Mit großen Erwartungen bin ich an Unbeugsam wie die See herangegangen, da ich Emilias Harts Debüt Die Unbändigen sehr geliebt habe. Ganz erfüllen konnte dieses Buch meine Hoffnungen zwar nicht, dennoch war es insgesamt ein schönes Leseerlebnis.
Die Geschichte spielt auf 3 Zeitebenen: Im Jahr 2019 flieht Lucy vor der Tatsache, dass sie schlafwandelnd ihren Ex würgte, an die Australische Küste zur ihrer Schwester. Doch wo ist ihre Schwester? 1999 erfahren wir aus den Seiten des Tagebuchs von Jess über ihren einsamen Alltag, sie fühlt sich ungeliebt und hat mit einer Wasserallergie zu kämpfen. Im Jahr 1800 sind die Zwillingsschwestern Mary und Eliza auf dem Weg über den Ozean ins Exil nach Australien. Was verbindet das Schicksal dieser Frauen?
Grundsätzlich gefallen mir Geschichten mit mehreren Zeitsträngen sehr gut, und auch der Beginn hat mich direkt gefesselt. Leider zog sich die Handlung im Mittelteil stark, sodass die Autorin mich dort fast verloren hätte. Zum Glück fand am Schluss alles wieder zusammen und die restlichen 20% waren dann sehr spannend und überraschend.
Ein Kritikpunkt betrifft die Sprache: Die Passagen im Podcast-Format klangen für mich nicht wie gesprochene Sprache, sondern eher wie sachliche Berichte. Ähnlich empfand ich die Tagebuchseiten, die wenig wie die Gedanken einer Teenagerin wirkten.
Trotz dieser Schwächen ist Unbeugsam wie die See eine magische Geschichte voller Geheimnisse. Vor allem Leser*innen, die gerne maritime Settings mögen, kann ich das Buch empfehlen.
In Atmosphere von Taylor Jenkins Reid (Übersetzt von Babette Schröder) wird Joan Goodwin in den 80er Jahren zu einer der ersten Astronautinnen der Nasa. Obwohl die Frauen des Space-Shuttle-Programms zunächst belächelt werden, gehören sie zu einer hoch qualifizierten Gruppe mit dem Ziel, ins All zu fliegen. Neben ihrem Alltag als Astronautin, erfahren wir auch viel über Joans Privatleben, welches sich zunächst vor allem um ihre Schwester und um ihre Nichte dreht, um die sie sich aufopferungsvoll kümmert, auch als ihre Karriere sich weiterentwickelt. Und dann geschieht etwas womit Joan selbst nicht gerechnet hätte – sie verliebt sich.
Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen und ich habe das Buch in kürzester Zeit gehört. Das Setting in der Nasa in den 80er Jahren und die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Vor allem die Beziehung von Joan und ihrer Nichte war sehr berührend. Allerdings muss ich auch sagen, dass die Erzählung teils zu direkt und sehr dick aufgetragen war. Trotzdem habe ich die Geschichte um Joan, als Frau in einer Männerdomäne, die mit Identitätsfragen und gesellschaftlichen Erwartungen zu kämpfen hat, sehr genossen.
In "Das Ministerium der Zeit" von Kaliane Bradley begleiten wir eine namenlose Ministeriumsmitarbeiterin. Sie ist eine Begleitperson, eine sogenannte "Brücke", für den Zeitreisenden Graham Gore, Commander der Royal Navy, aus 1847. Sie soll Graham im 21. Jahrhundert auffangen und ihn gegenwartstauglich machen. Wie man sich denken kann ist das nicht alles. In abwechselnden Kapiteln erfahren wir außerdem mehr über Graham Gore und seine missglückte Mission in die Arktis.
Zu Beginn der Geschichte war ich begeistert. Man landet direkt mitten im Geschehen und es ist sehr spannend. Die Idee fand ich großartig. Leider wurde ich dann immer mehr enttäuscht. Schnell wurde die Erzählung langatmig, schwer zu folgen und "all over the place." Es wurden wahllos Absätze eingestreut die nichts mit der Handlung zu tun haben. Es gab mir zu viele Sachverhalte, die einfach plötzlich da waren ohne erklärt zu werden. So zum Beispiel auch die Faszination unserer Protagonistin für Graham.
Die Sprache hat zu meiner Enttäuschung einen großen Teil beigetragen. Sie ist teils merkwürdig, übertrieben theatralisch und bildhaft. Es gibt immer wieder Sätze oder Phrasen, die ich nicht verstehe. Eventuell liegt das auch an der Übersetzung. Hierfür ein paar Beispiele: "Porridge-milder Mittwoch", "Meine Knie rebellieren wie zwei eingesperrte Frösche.", "Ich wollte in einen Zug beißen oder vielleicht einen vögeln." Außerdem hat mich der exzessive Gebrauch von Ellipsen (...) massiv gestört. Das wirkte teilweise wie ein Chatverlauf.
Immerhin wurde es gegen Ende wieder etwas spannender. Allerdings konnte mich das Ende auch nicht abholen. Es war für meinen Geschmack etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen.
Das Buch hat sich für mich angefühlt wie eine Story für jüngere Leser*innen, was allerdings nicht sein kann, da extrem explizite Sexszenen beschrieben wurden. Also ich weiß nicht, wem ich das Buch empfehlen würde.
Hier gibt es auf jedem Zentimeter etwas zu entdecken! In zauberhaften, detailreichen Illustrationen schwimmen Haie, Aale, Oktopusse, Seepferdchen und viele andere Meeresbewohner über die Seiten von "Kleine und große Wunder der Meere" von Gabby Dawnay, illustriert von Mona K. Auf knapp 100 Seiten lernen die kleinen in 9 Vorlesegschichten viel über verschiedenste Meeresbewohner. Den Tierchen wird auch eine eigene Stimme verliehen, mit der sie von Ihren Abenteuern im Ozean erzählen. Sie sehen alle ganz freundlich aus, sodass sich kein*e kleiner Zuhörer*in fürchten muss. Auf einer Doppelseite nach der eigentlichen Geschichte erfährt man spannende Fakten über das jeweilige Tier. Das ist wirklich die schönste Art zu lernen für die ganz Kleinen und macht auch noch beim Vorlesen ganz viel Freude. Große Empfehlung für alle, deren Kids, Nichten oder Neffen die Unterwasserwelt lieben.
August, 1975, Adirondack-Gebirge im Bundesstaat New York. Ein Mädchen ist verschwunden. Sie heißt Barbara van Laar und ist Tochter einer reichen Bankiers-Familie in der Status, Ansehen und Geld alles sind was zählt. Als Barbara, während ihres Aufenthalts im Sommercamp verschwindet, hat man den Eindruck, dass die Familie nicht alles daran setzt sie zu finden. Das ist besonders deshalb verwunderlich, weil ihr kleiner Bruder Bear, vor 14 Jahren ebenso verschwand.
In der Geschichte wird auch ganz klar, dass sowohl in der Zeit zu der Bear verschwand als auch 1975, Frauen vor allem dann gefielen, wenn sie Erben produzierten und ansonsten hübsch und still waren. Die Mutter von Bear und Barbara wurde regelrecht zum Schweigen gebracht und die junge Ermittlerin Judita, die 1975 als einzige Polizistin bei ihrem diesem Fall dabei ist, wird nicht ernst genommen.
In kurzen Kapiteln und durch zahlreiche Zeitstränge, verschiedenste Perspektiven von vielen Personen, setzt sich Stück für Stück das Puzzle des Verschwindens der beiden Kinder zusammen. Ich konnte den vielen Personen und Zeitsprüngen sehr gut folgen und es hat das ganze spannend gemacht und man hat das Gefühl am Schluss ein umfassendes Bild der Geschehnisse zu haben. Jeder der Protagonist*innen hat ein mehr oder weniger großes Geheimnis und man fragt sich, wer mit dem Verschwinden der Kinder zu tun hat. Ich habe die knapp 600 Seiten in nur 7 Tagen gelesen und durch dieses Buch herausgefunden, dass literarische Thriller genau mein Ding sind. Wer also Lust hat auf ein Buch, das spannend ist, ein tolles Setting hat, sich liest wie ein Film und trotzdem tiefgründig ist, dem kann ich "Der Gott des Waldes" nur wärmstens empfehlen.
What the River Knows – Geheimnisse des Nil von Isabell Ibañez besticht zunächst mit einem wunderschönen Cover und einem detailreichen tollen Farbschnitt. Die Erzählung war jedoch leider nicht das richtige für mich.
Die Geschichte spielt Ende des 19. Jahrhunderts zunächst in Buenos Aires, wo wir Inez kennenlernen. Sie reist nach Ägypten um herauszufinden, was mit ihren Eltern passiert ist. Dort trifft sie auf ihren Onkel, der sie nicht willkommen heißt und dessen Handlanger.
Das Geplänkel zwischen Inez und dem Handlanger, Mr. Hayes war für mich nur schwer zu ertragen und konnte Inez Faszination für ihn absolut nicht nachvollziehen. Grundsätzlich waren die Figuren der Geschichte platt und ich konnte mit Ihnen nicht warm werden.
Ich hätte mir gewünscht, dass das magische System mehr Wichtigkeit einnimmt.
Die Sprache hat mich außerdem gar nicht überzeugt. Meist ist sie passend zu der Zeit gehalten, jedoch fällt sie manchmal stark heraus in zu flapsigen Ton oder benutzt Wörter, die Menschen mit dem Stand zu der Zeit nicht verwendet hätten. Ob das an der Übersetzung liegt, weiß ich nicht.
Alles in allem, ist die Welt toll beschrieben und vielleicht findet jemand, der an Enemies to Lovers gefallen findet und sich an der Sprache weniger stört, auch gefallen an der abenteuerlichen Reise von Inez Olivera.
Eines schönen Nachmittags spielen die Freund*innen Meck und Schmeck zusammen auf einer grünen Wiese. Weil Schneck ganz verträumt in seiner eigenen Welt ist, bemerkt er nicht wie Meck verschwindet. Als er es endlich bemerkt, geht er auf die Suche nach Meck. Wird er Meck finden und wie fühlt sich Schneck dabei?
In diesem wunderschön illustrierten Kinderbuch werden Emotionen wie Angst, Freude, Einsamkeit oder Erleichterung auf behutsame weise dargestellt. Auch die Tatsache, dass Kinder in Fantasiewelten leben wird rübergebracht. Auf den Seiten kann man zusammen mit den Kindern in den Illustrationen kleine Besonderheiten entdecken.
Das Ende hätte ich mir noch etwas geschlossener und mehr „happy“ gewünscht.
Alles in allem ist das Buch aber eine wunderbare kleine Geschichte, mit der die Kinder sicher viel Freude haben werden.
Auf dem schönen Cover von „Als wir im Schnee Blumen pflückten“ wird eine einsame Landschaft in groben Pinselstrichen dargestellt. Ein Paar geht dort an einem Fluss spazieren. Ob dieses Paar Máriddja und Biera, die Protagonisten der Geschichte sind?
Máriddja und Biera leben verwahrlost und vereinsamt zusammen auf einem Hof in Schweden. Sie verschweigt ihrem dementen Mann ihre Krebsdiagnose – Sie möchte, dass alles so bleibt wie es ist und von niemandem Hilfe annehmen. Doch in ihrem Leben ist ein großes Loch: Sie zogen ihren Neffen Heiaka-Joná viele Jahre wie ein eigenes Kind auf. Eines Tages kommt seine Mutter und entreißt ihn seinen Zieheltern. Máriddja kann ihn nie vergessen und versucht verzweifelt ihn zu finden.
In dem Buch geht es um Erinnerungen – welche die einem entfleuchen, welche die man hat aber vergessen möchte, oder um die, die zur Gegenwart werden.
Die bildhafte, metaphorische Sprache hat mir zunächst sehr gut gefallen, leider wurde sie dann irgendwann zu viel verwendet und mich eher gestört. Auch wechselt die Sprache zwischen der blumigen Schreibweise und einem normalen Ton. Ich konnte deshalb zu Beginn kaum mit den Charakteren mitfühlen. Ich hatte zwischendrin das Gefühl, dass es eher um Belanglosigkeiten geht, als um die eigene Geschichte. Aber vielleicht bildet das auch die Lebensrealität von dem alten Ehepaar aus der sich nicht ausbrechen können gut ab.
Stellenweise war das Buch aber recht komisch und mit der Zeit konnte ich dann immer mehr mit der verschrobenen Máriddja und ihrem Mann mitfühlen.
Das Ende hat mich versöhnt und ich bin froh, dass ich diese tragische Geschichte, die doch voller Liebe trotzt gelesen zu haben.
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