Die Autorin M.L. Wang hat mit ihrem Fantasytitel „Blood over bright haven“ einen Einzelband geschrieben, was in diesem Genre eher ungewöhnlich ist. Dennoch hat man hier definitiv nicht das Gefühl, dass etwas fehlt. Das Buch wirkt in sich stimmig und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden.
Ich persönlich habe noch kein Werk aus der Feder von M.L. Wang gelesen, dafür habe ich aber schon einige positive Meinungen zu ihren Büchern gehört. Daher hatte ich relativ große Erwartungen an dieses Buch und diese wurden nicht enttäuscht.
Der Schreibstil ist bildhaft und lässt sich angenehm lesen. Gekonnt schafft es die Autorin hier eine dichte Atmosphäre zu erschaffen. Es gibt einige spannende Situationen und auch viele unerwartete Wendungen. Der Spannungsbogen wird permanent hochgehalten und auf vielseitge Art und Weise wird Spannung erzeugt – sei es situationsbedingt oder auch durch die Charaktere hervorgerufen. Überzeugen konnte mich ebenfalls das umfangreiche Worldbuilding, welches mich ebenfalls überzeugen konnte. Sehr gelungen fand ich hier auch das einzigartige Magiesystem. Es gibt einige interessante Einblicke und auch die Ausführungen hinsichtlich der Details finde ich gelungen. Die vielseitigen Aspekte der Magie konnte mich überzeugen und nur zu gerne habe ich die Ausführungen dazu gelesen.
Dennoch ist dies kein Buch für zwischendurch. Es gibt einige brisante Themen, welche nicht immer leicht zu verdauen sind. Ein paar wichtige Themen werden angesprochen, zum Beispiel werden Rassismus oder auch Frauenfeindlichkeit angesprochen. Diese Welt ist eine männerdominierende Welt, welche die Macht haben und das Sagen haben. Nicht immer sind die Themen leicht verdaulich und mir gefällt dieser tiefgründige Aspekt des Buches sehr gut.
Etwas zäh fand ich jedoch den Einstieg. Zu Beginn lernt man das Volk der Kwen kennen. Sie haben kein einfaches Leben und daher haben sie sich entschlossen, die Querung anzutreten. Sie wollen in sichere Gefilde aufbrechen. Wer außerhalb der Stadt lebt, lebt in Gefahr – draußen geht der Feuerbrand umher, viele Menschenopfer hat dies schon eingefordert. Daher wollen sie ein Leben in Tiran wagen, wissen aber, dass der Weg dorthin kein leichter ist. Hat man sich an dieses Volk gewöhnt, wird man im nächsten Kapitel in die Stadt Tiran katapultiert und lernt diese männerdomminierte Stadt kennen. In dieser muss Sciona sich behaupten. Sie ist eine schlaue und starke Frau, welche sich in dieser Welt behaupten möchte, ihre Prüfung im Hohen Magisterium steht an. Sie möchte eine Hochmagierin werden und ihren Weg gehen. Eine Revolution der Sicherung der Stadt soll bewältigt werden und die neuen Hochmagier sollen sich dieser Aufgabe annehmen. Leider akzeptieren die männlichen Kollegen Sciona nicht, sodass diese sich alleine behaupten muss. Doch dies ist sie gewohnt, daher macht sie sich sogleich an die Arbeit. Sie bekommt einen Assistenten an die Seite gestellt – Thomil. Dieser ist ein cleverer Mann, welcher kluge Fragen stellt. Er ist ein Flüchtling aus der Außenwelt und hat ganz andere Erfahrungen in seinem Leben machen müssen im Vergleich zu Sciona. Die beiden müssen sich erst aneinander gewöhnen. Aber ihre Dialoge haben dieses Buch sehr bereichert und es hat mir große Freude gemacht, den Schlagabtausch der beiden mitzuverfolgen. Dabei gerät das Weltbild von Sciona ordentlich ins Wanken und sie muss umdenken. Thomil hat daran einen wesentlichen Anteil, aber auch er lernt viel von Sciona und zusammen geben sie ein tolles Team ab. Das Weltbild wird komplett überworfen und die neuen Erkenntnisse für Sciona nicht leicht zu verdauen. Ein immer tieferer Strudel entsteht und die Handlung nimmt so richtig Fahrt auf. Es wird richtig packend und man kann das Buch kaum noch aus der Hand legen. Immer neue Erkenntnisse werden offenbart und so langsam erkennen die Protagonisten und auch der Leser selbst die Zusammenhänge. Die Umsetzung fand ich hier sehr gelungen und konnte mich in ihren Bann ziehen.
Am Ende gibt es noch ein Glossar - eine Taschenfibel der magischen Grundbegriffe. Wichtige Aspekte der Magierwelt werden erklärt und helfen besonders zu Beginn den Überblick zu bewahren.
Insgesamt konnte mich die Autorin M. L. Wang mit ihrem Fantasyroman „Blood over bright haven“ mit einer ganz besonderen Geschichte in ihren Bann ziehen. Wahrlich wichtige Themen finde hier Raum und auch die Charaktere konnten mich überzeugen. Lediglich der Einstieg und damit der Zugang zum Buch ist mir auf den ersten Seiten etwas schwer gefallen. Daher möchte ich 4 Sterne vergeben und ich möchte auch eine Leseempfehlung aussprechen.
T. Kingfisher ist eine preisgekrönte und bekannte Autorin, welche mit „Was die Nacht verschweigt“ die Fortsetzung zu „Was die Toten bewegt“ geschrieben hat. Meiner Meinung nach ist es jedoch nicht zwingend erforderlich, dass man den ersten Band gelesen haben muss. Auch ohne Vorkenntnisse kann man den Zusammenhängen folgen. Jedoch ist das Lesevergnügen viel größer, wenn man die Handlung des ersten Bandes kennt und daher die Andeutungen besser versteht.
Ich habe bereits den ersten Band „Was die Toten bewegt“ gelesen und fand diese Neuinterpretation von „Der Untergang des Hauses Usher“ recht ansprechend und gekonnt umgesetzt. Daher habe ich mich sehr auf die Fortsetzung „Was die Nacht verschweigt“ gefreut und habe mich zusammen mit Alex wieder in ein Horrorabenteuer gewagt.
Auch dieses Mal finde ich die Gestaltung wieder recht ansprechend und passt auch wieder ganz gut zum Inhalt der Novelle, dieses Werk ist wahrlich ein Blickfang. Und jeder, der diese Novelle gelesen hat, wird nachvollziehen können, wie passend dieses Cover für den Inhalt des Buches ist.
Der Schreibstil von T. Kingfisher ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ich kannte ihren Stil bereits aus „Was die Toten bewegt“ und wusste, worauf ich mich einlasse. Der Schreibstil besticht durch kurze und schnörkselfreie Sätze – dennoch schafft es die Autorin gekonnt, dass die Emotionen zwischen den Zeilen spürbar sind. Der Erzählstil von Kingfisher ist eher langsam. Temporeiche Sequenzen oder actiongeladene Szenen sucht man hier vergebens. Dennoch wird langsam aber stetig Spannung aufgebaut. Die Bedrohung verdichtet sich immer mehr und gebannt hängt man an den Seiten und als Leser möchte man wissen, wie es weitergeht. Auch wird gekonnt eine düstere und bedrohliche Atmosphäre geschaffen. Man merkt auf jeder Seite, dass eine Bedrohung in der Luft liegt und sich irgendetwas übernatürliches anbahnt.
Der Einstieg ist direkt und ziemlich nahtlos schließt „Was die Nacht verschweigt“ an seinen Vorgänger an. Als Leser wird man sofort wieder in das Geschehen hineingeworfen und befindet sich an der Seite von Alex Easton. Man befindet sich wieder in Gallazien und es gibt auch dieses Mal wieder ein paar Ausführungen zu diesem Land und seinen speziellen Gegebenheiten. Dieses Mal haben sich diese Details meiner Meinung nach besser in den Inhalt eingefügt und war nicht so dominant.
Die Novelle wird aus der Perspektive von Alex erzählt, sodass man die Gedankengänge von der Protagonistin besser nachvollziehen kann. Außerdem kommt der Leser dadurch öfters in den Genuss von Alex‘ sarkastischen Humor. Diese bereichern meiner Meinung nach dieses Werk und führen auch zur düsteren Atmosphäre bei. Alex ist mit ihrem Burschen Angus nach den Geschehnissen im Hause Usher in Gallazien unterwegs. Davor haben sie sich eine Auszeit gegönnt, um die Vorkommnisse zu verarbeiten. In der Jagdhütte von Alex wollen sie sich mit der Mykologin Miss Potter treffen, welche die Flora und Fauna von Gallazien erkunden möchte. Doch leider ist der Verwalter der Jagdhütte unter mysteriösen Umständen verstorben. Daher muss Alex zusammen mit Angus Ersatz finden, doch keiner aus dem Dorf möchte diese Stelle antreten – es scheint verflucht zu sein. Leider denken die Dorfbewohner, dass ein Fluch auf dem Posten liegt. Es ist nicht einfach, doch am Ende finden die beiden eine verzweifelte Frau samt Enkel, welche diese Position übernehmen.
Ich mochte die Art, wie Alex das Problem angeht und auch die Gedankengänge. Sie möchte alles klären und hinterfragt dabei auch gewisse Tatsachen. Schade fand ich jedoch, dass Miss Potter leider in den Hintergrund gerät. Ich mochte sie schon im ersten Band, in der Fortsetzung ist sie leider nur ein kleiner Nebencharakter. Auch der Enkel Bors ist gut dargestellt und auch dieser Charakter war mir sympathisch. Man fiebert mit dem Schicksal von Bors mit und hofft, dass es für ihn ein gutes Ende nimmt. Als Leser hängt man daher gebannt an den Seiten und zusammen mit Alex geht man dem Problem auf den Grund und versucht die Hintergründe zu erfahren und dann dagegen anzugehen.
Insgesamt konnte mich die Autorin T. Kingsfisher mit ihrer neuen Novelle „Was die Nacht verschweigt“ wieder zum Schauern bringen. Die Grundidee wurde gekonnt umgesetzt und dank einer düsteren und bedrohlichen Atmosphäre entsteht eine überzeugende Horrorgeschichte. Hierfür möchte ich 4 Sterne vergeben.
Mit dem fantastischen Roman „A dark and secret magic“ hat Wallis Kinney ein Buch geschrieben, welches wunderbar in den Herbst passt. Dies ist (bisher) ein eigenständiges Werk und kann sich daher ohne Vorkenntnisse lesen lassen.
Bei diesem Buch fand ich den Klappentext ansprechend – eine Hexe, welche mit ihrem Kater in einem abgelegenen Hexenhaus lebt – dazu eine geheimnisvolle magische Vergangenheit und dunkle Geheimnisse. Dies klang für mich vielversprechend und passt dazu noch sehr gut in die Herbstzeit. Daher habe ich mich voller Vorfreude in dieses Buch gestürzt, ohne jegliche Erwartungen.
Schon die Gestaltung des Buches fand ich ansprechend. Es stimmt den Leser auf das Buch und das darin enthaltene Herbstfeeling ein. Am Ende des Werkes sind ein paar Rezepte beigefügt worden, welche zum Ausprobieren einladen, auch stimmen sie einen auf das Buch ein bzw. runden das Gesamtwerk ab.
Der Schreibstil ist angenehm, sodass sich das fantastische Buch flüssig lesen lässt. Bildhaft wird hier eine magische Geschichte erzählt. Besonders sticht hier die cozy Halloween- Stimmung hervor. Dies ist wirklich ein Roman, welcher perfekt in die regnerische Herbstzeit passt. Die Stimmung ist eher cozy und gemächlich, auch wenn am Ende diese etwas düsterer wird. Es kommt eine gemütliche Stimmung auf, welche durch den dichten Erzählstil gekonnt transportiert wird. Auf unterschiedliche Weise wird hier Spannung erzeugt, und auch wenn dies kein actionreiches Buch ist, so hat es sich dennoch zügig lassen und hat sich durch seine Atmosphäre zu einem Pageturner entwickelt. Innerhalb der Story gibt es die ein oder andere unerwartete Wendung, andere sind etwas vorhersehbarer. Dennoch wird der Spannungsbogen permanent hochgehalten und dies auf verschiedene Art und Weise. Interessant fand ich hier auch das magische Setting. Es gibt einige interessante Ansätze und das Magiesystem hat definitiv einiges zu bieten. Jedoch wirkt es auf mich eher unausgereift. Mir persönlich haben hier einige Details gefehlt, auf mich wirkt es unvollständig. Es gibt ein paar ansprechende Ideen, so sind die unterschiedlichen Hexenarten und ihre verschiedenen magischen Fähigkeiten spannend. Jedoch hätten die Ausführungen zu dem Magiesystem ruhig mehr Raum im Buch haben sollen. Viele Details werden nur kurz angesprochen und dann nicht weiter vertieft. Hier wird meiner Meinung nach definitiv Potential verschenkt.
Auch bei der Charakterdarstellung sind meiner Ansicht nach ein paar Schwachpunkte erkennbar. Der Fokus wird hier lediglich auf die Hauptcharaktere gelegt. Die Nebencharaktere wirken auf mich wahrlich blass und unausgereift. Sie sind eher Mittel zum Zweck und erfüllen eine Aufgabe, danach wird ihre Geschichte nicht weiter vertieft. Kate ist die weibliche Protagonistin und eine Besonderheit in ihrem Hexenzirkel, denn sie ist eine Heckenhexe. Dies ist eine besondere Art der Magie und eigentlich hat Kate niemanden, der ihr diese Magie richtig beibringen kann. Kate ist sympathisch, aber auch eher naiv und fühlt sich mit ihren eingeschränkten Einsichten und Wissen zu ihrer Magie recht wohl. Leider stellt sie eher wenig Fragen und gibt sich mit ihrem Leben so zufrieden. Auch als Matthew ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellt, hinterfragt sie eher nichts und vertraut blind einem fremden Menschen. Ich hätte mir gewünscht, dass sie nicht so blauäugig ist und auch mal ihren Kopf benutzt und sich selbst eine Meinung bildet. Schwierig fand ich auch das Verhältnis zu ihren Schwestern. Die Beziehung fand ich persönlich eher toxisch und dabei leider nicht wirklich harmonisch.
Matthew ist hier der männliche Gegenpart zu Kate. Er gehört einem anderen Hexenzirkel an und hat eher eine düstere Magie. Auch umgibt ihn eine geheimnisvolle Atmosphäre. Matthew steckt voller Geheimnisse. Seite für Seite ergibt sein Verhalten immer mehr Sinn, man lernt ihn besser kennen und versteht auch eher seine Beweggründe. Die Lovestory, welche sich zwischen den beiden entwickelt, verbindet sich gut mit der Hauptstory. Jedoch fand ich es etwas fragwürdig, dass Matthew solche starken Gefühle für Kate hat, obwohl er sie lediglich vor einigen Jahren nur kurz kennen gelernt hat. Dies fand ich etwas befremdlich. Dennoch finde ich, dass sich die Lovestory gut entwickelt und sich harmonisch die Story ergänzt.
Das Ende konnte mich leider auch nicht vollständig überzeugen. Mir persönlich war es etwas undurchsichtig und zu abrupt. Aber dies ist Geschmackssache. Für mich hat sich das Finale jedoch nicht harmonisch angefühlt.
Wallis Kinney hat mit „A dark and secret magig“ einen magischen und cozy Herbstroman gelesen. Meiner Meinung nach, kommt es bei diesem Werk darauf an, was man davon erwartet. Es ist ein leichtes Buch, wenn man hier nicht allzu viel Tiefgang erwartet, dann kann man diese wunderbare Atmosphäre genießen und in dem magischen Setting abtauchen. Ich habe diesen fantastischen Roman wohl zum richtigen Zeitpunkt gelesen. Ich möchte hierfür 4 Sterne vergeben.
Der Autor Tilo Eckardt hat mit seinem historischen Kriminalroman „Unheimliche Gesellschaft“ den zweiten Band seiner Roman- Reihe rund um Thomas Mann geschrieben. Dabei ist es meiner Meinung nach nicht zwingend erforderlich, dass man den ersten Band „Gefährliche Betrachtungen“ bereits gelesen hat. Es werden zwar ein paar Andeutungen und Anspielungen auf die Kriminalhandlung aus dem ersten Teil gemacht, dennoch kann man die Handlung auch ohne Vorkenntnisse ohne Probleme nachvollziehen.
Ich persönlich habe noch kein Werk aus der Feder von Tilo Eckardt gelesen. Für mich war der Aspekt ansprechend, dass in diesem historischem Kriminalroman Thomas Mann eine wesentliche Rolle spielt und ich war auf die Umsetzung gespannt.
Dies ist schon der zweite Band, indem Müller und Mann in die Rolle eines Duos aus Detektiven schlüpfen. Wobei Müller eigentlich ein Übersetzer ist und eigentlich Miuleris mit Nachnamen heißt und Thomas Mann nur zu gerne zur Hilfe eilt, die beiden pflegen fast ein freundschaftliches Verhältnis. Den ersten Band „Gefährliche Betrachtungen“ habe ich persönlich noch nicht gelesen. Dennoch bin ich gut in den zweiten Band hineingekommen, ich hatte hierbei keinerlei Startschwierigkeiten. Es werden ein paar Andeutungen gemacht und inhaltlich auch Bezug auf den Reihenauftakt genommen, teilweise ist diese auch wichtig für die Handlung. Dennoch werden diese näher erklärt, sodass man auch als Quereinsteiger keine Schwierigkeiten hat, diesem Kriminalfall zu folgen.
Der Schreibstil ist an die damalige Zeit angepasst – wirkt dabei jedoch stellenweise etwas gestelzt, gekonnt wird auch eine kleine Prise Humor eingebunden. Dieser ist gut zwischen den Zeilen versteckt und fügt sich meisterhaft in die Handlung ein. Es gibt einige spannende Szenen, ein packender und zugleich politischer Fall entwickelt sich und steigert sich bis zum Höhepunkt. Es gibt einige Fallstricke und nicht alle relevanten Aspekte sind gleich offensichtlich. Seite für Seite entwickelt sich ein packender Fall, dabei entwickelt sich eine Schnitzeljagd durch Zürich. Dennoch hätte man manche Szenen meiner Meinung nach etwas kürzen können, es gab Aspekte, welche mich nicht vollständig überzeugen konnten. Eckardt schafft es gekonnt, die historischen Details gut in den Kriminalfall einzubinden. Positiv finde ich es auch, dass der Autor im Nachwort noch einmal darauf eingeht, was Fakten und Fiktion ist. Gekonnt wurde hier beides miteinander vermengt und nicht selten habe ich mich während des Lesens gefragt, welche Fakten in diesem Krimi alle eingebunden wurden. Auch ein umfangreiches Quellenverzeichnis ist beigefügt worden. Der Kriminalroman ist aus der Perspektive von Müller erzählt. Der Roman ist eine Rückblende, Müller erzählt seinem Urenkel Jonas Epochen aus seinem vergangenen Leben. Dadurch lernt man den Protagonisten besser kennen, kann seine Gedankengänge besser nachvollziehen und bekommt Einblicke in sein vergangenes Leben. Dennoch blieb für mich der Protagonist Müller eher flach, es fehlte mir persönlich an einem überzeugenden Charakter mit wiedererkennbaren Eigenschaften – etwas was hervorsticht. Ich habe nicht richtig mitgefiebert und habe nicht um ihn gebangt.
Interessant fand ich hier die Darstellung von Thomas Mann, dieser muss keine einfache Persönlichkeit gewesen sein. Mann ist eher stilvoll und distanziert. Er ist sehr mit seinen eigenen Problemen und seinem Exil beschäftigt. Auch scheint sich die Familie Mann noch nicht vollständig an das Leben in der Schweiz gewöhnt zu haben. Mein persönlicher Liebling war jedoch der Hund Ludwig. Er hat einige Situationen bereichert und Leben in das Werk eingehaucht. Er hat außerdem die Handlung wesentlich beeinflusst und Ludwig ist der eigentliche Held der Geschichte.
Insgesamt konnte mich Tilo Eckardt mit seinem historischen Kriminalroman „Unheimliche Gesellschaft“ gut unterhalten. Es gab in meinen Augen einige interessante Aspekte, wie zum Beispiel die Darstellung von Thomas Mann. Aber dennoch konnte mich das Buch nicht vollständig in seinen Bann ziehen. Hierfür möchte ich 3,5 Sterne vergeben.
Bewertung Buch:
Mit dem Kriminalroman „Nordostrache“ hat die Autorin Nele Bruun den ersten Band der Ermittler Anders und Larsson geschrieben. Dier kann ohne Vorkenntnisse aus anderen Werken der Autorin gelesen werden.
Der Kriminalroman mit Lokalkolorit „Nordostrache“ ist nun schon der zweite Roman aus der Feder von Nele Bruun, welchen ich gelesen habe. Hier hat mich auch wieder die norddeutsche Location interessiert. Daher habe ich mich mit Vorfreude auf diesen Roman gestürzt und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Der Schreibstil der Autorin Nele Bruun ist, wie ich es bereits aus „Frieslandopfer“ gekannt habe, leicht und hat sich dadurch flüssig lesen lassen. Dies führt dazu, dass hier ein kurzweiliger Kriminalroman entstanden ist, welcher sich flott weg lesen lässt. Durch die Schreibweise, wie der Mordfall aufgeklärt wird, entwickelt sich eine Art Sogwirkung. Als Leser möchte man nur zu gerne wissen, was hinter diesem Gewaltakt steckt und wie die genauen Tathergänge sind, die dazu geführt haben. Auch hat die Autorin einen bildhaften Schreibstil, sodass man sich die Örtlichkeiten gut vorstellen kann. Ebenso hat man als Leser quasi das Gefühl, dass einem Mal ein lauer, frischer Nordseewind um die Nase weht. Meiner Meinung nach schafft es Bruun auch ganz gut, die Spannung konsequent oben zu halten. Dies schafft sie auf verschiedene Art und Weise. Sei es durch den Mordfall an sich und den Ermittlungsarbeiten, oder auch durch diverse Charakterkonstellationen, welche ebenfalls viel Konfliktpotential aufweisen. Es gibt auch einige Wendungen, welche ich so nicht erwartet hätte. Diese halten die Spannung ebenso hoch und führen zu immer neuen Anregungen und Denkanstößen. Sowohl im privaten Umfeld der Ermittler kommt es zu Überraschungen als auch im Privatleben der ermordeten Vize- Direktorin, sodass man stellenweise ein ganz anderes Bild von ihr als Person bekommt. Dabei entstehen einige offene Fragen in Bezug auf den Mordfall an Frau Maternus, welche nun geklärt werden müssen. Es entsteht ein komplexer Kriminalfall, der zu Beginn der Tat so nicht ersichtlich gewesen war. Immer tiefer geraten die Ermittler in einen Strudel und es stellt sich heraus, dass auch Lehrer in ihrem Privatleben anders sein können, als man zunächst vermuten würde. Es entwickelt sich ein kniffliger Mordfall, bei dem sich das Ermittlerteam nicht nur einmal die Frage stellt, welche Motivation der Mörder hatte.
Auch die Charakteraufstellung hat mir persönlich ganz gut gefallen. Die Protagonisten sind in dieser Kriminalreihe Anne Anders und Hendryk Larsson. Beides sind Ermittler und sollen nun als Team zusammenarbeiten. Anne bekommt einen neuen Partner und muss feststellen, dass dies ein Exfreund von ihr ist. Hendryk wurde nach einem Vorfall bei seiner bisherigen Abteilung in eine andere versetzt und muss sich in diese neuen Gegebenheiten erst einmal einfinden. Dass die beiden Ermittler eine gemeinsame Vergangenheit haben, welche für beide nicht unbedingt positiv geendet hat, bringt viel Konfliktpotential in die Geschichte. Ich finde es interessant zu lesen, wie unterschiedlich die beiden mit dieser Situation umgehen. Anne Anders möchte die damaligen Beweggründe nur zu gerne wissen und Hendryk möchte eher professionell bleiben. Es macht Spaß zu verfolgen, wie die beiden zusammenarbeiten und sich dabei zusammenraufen müssen. Sie haben einen unterschiedlichen Ermittlerstil und müssen diesen erst mal aufeinander abstimmen. Im Verlauf des Buches wachsen die beiden zu einem guten Team zusammen und auch die privaten Angelegenheiten kommen zur Sprache. Mir haben die beiden als Team ganz gut gefallen. Es hat mir Freude bereitet, die beiden bei ihren Ermittlungen in dem Mordfall mitzuverfolgen. Aber es gab auch einige interessante Nebencharaktere, welche die Geschichte noch zusätzlich bereichert haben. Besonders ansprechend fand ich hier Opa Nissen, wie er seine Anekdoten aus der damaligen Zeit zum Besen gebracht hat und dabei seine kleine Bude betrieben hat. Für mich hat dies den richtigen norddeutschen Charme versprüht.
Insgesamt konnte mich die Autorin Nele Bruun mit „Nordostrache“ wieder gut unterhalten. Das Ermittlerteam Anne Anders und Hendryk Larsson konnte mich ebenfalls überzeugen. Nur gut gerne möchte ich weitere Fälle mit ihnen lesen. Von mir gibt es 4 Sterne.
Mit dem historischen Roman „Rabenthron“ ist das neuste Werk von Rebecca Gable auf dem Büchermarkt veröffentlich wurden. In diesem Buch wird die Geschichte rund um die Familie Helmsby erneut aufgegriffen. Die Familie Helmsby steht in ihren historischen Romanen „Das zweite Königreich“ und „Hiobs Brüder“ im Fokus. Jedoch kann man „Rabenthron“ auch ohne weitere Vorkenntnisse lesen.
Der Schreibstil von Gable ist, wie ich es bereits aus ihren bisherigen Werke gewohnt bin, flüssig, sodass die Seiten nur so dahinfliegen. Man merkt dem Buch gar nicht seinen Umfang an. Der Spannungsbogen wird über die komplette Seitenanzahl hochgehalten. Auf sehr vielseitige Art und Weise wird Spannung aufgebaut und zum Höhepunkt gesteigert, viele unverhofften Wendungen werden eingebaut und nicht selten habe ich mitgelitten, wurde von meinen Emotionen während des Lesens überwältigt oder habe auflachen müssen. Gekonnt werden historische Gegebenheiten oder auch Anekdoten in die Handlung mit eingebaut. Auch viele historische Personen sind ein essentieller Teil der Handlung und werden vielseitig dargestellt. Hierbei hilft das Personenverzeichnis. In diesem ist aufgeführt, welches eine historische Person ist und welcher Charakter fiktiv ist. Man merkt auf jeder Seite des Buches die umfangreiche und tiefgründige Recherchearbeit der Autorin, welche im Vorfeld von ihr geleistet wurde. Die englische Geschichte im 11. Jahrhundert wird lebendig erzählt und ganz nebenbei lernt man noch einiges über die damaligen Gegebenheiten und auch die Probleme des Königshauses aber auch des einfachen Volkes. Man erlebt die englische Geschichte hautnah und dies auf so facettenreiche und spannende Art und Weise, dass es einfach Spaß macht die Handlung gebannt zu verfolgen und in die damalige Zeit abzutauchen, welche ganz anders als die heute ist. Hierzu möchte ich auf jeden Fall auch nochmal das Nachwort erwähnen, welches sehr lesenswert ist. Wie man es bereits von ihren vorherigen Büchern kennt, geht Gable in diesem nochmal auf die Fakten ein und was Fiktion ist, was aus ihrer Feder stammt und was sie hier aus diversen Quellen zur damaligen Zeit zusammengetragen hat – aber auch, wie glaubwürdig solche Quellen sind. Dies gefällt mir immer recht gut, lernt man die damalige Zeit nochmal aus einer anderen Sicht kennen – oftmals sind die unglaubwürdigsten Anekdoten höchstwahrscheinlich doch genau so geschehen.
Geschichtlich fand ich dieses Buch auch sehr ansprechend. Zu Beginn des Buches lernen wir den König Ethelred, der Unberatene kennen. An seiner Seite steht seine Frau, die schlaue und bedachte Emma. Sie hadert mit ihrem Schicksal, ist der Gemahl an ihrer Seite doch leider kein kluger König. Es dauert nicht lange und Ethelred verstirbt. Der Kampf um den Thron beginnt und auch die Dänen erheben Anspruch auf den Thron. Ich fand den geschichtlichen Hintergrund hier sehr informativ und mir persönlich hat es Freude bereitet, dass dieses Stück Geschichte beleuchtet wurde. Lernen wir doch auch König Knud besser kennen. Auch die Darstellung von Emma fand ich gelungen und konnte mich überzeugen. Sie ist eine gute Strategin und hat politisches Talent. Doch nicht immer ist sie eine gute Mutter. Besonders hat mich jedoch die Charakterdarstellung von Edward begeistern können. Dieser historische Charakter war gut gezeichnet. Seine Passagen haben mir immer besonders gefallen und nur zu gerne habe ich gelesen, wie es ihm ergangen ist und was für Hürden er meistern musste. Die historische Person des Mönches Eilmer of Malmesbury hat mir persönlich auf sehr zugesagt. Ich mochte seine gebildete Art und auch, wie er die Welt sieht. Er war kein allzu strenger Kirchenanhänger und hatte wohl eine recht offene Art. Er hat dieses Buch meiner Meinung nach sehr bereichert, seine Passagen haben mir immer besonders gut gefallen.
Mit Aelfric hat Gable einen Helmsby als fiktiven Protagonist geschrieben, welcher typische Heldeneigenschaften hat. Er steht Königin Emma mit Rat und Tat beiseite, auf ihn ist Verlass und nicht selten war seine Hilfe für Emma essentiell, sie konnte sich auf ihn verlassen. Aelfric ist ein hilfsbereiter Mann mit einem guten Herzen. Und da kommen wir, meiner Meinung nach, zu seiner Schwachstelle. Es gibt einige Stellen, da war mir Aelfric zu nachsichtig. Sein Vetter Offa ist quasi sein Gegenpart – die beiden sind sich nicht immer einig und stehen auf unterschiedlichen Seiten. Innerhalb des Buches gibt es einige Streitigkeiten und auch Gewalttaten zwischen den beiden und dennoch zeigt Aelfric immer Nachsicht und verzeiht Offa. Dies hat am Ende katastrophale Folgen und dennoch hat er eher Mitleid für Offa. Dies war mir persönlich nicht ganz authentisch. Auch hätte ich mir gewünscht, dass seine besondere Freundschaft zu dem Dänen Hakon und auch dem Mönch Eilmer ein bisschen mehr in den Fokus gerückt wird. Meiner Meinung nach wurde hier Potential zu Gunsten von der ein oder andere Liebesgeschichte verschenkt.
Die Autorin Hiyoko Kurisu hat mit „Der Laden in der Mondlichtgasse“ den Auftakt ihrer Romanreihe geschrieben. Daher lässt sich dieses Buch ohne Vorkenntnisse lesen.
Ich persönlich fand den Klappentext hier ziemlich vielversprechend und habe mir ein fantastisches, vielleicht ein leicht märchenhaftes Buch erhofft, welches gut in die Herbststimmung passt.
Schon die Gestaltung des Buches finde ich sehr gelungen, der haptische Effekt ist gelungen und ich finde die Darstellung des kleinen Ladens auf dem Cover recht ansprechend. Positiv möchte ich auf jeden Fall noch das Glossar am Ende des Buches erwähnen. In diesem wird auf die japanischen Begriffe eingegangen. Auch auf die traditionellen japanischen Süßigkeiten, welche in dem Roman ihren Raum finden, wird hier näher eingegangen, sodass man sich als Leser diese besser vorstellen kann.
Der Schreibstil ist eher leicht, dafür aber sehr liebevoll. Beim Lesen kommt eine cozy Atmosphäre auf, sodass man sich in diesem Werk gut fallen lassen kann. Dieses Buch ist nicht so zu anspruchsvoll, es ist eher ein leichtes Wohlfühlbuch mit einem leicht märchenhaften Einschlag, ohne dabei allzu aufdringlich zu sein. Der Roman ist in sechs Kapitel unterteilt. In diesen steht immer eine andere Person im Vordergrund mit einem ganz individuellen Problem oder eigenen Gedanken. Verbunden sind diese einzelnen Kapitel durch einen gemeinsamen Charakter – der Fuchsgeist Kogetsu. Die einzelnen Kapitel sind quasi abgeschlossene kleine Geschichten, welche ein wenig an Fabeln erinnern. In den einzelnen Episoden steckt immer eine kleine Botschaft oder Weisheit verborgen, ohne dabei allzu belehrend oder aufdringlich zu sein. Dies hat mir persönlich gut gefallen und ich fand die Umsetzung hier gelungen. Was meinen Lesefluss ein wenig gestört hat, waren die Wortwiederholungen. Besonders bei der jeweiligen Beschreibung der Mondlichtgasse, welche in jedem Kapitel stattfindet, wurden immer die selben Wortgruppen verwendet und der Fokus lag größtenteils auf genau denselben Aspekten dieser historisch anmutenden, leicht heruntergekommen und verlassenen Gasse. Dies fand ich spätestens nach der dritten Wiederholung eher störend. Ich persönlich hätte es gelungener gefunden, wenn vielleicht jede Person eine andere Besonderheit entdeckt hat oder hier einen anderen Fokus gehabt hat. Teilweise wird hier auch versucht, den Schwerpunkt auf einen anderen verlassenen Laden zu lenken, nur um dann doch wieder dieselben Details zu betonen. Dies fand ich leider nicht so gelungen.
Der rote Faden in „Der Laden in der Mondlichtgasse“ ist quasi der Charakter Kogetsu. Dieser ist ein Fuchsgeist und der Ladenbesitzer mit den traditionellen japanischen Süßigkeiten, welche einen magischen Effekt hervorrufen. Diese Idee und auch die Umsetzung fand ich persönlich gelungen. Mir hat es gefallen, wie Kogetsu erst lernt wie man mit den Kunden, also den Menschen in seinem Geschäft umzugehen. hat Es hat mir Freude bereitet zu lesen, welchen Effekt die Süßigkeiten haben. Am jeweiligen Kapitelanfang bekommt man hier schon mal einen kleinen Vorgeschmack, der Titel des Kapitels heißt nach der jeweiligen Süßigkeit und eine kleine Illustration dieser ist ebenfalls beigefügt. Aber auch die Menschen, welche im jeweiligen Kapitel im Fokus stehen, waren liebenswert und ihre Sichtweise und Probleme konnten mich überzeugen. Nur zu gerne habe ich ihre Story gelesen und habe überlegt, wie die Süßigkeit ihren Sorgen entgegenwirken könnte. Im letzten Kapitel lernen wir Kogetsu besser kennen. Wir erfahren mehr über ihn und seine Gedankengänge und auch seine Beweggründe. Der Leser bekommt einen kleinen Einblick in seine Vergangenheit und wie er auf die Idee gekommen ist, dieses Süßwaren- Laden in der Mondlichtgasse zu eröffnen. Auch was es mit seinen Öffnungszeiten auf sich hat, erfahren wir. Allgemein hat es mir gefallen, dass der Leser endlich mehr über Kogetsu erfährt. Aber leider fand ich persönlich das Ende und damit die Aufklärung von seinem Problem nicht so gelungen. Mich hat dies etwas melancholisch zurückgelassen. Dies ist natürlich Geschmackssache, aber ich fand die Auflösung seiner Sorgen nicht zufriedenstellend.
Insgesamt konnte mich Hiyoko Kurisu mit ihrem Roman „Der Laden in der Mondlichtgasse“ gut unterhalten, mir hat hier die Atmosphäre richtig gut gefallen. Die einzelnen Kapitel fand ich ebenfalls gelungen. Lediglich das Ende des Buches hat mir persönlich nicht leider gar nicht gefallen. Daher bin ich auf die Weiterführung gespannt, welche magischen Süßigkeiten Kogetsu noch in seinem Laden verbirgt. Daher möchte ich 3,5 Sterne vergeben.
Mit „Hunger und Zorn“ hat Alice Renard ihren Debütroman geschrieben, welcher ein eigenständiges Buch ist. Dieser Roman ist ein besonders Werk, handelt es von einem neurodivergenten Mädchen und wie sie sich selbst und auch ihre nähere Umwelt es wahrnehmen.
Bei diesem Roman hat mich der Klappentext neugierig gemacht. Es klang nach einem besonderen und berührenden Werk und ich muss gestehen, dass ich keine großen Erwartungen an dieses Buch hatte. Daher war ich positiv überrascht, dass mich dieses Werk so bewegt hat.
Der Debütroman ist in drei Abschnitte unterteilt, indem unterschiedliche Protagonisten zu Wort kommen. Ich finde es gelungen, wie Renard hier mit der Sprache spielt. Die jeweiligen Charaktere haben unterschiedliche Ausdrucksweise, zusätzlich zu ihrer verschiedenen Ansicht zur aktuellen Situation. Dies führt dazu, dass man sich als Leser besser orientieren kann, wer hier das Wort hat. Aber auch, dass man sich besser in den jeweiligen Charakter einfinden kann und ihn dadurch noch mal besser kennen lernt. Gekonnt schafft es Renard hier eine dichte Atmosphäre und ein passendes Erzähltempo zu wählen. Als Leser merkt man gar nicht, wie die Seiten nur so dahinfliegen. Immer tiefer gelangt man in diesen Strudel und möchte wissen, wie es mit dem neurodivergenten Mädchen Isor weitergeht, wie sie ihren Weg geht.
Im ersten Teil wird die Geschichte aus der Sicht der Eltern erzählt. Sie müssen erkennen, dass ihr Mädchen Isor anders ist, dass sie etwas Besonderes ist und wohl nie so wie andere Mädchen in ihrem Alter sein wird. Man merkt den Eltern an, dass sie an ihre Grenzen kommen und dass sie allgemein mit der Situation überfordert sind. Aber dennoch versuchen sie ihr bestes und geben sich Mühe, sie gehen auf Isor ein und erkennen, was ihr Freude bereitet oder was ihr nicht so gut tut. Die Mutter spricht voller Liebe von Isor und man merkt ihr an, wie erschüttert sie ist, dass Isor anders ist. Dennoch hat sie Angst und stößt an ihre Grenzen. Der Vater ist oftmals überfordert und hat ebenso seine Zweifel. Teilweise arbeiten die beiden als ein gutes Team zusammen, aber es gibt auch Momente, wo sich beide uneinig sind. Im Grunde eine alltägliche Situation, stellenweise haben sie verschiedene Ansätze und Sichtweisen. Dennoch ist auf jeder Seite zu spüren, wie sie mit Isor ihr Bestes geben und ihr ein gutes Leben geben wollen. Oftmals ist die Verzweiflung zu erkennen, wie beide an ihre Grenzen stoßen. Ich fand diesen Abschnitt sehr bewegend. Die Eltern sind hin- und hergerissen. Sie versuchen, Isor so viel Liebe zu geben und dennoch ist es für die beiden kein einfaches Leben.
Im zweiten Teil wird aus der Perspektive von dem älteren Nachbarn Lucien erzählt. Er hatte bisher nur wenige Berührungspunkte mit Isor, bis sich dies schlagartig von einem Tag auf den anderen ändert. Dies passiert auch nur wegen einem Zufall, Lucien soll auf Grund eines Handwerker- Notfalls auf Isor aufpassen. Daraus entwickelt sich eine tiefe und wunderbare Freundschaft zwischen den beiden, welche sehr bewegend ist. Lucien akzeptiert Isor so, wie sie ist. Seine Sicht auf dieses Mädchen ist viel offener und nicht so voller Zwänge. Er geht auf sie ein und versucht Isor zu verstehen, möchte sie glücklich machen und dabei entwickeln die beiden gemeinsame Hobbies. Am Ende des zweiten Abschnittes pflegen die beiden eine besondere und innige Freundschaft und es hat mir Freude bereitet, mitzuerleben wie diese tiefe Beziehung aufgebaut wird. Diesen Teil habe ich sehr genossen, erlebt man hier Isor noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive und lernt neue Facetten an ihr.
Im dritten Teil kommt Isor selbst zu Wort. Als Leser bekommt man Einblicke in ihre Gedankengänge und lernt sie noch einmal mit ganz anderen Facetten kennen. Diese Eindrücke fand ich sehr gelungen und interessant. Jedoch bin ich bezüglich der Entwicklung von Isor etwas skeptisch. Ist solch eine Weiterentwicklung realistisch? Hier musste ich mir bewusstwerden, dass dies ein Roman ist und nicht immer alles realistisch sein muss. Für mich persönlich, hat dieser Abschnitt den realistischen Rahmen gesprengt und ist eher in den Bereich der Fiktion abgedriftet. Aber teilweise ist man auch überrascht, was der Mensch alles leisten kann. Daher hat mir zum Ende hin auch dieser Abschnitt auch wieder gefallen und ich habe mich für Isor gefreut, dass sie ihren Weg gegangen ist und ihr eigenes Leben gelebt hat.
Insgesamt hat Alice Renard mit „Hunger und Zorn“ einen berührenden und bewegenden Roman geschrieben, welcher den Leser nachdenklich zurücklässt. Es ist auf jeden Fall ein Werk, welches nachklingt und auch wenn man das Buch am Ende zuklappt, so bleibt einem der Inhalt noch länger im Gedächtnis. Von mir gibt es für diesen Debütroman 4 Sterne.
Der Autor Kai Meyer ist mit seinem historischen Roman „Das Haus der Bücher und Schatten“ erneut in das historische Graphische Viertel in Leipzig zurückgekehrt. Auch wenn man die anderen Romane „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ und „Die Bibliothek im Nebel“, welche ebenfalls dort angesiedelt sind, nicht gelesen hat, kann man dieses Werk ohne Probleme lesen, da die jeweiligen Haupthandlungen unabhängig voneinander sind.
Wie ich es bereits aus anderen Werken, welche ich von dem Autor Kai Meyer gelesen habe, gewohnt war, war auch dieses Mal der Schreibstil wieder sehr angenehm. Dies hat dazu geführt, dass sich der historische Roman zügig und flüssig lesen gelassen hat. Meyer schreibt sehr fesselnd und bildgewaltig. Sofort wird hier gekonnt eine dichte und packende Atmosphäre aufgebaut, sodass der Leser dabei in bereits vergangene Zeiten befördert wird. Man hat das Gefühl, dass man mitten im Geschehen ist und selbst an der Handlung teilnimmt. Mit liebevollen Details werden dabei die Schauplätze beschrieben, ohne sich jedoch zu sehr im Detail zu verlieren. Der Lesefluss wird durch Beschreibungen der Örtlichkeiten nicht gestört- im Gegenteil die Handlung wird gekonnt dadurch abgerundet. Daher ist es nicht verwunderlich, dass beim Lesen vor meinem geistigen Auge ein genaues Bild der Lokalitäten und auch Charakteren hervorgerufen wurde. Im Werk „Das Haus der Bücher und Schatten“ gibt es mehrere Zeitsprünge, Wechsel der Örtlichkeiten und auch Perspektivenwechsel. Es ist wirklich spannend mit zu verfolgen, wie die Geschichte aus den verschiedenen Facetten und Strängen aufgebaut wird. Erst langsam, aber stetig, erkennt man die Zusammenhänge, es ergibt sich ein Bild – sowohl von den Perspektiven als auch von den unterschiedlichen Zeitepochen, wie diese Stränge zusammenhängen und welchen Bezug sie zu den jeweils anderen haben. In dem einen Strang fährt eine junge Lektorin im Jahre 1913 mit ihrem Verlobten ins verlassene Livland. Sie wollen den Fortschritt eines Manuskriptes zu einem Buch feststellen und daher wollen sie den Autor besuchen und Druck ausüben. In dem anderen Erzählstrang ermittelt der Kommissar Cornelius Frey in einem Mordfall an einem jungen Mädchen, welchem er kurz vorher erst begegnet ist. Der Fall scheint recht mysteriös und so begibt er sich auf eine geheimnisvolle Suche, welche in die Untiefen von Leipzig führt. So langsam setzen sich die einzelnen Perspektiven wie ein Puzzle zusammen und am Ende erkennt der Leser, wie die beiden Erzählungen zusammenhängen. Hierbei fand ich alle Perspektiven sehr ansprechend, jede auf seine spezielle Art und Weise – jede hat etwas Besonderes zu bieten – ein gewisser Krimiaspekt ist in beiden enthalten, sodass ich mich nicht entscheiden kann, welcher mir persönlich am besten gefallen hat.
Das Buch ist nur bedingt temporeich, auch der Kriminalfall und die Ermittlungen in diesem gehen nur langsam voran. Dennoch liest sich dieser historische Roman durchaus spannend. Auf recht unterschiedliche Weise gelingt es dem Autor hier Spannung zu erzeugen, welcher vor allem durch die Schicksalsschläge und dramatischen Situationen der jeweiligen Charaktere bestimmt wird. Dies hatte zur Folge, dass ich gebannt an den Seiten gehangen habe und das Buch nur ungern wieder aus der Hand gelegt habe.
Ansprechend fand ich auch den historischen Rahmen, welche in diesem Roman angesprochen wird. Hier wird gekonnt Fakten und Fiktion miteinander vermengt. Man merkt diesem Werk an, dass der Autor gut und umfangreich recherchiert hat. Es gibt einige Situationen, welche mich zum Nachdenken angeregt haben. Auch das Thema rund um die Geisterbeschwörungen und Séancen finde ich recht vielversprechend. Ledigliches Manko: ein fehlendes Nachwort. Nur zu gerne hätte ich ein Nachwort hierzu gehabt, indem der Autor nochmal auf historische Gegebenheiten oder Eckdaten eingeht und nochmal von der Fiktion trennt.
Nicht vollständig konnten mich leider die Charaktere überzeugen. Sie wirkten auf mich teilweise etwas eindimensional. Sie sind mir allesamt nicht wirklich ans Herz gewachsen, auch habe ich nicht mit ihnen mitgelitten. Lediglich der Kommissar Cornelius Frey war mir persönlich sympathisch. Er hatte seine Prinzipien und ist für diese eingestanden, auch wenn dies nicht immer zu seinem persönlichen Vorteil war. Die anderen Charaktere mussten ebenfalls einiges erleiden. Jedoch haben mich dessen Schicksalsschläge nicht so berührt. Dennoch hat es mir Spaß gemacht, ihre Geschichte mitzuverfolgen, ich wollte wissen, wie es weitergeht und was hinter diesen Taten steckt.
Insgesamt konnte mich der Autor Kai Meyer mit seinem historischen Roman „Das Haus der Bücher und Schatten“ in längst vergangene Zeiten entführen und es hat mir Spaß gemacht, die einzelnen Erzählstränge mitzuverfolgen. Auch der historische Rahmen wurde gekonnt umgesetzt und hat dem Buch zusätzlich Leben eingehaucht. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung.
Mit ihrem Fantasyroman „The serpent and the wolf – Vertrauen kann tödlich sein. Liebe erst recht“ hat Rebecca Robinson ihren Debütroman geschrieben. Dies ist ein Reihenauftakt und kann daher ohne Vorkenntnisse gelesen werden.
Beim Lesen des Klappentextes war ich persönlich mir nicht sicher, ob dies ein Buch nach meinem Geschmack sein könnte. Ich war skeptisch, aber es gab ein paar Aspekte, welche mich neugierig gemacht haben. Daher hatte ich keine großen Erwartungen an dieses Buch, und ich wurde sogar positiv von diesem Debütroman überrascht.
Zunächst möchte ich die Gestaltung positiv erwähnen. Mir persönlich haben die Covergestaltung und auch der Farbschnitt ganz gut gefallen, vielleicht war dies für mich auch ein Anreiz zu diesem Buch zu greifen. Aber gelungen ist auf jeden Fall auch die hilfreiche Karte, welche ich während des Lesens nur zu gerne zu Rate gezogen habe.
Der Erzählstil ist packend und flüssig, sodass man nur so durch die Seiten hindurchfliegt. Auch entsteht während des Lesens eine Art Sogwirkung, ich wollte einfach wissen, wie die Geschichte weitergeht. Ich habe mitgefiebert und habe gebannt an den Seiten gehangen. Auch fand ich das Setting recht ansprechend, gekonnt wurde hier auch eine Atmosphäre aufgebaut. Zu Beginn des Buches wird man sofort mitten in die Handlung hineingeworfen und bekommt schon einmal einen ersten Eindruck von den Protagonisten. Mir persönlich hat dies ganz gut gefallen, war man sofort mitten in der Geschichte drin. Gelungen fand ich hier auch das Worldbuilding. Man lernt diese zum Teil recht grausame Welt Stück für Stück besser kennen, entdeckt immer neue Facetten von dieser. Es werden einige politische Intrigen und auch Machtgefüge angesprochen, auf manche Völker und Länder wird hier auch näher eingegangen. Ich persönlich fand dies sehr interessant, haben sie die Welt greifbarer gemacht. Auch fand ich, dass es dazu führt, dass man das Verhalten der Protagonisten besser nachvollziehen kann. Mir haben die Ausführungen in die politischen Konstellationen recht gut gefallen. Ansprechend fand ich hier auch das Magiesystem. Zusammen mit Vaasa lernt man dieses immer besser kennen, auch hier gibt es einige Facetten zu entdecken. Ich würde mir dazu noch mehr Informationen wünschen. Aber ich kann mir vorstellen, da dies erst der Reihenauftakt ist, dass noch mehr Details zum Magiesystem in die Reihe eingebaut werden. Es hat Potential und ich würde mir wünschen, dass dies weiter ausgebaut wird.
Auch die Protagonisten Vaasa und Reid konnten mich überzeugen. Vaasa ist eine recht impulsive junge Frau, welche bisher kein einfaches Leben hatte. Sie ist eine Königstochter und wurde politisch vermählt. Auch scheint ihr Bruder eine große Bedrohung für sie zu sein und von ihrem Vater wurde sie auf ihre politische Rolle vorbereitet, sodass sie vielseitiges Wissen hat. Vaasa ist auf der einen Seite eine starke Frau, welche für sich selbst und auch ihre Liebsten kämpfen kann. Sie sagt von sich selbst, dass sie politisch gut ausgebildet wurde und auch kämpferisch einiges zu bieten hat. Und dann ist sie auf der anderen Seite wieder recht naiv und lässt sich von ihren Gefühlen verleiten. Besonders in Bezug auf ihren Bruder ist sie stark emotional und teilweise blind davon. Der männliche Gegenpart ist hier Reid, er ist ein Kämpfer mit einer wirklich warmen und sympathischen Art. Er ist humorvoll und rücksichtvoll, er hat ein großes Herz. Er kann aber auch harte Seiten entwickeln, besonders wenn er sich für seine Liebsten oder sein Volk einsetzt. Ich fand, dass die beiden ein gelungenes Pairing dargestellt hat. Es hat mir Spaß gemacht, dem Schlagabtausch der beiden mitzuverfolgen und sie haben sich gegenseitig gut ergänzt. Auch hat sich die anbahnende Liebesgeschichte zwischen den beiden gut in die Haupthandlung eingefügt, ohne allzu dominant zu sein. Allgemein fand ich die Charakterdarstellungen hier gelungen. Die Nebencharaktere hatten ebenso ihren Hintergrund samt Beweggründe und haben dieses Werk noch zusätzlich bereichert. In manchen Szenen hätte ich mir noch mehr Tiefgang gewünscht, aber dies hätte vielleicht auch den Rahmen des Buches gesprengt.
Am Ende gab es noch einen fiesen Cliffhanger, sodass man am liebsten sofort weiterlesen möchte. Ich würde nur zu gerne wissen, wie die Geschichte weitergeht.
Insgesamt konnte mich Rebecca Robinson mit ihrem Debütroman „The serpent and the wolf – Vertrauen kann tödlich sein. Liebe erst recht“ positiv überrascht. Mir persönlich haben die Geschichte und das Magiesystem gut gefallen. Auch die Charaktere fand ich überzeugend. Von mir gibt es 4 Sterne und ich bin schon sehr auf den nächsten Band gespannt.
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