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chipsletty
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Leipzig

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 28.06.2016
Wie der Atem in uns
Poliner, Elizabeth

Wie der Atem in uns


weniger gut

Die Familie Leibritzky ist eine jüdische Großfamilie in Amerika. Der Glaube ist ein wichtiger Bestandteil des Familienlebens; niemand wagt so recht, ihn zu missachten.
Die Familie fährt jeden Sommer mehrere Wochen ans Meer: alle drei Schwestern mit ihren Familien. Auch nach dem Tod der Eltern ist es für Ada, Vivie und Bec Pflicht, die Sommermonate im Haus zu verbringen. Eine Oase der Ruhe soll es sein und für die Kinder ein Ort, wo sie spielen und toben können.
Alles wirkt so harmonisch, doch sind die Schwestern sich alles andere als immer wohlgesonnen. Eher spielen sie sich gegenseitig die heile Familie vor.
Gefangen in den Banden der Familie werden auch die Kinder so groß.
Doch in einem Sommer ist alles anders. Davy, der jüngste der Leibritzy-Kinder und Adas Sohn, stirbt nach einem Autounfall. Nichts ist mehr so wie es war und nichts wird je wieder so werden, war Davy doch erst 8 Jahre.
Davys Schwester Molly war zu dem Zeitpunkt 12 Jahre, und 50 Jahre später versucht sie der Geschichte ihrer Familie auf den Grund zu gehen und deckt so einige Familiengeheimnisse auf.

Die Geschichte ist meist aus der Sicht der Molly geschrieben, erzählt aber auch die frühere Geschichte der Familienmitglieder. Die Autorin springt sehr stark in allen Zeiten hin und her und man hat viel Mühe, den Durchblick zu behalten. Die einzelnen Erzählstränge werden immer wieder von neuen, kleineren Episoden unterbrochen, was der Geschichte etwas Verwirrendes gibt.
Das Buch ist als Familiesaga beschrieben, kann als solche aber nur schwer standhalten. Sicher wird die Familiengeschichte erzählt, aber man braucht einen langen Atem und viel Konzentration, um den Überblick zu behalten. Für meinen Geschmack ein bissel viel Durcheinander.

Die Familiengeschichte und die Irrungen und Wirrungen im Kampf um Familie, Glaube und Selbstbestimmung sind eigentlich sehr interessant. Das Buch würde stark gewinnen, wenn die einzelnen Erzählstränge etwas geordneter wären.

Bewertung vom 03.11.2015
Rosaleens Fest
Enright, Anne

Rosaleens Fest


weniger gut

Das Thema dieses Buches fand ich gleich ziemlich interessant. Leider hielt es aber nicht das, es versprochen hat.
Rosaleen ist eine sehr vereinnahmende Frau. Sie liebt ihre Kinder sehr, kann aber nicht wirklich zusehen, wie sie ihr eigenes Leben leben müssen. Sie erwartet von sich, aber auch von ihren Kindern absolute und bedingungslose Liebe und Loyalität. Es soll sich ausschließlich um sie drehen.
Doch die Kinder sehen das ganz anders und versuchen mehr oder weniger erfolgreich ein eigenes Leben aufzubauen. Einige zieht es in die Welt hinaus, andere bleiben zwar in ihrer Nähe, aber ein wirklich herzliches und gutes Verhältnis kommt nicht auf.
Dann soll es ein schönes gemeinsames Weihnachtsfest geben, so wie sich Rosaleen das wünscht. Aber es kommt alles ganz anders und das Drama ist nicht mehr aufzuhalten.
Die Autorin geht tief in die Gefühle der einzelnen Protagonisten hinein. Für meinen Geschmack leider etwas zu tief, denn man verliert unweigerlich den Überblick. Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig und hat mir überhaupt nicht zugesagt. Der Versuch, die Kinder in den jeweiligen Kapiteln genau zu beschrieben, geht nicht auf. Es wirkt verwirrend und unübersichtlich.
Es soll ein Buch sein, welches mit aller Macht und herzzerreißend das wahre Leben und die vereinnahmende Liebe einer Familie schildert. Für meinen Geschmack gelingt dies der Autorin jedoch kaum, der „rote Faden“ und die Struktur fehlen dem Buch leider völlig!

Bewertung vom 23.07.2015
Etta und Otto und Russell und James
Hooper, Emma

Etta und Otto und Russell und James


gut

Etta beschließt mit ihren 83 Jahren, sich aufzumachen um das Meer zu sehen. Ausgerüstet mit Wanderschuhen, Schokolade und einem Gewehr geht es los. Ihrem Mann Otto hinterlässt sie einen Brief, in dem sie ihn bittet, ihr nicht zu folgen: Sie kommt zurück, wenn sie das Meer gesehen hat. Otto beschließt ihren Wunsch zu akzeptieren und versucht die kleine Farm weiter zu bewirtschaften und darauf zu warten, dass Etta zurückkommt. In der Zwischenzeit schreibt er ihr Briefe, die er niemals abschickt, und baut Figuren aus Zeitungen.
Da ist auch noch Russel, der Freund von Otto seit Kindertagen und eigentlich noch immer in Etta verliebt. Er bewirtschaftet die Nachbarfarm und kann es nicht ertragen, dass Etta allein unterwegs ist, er hat Angst, dass ihr etwas passiert. Und so beschließt er ihr zu folgen.
Auf ihrer Wanderung trifft Etta einen Kojoten, den sie James nennt. Er begleitet sie auf ihrer Wanderung und wird ihr treuer Gefährte.
Werden Etta und James das Meer erreichen? Werden alle drei Freunde gesund bleiben und sich am Ende wiedersehen?

Das Buch von Emma Hooper ist von einem geradezu märchenhaften Erzählstil. Sie erzählt die Lebensgeschichte der drei Freunde, was sie erlebt haben und was sie immer noch aneinander schweißt.
Die Personen werden zu Anfang genau beschrieben und jeder erhält seinen Platz. Man fühlt mit jedem der drei mit und ist mitten drin in der Geschichte. Eine Geschichte, die immer mehr Fahrt aufnimmt, immer mehr Personen spielen mit. Leider nimmt mit zunehmender Fahrt die Schärfe der einzelnen Personen ab und man ist sich zum Ende hin nicht mehr wirklich sicher, wer in den einzelnen Kapiteln gerade zu Wort kommt. Das ist sehr verwirrend und nimmt dem Buch leider sein märchenhaftes. Das Ende ist so unklar wie das letzte Drittel des Buches.

Zu Beginn bin ich sehr gut in das Buch hineingekommen. Man liest sich förmlich fest und kann nicht aufhören. Leider wurde es mir dann doch am Ende zu durcheinander und ich hatte nicht mehr so viel Freude an dem Buch. Man muss sich sehr konzentrieren, um den Faden zu behalten.
Dieser Stil zu schreiben hat sicher auch seine Fans, nur ich bin leider keiner.

Nichtsdestotrotz ist es ein lesenswertes Buch für alle, die ein Faible für märchenhafte Prosa haben!

Bewertung vom 26.03.2015
Schuld war Elvis
Salentin, Rebecca Maria

Schuld war Elvis


gut

Erzählt wird die Geschichte zweier Familien, die im Wirrwarr der Generationen irgendwo schicksalhaft miteinander verbunden sind.
Damit man den Überblick behält, ist zu Beginn und am Ende jeweils ein Stammbaum zu finden. Den braucht man hin und wieder auch, denn die Autorin springt nicht nur in den Zeiten, sondern auch in den jeweiligen Familiengeschichten fröhlich hin und her. Gerade das ist es, was den Charme des Buches ausmacht. Es wird an keiner Stelle langweilig, und man möchte immer mehr von den schicksalhaften Verkettungen erfahren.

Hauptprotagonist ist das Mädchen Hebron Maria Magdalena Hunger. Unehelich in den Siebzigern geboren, verdankt sie ihren skurrilen Namen einer etwas exzentrischen Mutter, die den Namen Hebron wegen des treulosen jüdischen Vaters wählte und als Tribut an ihre erzkatholische Familie noch Maria Magdalena hinzufügte. Nicht nur unter dieser Andersartigkeit hatte Hebron in ihrer Kindheit zu leiden.
Hebrons Mutter Meggy hatte das, was man „kein Glück bei der Männerwahl“ nennt. Hebrons Vater verließ sie vor der Geburt, der Vater ihrer Zwillingsbrüder verunglückte tödlich, der Vater ihres dritten Bruders war ein gestrauchelter Geistlicher und zum Schluss war dann noch ein mittelloser Hippie der Vater ihres jüngsten Bruders.
Meggys große Familie war von dieser Fruchtbarkeit weniger begeistert.
Im Laufe des Buches wird dann die ganze Familiengeschichte erzählt und man sieht deutlich, dass hinter jeder Tür nicht alles so ist wie es scheint.

Auch die Geschichte von Hebrons Vater wird von Anfang an erzählt und es wird deutlich, wie ähnlich die Familien sich doch sind, obwohl sie doch offensichtlich so weit, nicht nur räumlich, voneinander entfernt sind.

In dem Buch versucht die Autorin dem Leser die jeweilige Zeit nahe zu bringen – sozialkritisch und ohne Beschönigungen.

Deutlich wird, wie schwer es Hebron nicht nur in ihrer Familie, sondern auch in ihrem Umfeld hat. Ihr größter Wunsch ist es deshalb, ihren Vater zu finden. Aber wird ihr das endlich Glück und eine heile Familie bringen?

Rebecca Maria Salentin schreibt in diesem Buch mit sehr viel Witz und Ironie, aber auch mit einer Ernsthaftigkeit, die den Leser über das Gelesene lange nachdenken lässt.

Ein Spiegel der damaligen Zeit, der der Autorin mehr als gelungen ist. Wer eine seichte Komödie erwartet, wird enttäuscht sein. Anders als man es aufgrund des Titels vermuten könnte, bekommt Elvis allerdings nur einige wenige Erwähnungen!