Rosa ist eine junge Strafverteidigerin in London, die noch unerfahren ist und noch keinen Gewaltverbrecher vertreten hat. Sie übernimmt die Verteidigung von Emmett, einem schwarzen Jugendlichen, der angeblich einen weißen Krankenpfleger erstochen haben soll. Die Beweise sind erdrückend, da ihn zwei Personen gesehen haben, wie er mit dem Messer in der Hand bei dem Opfer kniete. Die Verhandlung wird vor einer Jury durchgeführt, die nur aus weißen Mitgliedern besteht, eine Vorverurteilung ist anzunehmen, vor allem in der Presse. Da Emmet nicht aus einem Slum stammt, sondern aus einer eher angesehenen Gegend, er sich rührend um seine Oma kümmert und ein ausgezeichneter Schüler ist, glaubt Rosa an seine Unschuld und will diese beweisen, auch wenn sie dabei ihr eigenes privates Umfeld vernachlässigt.
Das britische Rechtssystem funktioniert anders als unsere Rechtsprechung. Leider wurde dieses System nie richtig erläutert und ist daher nur schwer zu verstehen. Auch als Thriller würde ich dieses Buch nicht bezeichnen, Spannungselemente fehlen. Trotzdem ist der Krimi gut geschrieben, lässt sich flüssig lesen. Alexandra Wilson, im Hauptberuf Rechtsanwältin, hat für diese Tätigkeit zahlreiche Preise und Auszeichnungen bekommen
Bei den Kanuunakallio-Klippen in der Nähe von Kristinestad wird von Seglern die Leiche des 17-jährigen Jonas gefunden. Es wird vermutet, dass er sich das Leben genommen hat, er war als Einzelgänger bekannt und wurde in der Schule gemobbt. Dann tauchen Anschuldigungen gegen ihn auf, er soll sich Verbrechen schuldig gemacht haben, im Internet tauchen Videos auf. Schließlich stellt sich bei der Obduktion heraus, dass er ermordet wurde. Eevi Manner, Journalistin der lokalen Zeitung Suupohjan Kaiku, beginnt zu recherchieren und trifft dabei auf Kriminalkommissar Mats Bergholm, mit dem sie in Jugendzeiten zusammen war, beide sind jetzt verheiratet. Gemeinsam versuchen sie, herauszufinden, was wirklich geschehen ist.
Kaisu Tuokko hat einen Krimi im Kleinstadtmilieu geschrieben. Jeder kennt jeden – oder vielleicht auch doch nicht? Gewalt, Mobbing, Körperverletzung und Vergewaltigung, sowie Rache und Vergeltung spielen eine große Rolle. Wechselnde Perspektiven sowie namenlose Tagebucheinträge machen den Krimi interessant, der Spannungsbogen steigt bis zum Finale an. Ein wirklich gut gelungener Auftakt einer neuen Krimireihe.
Gianna Pitti, Journalistin der kleinen Provinzzeitung Messagero, wird von ihrem Vater, einem Investigativ-Journalisten, gebeten, einen Informanten zu treffen, um von diesem geheime Unterlagen zu erhalten. Doch beim vereinbarten Treffpunkt kann sie niemanden sehen, ein schwarzer Jeep steht am anderen Ende des Parkplatzes. Im Wasser des Gardasees entdeckt sie dann eine Frauenleiche, sie zieht diese Leiche an das Ufer. Unterlagen findet sie keine, allerdings eine leere CD-ROM-Hülle. Mit Mühe kann sie den Text entziffern: Churchills Geheimnis. Gianna sieht sich um, der Jeep verlässt den Parkplatz. Sie flüchtet, ohne dass sie die Polizei verständigt, da sie hofft, eine weitere große Geschichte für den Messagero schreiben zu können. Gemeinsam mit der Chefredakteurin Elvira Sondrini, ihrem Vater und dessen Bruder versuchen sie herauszufinden, was die Informantin ihrem Vater übermitteln wollte. Von der Polizei wurde keine Meldung über den Fund einer Toten veröffentlicht, allerdings über eine Schießerei in Malcesine. Die Polizei vermutet einen verhinderten Banküberfall, allerdings flüchtete ein britischer Historiker, der einen Vortrag über Churchill und seine Zeit am Gardasee und seine Verbindungen zu Mussolini halten wollte, vom Tatort. Gibt es Zusammenhänge zwischen den beiden Vorfällen?
Koppelstätter beschreibt die Gegend rund um den Gardasee sehr bildhaft, sein Schreibstil ist unterhaltend, aber es kommt nur wenig Spannung auf. Da es sich bei diesem Krimi um den zweiten Teil einer Serie handelt, wäre es von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich, auch das Buch Was der See birgt zu lesen. Einige Fragen bleiben am Ende offen, sodass man auf den nächsten Teil hoffen kann.
Evie Gordon gibt als Nachhilfelehrerin Serena Victor aus reichem Haus jede Woche zwei Stunden Unterricht. Als sie am Sonntag das Haus der Victors erreicht, war die Tür offen und sie findet Dinah Victor, die Mutter Serenas, erschlagen auf dem Boden liegend. Kurz darauf sieht sie auch den Vater, ertränkt im Pool des Hauses. Als Evie die Polizei verständigen will, hört sie krächzende Hilfe-Schreie aus dem Haus. Sie findet eine dehydrierte Frau, mit Kabel an den Händen an ein Rohr gefesselt und sie befreit die Unbekannte. Serena Victor kommt nach Hause, findet ihre toten Eltern und die beiden Frauen, von denen sie glaubt, dass diese die Mörder sind und beginnt auf Evie einzuschlagen. Diese wehrt sich mit einer schweren Vase und schlägt Serena nieder, die daraufhin kein Lebenszeichen mehr von sich gibt.. Jetzt ist Evie nicht mehr Zeugin, sondern Täterin und begibt sich mit der unbekannten und bislang stummen Frau namens Jae auf eine Flucht durch mehrere Staaten, in den Medien werden die beiden als brutale Killerinnen verurteilt. Um ihre Unschuld zu beweisen, müssen sie den wahren Täter finden, denn die Polizei bzw. der FBI ermittelt nur in eine Richtung.
In teilweise langatmigen Stil schreibt Hannah Ditch einen Krimi, eigentlich in sehr moderner Sprache, einige der Abkürzungen musste ich allerdings erst einmal googeln, was den Lesefluss störte. Über weite Strecken fehlte es an Spannung und Tempo. Nach der Leseprobe hatte ich mir mehr erwartet,
Im Jahr 2022 wird in der längst aufgelassenen psychiatrischen Klinik durch Zufall eine Leiche gefunden, eingemauert in einer Rigips-Wand im Aufenthaltsraum im dritten Stock des Gebäudes. Sofort wird man daran erinnert, dass im Jahr 1987 zwei junge Patienten aus der Klinik spurlos verschwunden sind, der 23jährige Tommy und die 17jährige Ann-Luise. Damals wurde nur oberflächlich ermittelt, da ja keine Straftat vorlag. Angehörige von Ann-Sophie beschuldigen die Polizei, mit der Anstaltsleitung zusammengearbeitet zu haben und deshalb die Ermittlungen rasch eingestellt wurden. Sie vermuteten, dass Tommy das Mädchen ermordete und geflüchtet ist. Doch bei der Obduktion stellt sich heraus, dass Tommy das Opfer in der Mauer ist, angeblich gestorben an einem Herzstillstand durch zu hohe Dosierung eines Beruhigungsmittels.
Fredrika Storm und ihr Partner Henry Calment rollen den alten Fall wieder auf, haben allerdings große Probleme, da viele Beteiligte von damals bereits verstorben sind und die Patientenunterlagen nicht mehr auffindbar sind. Die wenigen noch lebenden Beschäftigten können sich an nahezu nichts erinnern, allerdings fällt auf, dass sie teilweise die gleiche Wortwahl verwenden, und das ist verdächtig.
Frida Skybäck hat einen Thriller mit einer bedrückenden Atmosphäre geschrieben, zumal nicht nur in Skandinavien psychiatrische Patienten als Testpersonen verwendet wurden. Die Ermittlungen bringen einige Wendungen mit sich, vor allem gegen Ende des Buches, das man nicht aus den Händen legen konnte. Die beiden Protagonisten konnten wieder überzeugen, vor allem im Privatbereich bleibt einiges offen, sodass man sich schon auf den nächsten Teil freuen kann.
Olivia Dumont hat sich als Schriftstellerin mit einem frauenfeindlichen, aber sehr erfolgreichen Kollegen angelegt und ist dadurch bei den Verlagen in Ungnade gefallen, sie bekommt praktische keine Aufträge mehr. Der Kollege hat sie auch noch erfolgreich wegen Rufschädigung verklagt, sodass sie eine Unsumme an Schadenersatz zahlen muss. Unerwartet bekommt sie jedoch einen Auftrag als Ghostwriterin, bei dem der Auftraggeber gezielt sie verlangt hatte. Es handelt sich um den berühmten Bestseller-Autor Vincent Taylor, ihren Vater! Olivia hatte sich in jungen Jahren von ihm losgesagt, durch Heirat ihren Namen geändert und geheim gehalten. Vor 50 Jahren wurden zwei Geschwister ihres Vaters im Teenageralter im eigenen Haus brutal ermordet, ein Verdacht fiel auf ihren Vater, ihre Mutter hat ihn daraufhin verlassen. Es konnte ihm nichts nachgewiesen werden und er schweigt seither über diesen Skandal. Jetzt soll Olivia die Lebensgeschichte von Vincent nach seiner Vorlage in Form bringen. Es wird eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie, Olivia muss lange zurückliegende Vorkommnisse rekonstruieren, da ihr Vater wegen einer unheilbaren Krankheit immer unzuverlässiger berichten kann, aber sie hat Filme ihrer ermordeten Tante Poppy gefunden, die ihr dabei behilflich sind.
Julie Clark hat ein großartiges Familiendrama in zwei Zeitebenen geschrieben, zum einen die 70er Jahre (Jugendzeit des Vaters) und zum anderen das Jahr 2024. Ein Krimi, in dem Olivia viel über ihre Familie erfahren muss. Vor allem das Ende war stimmig und rundete die Story perfekt ab.
Calder, der vor über 20 Jahren die kleine schottische Insel verlassen hat, zieht nach dem Tod seiner Mutter mit seiner Freundin Nancy von London zurück ins Elternhaus. Sie wagen einen kompletten Neuanfang vom geschäftigen London auf die kaum bewohnte Insel. Calder kennt jeder, aber Nancy ist eine Zugereiste, keine heimische, und hat es daher sehr schwer, Kontakte aufzubauen. Eine morgens erwacht Nancy und das Bett von Calder ist leer. Auf der Suche nach ihm sieht sie auf dem Meer Calders umgestürztes Boot, daneben treibt ein regungsloser Körper im eiskalten Wasser. Mit Hilfe des Pfarrers gelingt es Nancy, Calder zu bergen und er kann im Krankenhaus wiederbelebt werden. Doch nach der Rückkehr ist er ein anderer, er will von Nancy nichts mehr wissen, verhält sich zunehmend aggressiv gegen sie, er verheimlicht etwas!
Der lebendige Schreibstil von Liz Webb mit den bildhaften Beschreibungen konnte mich überzeugen. Ein Thriller, ausschließlich aus der Sicht von Nancy geschrieben. Viele Wendungen, bis zum Ende weiß man nicht, wem Nancy überhaupt noch trauen kann. Und gerade das machte es total spannend.
Julia will heiraten. Ihre beste Freundin Nicki, die sich allerdings in den letzten Jahren etwas zurückgezogen hat, hat einen Junggesellinnenabschied geplant, an dem nur sie und Julia teilnehmen. Und zwar den abgelegenen Kungsleden-Wanderweg, den Julia schon vor Jahren mit Nicki machen wollte. Nicki hat auch schon die Flugtickets nach Schweden gebucht, der Flug geht schon am nächsten Tag, sodass keine Einwände mehr möglich waren. Sie hat alle Unterlagen, Karten, Zelt und alles, was man zum Wandern braucht, bereits eingepackt und Julia muss nur mehr ihre persönlichen Dinge in ihren Rucksack packen. Am Ausgangspunkt angekommen, wird von Unwettern gewarnt, die die beiden Freundinnen allerdings ignorierten, sie hätten schon viel schlechteres Wetter bei anderen Wanderungen gehabt.
Sie marschieren in den Morgenstunden los, abseits der ausgeschilderten Route, weil sie allein wandern wollten, sie wollten Altes aufarbeiten. Doch das Unwetter wurde schlimmer als erwartet, sie suchten im Birkenwald Schutz. Am nächsten Morgen war Nicki verschwunden und Julia muss ohne Karten orientierungslos zurückfinden!
Der bildhafte Schreibstil und die kurzen, spannenden Kapitel lassen einem das Buch von Rebecca Russ nicht mehr aus der Hand legen. Nur wenige Personen
London, im Jahr 1901 im historischen Temple-Bezirk. Der Kronanwalt Sir Gabriel Ward findet vor seiner Haustür die Leiche des Lordoberrichters Lord Dunning. Und das ohne Socken und Schuhe. In diesem Bezirk hat traditionsgemäß die Polizei keine Befugnisse, sodass der schrullige Gabriel Ward mit der Aufklärung betraut wird. Wie gewohnt beginnt Gabriel mit den Ermittlungen und muss bald feststellen, dass es in diesem Bezirk wesentlich mehr Geheimnisse gibt.
Zeitgleich ist er allerdings auch vom Buchhändler Wood beauftragt, ihn im Streitfall gegen eine Autorin zu vertreten, da Wood angelblich ein Buch ohne ihre Zustimmung veröffentlicht hat, das in den letzten Jahren enormen Umsatz brachte.
Sally Smith, die selbst als Kronanwältin im Temple-Bezirk lebt und arbeitet, liefert mit diesem Debutroman einen soliden Auftakt einer neuen Krimireihe. Die Charaktere sind allesamt gut ausgearbeitet und können überzeugen, Dialoge und überraschende Wendungen runden diesen cosy-crime ab.
Dana Karesch verschwindet spurlos, sie ist die Mutter der kleinen Milla, die im Haus einen Stock unter dem ruppigen BKA-Ermittler Art Mayr bei ihrer dementen Großmutter lebt. Bereits vor 15 Jahren war Danas kleiner Halbbruder verschwunden, niemand suchte nach ihm, er scheint in keiner Akte auf. Art hat Milla ins Herz geschlossen und ermittelt mit seiner Partnerin Nele Tschaikowski, die derzeit auf Elternzeit ist, auf eigene Faust weiter.
Er bittet einen mächtigen Freund um Hilfe und bekommt anschließend anonym einen Tipp zu einem verlassenen Trailerpark. Dort wird ein Richter, der gegen die rechte Szene ermittelt, ermordet aufgefunden. Dana und der ermordete Richter kannten sich seit Jugendjahren und genau aus dieser Siedlung ist auch Danas Halbbruder verschwunden.
Mit seiner bildhaften Beschreibung schafft es Marc Raabe immer wieder, die Spannung hochzuhalten, von Anfang an tempo- und wendungsreich. Man kann das Buch kaum mehr aus den Händen legen, bis zum spektakulären Finale.
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