Meine Erwartungen hat dieses Buch nicht erfüllt. Ein Familienroman, als der das Buch bezeichnet wird, war er für mich vielleicht im letzten Drittel und wer die dritte Frau gewesen sein soll, deren Lebensweg laut Einband angeblich beschrieben wurde, hat sich mir auch nicht erschlossen. Für mich waren es nur Pam und ihre Tochter Flora. Über zwei Drittel hinweg ist es ein Dahinplätschern und Aneinanderreihen von nicht auserzählten Ereignissen und Vorgängen. Die Sprache ist eher schnoddrig und oberflächlich und die Personen haben jedenfalls in meiner Phantasie erst sehr spät Konturen angenommen. Ermüdend auch die vielen nicht erklärten Abkürzungen. Zum Ende hin, als ich es nur noch fertig kriegen wollte, wurde die Geschichte dann plötzlich doch noch interessant erzählt. Für eine gute Bewertung zu wenig.
Der Schwerpunkt dieser sehr umfassenden Biografie liegt tatsächlich auf den politischen und sozialen Verhältnissen und Veränderungen in England. Sehr genau recherchiert und beschrieben und erkennbar nach der Einsichtnahme in zahllose zeitgenössische Dokumente verfasst, gibt dieses Buch einen umfassenden Eindruck in das Geschehen dieser Zeit.
Erfreulich zunächst, dass diesmal nicht seine sechs Frauen in den Fokus der Beschreibung gestellt wurden. Später war mein Eindruck, dass der Autor der Bedeutung der Frauen aber auch nicht ganz gerecht geworden ist.
Was mir am Ende die Lektüre verleidet hat, war das Ausmaß an Brutalität, das zwar den tatsächlichen Gegebenheiten unter Heinrichs Regentschaft entsprochen haben mag und wohl auch zu einer so umfassenden Biografie wie der vorliegenden gehört. Einer Leserin wie mir, der es außer um Wissenszuwachs auch um Unterhaltung geht, schlägt es auf´s Gemüt. Erschwerend kam der wegen seiner Sachlichkeit nicht allzu gefällige Schreibstil hinzu. Lesenswert insgesamt aber trotzdem.
Das Buch erzählt von der Annäherung eines fast erwachsenen Sohnes an seinen lange Zeit abwesenden Vater. Sie geschieht unbeabsichtigt während nur weniger intensiven Tage.
Die Geschichte ist sehr berührend und gefühlvoll, aber nicht kitschig erzählt. Was Vater und Sohn gemeinsam erleben, erfahren und am jeweils anderen entdecken, erzählt Carofiglio in seiner wunderbar zwar schnörkellosen, aber doch warmherzigen Art. Man wird Zeuge, wie eine liebevolle und erwachsene Vater-Sohn-Beziehung entsteht.
Solch eine Erfahrung mit dem eigenen Vater wünscht man jedem Sohn, spätestens am Ende der Pubertät.
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