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Chicken

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Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 29.07.2025
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


sehr gut

Maskierter Unmut
Der Roman der, bereits etablierten, Autorin Kristina Hauff namens „Schattengrünes Tal“ behandelt die Geschichte einer jungen Frau namens Lisa und deren Umfeld, nachdem eine neue Person in ihr Leben kommt und irgendwie alles auf den Kopf stellt. Wird Lisa es schaffen, alles wieder hinzurichten?
Doch zuerst will ich auf die Gestaltung eingehen. Den Titel mag ich sehr gerne. Er löst bei mir direkt eine Assoziation und ein Bild in meinem Kopf aus. Auch inhaltlich ist er sehr passend. Mit dem Coverbild kann ich hingegen eher weniger anfangen. Zwar sehen die Vögel sehr ästhetisch aus, jedoch passt es irgendwie nicht so komplett zur Geschichte. Die Farbe des Buchdeckels überzeugt mich wiederum wieder. Es handelt sich hier um ein dunkles Waldgrün, was mir auch bei dem Titel in den Kopf kam.
Die Themen sind vielseitig: Von Eltern-Kind-Beziehungen über Fremdgehen, Wunsch nach Glück, Einsamkeit und vielen weiteren Aspekten. Diese sind auch sehr überzeugend in den Roman eingebunden. Am Anfang des Romans standen so viele Fragen offen im Raum, die sich während der Erzählung auch verschärft haben, jedoch gelang es Hauff schlussendlich eine runde Geschichte zu veröffentlichen. Die Geschichte hat mich auch ziemlich emotional mitgenommen. Insbesondere bei einigen Taten des Ehemanns der Protagonistin „Simon“ war ich wirklich aufgebracht und geschockt.
Damit kann ich auch zu den Charakteren übergehen: Diese empfand ich als sehr authentisch. Zwar gab es, wie immer, auch einige Personen, die nur kurz vorkommen und man deshalb auch nur deren Oberfläche kennt, dies fiel jedoch nicht als ein negativer Aspekt auf.
Zum Schreibstil kann ich tatsächlich nicht so viel sagen, da er mir nicht besonders auffiel. Also nicht positiv oder negativ.
Zusammengefasst kann ich den Roman insbesondere Leser:innen empfehlen, die zum einen eine Verbindung zur Natur/zum Schwarzwald haben (hier spielt der Roman nämlich), die vielleicht auch eine schwierige Beziehung zu ihren Eltern führen oder sich auch persönlich stark belasten.

Bewertung vom 29.07.2025
Fonthes, Christina

Wohin du auch gehst


ausgezeichnet

Zuhause kann ich ich sein.
Mit ihrem Debütroman „Wohin du auch gehst“ erzählt die Autorin Christina Fonthes eine emotional mitreißende, lebhafte Geschichte über das Leben von queeren Afrikaner:innen und generationsübergreifenden Fehlern.
Wie es von dem Verlag Diogenes gewohnt ist, sagt das Cover von alleine nicht viel aus. Es ist eine schwarze Frau mit einem Afro abgebildet, die die lesende Person direkt anschaut. Hierbei könnte es sich um eine der Protagonistinnen Bijoux oder Mira handeln, richtig deutlich wird es jedoch nicht. Auch der Buchdeckel ist sehr schlicht, in einem dunklen Blau, gehalten. Bestimmt hätte man eine etwas auffälligere Gestaltung wählen können, was jedoch nicht mit der Devise des Verlages übereinstimmt.
Die Themen sind sehr hart und vielfältig. Es geht um Selbstbestimmtheit, Sexualität, Vergewaltigungen, Religion, Geschlechterrollen und Vorurteile. Diese Themen werden an der Geschichte von Mira und Bijoux dargestellt. Bijoux ist queer und ihre Tante kann dies nicht akzeptieren. Aber auch Mira hat in ihrem Leben bereits schlimmes erlebt und konnte dies nicht wirklich aufarbeiten. Die Geschichte ist allesamt rund und auch zum Ende tun sich stetig Plot Twists auf. Manchmal kann man diese vorahnen, meist kommen sie jedoch aus dem Nichts. Es war wirklich bis ganz zum Ende spannend.
Auch die Charaktere sind sehr authentisch. Man kann insbesondere mit den Protagonistinnen sympathisieren und deren Geschichte nachvollziehen.
Der Schreibstil ist erwähnenswert, da immer wieder Begriffe aus der Sprache der Einheimischen aus der Demokratischen Republik Kongo verwendet, da dort die Charaktere herkommen. Die kann für einige Menschen bestimmt etwas verwirrend wirken, hat mir jedoch geholfen mich in die Geschichte einzufühlen.
Ich kann den Roman allen Menschen empfehlen, die ihr Sichtfeld erweitern wollen, speziell in dem Bezug auf das Verständnis von Queerness in Mittelafrikanischen Ländern, spezifisch Kongo. Ich kann die Empfehlung nicht auf eine Altersgruppe festmachen, da ich denke, dass fast alle Menschen etwas finden, mit dem sie resonieren können.

Bewertung vom 16.07.2025
Jo, Sophie

Red Flags


gut

leichte Unterhaltung
Der Liebesroman „Red Flags“ von Sophie Jo behandelt das Leben zweier Jugendlicher, die sich scheinbar nie auf etwas Festes einlassen konnten und immer vorher aus der Situation geflüchtet sind. Durch die jeweils beste Freundin wird eine Wette konzipiert: Beide müssen sich auf eine Beziehung wirklich einlassen. Wie dies ausgeht, kann gut in diesem Roman gelesen werden.
Doch zunächst zum Äußerlichen: das Cover ist echt ganz süß gestaltet. Der Titel ist gut mit in das Bild eingearbeitet. Jedoch sehen die Protagonist:innen Cam und Poppy sehr plump eingebaut aus. Für mich wirkt es, als ob auf die Schnelle 2D-Modelle erstellt wurden, die dann auf das Titelbild draufgeklatscht wurden. Es fehlt in gewisser Weise die Tiefe. Ein Detail, was mir jedoch ganz gut gefällt, ist die Gestaltung der Innenseite des Buchdeckels: hier werden die Details, die Poppys Traummann erfüllen muss, noch einmal schriftlich festgehalten. Innerhalb des Romans sind außerdem kleine Flaggen bei Zeitsprüngen eingebaut. Dies gefällt mir auch gut, da es eine Referenz zu den „Red Flags“ ist.
Nun muss ich auf die Themen eingehen. Neben sehr vielen sehr leichten Themen werden auch teilweise härtere Aspekte des Lebens beleuchtet. Hierzu zählen sehr schwierige Familiensituationen, Krankheiten, toxische Beziehungen oder auch Ängste vielschichtiger Art.
Zum Schreibstil kann ich nichts Interessantes sagen, da er mir nicht wirklich als herausstechend aufgefallen ist. Der Roman ließ sich aber sehr schnell und flüssig lesen.
Die Charaktere sind teilweise nicht sehr authentisch. Oft haben die Personen nur wenige Charakterzüge, weswegen sie oberflächlich wirken. Durch diese Typenbildung kann man die Personen jedoch leicht mit real existierenden Personen vergleichen.
Jetzt zum Fazit: das Buch ließ sich sehr leicht herunter lesen, hat jedoch keinen wirklich bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Wer sich also eine leichte Lektüre für nebenbei beschaffen will und im besten Fall auch noch jugendlich ist, um die Themen wirklich nachvollziehen zu können: Das ist dein Roman!

Bewertung vom 12.07.2025
Rosa, Maya

Moscow Mule


sehr gut

Flucht aus dem System
Der Debütroman „Moscow Mule“ von Maya Rosa behandelt die Lebensrealität vieler russischer Jugendlichen: der Wunsch, mit allen Mitteln aus der Totalität des Staates Russland zu entfliehen.
Doch zunächst zum Äußerlichen: mir gefällt das Umschlagscover sehr gut. Es bildet eine weiblich gelesene Person ab, die nach typisch konservativen Rollenbildern angezogen ist. Sie trägt einen Pelzmantel, was auch innerhalb des Romanes eine hohe Symbolik hat. Der Buchrücken selber ist sehr schlicht gehalten und sticht damit nicht sonderlich hervor. Trotzdem gefällt es mir gut.
Der Roman hat einen erkennbaren Haupthandlungsstrang: die versuchte Flucht aus Russland nach Deutschland. Nebenbei werden jedoch noch viele andere Themen aufgegriffen, wie zum Beispiel Liebesbeziehungen, freundschaftliche Beziehungen, schwierige Beziehungen zu Eltern, der Wunsch nach Zugehörigkeit oder auch Geldsorgen. Durch die Protagonistin Karina, eine junge Russin, die im Speckgürtel Russlands wohnt, werden all diese Themen geschickt vereint. Hierbei kann ich keine negativen Punkte anmerken, außer dass manchmal etwas Spannung gefehlt hat.
Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen und der Schreibstil ist nicht weiter auffällig. Durch die relativ kurzen Kapitel hat man den „Eins-schaffe-ich-noch“-Effekt, wodurch ich teilweise nicht aufhören konnte weiterzulesen.
Ich konnte sehr gut mit der Protagonistin mitfühlen. Wenn ich mir vorstelle, auch in einem totalitären Staat leben zu müssen, würde ich auch alles versuchen jenem zu entfliehen. Man erfährt sehr viel über Karina, weswegen sie auch sehr authentisch wirkt. Die anderen Charaktere werden weniger stark beleuchtet und haben damit eher weniger Charaktereigenschaften. Somit wirken sie etwas weniger authentisch, was jedoch nicht weiter negativ auffällt.
Zusammenfassend kann ich den Roman allen Menschen empfehlen, die sich gerne mit anderen Lebensrealitäten, insbesondere den von russischen Menschen, auseinandersetzen wollen. Auch kann ich mir vorstellen, dass speziell Jugendliche mehr mit der Protagonistin mitfühlen können.

Bewertung vom 28.06.2025
Szántó, Henrik

Treppe aus Papier


ausgezeichnet

Haus der Erinnerung
Der Roman „Treppe aus Papier“, welcher von Henrik Szántó verfasst wurde, behandelt die Nazivergangenheit Deutschlands und die Verantwortung der Lebenden aus einer neuen Perspektive.
Doch zuerst zu der Gestaltung: Das Titelbild stellt einen langen Flur dar, der mit hellen Farben gestaltet ist und durch den man durchschauen kann. Die Fröhlichkeit, die diese Gestaltung aufweist, lässt sich nicht immer im Inhalt des Buches wiederfinden.
Ich mochte die Umsetzung des Themas sehr. Der Roman ist aus der Perspektive des Hauses verfasst. Es treten oft Personalpronomen wie „wir“ auf, womit die Gesamtheit des Gebäudes und deren Bewohner gemeint ist. Dies hat mich anfangs etwas verwirrt. Mit der Zeit wird das jedoch zur Gewohnheit und stellt kein Problem dar. Mir gefällt diese Erzähltechnik sehr, da es einfach etwas komplett Neues ist. Die Themen sind natürlich sehr hart. Es geht um den Nationalsozialismus, Verrat, Verdrängung und auch Missbrauch. Die Geschichte verlässt hierbei nie die räumliche Umgebung des Hauses.
Der Schreibstil ist auch sehr eigen. Dies wird direkt im ersten Kapitel deutlich, da die drei Seiten aus einem langen Satz bestehen. Der hypotaktische Satzbau zieht sich auch durch einige Passagen im restlichen Roman. Auch hier brauchte ich etwas, um mich daran zu gewöhnen.
Die Protagonist:innen empfand ich allesamt als ziemlich authentisch. Ich denke, wir kennen fast alle Personen, wie die, die dort dargestellt sind. Der Fokus liegt auf Irma, einer 90-jährigen Frau, die in dem Haus mit Nazi-Eltern aufgewachsen ist und auf Nele, einer Jugendlichen, die zur heutigen Zeit lebt. Sie versucht, die Geschichte aufzuarbeiten und ihre Familienhistorie nachzuvollziehen.
Der Roman war sehr interessant, da er stark zum Nachdenken angeregt hat. Es ist sehr wichtig sich viel mit dem Thema der Nationalsozialisten zu beschäftigen, da der Rechtsrutsch leider wieder deutlich aktueller wurde.

Bewertung vom 09.06.2025
Deya, Claire

Eine Welt nur für uns


sehr gut

Schrecken der Nachkriegszeit
In dem Roman „Eine Welt nur für uns“, welcher von Claire Deya im Französischen verfasst und von Elisabeth Liebl ins Deutsche übersetzt wurde, geht es um den ehemaligen Kriegsgefangenen Vincent, der eine neue Identität annimmt, um in der Freiheit leben zu können und seine große Liebe Ariane wiederzufinden.
Doch zunächst zu der Gestaltung: Das Cover ist sehr ansprechend, spiegelt jedoch nicht die schrecklichen Bilder wider, welche in dem Roman besprochen werden. Es ist eine klippenartige Küstenlandschaft dargestellt. Die Minensucher in der Geschichte sichern hingegen hauptsächlich einen Strand. Der Buchdeckel direkt hat hingegen eine orange Farbe, welcher die Stimmung des Covers gut einfängt.
Die Themen sind vielfältig: Neben der gefährlichen Arbeit während der Minenentsicherung, liegt der Fokus schließlich immer noch auf der Sucher nach Ariane. Dabei werden persönliche Beziehungen, Verrat und Verzweiflung deutlich. Außerdem ist die politische Situation sehr angespannt: ist es legitim, den Deutschen zu helfen? Nach all dem, was sie den Franzosen angetan haben? Wären die Franzosen zu gleichem fähig? Um diesen Konflikt zu verdeutlichen, werden die verschiedenen Seiten der Charaktere ausführlich dargestellt. Saskia, eine Jüdin, die Birkenau überlebt hat, kann zunächst Vincents aufgeschlossene Art nicht verstehen. Lukas, der Deutsche, der womöglich viel mehr mit Vincent gemeinsam hat, als man es sich vorstellen kann.
Der Schreibstil hat mich nicht direkt abgeholt. Am Anfang habe ich sehr schleppend die ersten Seiten des Romans gelesen. Es hat mich einfach nicht direkt abgeholt. Als ich mich dann aber hingesetzt habe und mir aktiv die Zeit genommen habe, habe ich das Buch innerhalb von 1,5 Tagen durchgelesen. Die Perspektiven wechseln manchmal, aber es wird immer sehr schnell deutlich, aus welcher Perspektive gerade geschrieben wird. Ein Aspekt der mir aufgefallen ist, dass die Kapitel nicht durchnummeriert sind, oder einen Namen haben. Dies hat mich teilweise irritiert.
Die Charaktere sind allgemein fast alle authentisch. Teilweise, wie bei Ariane, sind bei mir einige Fragen offen geblieben, was jedoch durchaus gewollt sein kann.
Ich empfehle diesen Roman allen Leuten, die sich die Schrecken des Krieges noch einmal verdeutlichen wollen, insbesondere um eine Abwehrreaktion hervorzurufen.

Bewertung vom 21.05.2025
Hughes, Siân

Perlen


gut

Die Perlenkette des Lebens
Der Roman „Perlen“ von Siân Hughes behandelt die Geschichte einer Frau, wessen Leben stark von dem frühen Tod ihrer Mutter geprägt ist. Es handelt sich um ein mythisches Buch, bei dem der wahre Grund für das Verschwinden der Mutter erst am Ende geklärt wird.
Doch zunächst zu der Gestaltung: Der Roman verfügt über keinen Umschlag, jedoch ist der Buchdeckel in einer schönen, fast grellen grünen Farbe gehalten. Es ist aber keine einheitliche Farbe, da kleine Kreise, auch mit einer anderen glatten Textur, ein Schwarz-Weiß-Bild aus dem Hintergrund zum Vorschein bringen. Diese Kreise wirken wie Perlen – wie der Name des Romans.
Am Anfang jedes Kapitels ist Ausschnitt eines Reimes abgebildet. Im Laufe des Romanes wird der Grund für dieses Stilmittel klar. Anfangs war ich etwas von dem direkten Einstieg verwirrt und brauchte erst einmal meine Zeit um mich hereinzulesen. Jedoch wurden die Charaktere mit der Zeit immer authentischer und liebevoller, sodass ich das Buch zum Schluss nicht mehr weglegen wollte. Es werden durchaus sehr harte und tabuisierte Themen angesprochen, wie Suizidgedanken, Depressionen, Kindesverlust oder Armut. Diese Themen wurden jedoch so in die Geschichte eingebunden, dass sie verständlich und authentisch sind.
Zu dem Schreibstil kann ich nicht viel mehr sagen, außer dass er angenehm ist. Mir ist er nicht als störend oder sehr positiv aufgefallen.
Obwohl ich die Entscheidungen der Protagonistin teilweise nicht nachvollziehen konnte, kann ich mir vorstellen, dass andere mit ihr resonieren können. Meine Lebenssituation ist so weit weg von ihrer, weswegen damit einfach immer ein Abstand zwischen uns blieb. Daher hat der Roman auch nicht sonderlich viele Emotionen bei mir hervorgerufen.
Diesen Roman empfehle ich insbesondere Menschen, die mit solch schweren Themen erst einmal klarkommen. Sonst kann ich dem Buch keine Zielaltersgruppe zuordnen, da ganz viele verschiedene Lebenssituationen der Protagonistin dargestellt werden.

Bewertung vom 22.04.2025
Peters, Amanda

Beeren pflücken


ausgezeichnet

Verlorene Tochter
Der Roman „Beeren pflücken“, der von Amanda Peters verfasst wurde, handelt von einem Verbrechen, der Familien auseinandertrieb und die Frage der Zugehörigkeit auf ein hervorruft.
Die Gestaltung des Romanes ist zwar simpel, jedoch sehr angenehm. Das Titelbild bildet lediglich Blaubeeren ab, welche in dem Kontext des Romanes eine hohe Bedeutung haben. Nur weil die Familie jährlich als Wanderarbeiter Beeren pflücken, wird das Kind geklaut. Der Buchrücken selber ist sehr simpel in einem dunklen Blau gehalten, was sehr angenehm ist.
Die Themen sind sehr vielfältig: von der Zugehörigkeitsfrage, über Egozentrismus und unerfüllten Kinderwunsch zu Krankheiten und Alkoholismus. Auch werden Vorurteile gegenüber den Ureinwohnern Nordamerikas angesprochen. Die Vermittlung dieser Themen wird über zwei Perspektiven erzählt: Joe und seine kleine Schwester Ruthie, die von ihrer neuen Familie Norma genannt wird. Was ich als nicht gelungen empfand, ist der Aspekt, dass von Anfang an klar ist, dass Norma Ruthie ist. Wenn beispielsweise eine andere Perspektive eingebracht werden würde, wäre dies nicht so offensichtlich. Jedoch wurde die Spannung trotzdem aufrechterhalten und ich habe das Buch so schnell wie möglich durchgelesen.
Bezüglich des Schreibstils gibt es keine großen Auffälligkeiten. Teilweise wird die wörtliche Rede nicht wirklich dargestellt, aber im Kontext wird klar, dass jenes ausgesprochen wurde.
Die Charaktere sind allesamt sehr authentisch. Der Fokus liegt klar auf Joe und Ruthie, die stellvertretend für ihre gespaltene Familien sprechen. Dadurch wird deren Persönlichkeit noch nachvollziehbarer. Wenn auch auf andere Mitglieder der Familie als Perspektive inkludiert werden würden, wäre es wahrscheinlich viel unübersichtlicher. Daher ist dies sehr gut gelungen.
Schlussendlich kann ich den Roman wirklich allen empfehlen. Dadurch, dass der gesamte Lebensverlauf dargestellt wird, gibt es für jeden Lesenden eine Phase, mit der er oder sie sich identifizieren kann. Die Themen sind vielfältig und tiefgreifend. Daher gibt es von mir 5 von 5 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2025
Lara, Emily Marie

Nowhere Heart Land


sehr gut

Leben am Limit
Der Roman „Nowhere Heart Land” von Emily Maria Lara bildet das Leben einer jungen Frau ab, die ein geregeltes Leben in London lebt, bis gar nichts mehr geregelt ist.
Zuerst will ich jedoch auf das Cover und die generelle Gestaltung eingehen, da mir jene stark zusagt. Das Titelbild empfinde ich als universell, schön und sehr ästhetisch und jenes hat mich direkt angesprochen. Ich glaube, dass fast jede junge Frau sich in einigen Aspekten auf diesem Foto wiedererkennt. Auch direkt auf dem Buch gibt eine wunderschöne, goldene Prägung eines Bären, was ich gar nicht erwartet habe.
Die Themen sind sehr vielschichtig: alte Freundschaften, der frühe Verlust der Elternteile, Zugehörigkeit, Machtmissbrauch, psychische Krankheiten oder auch finanzielle Schwierigkeiten. Diese Aspekte werden über die Protagonistin Rosa übermittelt, da das Buch aus ihrer Perspektive geschrieben wurde. Tatsächlich wird Rosa als sehr egoistisch und irrational dargestellt, wodurch man nicht mit ihr sympathisiert. Sehr häufig dachte ich mir nur: Wieso machst du das? Das ist doch so dumm!? Dadurch wurde aber auch ihre Verzweiflung deutlich, was daher auch wahrscheinlich gewollt ist. Jedoch muss ich anmerken, dass Alkohol und Zigaretten in gewisser Weise glorifiziert wurden. Die Drogen waren allgegenwärtig, was ich als sehr anstrengend empfand.
Zu dem Schreibstil habe ich nichts Auffälliges zu sagen. Der Roman hat sich einfach weggelesen, ohne negative Einflüsse.
Die Figuren sind im Durchschnitt alle sehr authentisch. Manche Charaktere, wie der Großvater, der immer überaus nett zu seiner Tochter war, sind etwas oberflächlich, aber sie spielen auch keine weitere große Rolle.
Zusammenfassend kann ich den Roman insbesondere jungen Frauen ans Herz legen, die vielleicht auch früh ihre Eltern verloren haben oder auch denken, dass ihnen aktuell eh nichts passieren könnte. Mit dem Buch werden weitere Lebensperspektiven aufgezeigt. Der Verlag Pola hat mich nicht enttäuscht.

Bewertung vom 08.04.2025
Godfrey, Rebecca;Jamison, Leslie

Peggy


weniger gut

Guggenheims Geschichte
Der Roman „Peggy“, verfasst von Rebecca Godfrey und Leslie Jamison bildet das Leben Peggy Guggenheims von ihren Kindheitsjahren bis hin zu ihren 60er-Jahren.
Das Cover bildet mit seinen bunten Farben in gewisser Weise auch Peggys Lebenseinstellung ab. Sie hat, wie es in dem Roman sehr deutlich wird, in der Tat außergewöhnlich bunt und feministisch gelebt. Jedoch finde ich die Farbe des tatsächlichen Buchrückens nicht sehr ansehnlich. Dies hat nämlich ein sehr grelles Grün als Farbe. Da kann ich mir auch den Zusammenhang zu dem Inhalt nicht wirklich erklären.
Die Themen sind hier auch relativ vielfältig: das Leben der Juden im 20. Jahrhundert, Feminismus, der Umgang mit revolutionären Frauen, Sexualität und die wohlhabende Schicht. Jedoch fand ich vieles nicht passend umgesetzt. Mir fehlte stark der Kontrast zu dem Leben von „normalen“ Personen. Es ging sehr viel um Probleme Peggys, welche aber häufig nicht in ein Verhältnis zu der Mittel- und Arbeiterschicht gesetzt wurden. Es müsste deutlicher werden, mit welchen Privilegien sie lebt. Dies kann auch auf andere Beispiele angewandt werden, wie die Sexualität. Die Repressionen, die ärmere Frauen erleben mussten, wurden nicht angesprochen, obwohl die, meines Erachtens, auch sehr relevant für den Kontext sind. Außerdem gab es für mich keinen wirklichen Spannungsbogen, was dazu geführt hat, dass ich ziemlich lange gebraucht habe dieses Buch zu lesen.
Auch an dem Schreibstil habe ich etwas Kritik zu äußern. Die wörtliche Rede wird manchmal mit Anführungszeichen eingeleitet und manchmal nicht. Dies ist sehr verwirrend. Manchmal sind die Sätze auch in kursiv geschrieben, was ich nicht wirklich zuordnen kann. Von diesem Aspekt abgesehen, lies sich der Roman aber ziemlich flüssig lesen.
Nun zu den Figuren: Peggy ist die Protagonistin und ist sehr authentisch. Obwohl ich in vielen Punkten nicht mir ihr mitfühlen kann, ist ihre Situation durchaus nachvollziehbar. Ziemlich alle anderen Figuren sind nicht authentisch. Sehr viele Charaktere werden nur sehr kurz angeschnitten und in einem Nebensatz vorgestellt. Dann kommen diese Personen aber noch einmal vor und ich kann jene gar nicht zuordnen. Es wirkt so, als ob sich die Autorinnen etwas übernommen haben.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Roman leider nicht wirklich mein Fall war. Es gab für mich zu wenig Spannung und eine leichte Überforderung mit dem Sachverhalt. Wer sich jedoch wirklich für die Kunstsammlerin Peggy interessiert, ist bestimmt auch an diesem Roman interessiert.