Benjamin Woods Roman erzählt ruhig und melancholisch vom jungen Thomas Flett, der Anfang der 1960er Jahre in einem abgelegenen englischen Küstendorf als Krabbenfischer arbeitet. Gefangen zwischen Pflicht und stiller Sehnsucht nach einem anderen Leben, bekommt sein Alltag eine Wendung, als ein amerikanischer Regisseur im Ort auftaucht und ihm neue Perspektiven für das Leben eröffnet.
Die Atmosphäre ist dicht und stimmungsvoll – geprägt von Nebel, Wattschlick und innerer Leere. Wood schreibt ruhig, klar und bildhaft, bleibt dabei aber sprachlich zurückhaltend. Mir fehlte etwas der emotionale Tiefgang oder die poetische Wucht, wie man sie etwa aus
"Offene See" von Benjamin Myers kennt.
Insgesamt ein stiller Roman mit schöner Kulisse und feiner Beobachtung – lesenswert für
Liebhaber:innen ruhiger, atmosphärischer Literatur, aber kein unbedingtes Muss.
Ein lesbares Buch mit schöner Stimmung. Wer britische Melancholie mag, wird es vielleicht schätzen – wer mehr literarische Wucht erwartet, wird nicht ganz auf seine Kosten kommen.
Bereits auf den ersten Seiten wusste ich, dass wird eine Geschichte, die unter die Haut gehen wird. „Die Geschichte des Klangs“ von Ben Shattuck hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Trotz der Kürze entfaltet der Text eine eindringliche Tiefe, die lange nachhallt.
Shattuck schreibt poetisch, klar und doch voller Zwischentöne. Jeder Satz wirkt sorgfältig komponiert, jeder Absatz scheint bewusst gesetzt. Dabei gelingt es ihm, große Themen wie Erinnerung, Verlust, Verbundenheit und das Wesen des Klangs in eine ruhige, fast meditative Geschichte zu verweben.
Besonders beeindruckt hat mich die emotionale Intensität, die ganz ohne Pathos auskommt. Stattdessen lebt der Text von Andeutungen, von dem, was zwischen den Zeilen schwingt. Die Sprache ist leise, aber kraftvoll – genau wie die zentrale Idee des Buchs.
Ein kleines, stilles Meisterwerk, das mich tief berührt hat. Wer Geschichten liebt, die mit wenigen Worten viel sagen, wird „Die Geschichte des Klangs“ ebenso schätzen wie ich.
"Strandgut" beginnt vielversprechend mit einer dichten, atmosphärischen Stimmung und interessanten Figuren. Im weiteren Verlauf verliert der Roman jedoch spürbar an Tempo. Die beiden Handlungsstränge bleiben eher lose nebeneinander stehen und entfalten wenig gegenseitige Wirkung. Der Erzählstil ist stellenweise von vielen nachdenklichen Zitaten und Lebensweisheiten durchzogen, was nicht immer ganz natürlich wirkt. Obwohl die Sprache schön ist und einzelne Passagen berühren, fehlte mir über weite Strecken der erzählerische Sog. Broncos Passagen fand ich oft auch zu negativ erzählt und repitativ. "Strandgut" ist ein Roman mit guten Ansätzen, der mich am Ende jedoch nicht ganz überzeugen konnte und den ich leider langweilig fand. Schade, ich hätte mir eine berührendes und mitreißendes Leseerlebnis wie bei "Offene See" erhofft.
Der Roman "Teddy" entführt die Leser:innen ins mondäne Rom der 60er Jahre und begleitet die texanische Heldin Teddy Carlyle beim Versuch, sich als Diplomatengattin ein neues und geregeltes Leben aufzubauen. Zwischen Cocktailpartys, gesellschaftlichem Glanz und versteckten Geheimnissen wird jedoch schnell klar: Die Vergangenheit lässt sich nicht so leicht abschütteln...
Emily Dunlay zeichnet mit "Teddy" eine interessante, wenn auch für mich etwas distanzierte und exzentrische Hauptfigur. Sprachlich ist der Roman stilvoll, die Atmosphäre gelungen, doch der Spannungsbogen bleibt eher flach.
Insgesamt ist es ein unterhaltsamer Sommerroman mit speziellem Flair – nicht spektakulär, aber durchaus lesenswert für alle, die Geschichten über Neuanfänge, Selbstbehauptung und das Spiel der Gesellschaft mögen. Für den Sommer eine gute Lektüre!
„Das Haus der Türen“ habe ich anfangs gerne gelesen – die Sprache ist stilvoll und elegant, das exotische Setting interessant. Besonders die koloniale Atmosphäre Malaysias in den 1920er Jahren fand ich spannend und hätte mir gewünscht, dass dieser historische Hintergrund noch mehr Raum bekommt. In Rückblenden entfaltet sich eine Erzählung über Loyalität, Schuld und gesellschaftliche Konventionen.
Im weiteren Verlauf rückten jedoch zunehmend persönliche Beziehungen und Verwicklungen zwischen mehreren Figuren in den Vordergrund. Für meinen Geschmack nahm das zu viel Platz ein – das komplexe Geflecht aus Affären, Loyalitäten und Emotionen stand mir irgendwann zu sehr im Zentrum, während die politischen und historischen Aspekte eher am Rand blieben.
Ein gut geschriebenes Buch, zweifellos, aber inhaltlich war es nicht ganz meins.
Nach einer Glaubenskrise verbringt der junge Noel einen Sommer bei seinen Großeltern im verschlafenen Nest Faha, wo sich kaum je etwas verändert – nicht einmal das Wetter. Doch in der Karwoche des Jahres 1958 hört der Regen plötzlich auf, und mit ihm trifft Christy ein, ein reisender Vertreter der Elektrifizierung. Er zieht als Untermieter bei Noels Großeltern ein und wird für den jungen Mann ein wichtiger Gesprächspartner und Wegweiser. Während Noel erste Erfahrungen mit der Liebe macht und über seinen Lebensweg nachdenkt, wird klar, dass Christy aus einem ganz persönlichen Grund nach Faha zurückgekehrt ist...
"Das ist Glück" ist ein leises, poetisches Buch – typisch irisch und wunderbar entschleunigend. "Das ist Glück" erzählt seine Geschichte in einem gemächlichen Tempo, das Raum lässt für Gedanken, Gefühle und die raue Schönheit Irlands. Die Sprache ist einfühlsam, stellenweise fast lyrisch, und jede Figur wirkt mit viel Liebe zum Detail gezeichnet. Es ist kein Buch für Zwischendurch, sondern eines, das man langsam liest – und genau das macht seinen Zauber aus. Mir hat es sehr gut gefallen.
Jean-Baptiste Andreas Roman "Was ich von ihr weiß" spielt in Italien und erzählt die Lebensgeschichte eines zurückgezogen lebenden Bildhauers Mimo, der sich in die geheimnisvolle Viola verliebt. Ein Mädchen aus sehr gutem Hause. Ihre Begegnung verändert sein Leben tiefgreifend, doch ihre Liebe ist von Beginn an von Tragik überschattet. In poetischer Sprache entfaltet sich eine melancholische Erzählung über Kunst, Italien Geschichte, Einsamkeit und eine Liebe.
Das Buch ist stilistisch beeindruckend, erreicht für mich jedoch nicht ganz die emotionale Tiefe von den früheren Werken. wie "Von Teufeln und Heiligen". Die ungewöhnlich erzählte Geschichte ist anspruchsvoll und sicherlich nicht für jeden Leser geeignet, doch wer sich darauf einlässt, wird mit einer bewegenden und einzigartigen Erzählung belohnt.
Im Somer 1975 verschwindet Barbara van Laar spurlos aus dem Sommercamp Emerson im Nordosten der USA. Bereits 14 Jahre zuvor verschwand auch ihr Bruder Bear in derselben Wildnis. Was ist mit den beiden Kindern der Familie van Laar geschehen? Und warum verhält sich die Familie so seltsam?
Durch verschiedene Erzählperspektiven und Zeitebenen werden die Hintergründe der Familie und Campbewohner aufgearbeitet und das soziale Gefüge im Camp seziert...
Die Geschichte hat mich durchweg gut unterhalten, da die Atmosphäre sehr dicht ist und durch die kurzen Kapitel ein wirklicher Lesesog entsteht. An manchen Stellen hätte ich jedoch etwas mehr Wucht erwartet. Die Auflösung war für mich nicht ganz so zufriedenstellend.
Wenn Ihr gerne Bücher von Joel Dicker oder Chris Whitaker lest, dann ist "Der Gott des Waldes" sicher was für Euch.
Die Fletchers von Long Island hat mich leider nicht so begeistert, wie ich es mir ursprünglich erhofft hatte. Zwar ist der Schreibstil flüssig, sodass sich die Geschichte gut lesen lässt, doch die Handlung konnte mich dennoch nicht in ihren Bann ziehen. Einige Figuren wirkten von Beginn an überzeichnet und schienen mit ihren Lebenssituationen so weit von meiner eigenen Realität entfernt, dass es mir schwerfiel, mich in sie hineinzuversetzen. Diese Distanz führte dazu, dass mir die emotionale Nähe fehlte, die für mich entscheidend ist, um wirklich mitzufiebern.
Statt einer packenden Familiengeschichte, fokussierte sich das Buch stark auf die individuellen Probleme einzelner Figuren – Themen und Konflikte, die mich schlicht nicht erreicht haben oder mein Interesse nicht wecken konnten. Ich hatte das Gefühl hatte, dass die Handlung eher vor sich hin plätscherte, ohne mich wirklich mitzunehmen. Alles in allem blieb das Buch für mich leider hinter meinen Erwartungen zurück.
„Achtzehnter Stock“ hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen und ich habe es innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Besonders hervorzuheben ist der Schreibstil, der durch seine kurzen Sätze eine ganz eigene Dynamik entwickelt. Zunächst brauchte ich ein paar Seiten, um mich richtig in den Flow der Erzählweise einzufinden, doch dann war ich komplett eingetaucht. Man groovt sich förmlich in die Geschichte.
Die Handlung um Wandas Leben und ihrer Tochter selbst ist packend und bewegend. Die Autorin hat es verstanden, mit Worten eine Atmosphäre zu schaffen, die einem lange nach dem Lesen im Gedächtnis bleibt. Obwohl die Lebenswelt in Berlin von meiner sehr weit entfernt ist, konnte ich mich gut hineinversetzen.
Ein Buch, das sich durch seinen besonderen Schreibstil und seine feinen Beobachtungen auszeichnet. Sehr empfehlenswert!
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