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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 927 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2025
Grandl, Peter

Reset


sehr gut

Erwischt. Der Körperscanner am Flughafen von London zeigt deutlich, dass die junge Frau eine Waffe trägt. Ja, man kann sogar die Kugeln sehen. Als dann auch noch eine ihr wohlbekannte Stimme hinter ihr flüstert, dass sie die falsche Gangway betreten hat, ist es um sie geschehen. Solche Fehler dürfen nicht passieren. Der Leser fragt sich später mit Sicherheit, ob sie nicht besser den anderen Flug genommen hätte. Dann wäre sie vielleicht noch am leben.



Diesen Autor kannte ich noch nicht. Einzig die vielen guten Rezensionen veranlassten mich zum Lesen des Buches. Der Einstieg gestaltete sich schwierig. Die zahlreichen Personen verwirrten mich. Der Wechsel zwischen Orten und Protagonisten war kaum nachvollziehbar. Der straffe Spannungsbogen ließ mich allerdings weiter lesen und ich bereute es nicht.



Ein für mich beängstigender Roman, der die Gefahren, welche von künstlicher Intelligenz ausgehen, klar aufzeigt. Nicht nur die Feinde Israels haben auf diese Weise einen Weg gefunden, dem Land massiv zu schaden. Es gibt so viele Krisenherde, die durch Fake News angeheizt werden. Wie schnell entsteht hierdurch ein bewaffneter Konflikt? Nein, ich mag es mir nicht vorstellen.



Wer sich an den mannigfachen Personen und Orten stört, sollte das Lesen nicht abbrechen. Durchhalten lohnt sich auf jeden Fall. Das Ende ist nämlich überraschend und kaum vorhersehbar. Ich empfehle das Buch ohne Wenn und Aber.

Bewertung vom 23.06.2025
Gundar-Goshen, Ayelet

Ungebetene Gäste (MP3-Download)


ausgezeichnet

#UngebeteneGäste beginnt mit der Schilderung von Vorurteilen, die Juden gegenüber Arabern haben. Was sich aus diffusen Ängsten entwickeln kann, erlebt die junge Mutter Naomi eindrücklich. Ihr Ehemann beauftragte einen arabischen Arbeiter, den Balkon zu renovieren. Was dann geschah, lässt sich kaum nachvollziehen. Zeigt aber deutlich, wie tief die Gräben zwischen der Bevölkerung Israels sind.

D a s war mal wieder ein Buch so ganz nach meinem Geschmack. Dass die Autorin auch Psychologin ist, merkt der Leser an ihren kenntnisreichen Ausführungen. Nein, die sind keineswegs so geschrieben, dass nur Fachleute sie verstehen. Nach dem Unfall, bei dem ein Unschuldiger verurteilt wird, zeigt sich, was es heißt, mit einer Schuld umzugehen. Alle, sowohl die Familie um Naomi als auch um den palästinensischen Arbeiter, kommen mit der Situation nicht zurecht. Die einen haben ein schlechtes Gewissen, die anderen sinnen auf Rache.

Zu ihrem Buch sagt die Autorin, dass sie eine ähnliche Situation erlebte und daraus dann die Idee zu diesem Roman entstand. Sie merkt auch an, dass seit dem 07. Oktober 2023 eine latente Furcht zwischen den Menschen in Israel herrscht. Wer kann darüber besser berichten als Ayelet Gundar-Goshen? Wohl niemand.

Nicht nur Inhalt und Sprachstil haben mich beeindruckt. Auch die Lesung durch Milena Karas fand ich äußerst gelungen. Von mir gibt es einen Sternenregen und eine ausdrückliche Lese- oder Hörempfehlung. #NetGalleyDE

Bewertung vom 22.06.2025
Berkel, Christian

Sputnik


ausgezeichnet

„Sputnik“ ist ein Junge, der in Westberlin das Licht der Welt erblickt. Als Jugendlicher wird ihm sein Zuhause zu eng und es treibt ihn nach Frankreich. Nach Paris. Hier möchte er seinen Traum erfüllen und setzt alles daran, ein guter Schauspieler zu werden. Als er in sein Elternhaus zurückkehrt, sind ihm Eltern und Schwester zunächst fremd. Zu viele Eindrücke gibt es, die ihn während seiner Zeit in Paris beeindruckten. Das Zuhause seiner Eltern erscheint ihm erdrückend.

Das ist also das dritte Buch von Christian Berkel. Und wieder einmal konnte er mich restlos überzeugen. Ja, anfangs hatte ich ein wenig Mühe hineinzukommen. Das legte sich aber rasch. Ich mag seine Art der Erzählung sehr. Die Sprache ist gehoben und dass er immer wieder von seiner Mutter berichtet, ist mir sympathisch. Das gefiel mir bereits in den ersten beiden Büchern.

Nicht nur die gehobenen Sprache gefällt mir. Auch seine Lebendigkeit im Ausdruck nehmen mich mit auf eine Reise, die interessant und lehrreich ist. Wer, wie ich in den Genuss kommt und seiner Stimme bei einem Hörbuch lauschen kann, der wird mit Sicherheit gefesselt sein. Ganz klar, dass ich eine ausdrückliche Empfehlung gebe.

Bewertung vom 13.06.2025
Haidinger, Martin

... und dann wurden sie Nazis. (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Der Adolf war für uns einfach ein toller Typ.“ Das sagten nicht wenige der Jugendlichen, die den „Führer“ bewunderten und ihm bedingungslos folgten. Bevor es zum „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich kam, war das Land ein Zufluchtsort für Juden. Hier konnten sie ohne Furcht vor Verfolgung und Repressalien leben. Leider währte dieser Schutz nicht lange. Aber auch die Mitgliedschaft in der NSDAP war verboten. Es gab nur heimliche „Parteigenossen“, die im Untergrund agierten.

Das Buch fasst zusammen, wie es dazu kam, dass 33 junge Männer von Mitgliedern der NSDAP angeworben wurden. Hier gab es nach dem „Anschluss“ zwei Lager. Das waren die fanatischen Anhänger und auf der anderen Seite jene, die nur folgten, weil sie sich Vorteile davon erhofften. Viele interessierten sich gar nicht für Politik und mochten Hitler überhaupt nicht. Sie hatten Angst vor den Folgen, wenn sie sich öffentlich gegen den „Führer“ stellten. Dabei sahen viele bereits vor 1940 die dunklen Wolken am Horizont.

Es waren die Truppen der „Braunen“, die über Österreich herfielen. Sie brachten Gewalt und Unruhen ins Land. Dabei versprach Hitler, dass das Land bald von Arbeitslosigkeit befreit wäre und alle Menschen ihren Wohlstand genießen könnten. Welch eine Farce.

Hier noch ein Zitat aus dem Buch: „Er (Hitler) war ein Meister der Fassade, hinter der sich neben intellektueller Leere nur kleinbürgerlicher Hass und Niedertracht verbargen.“

Das Buch von Martin Haidinger zeigte mir einmal mehr, dass Aufklärung so wichtig ist. Darüber, was damals geschah und dass sich das jederzeit wiederholen kann. Nein, nicht alle Menschen wussten, was vor sich ging. Dass in den Konzentrationslagern gemordet und gefoltert wurde. Viele Fakten kommen erst jetzt, 80 Jahre nach Kriegsende ans Licht und das ist auch gut. Jeder Fachmann, der sich mit dem „Dritten Reich“ auseinandersetzt, hat Bewunderung verdient. Die Erinnerung muss stetig wach bleiben und kann dazu beitragen, dass diese Gräueltaten niemals wieder geschehen können.

Bewertung vom 12.06.2025
Lahme, Tilmann

Thomas Mann (eBook, ePUB)


sehr gut

Immer einen Tropfen Blut in die Tinte geben. Dann würden seine Bücher ein Erfolg. Daran glaubte Thomas Mann und ja, er vermutete tatsächlich, dass sein Ruhm von diesen wenigen Tropfen des eigenen Blutes abhingen. Er war einer der erfolgreichsten deutschen Autoren. Die Novelle „Tonio Kröger“ offenbare am meisten von ihm selbst, so Thomas Mann nach der Veröffentlichung. Sein Durchbruch gelang mit der Hilfe von Samuel Fischer. Der verlegte „die Buddenbrooks“ in einem Band und nicht wie eigentlich erdacht in zwei Büchern. Die Freundschaft zwischen Verleger und Autor ist für beide Parteien ein Gewinn.

Das Buch "Thomas Mann" von Tilmann Lahme ist eine weitere Biographie des „Meisters der Literatur“. Seine Bücher sind bis heute gefragt und beliebt. Was immer wieder nur hinter vorgehaltenen Hand gewispert wurde, das macht der Autor dieses Buches öffentlich. Thomas Mann war homosexuell veranlagt und durfte seine Neigung in damaliger Zeit leider nicht ausleben. Auch seine Heirat mit der reichen Katia konnte sein Begehren nach jungen Männern nicht stillen.

Für mich war das Buch zu sehr mit der Tatsache beschäftigt, dass Herr Mann homosexuell veranlagt war. Zu viele Seiten füllten diesen Tatbestand. Ich hätte mir gewünscht, dass nicht nur der Blick auf sexuelle Phantasien eine Rolle spielen, sondern sein Verhältnis zu Kindern und Ehefrau.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.06.2025
Wen, Lai

Himmlischer Frieden


ausgezeichnet

„Befreiungsfüße“, so nannte die Großmutter ihre Füße. Sie wehrte sich nämlich erfolgreich gegen die Meinung ihrer Eltern. Sie sollte diese abbinden und so die so angesagten „Lotusfüße“ erreichen. Im Alter zwischen 5 und 8 Jahren wurden die Füße der Mädchen eng verschnürt und die Zehen gebrochen. Damit wollten die Mütter oder Großmütter erreichen, dass ihre Töchter dem allgemeinen Modetrend entsprachen. Eigentlich kein Wunder, dass diese Frau anfing Schuhe zu nähen, die auch Frauen mit deformierten Füßen tragen konnten. Ja, die Großmutter war eine Rebellin und hin und wieder kam es vor, dass ihre Enkelin sich von ihr missverstanden fühlte.

Die Ich-Erzählerin Lai schreibt über ihren Vater, dass er während der Mao-Regierung inhaftiert war. Was er damals erlebte, verschweigt er seiner Familie. Bis zu dem Tag, als er seine Tochter zu einem Spaziergang einlud. Sie gingen so lange, bis sie eine Mauer erreichten. Was das Mädchen dort las, erschütterte sie zutiefst. Jetzt konnte sie sogar ihren schweigsamen Vater verstehen und lernte ihn zu schätzen.

Ein dicker Wälzer, der keine leichte Lektüre war. Die Schriftstellerin Lai Wen wuchs in China auf und zeigt deutlich, welche Gefahren von einer Diktatur ausgehen. Der Platz des „Himmlischen Friedens“ was Schauplatz eines Massakers an Studenten, die lediglich für mehr Demokratie und Meinungsfreiheit eintraten. Sie wurden mundtot gemacht und viele von ihnen starben im Kugelhagel der Soldaten.

Auch wenn das Lesen des Romans einige Anstrengung erfordert, wenn man ihn bewusst lesen und verstehen möchte. Dranbleiben lohnt sich. Weil er zeigt, wie wichtig es ist, den totalitären Ansichten etlicher Staatsmänner entgegenzutreten. Nein, wer denkt, dass diese doch weit weg seien, der irrt.

Bewertung vom 03.06.2025
Bast, Eva-Maria

Der Traum des Louis Vuitton (MP3-Download)


ausgezeichnet

Louis ist glücklich. Er ist am Ziel seiner Träume. Nicht alleine die Tatsache, dass er die Königin leibhaftig vor sich sehen durfte. Nein, er hat auch eine Lehrstelle sowie ein gemütliches Zimmer mit Vollpension. Sein Lehrherr ist freundlich und die Kollegen werden schon bald zu guten Freunden. Auf welche Weise sich dann sein Werdegang entwickelte, das hat er wohl niemals zu hoffen gewagt.

Die Produkte mit dem Label Louis Vuitton kennen und lieben viele Menschen. Oft handelt es sich dabei und gut betuchte Leute, die einen exklusiven Geschmack haben. Dass auch er sich langsam nach oben arbeitete und nur durch Fleiß und Ausdauer das erreichte, was sein Traum war, erkennen seine Kunden kaum. Ich meine, dass es wichtig ist, die Anfänge von solchen Berühmtheiten erzählt zu bekommen. Zumal dieser Mann nie abgehoben wurde, sondern stets auf dem Boden der Realität blieb.

Denn das macht doch viele der Männer und Frauen aus, die unseren heutigen Wohlstand prägten. „Der Traum des Louis Vuitton“ beruht auf Tatsachen. Die umfangreiche Recherche und die lebendige Sprache das Autors machen das Hören zu einem besonderen Erlebnis. Auch die Stimme von Max Hoffmann trägt zur Kurzweil bei. Ich habe viel gelernt und mich zudem köstlich amüsiert. Absolute Hörempfehlung.

Bewertung vom 28.05.2025
Langer, Linda

Krankes Spiel (MP3-Download)


ausgezeichnet

Was ist los mit Lila Baker? Hat sie sich in ihren Entführer verliebt? In den Mann, der sie fünf Tage lang gefangen hielt? Der fünf Jahre im Gefängnis saß? Der sie in einem Café ansprach und sie trotzdem über Tage gefangen hielt?

Als Steve aus dem Gefängnis entlassen wird und sofort in ihrer Dienststelle auftaucht, ist Lila verwirrt. Sie bekommt noch immer weiche Knie, wenn sie ihn sieht. Der Fund einer Frauenleiche, drapiert wie für ein fröhliches Foto, schockiert die Ermittlerin. Kann es sein, dass Steve ein Mörder ist?

"Krankes Spiel" führt die Leser in die Abgründe der menschlichen Psyche. Spannend und immer wieder nicht vorhersehbare Wendungen, machen das Buch zu einem Thriller der Extraklasse. Die Sprecherin Manu Rose trägt ebenfalls dazu bei, dass das Hören des Krimis zu einem Genuss wird.

Bewertung vom 25.05.2025
Winterberg, Linda

Die Berghebamme - Tage der Liebe (eBook, ePUB)


sehr gut

Maria ist in ihrem Heimatdorf angekommen und von den meisten Einwohnern wird sie auch respektiert. Sie arbeitet viel und muss immer mal wieder erleben, wie nah Freud und Leid beieinander liegen. Wie gut, dass ein junger Arzt in den Ort zieht und ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Und nicht nur das ….

Das ist also der zweite Teil der Bücher rund um „Die Berghebamme“ Maria. Auch hier geht es in erster Linie um Geburten. Und die werden stets ausführlich beschrieben. Die junge Hebamme könnte wunschlos glücklich sein, wenn es nicht Gerüchte gäbe, die sie als „Engelmacherin“ bezichtigen. Das war eine Straftat und bereits der Verdacht genügte, um im Gefängnis oder gar auf dem Scheiterhaufen zu landen.

Und wieder konnte mich die Autorin gut unterhalten. Auch wenn mir die Darstellung von Niederkunft und Wochenbett dann doch ein wenig zu häufig thematisiert wurden. Was mir sehr gut gefiel, das war die Schilderung über Frauen, die ungewollt schwanger wurden. Die meisten Menschen verurteilten sie und ihre Kinder. Sie waren praktisch „Ausgestoßene“. Baten sie um Hilfe in Form von Abreibung, mussten sie selbst und ebenfalls ihre Unterstützung mit harten Strafen rechnen. Das war ein Widerspruch in sich und die Autorin hat diese Umstände sehr gut verdeutlicht.

Der lockere Schreibstil und die bildhafte Sprache trugen dazu bei, dass ich das Buch in wenigen Stunden durchgelesen habe. Meine Leseempfehlung gebe ich gerne.

Bewertung vom 24.05.2025
Buck, Vera

Der dunkle Sommer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es ist das letzte Haus einer Sackgasse und höher als die anderen Gebäude. Weil es zwei Stockwerke hat. Es steht in einem verlassenen Dorf auf Sardinien. Wobei verlassen dann doch nicht stimmt. Aber das wird Tilda erst nach einigen Tagen erkennen. Tilda, das ist eine erfolgreiche Architektin, die sich einen Traum erfüllt hat. Endlich weit weg von der Zivilisation und ohne Telefonverbindung. Ruhe und Vergessen, das war ihr Vorhaben als sie das Angebot der italienischen Gemeinde annahm und das Haus für einen Euro kaufte. Dass die Idylle sehr rasch zu einem Alptraum wird, das erkennt sie leider viel zu spät.

Anfangs verwirrte mich dieses Hin und Her zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Jedoch gewöhnte ich mich bald daran und konnte dem Geschehen problemlos folgen. Neben Tilda gibt es eine weitere Hauptperson. Es handelt sich um einen Journalisten und der kennt die Geschichte dieses Dorfes bestens. Dass er eine sehr persönliche Beziehung zu dieser Einöde hat, wird erst deutlich, als die Wahrheit ans Licht kommt. „Der dunkle Sommer“ birgt Geheimnisse, die erst allmählich enthüllt werden.

Spannend und keineswegs vorhersehbar, so lässt sich der Inhalt des Buches in Worte fassen. Grausam zwar, aber dennoch realistisch. Ich konnte mich mühelos in die Situation der Protagonisten hineinversetzen. Die unvorhersehbaren Wendungen tragen ebenfalls dazu bei, dass ich dieses Buch sehr gerne empfehle.