Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
calendula48
Wohnort: 
Wiernsheim

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2024
Bring dein Herz zum Tanzen
Wurster, Sandra

Bring dein Herz zum Tanzen


ausgezeichnet

Tanze und lebe
Sandra Wurster hat das Buch geschrieben, auf das ich offensichtlich mein halbes Leben gewartet habe; zwischen Lachen und Weinen bin ich ganz bei der Autorin.
Was sie da beschreibt, ist mein Leben – oder eben das, was ich gerne gelebt hätte oder leben würde.
Seit ich das Buch (fast) täglich in den Händen halte, habe ich ein ziemlich altes Lied meiner Jugendjahre wieder im Ohr: „Drum tanze, tanze über Steine, die hast Flügel, wenn du wagst, und tanzt du nicht gern alleine, wird es Zeit, dass du etwas sagst!“
Endlich macht mir eine Frau Mut, meine persönliche Lebensbühne zu betreten. Keine Optimierungsvorschläge für meinen scheinbar unzumutbaren Körper, sondern die Aufforderung zu Freude, Farben und meinem Lebensrhythmus.
Die alte Fabel vom Esel, dem alten Mann und und dem Jungen ist hier wunderbar eingewoben in die Feststellung, dass ich es niemals jedem recht machen kann.
Und die Frage, ob ich für diese Gedanken und dieses Buch eventuell schon zu alt bin, der Zug für mich abgefahren ist, beantworte ich mit einem entschiedenen NEIN!
Dieses Buch kann die Erlösung auch einer reifen Frau sein, die ihr Leben neu leben und tanzen will.

Bewertung vom 25.03.2024
Das kleine Buch der großen Risiken
Thomä, Jakob

Das kleine Buch der großen Risiken


ausgezeichnet

Erklär es mir
Das Buch der Risiken ist genau meins. Schon das Cover bietet Abwechslung. Zwischen großen gelben Buchstaben lassen das Ufo und der Vulkan einiges erahnen, was dieses Buch zu bieten hat.
Da das Leben an sich ja einiges zu bieten hat, was unter den Begriff Risiko fällt, bin ich gespannt. Während die meisten Menschen davon ausgehen, sie hätte persönlich ein Mitspracherecht, wenn es um Risiken und einer möglichen Bereitschaft oder Ablehnung geht, zeigt Jakob Thomä deutlich und unverblümt auf, welche gesellschaftlichen Risiken nicht auf der Auswahlliste stehen, sondern unumstößlich gegeben sind.
Die Art und Weise, wie der Autor einige Beispiele momentaner Risiken aufzeigt ist nicht nur einleuchtend sondern auch unterhaltsam.
Viele Fragezeichen, viele Vermutungen; aber dann hat mich der Autor gepackt, als er die künstliche Intelligenz als Waffe bezeichnet, die sich auch bedrohlich gegen die Anwender richten kann. Punktlandung.
Mit Jakob Thomä durch das ABC der Risiken ist Literatur im Hier und Jetzt.
Gerne mehr davon!

Bewertung vom 28.02.2024
OLAF ERMITTELT - Der Kanzler-Krimi
Hofer, Wolfgang

OLAF ERMITTELT - Der Kanzler-Krimi


sehr gut

Kanzler verpflichtet
Na, das kann ja heiter werden – nach der ermittelnden Angela Merkel nun Olaf Scholz – und selbstverständlich ebenfalls mit Hund.
Ich muss zugeben, dass mich das Cover erheitert, ja, so ist er „unser“ Olaf!
Bevor ich mit dem Lesen beginne, überlege ich, wie Scholzens Hund als Alternative zu Merkels „Putin“ wohl heißen könnte.
Ok, auf Schröder wäre ich nicht gekommen, gefällt mir aber.
Zack, schon liegt die erste Leich im Gras und Scholz ruft erstmal Kühnert an. Kein Kommentar! Dann trifft er beim Wählen doch noch die richtige Nummer, macht sich aber schleunigst mit Schröder nach Hause, bevor die Polizei kommt.
Die Geschichte nimmt ihren unabänderlichen Lauf, denn Olaf lässt nichts aus, auf dem Weg zwischen ermitteln und besser nicht gesehen werden.
So richtig mag mich der Humor von Wolfgang Hofer aber nicht zu überzeugen; vielleicht ist die Aufgabe, aus einem drögen Kanzler einen heldenhaften Ermittler zu machen doch mehr Bemühen, als hohe Kunst der Literatur.
Alle Größen werden bemüht, von Mata Hari über den ALTEN aus der Rhön und natürlich Britta.
Olafs Frau ist die mehr oder weniger auffällige Strippenzieher in seinem Leben; macht aber nichts, den Kanzler höchstens sympathischer.
Alles gesamt besehen, ist es aber ein durchaus humorvolles Buch, und es wird Zeit, dass wir uns wieder erlauben zu lachen.
Im Vorwort wird Erich Kästner zitiert: „Die deutsche Literatur ist einäugig, Das lachende Auge fehlt“.
Und Recht hat er der Kästner, Erich. Der ermittelnde Olaf hilft dem deutschen Humor ein wenig auf die Sprünge.

Bewertung vom 29.01.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


ausgezeichnet

Hoffen in Zwängen
Für die Covergestaltung hat der Diogenes Verlag ein Händchen.
Die junge Frau mit dem Liebesapfel vor dem Auge schaue ich nach dem Lesen dieses Romans noch einmal mit einem ganz anderen Blick an.
Der Wunsch nach einem Baby ist bei Chani Kaufmann in einen Zwang übergegangen.
Obwohl glücklich verheiratet, fühlt sie sich dafür verantwortlich, bisher nicht schwanger geworden zu sein. Selbst die Überlegung, eine Sünde der vermeintlichen Unfruchtbarkeit zugrunde zu legen quält sie.
Es ist mein erstes Buch von Eve Harris; sie webt das Thema der ungewollten Kinderlosigkeit in die jüdischen Zwänge und bringt mit Sätzen wie „ bei ihnen war das Mysterium des Lebens ins Straucheln geraten“ noch mal Brisanz in die Sache.
Und mit schonungsloser Offenheit führt sie Zwänge und rituale Oberflächligkeiten der orthodoxen jüdischen Gesellschaft vor die Augen der Leserin.
Als Frau im Hier und Jetzt muss ich darauf achten, dass mich dieser Roman nicht wütend macht, über den Herrschaftsanspruch der alten weißen Oberhäupter, die ernsthaft glauben, immer noch über ihre Frauen herrschen zu dürfen.
Trotzdem habe ich dieses Buch bis zum letzten Satz gelesen, und dem Schluss tatsächlich entgegengefiebert.
Jede Seite war es wert – und zum Glück sieht die junge Frau auf dem Cover mit dem zweiten Auge klar und scharf!

Bewertung vom 03.01.2024
Wir sind (die) Weltklasse
Lieske, Tanya

Wir sind (die) Weltklasse


ausgezeichnet

Schule kann auch Spaß machen
Das lebhaft gestaltete Cover lässt nichts an farbenfroher Lebendigkeit vermissen – und macht durchaus neugierig auf das Buch.
Adam, der neue Klassenkamerad stellt sich artig vor; und das natürlich auf polnisch, denn da kommt er her. Aber es dauert nicht lange, bis Adam ganz sicher weiß, dass es sich allein für die Klasse, in die er jetzt aufgenommen ist, lohnt, nach Deutschland gekommen zu sein.
Meine Enkeltochter besucht eine dritte Klasse in einer ganz normalen niedersächsischen Grundschule; und sie hat nicht schlecht gestaunt. Wir haben das Buch gemeinsam gelesen und Großmutter und Kind haben immer wieder große Augen gemacht.
Ach, so eine Lehrerin wie Frau Meister hätte sie auch gerne und eine Klasse, die trotz vielfältiger Unterschiede doch fest zusammenhält.
Dieses bezaubernde Buch ist ein modernes Märchen, das von Kindern erzählt, die noch zu begeistern sind und mit ihrer engagierten Klassenlehrerin, die mehr oder weniger nebenbei soziale Kompetenzen zu vermitteln weiß.
Da wäre ich gerne selbst noch einmal in der Igelklasse!

Bewertung vom 23.12.2023
White Zero
Falk, Thilo

White Zero


ausgezeichnet

Eben noch schnell die Welt retten
Bei diesem brandaktuellen Thriller stimmt für mich alles.
Die außergewöhnlich Gestaltung des Covers ist optisch und haptisch eine Freude für die
Vielleserin.
Ein Gegenwartsthriller, der sich nicht um die Befindlichkeiten einiger Sensibelchen dreht, sondern die Gesellschaft genau an der Stelle packt, wo es weh tut – nämlich an den Folgen und Konsequenzen des Klimawandelns und der Raffgier der Reichen und selbsternannten Herrscher.
Der Autor und Journalist hat sich von der Seele geschrieben, was er recherchiert hat und was dabei als bitterer Nachgeschmack bleibt.
Eine kluge und spannende Geschichte, in der nach und nach die einzelnen Personen und Orte zueinander finden; Politik an Grenzen stößt und sich der Zukunftsblick von Wohlstandsländern und Almosenempfängern relativiert.
Dieses Buch behandelt nur eins der vielen bedrückenden Themen, die der Klimawandel für uns noch bereit hält – und wir sollten uns auf schwierige Zeiten einstellen; auch auf die Literatur, die uns die Augen öffnet.
Hier hat sich mit Thilo Falk kein Literaturneuling ausprobiert, sondern ein guter Schriftsteller in Position gebracht.

Bewertung vom 09.12.2023
Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4


sehr gut

Lasst mal die Senioren ran
Langsam gewöhne ich mich daran, dass die Altvorderen weltweit im Kommen und vermutlich die besseren Ermittler sind, als die Polizei selber. Völlig egal, ob sie auf Sylt oder very british in der Seniorenanlage Coopers Chase ihren Ermittlungsstützpunkt haben, es ist erfrischend und symphatisch.
Auch der Donnerstags Mordclub ist den Profis gelegentlich einige Schritte voraus; vermutlich machen Erfahrung und Lebensalter Professionalität und Beweglichkeit wett.
Die Geschichte um die vier Rentnercops beginnt so harmlos, feierlich.
Ein gemeinsames Festessen am zweiten Weihnachtstag, das noch ganz im Zeichen der Annährung an den neu zugezogenen Mervyn steht – dessen geheimnisvolles Liebesleben die Senioren aber gleich mit aufdecken.
Eigentlich haben sie sich ja ein Jahr ohne Ermittlungen gewünscht, aber was zählen schon Wünsche, das Leben ist kein Altersheim. Und mit dem ermordeten Antiquitätenhändler kommt Schwung in die Truppe, immerhin war er kein Unbekannter.
Und dieses Mal sammeln sie im Drogenmilieu ihre Erfahrungen.
Besonders Joyce und Elizabeth entwickeln ungeahnte Talente.
Richard Osman hat sich warm geschrieben und ist zu Recht ein Bestseller-Autor, auch wenn die 430 Seiten des Krimis ein wenig ausufernd erscheinen, irgendwann hat der Leser alle Charaktere eingeordnet und kann sich der Story voll und ganz widmen.

Bewertung vom 16.11.2023
Pionéa - Loop (eBook, ePUB)
Martainn, Lucas

Pionéa - Loop (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Alles ist anders
Das Cover dieses Buches gefällt mir ausgesprochen gut, zart in den Farben und durchaus nebulös gehalten.
So umfangreiche Bücher lassen mich immer etwas skeptisch beginnen.
Die Sprache kommt mir etwas eigenwillig vor, doch der Schreibstil von Lucas Martains gefällt mir sehr gut, auch wenn die Ausführlichkeiten bis ins kleinste Detail mir an manchen Stellen einfach zuviel sind.
Wie schon bei der Leseprobe entschließe ich mich , laut durch das Gesamtwerk zu lesen, was mir schnell die nötige Ruhe und Konzentration bringt.
Dem Autor gelingt es, den Leser in die Welt seines Fantasy-Romans mit zu nehmen.
Ein alltägliches Ereignis, ein ganz normaler Ausflug führt mich in eine ganz andere, sehr geheimnisvolle Welt. Und schnell steht fest: Alles ist anders.
Ein beeindruckendes Buch, das mich durchaus voller Spannung auf die nächsten Bände warten lässt.

Bewertung vom 12.11.2023
Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1
Stevenson, Benjamin

Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1


ausgezeichnet

Familie sind auch nur Mörder
Die klaren, knalligen Farben des Covers sprechen mich lebhaft an, und meine Gedanken fordern:
Eimer holen, aufwischen, weitermachen.
Bei der Angabe des Originaltitels wundere ich mich ein wenig. Aus „in my family“ werden wir alle!
Die 10 Gebote des Detektivromans voranzustellen ist eine genial Idee und ich beginne mich herzlich zu amüsieren.
Der Prolog lässt mich an einen guten, humorvollen Schriftsteller glauben, dessen Schreibstil ein Genuss ist.
Und schon geht es los mit dem Morden; und wenn du denkst es geht nicht mehr kommt der nächste Mord daher.
Ernie ist für mich eh der Beste; dass er der Verfasser eines Lehrbuchs zum Verfassen von Detektivromanen ist, macht es ihm im Kreis seiner lieben Familie sicher nicht leichter. Schließlich ist er tief in Ungnade gefallen, und das Letzte, was die Verwandtschaft hören möchte, ist Besserwisserei – nur eins zählt wirklich – ÜBERLEBEN.
Eine hochgradig kiminelle Familie, die sich untereinander nichts schenken, halten die Spannung hoch und mich bei guter Leselaune; und das Ende?
Mir hat es gefallen und Benjamin Stevenson darf gerne so weiter machen.

Bewertung vom 05.11.2023
Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
Fletcher, Susan

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe


ausgezeichnet

Einfach so stirbt man nicht

Susan Fletcher hat einen außergewöhnlich einfühlsamen Roman geschrieben, in wunderbaren Schreibstil und mit dem Blick auf die Senioren der heutigen Zeit, die voller Erinnerungen und Erfahrungen sind, aber lebendig genug, um sich nicht mit Vordergründigkeiten zufrieden zu geben.

Soll die Dame auf dem Cover Florence Butterfield sein? Ganz sicher nicht, denn die ist alles andere als eine pikfeine Dame aus guter Gesellschaft.
Wer einen der humorvollen englischen Krimis erwartet wird staunen.

Florence, auch Florrie genannt, muss sich gleich zu Beginn mit dem Gedanken beschäftigen, dass auch in Seniorenresidenzen nicht immer altersgeschwächt im Haus gestorben wird; es kann auch der verwilderte Teil des Gartens sein; aber soll das mit rechten Dingen zugehen?
Florrie vermisst ihren Freund Arthur so sehr, dass sie sensibel reagiert auf neue Geräusche und Menschen, wie Renata, die sogar um Arthur weint. Und was wollte Arthur ihr noch sagen, was hatte er entdeckt?
Und nimmt sich ein Mensch wirklich das Leben, wenn er gerade frisch verliebt ist und umworben wird wie eine Prinzessin?

Diese Geschichte erzählt nicht nur vom langen und überaus erlebnisreichen Leben einer 87jährigen Frau; er lehrt auch, Gefühle und Befindlichkeiten älterer Menschen wahrzunehmen und ihnen zuzugestehen, jung und verliebt gewesen zu sein.