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gabiliest
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Wien

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Insgesamt 81 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2025
Johnson, Jill

Nachtschattengewächse


gut

Mit “Nachtschattengewächse” hat die bekannte Autorin Jill Johnson einen etwas anderen Krimi geschrieben, in dem Giftpflanzen und ihre Gärtnerin eine Hauptrolle spielen. Schon das gelungene Hardcover stellt einige dieser oft wunderschönen Pflanzen vor, die durch ihre Eigenheiten bezaubern, aber auch den Tod bringen können.

Ich-Erzählerin und Hauptfigur ist Professorin Eustacia Rose, eine anerkannte Kapazität auf dem Gebiet der Pflanzentoxikologie. Wer sie allerdings am Anfang dieses Buches trifft, wird von ihrer skurrilen Persönlichkeit überrascht sein. Sie trägt die Anzüge ihres verstorbenen Vaters auf, züchtet in ihrem Dachgarten Giftpflanzen, aber beobachtet auch von dort mittels eines starken Teleskops ihre Nachbarn. Eine junge Frau hat es ihr besonders angetan, Eustacia verfolgt sie und versucht sie zu beschützen. Denn bei Psycho, so hat sie die junge Frau nach einer Giftpflanze getauft, gehen eigenartige Männer ein und aus. Doch dann scheint es, dass Psycho entführt wurde….

Der Roman braucht einige Zeit, bis sich die Geschichte entwickelt, und hier sind verwirrende Vorkommnisse an der Tagesordnung. Ist Psycho wirklich Simone, wie sie sich nennt? Wonach sucht sie und warum hat sie Professorin Rose in ihrem Dachgarten besucht? Ist Eustacia in Gefahr? Und wer sind die Männer, die die junge Frau bedrohen, schlagen und sie zur Gewalt auffordern? In ihrem Abscheu ihnen gegenüber hat Eustacia allen Männern die Namen von Giftpflanzen gegeben. Doch der Schlimmste von allen lebt mit Eustacias Jugendliebe zusammen, Mary, die jetzt im Rollstuhl sitzt. Doch woher kennt Simone Marys Sohn und welche Rolle spielt der heruntergekommene Künstler?
Als ein Mord geschieht, bei dem Gift im Spiel ist, steht Professorin Rose unter Verdacht, denn schon einmal hatte sie mit der Polizei zu tun und damals hat sie dieses Vorkommnis ihren Job gekostet.

Jill Johnson hat mit “Nachtschattengewächse” einen Kriminalroman vorgelegt, der die Lesenden teilweise überfordert. Wer sich eine stringente Krimihandlung erwartet hat, wird enttäuscht sein. Zu viele und zu undurchsichtige Figuren, die schemenhaft bleiben, kommen in ihrem Buch vor. Professorin Rose selbst bleibt eine Gestalt mit vielen Eigenheiten, die es für sie schwer machen, Empathie zu empfinden. Doch Liebe kennt sie bis zur Obsession, früher zu ihrer ersten Liebe Mary, jetzt zu Psycho, die vielleicht eine ganz Andere ist. Lesende, die Interesse an Giftpflanzen haben und vielleicht wissen möchten, was bei ihnen auf dem Fensterbrett oder im Garten so wächst,- gerne Blauer Eisenhut, Engelstrompete oder Eibe- finden hier durchaus gelungene botanische Erläuterungen.

Der Roman hat ein offenes Ende, einerseits versöhnlich, andererseits wird ein begangener Mord nicht abschließend aufgeklärt. Dieses Buch ist geeignet für Lesende, die sich eine Hauptfigur mit vielen speziellen Eigenarten wünschen und wissen, dass Rache ein süßes Gift ist.

Bewertung vom 13.09.2025
Hüttner, Marie

Rocky Winterfeld


ausgezeichnet

Rocky ist elf Jahre alt. Er interessiert sich sehr für wissenschaftliche Zusammenhänge, besonders angetan hat es ihm das Weltall. Darum hängt in seinem Kasten ein Modell der Planeten und in diesem Kasten sitzt Rocky oft stundenlang. Manchmal gemeinsam mit Mutter Nancy, öfter mit seinem Freund Marek. Aber Marek zieht nach Polen und Rocky fällt der Abschied sehr schwer.

Zur gleichen Zeit erhält Rocky geheimnisvolle Briefe. Als er die damit verbundenen Rätsel löst, darf er mit seinem Physikprojekt an einem wissenschaftlichen Wettbewerb teilnehmen. Und der ist in Polen. So macht sich Rocky mit drei weiteren Kindern und der Physiklehrerin Frau Popov in einem klapprigen Bus auf die Reise. Nach vielen Hindernissen und abenteuerlichen Ereignissen ist Rocky in Polen angekommen. Wird er seinen Freund Marek wiederfinden?

Marie Hüttner hat mit “Rocky Winterfeld- ziemlich neben der Spur” ein fröhliches Buch geschrieben, das sich gut und flüssig lesen lässt. Kurze Kapitel, größere Schrift und die gelungenen Illustrationen von Regina Kehn vervollständigen das Lesevergnügen. Das bunte Hardcover wirkt einladend, eigentlich würde man auch gerne selbst in den Bus steigen und sofort mitfahren. Das Buch wird ab zehn Jahren empfohlen.

Der Roman erzählt von einem besonderen Jungen, Rocky, der Menschen und laute Geräusche nicht so gerne mag. Wenn er in seinem Kasten sitzt, fühlt er sich geborgen. Rocky mag Döner, ist interessiert und wissbegierig, seine treffenden Kommentare zur Situation zeichnen das Buch aus und machen es sehr witzig. Auch seine Mitschüler haben ihre Eigenheiten: Kadir hat eine große Familie und rappt gerne, das soll allerdings niemand wissen; Leyla ist Umweltaktivistin und schreckt auch vor fragwürdigen Aktionen nicht zurück; Tess wirkt verschlossen und scheint sich in ihrem Pullover zu verstecken, doch hatte sie es bisher auch nicht leicht. Mit ihrer resoluten Lehrerin Frau Popov erreichen sie schließlich Polen, doch wird es mit dem Wettbewerb gut laufen?

Der Roman erzählt eine Geschichte vom Mut, über den eigenen Schatten zu springen und sich auch einmal etwas zuzutrauen. Doch nicht immer ist eine Freundschaft so beständig, wie Rocky sich das gerne wünschen würde. Allerdings: Wenn man offen auf Andere zugeht, ist es gar nicht so schwierig, neue Freunde zu finden. Auch wenn die Charaktere der Kinder manchmal schräg und eigenwillig scheinen, so sind sie doch alle liebenswert. So manche junge Lesende werden sich vielleicht ein bisschen wiedererkennen. Mir und meinen Mitleserinnen- zwei Mädchen im Alter von neun Jahren- hat das Buch sehr gut gefallen und wir empfehlen es gerne weiter.

Bewertung vom 09.09.2025
Dorweiler, Ralf H.

Das Lied des Vogelhändlers


ausgezeichnet

In seinem historischen Roman “Das Lied des Vogelhändlers” entführt Ralf H. Dorweiler die Lesenden in die Zeit des Hochmittelalters. Die auf zwei Zeitebenen angesiedelte Handlung zeigt, wie Verbrechen aus der Vergangenheit in die damalige Gegenwart fortwirken. Das stilvolle Cover betont die Wichtigkeit der Beizjagd mit Falken, die ein Statussymbol waren.

Anno domini 1190 ist ein erbitterter Thronstreit zwischen Philipp von Schwaben und Otto von Braunschweig entbrannt. Beide wurden zum König gekrönt. Zur selben Zeit befindet sich Kaiser Barbarossa auf dem dritten Kreuzzug ins heilige Land. An seiner Seite sind nicht nur Ritter, sondern auch Ärzte und Bader, denn die Schlachten sind gnadenlos. Eine junge Frau, Franziska von Hellenau, steht nach dem Tod ihres Onkels alleine da. Sie schließt sich dem Bader und den Nonnen aus dem Kloster der heiligen Hildegard von Bingen an und wird in der Krankenpflege bald unentbehrlich. So rettet sie auch Markgraf Hermann IV. von Baden das Leben und verliebt sich in ihn, obwohl er wesentlich älter ist. Ein nur kurzes Glück, denn der Graf findet durch die Hand eines Verräters den Tod. Wird Franziska späte Rache üben können?

Im Jahr 1200 richten die Söhne des getöteten Markgrafen ein Turnier auf Burg Hachberg aus. Auch Walther von der Vogelweide nimmt teil, als Bote des Königs Philipp. Doch geht es hier nicht nur um Minnegesang, Walther ist einer Intrige auf der Spur. Hilfe erhält er vom Vogelhändler Wigbert und dessen Mündel Almut, die nur die Voglersprache beherrscht. Nachdem Walther knapp dem Tod entgangen ist, wird klar, dass der Verräter aus der Vergangenheit auch ein vielfacher Mörder ist. Aber wie ihn finden und überführen?

Ralf H. Dorweiler hat einen historischen Roman geschrieben, der Spannung bis zum Schluss bietet. Neben der Krimihandlung erfahren die Lesenden viel über das Leben auf den Burgen im Mittelalter, über Turniere und Heiratspolitik. Man braucht jedoch nicht zu befürchten, trockene historische Fakten vorgesetzt zu bekommen, sondern alle Charaktere und Szenarien sind mit Leben erfüllt. Politische Ränkespiele, brutale Verbrechen und höfische Intrigen machen das Buch abwechslungsreich und bieten einen guten Einblick in das herrschaftliche Gepräge.

Zur besseren Orientierung bietet der Roman ein ausführliches Personenverzeichnis, jedes Kapitel trägt einen Vogelnamen und wird mit historischen Zitaten begonnen. Die geschilderten Protagonisten sind lebensnah dargestellt, die Umstände der damaligen Zeit möglichst authentisch wiedergegeben. Der Roman lebt von starken Charakteren: Franziska von Hellenau, die nicht vergisst, wer ihren Geliebten getötet hat und auch nach ihrem Leben trachtete; Der Falkner Rupert, Vertrauter des verstorbenen Markgrafen Hermann von Baden, der seine eigenen Ziele mit Rücksichtslosigkeit verfolgt; Wigbert, der Vogelhändler, der versucht, am Rande des Turniers Geschäfte zu machen sich liebevoll um sein Mündel Almut kümmert. Und nicht zuletzt Walther von der Vogelweide, dem es mit Wigbert zusammen gelingt, ein Mordkomplott aufzuklären und Franziska zu ihrem Recht zu verhelfen.

Mein Fazit:

Durch den bildhaften und flüssigen Schreibstil des Autors kommt selbst bei der geschichtlichen Einordnung der Ereignisse keine Langeweile auf. “Das Lied des Vogelhändlers” ist ein gelungener historischer Roman, der nicht nur geschichtlich Interessierten gefallen wird sondern der auch Krimifans durch die Schilderung der damaligen Lebensumstände, Ränkespiele und geheimnisvollen Mordanschläge überzeugen wird, wenn sie einen Blick in die Vergangenheit werfen wollen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 06.09.2025
Abel, Susanne

Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104


ausgezeichnet

Bedrückend und berührend: Das Schicksal der Heimkinder


Susanne Abel hat in ihrem Roman “Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104” ein realistisches Werk über die Behandlung von Heimkindern in der Nachkriegszeit geschrieben. Schon der kleine, traurig und verloren aussehende Bub auf dem Cover hat bei mir tiefstes Mitleid hervorgerufen. Die Autorin schreibt in ihrem Nachwort, dass sie dieses Bild immer vor Augen hatte, als sie das Buch schrieb. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: Im Jahr 1945 und den folgenden und zu der Zeit, als Margret und Hardy, die ehemaligen Heimkinder, bereits Urgroßeltern sind.

Margret und Hardy kommen beide in ein katholisch geführtes Kinderheim. Margret ist Kriegswaise, Hardy hat in den Kriegswirren seine Familie verloren. Die Nonnen und Ärzte entmenschlichen die Kinder, degradieren sie zu Nummern. Die Kinder werden geschlagen, gedemütigt, missbraucht und alle repressiven Maßnahmen werden damit begründet, dass die Kinder Zucht und Ordnung lernen müssen. Doch das Einzige, das diese Kinder kennen lernen, sind Qualen. Margret, die sechs Jahre älter ist als Hardy, versucht ihn zu beschützen. Denn Hardy gilt als debil, doch Margret weiß, dass das nicht stimmt. Als Margret zu einer Tante zieht, erlebt sie weitere Gräueltaten. Später arbeitet Margret selbst in einem Kinderheim, als sie Hardy wiederfindet…

Die zweite Zeitebene stellt die Familie von Margret und Hardy im Jahr 2006 vor. Ihre Tochter Sabine und ihre Enkelin Julia finden sich in einem verantwortungsvollen Leben nicht zurecht. Als Emily, Julias Tochter, ihr vom Jugendamt abgenommen wird, erreicht Margret, dass Emily bei ihren Urgroßeltern bleiben darf. Doch Emily fühlt sich zunehmend durch die Verbote ihrer Urgroßmutter eingeschränkt, die von der Angst getrieben ist, Emily könnte dasselbe wie ihr zustoßen. Und Enkelin Julia, die selbst leichtlebig ist, wirft Margret vor, dass sie dafür sorgen müsse, ihre eigenen Probleme zu bewältigen, die für die Probleme der ganzen Familie verantwortlich seien.

Susanne Abel hat ein ungeheuer berührendes Buch über die auch heute noch nicht aufgearbeitete Geschichte der ehemaligen Heimkinder geschrieben. An ihnen wurden unvorstellbare Gräueltaten begangen und sie wurden bei Medikamententests missbraucht. Hunger war ein Erziehungsmittel und Schwerarbeit an der Tagesordnung. Es ist gut und wichtig, diesen Kindern auch heute noch eine laute Stimme zu geben, denn die Bewältigung des Geschehenen geht nur langsam vonstatten.

Durch die Familiengeschichte stellt sich auch die Frage, ob sich Traumata durch Generationen vererben können. Enkelin Julia wirft das Großmutter Margret vor, ohne den Hintergrund zu kennen, denn Hardy und Margret haben nie darüber gesprochen, dass sie in einem Heim aufgewachsen sind. Erst ein Zufall bringt diesen Fakt ans Licht. Das Buch endet trotzdem versöhnlich, auch wenn man während des Lesens oft nicht weiß, wie man diese Schilderungen weiter ertragen kann.

Der Schreibstil von Susanne Abel ist ergreifend, die Schilderungen der Qualen der Kinder einfach realistisch, Gefühle und Gedanken drücken die Kinder aus und man fühlt die Hilflosigkeit mit ihnen. Die Autorin hat akribisch recherchiert, am Ende das Buches findet sich ein ausführliches Quellenverzeichnis. Auch wenn der Buch- und Filmmarkt derzeit das Thema Epigenetik- wie vererben sich Traumata auf nachfolgende Generationen- besonders beachtet, ist “Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104” ein ganz besonderes Buch. Auch wenn die Autorin das nicht selbst ausdrückt, spürt man auf jeder Seite des Buches das Mitgefühl für diese misshandelten Kinder. Susanne Abel hat ein Buch wider das Vergessen geschrieben, ein Buch, das man lesen muss, ein Buch, bei dem man weinen darf und ein Buch, das ich nachdrücklich empfehlen kann.

Bewertung vom 03.09.2025
Onhwa, Lee

Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei (eBook, ePUB)


gut

Der Roman “Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei” zeigt schon am gelungenen Hardcover, dass er im fernöstlichen Kulturkreis, in diesem Fall in Korea, spielt. Daher sollten sich die Lesenden hier weder auf eine nette Geschichte über Mehlspeisen und auch auf keine Love Story gefasst machen.

Der Roman erzählt die Lebensgeschichte von vier Protagonisten, die alle Kunden in der Kondtorei Hwawoldang sind. Diese Konditorei hat Yeonhwa, eine junge, gebildete Frau, von ihrer Großmutter geerbt. Obwohl Yeonhwa seit ihrem zehnten Lebensjahr bei der Großmutter gelebt hat, weiß sie eigentlich nichts über diese Frau und über das Geschäft, das in einer Gegend liegt, in der es spuken soll. Obwohl die Großmutter hohe Schulden hinterlassen hat und in ihrem Testament verfügt hat, dass die Konditorei nur von zehn Uhr abends bis Mitternacht geöffnet sein darf, will Yeonhwa den Betrieb weiter führen

Das Buch erzählt vier Schicksale: Von einer Mutter, die alles tun möchte, damit ihre Tochter glücklich ist; von einer Künstlerin, die auf eine medizinische Behandlung verzichtet, damit ihre Freundin in einer Galerie ausstellen kann; von einem schüchternen Mann, der endlich eine Freundin gefunden hat und von einem kleinen Jungen, der mit einer Spielekonsole in die Konditorei kommt. So verschieden diese Schicksale sich auch anhören mögen, haben diese Figuren doch eine Gemeinsamkeit: Sie sind alle tot. Und die kleine Mitternachtskonditorei hat dabei eine ganz besondere Aufgabe.

“Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei” ist ein Buch, das die Lesenden mitnimmt in eine andere Kultur, in der Geld, Wohlstand und Essen eine gewichtige Rolle spielen. So bezieht sich das Buch immer wieder auf koreanische Spezialitäten, die die Konditorei Hwawoldang herstellt. Am Ende des Romans gibt es einen QR Code, der zu einem Video führt, wo man dieses Gebäck kennen lernen kann. Die Figuren der einzelnen Lebensgeschichten sind deutlich gezeichnet, die Lesenden können in ihre, für uns vielleicht etwas fremde, Kultur eintauchen, in der Respekt und Rücksichtnahme eine große Rolle spielen. Die geschilderten Leben der Protagonisten zeugen aber auch von großer Wärme, Zuneigung und Liebe.

Der Roman enthält magische und immer wieder auch spirituelle Abschnitte, beschäftigt sich mit der Wiedergeburt und damit, dass Verstorbene ihren Liebsten noch eine Nachricht zukommen lassen wollen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei eine schwarze Katze, die, wie so viele andere Begebenheiten, bis zum Schluss geheimnisvoll bleibt.

Mein Fazit:

Als Rezensentin möchte ich betonen, dass ich leider weder von der koreanischen Kultur, Religion noch von den dortigen Speisen viel weiß, daher habe ich dieses Buch mit europäischen Augen betrachtet. ”Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei” ist ein leicht lesbares Buch, das durchaus Abwechslung und die Erzählung bewegender Schicksale bietet, aber auch viele Fragen offen lässt. Lesende, die gerne in diese teils magische, teils spirituelle fernöstlich Szenerie eintauchen, finden sicher hier einen gelungenen Roman vor und bekommen vielleicht sogar Lust, koreanisches Gebäck nachzukochen, denn dem Buch liegt eine schön gestaltete Rezeptkarte bei.

Bewertung vom 01.09.2025
Sterer, Gideon

Unsere Baumhausstadt


ausgezeichnet

Komm mit in eine magische Welt

Mit “Unsere Baumhausstadt” hat der New York Times Bestsellerautor Gideon Sterer ein fröhliches Wimmelbuch vorgelegt, das durch die phantasievollen Illustrationen von Charlie Mylie die kleinen Lesenden in eine phantastische und friedliche Welt entführt. Schon das umlaufende Hardcover dieses hochwertig ausgestatteten Buches zeigt die Vielfalt und Freude der Figuren. Sie laden die Kinder ein, in die Baumhausstadt mitzukommen. Das Buch ist für Kinder ab vier Jahren geeignet.

In der Baumhausstadt haben alle Bewohner ihre Berechtigung, es gibt keine Unterschiede zwischen Ethnien und Religionen. Inklusion wird vorgelebt, ein Kind im Rollstuhl ist immer wieder in den einzelnen Szenen zu finden. Dieses gelungene Wimmelbuch entführt in eine magische Welt. Mensch und Tier haben gleichermaßen ihren Platz, die Werte Fröhlichkeit und Hilfsbereitschaft werden durch die Vielfalt der Bilder und Szenerien immer wieder vermittelt. Auch Feste mit Musik und Tanz verbreiten heitere Stimmung. Die Bilder regen die Phantasie der Kinder an, soziales Verhalten wird groß geschrieben. So lernen die Kinder, dass Vielfalt eine Bereicherung des eigenen Lebens ist. Die Figuren erleben im Buch einen Zirkusbesuch, ein gemeinsames Festessen und den Besuch der Baumhausbücherei, aber auch einen Sturm, der vieles durcheinander wirbelt. Doch bald ist alles wieder gut, hier bekommt auch negatives Geschehen schnell einen positiven Ausblick.

Die Texte sind kurz und in Reimform, etwas, das Kinder mögen und das sich gut einprägt. Da Eltern und Kinder dieses gelungene und Optimismus verbreitende Bilderbuch sicher öfter zur Hand nehmen werden sind die Seiten aus dickem Papier ein großer Vorteil. Auch Geschwisterkinder werden an diesem Buch noch ihre Freude haben. Durch seinen Detailreichtum wird es der ganzen Familie immer wieder Spaß machen, in diese phantastischen Bilderwelten einzutauchen.

Mein Fazit:

Unsere Baumhausstadt ist ein phantasievolles Wimmelbuch mit vielfältigen Illustrationen, das wichtige soziale Werte betont und die Kinder zu kreativem Denken anregt. Es vermittelt eine friedliche und fröhliche Welt, in der jeder seinen Platz hat. So bieten die einzelnen Szenen der bunten Illustrationen immer wieder die Möglichkeit, Neues zu entdecken und mit den Kindern darüber zu sprechen. Ich kann dieses Buch gerne empfehlen und bewerte es mit fünf Sternen.

Bewertung vom 30.08.2025
Carnavas, Peter

Leo und Ralph


ausgezeichnet

Ein berührendes Buch über das Anderssein und die Macht der Phantasie

Mit “Leo und Ralph” hat der vielfach preisgekrönte australische Autor und Illustrator Peter Carnavas ein wunderbares Buch vorgelegt, das den Lesenden erlaubt, Leo, das besondere Kind, kennen zu lernen. Ralph, der Außerirdische, wird bereits auf dem Hardcover des Buches, das für Kinder ab acht Jahren empfohlen wird, liebevoll dargestellt.

Leo ist anders als andere Kinder. Er ist zu klein für sein Alter, spricht zögerlich und tut sich schwer mit sozialen Kontakten. Daher hat er auch keine Freunde. Aber Leo stellt viele Fragen, besonders interessiert ihn das Weltall und ob dort Außerirdische leben. Eines Tages prallt etwas gegen das Haus der Familie und Ralph klettert durch das Fenster, ein freundlicher Außerirdischer, dessen Fellfarbe je nach Stimmung wechselt. Obwohl Leo bewusst ist, dass nur er Ralph sehen kann, wird er doch sein bester Freund und Spielkamerad. Als die Familie umziehen muss, soll sich Leo von Ralph verabschieden. Aber Leo weiß: Ralph wird bei ihm bleiben, solange er ihn braucht.

Mit “Leo und Ralph” hat Peter Carnavas eine berührende Geschichte darüber geschrieben, dass es in Ordnung ist, anders zu sein und erst langsam seinen Platz in dieser Welt zu finden. Leo, ein wissensdurstiges, wenn auch unangepasstes Kind, hat eine liebevolle Familie, die ihn immer unterstützt. Mit seinem Phantasiefreund Ralph wird er glücklich, erst als ihn seine Mutter bittet, sich von Ralph zu verabschieden, merkt Leo, wie schwer es fällt, einen so guten Freund loszulassen. Auch wenn sich Leo um einen Neuanfang in der neuen Schule bemüht, ist es schwierig einen realen Freund zu finden. Auch die Lehrerinnen in der neuen Schule versuchen, Leo den Einstieg zu erleichtern und eines Tages findet er einen Fußball hoch in einem Baumwipfel…..

Peter Carnavas hat nicht nur Leo sehr einfühlsam gezeichnet, sondern auch Ralph, den Außerirdischen, der mit Leo Spiele erfindet und ihm das Weltall erklärt. Dabei entwickeln die Beiden sogar eine eigene Sprechweise. Auch wenn Leo ein Neuanfang ohne Ralph schwerfällt, erkennt er doch, welchen Wert Freundschaft auch in der realen Welt haben kann.

Dieses Buch eignet sich besonders gut dafür, dass Eltern mit ihren Kindern den Text lesen, denn vielleicht muss den Kindern die eine oder andere Verhaltensweise von Leo erst nahe gebracht werden. Die Geschichte ist jedoch gut und flüssig erzählt, die große Schrift und die kurzen Kapitel tragen zur Lesefreude bei. Abwechslung bieten die gelungenen schwarz-weiß Illustrationen.

“Leo und Ralph” ist eine psychologisch einfühlsam erzählte Geschichte über den wahren Wert von Freundschaft, die Macht der Phantasie und darüber, wie schwierig es ist, sich auf etwas Neues einzulassen. Stimmungsvoll und ehrlich wird beschrieben, wie Leo langsam Teil einer Gemeinschaft wird. Das Buch betont, dass es in Ordnung ist einzigartig zu sein und dass sich der Wert eines Menschen nicht an seinem Aussehen oder seinen Verhaltensweisen bemisst. Und wer von uns hätte sich nicht schon einmal gewünscht, einen so guten Freund wie Ralph zu haben?
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für dieses Buch und eine Bewertung mit fünf Sternen.

Bewertung vom 26.08.2025
Chang, Molly X.

Nightblood Prince


sehr gut

Ich hasse dich, weil ich dich liebe

Warum ich das mache, magst du erfragen…..

Die Antwort auf diese Frage gibt uns Fei, in deren Geburtsstunde die Sternenseherin vorhergesagt hat, dass sie als Kaiserin aller Kaiserinnen alle Reiche einen werde. Auf ihrer Stirn prangt das Mal des Phönix. Der grausame Kaiser von Rong lässt Baby Fei in seinen Palast bringen, wo Fei gemeinsam mit dem Prinzen Siwang aufwächst, um ihn später zu heiraten. Doch obwohl Siwang Fei abgöttisch liebt, möchte sie frei sein, ein Leben führen, in dem nicht die Männer über die Frauen bestimmen. Und entgegen der Prophezeiung der Seherin sieht Fei in ihren Visionen Krieg, Blut und Tod. Aber auch ein zweiter Prinz liebt Fei, Yexue aus dem Königreich Lan. Der Roman erzählt, wie Fei im Palast des Kaisers lebt, heimlich Kampfkünste übt und sogar einen Beiying- Tiger erlegt, eine enorme Mutprobe.

Doch Feis Visionen erfüllen sich. Es gibt Krieg zwischen Rong und Lan. Nunmehr versucht Fei alles, um ihre Visionen nicht wahr werden zu lassen. Abwechselnd findet sie sich im Lager der verfeindeten Prinzen, ihre Loyalität zu Siwang wird mehrfach auf die Probe gestellt. Dennoch kann sie das Blutvergießen und die Gräueltaten nicht verhindern. Besonders Yexue verfügt über magische Kräfte. Wird es Fei dennoch gelingen, einen Friedensvertrag zwischen den beiden Prinzen auszuhandeln?

Mit ihrer Asiatischen Romantasy hat die internationale Bestsellerautorin Molly X. Chang einen Roman vorgelegt, der Fei zwischen zwei Männern zeigt, deren Grausamkeit sie zwar erkennt, die aber für sie alles tun würden. Schon das hochwertig gestaltete Cover mit Golddruck und der exklusive dreiseitige Motivfarbschnitt machen das Buch zu einem echten Hingucker. Ein Highlight ist die dem Buch beigelegte Character-Card.

Der Roman lebt von starken Charakteren: Fei, die lieber ein einfaches Mädchen wäre, zieht tapfer für ihre Familie in den Krieg. Siwang und Yuxue sind überzeugt, dass nur der Krieg über die Vorherrschaft ihres Reiches entscheiden kann, beide Prinzen lieben jedoch Fei bedingungslos. Das Buch schildert Gräueltaten zwar nicht im Detail, aber über lange Strecken wird das Kriegsgeschehen thematisiert. Fei jedoch weist immer wieder darauf hin, wie sehr die einfache Bevölkerung unter dem Krieg leidet. Aber Intrigen und Verrat sind alltäglich.

Der Jugendroman wird ab vierzehn Jahren empfohlen und natürlich darf auch ein bisschen Spice nicht fehlen. Die jungen Lesenden finden in dieser aus drei Teilen bestehenden Erzählung Magie, starke Kampfszenen und unverbrüchliche Liebe. Die Figur der Fei steht für weibliche Gleichberechtigung und die Freiheit, das eigene Leben zu gestalten. Das Buch ist flüssig geschrieben und gut übersetzt, die Szenerie wird sehr bildhaft dargestellt. Durch die actionreiche Schilderung der Ereignisse bleibt die Spannung bis zum Schluss erhalten. Kurze Kapitel wirken oft wie Schlaglichter. “Nightblood Prince” ist ein gelungener Roman für Lesende, die die Themen enemies to lovers und love triangle mögen.

Mein Fazit:
Der Roman bietet viele phantasiereiche Szenen und mit der Figur der Fei eine furchtlose Protagonistin, die zwischen zwei Männern steht, jedoch selbst über ihr Leben bestimmen möchte. Da sie von furchtbaren Prophezeiungen heimgesucht wird, tut sie alles, um den Krieg zwischen den zwei Reichen Rong und Lan zu beenden. Da sich der Roman stark auf die kriegerischen Auseinandersetzungen konzentriert bleiben die Figuren in ihren Rollenmustern verhaftet. Eine Fortsetzung ist geplant, hier findet sich vielleicht die Antwort auf offen gebliebene Fragen. “Nightblood Prince” ist ein gelungenes Jugendbuch, das ich mit vier Sternen bewerte.

Bewertung vom 25.08.2025
Koch, Boris

Schule des Schreckens, Bd. 1


ausgezeichnet

Mit seinem Jugendbuch “Schule des Schreckens: Die Gruftis sind los” hat der bekannte Autor Boris Koch ein witziges und spannendes Buch für Kinder ab zehn Jahren vorgelegt. Schon das gelungene und phantasievolle Hardcover macht deutlich, wie im Internat Buchenschlag der Lehrermangel bekämpft werden soll. Da zu der Schule auch ein Friedhof gehört, haben ehemalige in einer Gruft bestattete Lehrer einen Schwur abgelegt: Wenn sie gebraucht werden, kommen sie zurück.

Kilian ist fast zwölf Jahre alt, als seine Eltern eine neue Arbeit in Buchenschlag übernehmen, die Mutter als Friedhofsgärtnerin und der Vater als Steinmetz. Zuerst ist Kilian von einem Umzug nicht begeistert, vor allem empört ihn, dass er dazu nicht gefragt wurde. Doch schließlich gefällt ihm die neue Schule, nur etwas haben ihm die Eltern verschwiegen; in der Schule herrscht Lehrermangel und die Schulleiterin, Frau Fuchs, greift schlauerweise auf die Friedhofsbewohner ihrer Schule zurück. Zuerst sind alle Kinder skeptisch, doch bald erkennen sie, dass die meisten Gruftis nett sind. Nur der Lehrstoff ist veraltet- wer spricht heute noch Mittelhochdeutsch oder Altgriechisch? Auch mit der modernen Technik tun sich die untoten Lehrer schwer. Und manche Unterrichtsmethoden sind heute einfach unmöglich! Natürlich werden die Gruftis angefeindet, vor allem von Dominik, der auch Kilian immer wieder anstänkert. Doch Kilian hat schnell Freunde gefunden, Ole und Yunai, Kinder anderer Angestellter. Sie mögen die Gruftis und versuchen alles, um sie zu beschützen und zu verhindern, dass sie wieder auf den Friedhof verbannt werden. Dabei haben die drei Freunde zahlreiche ungewöhnliche Abenteuer zu bestehen. Als zudem noch die Presse Wind von den außerordentlichen Lehrkräften bekommt, wird die Schule von Neugierigen gestürmt. Werden Kilian und seine Freunde wirklich verhindern können, dass die Schule auf ihre ungewöhnlichen Lehrkräfte verzichten muss?

Die Schule des Schreckens ist ein sehr witzig geschriebenes Buch mit schrägen Charakteren. Das eigentlich ernste Thema Tod wird hier so leicht und lustig aufgearbeitet, dass die Kinder das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollen. Die Geschichte ist unterhaltend, die Schulatmosphäre wird sehr gut geschildert, zahlreiche Geheimnisse müssen von Kilian und seinen Freunden erkundet werden. Auch Alchemie und der Stein der Weisen sollen bei der Lösung der Probleme helfen, eine Situation, die den Kindern alles abverlangt. Boris Koch erzählt hier eine zwar phantastische, aber sehr lebendige Geschichte, die gelungenen Illustrationen, die den Text auflockern, sind von Michael Hülse. Immer wieder werden andere Schriftarten verwendet, wenn aus dem Text etwas herausgehoben werden soll, das macht das Lesen abwechslungsreich und das Buch auch für Lesemuffel interessant. Oft werden die lesenden Kinder im Text direkt angesprochen und so zu Mitwissern gemacht, denen Kilian gerade ein Geheimnis anvertraut.

Doch nicht nur Kinder werden an diesem Buch ihre Freude haben. Erwachsene, die die Probleme im Bildungswesen mit einem Augenzwinkern betrachten können, finden hier viele Anspielungen, die zum Schmunzeln anregen. Auch die Boulevardpresse wird sehr treffend aufs Korn genommen. Also lohnt es sich durchaus auch für Eltern, Großeltern und andere Interessierte, dieses Buch mit ihren Kindern zu lesen.

Mein Fazit:

“Die Schule des Schreckens- Die Gruftis sind los” ist angenehm gruselig und sehr, sehr lustig. Der Wert von Freundschaft steht im Mittelpunkt, auch dass man mit Neugier und Durchhaltevermögen ungewöhnliche Probleme meistern kann, selbst wenn sie nicht ganz von dieser Welt sind. Um mit Kilian zu sprechen: “In diesem Buch steht die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit”. Die Wahrheit ist auch, dass dieses Buch wirklich gelungen ist und die Geschichte bald in einer Fortsetzung weiter erzählt wird.

Bewertung vom 12.08.2025
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


gut

Alte Schuld- neue Liebe

Mit “Der Sommer am Ende der Welt” hat die Spiegel Bestseller-Autorin Eva Völler einen Unterhaltungsroman, der tief in die Vergangenheit blickt, vorgelegt. Inspiriert wurde die Autorin durch die Erlebnisse ihrer Geschwister, die als Verschickungskinder traumatische Erfahrungen machen mussten. Daher wird in dieser fiktiven Geschichte auf wahre Begebenheiten Bezug genommen und die Leiden und Demütigungen dieser Kinder thematisiert. Schon das stimmige Cover zeigt ein Kind, das mit gesenktem Kopf das Wasser betrachtet und in sein Schicksal ergeben scheint.

Die Journalistin Hanna ist mit ihrer sechzehn Jahre alten Tochter Katie auf dem Weg nach Borkum. Sie will einen Artikel über das Schicksal der Verschickungskinder schreiben. Nicht nur auf Borkum gab es viele Heime, es waren tausende Kinder betroffen. Dieser Aufenthalt sollte die Gesundheit der Kinder bessern, sie wurden jedoch von den Betreuern zu Nummern gemacht, gequält, geschlagen und verspottet. Hanna erhält bei ihrer Recherche unerwartete Hilfe durch ein geheimnisvolles Tagebuch einer früheren Betreuerin, vor allem die Zeitzeugin Sabine bietet wertvolle Informationen, auf die Hanna mit tiefem Mitgefühl reagiert.

Doch neben diesem düsteren Kapitel hat die Autorin zwei interessante Liebesgeschichten in die Handlung verwoben. Eine betrifft Hanna, die sich in den Arzt Ole verliebt und auch dazu beiträgt, dass Oles Familiengeschichte mit entsetzlichen Geheimnissen ans Licht kommt. Katie verliebt sich in Bengt, den Sohn der Hoteleigentümerin, die alles daran setzt, dass Hanna ihren Artikel nicht veröffentlicht, denn auch das Hotel war in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein übel beleumdetes Kinderheim.

Mit “Der Sommer am Ende der Welt” schlägt Eva Völler eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Aufdeckung vergangener Verbrechen, die Lieblosigkeit, die die Kinder erleiden mussten, Traumata, die auch in den Nachkommen fortwirken sind oft bestürzende Themen, denen sich der Roman widmet. Auch Hanna hat unerwartet mit Krankheit zu kämpfen. Dennoch bleibt sie optimistisch und bemüht sich sehr um ihre Tochter Katie, die in Bengt ihre erste Liebe gefunden hat. Haben die Beziehungen von Hanna und Katie eine Chance? Und wird Hanna wirklich ihren Artikel schreiben oder aus Rücksicht auf Oles Familie davon Abstand nehmen?

In ihren Roman bietet die Autorin ein breites Spektrum an Themen, sodass die Lesenden selbst entscheiden können, auf welchen Handlungsstrang sie ihr Hauptaugenmerk richten wollen. Manchmal scheint der Sprung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu groß, denn das Schicksal der Verschickungskinder steht gleichrangig mit gegenwärtigen Ereignissen, was einige Lesende vielleicht irritieren könnte. Dem Grauen der Nazi-Zeit und den damals begangenen Verbrechen sowie den erschütternden Kinderschicksalen stehen eine nicht ganz einfache Mutter-Kind Beziehung und eine gefühlvolle Liebesgeschichte gegenüber, deren Ausgang die Autorin erst in ihrem Epilog verrät.

Eva Völler besticht in ihrem Roman durch eine gelungene Zeichnung einprägsamer Charaktere. Der Roman, der sich gut und flüssig liest, lässt immer wieder Mitleid und auch Abscheu vor den Ereignissen der Vergangenheit aufkommen, wobei in der Gegenwart positive Entwicklungen, aber auch Probleme in diesem Buch thematisiert werden. Viele Handlungsstränge bringen Abwechslung. Der Autorin ist hoch anzurechnen, dass sie den damals gepeinigten Kindern eine Stimme gibt. Eva Völler bietet in ihrem Buch eine große Themenvielfalt, für Lesende, die zeitgeschichtlich interessiert sind und auch Liebesgeschichten mögen, kann ich das Buch gerne empfehlen.