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Nina Albert

Bewertungen

Insgesamt 136 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2025
Wintertöchter - Die Gabe
Kleinbek, Mignon

Wintertöchter - Die Gabe


ausgezeichnet

„Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von Oben.“ Jakobus 1.17

Die kleine Annelie wird in einer frostklirrenden Raunacht am Dreikönigstag, inmitten eines eisigen Schneesturms, auf dem abgeschiedenen Julianenhof, in der verborgenen Forstau der österreichischen Bergwelt geboren. Sie erblickt das Licht der Welt mit einer schicksalhaften, unentrinnbaren Gabe und reißt uns mit in eine düstere Zeit, in der wir gemeinsam mit ihr, ihrer Mutter, der Bäuerin Marie und ihrer Tante, der Hebamme Barbara buchstäblich zwischen bildgewaltigen Worten ums Überleben kämpfen…
„Die Gabe“ ist der dramatische Auftakt der tragischen „Wintertöchtertriologie“, einer einfühlsamen Familiengeschichte in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Schonungslos lässt Mignon Kleinbeck vor unserem inneren Auge das entbehrungsreiche, traditionsgeprägte Sein der Protagonistinnen lebendig werden, verwebt eine historische Geschichte gekonnt und detailverliebt mit fiktiven, mystischen Elementen und schafft so ein atmosphärisches, ausdrucksstarkes und facettenreiches Bild einer Zeit der Entbehrungen und grausamen Heimsuchungen. Die sich immer wieder zwischen die Erzählung drängenden, sich in kursiver Schrift abhebenden, melancholischen Briefe der erwachsenen Anne bilden einen emotionalen Kontrast und spiegeln betont ihre dynamische Gedanken- und Gefühlswelt wieder. Der erste Teil der Reihe zeichnet sich als eine herausragende, tiefgreifende Lektüre aus mit dem unbändigen Wunsch der Fortsetzung, dem die Autorin in den Bänden „Die Kinder“ und „Die Frauen“ nachkommt.

Eine Generationen überdauernde Saga über drei Frauen mit einer vom Schicksal bestimmten Gabe.

Bewertung vom 21.04.2025
Unsere Suche nach Zärtlichkeit
Ehrenhauser, Martin

Unsere Suche nach Zärtlichkeit


ausgezeichnet

„Zärtlichkeit ist die Sprache der Liebe“

Des Nachts arbeitet Dumont mit viel Herzblut als ehrenamtlicher Telefonseelsorger. Er hadert schon länger mit seinem wenig nuancenreichen Leben und sehnt sich nach einer zärtlichen Beziehung, tröstlich, feinfühlig, intensiv. Da erhält er plötzlich einen Anruf, der sich in sein Herz schleicht; eine gesichtslose Frau, die kaum spricht sondern schluchzend weint und letztlich glaubt er zu verstehen, dass sie mit dem Zug von Brüssel nach Antibes in Südfrankreich zu reisen vermag. Aus heiterem Himmel erkennt er ihn ihr ein Echo seiner Selbst und beschließt ihr nachzureisen: „Und wenn es nur darum gehe, mit der Reise die Kontrolle über sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden.“
In der Stadt am Meer angekommen, begegnet er schicksalhaft der liebenswert fröhlichen Florence und verbringt mit ihr eine sorglose, stimmungsvolle Zeit. Was ausgesprochen leichtfüßig beginnt wendet sich still und langsam in unausgesprochene Wehmut, denn Florence verbirgt ein melancholisches Geheimnis…
„Niemand hatte einen Überblick über sein Leben, das eigene Tun war oft ein Geheimnis. Was einem blieb, war die Hoffnung, dass Sinn und inneres Gesetz in allem Geschehen verborgen lag.“

„Unsere Suche nach Zärtlichkeit“ ist ein versöhnliche Liebesroman der mit leisen Worten tief in unsere Seele dringt und poetisch die Sehnsucht zweier Menschen nach dem Glück beschreibt. Dabei fühlt man sich nicht selten überrascht, so als nähme uns der Autor ruhig bei der Hand und zeige uns die kleinen, verwinkelten Gassen und die sehnsuchtsvollen Strände der Côte d‘Azur. Hoffnungsvoll feinsinnig durchflutet uns die berührende Suche Dumonts zu sich selbst und berührt uns im Innersten unseres Herzens wie ein warmer Sommertag. Und doch schleichen sich unverhofft dumpfe, schwere Wolken an den lichtdurchfluteten Himmel…“Ich war traurig, und Traurigkeit ist nur in der Kunst schön.“

Ein warmherzig lebensnaher Roman, „ein zärtlicher Zustand des Dahindämmerns, …das Schöne und Traurige im Leben versöhnt.“

Bewertung vom 20.04.2025
Höhlenmorde
Zellner, Ingrid

Höhlenmorde


ausgezeichnet

„The cave you fear to enter holds the treasure you seek“ - Joseph Campbell

„Sein Blick glitt über das Boot hinweg - und erfasste plötzlich einen seltsamen dunklen Schatten in dem klaren Wasser… Er trat ganz an den Rand des Stegs heran - und dann begriff er, was dort im Wasser trieb.“
In der Wimsener Tropfsteinhöhle entdeckt der Fährmann Max Holzschuh am frühen Morgen eine schändlich zugerichtete Leiche im Wasser.
Das ruft sofort das smarte Team der Kripo Reutlingen auf den Plan. Doch kaum haben der Kommissar Surendra Sinha und seine Kollegin Leonie Lexer die Ermittlungsarbeiten aufgenommen geschieht bereits ein zweiter Mord - und wieder in einer Höhle!
Ingrid Zellner entführt uns im neusten Band der Reihe um den charmanten Protagonisten indischer Abstammung in die Höhlenwelt der schwäbischen Alp. Neben faszinierenden regionalen Schauplätzen und sympathischen Charakteren fehlt es dem rasanten Krimi keinesfalls an Spannung; und am Ende treibt uns nicht nur die Frage um, wer für diesen grauenvollen Rachefeldzug verantwortlich ist?

Die Zeit läuft…

Bewertung vom 12.04.2025
Die Ahoibande
Lambeck, Silke

Die Ahoibande


ausgezeichnet

„Am Meer schlägt das Herz aus Freude. Nicht aus Gewohnheit.“

Die Ahoi-Bande, das sind die Kinder der Nordseeinsel Süderhoorn: Willi, Paule, Jojo und manchmal auch der Schulz, nämlich dann gerade, wenn er seine Oma besucht und der Hund Ohdschie. Was ist mit dem schwarzen Heuler los, wie kam die lustige Bande eigentlich zu ihrem Namen und kann Schulz wirklich surfen? Warum möchte Jojo einen Schlitten, was hat es mit dem Amulett auf sich, kann Willi eigentlich tauchen und wer gewinnt denn nun den Inselwettkampf? Na, neugierig geworden!? Das Hardcover erzählt 9 lustige und abenteuerliche Geschichten der fünf Freunde einmal durchs ganze Jahr von Frühling bis Winter. Bunte Zeichnungen, kurze Kapitel und ein großes Schriftbild unterstützen Erstleser und eignen sich auch hervorragend zum Vorlesen. Ahoi!

Nicht nur für Landratten - auch für Leseratten!

Bewertung vom 04.04.2025
MORD UND MEER Ostsee Erbe
Jansen, Lea

MORD UND MEER Ostsee Erbe


ausgezeichnet

„In der Stille findest du ein Meer voller Antworten.“

Die Kripo Kiel ermittelt wieder. Für die Kommissare Anna Larsson und Max Humboldt ist es der
dritte Fall in dem sie zusammenarbeiten. Inzwischen bilden die beiden ein gutes Team, ergänzen sich gegenseitig und vertrauen sich. Zwischendurch wird immer mal wieder aus ihrem Privatleben erzählt und der Leser kann die Handlungsweise der beiden besser verstehen. Auch wenn man die ersten beiden Bücher nicht gelesen hat, kann man der Handlung gut folgen.
Auf Gut Salzau ist der alte Graf zu Tode gekommen. Nachdem zuerst ein Herzinfarkt vermutet wird, stellt sich heraus, dass der Graf vergiftet wurde. Jemand hat ihm über mehrere Tage hinweg Rattengift ins Essen gegeben und er starb an inneren Blutungen.
Anna und Max beginnen mit ihren Ermittlungen.
Der Graf war bei den Dorfbewohnern beliebt. Anna und Max finden jedoch heraus dass es
innerhalb der Familie Unstimmigkeiten gab, denn der Graf war ein schwieriger und cholerischer
Mensch. Zu den Verdächtigen zählen nur die Personen die Zugang zum Haus hatten. Das sind der
Sohn, die beiden Töchter und die Lebensgefährtin des Grafen. Dazu kommen der beste Freund
des Opfers, das ist ein Notar der auch auf dem Gelände des Gutes wohnt, und die Angestellten.
Ein schwieriger Fall für die beiden Ermittler.
Durch die Vergiftung über mehrere Tage können sie keine Alibis abgleichen, sie gehen allen Fakten
nach und kommen doch nicht weiter. Sollen sie auf die Mithilfe der Familie hoffen?
Gespannt verfolgt der Leser wie Anna und Max den Fall schließlich lösen.
Ein interessanter und wendungsreicher Krimi.
Wer gerne Kriminalromane aus dem Norden liest, wird hier bestens bedient.

Bewertung vom 04.04.2025
Die Schwester des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.3
Hunter, Alice

Die Schwester des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.3


ausgezeichnet

„Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen…

…sonst wird die Nadel in mein Aug‘ gestochen.“
„Die Schwester des Serienkillers“ ist der 3. Band einer perfiden Thrillerreihe mit Gänsehautgarantie!

Anna Price wächst gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder Henry in einem Kinderheim auf. Es ist den Beiden gelungen aus ihrem verwahrlosten Elternhaus zu entkommen, aber auch in Finley Hall haben sie es nicht leicht. Doch im Gegensatz zu Henry lebt Anna inzwischen ein glückliches Leben. Als jedoch eines Tages die Polizei vor ihrer Tür steht und ihr mitteilt, dass ihr Bruder ein gesuchter Serienkiller ist, gerät Annas heile Welt erneut aus den Fugen und ihre zermürbende Vergangenheit holt sie schlagartig ein.
„Die Schwester des Serienkillers“ ist ein raffinierter Pageturner, dessen komplexe Erzählstruktur nichts dem Zufall überlässt. Unmöglich vorhersehbare Wendungen „jagen“ die charismatischen Protagonisten durch Vergangenheit und Gegenwart inmitten eines spannenden Plottwists, indem jeder Tag zählt. Denn der Countdown bis zum nächsten Mord läuft erbarmungslos…
„Ein Geheimnis bleibt ein Geheimnis.“

Bewertung vom 24.03.2025
Der Einfluss der Fasane
Strubel, Antje Rávik

Der Einfluss der Fasane


sehr gut

„Aber die Sonne scheint immer wieder.“

„Im fernen Australien nimmt sich der Ehemann einer berühmten deutschen Opernsängerin vor der herrlichen Kulisse der Sydney Opera das Leben. Aber das ist nicht das Ereignis…“
Sondern, dass die scharfzüngige Journalistin Hella Karl, welche das Feuilleton einer großen Berliner Tageszeitung leitet, zuvor einen Enthüllungsartikel über eben jenen charismatischen Theaterintendanten veröffentlicht hat. Der darauffolgende, opulente, mediale Skandal lässt die nüchterne Protagonistin mehr und mehr an Selbstsicherheit einbüßen und zeigt in feingeschliffenen, akkuraten Sätzen wie falsche Kausalitäten und Cancel Culture in einer Implosion münden können. Schnörkellose, innere Monologe werden dem Leser in schillernden Sätzen präsentiert, ganz der sprachverliebten Hauptperson entlehnt, und bieten einen tiefen Einblick in die Dynamik der Machtgefüge der Worte in einer medialen Welt. „…denn ins Dunkel führt der Weg allemal. Für Sie und für uns alle.“

„Das Erregbarkeitsniveau dieser Gesellschaft, quer durch alle Schichten, ist grotesk.“

Bewertung vom 18.03.2025
Hase und ich
Dalton, Chloe

Hase und ich


ausgezeichnet

„Liebe ist nur ein Wort…

— bis jemand kommt und ihm eine Bedeutung gibt.”

„Seit dem allerersten Tag, als ich sie fand, habe ich das Gefühl, als hätte sich ein Zauber über dieses Fleckchen Erde gelegt, und ich wäre mittendrin. Ich bin aus meinem alten Leben ausgestiegen, für das Privileg einer außergewöhnlichen Erfahrung.“
Mitten auf dem Feldweg findet Chloe ein winziges, schutzloses Hasenjunges. Sie beschließt es mit zu sich nach Hause zu nehmen: der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Ohne Namen wächst Hase inmitten von Chloes Leben auf, sie füttert das Hasenbaby mit der Flasche, nimmt große Rücksicht auf seine Bedürfnisse und ermöglicht ihm den Zugang zu allen Räumen und dem großen Garten. Denn sie will das Häschen nicht besitzen sondern es wieder in die Wildnis zurückkehren lassen, sobald das Kleine groß und stark genug ist. Mit jedem neuen Tag erlebt Chloe nun ein intensiveres und naturverbundeneres Leben dank einer liebenswerten kleinen Häsin.

„Trotzdem ist es fast unmöglich, ihre Charaktereigenschaften zu ignorieren, sie nicht zu bewundern und mit jenen menschlichen Wesenszügen zu vergleichen, nach denen viele von uns streben: Geduld Würde, innere Ruhe und Stärke.“

Und als die Zeit gekommen war, da der Feldhase zum ersten Mal vorsichtig schnuppernd, den Weg über die Mauer überwindet, scheint eine tiefgründige und kostbare Zeit zu Ende zu gehen,… oder?

Die Autorin schreibt die Zeilen nicht nur, sondern scheint sie fast in melodisch klingenden Metaphern zu malen. „Das Hermelin prüfte erst den Boden, dann floss sein Körper in einer einzigen, geschmeidigen Bewegung aus der Öffnung, wie Honig, der sich über den Rand eines Glases ergießt,“…

So wunderschön und einfühlsam wie ihre Geschichte - Hase und ich.

Das Wunder einer lebensverändernden Begegnung zwischen Mensch und Tier.

Bewertung vom 13.03.2025
Die sonnige Zeit
Lüscher, Conny

Die sonnige Zeit


ausgezeichnet

„Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie …

die niedrige Zimmerdecke vom Rauch des kleinen Ofens, indem der letzte Rest der Holzscheite zu Asche zerfiel. Der Sturm wirbelte große Schneeflocken bis in die Mitte des Zimmers. Sie setzten sich auf den Rand des Kinderwagens wie neugierige Vögel… und nun legten sich die Flocken auf den Körper des Babys. Lillys blaue Augen blinzelten durch den Schnee auf ihrem Gesicht.“
Kaum ein Kind erblickt noch das Licht dieser sinisteren Welt, in der die Cousinen Lilly und Sigrid aufwachsen. Beide haben die Gabe sich in die Köpfe anderer Menschen einzuschleichen. Und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein…
Als Lilly schwanger wird, wird sie in ein Dorf gebracht, indem sie ihre Schwangerschaft genießen soll wie „eine sonnige Zeit“, fernab von der vorherrschenden Armut und Gewalt in einem luguberen Regime. Doch keine der schwangeren Frauen ist je zurückgekehrt…
„Es war so lange her, seit sie hier als Kind Beeren gepflückt hatte. Süße, duftende Köstlichkeiten, die die Zunge schwarz färbten und die Finger verklebten. Die nach Sommer und Glück schmeckten. Eine Erinnerung, schwach und leise wie ein fernes Echo… Wohin jetzt?“

Dieser Thriller nimmt dich gefangen, verwirbelt deine Gedanken und lässt dich eine unheildrohende Gänsehaut verspüren. Kämpfe dich, in dieser bedrückenden Dystopie, gemeinsam mit der Protagonistin Lilly aus der morbiden Atmosphäre nur um im nächsten Moment erneut in den trostlosen Strudel der überraschenden Wendungen zu geraten, der dieser mitreißende Roman für dich bereit hält und erlebe „die sonnige Zeit“ am eigenen Leib - hautnah! „… eigentlich glaube ich nicht daran, dass wir klüger werden. Dass die Menschheit eines Tages damit aufhört, sich gegenseitig umzubringen und alles zu zerstören und zu vergiften.“

Tiefschwarze Utopie - meisterlich inszeniert!

Bewertung vom 04.03.2025
Die Meisterdiebin
Jaeggi, Christine

Die Meisterdiebin


ausgezeichnet

„Kein Dieb raubt einem die Zeit, die einem gestohlen bleiben kann. (Dieter Uecker)“

„Elise lehnte sich zurück… Das ist es, sagt sie sich. Sie wird auf ihr Leben zurückschauen und herausfinden, wie alles so weit hatte kommen können, und zwar von Anfang an.“

Sie stiehlt sich in Hotelzimmer und dort wertvollen Schmuck. Sie stiehlt sich in dein Herz und verweilt dort bis zum Schluss dieses schicksalhaften Romans. Elise ist eine jüdische Kaufhauserbin, die reiche Nationalsozialisten beraubt um ihren Verwandten und anderen, in die Schweiz emigrierten Juden, zu helfen. Jeder Raubzug dramatisch und emotional, danach tiefe Erleichterung und Genugtuung. So empfindet auch der Leser, denn Elises ergreifendes Leben hinterlässt Spuren in uns und lässt diesen historischen Roman erschütternd authentisch erscheinen.
Da die Geschichte auf einem wahren Kriminalfall beruht, ergänzt das Nachwort der Journalistin Lena Berger die atmosphärische Erzählung meisterlich.

Spektakuläre Diebstahlserie einer grandiosen Persönlichkeit -
einfühlsam und berührend erzählt.