Bei Trilogien leidet ja häufig der mittlere Band unter dem Sandwich-Kind-Phänomen, die Überraschung und Spannung vom Einstieg in das Unbekannte sind verflogen und der besondere Abschluss ist es auch noch nicht. Es wirkt manchmal eher wie ein Platzhalter oder die Einleitung des letzten Bandes. Das Problem hat "Lichterloh - Funken in der Luft" definitiv nicht. Schon bei der Gestaltung bleibt die Liebe zum Detail, die mich bereits bei Band 1 begeistert hat, erhalten und wird konsequent weitergeführt. Ich habe mich gefreut, wieder in dem Steampunk-Setting anzukommen und die Figuren weiter zu begleiten. Sowohl die Protagonistin als auch alle Nebencharaktere machen noch mal eine deutliche Entwicklung durch, werden noch facettenreicher gezeichnet und berühren einfach das Herz. Ich kann mich nicht entscheiden, wen ich am liebsten mag. Die zarten Lovestorys fügen sich wundervoll in die Handlung ein und wirken völlig natürlich. Slow Burn mal wirklich ernst genommen!
Die Handlung spitzt sich weiter zu, sodass der Spannungsbogen konsequent hochgehalten wird. Die Atmosphäre wirkt phasenweise noch düsterer und bedrohlicher. Mit dem Ende des Bandes habe ich nur teilweise gerechnet, ich bin sehr gespannt auf den Abschluss der Reihe.
Auch dieser Teil zeichnet sich durch seine deutliche Gesellschaftskritik aus, erweitert diese noch um Themen wie Propaganda oder auch Loyalität. Trotz unterschiedlichster Welten, aus denen die Figuren zu kommen scheinen und der überdeutlichen Beeinflussung von außen, entstehen starke Bindungen zueinander und damit gerade eine Offenheit für die Welt und Ansichten des Gegenübers. Wieder einmal eine klare Leseempfehlung für alle Altersgruppen!
Ich muss gestehen, ich habe bereits mehrere Bücher von Neal Shusterman in meinem Regal stehen, kam bisher aber noch nicht dazu, diese zu lesen. Daher ist "All Better Now" mein erstes Werk von ihm und ich bin nicht enttäuscht, noch weitere hier stehen zu haben.
Das Buch lebt von dem einnehmenden und fesselnden Schreibstil des Autors, wodurch es sich flüssig weg lesen lässt. Wir erleben die Story aus verschiedenen Perspektiven und jeder Charakter für sich ist nachvollziehbar und komplex gezeichnet. Jede Figur hat ihre eigene Haltung zu dem Geschehen und verschiedene Grundüberzeugungen, die die unterschiedlichen Standpunkte kennzeichnen. Ich konnte jeden Charakter gefühlt teilweise verstehen, was ein inneres Dilemma erzeugt. Gerade diese Widersprüche und innere Zerrissenheit haben viele vermutlich während Corona erlebt, was hier gut aufgegriffen wird. Die Parallelen zur COVID-19-Pandemie sind offensichtlich und auch ich hatte Déjà-vus.
Klare Leseempfehlung! Ein tolles Werk, mit dem viele Geschehnisse der letzten Jahre nochmal aufgearbeitet werden können.
"Asa" ist mein erstes Buch von Zoran Drvenkar, daher musste ich mich in den außergewöhnlichen Schreibstil erst reinfinden und eingewöhnen. Zu Beginn war ich mir noch unschlüssig, ob ich das Buch mag oder nicht. Es ist definitiv ein Thriller der anderen Art, nicht nur durch den Schreibstil.
Wir begleiten eine Familie über mehrere Generationen hinweg, im Zentrum Asa, welche in der Gegenwart einen Rachefeldzug gegen eben diese, ihre eigene Familie führt. Ursachen liegen in einer psychischen Erkrankung einer ihrer Vorfahren, welche durch Kriege genährt, eine grausame Familientradition schuf. Asa führt nicht nur einen persönlichen Rachefeldzug, sie versucht auch, ein Generationentrauma zu überwinden. Im Buch wechselt die Handlung passend zwischen den Perspektiven und Zeitebenen, bis sich nach und nach ein Gesamtbild ergibt. Sympathie gegenüber den Figuren wird eindeutig nicht groß geschrieben. Bei den meisten Charakteren hatte ich ambivalente Gefühle oder fand sie einfach ganz unsympathisch. Wirklich ans Herz gewachsen ist mir niemand. Genau diese kühle Distanziertheit, die bei mir ausgelöst wurde, passt erschreckend gut zur Handlung.
"Asa" ist definitiv kein typischer Thriller, sondern ein fesselndes Gesamtwerk mit vielen Ebenen, Tiefe und trotzdem genug Spannung.
Romy Hausmann ist nach einer Pause zurück und zwar mit einem ordentlichen Knall! Alter Verwalter, was für ein Thriller.
Die Story mutet auf den ersten Blick ruhig und unspektakulär an: Vor 20 Jahren ist die damals 16-jährige Julie spurlos verschwunden, jetzt widmen sich Liv und Phil in ihrem True Crime Podcast dem Fall. Julies Vater, der nie aufgehört hat zu suchen, schöpft damit neue Hoffnung. Doch es ist Eile geboten, denn die fortschreitende Demenz Theos sorgt für immer weniger helle Momente.
Doch das Buch hat mich ab Seite 1 gepackt und immer wieder tief berührt. Besonders die Kapitel aus Theos Sicht haben mich nicht losgelassen. Die Autorin beschreibt erschreckend authentisch seine Perspektive und sein Erleben, sodass sich mehr als einmal die Frage stellt: Was bleibt von einem im Verlauf so einer Erkrankung?
Alle Figuren sind wundervoll gezeichnet, sie sind vielschichtig, menschlich und nachvollziehbar. Jeder Perspektivwechsel hielt die Spannung konstant sehr weit oben und brachte neue Emotionen mit sich. Auch die immer wieder in die irreführenden Spuren und Wendungen haben mich die ganze Zeit miträtseln und mitfiebern lassen.
Insgesamt ein extrem tief berührender und trotzdem konstant spannender Thriller, der mit Authentizität überzeugt. Ein Buch über das Verschwinden von Menschen, ob körperlich oder psychisch, und was bleibt.
Ganz klare Leseempfehlung!
"Der Tod kennt verschwiegene Pfade" von @ralflano schließt sich an den ersten Band der Reihe an. Wir begleiten wieder den Schmied Karl in der Eifel der Nachkriegszeit, der gemeinsam mit dem Polizisten Peters und der Lehrerin Fräulein Schneebach Verbrechen aufklärt.
Wie auch beim ersten Band beeindruckt das Buch durch seine Authentizität. Die Nachkriegsatmosphäre mit all ihren Spannungen und Herausforderungen ist quasi spürbar. Durch den bildhaften Schreibstil konnte ich mir die Szenen sehr gut vorstellen. Auch die Figuren sind authentisch und nachvollziehbar, jede hat ihren Charakter und ihre Eigenheiten.
Für mich war der zweite Band im Gegensatz zu seinem Vorgänger weniger spannungsgeladen, die Handlung entwickelt sich deutlich langsamer und der Schwerpunkt scheint mehr auf der Atmosphäre als krassen Twists zu liegen. Der erste Band wirkte dichter und dadurch schneller, was mehr Spannung erzeugte.
Dennoch habe ich auch dieses Buch gerne gelesen und mit den Figuren mitgefiebert. Die authentische Schilderung der Begebenheiten der Nachkriegszeit haben zum Nachdenken angeregt, was zum langsameren Tempo des Buches passte. Ein toller und empfehlenswerter Kriminalroman.
Ich wollte das Buch wirklich mögen. Die Story klang vielversprechend, die Optik ist hübsch, also los ging es. Leider gestaltete sich bereits der Einstieg ins Buch sehr fade, was auch im weiteren Verlauf nicht besser wurde. Die Spannung bleibt über das das gesamte Buch sehr konstant... niedrig. Es passiert nicht viel und selbst das sehr langsam. Dazu die sich inhaltlich immer wieder wiederholenden, gerade zu plump wirkenden Dialoge, verwandeln die Story in einen echt zähen Kaugummi. Das Ganze wird auch durch ein Labyrinth nicht besser, in dem man immer nur in ein und dieselbe Richtung gehen muss. Da hätte ein Gang durch IKEA mehr Herausforderungen bei der Wegfindung geboten.
Wenigstens geht es im Labyrinth nach unten, womit es mehr Tiefe als die Charaktere aufweist. Sowohl die Protagonistin als auch der Protagonist sind sehr oberflächlich und klischeehaft gehalten. Der Hauptteil der Interaktionen beschränkt sich auf BDSM und die Vorliebe der Protagonistin für Schmerz und Selbsterniedrigung. (Bitte Triggerwarnungen beachten!). Der Love Interest ist mit seinen Hörnern und den Hufen aber zumindest mal was anderes. Ob ich das jetzt gebraucht hätte, weiß ich nicht. Mein Lichtblick war der Disney like Sidekick! Am Ende wartet ein verwirrender und zu konstruiert wirkender Plottwist, der leider durch die sich immer wiederholenden Erklärungen schnell an Dynamik verliert.
Fazit: Ich habe das für mich persönlich schlechteste Buch seit langem gelesen. Daher bin ich mir sicher, auf Band 2 zu verzichten. Die Story ist auch so gut abgeschlossen und ich muss nicht herausfinden, ob bei der nächsten Bondage Session noch ein Zentaur teilnimmt.
Für Fans von kinky Stuff mit Fantasy Setting vielleicht geeignet.
Ich hatte von der Autorin Liz Webb schon durch "Das Waldhaus" gehört, was ich allerdings noch nicht gelesen habe. "Die Bucht" war daher für mich Premiere.
Das Buch überzeugt durch eine düstere und beklemmende Atmosphäre, es liegt dauerhaft eine bedrohliche Spannung in der Luft. Dies ist vor allem des sehr bildhaften Schreibstils der Autorin zu verdanken, wodurch ich phasenweise den Eindruck hatte, das Meer sogar zu riechen. Die abgelegene kleine schottische Insel Langer bietet das perfekte Setting für diesen ruhigen und atmosphärischen Thriller. Wir erleben die Handlung aus der Perspektive von Nancy, die mit ihrem Partner Calder auf dessen Heimat Island zieht. Ihre Gedanken und Gefühle werden sehr ausführlich und dadurch nachvollziehbar beschrieben, allerdings konnte ich trotzdem keine Sympathie für sie aufbringen. Allgemein war für mich kein Charakter ein Sympathieträger. Für die von Geheimnissen geprägten Beziehungen der Figuren untereinander bietet sich das aber auch an.
Am Anfang hatte das Buch für mich einige Längen, während es ab der Hälfte deutlich an Fahrt aufnahm und am Ende doch sehr flott ging. Eine Wendung jagte die nächste und wie die Protagonistin wusste auch ich irgendwann nicht mehr, wem man noch trauen könne.
"Die Bucht" ist für mich ein guter Thriller für spannende Lesestunden, der von der Atmosphäre und Bildhaftigkeit lebt.
Da habe ich mich wohl leider vergriffen. Anhand des Klappentextes hatte ich eine zumindest etwas spannende Story auf dem Land erwartet und wurde dahingehend schwer enttäuscht. Mehrmals habe ich überlegt, das Buch abzubrechen, mich aber bis zum Ende durchgebissen. Zum Schluss wurde es auch etwas interessanter, alles in allem aber nicht meins. Die Story zieht sich. Die Elemente, die mein Interesse geweckt hatten, spielten dann eher eine untergeordnete Rolle. Der Wildunfall und die damit verbundene dunkle Prophezeiung bilden zwar den Einstieg, werden im Verlauf aber nur noch in Nebensätzen erwähnt. "Ein Dorf, das kopfsteht" kam ebenfalls nur wenig durch, tatsächliche Auswirkungen auf die Charaktere durch den Unfall waren für mich nicht erkennbar. Mir fehlte der rote Faden. Dies konnte für mich auch durch die Figuren nicht ausgeglichen werden. Es kommen sehr viele Haupt- und Nebencharaktere vor, sodass ich zeitweise den Überblick verloren hatte, wer wer ist. Es fehlt ihnen dadurch an Tiefe, zusätzlich verstärkt dadurch, dass sich an etlichen Stereotypen bedient wurde. Das angesprochene Frauenbild ist so antiquiert, dass ich vor Wut hätte in die Tischplatte beißen können.
Die Story wird ruhig und nüchtern erzählt, der Schreibstil passt perfekt zum Inhalt. Durch den Klappentext wurden bei mir falsche Erwartungen erzeugt, weshalb mich das Buch leider gar nicht überzeugen konnte. Aber es wird seine Liebhaber finden.
Toller domestic Thriller, der seicht aber nicht langweilig daher kommt. Der Anfang zog sich für mich etwas, aufgrund des überschaubaren Gesamtumfangs stellt das aber kein Problem dar. Ab der Mitte nimmt die Handlung Fahrt auf und es kommt eine Wendung nach der anderen. Die Atmosphäre ist von Beginn an düster und man ahnt, dass da nichts Gutes auf einen zukommt.
Wie die meisten domestic Thriller lebt auch dieser von seinen Figuren, allen voran die Protagonistin Joanne, aus deren Perspektive wir die Geschehnisse verfolgen. Die Sympathie für sie schwankte bei mir stark. Bei den Nebencharakteren verhält es sich da einfacher, unsympathisch und leider klischeehaft. Die Eigenheiten und ausbaufähige Kommunikationsfähigkeit der Figuren hat phasenweise echt meine Nerven strapaziert. Dafür war es spannend zu verfolgen, wer jetzt die Wahrheit sagt und vertrauenswürdig ist. Manipulation stellt das zentrale Thema dar.
Mit "Don't Let Her Stay" wurde das Rad nicht neu erfunden, das Ende war für mich nicht völlig überraschend. Trotzdem ein kurzes und gut zu lesendes Buch.
Bisher hatte ich bei meinen Rezensionsexemplaren meist Glück und dadurch wahre Schätze und neue Autoren für mich entdecken können. Das war bei diesem Buch leider nicht der Fall.
Die Handlung, welche vermutlich in 50 Seiten erzählt werden könnte, erstreckt sich über 300 und wirkt dadurch langgezogen und baut keine Spannung auf. Im Gegenteil. Ich musste mich zunehmend durchquälen und wäre das Buch nicht so kurz, hätte ich es wahrscheinlich abgebrochen. Leider empfand ich auch den Schreibstil als eher anstrengend, was das Lesen nicht erleichterte.
Bei den Figuren fehlte es mir deutlich an Tiefe. Ich habe kein Problem mit unsympathischen Figuren, auch das kann seinen Reiz haben, aber hier waren sie farblos und trotz des vielen inneren Erlebens wenig nachvollziehbar. Es fühlte sich an wie eine Gruppentherapie mit antisozialen Persönlichkeitsstörungen, in der aber lediglich übers Wetter gesprochen wird.
Der Showdown entsprach bildlich einem klassischen Western, was fast schon eine satirische Note hatte.
Die Intension des Buches, dass auch Frauen zu Gewalt neigen können und damit "Böses" in sich tragen nicht schlecht, die Umsetzung hat mich persönlich nicht überzeugt. Ich denke, dass das Buch seine Liebhaber finden kann, ich gehöre leider nicht dazu.
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