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Janesway
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Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2022
Das Schlaflabor
Meller, Marc

Das Schlaflabor


sehr gut

Tom Sonnborn leidet an Schlaflosigkeit. Eine neue Methode verspricht die erhoffte Heilbehandlung mit jedoch nicht absehbaren Folgen…zu was für einem Menschen hat ihn das Schlaflabor gemacht? Das muss Tom dringend herausfinden, bevor in seinem Umkreis noch mehr Menschen sterben.

Das Schlaflabor vermittelt vom Titel her einen Schauplatz des Geschehens, der tatsächlich eine weniger große Rolle einnimmt, als man zu Anfang vielleicht erwarten mag. Dennoch ist er wiederum Kern- und Angelpunkt der Erzählung und damit ein würdiger Namensgeber.

Tom Sonnborn wird als Person deutlich skizziert. Er hat seinen eigenen Sinn für Humor und seine eigene Art im Umgang mit seinen Mitmenschen. Seine Handlungen und sein Charakter waren insgesamt nicht sonderlich sympathisch, sodass die Sorge um die Person und das Mitfiebern für den „Thrill“ ausblieben, was das Buch mehr zu einem Krimi reduzierte.

Es ist dem Buch anzumerken, dass der Autor viel Zeit in gewissenhafte Recherche investiert hat. Dies bestätigt sich auch über die Danksagung, die u.a. an Mediziner gerichtet ist. Er gibt sich äußerst Mühe Begriffe wie neuronale Plastizität, Panpsychismus, Gaslighting und Konstruktivismus dem Leser näherzubringen. Manchmal auch in Wiederholung, was dem ein oder anderen Leser zu viel des Guten sein könnte. Hier hätte eine Kürzung auf wesentliche Zusammenhänge streckenweise zu einer besseren Lesbarkeit geführt.

Ausgenommen dieser Passagen geht die Geschichte flüssig voran und behält ein gutes Tempo im Fortgang der Erzählung bei. Es wird im Wechsel aus der Perspektive des Hauptcharakters und aus der Sicht der Ermittler jeweils investigativ versucht, die Gesamtzusammenhänge herzustellen, neue Erkenntnisse zu entwickeln, zu analysieren, zu hinterfragen. Der Thriller bietet dabei viel Raum zum Miträtseln, worin deutlich seine Stärke liegt.

Bewertung vom 12.08.2019
Mein Herz so schwarz
Blackhurst, Jenny

Mein Herz so schwarz


sehr gut

Was treibt einen Menschen dazu, sich am Tag der eigenen Hochzeit in den Tod zu stürzen? Evie White hinterlässt ihren Ehemann Richard und ihre beste Freundin Rebecca in Schmerz und Unverständnis. Nur langsam kommen sie Evies Beweggründen auf die Spur.

Der Roman ist hauptsächlich aus der Sicht von Evies bester Freundin in Ich-Perspektive geschrieben. Regelmäßig wird die Handlung kapitelweise unterbrochen und wir reisen mit Evie zu verschiedenen Stationen ihrer Vergangenheit und kommen so ihren verborgenen Geheimnissen langsam näher.

Das Negative ausnahmsweise zuerst, denn es lässt sich schnell zusammenfassen: Das Ende ist absehbar. Auch ohne es zu erahnen ist das Spannungslevel insgesamt nicht gerade hoch. Es fühlt sich eher wie ein Drama denn einem Psychothriller an. Der genial ausgedachte Storyverlauf weiß allerdings so sehr zu gefallen, dass diese Tatsache in den Hintergrund rückt. Gut unterhalten fühlt man sich trotzdem. In meinem Fall so sehr, dass ich es in Eins herunter gelesen habe. Ihr lockerer Schreibstil hat wesentlich dazu beigetragen. Das Ende war vielleicht eine Spur übertrieben, aber darauf kam es dann auch nicht an.
Man merkt wieder deutlich die Tiefe der einzelnen Figuren. Jenny Blackhurst stattet jeden einzelnen Charakter mit einer sehr detailreichen Geschichte aus. Dafür ist sie bekannt und genau darin sind ihre Bücher unglaublich stark. Es geht um unerfüllte Liebe, Aufopferung, Trauer, Verpflichtung und um wahrlich eine gehörige Menge Verrat.

So schön der Titel auch klingt. Und er war mit ein Grund, warum ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Eigentlich ist er aber eher ungünstig gewählt. Man darf nicht zuviel über ihn nachdenken, sonst verrät man sich mehr, als einem lieb ist. Insofern ist der englische Titel „The Night She Died“ weniger indizierend.

Was jedem Blackhurst-Leser aufgefallen sein dürfte: Es fehlt ein Schmetterling auf dem Cover! Schade, dass an dem Merkmal nicht festgehalten wurde. Es sieht zwar auch so wirklich gut aus, aber niemand mag es, wenn ein Brauch gebrochen wird und das ohne ersehbaren Grund.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2019
My Perfect Ruin (eBook, ePUB)
Lynn, Cherrie

My Perfect Ruin (eBook, ePUB)


weniger gut

Iris Silverman gefällt ihr Job als Nanny außerordentlich gut. Doch will ihre Chefin Heidi nun, dass Iris die Kinder begleitet, wenn sie mit Heidis Exmann auf Tournee fahren. Darüber hinaus soll Iris diesen Schwerenöter gut im Auge behalten und berichten, wenn er etwas tut, das ihn sein Sorgerecht kosten könnte. Iris will eigentlich nicht spionieren, fürchtet aber um ihren Job und dann wäre da noch das Problem, dass der Vater der Kinder eine ungeheure Anziehungskraft auf sie ausübt.

Nett erdachte kleine Geschichte, die sich leider von den Themen her in den Dialogen unglaublich streckt und wiederholt. Die Liebesgeschichte, die sich anbahnt enthält viele klassische Elemente und wirkt von den Ideen her wenig einzigartig. In den intimeren Gesprächen ist die Wortwahl nicht immer günstig und es kommt auch sonst kaum Romantik auf, weil sich mindestens einer der beiden dabei einen Kopf um andere Dinge macht, die die Atmosphäre zerstören. In den erotischen Momenten gefielen mir schlichtweg die Beschreibungen nicht, vielleicht aus dem nachfolgend beschriebenen Grund.

Persönlich sagte mir das Pärchen nicht sonderlich zu, da es ein starkes Ungleichgewicht zwischen ihnen gab. Er, älter und erfahrener, gab zumeist deutlich den Ton an und sie war dagegen unsicher, naiv, unterwürfig und ließ sich deutlich zu sehr von ihm beeinflussen. Eigentlich eine Beziehung, von der ich einer Freundin eher abraten würde, da fiel es schon schwer, ihr mit ihm das Glück zu wünschen und große Liebe lag gefühlt auch nicht in der Luft, eher nur körperliche Anziehung.

Vom Rockstar Elijah ist wenig zu spüren. So bekommt man von seiner Band und den Fans wenig mit. Andere Charaktere haben ohnehin nur kurze Auftritte. Zeitweilig stellte sich mir die Frage, ob der Beruf nicht durch einen anderen austauschbar gewesen wäre. Es geht wohl mehr um den Umstand der Tournee, denn viel Rockstar merkt man Elijah nicht an, der seinem wilderen Ich mittlerweile entwachsen ist. Ein paar mehr Ecken und Kanten hätten es schon sein dürfen.

Die Wandlung der Charaktere am Ende der Geschichte wirkt konstruiert, um eine Harmonie zu erzwingen, dass sich alles in Wohlgefallen auflöst und nicht ein einziger Konflikt noch zu lösen bleibt.

Gehörst du zu der Sorte Leser, die extra nochmal das Buch leicht zuklappt, um die Beschreibung im Text in Einklang mit der Abbildung auf dem Buchdeckel zu bringen? Hier solltest du es besser lassen. Das Cover hat nämlich leider rein gar nichts mit der Geschichte zutun. Elijah ist eigentlich nur der Sänger in der Band und spielt nur ausnahmsweise mal ein Instrument, was dann auch nicht zwingend die Gitarre ist. Außerdem hat er lange, dunkle Haare und ist stark tätowiert.

Ich lasse hier noch ein Zitat für sich sprechen.

„Wenn Sie denken, mein Schwanz sei für jede zu haben, befinden Sie sich in einem schweren Irrtum. Im Gegensatz zu allem, was meine Exfrau Ihnen vielleicht erzählt hat, stecke ich ihn normalerweise nicht dort hinein, wo ich ihn nicht hineinstecken will.“

Wenn das nicht sexy ist, weiß ich auch nicht. Leichte Lektüre für stille Abende, aber Vorsicht, an den gezogenen Stellen fallen einem schon mal die Augen zu.

Bewertung vom 02.06.2019
Fluchtinstinkt / THINK - Sie wissen, was du denkst! Bd.1 (eBook, ePUB)
Johnson, Trent Kennedy

Fluchtinstinkt / THINK - Sie wissen, was du denkst! Bd.1 (eBook, ePUB)


weniger gut

Kathy „Think“ Lipinski verdient ihr Geld als Bewährungshelferin der nächsten Generation: Neueste Technologie befähigt sie, die Gedanken der ihr zugeteilten Ex-Sträflinge in ihrem Kopf zu hören. Doch es ist mehr als nur ein Job für sie.

In der ersten Folge dieser Buchserie wird sie mit Clay verbunden, der, frisch aus der Haft entlassen, neu im Leben Fuß fassen möchte. Ein gegen ihn erhobener Mordverdacht treibt ihn zur Flucht. Er hält sich für unschuldig, aber ist er es auch? Und kann Think ihn finden?

Johnson hat mit „THINK“ eine sehr vielversprechende Grundidee entworfen, die absolutes Serienpotential hat. Think kann sich immer wieder im Laufe der Geschichte in die fremden Gedanken einklinken und darüber neue Erkenntnisse und Sichtweisen erlangen, was ähnlich auch bei zum Beispiel „iZombie“ gut funktioniert.

Der Aspekt des Gedankenlesens war zweifelsohne der Grund, warum ich die Buchserie „Think“ ausprobieren wollte. Die Beklemmung, die es für den Belauschten mit sich bringt, der bemüht ist, seine Gedanken „rein“ zu halten. Die gefühlte Ambivalenz, wenn man nie alleine ist. Hier wurde meine eigene Vorstellung, wie dieser Zustand sein müsse, komplett erfüllt. Allerdings wird später alles noch auf eine Metaebene gehoben. Das hätte man sich schenken können und wurde mir dann zuviel Überwachung.

Ein Hauch zuviel des Guten ist bei Johnson, dass sich jede Verbindung zu einem Ex-Häftling für Think anders anfühlt, ausgedrückt durch zum Beispiel AneinanderschreibenganzerSätze und KAPITALSCHRIFT. Bedenkt man, dass es eine Serie ist, wird dem Ideenreichtum bei den Schreibweisen sicher schnell ein Ende gesetzt sein, oder es wird dementsprechend anstrengend zu lesen, was es jetzt schon teilweise war.
Nicht nur die Schreibweise, sondern auch die Sprünge zwischen verschiedenen Figuren machen Mühe, anfangs in das Buch rein zu finden. Zwar wird die Person entsprechend in der Überschrift benannt, doch reißen die Übergänge einen gerne mal jäh aus der Handlung raus. Den Gedanken anderer Probanden der neuen Think-Technologie zu lauschen, war dabei aus meiner Warte kein bisschen interessant.

Kathy an sich ist ein schwieriger Charakter mit einem dunklen Flecken in ihrer Vergangenheit, der ihr noch zusetzt. Ich konnte während des gesamten Romans keine Nähe zu ihr aufbauen, geschweige denn Sympathie für sie entwickeln. Eher mit Clay. Vielleicht ist das ein Merkmal, das sich durch die Serie ziehen wird, dass die Perspektive des Rehabilitanden jeweils im Fokus steht. Wer weiß.

Der Schreibstil ist recht einfach gestrickt, was ich bei einer Serie an sich nicht tragisch finde. Wie ich jedoch weiß, gibt der Autor selber Schreibkurse, was die Erwartung schon um einiges hochschraubte. Für einen Thriller fehlte es mir des Weiteren an Spannungsaufbau. Das Ende war zwar überraschend und gefiel mir gut, die Beweggründe dahinter konnten aber nur mäßig überzeugen. Wer schon mal in Los Angeles war, den freuen vielleicht die genauen Ortsangaben, die zwischendurch fallen. Da der Autor selbst in Los Angeles wohnhaft ist, gehe ich erst einmal davon aus, dass die Straßennamen in ihrer Abfolge auch tatsächlich so existieren.

Der zweite Teil („Lügenspiel“) dieser Dranbleiber-Serie erscheint bereits am 28.06.2019, lässt also nicht lange auf sich warten. Auch wenn insgesamt die Geschichte unterhaltsam war, konnte mich die erste Folge aus den oben genannten Gründen nicht genug überzeugen, um mich als Leserin zu binden.

Bewertung vom 27.05.2019
So schöne Lügen
Burton, Tara Isabella

So schöne Lügen


sehr gut

Louise schlägt sich so durch. Alles muss sie sich erarbeiten, nichts wird ihr geschenkt. Da lernt sie die wohlhabende Lavinia kennen, die sie mitnimmt in ihre glanzvolle Partywelt. Doch Lavinia ist kein einfacher Charakter und Louise hat bald schon alle Hände voll mit ihr zutun, will sie doch ihr neues Leben um keinen Preis der Welt wieder hergeben.

Die Optik des Buches ist ein absoluter Blickfang! Das Bild kann es nicht wiedergeben, wie sehr der Umschlag im Licht mal golden, mal silbern glänzt. Darüber hinaus hat das Buch sogar ein goldenes Lesebändchen. Es schreit praktisch „Glamour!“ und passt wunderbar zu der prunkvollen Welt, in die Louise eintaucht. Wenn so schön auch die Lügen sind, dann darf man viel erwarten.

Der englische Originaltitel „Social Creature“ passt nicht weniger gut zu dem Roman, denn es deutet vor dem Lesen zusätzlich zum Klappentext gerade genug, aber nicht zuviel, an und lässt einen nach dem Lesen bestätigend nicken.

Die Geschichte stellt sehr unterschiedliche Lebensführungen einander gegenüber, den Überlebenskampf in einer Leistungsgesellschaft dem unbeschwerten Luxus. Die Integrierung und Bedeutung sozialer Netzwerke in den Alltag junger Menschen ist dabei besonders eindringlich herausgearbeitet worden. Echtheit und Aufgesetztheit sind sich manchmal zum Verwechseln ähnlich. Gerne glaubt man so schöne Lügen. Ja, das Buch ist schon extrem überzogen, aber genau das macht es aus.

Der Schreibstil der Autorin ist etwas gewöhnungsbedürftig. Statt Personalpronomen zu verwenden, werden die Namen der Personen immer wieder ausgeschrieben. Es kommt vor, dass mehrere Sätze hintereinander denselben Satzanfang haben und manchmal spricht ein allwissenden Erzähler den Leser plötzlich an. Sicher ist es Geschmackssache. Auf der gesamten Textlänge wechselte hier mein Eindruck zwischen positiv und negativ.

Es dauert gefühlt bis zur Hälfte des Romans, bis er richtig an Fahrt gewinnt. Die Einführung in Lavinias Welt wird sehr ausgeschmückt. Vielleicht eine Spur langatmig, aber im hinteren Teil macht es sich wiederum bezahlt, dass an vielen Stellen drauf aufgebaut werden konnte. Die Spannung steigert sich nach der Hälfte konsequent. Der Ausgang für Louise hängt bis Ende in der Luft und ich gebe zu: Ihre letzten Handlungen überraschten mich.

Die Überraschung war vermutlich vor allem deswegen groß, da Louise in vieler Hinsicht ambivalente Einstellungen hat und nicht ganz klar zu fassen ist. Wenn sie sich ihrer Selbst nicht sicher ist, wie können wir es dann sein? Bei den Nebencharakteren fällt auf, dass viele in ihrer Haltung Louise gegenüber ebenfalls inkonstant sind. Nichtsdestotrotz ist Louise eine wahnsinnig interessante Figur und ich bin gerne mit ihr durch die Geschichte gegangen.

Aus dem Nachwort ist herauszulesen, dass es der Autorin nicht allzu leicht gefallen ist, den Roman fertigzustellen. Die Mühe hat sich gelohnt. Es ist ein toller Roman dabei raus gekommen, die Idee dahinter hat mir sehr imponiert. Nur wurde „So schöne Lügen“ vielleicht etwas zu hochgejubelt. Laut der New York Times ist ein Merkmal des Romans „beißender Humor“. Vielleicht eine Fehlübersetzung? Der ist auf jeden Fall komplett an mir vorbeigegangen. Eigentlich sind auch düstere Passagen enthalten, aber irgendwie haben die mich nicht gepackt. Dafür gibt es andere starke Momente und ich kann euch „So schöne Lügen“ für seine spezielle Art und zum Kennenlernen der Figur Louise nur empfehlen.

Bewertung vom 07.04.2019
Monstermäßig beste Freunde / Fjelle und Emil Bd.1
Scheller, Anne

Monstermäßig beste Freunde / Fjelle und Emil Bd.1


ausgezeichnet

So eine Freundschaft zu einem Monster ist schon etwas ganz besonderes. Was es bedeutet, wenn eine monstermäßige Freundschaft durch Dick und Dünn geht, das können wir bei dieser Geschichte aus Flusenbek nachlesen.

Wunderbar kindgerecht in eine leichte Geschichte verpackt wird sich hier dem Thema Ausgrenzung angenähert. Ein Monster hat eben auch so manche monstertypische Eigenschaft, wenn diese uns beim Lesen auch eher zum Schmunzeln brachten oder außerhalb des gemeinsamen Lesens ein sprachlicher Running-Gag für uns wurden.

Etwas Ungerechtigkeit muss ertragen werden können. Für allzu zarte Gemüter eignet es sich daher vielleicht nicht. Ansonsten kann trotz der Altersempfehlung von 8 Jahren das Buch auch problemlos mit jüngeren Kindern, die selber noch nicht zur Schule gehen gelesen werden, auch wenn Fjelle und Emil schon die Schulbank drücken. Die Gefühle sind sehr nachfühlbar, obwohl für mich nicht immer ganz nachvollziehbar, aber am Ende ist die Geschichte rund und das Ende wartet noch einmal mit einer Überraschung auf, die zumindest mein Sohn (6 Jahre) nicht hat kommen sehen.

Die Kapitellängen eignen sich hervorragend für eine Einteilung beim Vorlesen oder Selbstlesen. Leider kamen die Bilder nur teilweise gut bei den Kindern an, manche wurden als zu hässlich abgetan. Die Geschichte an sich kam aber richtig gut an! Selbst die Große mit ihren 10 Jahren fand die Geschichte nett, zumal sich die Kinder gegen den fiesen Bösewicht alle zusammentaten und sich herrlich über ihn hermachten, wie blöd sie ihn fänden. Einige aus dem Buch stammende Redewendungen werden sich sicherlich noch lange bei uns halten. Sehr lesenswert mit aktuellem Thema und einfach mal was anderes als nur die Klassiker.

Bewertung vom 07.04.2019
Böse Jungs Bd.1
Blabey, Aaron

Böse Jungs Bd.1


ausgezeichnet

Böse Jungs, das sind Mr. Wolf, Mr. Snake, Mr. Shark und Mr. Piranha. Aber künftig nur noch dem Namen nach. Denn sie sind bemüht, ab sofort als Helden gute Taten zu vollbringen und der Welt zu zeigen, welch guter Kern doch tief, tief, tiiiiiieeeeef in ihnen schlummert.

Ein Comicbuch, das auf viel Humor ausgelegt ist, aber von jüngeren Kindern als angegeben (Empfehlung ab 8 Jahren) noch teils schwer verstanden wird. Wer schon lesen kann, für den ist das Buch ein sehr kurzer Zeitvertreib: Es ist locker an einem Tag fertig zu lesen. Wer noch nicht gut lesen kann, wird nicht nur länger brauchen, sondern unter Umständen bei Wörtern aus anderen Sprachen noch ins Straucheln geraten und sie weder lesen noch verstehen können. Hier ist eine Begleitung sinnvoll, was hier ohnehin viel Spaß macht.

Die Bilder sind alle in Schwarzweiss. Wem es nicht graut, in ein Buch zu malen, der kann sich lange damit beschäftigen, dem Inhalt mehr Farbe zu verleihen. Die Schrift wird größer und verzerrter, je nach Tonfall der Figuren, was die Geschichte sehr lebendig macht.

Es dauert etwas, bis das Buch an Fahrt aufnimmt, da die Charaktere eingangs erst einzeln vorgestellt werden. Neben kleinerer Blödeleien bleibt Platz für zwei Versuche an Heldentaten. Sicher ist bei den Szenen für jeden was dabei, um mit seinem Kind gemeinsam über eine Stelle zu lachen.

Als Erwachsene fand ich im Gegensatz zu den Kindern die Geschichten nicht allzu gewitzt, die Art der Zeichnungen sagten mir nicht zu (waren mir nicht hübsch genug), aber das, was am meisten enttäuschte, war die geringe zeitliche Umfang, in welchem wir es durchgelesen haben. Wir lesen gerne zusammen längere Bücher (Lindgren, Preußler ...), das hier ist dann vielleicht eher für Lesemuffel das Richtige.

Alles in Allem hat es den Kindern gut gefallen und sie wären am liebsten direkt mit dem nächsten Band fortgefahren. Bisher sind insgesamt drei Bände erschienen. Band 4 kommt bald (29.04.2019) in den Handel.

Bewertung vom 17.02.2019
Die Frauen der Familie Marquardt
Elias, Nora

Die Frauen der Familie Marquardt


sehr gut

Köln 1908: Caspar Marquardt ist Eigentümer eines großen Kaufhauses, für das er einen fernen Verwandten als männlichen Erben einsetzen will, da er selber nur drei Töchter hat. Tochter Louisa sah sich schon als Erbin und ist erzürnt darüber, dass ihr Vater an dem aus ihrer Sicht überholten Bild der gesellschaftlichen Stellung von Mann und Frau festhält. Tochter Sophie schwelgt im Reichtum ihres Vaters und spielt gern mit den Gefühlen der Männer, bis es einmal andersherum kommt. Mathilda, die dritte und uneheliche Tochter, will Karriere machen, doch bekommt sie in einer von Männern beherrschten Welt dazu Gelegenheit?

Die Schwestern sind sich mal einig und unterstützen einander, mal sind sie sich spinnefeind. Sie haben es alle nicht einfach im Leben, denn die Erwartungen an sie und ihre eigenen Wünsche, wie sie ihr Leben gestalten wollen, kollidieren häufig miteinander. Das hohe Ansehen der Familie Marquardt mag ihnen Möglichkeiten eröffnen, die anderen verwehrt bleiben, gleichzeitig stehen sie aber genau deswegen immer im Auge der Öffentlichkeit.

Die Entwicklungen und Verwicklungen wissen zwar selten zu überraschen, fügen sich aber wunderbar zusammen. Der Personenkreis ist sehr gering gewählt, was man einer Auflistung vor der eigentlichen Geschichte entnehmen kann und für eine dichte Erzählung sorgt.
Die Autorin springt zwischen verschiedenen Perspektivfiguren hin und her (nicht nur zwischen den Schwestern), dafür nutzt sie auch immer einen passenden Moment, doch findet der Wechsel häufig ohne eine einleitende Markierung statt. Von einer Zeile zur anderen geht es auf einmal mit einer anderen Person weiter. Das hätte man leserfreundlicher gestalten können.
Es wurden von ihr ein paar altbackene Wörter mit eingestreut, um die Zeit besser abzubilden. Viel Herzblut steckt in den Beschreibungen des Kaufhauses, die es vor den Augen zum Leben erwecken in all seinem Prunk und mit den vielen unterschiedlichen Abteilungen.

Wer Köln kennt und liebt, dem reicht wahrscheinlich schon die Erwähnung von Orten wie der Hohe Straße und der Schildergasse, um sich für das Buch zu erwärmen. Tiefer gehend entwickelt sich aber keine genaue Vorstellung davon, wie es dort tatsächlich aussah. Es wird fast kein Kölsch gesprochen und zur Historie fällt kaum mal ein Wort. Hier beschränkt sich die Autorin auf die Darstellung der Frauenrolle zu der Zeit.

Vergleicht man die inhaltliche Wiedergabe mit dem Buchcover, fällt auf, dass es sich eigentlich um drei Schwestern handelt, aber nur zwei Frauen auf dem Bild besonders hervorgehoben werden. Auf den ersten Blick macht es den Eindruck, dass es nicht passt, auf den zweiten kann es aber vor, während und nach dem Lesen nachdenklich machen. Für mich habe ich eine schlüssige Erklärung gefunden, mit der das Cover stimmig den Inhalt wiedergibt. Bin gespannt, wie es euch damit geht.

Bewertung vom 03.12.2018
Totenmeer / Die Phileasson-Saga Bd.6
Hennen, Bernhard;Corvus, Robert

Totenmeer / Die Phileasson-Saga Bd.6


ausgezeichnet

Knöcheltief versinkt der Fuß in schmutzigem Wasser.
Jeder Schritt ein schmatzendes Geräusch.
Ein ewiger Gestank verrottender Algen, ähnlich dem Geruch fauler Eier…

Es wird wahrhaft unwirtlich für unsere beiden Helden Asleif Phileasson und Beorn, den Blender. Denn es geht ins Sargassomeer. Auch bekannt unter dem Namen Totenmeer, denn was dort erst einmal in den Sog des riesigen Tangfeldes gerät, kehrt nie wieder zurück. Nicht die besten Aussichten. Zu allem Überfluss gilt es für unsere beiden Kontrahenten auch noch, die nächste Aufgabe der Wettfahrt um den Titel „König der Meere“ zu lösen: Ein verschollener Kelch muss gefunden werden.

Und der ist sehr gefragt: Noch nie mischten so viele unterschiedliche Parteien mit wie dieses Mal. Manch einer mag dabei sein Leben lassen, besonders da es gegen schwarze Magie und Geister geht, doch nur so ist das Ziel zu erreichen, das wohl!
In den Ottajaskos ist auch ordentlich was los. Der Ruf nach Rache für ein altes Verbrechen wird immer lauter. Ein wirrer Verstand sucht mühsam nach Antworten. Sehnsucht und Trauer wechseln sich ab.

Das Totenmeer ist nicht mit dem Bermudadreieck gleichzusetzen, auch wenn dort ebenfalls den Geschichten nach Schiffe verschwinden. Ebenso wenig handelt es sich bei dem Kelch um den Heiligen Gral, sondern um etwas ganz eigenes, das man so bestimmt noch nicht gelesen hat.

Die Stimmung schwankt zwischen düster und heiter. Langeweile kommt nicht auf, ausgenommen vielleicht beim Prolog. Hier wurde diesmal kein bekannter Charakter gepickt, sondern eine Vorgeschichte erzählt, die für spätere Zusammenhänge im Buch nicht ganz unwichtig ist und somit schon ihre Berechtigung hat. „Totenmeer“ liest sich trotz zweier Autoren wie aus einem Guss runter und ich fühlte mich richtig gut unterhalten.

Fazit: Unser Autoren-Duo, Bernhard Hennen und Robert Corvus, hat mit „Totenmeer“ ein Meisterwerk geschaffen, das Rang 12 auf der Spiegel-Bestseller-Liste wohl verdient hat.

Bewertung vom 27.07.2018
A Stranger in the House
Lapena, Shari

A Stranger in the House


sehr gut

Dinge stehen nicht mehr an ihrem Platz und du wirst das Gefühl nicht los, dass jemand im Haus war. Ein Unfall lässt dich vergessen und plötzlich vermutet die Polizei einen Zusammenhang zwischen dir und einer Leiche. Was ist passiert und zu was bist du fähig?

Endlich erscheint Shari Lapenas zweiter Roman. Er trägt den Titel „A stranger in the house: Das Böse ist näher, als du denkst“ und ist ein durchaus vorzeigbarer Nachfolgeroman.

Die Geschichte findet in einem sehr kleinen Personenkreis statt. Wieder einmal scheint jeder seine eigenen kleinen Wahrheiten zurückzuhalten.
Eigentlich haben Lapenas Romane keine Verbindung zueinander, dennoch gibt es ein Wiedersehen mit einem Charakter aus „The couple next door“, was sicher den ein oder anderen freuen wird.

Shari Lapenas Handschrift ist klar erkenntlich: Kurz gehaltene Sätze. Klarer Ausdruck. Super angenehm zu lesen. Der auktoriale Erzähler, der uns die Außenperspektive der Handlung beschreibt und gleichzeitig auch ganz genau über das Innenleben seiner Charaktere aufklärt, ähnelt sehr jenem aus dem Debütroman, doch sind die Wechsel der Figuren-Perspektiven dieses Mal seltener fließend, sondern werden klar durch Kapitel abgeteilt, von denen es insgesamt sehr viele gibt. Wonach bei der Aufteilung gegangen wurde, ist für mich nicht erkenntlich.

Mit ihrem Debütroman „The couple next door“ (englischer Nummer-1-Bestseller) hat die Autorin die Messlatte für den zweiten extrem hoch gehängt, was ihm leider nicht gut bekommt, denn im direkten Vergleich steht, dass „A stranger in the house“ vom Thrill-Faktor, von den Skandalen und vom pompösen Finale her deutlich hinten zurück.

Das macht ihn aber nicht zu einem schlechten Roman. Die Sog-Wirkung in die Geschichte hinein, ist immens und lädt dazu ein, das Buch in einem Zug zu verschlingen. Ein paar echt verblüffende Entwicklungen werden euch vom Hocker hauen und am Schreibstil lässt sich gefühlt nichts besser machen.

Insgesamt konnte man diesmal weniger Verdächtigungen anstellen und Miträtseln. Zum Teil langatmig wirkten Passagen, in denen bereits bekannte Enthüllungen nur weitergegeben wurden. Die Entwicklung der Geschichte war nicht ganz nach meinem persönlichen Geschmack. Spaß beim Lesen hatte ich allemal.