Russland / Die Deutschen und ihre Nachbarn

sehr gut

Russlands Wandel durch die Zeit

Gerd Ruge ist der ausgewiesene deutsche Russlandexperte unserer Tage, daher ist es auch sinnvoll ihm im Rahmen der Reihe "Deutschland und seine Nachbarn" einen Abriss über Russland schreiben zu lassen.

Doch gerade wenn es um Fakten zur Historie geht, merkt man, dass Gerd Ruge kein Historiker ist. Hier nur einige Beispiele: gerade im Bereich der mittelalterlichen Geschichte drückt er sich unpräzise aus. So spricht er im 10. Jahrhundert bezogen auf Deutschland vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (S. 23), dieser Begriff kam jedoch erst viel später auf. Auch spricht er im 15. Jahrhundert noch vom weströmischen Reich (S. 33), welches bekanntlich schon im 5. Jahrhundert unterging. Bezogen auf Napoleon und Deutschland spricht er im Jahre 1812 noch von einem Deutschen Kaiser (S. 88), allenfalls gab es zu dieser Zeit einen Österreichischen Kaiser, welcher aber bereits im Jahre 1806 die deutsche Kaiserkrone niederlegte. Auch bezeichnet er Russland nach dem Ende der Sowjetunion nicht mehr als einen Vielvölkerstaat (S. 170).

Die Kürze des Buches bringt es auch mit sich, dass Ruge teilweise sehr wirre und schnelle Übergänge liefert. So wird die Geschichte Russlands teilweise unnötig verkompliziert. Aufgrund der genannten Kürze ergibt sich auch ein lückenhaftes Bild zwischen den einzelnen Epochen.

Dennoch ist positiv anzumerken, dass das Buch letztendlich inhaltlich informativ gestaltet wurde und einen ersten, kleinen Überblick über die detailreiche russische Geschichte liefert. Anzuführen sind hier beispielsweise "der falsche Dimitri", die Tatarenherrschaft, Alexander Newski, Iwan der Schreckliche usw. Das Konzept der Reihe geht auch hier auf. Äußerst gelungen beschreibt er die Zeit der Sowjetunion. Abwechselnd wird in jeder Epoche die Sicht und Wahrnehmung Russland auf Deutschland, als auch umgekehrt dargestellt. Dabei zieht Ruge einen Faden durch die deutsch-russischen Beziehungen, welcher schon seit Jahrhundert besteht und auch bis in unsere heutige Zeit andauert.
Sehr gut stellt er auch die vier großen russischen Imperien dar:

- die Kiewer Rus,
- das Moskowitische Reich,
- das Zarenreich und
- die Sowjetunion

Gleichzeitig lässt er dabei Gedankenfreiheit und den Ausblick auf ein eventuell fünftes russisches Imperium schweifen.

Als Fazit kann man festhalten, dass dieses Buch ideal als kurze und knappe Abhandlung über Russland anzusehen ist. Ruge nennt alle wichtigen Details und liefert einen ersten Überblick über die Geschichte dieses einmaligen Landes. Weiter positiv anzumerken ist das beigefügte Kartenmaterial, sowie die Zeittafel. Wer allerdings tiefer in die Materie gehen will sollte sich dieses Buch nur als erste Anregung beschaffen.

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