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Eulengezwitscher

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Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 17.11.2015
Über Leben
Messner, Reinhold

Über Leben


gut

Reinhold Messner hat seine Lebenserfahrungen vorgelegt. 70 Kapitel zählt das Buch, das wenige Wochen nach dem 70. Geburtstag des Grenzgängers bei Piper erschienen ist. 70 Kapitel in drei Abschnitten, deren wortspielerische Titel in die Grenzregionen der deutschen Sprache vordringen: "Üb erleben", "Überleben" und "Über Leben". Die ersten beiden Teile greifen weitgehend bereits bekannte Anekdoten aus Messner Kindheit, Jugend und Abenteuern auf, verweben sie allerdings neu und regen dazu an, über die Lehren des eigenen Lernens und Erlebens nachzudenken. Messner lässt sein ersten Kraxeleien und Klettertouren im Villnößtal Revue passieren, schreibt (einmal mehr) über den tragischen Tod seines Brudes Günther, den er am Nanga Parbat im Himalaja verloren hat und wirbt dafür, Grenzen zu erforschen und sich selbst aus schwierigen Situationen zu befreien, so wie Messner in der Wildnis:

"Oft unter Einsatz all meiner Kraft, Konzentration und Geschicklichkeit. In solchen Momenten habe ich zweierlei gelernt: mich meinen Überlebensinstinkten anzupassen und meine Ziele zurückzustecken, wenn Kraft und Geschicklichkeit nachlassen."

Der dritte Abschnitt ist gewissermaßen eine Mischung aus Bilanz und Botschaft von Messners Leben: Emotion, Religion, Politik - Messner zeichnet das große Bild: Aber hier erschließt sich auch ein jahrzehntelang Berufsrastloser völlig in sich ruhend neue Perspektiven. Denn mit 70 steigt man nicht mehr auf die höchsten Gipfel der Welt.

"Ich habe nie unter Depressionen gelitten. Vielleicht weil ich nie der Illusion verfiel, alles sei möglich, alles messbar. In meinem Alter wäre es zudem absolut falsch, der Erinnerung an mein früheres Können zu folgen. Nur was ich jetzt noch kann, ist erlaubt."

Das ist ja auch nicht wenig. Vor allem die Planung und der Aufbau des Messner Mountain Museums, das sich dem Verhältnis des Menschen zum Berg widmet, hat ihn ebenso gefordert (und befriedigt), wie früher Expeditionen in entlegendste Weltregionen.

Fazit: 'Über Leben' ist ein Buch wie ein biografischer 8000er, den man zum zweiten Mal besteigt: Viele Anekdoten sind schon bekannt, aber in solchen Höhen muss man bei jedem Gipfelangeriff auf alles gefasst sein. Vor allem erfahrene Messner-Leser dürften mit diesem Buch ihre wahre Freude haben. Erstbesteigern dieses Lebens sei allerdings zuvor eine der "echten" Autobiografien ans Herz gelegt.

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Bewertung vom 14.11.2015
Lebe!
Maaskant, Laura

Lebe!


ausgezeichnet

Fünfzehn Jahre erlebt Laura eine unbeschwerte Kindheit und Jugend. Dann erschüttert eine Horror-Diagnose ihr Leben: Ein faustgroßer bösartiger Tumor wächst ihr aus der vierten Rippe. Mittlerweile weiß die junge Frau von 21 Jahren, dass sie den Krebs nicht bezwingen wird - oder vielleicht doch? Denn ist es nicht ein Triumph über das Unvermeidliche, wenn man sich vom sicheren Tod nicht verbittern lässt? Laura Maaskant hat ein bewegendes Bekenntnis zum Leben abgelegt: das Eulengezwitscher stellt ihre Autobiografie vor.
Der Tod passt nicht ins Bild. Laura Maaskant, geboren 1994, ist eine fröhliche junge Frau. Ihr hübsches Gesicht, ihre verträumten Augen, die kraftstrotzenden Siegerposen mit ihren drei älteren Brüdern Daan, Jim und Joep und die innige Umarmung ihres Labradors Tirza vermitteln Lebensfreude und nicht Todesangst; Zuversicht, nicht Resignation. Und doch wuchern Metastasen in ihren beiden Lungenflügeln. Laura hat keine Chance mehr im Kampf gegen den Krebs, den sie zwischenzeitlich schon einmal gewonnen glaubte. Aber - und das ist die wunderbare Nachricht ihrer berührenden Autobiografie - sie wird wohl nur ihr Leben an den Krebs verlieren und nicht ihre Lebensfreude. Zwei Teile umfasst das Buch. Der erste Teil ist die Geschichte von Leid und Hoffnung, vom niederschmetternden Befund, von der Chemotherapie und von der liebevollen Unterstützung ihrer Familie. Der zweite Teil handelt von der zerbrochenen Hoffnung, von der Trauer und vom Beschluss, die verbleibenden Lebenstage zu genießen. Wenn Laura Maaskant geradezu keck und locker davon berichtet, wie sie das Outfit für ihre eigene Beerdigung kauft - "Auf Highheels in den Himmel" - stockt der Leserin und dem Leser der Atem. Aber die titelgebende und tief optimistische Überzeugung "Lebe!" springt über. Laura Maaskant hat ein mutiges Buch geschrieben, das manche Alltagsnickligkeiten in ein ganz anderes, befreienderes, Licht setzt.

Die vollständige Besprechung gibt’s im Biografien-Blog Eulengezwitscher
www.biografien-blog.de