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Arambol

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Insgesamt 112 Bewertungen
Bewertung vom 30.09.2025
Winkelmann, Andreas

Entführung im Himmelreich / Mord auf Achse Bd.2


ausgezeichnet

Rückkehr ins Himmelreich

"Kontrolle ist Angst. Chaos ist Freiheit. Wer kontrollieren will, scheut das Risiko."

Endlich: Dauercamper Björn Kupernikus, fast pensionierter Schauspieler und "Wunsch-Tatort-Kommissar" und die ehemalige Lehrerin Annabelle Schäfer ermitteln wieder. Schon nach wenigen Seiten fühlt man sich im Himmelreich wieder heimisch: alle - ja, wirklich alle - alten Bekannten sind auch im zweiten Teil wieder mit dabei. Und ganz genau deswegen ist es unerlässlich den ersten Teil vorab gelesen zu haben.

Der Campingplatz Himmelreich gerät in Aufruhr, als der ortsansässige Bäcker plötzlich verschwindet. Die Bewohner machen sich Sorgen: Der Lieferwagen des Vermissten wird in der Nähe des Sees gefunden, seine Schuhe stehen einsam am Ufer. Die Polizei sieht zuerst keinen Hinweis auf Fremdverschulden und spricht von einem möglichen Unfall oder Selbstmord. Da sind Kupernikus und Annabella grundsätzlich anderer Meinung und nehmen umfangreiche Ermittlungen auf. Diese gestalten sich dann nätürlich wieder äußerst turbulent und ereignisreich. Die Geschichte ist voller Abwechslung, der Humor nicht zu aufdringlich und jederzeit angemessen dosiert. Mit dem sympathischen Ermittlerteam rund um die Hundedame Pinguin muss man einfach mitermitteln.

Tatsächlich gelingt es Winkelmann, seine drastisch überzeichneten Charaktere gleichzeitig so charmant und liebenswert darzustellen, dass man ihnen gern durch jede noch so absurde Wendung folgt.

Auch aufgrund der angenehm einfach gewählten Sprache und der eingängigen Dialoge ist das Buch recht flüssig und deshalb auch leider schnell ausgelesen.
Der Fall bleibt dabei jederzeit spannend genug, um neugierig weiterzulesen.

Ein Campingplatz als nicht alltäglicher Schauplatz sorgt zusätzlich für ein ganz eigenes Flair und verleiht dem Krimi eine besondere Note.

"Entführung im Himmelreich" ist rasant, witzig und voller kluger Wortspielereien; und das ist genau die richtige Mischung für alle, die sich mit einem kurzweiligen Wohlfühlkrimi entspannen möchten. Bitte mehr davon!

Bewertung vom 28.09.2025
Mullen, Kelly

Die Einladung - Mord nur für geladene Gäste


sehr gut

Mittel. Motiv. Gelegenheit.

„Ich brauche dringend einen Ort, an dem ich in Ruhe Panik schieben kann.“

Rosemary „Mimi“ MacLaine ist 77 Jahre alt und führt auf der Insel Mackinac ein beschauliches Leben – bis sie eines Tages eine rätselhafte Einladung erhält. Ihre wohlhabende Nachbarin Jane lädt sie zu einer Party ins Herrenhaus ein und warnt zugleich: Sollte Mimi nicht erscheinen, werde sie ihr dunkelstes Geheimnis aufdecken. Mimi kann die Einladung nicht ignorieren und bittet ihre Enkelin Addie, sie zu begleiten.
Schon früh am Abend kommt es zu einem Mord: Jane, die Gastgeberin, wird tot aufgefunden. Unverzüglich nehmen Mimi und Addie erste Ermittlungen auf.

Die gewählten Zutaten dieses Thrillers – ein Schneesturm, Stromausfall, eine isolierte Gruppe samt Mörder/in – sind wahrlich nicht gerade neu, werden aber unterhaltsam präsentiert.
"Die Einladung" ist ein sehr klassischer Winterkrimi, der mich trotz bekannter Zutaten gut unterhalten hat: Der Humor gefällt mir, der Schreibstil ist flüssig, die Handlung nimmt ohne langes Vorspiel direkt Fahrt auf.

Besonders gelungen empfinde ich das illustrierte Personenverzeichnis in den Innenseiten der Buchklappen. Das ist nicht nur äußerst praktisch, sondern auch ansprechend gestaltet, allerdings wirkt die Illustration von Mimi für eine 77-Jährige reichlich schmeichelhaft.

Mimi und Addie bilden ein interessantes Ermittlerduo. Die beiden führen ihre zahlreichen Befragungen aber leider so akribisch durch, dass der Mittelteil des Buches spürbare Längen entwickelt und der Spannungsbogen deutlich abflacht. Die Verdächtigen werden brav der Reihe nach abgeklappert, das Erzähltempo wird stark ausgebremst.
Die einzelnen Charaktere bleiben zudem insgesamt eher blass und skizzenhaft; selbst Mimi und Addie könnten mehr Tiefe vertragen.

Sehr überflüssig empfinde ich die wiederholten Markennennungen von Zigaretten; das passt einfach nicht in die Zeit.

Etwa nach der Hälfte des Buches schafft Kelly Mullen ein gehöriges Maß an Verwirrung: Wer ist hier eigentlich Täter und wer ist Opfer?
Es wird zunehmend komplexer und komplizierter. Die Geschichte selbst wird immer abgedrehter – das ist mir schon etwas des Guten zu viel.

Das Ende erscheinr dann zwar wieder rund, vielleicht mit einem Hauch zu viel "Happy End", kam für mich jedoch zu abrupt. Es gab immens viele Irrungen und Wirrungen zu entflechten, so viele falsche Fährten waren ausgelegt, und dann gibt es ein Geständnis fast emotionslos und ohne offensichtliche Gegenwehr.

Dank der zahlreichen, angenehm kurz gehaltenen Kapitel und einiger spitzer Dialoge liest sich das Buch zügig und macht Spaß. Wer leichte, humorvolle Winterkrimis mag, bekommt hier solide Unterhaltung – ein Cozy Crime, der im Mittelteil etwas Längen hat.

Bewertung vom 22.09.2025
Henssler, Steffen

Hensslers Schnelle Nummer - morgens, mittags, abends


sehr gut

Alltagstauglich

"Nicht kompliziert, aber mit Liebe zum Detail."

Das neue Kochbuch von Steffen Henssler überzeugt durch seine klare Strukturierung. Die einzelnen Rezepte sind übersichtlich dargestellt, sodass man auf einen Blick erkennen kann, was gebraucht wird und wie lange die Zubereitung dauert.
Besonders angenehm finde ich, dass keine exotischen Zutaten nötig sind – fast alles lässt sich problemlos im Supermarkt um die Ecke besorgen.
Für meinen persönlichen Geschmack kommt allerdings die Avocado etwas zu häufig in zahlreichen Rezepten vor.

Sehr gelungen sind die großformatigen Fotos, die direkt Lust aufs Nachkochen machen und die Gerichte perfekt in Szene setzen.
Abgerundet wird das Buch durch einige kleine Fakten und nützliche Tipps, was für zusätzliche Unterhaltung und Abwechslung sorgt.

Einen Stern ziehe ich ab, weil sich die Grundideen einiger Rezepte doch stark wiederholen: zum Beispiel die schnellen Pasta-Varianten oder auch Salate, die mit nur sehr marginalen Abwandlungen daherkommen. Sicherlich praktisch für den Alltag, beim Durchblättern wirkt das aber manchmal etwas zu ähnlich.

Insgesamt ein modernes Kochbuch, das nicht nur schnelle, sondern auch sehr alltagstaugliche Rezepte liefert.
Eine klare Empfehlung für alle, die eine unkomplizierte Küche mögen.

Bewertung vom 09.09.2025
Johnson, Maureen

Death at Morning House


gut

Unterhaltsamer Jugendthriller

"Manche Sommermorgende sind so reif, so voller Düfte und Sonnenschein, dass ein tiefer evolutionärer Impuls entsteht, richtig laut zu leben."

Die Geschichte beginnt mit einem tragischen Unfall, bei dem Marlowe Wexler, mit einer brennenden Kerze das Haus ihrer Nachbarn niederbrennt. Eine unerwartete Chance bietet sich, als ihr ein Sommerjob als Tourführerin in der historischen Villa "Morning House" angeboten wird. Marlowe sieht in diesem Angebot einen willkommenen Neuanfang.

Das "Morning House" birgt ein düsteres Geheimnis: Im Jahr 1932 starben zwei Kinder der wohlhabenden Ralston-Familie unter mysteriösen Umständen. Marlowe realisiert rasch, dass diese Geschichte und die Spannung zwischen den anderen jugendlichen Tourführern eng verknüpft sind. Ihre Kollegen, die allesamt in der Gegend aufgewachsene Teenager mit eigener Vorgeschichte sind, bilden eine fragile Gemeinschaft. Die Atmosphäre ist gleichzeitig sowohl einladend als auch beunruhigend.

"Death at Morning House" hat bei mir sehr gemischte Eindrücke hinterlassen.
Der Roman bringt auf den ersten Blick alles mit, was eine spannende Mysterygeschichte braucht: ein altes Herrenhaus mit dunkler Vergangenheit, eine Hauptfigur, die mehr zufällig als geplant dort landet, eine abgeschiedene Insel, die zugleich idyllisch und auch unheimlich wirkt. Und natürlich das obligatorische Unwetter: ein heftiger Sturm.

Auch die gelungene Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart sorgt dafür, dass man unbedingt an der Geschichte dranbleiben möchte.

Allerdings konnte mich die Umsetzung dann nicht vollständig überzeugen. Die Figuren blieben für meinen Geschmack recht blass, und es fiel mir schwer, eine echte Bindung zu Marlowe oder den anderen Jugendlichen aufzubauen. Dazu kommt, dass die Handlung stellenweise zu sehr ins Stocken gerät. Es wird viel erzählt und angedeutet, doch die Spannung baut sich nur langsam auf, ohne dass wirklich überraschende Wendungen entstehen.

Der Schreibstil von Maureen Johnson ist angenehm flüssig, jugendlich und leicht. Das macht das Buch zwar gerade für jüngere Leser zugänglich, lässt dann aber manchmal auch ernste Passagen etwas zu seicht wirken. Man spürt die gespannte Atmosphäre des Hauses und die unterschwellige Bedrohung, aber echte Überraschungsmomente bleiben rar.

Am Ende bleibt ein solider Mystery-Roman mit einer guten Grundidee, der aber sein Potenzial nicht effizient genug ausschöpft. Für mich persönlich ganz okay, aber auch nicht mehr: daher 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 13.08.2025
Reid, Taylor Jenkins

Atmosphere


sehr gut

Der Traum vom Fliegen

"Ich hatte immer das Gefühl, wenn ich die Sterne anschaue, weiß ich, dass ich nicht allein bin."

Die NASA-Astronautin Vanessa Ford gerät während einer Space-Shuttle-Mission in eine lebensbedrohliche Lage. Im Mission Control Centrum hält Joan Goodwin als CAPCOM mit ihr Kontakt.

In Rückblenden erfahren wir, wie Joan ins NASA-Trainingsprogramm kam und dort Vanessa kennenlernte und eine heimliche Beziehung mit ihr begann. Gleichzeitig lernen wir Joans privates Umfeld kennen, das viele ihrer Entscheidungen maßgeblich prägt.
Die Handlung des Romans wechselt zwischen Vanessas Einsatz im All und den Erinnerungen Joans, bis dann beide Handlungsstränge in einem sowohl dramatischen als auch emotionalen Höhepunkt zusammenfinden.

Der Roman "Atmosphere" verbindet die Faszination der bemannten Raumfahrt mit einer sehr persönlichen Geschichte. Taylor Jenkins Reid gelingt es dabei, die Emotionen der Figuren so lebendig zu zeichnen, dass man sich mitten im Geschehen wiederfindet. Die Stimmung des Buches schwankt zwischen sehr spannenden, und dann wieder leisen, nachdenklichen Momenten.

Besonders gelungen ist der Wechsel zwischen Gegenwart und Rückblenden. Dadurch wird nicht nur Joans verzweifelte Lage als CAPCOM am Boden greifbar, sondern auch ihre Vorgeschichte und die wachsende Nähe zu Astronautin Vanessa. Aus einer rein professionellen Verbindung entsteht Freundschaft – und mehr. Ein einziger Augenblick kann alles verändern, und genau dieses Gefühl transportiert die Autorin meisterhaft.

Neben Joan und Vanessa bleiben auch Nebenfiguren, allen voran Joans Nichte Frances im Gedächtnis. Ihre Geschichte bringt Wärme, Menschlichkeit und eine andere, zunehmend verletzlichere Seite von Joan zum Vorschein.

Der Roman ist flüssig geschrieben, gut recherchiert und bietet eine gelungene Mischung aus technischer Präzision und emotionaler Tiefe. Nur gelegentlich wirken einzelne Passagen etwas zu gedehnt, was den Lesefluss leicht bremst – deshalb vier statt fünf Sterne. Insgesamt aber ein beeindruckendes Leseerlebnis, das Raumfahrt und zwischenmenschliche Beziehungen zu einem stimmigen Ganzen verbindet.

Bewertung vom 04.08.2025
Slaughter, Karin

Dunkle Sühne / North Falls Bd.1


gut

Kaum Spannung, viel Leerlauf

"Man sieht eine Menge, wenn man selbst praktisch unsichtbar ist."

In "Dunkle Sühne", dem Auftakt einer neuen Thriller-Reihe von Karin Slaughter, erschüttert das plötzliche Verschwinden zweier Mädchen die amerikanische Küstenkleinstadt North Falls. Die Ermittlungen übernimmt Deputy Emmy Clifton; für sie wird der Fall persönlich, als sich herausstellt, dass eines der verschwundenen Mädchen die Stieftochter ihrer besten Freundin ist. Während Emmy versucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen, stößt sie auf eine Mauer des Schweigens hinter der gutbürgerlichen Fassade der kleinen Stadt, in der jeder jeden zu kennen glaubt.

Der Thriller „Dunkle Sühne“ bietet wohl das, was man von Karin Slaughter auch erwartet: einen äußerst komplexen Kriminalfall mit zahlreichen, sehr vielschichtig gezeichneten Figuren. Leider verliert sich der Roman dabei schnell und immer wieder in seiner eigenen, zuweilen unnötig überzogenen Detailverliebtheit.

Der Einstieg in die Geschichte ist dabei zunächst durchaus vielversprechend, doch schon nach kurzer Zeit wird die Anzahl der eingeführten Charaktere unüberschaubar hoch, was eine Orientierung fast unmöglich macht. Gleichzeitig entwickelt sich aber auch die Handlung selbst nur zögerlich – stattdessen dominieren ausufernde Dialoge, spekulative Gedankenspiele und ständige "Was wäre eigentlich wenn"-Diskussionen. Wer auf einen Spannungsbogen hofft, wird enttäuscht: Der Fall wird seziert, nicht erzählt.

Der Erzählstil von Karin Slaughter ist sehr detailverliebt und verliert sich zu oft in der Tiefe. Der Inhalt ist verwirrend komplex, aber gleichzeitig dann auch redundant und leider wenig packend. Wer Krimis eher wegen der Spannung liest, wird hier wenig mitgerissen.

Das trifft letztendlich gar nicht meinen -zugegeben- persönlichen Geschmack, deshalb bleiben "nur" 3 von 5 Sternen: handwerklich solide, inhaltlich aber langatmig und schwerfällig.

Bewertung vom 23.07.2025
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


sehr gut

Bewegende Zeitgeschichte

"Ich habe einen hohen Preis gezahlt, doch es reicht nicht. Es hat nie gereicht."

Als die Frankfurter Journalistin Hanna mit ihrer jugendlichen Tochter Katie für eine Recherche über die Geschichte der Verschickungskinder auf die Nordseeinsel Borkum reist, ahnt sie nicht, wie persönlich dieser Fall werden wird. Ihre eigene Mutter hat als Kind in Nachkriegszeiten sehr traumatische Erfahrungen während einer Kur auf Borkum erlitten.

Hanna möchte einen Artikel über diese dunklen Kurheime schreiben; bei ihren Recherchen trifft sie auf den Inselarzt Dr. Ole. Dieser unterstützt sie bei ihren Nachforschungen; gleichzeitig gelangt Hanna überraschend in den Besitz des Tagebuchs von Luise, einer ehemaligen Kinderbetreuerin, das ihr konkrete Hinweise auf ein mutmaßliches Verbrechen liefert.

Der Autorin, Eva Völler, gelingt es in "Der Sommer am Ende der Welt" auf sehr eindrucksvolle Weise einen fesselnden Roman mit einem dunklen Aspekt deutscher Nachkriegsgeschichte zu verbinden. Sie erzählt dabei eine bewegende Geschichte über Schuld, Verdrängung und das späte Aufarbeiten lange vergessener Ereignisse.
Besonders berührt hat mich die Art, wie Völler die historische Realität und persönliche Schicksale miteinander verwebt. Der Roman thematisiert das Leid von vielen Kindern, die unter dem Deckmantel von Fürsorge in Kurheimen Gewalt und psychischen Terror erleben mussten. Die Autorin schildert diese Missstände schonungslos, aber mit dem nötigen Feingefühl. Dabei wirft sie auch die unbequeme Frage auf, warum so viele damals geschwiegen haben.

Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist gut gelungen, auch wenn man beim Lesen aufmerksam bleiben muss, um die Zeitebenen nicht durcheinander zu bringen. Die Figuren – allen voran Hanna und ihre Tochter Katie – wirken glaubwürdig, ihr innerer Wandel nachvollziehbar. Besonders gelungen ist auch die Atmosphäre: Das Inselleben auf Borkum wird lebhaft und anschaulich beschrieben.

Insgesamt ist "Der Sommer am Ende der Welt" ein emotional bewegender und einfühlsam geschriebener historischer Roman. Einziger kleiner Kritikpunkt: einige Entwicklungen in der Gegenwart wirken stark konstruiert, vor allem die etwas übertrieben emotionale und sehr "blumige" Liebesgeschichte, doch das kann den Gesamteindruck kaum schmälern.
Unterhaltsam.

Bewertung vom 30.06.2025
Geschke, Linus

Der Trailer / Donkerbloem Bd.1


ausgezeichnet

Hat alles, was ein Thriller braucht

"Meistens, eigentlich fast immer, war die naheliegendste Möglichkeit auch die richtige."

Vor fünfzehn Jahren verschwindet die Studentin Lisa Martin bis heute spurlos auf einem Campingplatz in den Bergen.
Die Hamburger Kommissarin Frieda Stahnke greift die Geschichte erneut auf und sucht über einen True-Crime-Podcast nach weiteren Zeugen und neuen Erkenntnissen. Auf diesem Weg findet sie tatsächlich einen ehemaligen Augenzeugen: Wout Meertens, einen zwielichtigen Barbesitzer aus Köln, der vor fünfzehn Jahren ebenfalls zur gleichen Zeit auf dem Campingplatz war.

Frieda und Wout beginnen zunächst widerwillig zusammenzuarbeiten, um herauszufinden, was damals wirklich geschehen ist. Dabei müssen sie sehr schnell feststellen, dass der Podcast viel mehr ins Rollen gebracht hat, als sie gedacht haben – neue Morde scheinen mit dem alten Fall verbunden.

„Der Trailer“ ist der fesselnde Auftakt zur neuen „Donkerbloem“-Trilogie von Linus Geschke, der mich von der ersten Seite an begeistert hat. Zwar dreht sich die Geschichte um ein eher düsteres und unbequemes Thema (abgründige Begierden jenseits gesellschaftlicher Normen), doch Geschke schafft es, dieses Setting glaubhaft und packend zu erzählen. Seine Figuren wirken dabei äußerst lebendig und echt, vor allem Frieda und Wout agieren jederzeit glaubwürdig. Eine Identifikation fällt leicht.

Die Sprache ist klar, der Stil flüssig, und die oft überschaubar kurzen Kapitel verleihen der Geschichte ein enormes Tempo, sodass man kaum mit dem Lesen aufhören kann/möchte.

Geschickt werden die verschiedenen Handlungsstränge mehr und mehr miteinander verwoben: die enorme Komplexität der Geschichte wirkt aber nie verwirrend, sondern sorgt für durchgehende Spannung. Gerade zum Ende hin legt der Thriller noch einmal deutlich an Tempo und Intensität zu und überrascht mit einer letzten Wendung, die das Gesamtbild stimmig abrundet.

Linus Geschke zeigt erneut seine ganze Klasse als Thriller-Autor und knüpft an seine besten Werke an. Sollte die Trilogie auf diesem Niveau weitergehen, wird sie zu einem echten Highlight des Genres werden. „Der Trailer“ hat mich absolut überzeugt, ein Thriller, der alles bietet: Atmosphäre, Spannung und viele überraschende Wendungen.

Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.06.2025
Winkelmann, Andreas

Ihr werdet sie nicht finden


gut

Mehr Krimi als Thriller

"Manchmal waren Berührungen wichtiger als Worte."

Jonas hat als Polizist vor sieben Jahren einen folgenschweren Fehler begangen: Nachdem seine Tochter Isabell spurlos verschwindet, tötet er im Affekt den Mann, den er für den Täter hält. Isabell aber bleibt unauffindbar.

Heute, sieben Jahre später, arbeitet die junge Privatdetektivin Franca, an einem aktuellen Vermisstenfall.
Dabei entdeckt sie Hinweise, die mit Jonas’ Vergangenheit in Verbindung stehen. Anfangs misstrauisch, kommen beide dann einer Wahrheit näher, die tief in die Vergangenheit reicht. Gemeinsam beginnen sie, unzählige Puzzlestücke zusammenzusetzen. Dabei stoßen sie auf Zusammenhänge, die beide Fälle betreffen und auf eine Wahrheit, mit der keiner gerechnet hat.

Der Einstieg in den Thriller „Ihr werdet sie nicht finden“ hat mich unmittelbar gepackt. Die Geschichte startet mit viel Tempo in ein beklemmendes Szenario. Je weiter die Handlung dann allerdings voranschreitet, desto mehr weicht das anfängliche Gefühl der Spannung einer gewissen Ernüchterung.

Der Mittelteil zieht sich spürbar. Es wird viel und gerne nachgedacht, unendlich spekuliert, mitunter sogar philosophiert. Die Spannung, die ich nach dem vielversprechendem Auftakt erwartet hatte, blieb dabei leider größtenteils auf der Strecke. Keine überraschenden Wendungen, stattdessen eher ruhig und sachlich durchgeführte klassische Ermittlungsarbeit - mehr Krimi als Thriller.

Positiv fällt die Figurenzeichnung auf: Alle Charaktere wirken glaubwürdig und nachvollziehbar, besonders Franca wird authentisch gezeichnet.

Das Ende kommt eher durchschnittlich unspektakulär daher, tatsächlich ein wenig enttäuschend hinterlässt es keinen erinnerungswerten Eindruck.

Insgesamt bietet Andreas Winkelmann mit seinem neuesten Buch "Ihr werdet sie nicht finden“ eine handwerklich routiniert geschriebene und durchaus unterhaltsame Geschichte an, aber wer echte Thriller-Hochspannung und unvorhersehbare Wendungen sucht, könnte hier enttäuscht werden.

Schade – das Potenzial war da, gerade nach dem sehr starken Anfang, aber insgesamt für einen Thriller einfach nicht packend genug.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2025
Grandl, Peter

Reset


sehr gut

Glaubhaftes Szenario

"Wie gewaltig eine Katastrophe auch enden mag, ihr Ursprung scheint immer klein und unbedeutend."

Im Jahr 2024 wird die Welt von einer Welle absolut perfekt inszenierter Falschinformationen überrollt: Deepfake-Videos und gefälschte Nachrichten stürzen ganze Staaten ins Chaos. Keine Datenquelle ist mehr sicher, kein Kommunikationsmittel verlässlich. Der ehemalige US-Ermittler Valentine O’Brien wird nach Deutschland geschickt, um die Ursache dieser globalen Katastrophe zu finden. Gleichzeitig sucht er auch nach seiner verschwundenen Schwester und stößt auf eine Verschwörung, die weit über politische Manipulation hinausgeht.
Was ist Wahrheit, Realität, und was nur Illusion? Jeder Anruf, jede Nachricht, jede Information könnte manipuliert sein.

Die in Peter Grandls Thriller „Reset“ erzählte Geschichte bewegt sich auf mehreren Ebenen – sowohl geografisch als auch zeitlich. Der Wechsel zwischen zahlreichen Schauplätzen und einer Vielzahl an Figuren verlangt anfangs viel Konzentration. Die Orientierung fällt dabei schwer, da auch die einzelnen Protagonisten eher kühl und funktional charakterisiert sind. Eine emotionale Bindung entstand so für mich nicht; viele Figuren blieben distanziert, fast schematisch, und ich hatte Mühe, mich wirklich in jemanden hineinzuversetzen.

Mit zunehmender Seitenzahl entwickelt der Roman dann doch eine einzigartige Sogwirkung. Grandl versteht es, die Bedrohung durch arglistig manipulierte Wirklichkeiten glaubwürdig und erschreckend realistisch zu schildern. Die vielen Erzählstränge fügen sich allmählich zu einem Gesamtbild, das ebenso beklemmend wie spannend ist. Besonders stark ist die zweite Hälfte, in der sich die Handlung verdichtet und der Plot klarer, zielgerichteter und fesselnder wird.

Das Finale ist lesenswert konstruiert, dramatisch glaubwürdig und bringt den bis dahin recht komplexen Aufbau zu einem schlüssigen Ende.

Unterm Strich ist „Reset“ ein durchaus spannender und gut durchdachter Thriller, der seine Stärken allerdings erst nach und nach entfaltet. Wer bereit ist, sich auf die anfängliche Verwirrung einzulassen, wird mit einem intensiven Leseerlebnis belohnt.