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anne
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Schweighofen

Bewertungen

Insgesamt 167 Bewertungen
Bewertung vom 30.07.2025
Zwickau, Dora

Gesellschaftsspiel


ausgezeichnet

Die Schwestern Isabell und Annika sowie die Tante Dagmar treffen sich am Sterbebett ihrer Mutter/Schwester. Die Drei haben wenig Gemeinsamkeiten, dafür umso mehr innerfamiliäre Konflikte. Im Verlauf der Handlung erhält man einiges an Hintergrundinformationen zu dem Beziehungsgeflecht der drei Frauen.

Ein weiterer Erzählstrang beschäftigt sich mit einem neuen Gesellschaftsmodell des Tech-Milliardärs Doppel Z. Dieses Modell soll in Weimar erprobt werden. Es entzündet sich daraufhin eine große Diskussion rund um die Demokratie, deren Wert und alternative Lebensformen.

Die einzelnen Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von Isabell, Annika und Dagmar erzählt. In kurzen Zwischeneinschüben werden Auszüge aus Potcasts, Talkshows, Chats und dergleichen vorgestellt, die sich mit dem Projekt „Syndikat“ beschäftigen.

Die Idee des Romans fand ich sehr interessant und hochaktuell. Obwohl ich gerne sagen würde, dass sich der Roman wie eine Utopie anfühlt, ist er mit einem Blick auf das aktuelle Tagesgeschehen wohl näher an der Realität als einem lieb sein kann. Teilweise kam mir die Handlung allerdings etwas konstruiert vor, z- B. an der Stelle an dem Isabelle ihre Schüler über die verschiedenen Gesellschaftsformen unterrichtet, bei der die Leser gleichfalls über die Thematik mitbelehrt werden. Die sprachliche Gestaltung ist eher nüchtern gehalten. Als Hörbuch war der Roman sehr gut von der Sprecherin vorgelesen. Nicht überzeugt hat mich dagegen das Cover, es wirkt unfertig und spricht mich absolut nicht an. In einer Buchhandlung wurde mir das Buch aufgrund des Covers wahrscheinlich nicht auffallen.

Bewertung vom 30.07.2025
Anker, Nicola

Franky 1: Meine schräge Zombie-Familie, Schrumpfdrachen und andere Katastrophen


sehr gut

Bei Franky handelt es sich um einen Comic, oder Fotobuch für Kinder im Grundschulalter. Franky, ein 10-jähriger ¾ Vampir zieht für einige Zeit mit seiner Familie zu der Oma aus der Unterwelt in die Welt der Sterblichen, den Oma Elvira ist kein Vampir und hasst die Untergrundwelt. Anders als man zunächst denken könnte, geht es bei der Vampirfamilie jedoch um einiges liebevoller zu als in dem Haus der Oma in dem eine durch und durch düstere Atmosphäre herrscht, auch Oma Elvira ist alles andere als eine herzliche Großmutter.

Ein weiterer Handlungsstrang beschäftigt sich mit dem Wunsch Frankys ein eigenes Gruseltier zu besitzen. Hierzu stellen ihm seine Eltern einige Aufgaben, um seine Zuverlässigkeit und Sorgfaltspflicht gegenüber des eventuellen Gruseltier unter Beweis zu stellen.

Insgesamt ist Franky ein witziges und verrücktes Kinderbuch. Man kann viel lachen. Für die Altersgruppe also vollkommen angemessen, auch vom Textumfang. Die Bilder haben uns gut gefallen. Was für mich nicht so ganz zusammengepasst hat sind die zwei Handlungsstränge, die für mich keinen so wirklichen Zusammenhang aufgewiesen haben.

Bewertung vom 30.07.2025
Engler, Leon

Botanik des Wahnsinns


ausgezeichnet

Sämtliche Familienmitglieder in diesem Roman haben psychische Erkrankungen. Und so scheint es dem Ich-Erzähler des Romans nur selbstverständlich, dass auch ihn dieses Schicksal zuteil wird. Unaufhaltsam beobachtet er sich selbst um erste Anzeichen hierauf zu erkennen. Schließlich kommt er tatsächlich in eine Psychiatrie, jedoch als Psychologe.

„Botanik des Wahnsinns“ erzählt die Geschichte einer Familie in der die verschiedenen Psychosen der einzelnen Mitglieder zum Alltag geworden sind. Persönliche Erlebnisse in der Psychiatrie als Arzt, Erzählungen über die Vergangenheit der Familie und medizinische Hintergrundinformationen sowie die historische Entwicklung der Behandlung von psychischen Erkrankungen wechseln sich ab. Eine eindeutige Aussage hierüber wird zwar nie erwähnt, aber ich gehe davon aus, dass das Buch starke biographische Züge enthält. Viele Parallelen zwischen dem Autor und dem Ich-Erzähler sind erkennbar. Die Beschreibungen wirken außerdem äußerst authentisch.

Ein starker Zynismus ist in fast jedem Satz zu finden, „Es ist ein Erfolg wenn die schwierigsten Patienten wiederkommen, anstatt sich umzubringen“ S. 93, ist so ein Beispiel hierfür. Derartige Aussagen findet man zuhauf in dem Text. Dem Autor gelingt es, durch diese Erzählweise, ein überaus ernstes und tragisches Thema mit Humor und Distanz zu vermitteln. Immer wieder wird auch die Frage über „Normal“ und „Unnormal“, „gesund“ und „verrückt“ aufgeworfen. So wurden z. B. mit der Aberkennung homosexueller Neigungen als Krankheit viele Menschen mit einem Mal als gesund und normal eingestuft.

Immer wieder wird im Roman die Welt der Psychosen mit der Botanik verglichen, deshalb auch der poetisch klingende Titel „Botanik des Wahnsinns“. Dieser Vergleich beruht auf einer historischen Tatsache. Bereits Carl von Linné, der sowohl Botaniker als auch Mediziner war, entwickelte in seinem Werk „Genera Moborium“ eine Ordnung in die er die verschiedenen psychischen Erkrankungen, ganz wie die verschiedenen Pflanzenordnungen, einteilte, S. 76-77.

Mir hat das Buch sowohl der Inhalt auch der Erzählstil des Buches sehr gut gefallen. Auch das Cover ist wunderschön. Die floralen Fantasiegestalten verdeutlichen den Thematik des Romans perfekt.

Bewertung vom 30.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

In dem abgelegenen schottischen Dorf Skerry, in dem ein traditionelles Leben herrscht, ereignen sich um 1900 merkwürdige Dinge. Nachdem vor Jahren ein Jung im Meer verschwunden ist, taucht plötzlich ein zum Verwechseln ähnlicher Junge wieder auf, der an den Strand gespült wurde. Und wie es der Zufall so will nimmt ihn Dorothy, die verwaiste Mutter, auf.

Was zunächst mystisch anmutet, entpuppt sich während der Handlung immer mehr zu einem gesellschaftlichen Roman, der den Menschen tief in die Seele und in ihre Gefühlswelt blickt. Thematisiert wird dabei vor allem das Leid Dorothys, nach dem Verschwinden ihres Sohnes. Aber auch der Tratsch, Neid und Missgunst der Dorfbewohner spielen eine große Rolle, ebenso eine zarte Liebesgeschichte, die keine Chance zum Wachsen erhält. Der Junge bringt mit seinem Erscheinen im Dorf somit die gesamte Dorfgemeinschaft in Aufruhr. Der Schauplatz der Handlung ist sowohl von der Umgebung als auch vom Verhalten der Menschen rau und scheint durch und durch lebensfeindlich.

Erzählt wird die Handlung in Kapiteln entweder die Gegenwart oder die Vergangenheit der Protagonisten beschreiben. Unterteilt ist jedes Kapitel in kurze Abschnitte die jeweils einer einzelnen Person gewidmet sind. Diese Gestaltung des Textes gibt dem Roman eine klare Strukturierung.

Das Buch war ganz anders als ich zunächst erwartet hatte. Aus einem scheinbar spannenden und abenteuerversprechenden Ereignis (dem Auftauchen des Kindes) entwickelte sich eine ruhige und unaufgeregte, jedoch gefühlsbetonte und tief in die Psyche blickende Handlung, die sich aber durchaus lohnt gelesen zu werden.

Das Cover des Buches mit dem harmonischen Blautönen und dem einsamen Haus am stürmischen Meer vermittelt den Inhalt des Buches wunderbar und hat mir sehr gut gefallen. Als Beigabe gab es zum Buch noch zwei Postkarten mit dem Bild des Covers.

Bewertung vom 30.07.2025
Flix

Immerland - Die Stadt der Ewigkeit


ausgezeichnet

Mika verbringt seine Sommerferien bei seiner Oma, es scheint eine eher triste Zeit für ihn anzustehen. Doch dann erkrankt seine Großmutter ganz unerwartet und Mika will sie während einer Gewitternacht in ein Krankenhaus bringen. Doch plötzlich finden sie sich wie durch Zauberhand vor den Toren einer fremden Stadt wieder.

Hier ist alles ganz anders. Sprechende Affen aller Art leben wie selbstverständlich unter den Menschen und auch die Menschen selbst haben sonderbare Charaktere. Während die Oma sich im Krankenhaus erholt, findet Mika Freunde in der Stadt, zusammen erfinden sie u. a. eine fantastische Maschine und nehmen an einem Wettbewerb teil.

Die Geschichte um Mika und die sonderbare Stadt hat mich an eine Reihe bekannter Werke erinnert. Die Handlung ist fast so fantastisch wie „Alice im Wunderland“. Man weiß oft nicht welcher Sinn und Plan hinter dem ganzen Geschehen steckt, dass erinnerte mich immer wieder an die Werke von Kafka. Auf der Seite 126 heißt es dann auch: „Der Anblick des glänzenden Geräts war irre. Es erinnerte Mika an einen Menschen, der Morgens als Käfer aufgewacht war.“ Bei den Bildern musste ich an die Zeichnungen aus „Es war einmal der Mensch“ denken.

Mir hat das Konzept des Buchs gut gefallen. Es handelt sich um eine durch und durch fantastische Geschichte und das obwohl sie komplett ohne Magie auskommt. Insgesamt wirkte der Roman für mich etwas aus der Zeit gefallen, würde ich es nicht wissen, hätte ich ihr Entstehungsdatum in den 1980er Jahren verortet, was dem Werk insgesamt jedoch keinen Abbruch tut. Ich freue mich bereits auf den Nachfolgeroman dieser Reihe.

Bewertung vom 30.07.2025
Maschik, Anna

Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten


ausgezeichnet

Angelehnt an ihre eigene Familiengeschichte erzählt die Autorin über mehrere Generationen die Geschehnisse um eine norddeutsche Bauernfamilie. Die einzelnen Familienmitglieder haben viele große und kleine Schicksalsschläge zu erleiden. Das Leben ist rau und die Menschen gefühlskalt.

Die bedrückende, kalte und wortkarge Atmosphäre setzt die Autorin sprachlich und stilistisch großartig um. Die Kapitel sind äußerst kurz, inhaltlich wird alles nur knapp angesprochen. Die Sprachlosigkeit der Familienmitglieder spiegelt sich so in der Knappheit der sprachlichen Umsetzung im Roman wieder. Teilweise sind auch einzelne Seiten ganz oder fast ganz leer. Immer wieder werden auf einer Seite nur Stichpunkte genannt. Den freien Raum kann der Leser mit seinen eigenen Gedanken füllen. Teilweise wird die gleiche Situation auch aus zwei unterschiedlichen Perspektiven unterschiedlicher Personen beschrieben, diese Beschreibungen weichen dann erheblich voneinander ab, da die Sichtweisen der einzelnen Familienmitglieder weit auseinanderliegen.

Der Titel des Roman ist so individuell wie der Roman selbst. Was es mit dem Schafetöten auf sich hat, bleibt aber kein langes Geheimnis, den bereits auf der ersten Seite wird darauf eingegangen. Es handelt sich hier eher um eine Aussage an der sich der Inhalt des Romans abarbeitet. Auch die Zitronen auf dem Cover kommen mehrfach im Roman zur Sprache.

Insgesamt hat mir der kurze Roman von Anna Maschik sehr gut gefallen. Das Buch ist mit seiner großen Schrift und den meist nicht vollgeschriebenen Seiten schnell gelesen und doch wird darin so viel erzählt wie andere in einem dicken Welzer abhandeln. Vor allem das Nichterzählte steht dabei im Zentrum. Dieser Erzählstil gleicht einer wahren Kunst.

Bewertung vom 02.07.2025

Schauplätze der Weltliteratur


ausgezeichnet

Das Sachbuch ist reich illustriert und optisch wunderbar gestaltet. Leider hört es hier mit den positiven Eigenschaften des Werks auch auf. Die Auswahl der aufgelisteten Bücher aus der Weltliteratur ist meines Erachtens äußerst eigenwillig. Von vielen den vorgestellten Werke habe ich noch nie gehört. Was mich jedoch am meisten gestört hat ist, dass das Buch überhaupt nicht auf die geographischen Schauplätze der einzelnen Handlungen eingeht, was ich dem Titel nach jedoch durchaus erwartet hätte. Es werden lediglich Werke - aufgeteilt nach verschiedenen Epochen - in einer Zusammenfassung der Handlung vorgestellt. Diese Werke spielen zwar in den unterschiedlichsten Regionen der Erde, doch in der Vorstellung des Buches kommt dies überhaupt nicht zur Sprache. Vielleicht wäre es außerdem sinnvoll gewesen, die Werke nicht nach Epochen sondern nach Weltregionen in denen ihre Handlung statt findet, zu unterteilen.

Zusammenfassend war es ein ziemlich endtäuschendes Sachbuch von dem ich etwas ganz anderes erwartet hätte, jedoch bekommt man beim überfliegen der einzelnen Vorstellungen der verschieden Bücher Inspirationen für das nächste Leseabenteuer, darunter möglicherweise auch so manchen Geheimtipp.

Bewertung vom 02.07.2025
Labba, Elin Anna

Das Echo der Sommer


ausgezeichnet

Das Echo der Sommer erzählt über das Leben und die Widrigkeiten des indigenen Volks der Samen, das im hohen Norden Europas lebt. Eigentlich eine Vorzeigeregion in Sachen Menschrechte, Umweltschutz und harmonisches Zusammenleben. Um so überraschender, geradezu schockierend sind die Nöte dieses Volkes, das in unserer modernen Kultur keinen Platz zu haben scheint. Dabei wirkt die unerschütterliche Friedfertigkeit der Samen, die alles weitgehend zu erdulden scheinen, ebenso verstörend wie der Schauplatz im beschaulichen Schweden.

Das Cover des Buches ist mit den Birkenstämmen und der Farbgestaltung wunderschön und spiegelt den Einklang der Samen mit der skandinavischen Natur wieder.

Insgesamt ein aufwühlendes Buch, das über eine ungeheuerliche Gegebenheit erzählt die man in dieser Weltregion so nicht erwarten würde und die vielen in dieser Intensität wohl nicht bekannt ist. Das das Buch von einem Mitglied der Samen geschrieben wurde, macht es nur umso eindrucksvoller.

Bewertung vom 02.07.2025
Wen, Lai

Himmlischer Frieden (MP3-Download)


ausgezeichnet

Erzählt wird die Lebensgeschichte des Mädchens Lai, das in Peking geboren ist und im kommunistischen System Chinas erwachsen wird. Es handelt sich dabei wohl um ein autobiographisches Werk der Autorin.

Zu Beginn ist die Handlung vor allem durch innerfamiliäre Konflikte geprägt. Hierbei steht vor allem die unangepasste Großmutter im Mittelpunkt, die sich bereits als junge Frau nicht den Traditionen der chinesischen Gesellschaft beugte. Lai und ihre Großmutter haben eine ganz besondere Verbindung zueinander, die mit zunehmenden Alter von Lai jedoch auch Herausforderungen ausgesetzt ist.

Kurze politische Einblicke in das chinesische Regime durchziehen den Roman. Richtig politisch wird es erst im letzten Viertel des Romans, als sich Lai an den Studentenprotesten beteiligt.

Insgesamt ein kurzweiliges und vor allem gegen Ende auch ein sehr aufwühlendes und informatives Buch über die chinesische Gesellschaft und Politik aus der Sicht einer Betroffenen. Auf jeden Fall sehr lesen- oder hörenswert. Die Sprecherin des Hörbuchs hat dieses sehr gut umgesetzt.

Wirklich schrecklich finde ich dagegen das Cover. Hier hat man fast den Eindruck ein Kind hätte schnell ein Porträt hingekritzelt. Das hässliche Cover wird im Inhalt des Werkes auf keinen Fall gerecht.

Bewertung vom 02.07.2025
Clavadetscher, Martina

Die Schrecken der anderen


ausgezeichnet

Ein Junge findet eine Leiche in einem zugefrorenen See. Kern wird von einem Bekannten beauftragt die Richtigkeit der Aussage des Jungen über die gefundene Leiche zu überprüfen und diese zu beaufsichtigen bis die Spurensicherung eingetroffen ist. Schibig untersucht den Todesfall zusammen mit einer mehr oder weniger zufällig aufgetauchten Alten am Tatort aus der Ferne.
Im weiteren Verlauf erfahren wir immer mehr über Kern und dessen Familie, Schibig und die geheimnisvolle Alte. Immer mehr setzt sich ein Bild zusammen und ergibt schließlich eine schlüssige Handlung, die zu Beginn so noch gar nicht abzusehen war. Stellenweise wirkt der Roman wie ein Krimi. Für mich hat sich die Geschichte im letzten Drittel in eine Richtung entwickelt, die ich so nie erwartet hätte.
Der Roman lässt sich schnell lesen. Kurzweilig und dennoch mit Tiefgang sowie mit einem ganz individuellen und ansprechendem Schreibstil; interessant fand ich die Art der wörtlichen Rede. Die Quintessenz der Handlung lässt sich damit zusammenfassen, dass wir aus dem Schrecken der anderen widerfährt selbst nichts lernen.
Das Cover wirkt interessant und spiegelt die Atmosphäre des Romans gut wieder. Außerdem spielt es wohl auch auf ein ähnliches Bild an, welches in der Handlung erwähnt wird.
Insgesamt ein interessantes und spannendes Buch, das zum Nachdenken anregt und eine unerwartete Wendung nimmt.