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Arambol

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Insgesamt 108 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2025
Reid, Taylor Jenkins

Atmosphere


sehr gut

Der Traum vom Fliegen

"Ich hatte immer das Gefühl, wenn ich die Sterne anschaue, weiß ich, dass ich nicht allein bin."

Die NASA-Astronautin Vanessa Ford gerät während einer Space-Shuttle-Mission in eine lebensbedrohliche Lage. Im Mission Control Centrum hält Joan Goodwin als CAPCOM mit ihr Kontakt.

In Rückblenden erfahren wir, wie Joan ins NASA-Trainingsprogramm kam und dort Vanessa kennenlernte und eine heimliche Beziehung mit ihr begann. Gleichzeitig lernen wir Joans privates Umfeld kennen, das viele ihrer Entscheidungen maßgeblich prägt.
Die Handlung des Romans wechselt zwischen Vanessas Einsatz im All und den Erinnerungen Joans, bis dann beide Handlungsstränge in einem sowohl dramatischen als auch emotionalen Höhepunkt zusammenfinden.

Der Roman "Atmosphere" verbindet die Faszination der bemannten Raumfahrt mit einer sehr persönlichen Geschichte. Taylor Jenkins Reid gelingt es dabei, die Emotionen der Figuren so lebendig zu zeichnen, dass man sich mitten im Geschehen wiederfindet. Die Stimmung des Buches schwankt zwischen sehr spannenden, und dann wieder leisen, nachdenklichen Momenten.

Besonders gelungen ist der Wechsel zwischen Gegenwart und Rückblenden. Dadurch wird nicht nur Joans verzweifelte Lage als CAPCOM am Boden greifbar, sondern auch ihre Vorgeschichte und die wachsende Nähe zu Astronautin Vanessa. Aus einer rein professionellen Verbindung entsteht Freundschaft – und mehr. Ein einziger Augenblick kann alles verändern, und genau dieses Gefühl transportiert die Autorin meisterhaft.

Neben Joan und Vanessa bleiben auch Nebenfiguren, allen voran Joans Nichte Frances im Gedächtnis. Ihre Geschichte bringt Wärme, Menschlichkeit und eine andere, zunehmend verletzlichere Seite von Joan zum Vorschein.

Der Roman ist flüssig geschrieben, gut recherchiert und bietet eine gelungene Mischung aus technischer Präzision und emotionaler Tiefe. Nur gelegentlich wirken einzelne Passagen etwas zu gedehnt, was den Lesefluss leicht bremst – deshalb vier statt fünf Sterne. Insgesamt aber ein beeindruckendes Leseerlebnis, das Raumfahrt und zwischenmenschliche Beziehungen zu einem stimmigen Ganzen verbindet.

Bewertung vom 04.08.2025
Slaughter, Karin

Dunkle Sühne / North Falls Bd.1


gut

Kaum Spannung, viel Leerlauf

"Man sieht eine Menge, wenn man selbst praktisch unsichtbar ist."

In "Dunkle Sühne", dem Auftakt einer neuen Thriller-Reihe von Karin Slaughter, erschüttert das plötzliche Verschwinden zweier Mädchen die amerikanische Küstenkleinstadt North Falls. Die Ermittlungen übernimmt Deputy Emmy Clifton; für sie wird der Fall persönlich, als sich herausstellt, dass eines der verschwundenen Mädchen die Stieftochter ihrer besten Freundin ist. Während Emmy versucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen, stößt sie auf eine Mauer des Schweigens hinter der gutbürgerlichen Fassade der kleinen Stadt, in der jeder jeden zu kennen glaubt.

Der Thriller „Dunkle Sühne“ bietet wohl das, was man von Karin Slaughter auch erwartet: einen äußerst komplexen Kriminalfall mit zahlreichen, sehr vielschichtig gezeichneten Figuren. Leider verliert sich der Roman dabei schnell und immer wieder in seiner eigenen, zuweilen unnötig überzogenen Detailverliebtheit.

Der Einstieg in die Geschichte ist dabei zunächst durchaus vielversprechend, doch schon nach kurzer Zeit wird die Anzahl der eingeführten Charaktere unüberschaubar hoch, was eine Orientierung fast unmöglich macht. Gleichzeitig entwickelt sich aber auch die Handlung selbst nur zögerlich – stattdessen dominieren ausufernde Dialoge, spekulative Gedankenspiele und ständige "Was wäre eigentlich wenn"-Diskussionen. Wer auf einen Spannungsbogen hofft, wird enttäuscht: Der Fall wird seziert, nicht erzählt.

Der Erzählstil von Karin Slaughter ist sehr detailverliebt und verliert sich zu oft in der Tiefe. Der Inhalt ist verwirrend komplex, aber gleichzeitig dann auch redundant und leider wenig packend. Wer Krimis eher wegen der Spannung liest, wird hier wenig mitgerissen.

Das trifft letztendlich gar nicht meinen -zugegeben- persönlichen Geschmack, deshalb bleiben "nur" 3 von 5 Sternen: handwerklich solide, inhaltlich aber langatmig und schwerfällig.

Bewertung vom 23.07.2025
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


sehr gut

Bewegende Zeitgeschichte

"Ich habe einen hohen Preis gezahlt, doch es reicht nicht. Es hat nie gereicht."

Als die Frankfurter Journalistin Hanna mit ihrer jugendlichen Tochter Katie für eine Recherche über die Geschichte der Verschickungskinder auf die Nordseeinsel Borkum reist, ahnt sie nicht, wie persönlich dieser Fall werden wird. Ihre eigene Mutter hat als Kind in Nachkriegszeiten sehr traumatische Erfahrungen während einer Kur auf Borkum erlitten.

Hanna möchte einen Artikel über diese dunklen Kurheime schreiben; bei ihren Recherchen trifft sie auf den Inselarzt Dr. Ole. Dieser unterstützt sie bei ihren Nachforschungen; gleichzeitig gelangt Hanna überraschend in den Besitz des Tagebuchs von Luise, einer ehemaligen Kinderbetreuerin, das ihr konkrete Hinweise auf ein mutmaßliches Verbrechen liefert.

Der Autorin, Eva Völler, gelingt es in "Der Sommer am Ende der Welt" auf sehr eindrucksvolle Weise einen fesselnden Roman mit einem dunklen Aspekt deutscher Nachkriegsgeschichte zu verbinden. Sie erzählt dabei eine bewegende Geschichte über Schuld, Verdrängung und das späte Aufarbeiten lange vergessener Ereignisse.
Besonders berührt hat mich die Art, wie Völler die historische Realität und persönliche Schicksale miteinander verwebt. Der Roman thematisiert das Leid von vielen Kindern, die unter dem Deckmantel von Fürsorge in Kurheimen Gewalt und psychischen Terror erleben mussten. Die Autorin schildert diese Missstände schonungslos, aber mit dem nötigen Feingefühl. Dabei wirft sie auch die unbequeme Frage auf, warum so viele damals geschwiegen haben.

Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist gut gelungen, auch wenn man beim Lesen aufmerksam bleiben muss, um die Zeitebenen nicht durcheinander zu bringen. Die Figuren – allen voran Hanna und ihre Tochter Katie – wirken glaubwürdig, ihr innerer Wandel nachvollziehbar. Besonders gelungen ist auch die Atmosphäre: Das Inselleben auf Borkum wird lebhaft und anschaulich beschrieben.

Insgesamt ist "Der Sommer am Ende der Welt" ein emotional bewegender und einfühlsam geschriebener historischer Roman. Einziger kleiner Kritikpunkt: einige Entwicklungen in der Gegenwart wirken stark konstruiert, vor allem die etwas übertrieben emotionale und sehr "blumige" Liebesgeschichte, doch das kann den Gesamteindruck kaum schmälern.
Unterhaltsam.

Bewertung vom 30.06.2025
Geschke, Linus

Der Trailer / Donkerbloem Bd.1


ausgezeichnet

Hat alles, was ein Thriller braucht

"Meistens, eigentlich fast immer, war die naheliegendste Möglichkeit auch die richtige."

Vor fünfzehn Jahren verschwindet die Studentin Lisa Martin bis heute spurlos auf einem Campingplatz in den Bergen.
Die Hamburger Kommissarin Frieda Stahnke greift die Geschichte erneut auf und sucht über einen True-Crime-Podcast nach weiteren Zeugen und neuen Erkenntnissen. Auf diesem Weg findet sie tatsächlich einen ehemaligen Augenzeugen: Wout Meertens, einen zwielichtigen Barbesitzer aus Köln, der vor fünfzehn Jahren ebenfalls zur gleichen Zeit auf dem Campingplatz war.

Frieda und Wout beginnen zunächst widerwillig zusammenzuarbeiten, um herauszufinden, was damals wirklich geschehen ist. Dabei müssen sie sehr schnell feststellen, dass der Podcast viel mehr ins Rollen gebracht hat, als sie gedacht haben – neue Morde scheinen mit dem alten Fall verbunden.

„Der Trailer“ ist der fesselnde Auftakt zur neuen „Donkerbloem“-Trilogie von Linus Geschke, der mich von der ersten Seite an begeistert hat. Zwar dreht sich die Geschichte um ein eher düsteres und unbequemes Thema (abgründige Begierden jenseits gesellschaftlicher Normen), doch Geschke schafft es, dieses Setting glaubhaft und packend zu erzählen. Seine Figuren wirken dabei äußerst lebendig und echt, vor allem Frieda und Wout agieren jederzeit glaubwürdig. Eine Identifikation fällt leicht.

Die Sprache ist klar, der Stil flüssig, und die oft überschaubar kurzen Kapitel verleihen der Geschichte ein enormes Tempo, sodass man kaum mit dem Lesen aufhören kann/möchte.

Geschickt werden die verschiedenen Handlungsstränge mehr und mehr miteinander verwoben: die enorme Komplexität der Geschichte wirkt aber nie verwirrend, sondern sorgt für durchgehende Spannung. Gerade zum Ende hin legt der Thriller noch einmal deutlich an Tempo und Intensität zu und überrascht mit einer letzten Wendung, die das Gesamtbild stimmig abrundet.

Linus Geschke zeigt erneut seine ganze Klasse als Thriller-Autor und knüpft an seine besten Werke an. Sollte die Trilogie auf diesem Niveau weitergehen, wird sie zu einem echten Highlight des Genres werden. „Der Trailer“ hat mich absolut überzeugt, ein Thriller, der alles bietet: Atmosphäre, Spannung und viele überraschende Wendungen.

Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.06.2025
Winkelmann, Andreas

Ihr werdet sie nicht finden


gut

Mehr Krimi als Thriller

"Manchmal waren Berührungen wichtiger als Worte."

Jonas hat als Polizist vor sieben Jahren einen folgenschweren Fehler begangen: Nachdem seine Tochter Isabell spurlos verschwindet, tötet er im Affekt den Mann, den er für den Täter hält. Isabell aber bleibt unauffindbar.

Heute, sieben Jahre später, arbeitet die junge Privatdetektivin Franca, an einem aktuellen Vermisstenfall.
Dabei entdeckt sie Hinweise, die mit Jonas’ Vergangenheit in Verbindung stehen. Anfangs misstrauisch, kommen beide dann einer Wahrheit näher, die tief in die Vergangenheit reicht. Gemeinsam beginnen sie, unzählige Puzzlestücke zusammenzusetzen. Dabei stoßen sie auf Zusammenhänge, die beide Fälle betreffen und auf eine Wahrheit, mit der keiner gerechnet hat.

Der Einstieg in den Thriller „Ihr werdet sie nicht finden“ hat mich unmittelbar gepackt. Die Geschichte startet mit viel Tempo in ein beklemmendes Szenario. Je weiter die Handlung dann allerdings voranschreitet, desto mehr weicht das anfängliche Gefühl der Spannung einer gewissen Ernüchterung.

Der Mittelteil zieht sich spürbar. Es wird viel und gerne nachgedacht, unendlich spekuliert, mitunter sogar philosophiert. Die Spannung, die ich nach dem vielversprechendem Auftakt erwartet hatte, blieb dabei leider größtenteils auf der Strecke. Keine überraschenden Wendungen, stattdessen eher ruhig und sachlich durchgeführte klassische Ermittlungsarbeit - mehr Krimi als Thriller.

Positiv fällt die Figurenzeichnung auf: Alle Charaktere wirken glaubwürdig und nachvollziehbar, besonders Franca wird authentisch gezeichnet.

Das Ende kommt eher durchschnittlich unspektakulär daher, tatsächlich ein wenig enttäuschend hinterlässt es keinen erinnerungswerten Eindruck.

Insgesamt bietet Andreas Winkelmann mit seinem neuesten Buch "Ihr werdet sie nicht finden“ eine handwerklich routiniert geschriebene und durchaus unterhaltsame Geschichte an, aber wer echte Thriller-Hochspannung und unvorhersehbare Wendungen sucht, könnte hier enttäuscht werden.

Schade – das Potenzial war da, gerade nach dem sehr starken Anfang, aber insgesamt für einen Thriller einfach nicht packend genug.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2025
Grandl, Peter

Reset


sehr gut

Glaubhaftes Szenario

"Wie gewaltig eine Katastrophe auch enden mag, ihr Ursprung scheint immer klein und unbedeutend."

Im Jahr 2024 wird die Welt von einer Welle absolut perfekt inszenierter Falschinformationen überrollt: Deepfake-Videos und gefälschte Nachrichten stürzen ganze Staaten ins Chaos. Keine Datenquelle ist mehr sicher, kein Kommunikationsmittel verlässlich. Der ehemalige US-Ermittler Valentine O’Brien wird nach Deutschland geschickt, um die Ursache dieser globalen Katastrophe zu finden. Gleichzeitig sucht er auch nach seiner verschwundenen Schwester und stößt auf eine Verschwörung, die weit über politische Manipulation hinausgeht.
Was ist Wahrheit, Realität, und was nur Illusion? Jeder Anruf, jede Nachricht, jede Information könnte manipuliert sein.

Die in Peter Grandls Thriller „Reset“ erzählte Geschichte bewegt sich auf mehreren Ebenen – sowohl geografisch als auch zeitlich. Der Wechsel zwischen zahlreichen Schauplätzen und einer Vielzahl an Figuren verlangt anfangs viel Konzentration. Die Orientierung fällt dabei schwer, da auch die einzelnen Protagonisten eher kühl und funktional charakterisiert sind. Eine emotionale Bindung entstand so für mich nicht; viele Figuren blieben distanziert, fast schematisch, und ich hatte Mühe, mich wirklich in jemanden hineinzuversetzen.

Mit zunehmender Seitenzahl entwickelt der Roman dann doch eine einzigartige Sogwirkung. Grandl versteht es, die Bedrohung durch arglistig manipulierte Wirklichkeiten glaubwürdig und erschreckend realistisch zu schildern. Die vielen Erzählstränge fügen sich allmählich zu einem Gesamtbild, das ebenso beklemmend wie spannend ist. Besonders stark ist die zweite Hälfte, in der sich die Handlung verdichtet und der Plot klarer, zielgerichteter und fesselnder wird.

Das Finale ist lesenswert konstruiert, dramatisch glaubwürdig und bringt den bis dahin recht komplexen Aufbau zu einem schlüssigen Ende.

Unterm Strich ist „Reset“ ein durchaus spannender und gut durchdachter Thriller, der seine Stärken allerdings erst nach und nach entfaltet. Wer bereit ist, sich auf die anfängliche Verwirrung einzulassen, wird mit einem intensiven Leseerlebnis belohnt.

Bewertung vom 04.06.2025
Peters, Amanda

Beeren pflücken


sehr gut

Das Schicksal ist ein Betrüger

"Uns verband die gemeinsame Liebe zu
Stille und Einsamkeit. Wir waren still, ohne allein zu sein."

Im Sommer 1962 verschwindet die vierjährige Ruthie spurlos, während ihre Familie als Erntehelfer Blaubeeren pflückt. Ihr Bruder Joe, der sie als Letzter gesehen hat, leidet ein Leben lang unter Schuldgefühlen und dem schmerzhaften Verlust.

Zur gleichen Zeit wächst das Mädchen Norma in einer scheinbar intakten Familie auf. Doch je älter sie wird, desto stärker fühlt sie, dass etwas in ihrer Herkunft nicht stimmt. Wiederkehrende Träume, eine überfürsorgliche Mutter und ein emotional abwesender Vater nähren in ihr den Verdacht, dass sie nicht das ist, was man ihr glauben macht.

Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive von Joe und Norma erzählt. Nach und nach nähern sich die beiden Lebensgeschichten und Erzählstränge einander an – bis die Wahrheit dann schließlich nicht länger verborgen bleiben kann.

Amanda Peters gelingt mit „Beeren pflücken“ ein durchaus eindrucksvolles Debüt, das sich durch seine ruhige Erzählweise und melancholische Tiefe auszeichnet. Die Geschichte selbst entfaltet sich nur recht langsam, aber dafür stetig. Der Einstieg ist dabei leider zugegeben langatmig, doch die Geduld wird schließlich mit einer sowohl sehr emotionalen als auch gut konstruierten Handlung belohnt. Die Charaktere sind vielschichtig und entwickeln sich im Verlauf der Geschichte deutlich weiter.

Insgesamt ist „Beeren pflücken“ kein einfaches, aber gerade deshalb auch lesenswertes Buch, das durch seine außergewöhnliche Thematik und eine feinfühlige Erzählweise überzeugt.

Bewertung vom 02.06.2025
Hayes, Samantha

Eine von uns


gut

Enttäuschend vorhersehbar

"Um ehrlich zu sein, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wirklich, ob ich lebte oder tot war."

Nach dem Verlust ihres Hauses durch ein Feuer stehen Gina und ihre Familie vor dem Nichts und ziehen übergangsweise in das luxuriöse Anwesen ihrer alten Freundin Annie, die sich selbst im Urlaub befindet.

Kurz nach dem Einzug erscheint eine Frau namens Mary, die sich als Annies Haushälterin vorstellt. Obwohl Gina Marys Auftreten als recht ungewöhnlich empfindet, akzeptiert sie doch ihre Anwesenheit. Die Atmosphäre im Haus wird immer angespannter und Gina beginnt zu zweifeln, ob Mary wirklich die ist, die sie vorgibt zu sein. Fortan muss Gina sich nicht nur ihrer eigenen traumatischen Vergangenheit, sondern auch einer zunehmend bedrohlichen Gegenwart stellen.

Das Buch „Eine von uns“ beginnt mit einem vielversprechenden Setting – doch leider bleibt es dabei. Statt eines nervenaufreibenden Thrillers mit überraschenden Wendungen liefert Samantha Hayes einen eher seicht und eingängig geschriebenen Roman mit oftmals oberflächlichen Dialogen ab.

Das größte Problem: Spannung kommt kaum auf. Die Geschichte braucht sehr lange, um in Gang zu kommen – und wenn sie es dann tut, fühlt sich vieles zu konstruiert und absurd unrealistisch an.
Leider war die Handlung zu jeder Zeit absolut vorhersehbar und ohne größere Überraschungen.
Auch die beiden höchst merkwürdigen "Story-Wendungen" am Ende wirken aufgesetzt, fühlten sich überzogen und wenig glaubwürdig an.

Durch den Perspektivwechsel zwischen Gina und Mary entstehen immer wieder Redundanzen, die den ohnehin schon schleppenden Spannungsaufbau weiter bremsen und manche Abschnitte einfach langatmig wirken lassen.

Auch die Charaktere konnten mich nicht überzeugen. Sympathie kam für keine Figur auf, insbesondere Ginas Verhalten war oft so naiv und realitätsfern, dass es schwerfiel, sie ernst zu nehmen. Wer verhält sich so? Ihre Entscheidungen waren zuweilen mindestens merkwürdig bis nicht nachvollziehbar, teils völlig fahrlässig.

Für mich leider kein Highlight: Wer auf Spannung und ein klug konstruiertes Thrillererlebnis hofft, wird enttäuscht.
Eigentlich schade, denn die Grundidee der Geschichte hat durchaus Potential. Dafür und für den angenehm flüssig zu lesenden Schreibstil gebe ich dann doch noch drei Sterne.

Bewertung vom 19.05.2025
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Das Sterben hat begonnen

"Das hier war seine Rache. Er war nicht auf der Welt, um zu verzeihen. Er war hier, um sie zu zerstören."

Ein halbes Jahr nach den traumatischen Ereignissen der „Krähentage“ wird die Sonderermittlungsgruppe 4 erneut mit einem verstörenden Fall konfrontiert.
Nach einem rätselhaften Hinweis stoßen Jakob Krogh und Mila Weiss auf zwei tiefgefrorene Leichen in einem verlassenen Bauernhof. Eine Botschaft aus Asche kündigt weiteres Sterben an. Während die "Gruppe 4" ermittelt, zeigt sich: Der Täter kennt nicht nur die Opfer, sondern gleichzeitig die geheimsten Schwächen der Ermittler. Die Spur führt tief in psychologische Abgründe; die Grenze zwischen den Ermittlern und dem Täter beginnt zu verschwimmen.

Die erzählte Geschichte ist unheimlich spannend und in sich sehr schlüssig; gleichzeitig aber auch verstörend genial und klug konstruiert. Die handelnden Charaktere, allen voran natürlich Mila und Jakob, sind detailreich und glaubwürdig charakterisiert.
Aufgrund des verwendeten Schreibstils lässt sich der Thriller flüssig lesen, man kann das Buch kaum noch aus der Hand legen und wird regelrecht atemlos in die Handlung hineingezogen.

„Aschesommer“ ist ein fesselnder Thriller, der mich mit psychologischer Tiefe, komplexen Charakteren und einer spannungsgeladenen Handlung in den Bann gezogen hat. Benjamin Cors ist es erneut gelungen, eine zunehmend düstere Atmosphäre zu erschaffen, in der die Ermittler nicht nur gegen einen skrupellosen Mörder, sondern auch gegen ihre eigenen inneren Dämonen zu kämpfen haben.

Wer schon die „Krähentage“ gelesen hat (und das ist zum Verständnis unbedingt Voraussetzung), sollte sich diesen Nachfolger keinesfalls entgehen lassen.
Die Handlung ist unfassbar packend; inhaltlich zugleich absurd genial.
Ein Thriller, der keine Kompromisse macht: Für mich ist der "Aschesommer" tatsächlich noch etwas besser als der schon ausgesprochen gute erste Teil.
Uneingeschränkte Thrillerempfehlung, volle Punktzahl!
Ich freue mich auf weitere Teile der Serie, es gibt wohl ganz offensichtlich noch recht viel zu erzählen.

Bewertung vom 09.05.2025
Smith, Kaylie

Phantasma - Spiel um dein Leben, fürchte die Liebe


ausgezeichnet

Horror und Liebe

"Du hast versagt, obwohl du noch nicht einmal angefangen hast. Klopf dreimal gegen die Mauer, dann wird alles wieder gut."

„Phantasma“ von Kaylie Smith hat mich wirklich positiv überrascht und ist mal etwas ganz anderes gewesen als das, was ich sonst lese. Wir begleiten Ophelia nach dem Tod ihrer Mutter nach Phantasma – und was dort passiert, muss man selbst gelesen haben. Teufel, Phantome und Dämonen. Alles findet seinen Platz in dieser Geschichte. Also auch die Liebe. Sie steht zwar nicht unbedingt im Vordergrund, hat aber dennoch eine starke Präsenz.

Weiter ins Detail gehen möchte ich in Sachen Liebe allerdings nicht. Nur so viel: Es entstehen definitiv interessante Beziehungen unter den Protagonisten.
Ophelia und Blackwell sind vor allem interessant. Ophelia, weil sie nun mal eben im Mittelpunkt der Geschichte steht und das ein oder andere Problem bewältigen muss. Sie ist nicht die klassische starke weibliche Protagonistin und hinter ihrer Fassade steckt noch mehr, wie man im Laufe der Geschichte bemerkt. Besonders der Bund zu ihrer Schwester ist sehr stark und bringt sie in die ein oder andere brenzlige Situation.

Und brenzlige bzw. gefährliche Situationen findet man in Phantasma sehr häufig. Und das macht diese Geschichte aus. Kaylie Smith schafft es einfach viel Spannung und ruhigere Story Elemente in ein perfektes Gleichgewicht zu bringen – denn langweilig ist mir beim Lesen nie geworden. Was auch an dem Schreibstil liegt, der ganz einfach gehalten ist. Die Beschreibungen der Umgebung lassen das gesamte Setting lebendig werden und man hat das Gefühl, man würde sich zusammen mit Ophelia den einzelnen Prüfungen stellen.

Insgesamt lassen sich in „Phantasma“ viele wundervoll ausgearbeitete Ideen finden, die alle auf irgendeine Weise zusammenpassen. Diese Geschichte ist einfach etwas Besonderes – von den Protagonisten bis hin zum Setting. Wer also Lust auf eine Geschichte hat, die man nicht weglegen kann, wird hier fündig. Aber denkt beim Lesen daran: Verliebt euch nicht (zu schnell in die Protagonisten).