Benutzer
Benutzername: 
anne
Wohnort: 
Schweighofen

Bewertungen

Insgesamt 179 Bewertungen
Bewertung vom 21.12.2025
Woywod, Torsten

Mathilde und Marie


weniger gut

Die alltagsgeplagte Großstädterin Marie kommt aus der hektischen Stadt Paris in das beschauliche 300 Seelen Dorf Redu. Ohne Ziel hat sich Marie auf die Reise begeben und wird ganz unverhofft von der tief geerdeten Isländerin Jónína in deren Wahlheimat in der belgischen Provinz willkommen geheißen.

Leider konnte der Roman meine Erwartungen nicht erfüllen. Thematisch finde ich das Buch durchaus interessant, doch ist die Handlung leider sehr platt umgesetzt. Alles kreis unentwegt und ausschließlich um Harmonie und Naturverbundenheit, so dass es sich ganz und gar nicht glaubhaft anfühlt. Ein Dorf mit ca. 300 Einwohnern, 13 Buchhandlungen, einem Fernseher und einer Stunde Internet pro Tag, zudem der Name Redu, den man mit "reduzieren" übersetzen kann, das ist alles etwas zu viel des Guten. Handlungsmäßig gibt es kaum einen Fortgang, es geht fast ausschließlich um die Atmosphäre die der Roman erzeugen soll. Lediglich die Figur der Mathilde bringt einen kleinen Gegenpol in die Handlung, was den Großteil des Romans jedoch nicht wirklich interessanter macht.

Bewertung vom 21.12.2025
Kaiser, Vea

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels


ausgezeichnet

Angelika Moser ist die Hauptakteurin in „Fabula Rasa“. Aufgewachsen ist sie im Gemeindebau Wien, einer Gegend für sozial schwache Bürger. Ihre Mutter ist kalt und distanziert gegenüber ihrer Tochter, der Vater blieb ihr bis zu ihrem Erwachsenenalter unbekannt. Unter diesen benachteiligten Voraussetzungen gelangt sie in die Stellung des Luxushotels Frohner. Aufgrund ihrer persönlichen Leistungen übernimmt sie im Laufe der Zeit eine leitende Funktion in der Buchhaltung. Unbemerkt gelingt es ihr so immer mehr Geld des Hoteleigentums auf ihr eigenes Konto zu transferieren.

Die Geschichte der Angelika Moser beruht auf einer real existierenden Person, die die Autorin für die Recherche für ihr Buch öfter im Gefängnis besucht hat. Die Gefängnisbesuche sind als Zwischeneinschübe im Roman als Erzählung enthalten. Die so immer wiederkehrende Erinnerung, dass es sich hierbei um eine in weiten Teilen reale Geschichte handelt, gibt der ganzen Handlung eine besondere Brisanz. Man fühlt und hofft mit der Protagonistin mit, obwohl man bereits von der ersten Seite an weiß wo der Weg Angelika hinführen wird. Dabei wurde der Kontrast zwischen der trostlosen Herkunft im Sozialbau und der Hochglanzwelt des Luxushotels wunderbar dargestellt. Es wird schnell klar, dass ein Mensch beim ständigen Pendeln zwischen diesen beiden Welten den Kopf verlieren kann.

Besonders tragisch fand ich, dass Angelika den Ausbruch aus ihrer alten Welt geradezu vor die Füße gelegt bekommen hat, indem der Sohn des Hoteliers sie geheiratet hätte. Doch Angelika schafft es nicht sich aus ihrer Welt zu lösen. Ob aus Minderwertigkeitsgefühlen, missbrauchtem Vertrauen oder Unsicherheit, Angelika gibt ihrem Geliebten eine Abfuhr. Den auch dieser ist ein Opfer seiner betuchten Herkunft und hat aufgrund von Vorurteilen seine persönlichen Umstände nicht freiwillig preisgegeben, was Angelika als Falschheit deutet.

Doch dennoch möchte auch Angelika etwas von dem Kuchen abbekommen. Nach einer weiteren gescheiteren Liebe und persönlichen Niederlagen entwickelt sich so eher aus Not als aufgrund einer kriminellen Veranlagung heraus, ihr tragisches Handeln.

Bewertung vom 21.12.2025
Hertmans, Stefan

Dius


ausgezeichnet

„Dius“ handelt von einer Freundschaft zweier Männer, des Dozenten Anton und dem Studenten Dius. Zweiterer wirbt regelrecht um die Freundschaft des etwa zehn Jahre älteren Anton. Er bietet ihm ein Haus an, in dem er seine Hochschularbeiten vorbereiten kann. Zwischen den beiden entwickelt sich eine immer tiefere Verbundenheit.

Der Erzählstil des Romans wirkt sehr gemächlich und anschaulich und bestickt durch eine wunderschöne Sprache. Insgesamt besteht das Buch aus eher wenig Handlung, dafür aus umso mehr sprachlicher Erzählkunst. Wobei der Erzählstil aus der Sicht Antons auch immer etwas distanziert wirkt. Teilweise schweift die Handlung auch sehr in künstlerische Anschauungsweisen oder Landschaftsbeschreibungen ab.

Das Cover ist, ganz im Stil des Verlages, äußerst schlicht gehalten und zeigt ein Porträt eines jungen Mannes. Ich ging davon aus, dass hier Dius zu sehen ist.

Insgesamt ein sehr stimmungsvoller Roman, ohne Hektik oder große Sensationen, jedoch in einer unglaublich schönen Sprache verfasst mit tiefgreifenden Anschauungsweisen.

Bewertung vom 21.12.2025
McKenna, Skye

Der goldene Schlüssel / Cassandra Morgan Bd.1


ausgezeichnet

Cassandra besucht ein Internat in dem sie gemobbt wird. Ihre Mutter ist seit Jahren angeblich spurlos verschwunden und wird von der Schulleiterin nun sogar als tot erklärt. Da ergeben sich die Umstände, dass Cassandra zu ihrer Tante, der Haghexe, nach Hartwood Hall kommt. Sie erfährt, dass auch sie selbst eine Hexe ist und wird bald in die Hexenkünste und das Fliegen auf Besen eingeweiht. Doch die nähren Umstände um ihre Mutter werden ihr auch hier nicht erzählt. Geheimnisvoll und unheimlich bleibt auch der Hag, ein düsterer Wald neben Hartwood Hall.

Cassandra Morgen ist ein fantasievolles Buch mit vielen mythischen Wesen die die Leser in eine verzauberte Welt entführen. Ein Spannungsbogen durchzieht den ganzen Roman, sodass man gar nicht aufhören kann zu lesen. Dabei ist das Buch mit seinem tollen Farbschnitt und dem märchenhaften Cover wunderschön gestaltet.

Bewertung vom 21.12.2025
Ohlsson, Kristina

Flammenrad / Gänsehaut in Hovenäset Bd.1


ausgezeichnet

Heidi befindet sich in keiner einfachen Phase. Sie lebt bei ihrem Vater und der Stiefmutter, die bald ein Kind erwartet. Ihr Zimmer steckt gerade mitten in einer Renovierung, doch für die Fertigstellung fehlt das Geld. Außerdem ereigneten sich letzter Zeit einige merkwürdige Dinge in ihrem Zimmer. Und zu alldem kommt plötzlich ein Fremder in das verschlafene schwedische Dorf, der bei ihnen wohnt und ein Riesenrad in das Dorf bringt. Doch der scheinbar nette Mann, erregt bei der dementen Großmutter großen Argwohn und auch Heidi und ihre Freunde bemerken bald, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

Die Geschichte um Heidi und dem mysteriösen Riesenrad ist wirklich durch und durch spannend. Man möchte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Eine düstere Atmosphäre liegt mit Beginn der ersten Seite über der ganzen Handlung. Das Buch hat uns gut unterhalten und passt gerade zu der dunkler werdenden Jahreszeit perfekt.

Das Cover ist genauso wie der Inhalt mysteriös und düster gehalten. Man spürt hier förmlich schon das Unheil, dass sich hier ankündigt.

Bewertung vom 21.12.2025
Tidhar, Lavie

Adama


ausgezeichnet

In dem Roman „Adama“ wird die leidgeprägte Geschichte Israels erzählt. Die Hauptperson ist Ruth, eine Zionistin die wir über viele Jahrzehnte von der Gründung des Staates nach dem 2. Weltkrieg bis in die 2000er Jahre zu ihrem Tod begleiten. „Adama“ würde ich als einen historischen Roman bezeichnen, nicht als Thriller, wie auf dem Cover vermerkt.

Viele historische Ereignisse wurden in dem Roman verarbeitet. Gewalt und Brutalität ist dabei allgegenwärtig, vor allem während des Nakba. Vertreibungen, Morde und Vergewaltigung sowie sozialistisch geführte Kibbuze, in denen den Eltern die Kinder entzogen und in Kinderhäusern betreut werden, prägen insbesondere die Anfangszeit des Staates. Zum Verständnis des Buches ist es hilfreich sich über die historischen Ereignisse zu informieren. Hilfreich wären einige Begriffserklärungen am Ende des Buches gewesen, die leider fehlen.

Während das zweite Kapitel im Vergleich zu den darauffolgenden, sehr lang und etwas schleppend ausgefallen ist, sind die weiteren Kapitel eher kompakt und auch deutlich interessanter.

Optisch ist das Cover ansprechend und passend. Die rote Hand erinnerte mich an den Sozialismus, mit dem der junge Staat Israel in enger Verbindung stand sowie das viele Blut, das die Menschen in Konflikten vergossen haben und dabei ihr Leben verloren haben. Die Halme mit dem Getreide kann man mit einem Neuanfang und großen Erwartungen an die neue Heimat assoziieren. Gut gefallen hat mir, dass das Buch keinen Umschlag enthalt, sondern das Cover direkt auf den Buchdeckel gedruckt ist, was ich sonst nur von Kinder- und Jugendbüchern kenne.

Insgesamt handelt es sich bei „Adama“, wie bereits auf dem Cover erwähnt, um ein Meisterwerk. Es ist kein Roman zur Unterhaltung – wobei die Spannung keineswegs zu kurz kommt und sich das Buch leicht lesen lässt – sondern ein aufwühlender, schonungsloser Bericht über historische Ereignisse der Region. Leider sind diese Ereignisse keinesfalls ein Ruhmesblatt für Israel.

Bewertung vom 07.12.2025
Boyle, T. C.

No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)


gut

Terry führte bisher ein unaufgeregtes Leben als Arzt in Los Angeles. Als seine Mutter stirbt, besucht er deren Haus in Boulder City in Nevada, mitten in der Wüste. Dort übergibt ihm eine Bekannte der Mutter den Schäferhundmischling Daisy, der vor lauter Trauer fast vergeht. In einer Bar in Boulder City trifft er die wohnungssuchende Bethany. Nach einer gemeinsamen Nacht reist Terry mit Daisy wieder nach Los Angeles. Doch nach kurzem bekommt Terry die Nachricht, dass eine junge Frau in seinem Haus wohnt. Probleme gibt es auch mit dem Hund der nicht in Terrys Mietwohnung geduldet wird. Und so sehen sich Terry und Bethany bald wieder. Eine bizarre Beziehung zwischen den beiden entsteht. Und mit dabei ist auch immer Jesse, der Ex-Freund von Bethany. Bis ein verhängnisvoller Tag vieles ändert.

Die Geschichte hat mich nicht wirklich überzeugen können. Die Ereignisse plätschern so vor sich hin und die Handlungen der einzelnen Personen wirken destruktiv. Die ganze Atmosphäre des Romans ist sehr bedrückend. Am meisten mitfühlen konnte ich mit dem Hund, der übrigens ebenso wie alle Beteiligten nicht unbeschadet aus der ganzen Sache rauskommt, nur das er in dieser Handlung der einzig Unschuldige ist. Vielleicht kann man den Inhalt abstrakt damit zusammenfassen, dass man hier den Zerfall der gesellschaftlichen Gepflogenheiten innerhalb der Beziehung dreier Menschen beobachten kann.

Da ich den Autor mag, war ich von diesem Werk etwas enttäuscht. Boyle hat bereits deutlich bessere Roman geschrieben. Zumindest der Titel „No Way Home“ trifft den Inhalt des Romans sehr gut. Das Cover mit der Wüstenstadt im Hintergrund und dem verschwommenen Gesicht ist auch gelungen, da die Personen für mich immer etwas unnahbar erschienen. Ich habe den Roman als Hörbuch gehört. Der Sprecher liest die Geschichte so wunderbar, dass man trotz der inhaltlichen Schwächen gerne zuhört.

Bewertung vom 26.09.2025
Biedermann, Nelio

Lázár


ausgezeichnet

Über mehrere Generationen begleitet der Roman die adlige ungarische Familie Lázár. Dabei tummeln sich in der Handlung fast ausnahmslos charakterstarke Persönlichkeiten und teilweise sehr skurrile Gegebenheiten. Die Beziehungen der einzelnen Individuen zueinander bewegt sich zwischen absoluter Verachtung, Argwohn, und Abgewandtheit über Gleichgültigkeit bis hin zu glühender Liebe und Bewunderung. Darüber hinaus erfährt man den geschichtlichen Hintergrund Ungarns, von dem Zerfall der der Monarchie Österreich-Ungarns bis hin zu den Wirren und Schreckens des Zweiten Weltkriegs und der anschließenden Nachkriegszeit.

Der junge Autor hat einen wunderbaren Schreibstil und erweist mit seinem Roman eine große Weitsicht. Kurz und knapp handelt er die einzelnen Generationen der Familie Lázár ab, ohne ein Wort zu viel und dennoch scheint alles Wesentliche gesagt. Und so fliegt man geradezu über den Verlauf des Adelsgeschlechts mit all seinen Tiefschlägen und Verrücktheiten. Die Generationen kommen und gehen und man staunt über die Kuriositäten eingebunden in den Alltag der Menschen. Dabei wirkt die Sprache oft äußerst poetisch.

Das Cover mit dem edlen Pferd und dem barocken Hintergrund ist sehr schön gestaltet, ich konnte jedoch hierin keinen wirklichen Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches feststellen. Lediglich am aller äußersten Rand werden die Pferde der Familie Lazar erwähnt.

Insgesamt ein eindrucksvoller Debütroman des äußerst jungen Autors. Inspiriert von seiner eigenen Familiengeschichte beschreibt er die Geschehnisse des Familie Lazar sehr bildhaft, eindrucksvoll und unterhaltsam. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen und bin gespannt auf ein weiteres Werk des Autors.

Bewertung vom 26.09.2025
Morosinotto, Davide

Greta Grimaldi und der Junge aus dem Schatten


ausgezeichnet

Greta Grimaldis Vater ist Detektiv. 1829 befinden die beiden sich in Nürnberg um den mysteriösen Fall von Kaspar Hauser aufzudecken. Dabei nimmt Greta selbst einen sehr aktiven Part ein und geht eigene Ermittlungswege.

Die Geschichte um Kaspar Hauser beruht natürlich auf der historischen Persönlichkeit. Viele Fakten und Personen aus der Geschichte um Greta sind real. Andere hingegen sind, wie in vielen historischen Romanen fiktiv, auch Greta selbst sowie ihr Vater. Der Roman bringt somit auf eine unterhaltsame und spannende Weise die Ereignisse um Kaspar Hauser Jugendlichen näher. Dabei kann man den Roman auch durchaus als Erwachsener lesen und neue Erkenntnisse gewinnen. Sehr gelungen sind auch die Bilder im Innenteil des Buches. Wogegen ich das Bild von Greta auf dem Cover etwas zu kindlich dargestellt finde.

Was mir jedoch gar nicht gefallen hat ist die Triggerwarnung am Ende des Buches. Aber leider entspricht so was ja inzwischen unserem aktuellen Zeitgeist, indem man keinem mehr auch nur das Geringste zumuten darf. Sonst handelt es sich um ein sehr gelungenes und empfehlenswertes Buch.

Bewertung vom 26.09.2025
Puchner, Eric

Weißes Licht


ausgezeichnet

Der Roman handelt von den drei Freunden Cece, Charlie und Garrett. Alle drei kennen sich bereits seit dem College. Das Buch beginnt mit den Hochzeitsvorbereitungen von Cece und Charlie. Zu der Feier ist auch Garrett eingeladen, zu dem seit Jahren kein Kontakt mehr bestand. Jedoch finden Cece und Garrett immer mehr zueinander und es einsteht eine verfahrene Situation. Aber Rückblicke lassen erahnen, dass bereits in der Vergangenheit Brüche stattfanden. In der Folge begleitet der Leser die Lebensgeschichte der drei Freunde bis in hohe Alter und die Entscheidungen in jungen Jahren lassen ihre Spuren auch in späterer Zeit noch erkennen.

Der Autor versteht es wunderbar die kleinsten Gefühlsregungen der Protagonisten eindrücklich zu beschreiben. Man kann richtiggehend mit den Personen mitfühlen. Große Sensationen finden sich in dem Werk nicht, dafür verfolgt man als Leser ein langsames Drama in all seinen Facetten. Langweilig wird es dabei nie. Gefühlsmäßig ist es ein wunderbares Buch für Herbsttage und durchaus empfehlenswert.
Das Cover mit seiner kühlen und dennoch schönen Landschaft vermittelt die Atmosphäre des Roman sehr gut.