke in die Teenagerzeit der drei Mädchen sind faszinierend, aber auch frustrierend, selten habe ich eine so toxische Freundesdynamik erlebt. Man fragt sich beim Lesen öfter, wie diese Mädels überhaupt so lange miteinander befreundet sein konnten.
Leider wird das Buch mit der Zeit immer konstruierter und dramatischer. Viele Entscheidungen der Figuren wirken zu gewollt, fast wie auf Stichwort. Zufälle häufen sich, Gedanken und Handlungen sind vorhersehbar. Man bekommt als Leser genau das geliefert, was man erwartet, aber eben auch nicht mehr. Es fehlt an echten Twists oder überraschenden Entwicklungen. Obwohl viele Passagen Tiefe suggerieren, bleiben die Figuren flach. Ihre Motive und Gefühle sind fast schon zu durchschaubar, man kann sich alles vorab denken, bevor es ausgesprochen wird.
Besonders enttäuschend fand ich das Ende (Spoilerfrei!). Nach all dem Drama und den aufgebauten Konflikten kommt da... nichts. Kein Aha-Moment, keine emotionale Belohnung, kein Knall. Es wirkt, als wäre das ganze Buch nur ein Aufwärmen für einen Schluss, der dann schlicht nicht passiert. Vieles, was zuvor wie bedeutungsvoll aufgebaut wurde, verpufft einfach. Da fragt man sich: Wozu das alles?
Fazit: Before We Were Innocent ist ein Roman mit spannendem Thema, einer angenehm lesbaren Sprache und interessanten Dynamiken. Doch trotz des vielversprechenden Anfangs bleibt ein schales Gefühl zurück. Die Figuren sind schwer greifbar und kaum sympathisch, die Handlung wirkt zunehmend konstruiert und das Ende enttäuscht. Es ist ein Buch, das man gut wegschmökern kann, aber bei dem man sich am Ende fragt, ob es das wirklich wert war.
“Gott ist ein abwesendes Elternteil, das Loyalität fordert, obwohl es nie zu Besuch kommt, und ich muss einfach meine Gebete in die Leere senden und darauf vertrauen, dass Er sie empfängt.“ (Seite 220)
*Hell Followed with Us – Das Monster in uns* ist eine eindrucksvolle, apokalyptische Feuerbrunst, die mich von der ersten Seite an entflammt hat!
Der Einstieg in die Geschichte fällt erstaunlich leicht, ohne große Anlaufzeit ist man direkt mittendrin in Benjis Welt, die zwar düster und beklemmend ist, aber auch mit Hoffnung, Zusammenhalt und Identität(suche) durchzogen wird.
Der Schreibstil von A. J. White ist angenehm locker, dabei aber keineswegs flach, im Gegenteil: Die Sprache trifft oft genau ins Herz und transportiert sowohl Spannung als auch Emotionen. Die dystopische Welt, in der die Geschichte spielt, ist faszinierend, aber nicht ganz leicht zu durchschauen. Viele Details und Hintergründe bleiben lange diffus, was zwar zur Atmosphäre beiträgt, aber an manchen Stellen ein klein wenig Orientierung kosten kann. Ein toller Pluspunkt: Die hin und wieder wechselnden Perspektiven, die für Dynamik sorgen und den Leser immer wieder neue Blickwinkel erleben lassen. Manchmal jedoch schleichen sich Wiederholungen ein, sowohl in der Handlung als auch in bestimmten Formulierungen. Auch stellt sich hin und wieder die Frage, ob das Geschehen wortwörtlich oder metaphorisch gemeint ist, was einerseits künstlerisch spannend ist, andererseits gelegentlich etwas verwirrend wirkt.
Ich mochte besonders die Vielfalt und Tiefe der Figuren. Sie sind überwiegend sympathisch. Benji, die Hauptfigur, ist absolut großartig gezeichnet: verletzlich, stark, zerrissen, aber auch auf eine stille Weise hoffnungsvoll. Seine Selbstfindungsreise ist das emotionale Zentrum des Romans und wirkt gerade durch ihre düsteren und gewalttätigen Umstände intensiv, wenn auch hier und da noch etwas mehr persönliche Tiefe möglich gewesen wäre. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass er noch etwas unabhängiger um sich selbst kämpft.
Die Sekte und ihre Anhänger sind erschreckend glaubwürdig und wirkungsvoll inszeniert, fanatisch, grausam, aber auch beängstigten realistisch in ihrer Ideologie und Darstellung.
Die queeren Jugendlichen, die gemeinsam mit Benji ums Überleben kämpfen, sind ein echtes Highlight. Ihre Identitäten werden nicht problematisiert, sondern sind einfach selbstverständlich Teil ihrer Existenz – so wie es sein sollte! Auch das Gendern wird vollkommen natürlich eingebunden, ein starker Punkt, der das Buch besonders macht und hoffentlich endlich in vielen weiteren Büchern zu finden sein wird.
Alles in allem ist Hell Followed with Us eine starke, queerer Horror-Dystopie mit Herz, Härte und Haltung. Ein Buch, das Mut macht, auch wenn es von Schmerz erzählt und einer unglaublichen Symbolik.
Der nächste Roman von A. J. White steht jedenfalls schon auf meiner Wunschliste, denn dieses Debüt hat definitiv Lust auf mehr gemacht!
“Weil ich wütend war. Weil ich es nach wie vor bin. Aber hauptsächlich, weil ich queeren Kids zeigen wollte, dass sie die Hölle durchmachen und das überleben können. Vielleicht nicht in einem Stück, vielleicht für immer verändert, aber am Leben und dennoch wert, geliebt zu werden.“ (Seite 5, Leserbrief von A.J.W.)
“Mach dir keine Sorgen, Abby, Liebes. Wir alle machen die Erfahrungen, die wir müssen, damit wir im Leben weiterkommen.“ (Seite 97)
Ein absolut gelungener Einstieg in die Welt der Nightwood Academy!
Der erste Sammelband hat mich nicht nur sofort abgeholt, sondern auch nachhaltig begeistert!
Der Schreibstil von Amber Auburn ist ein echtes Highlight: flüssig, atmosphärisch und besonders stark in der Beschreibung von Umgebung und Stimmung. Ich konnte mir die Academy, ihre düstere, geheimnisvolle Aura und das ganze Drumherum richtig gut vorstellen. Außerdem schafft es die Autorin mit einer angenehmen Leichtigkeit, Humor in die Story zu bringen, ich musste öfter schmunzeln, gerade wegen der stumpf-aber-nicht-stumpfen Fixierung auf heiße Typen. Es ist schon fast ein Running Gag, wie schnell Abby und alle anderen abgelenkt werden und gleichzeitig funktioniert es einfach überraschend gut im Gesamtkontext.
Besonders gelungen finde ich, dass man beim Lesen genau auf dem gleichen Wissensstand wie Protagonistin Abby ist, das sorgt für ein intensives Mitfiebern & Rätseln und lässt einen förmlich in die Handlung hineingleiten.
Abby selbst ist eine super sympathische Heldin: stark, schlagfertig, mit einer guten Portion Selbstironie. Sie fühlt sich echt an, nicht überzeichnet, sondern einfach wie jemand, den man sofort mögen und manchmal liebevoll schütteln möchte. Vor allem, wenn sie mal wieder sabbert, statt zu ermitteln. Gerade diese kleinen Ecken und Kanten machen sie für mich so charmant und authentisch. Niemand ist perfekt, und Abby muss das auch gar nicht sein.
Die Nebenfiguren sind ebenfalls gelungen, allen voran Maisie & Charlie, die einfach bezaubernd sind. Und natürlich die Vampirbrüder: geheimnisvoll, unterhaltsam, mit ordentlich Flirtpotenzial. Der Flirty-Anteil ist hoch, ja, aber ich finde, das ist stimmig, wenn man bedenkt, dass alles eigentlich einzelne Episoden sind. Es verleiht dem Buch eine gewisse Leichtigkeit, die Spaß macht.
Was mir allerdings ein wenig gefehlt hat: der Tod ihrer Mutter. Natürlich weiß ich, dass die Reihe episodisch aufgebaut ist, und vermutlich wird dieses Thema später noch eine größere Rolle spielen – aber ich hätte mir gewünscht, dass Abby sich etwas weniger leicht davon abbringen lässt, dieser Tragödie auf den Grund zu gehen. Auch ihre besondere Fähigkeit bleibt bislang eher diffus und könnte definitiv noch mehr Aufmerksamkeit vertragen. Trotzdem: Die Story findet immer wieder zurück zu ihrem Fokus, es gibt genug Spannung, mysteriöse Elemente und überraschende Wendungen, sodass ich nie das Interesse verloren habe.
Das Ende? (Spoilerfrei) Gemein! Es sorgt dafür, dass ich am liebsten direkt weiterlesen möchte. Und das werde ich auch, denn den zweiten Sammelband habe ich mir natürlich direkt vorbestellt.
Fazit: Nightwood Academy 1 hat seine kleinen Schwächen, keine Frage, aber in Summe überwiegen für mich ganz klar die Stärken. Atmosphäre, Charaktere, Humor und Spannung ergeben ein rundes, unterhaltsames Paket.
„Die tote Libelle sieht mir in die Augen, aus ihrem Gesicht spricht Ewigkeit.“ (Seite 24)
*Dancing Queen* wird als ein Roman über das Lebensgefühl der Millennials beworben, doch beim lesen hatte ich eher das Gefühl, eine existenzielle Midlife Crises zu erleben.
Zugegeben, dass Gefühl “verloren“ zu sein und den ein oder anderen “Spleen“ zu haben, mag einer ganzen Generation bekannt vorkommen, aber Paulina driftet schon arg ab.
Paulina, Mitte 30, in Buenos Aires lebend, wird nach einem Autounfall aus ihrem gewohnten Trott gerissen und beginnt, ihr Leben zu reflektieren.
Dabei geht es um Themen wie Einsamkeit, verpasste Chancen, Kinderwunsch und die Frage nach dem “richtigen“ Lebensweg.
Eigentlich DIE Themen, die aktuell sind, von Paulina aber ziemlich creepy angegangen werden.
Sie ist irgendwie so herrlich abstrus, dass man ihr schon gerne folgt, ich mich aber nicht mit ihr oder gar der Millennials-Mentalität identifiziert konnte. Schade, wo doch genau das auch meine Generation ist.
Der Schreibstil war mir etwas zu nüchtern und distanziert, was zwar gut zu Paulinas innerer Leere gepasst hat, aber auch gleichzeitig dafür gesorgt hat, dass man sie sehr distanziert betrachtet hat.
Trotzdem hat mich die Nachdenklichkeit und ihre Melancholie oft überzeugt. Zeitgleich hat mir aber auch oft die Leichtigkeit und der humorvollen Blick auf die Lebensrealität gefehlt.
Es dominiert eine Schwere, die eher an eine klassische Midlife-Crises erinnert, als an die Herausforderungen der Gen Y.
Die Themen Selbstfindung und gesellschaftliche Erwartungen werden interessant angerissen, nur leider oft ohne tiefere Auseinandersetzung oder neue Perspektiven.
Man stolpert von einer Episode in die andere, mal atmosphärisch, mal belanglos.
Insgesamt ist *Dancing Queen* kein schlechtes Buch, aber es trifft nicht ganz meine Erwartungen.
Wer sich eine unterhaltsame oder treffsichere Darstellung des Millennial-Lebensgefühls erhofft, könnte enttäuscht werden. Wer jedoch eine ruhige, introspektive Geschichte über persönliche Krisen und Selbstzweifel sucht, wird hier eher fündig.
„Wir verglühen alle eines Tages, doch bevor das geschieht, möchte ich lieber brennen. So hell und wild und heiß, wie es nur geht! Lichterloh!“ (Seite 84)
Lichterloh – Stadt unter Ruß entführt einen in eine düstere Welt, die durch Ruß, Kohle und enge gesellschaftliche Strukturen geprägt ist!
Die Geschichte folgt Cleo, die davon träumt, Schornsteinfegerin zu werden – ein angesehener Beruf in dieser von (Über-)Industrie dominierten Stadt. Ihre Schwester Gwynnie hingegen arbeitet im Verborgenen an umweltfreundlichen Technologien, doch ihr Einfluss auf die Handlung bleibt leider begrenzt. Ich hoffe, dass das Potential von ihr in den nächsten Teilen noch genutzt wird, denn ihre Sichtweise ist die eigentliche und viel spannenderer Zukunft.
Das Setting ist grau und schmutzig und mit kleinen schrägen Details, die die Welt lebendig werden lassen. Allerdings fehlt eine genauere Erklärung, wie es überhaupt zu den herrschenden Zuständen gekommen ist. Wieso ist die Stadt so, wie sie ist? Wie und warum hat sich die Gesellschaft so entwickelt? Hier bleibt das Buch vage, was das Gesamtbild der Welt etwas unvollständig wirken lässt und die Unterwürfigkeit der Menschen manchmal unverständlich macht, gerade bei diesen teilweise katastrophalen und lebensfeindlichen Vierteln.
Ich versteht durchaus, dass man bei einer Trilogie noch nicht alles verraten möchte, aber persönlich war mir das einfach zu wenig.
Auch der Einstieg ist etwas langatmig, dadurch dauert es eine Weile, bis die eigentliche Handlung in Fahrt kommt. Doch sobald dies geschieht, entfaltet sich eine spannende Geschichte, die besonders gegen Ende immer mehr an Tiefe gewinnt. Die Charaktere, allen voran Cleo, entwickeln sich spürbar weiter. Sie lässt ihre kindliche Naivität hinter sich und lernt, dass sie das Leben und vor allem die Gesellschaft viel mehr hinterfragen muss.
Lange war ich mir unsicher, ob ich überhaupt nach diesem Teil weiterlesen möchte, aber ja(!), das temporeiche Ende konnte mich doch überzeugen.
Allerdings gibt es einige Wendungen, die zu abrupt passieren und dadurch nicht immer nachvollziehbar anmuten. Manche Entwicklungen hätten mehr Raum zur Entfaltung gebraucht, um emotional besser zu wirken. Zudem ist es schade, dass Gwynnie, die eigentlich eine interessante Figur ist, keine besonders große Rolle spielt. Ihr Handlungsstrang bleibt eher im Hintergrund, obwohl ihre Forschungen und Überzeugungen durchaus Potenzial gehabt hätten.
Nichtsdestotrotz überzeugt das Buch mit einer originellen Idee und einem spannenden Finale, das Lust auf mehr macht.
Die Illustrationen von Melanie Korte und die Stadtkarte im hinteren Innencover runden das Leseerlebnis wunderbar ab.
Insgesamt ist Lichterloh – Stadt unter Ruß ein gelungener Auftakt, der trotz kleinerer Schwächen mit seiner einzigartigen Welt und einer überwiegend mitreißenden Hauptfigur überzeugt.
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