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MaikePdf
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 63 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2025
Enders, Giulia

Organisch


gut

Zwischen Vorlesung und Anekdote

Giulia Enders nimmt Lesende mit auf eine Reise durch den menschlichen Körper und widmet sich dabei Kapitel für Kapitel verschiedenen Organen. Im Hörbuch, das sie selbst spricht, gelingt es ihr, komplexe medizinische Zusammenhänge verständlich und zugänglich zu erklären. Für mich fühlte sich das Ganze wie eine Einführungsvorlesung an: informativ, gut strukturiert und insgesamt angenehm zu hören, auch wenn es zwischendurch einige Längen gab. Über ein Wochenende ließ sich das Hörbuch gut durchhören, ohne dass es je zu anstrengend wurde.

Die persönlichen Anekdoten, die Enders einstreut, haben mich dabei zwiespältig zurückgelassen. Einerseits lockern sie die vielen Fakten auf, andererseits wirkten sie nicht immer stimmig eingebunden und zogen den roten Faden stellenweise etwas auseinander.

Das Buch vermittelt Wissen über den eigenen Körper und lädt dazu ein, Zusammenhänge besser zu verstehen. Besonders im Vergleich zu Darm mit Charme wirkt Organisch allerdings etwas ernster und weniger humoristisch. Der Unterhaltungswert bleibt im Hintergrund, was für die Thematik angemessen ist.

Bewertung vom 18.08.2025
Reid, Taylor Jenkins

Atmosphere


ausgezeichnet

Ein Roman, der nachhallt wie das Echo des Universums

Ich liebe dieses Buch. Atmosphere hat mich von der ersten Seite gepackt, zu Tränen gerührt und bis zuletzt nicht mehr losgelassen. Taylor Jenkins Reid hat für mich hier ihr bisher stärkstes Werk abgeliefert. All die kleinen Schwächen früherer Bücher, in denen sie sich manchmal in ausschweifenden Backstorys verliert, sind hier behoben. Stattdessen entfaltet sich eine Geschichte, die spannend, berührend und zutiefst menschlich ist.
Im Zentrum steht Joan, eine junge Astronomin, die sich Anfang der 1980er-Jahre bei der NASA bewirbt. Gemeinsam mit anderen Kandidat:innen durchläuft sie das knallharte Training, um ihren Traum vom All wahr werden zu lassen. Währenddessen begegnet sie Vanessa und entdeckt, dass die Sterne nicht die einzige große Sehnsucht in ihrem Leben sind. Reid erzählt von Frauen, die sich in einer von Männern dominierten Welt behaupten müssen. Sie stellt queere Liebe zu Zeiten gesellschaftlicher Verurteilung dar und bezieht klar Stellung. Auch komplizierte Familienstrukturen finden wieder einen Weg in die Geschichte und werden herzzerreißend aufgearbeitet.
Besonders stark fand ich die Balance zwischen realistischem NASA-Setting, gesellschaftlichen Themen und einer Liebesgeschichte, die niemals kitschig wirkt. Stattdessen ist sie voller Tiefe und Verletzlichkeit. Dazu kommen Nebenfiguren, die nicht bloß Statisten sind, sondern das Ganze mit Leben füllen. Die Konflikte und Dämonen aller Charaktere verleihen der Geschichte so viel mehr Tiefe und Gewicht.

Bewertung vom 18.08.2025
Brickley, Holly

Deep Cuts


sehr gut

Playlist der Gefühle

Deep Cuts ist ein Coming-of-Age-Roman, der Musik nicht nur als Kulisse nutzt, sondern sie zum eigentlichen Herzschlag der Geschichte macht. Im Mittelpunkt stehen Percy und Joe, die sich im Jahr 2000 in einer Studentenbar in Berkeley kennenlernen. Sie verbindet sofort die Leidenschaft für Songs. Aus dieser Begegnung entsteht eine vielschichtige Verbindung: zwischen Freundschaft und Liebe, zwischen Inspiration und Distanz, zwischen Bühne und zweiter Reihe.
Das Buch führt durch die frühen 2000er-Jahre, eine Zeit von Mixtapes auf CDs, Napster und iPods, und spiegelt damit auch eine Ära musikalischer Umbrüche. Jedes Kapitel ist einem Song zugeordnet, die Handlung wird zudem durch Blogeinträge, Notizen und Chats ergänzt. Besonders gelungen ist die begleitende Playlist, die das Leseerlebnis intensiviert auch wenn das parallele Hören für mich manchmal eher ablenkend als bereichernd war.
Stark ist das Buch dort, wo es um die Leidenschaft zur Musik geht. Percy seziert Songs mit einer Begeisterung, die ansteckend wirkt, und ihre Dynamik mit Joe ist glaubwürdig, manchmal sogar elektrisierend. Gleichzeitig steckt hier mehr als eine Romanze, denn Deep Cuts erzählt auch von kreativer Abhängigkeit, Selbstverwirklichung, und dem Schmerz, wenn die eigene Stimme ungehört bleibt.
Nicht alle Aspekte funktionieren gleich gut. Manche Abschnitte geraten durch die intensive Musikanalyse recht ausschweifend, und da häufig eben auf „Deep Cuts“ der 60er und 70er zurückgegriffen wird, anstatt auf die Musik der unmittelbaren 2000er, geht meine Aufmerksamkeit ein wenig verloren. Zudem bleibt Joe als Figur etwas blass, während Percy deutlich mehr Tiefe erhält.

Bewertung vom 18.08.2025
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Schwüre, die wir brechen / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.2


weniger gut

Große Themen, schwache Umsetzung

Nach einem soliden ersten Band hat mich dieser zweite Teil der Reihe enttäuscht. Während Andere den Roman als atmosphärisch oder emotional packend finden, konnte ich weder mit den Figuren noch mit der Handlung wirklich warm werden.
Das liegt vor allem an den Ermittler:innen. Weder Svea Karhuu noch Jon Nordh entwickeln für mich die Tiefe, die nötig wäre, um Empathie oder echte Spannung aufzubauen. Die Dynamik wirkt zu sehr auf Klischees reduziert: ein alternder Kommissar, der nichts dazulernt, und eine junge Kollegin mit Migrationshintergrund, die immer wieder auf genau diesen Aspekt festgelegt wird. Statt differenzierter Charakterentwicklung bleibt das frustrierend eindimensional.
Auch der Plot selbst wirkte auf mich künstlich aufgeblasen. Die vielen Themen hätten für sich genommen genug Stoff geboten, wirken in der Kombination jedoch wie eine Checkliste, die man Punkt für Punkt abhakt. Kritik an True Crime schwingt zwar mit, doch ohne Selbstreflexion, obwohl sich dieselbe Kritik auch auf das eigene Schreiben anwenden.
Anscheinend stehe ich mit meiner Enttäuschung allein, aber für mich persönlich hat die Fortsetzung alle Probleme in Band 1 nur noch schlimmer werden lassen. Statt einer fesselnden Atmosphäre hatte ich den Eindruck, mich durch eine überkonstruiert wirkende Geschichte zu kämpfen, die immer noch ein weiteres Spektakel aufbietet, anstatt echte Spannung aus sich selbst heraus zu erzeugen.

Bewertung vom 30.07.2025
Jimenez, Abby

Say You'll Remember Me


sehr gut

Das habe ich gebraucht

Dieses Buch war genau das, was ich gebraucht habe. Ja, es ist ein Instant-Love-Trope, aber mir ist das lieber als die ganzen toxischen On-Off-Geschichten, die gefühlt überall auftauchen. Samantha und Xavier haben von Anfang an eine spürbare Verbindung, und auch wenn sie sich schnell wieder trennen müssen, bleibt ihre Beziehung durchweg emotional greifbar. Typisch für Abby Jimenez gibt es wieder einen medizinischen B-Plot (diesmal im tierärztlichen Umfeld) und zusätzlich wird das Thema Demenz sehr einfühlsam behandelt. Die Darstellung der Pflege eines Elternteils fand ich besonders authentisch. Auch das Thema Fernbeziehung wird realistisch gezeigt, mit all seinen schönen, aber auch schwierigen Momenten. Was mich etwas gestört hat, war das Erzähltempo: Das Buch überspringt ganze Monate, und manchmal hatte ich das Gefühl, man verpasst viel zwischen den Kapiteln. Trotzdem funktioniert die Geschichte, gerade weil sie sich auf echte Gefühle und Entscheidungen konzentriert. Schön fand ich auch, dass es eine „Closed Door Romance“ ist. Die Beziehung lebt von Nähe, nicht von expliziten Szenen. Insgesamt eine berührende, ehrliche Lovestory, die zeigt, was passiert, wenn man der richtigen Person begegnet, aber das Leben trotzdem dazwischenkommt.

Bewertung vom 17.06.2025
Habeck, Emily

Shark Heart


sehr gut

Absurde Idee, große Gefühle

Emily Habecks Shark Heart ist eines dieser Bücher, die einen lange begleiten. Nicht nur wegen ihrer originellen Prämisse, sondern wegen der emotionalen Tiefe, die sich hinter der surrealen Oberfläche verbirgt. Die Geschichte von Lewis, der sich langsam in einen Hai verwandelt, und seiner Frau Wren, ist so ungewöhnlich wie berührend. Was zunächst fast absurd klingt, entfaltet sich schnell zu einer kraftvollen Allegorie auf Krankheit, Verlust und das langsame Entgleiten eines geliebten Menschen.
Der Roman greift mit seinem magischen Realismus tief in den emotionalen Werkzeugkasten. Die Verwandlung ist keine bloße Kuriosität, sondern ein kluger, metaphorisch aufgeladener Spiegel für irreversible (körperliche und seelische) Veränderung. Lewis bleibt geistig Mensch, während sein Körper sich entzieht, und Wren muss lernen, mit einem Partner zu leben und Abschied zu nehmen, der sich jeden Tag ein Stück weiter von ihr entfernt.
Was besonders hervorsticht, ist der Mut der Autorin, auch die Abgründe auszuleuchten: Krankheit, Schmerz, Liebe unter extremen Bedingungen, Identitätsverlust. Die Perspektivwechsel, Zeitsprünge und theaterartigen Szenen erzeugen eine fast traumartige Atmosphäre. Das Buch ist dadurch nicht immer leicht zugänglich, aber oft poetisch. Der theatralische funktioniert über weite Strecken hervorragend, auch wenn er in der Mitte des Buches etwas ausufert. Gerade dort hätte der Erzählfluss etwas Straffung vertragen können.
Ein melancholisches, zärtliches Buch mit starker Symbolik und einem ganz eigenen Ton. Ein Werk, das weh tut, aber auch tröstet. Magisch, mutig und mit einem großen Herzen geschrieben.

Bewertung vom 17.06.2025
McFarlane, Mhairi

Und plötzlich ist es wunderbar


sehr gut

Eine gelungene Fortsetzung mit reifen Tönen
Und plötzlich ist es wunderbar hat mich positiv überrascht. Vor allem als Fortsetzung zu Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt, das ich im Vorfeld als Hörbuch gehört habe. Für mich fühlte sich dieser zweite Band deutlich stärker an: Die Geschichte wirkt reifer, die Figuren durchdachter, und besonders die Beziehung zwischen Edie und Elliot ist wohltuend erwachsen gezeichnet. Es wird offen über Unsicherheiten, Wünsche und Konflikte gesprochen – meistens jedenfalls. Die Misskommunikation, die in diesem Genre oft überstrapaziert wird, bleibt angenehm zurückhaltend und nachvollziehbar in Szene gesetzt.
Was McFarlane hier liefert, ist eine feinfühlige Charakterstudie, bei der es sich wirklich lohnt, dranzubleiben. Ihre Figuren handeln glaubwürdig, mit emotionaler Tiefe und realistischen Zweifeln. Der Umgang mit Erwartungen, öffentlichem Druck und persönlichen Grenzen wird mit großer Sorgfalt erzählt.
Was für mich jedoch ein echter Wermutstropfen war: die Buchgestaltung. Das deutsche Cover wirkt leider völlig deplatziert – zu verspielt, zu kindlich, und es spiegelt in keiner Weise den Ton oder die Themen des Romans wider. Nach der gelungenen Entwicklung bei Just between us ist das ein Rückschritt. Mhairi McFarlane hat eindeutig ein besseres, erwachseneres Design verdient – wie es bei den englischen Ausgaben längst Standard ist.
Eine emotionale, erwachsene Fortsetzung mit gut gezeichneten Charakteren und klugen Beziehungsfragen – aber leider in eine Verpackung gesteckt, die diesem Roman einfach nicht gerecht wird.

Bewertung vom 10.05.2025
Jimenez, Abby

Just For The Summer


ausgezeichnet

Liebe auf Zeit? Das wollen wir doch mal sehen

Just for the Summer hat mich von der ersten Seite an gepackt und bis zum Schluss begeistert. Abby Jimenez versteht es wunderbar, Humor und Herz zu verbinden. Die Dialoge sind spritzig, die Chemie zwischen den Hauptfiguren absolut spürbar und gleichzeitig bringt die Geschichte auch emotionale Tiefe mit.

Besonders schön fand ich, dass es ein gelungener Abschluss der Reihe ist. Ich habe mich sehr über die kleinen Einblicke in die Leben der Paare aus Teil eins und zwei gefreut. Es fühlt sich an wie ein Wiedersehen mit alten Freunden und macht die Geschichte noch runder.

Die Figuren wirken lebendig und echt, mit all ihren Stärken und Unsicherheiten. Die Liebesgeschichte ist romantisch und berührend und zeigt, wie wichtig Vertrauen und Selbstliebe sind. Dazu kommen herrlich unterhaltsame Nebenfiguren und ein Setting, das sofort Lust auf Sommer macht.

Für mich ist dieses Buch eine tolle Empfehlung für den Sommer. Warmherzig, charmant und die perfekte Mischung aus Leichtigkeit und Gefühl. Ich habe jede Seite genossen.

Bewertung vom 10.05.2025
Wen, Lai

Himmlischer Frieden


weniger gut

Viel Potenzial, wenig Spannung

Ich musste mich durch Himmlischer Frieden regelrecht durchkämpfen. Der Roman war für mich zu langatmig und spannungsarm, sodass ich mehrfach kurz davor war, abzubrechen. Zwar erkennt man die autobiografischen Ansätze und das Bemühen, ein Bild vom China der 70er- und 80er-Jahre zu zeichnen, doch die Umsetzung hat mich leider nicht abgeholt.

Die Protagonistin Lai bleibt über weite Strecken blass, und ihre Entwicklung wirkt eher behauptet als erlebbar. Gerade bei einem Buch, das den Aufbruch und Widerstand einer ganzen Generation darstellen will, hätte ich mir mehr emotionale Wucht und Klarheit gewünscht. Stattdessen verliert sich die Geschichte in langgezogenen Beschreibungen und seltsamen, teils widersprüchlichen Szenen. Auch der historische Kontext, insbesondere die Proteste 1989, bleibt seltsam vage und hinterlässt bei mir keinen tieferen Eindruck.

Wer sich für die Zeitgeschichte Chinas interessiert, mag hier einzelne interessante Einblicke finden. Mir persönlich war das aber zu wenig, um über die zähe Erzählweise und fehlende Spannung hinwegzusehen.

Bewertung vom 24.04.2025
Deitch, Hannah

Killer Potential (MP3-Download)


weniger gut

Leider kein Killer, nur Potenzial

„Killer Potential“ von Hannah Deitch hat mich leider nicht überzeugt. Die Grundidee? Super. Aber die Umsetzung? Eher enttäuschend.

Ein Stern Abzug allein für die unnötige, beleidigende Wortwahl. Die Verwendung des T-Worts in einem der ersten Kapitel war absolut fehl am Platz und leider auch unnötig für den Plot. Das hat für mich auch die queere/LGBTQIA+ Repräsentation der Hauptfiguren ziemlich getrübt, weil es einfach einen respektlosen Beigeschmack hinterlässt. Dabei hatte ich mich so auf ein Paar lesbischer Verbrecherinnen gefreut.

Die Handlung? Leider viel zu vorhersehbar. Der große „Twist“ war schon von Anfang an absehbar. Statt großem „Aha!“-Moment, eher ein „Na endlich sagt’s mal jemand“-Gefühl. Dazu kommt ein absolut unrealistisches Zeitgefühl: Innerhalb von Stunden weiß plötzlich ganz Amerika über diesen Fall Bescheid, auf jedem Sender läuft es. Nein.

Evie als Protagonistin? Schwierig. Ihre Entscheidungen wirken oft unnachvollziehbar und wenn sie so ein Genie ist würde sie die Prämisse mehr hinterfragen und selbst schnell dem "Twist" auf die Schliche kommen.
Die Liebesgeschichte kam aus dem Nichts. Plötzlich sind die beiden ein Paar, ohne dass man wirklich versteht, warum. Trotzdem ein paar gute open door spicy Szenen dabei.

Was bleibt, ist eine Story mit Potential, das aber leider nicht ausgeschöpft wird. Der Schreibstil schwankt zwischen poetisch gewollt und wirr formuliert. Gerade beim Hörbuch ein Ärgernis, da ich mehrfach zurückspringen musste um die verschachtelten Sätze und Metaphern verfolgen zu können.

Fazit: Gute Idee, schlechte Umsetzung. Queere Repräsentation allein macht noch keinen guten Roman aus – vor allem, wenn sie durch respektlose Sprache untergraben wird.