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Lilis Lesemomente
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Garbsen

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Insgesamt 119 Bewertungen
Bewertung vom 10.08.2025
Kröhn, Julia

Das Lied der Rose


ausgezeichnet

Das Lied der Rose erzählt die Geschichte von Guillaume IX von Aquitanien und die Entwicklung der Musik am Hof und speziell des Liebeslieds zu dieser mittelalterlichen Zeit.

In zwei eng miteinander verwobenen Erzählsträngen erlebe ich anhand der wahren Charaktere Guillaume IX von Aquitanien und dessen Ehefrau Phillippa sowie der fiktiven Charaktere Marian und Sahar den Lauf der Geschichte um Kreuzzüge, die Überlieferung kulturellen Gutes und die Entstehung des Minnegesangs.

Julia Kröhn weckt mit ihrer poetischen Erzählart die Geschichte zum Leben. Es ist erstaunlich, wie lebendig die Figuren wirken. Die Hoffnung, ihre Ängste, all ihre Gefühle - auch die widerstrebenden - finden Platz in dieser Geschichte. Die Handlung geht über 720 Seiten und wird sehr kurzweilig vorangetrieben. Stets passiert etwas, das meine Aufmerksamkeit gefangen nimmt. Dabei ist es nicht wichtig, dass ein Ziel verfolgt und erreicht wird. Eher ist es die Begleitung mehr und mehr bekannt werdender Personen, die ich durch die Jahre hinweg an wechselnden Orten erleben darf. Und mehr: ich erlebe Hitze, Entbehrungen, Kälte, Durst und immer wieder Hoffnung in Form eines Wiedersehens, eines Liedes, der Kraft der Natur und Freundschaft.

Wer Lust hat, sich in die Mittelalterliche Geschichte zu begeben um sich an die Fersen von Guillaume (Wilhem) XI von Aquitanien zu heften um dabei die Entwicklung des Liebesliedes zu verfolgen, macht mit Das Lied der Rose den ersten Schritt.

Mich hat der Roman dazu veranlasst, mehr über Guillaume IX von Aquitanien und seiner Familie und der Entstehungsgeschichte des Liebeslieds am Hofe erfahren zu wollen.

Fazit

Wer gern mittelalterliche Geschichten mit wahrem Hintergrund und warmer Fiktion liest, wird Das Lied der Rose mehr als gern lesen.

Bewertung vom 08.08.2025
Scheweling, Nina

Anatomie einer Verschwörung / Academy of Lies Bd.1


ausgezeichnet

Academy of Lies erzählt die Geschichte von Quinn Schreiber und ist der erste Band einer Medizinthriller-Reihe. Quinn Schreiber ist 18 Jahre alt, Medizinstudentin an einer Elite-Universität und - glaubt man den medizinwissenschaftlichen Befunden - einem baldigen Tod geweiht.


Quinn hat bereits im Alter von 8 Jahren ein Spenderherz erhalten. Die erwartete somit gewonnene verlängerte Lebenszeit beträgt in etwa 10 Jahre. Da Quinn sich dem Risiko nicht aussetzen möchte, sich später einmal schmerzhaft von Freunden verabschieden zu müssen, wenn ein absehbar baldiger Tod eintritt, lebt sie sehr zurückgezogen. Doch die Ungewissheit, was genau bei ihrem Tod und dem Prozess des Sterbens mit ihrem Körper geschieht, lässt sie nicht ruhen. Daher hat sie sich entschieden, Medizin zu studieren. Aller zwischenmenschlichen Kontakte zum Trotz.

Außerdem scheint die Medizin und der Wille Menschenleben zu schützen in der Familie zu liegen: Quinns Großvater hat selbst an der Schreiber Universität gelehrt, ihr Vater studierte dort und auch ihr Bruder hat sich an der Uni eingeschrieben. Einzig mit dem "Leben bewahren" scheint es in der Familie nicht sonderlich gut zu klappen.

Quinn ist ein herausragender Charakter. Ihre Liebenswürdigkeit liegt in ihrer spröden, manchmal herablassend wirkenden Art versteckt. Und doch ist da immer noch ein Funken Wärme, der selbst beim Lesen zum Tragen kommt. Die Art, erst ihre Gedanken kennenzulernen und dann die Worte, die dagegen ihren Mund verlassen. Ich mochte Quinn vom ersten Augenblick. Vielleicht ist es ihre ernsthafte Art, sich mit der Realität auseinanderzusetzen oder die Zugewandtheit zur Bibliothek oder ihre eigentlich sehr sanfte Art, die sie gut zu verstecken weiß. Wahrscheinlich ist es von jedem etwas.

Nina Scheweling hat mit ihrer Art über Quinn zu erzählen jedenfalls genau meinen Nerv getroffen. An sich hätte ein Medizinthriller auf mich weniger anziehend gewirkt. Doch die Art von Quinn, die spannende und interessante Erzählung über die Präppkurse und das medizinische Hintergrundwissen, das geschickt zwischen die Kapitel platziert ist, entfalten eine neugierige Spannung, der ich mich nicht entziehen mag.

Beim Lesen fliegen meine Blicke nur so über die Zeilen und ich muss aufpassen, dass mir nicht versehentlich das eine und andere Wort entgeht. Daher habe ich die Geschichte dann doch lieber gehört. Henriette Schreurs liest gewissenhaft und pointiert, so dass mir nicht ein einziges Wort entgeht. Ihre Stimme ist warm und klar und ihre Worte landen direkt in meinen Gedanken. Die Stimme von Julian Mehne ist freundlich und nimmt seinem sachlichen Vortrag über die medizinischen Hintergründe von Hirntumor, Leukämie und Tod durch Heroin stimmlich den ersten Schrecken. Das Zusammenspiel der beiden Stimmen und der verschiedenartigen Erzählungen macht das Geschehen noch einmal lebendiger. Alles wirkt schlüssig und nachvollziehbar und gleichzeitig bin ich mitten in den Ermittlungen, deren Ausgang ich mir nicht ausmalen kann.

Am Ende seid ihr nicht überrascht, dass ich mir nun sehnlichst den zweiten Band der Reihe wünsche und hoffe, dass ich ihn bald in Händen halten kann. Momentan ist er schon geschrieben aber noch im Lektorat.



Fazit
Academy of Lies - Anatomie einer Verschwörung - ist für alle, die keine Bange haben, sich mit medizinischem Hintergrundwissen zu Todesursachen auseinanderzusetzen und sich mit einem spannenden Thriller zu beschäftigen. Ich freue mich schon unbändig auf Band 2.

Bewertung vom 22.06.2025
Geissinger, J. T.

Ruthless Creatures / Queens and Monsters Bd.1


ausgezeichnet

Ruthless Creatures ist der erste Band der Queens and Monsters Reihe und kann ebenso als Standalone gelesen werden. Ruthless Creatures erzählt die Geschichte von Nat. Natalie Peterson, kurz Nat genannt, führt ein sehr vorhersehbares Leben. Sie unterrichtet an einer Schule, wenn sie sich aufraffen kann malt sie Bilder und schafft damit Kunst und ansonsten ist sie darauf angewiesen, dass ihre Freundin Sloane sie aufsucht und zum Lachen und Staunen bringt.

Sloane, die eine Freundin, die immer etwas lauter ist, sich immer etwas wilder aufführt, die immer etwas rücksichtsloser Fragen stellt als der schnöde Rest der Gesellschaft. Und so kommt es, dass ausgerechnet an dem Abend, an dem Nat sich am liebsten selbst in Wein einlegen würde, Sloane sie überredet mit ihr auszugehen. Bei dieser Gelegenheit lernen die beiden Kage kennen.

Kage ist neu in der Stadt. Und genau wie er ein unbeschriebenes Blatt für alle Einwohner ist, möchte er das auch bitte gern bleiben. Es gibt nur einen Grund sich nicht darauf einzulassen: Kage hat sich in Nat verguckt. Da hilft kein Zwinkern, kein Blinkern, es hat Kage gefühlsmäßg hart erwischt. Zu dumm, dass ausgerechnet Nat sein eigentlicher Auftrag war, der ihn überhaupt in diese Stadt geführt hat. Zu dumm, dass sein Auftraggeber ein richtig reicher, skrupelloser Mensch ist. Zu dumm, dass Kage das bei Natalie nicht die Bohne interessiert. Und so schlittern die beiden in eine Gefühlswelt, die sich keine von beiden ausgesucht hat und in Gefahren, die schlimmstenfalls tödlich enden.



"Okay, Baby, let´s go. Lass uns sehen, wie heiß wir zusammen brennen." - Seite 456



J. T. Geissinger hat die Geschichte um Nat und Kage so spannend und so unvorhersehbar erzählt, dass ich das Buch am liebsten in einem Stück weggelesen hätte. Ich bin richtig froh, dass Ruthless Creatures Band 1 der Queens and Monsters Reihe ist. So kann ich mich darauf freuen, dem Einen und der Anderen wieder zu begegnen. Der Schreibstil ist flüssig und die spicy Szenen - wie man die Sexszenen in Büchern heutzutage nennt - lassen mich gedanklich nachvollziehen, was die Charaktere so alles sonst Unausgesprochene miteinander teilen.

Ruthless Creatures ist aus dem amerikanischen Englisch von Nadine Lipp und Nadine Mutz übersetzt - und da hätte ich schon gern mal Mäuschen gespielt, wie sich die beiden über die zu übersetzenden Szenen ausgetauscht haben. An ein, zwei Stellen im Buch hätte ich mir ein bisschen mehr Ideenreichtum gewünscht. Da heißt es zum Beispiel er "löffelt" sie und er "frisst sie auf". Nun, dass er sie zum Anbeißen findet, fände ich okay, aber auffressen und löffeln war mir gelinde gesagt etwas zu drüber. Ansonsten habe ich der Geschichte nicht angemerkt, dass es einer Übersetzung bedurfte. Also auch für die Übersetzung ein großes Lob und vielen Dank.

Ich habe Ruthless Creatures sehr gern und sehr zügig gelesen und freue mich bereits auf den Folgeband Carnal Urges.



Fazit

Ruthless Creatures ist für alle, die Mafia-Geschichten und starke Persönlichkeiten mögen und Sexszenen gut aushalten können.

Bewertung vom 18.05.2025
Hammann, T. J.

Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende! (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende erzählt die Geschichte von Lilli Ziegler. Lilli Ziegler ist Lektorin, geschieden und hat zwei Kinder, die - wie man so schön sagt - aus dem Gröbsten raus sind. Ihr Sohn Theo wohnt derzeit in einem Studentenwohnheim mit seiner Freundin Eva und ihre Tochter Emma befindet sich gerade in ihrem gemeinsamen Zuhause, als ihr ein neues Manuskript zugespielt wird, das sie sich unbedingt gleich ansehen soll. Beim Lesen der ersten Zeilen wird Lilli blass, als sie feststellen muss, dass der Täter in dem Manuskript als Setting ihr eigenes Haus ausgewählt hat.







Von diesem Moment an lerne ich Lilli Ziegler, ihre Familie und ihren engsten Freundeskreis kennen. Währenddessen nimmt der Verlauf der Geschichte immer mehr Fahrt auf. Wenn Lilli nicht entsprechend den Manuskriptseiten, die ihr immer mal wieder zugespielt werden, handelt, soll jemand das Leben verlieren. Es liegt an ihr, wer es sein wird: ihr Ex-Mann Daniel, ihr Sohn Theo oder ihre Tochter Emma. Lilli setzt alles daran, den Täter zu enttarnen und gleichzeitig ihre Familie zu schützen. Dabei stört es sie immer weniger, selbst in ihren Handlungen straffällig zu werden, Menschen zu belügen und damit auch immer weniger glaubwürdig zu werden.

Ich kann nur jeden warnen, der das Buch zur Hand nimmt: wahrscheinlich passiert euch dasselbe wie mir und ihr wollt das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, um schnellstmöglich zu erfahren, wer am Ende der Täter oder die Täterin ist.

Der Schreibstil ist flüssig und selbst ein paar Ungereimtheiten im Geschehen stören mich dabei herzlich wenig, weil die Geschichte einfach spannend geschrieben ist und die Fehler durch ein Lektorat schnell ausgemerzt sein dürften. Wahrscheinlich fallen sie sogar beim Lesen nicht unbedingt auf.

Ich danke Tim Jonathan Hammann für sein Erstlingswerk im Genre Thriller und wünsche allen Leserinnen und Lesern gute Unterhaltung mit seinem Debüt Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende.



Fazit
Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende liest sich schnell weg, ist spannend geschrieben und führt mich als Leserin bei den Ermittlungen immer mal wieder auf eine andere Fährte. Wer kurzweilige, spannende und schnell weg zu lesende Thriller mag, wird Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende lieben.

Bewertung vom 25.04.2025
Heidenreich, Elke

Altern (MP3-Download)


ausgezeichnet

Altern ist der Titel des neuen Romans von Elke Heidenreich. Ich war sehr gespannt, was Elke zu berichten weiß, welche Erfahrungen sie gemacht hat und welche bekannten Persönlichkeiten sie zu dem Thema nennen mag.

"Alle wollen alt werden, niemand will es sein. Ist das nicht absurd?"

Ich muss lachen, als Elke diese Behauptung aufstellt und zugleich rhetorisch in Frage stellt. Ja, es ist absurd. Ich bin zwar mit meinen etwas über fünfzig noch verhältnismäßig jung, aber der Alterungsprozess stellt sich spürbar ein. Dieses bequemer werden in der körperlichen Behändigkeit und gleichzeitig unbequemer werden, wenn es um die eigenen Belange geht.

Überhaupt ist Altern sehr kurzweilig und humorvoll geschrieben und die persönlichen Erfahrungen von Elke Heidenreich sind mit klugen Zitaten angereichert. Wie zum Beispiel von Natalia Ginzburg (14.07.1916 - 07.10.1991) italienische Romanschriftstellerin, Die Frauen, Erzählung von 1971:

Das Erste, was bei den Frauen alt wird, ist der Hals. Eines Tages sehen sie im Spiegel ihren Hals voller Falten. "Wie ist das bloß passiert?" sagen sie und meinen "Wieso ist das bloß mir passiert?" Mir, die ich (doch) von meiner Natur her und für immer jung war?" [..]

Ich habe dann gleich mal in den Spiegel geguckt: es sind momentan kaum Spuren sichtbar, also scheint das Alter erst später zu kommen. Auf jeden Fall bin ich sehr angetan von dem Mix aus Elkes sportiver, ehrlicher Erzählung und den Gedanken anderer Schriftstellerinnen und Schriftsteller, wenn es um das Thema Altern im Leben geht.

Ein Buch, bei dem ich immer wieder reflektiere, was ich selbst schon erfahren durfte und musste und die Gelegenheit, mich in Gelassenheit zu üben, wenn es im Leben mal nicht ganz so wie am Schnürchen läuft, wie ich mir das wünsche. Immer auch mit dem Blick darauf, dankbar zu sein, weil ich doch allein durch meine Herkunft und Lebenssituation schon so viel gut habe.



Fazit
Altern ist für alle, die sich trauen, ans Altern zu denken und für alle, die mit Spannung und Wohlwollen auf die Erfahrung anderer blicken wollen.

Bewertung vom 16.09.2024
Märkert, Peter

Natalies Traum


ausgezeichnet

Erinnerst du dich noch an deinen Traum aus deiner Kindheit?

Natalie ist dreizehn Jahre alt. An ihrem vierzehnten Geburtstag streiten sich die Eltern schon morgens. Von dem Geschrei wird sie wach. Niemand nimmt Notiz von ihr oder gratuliert ihr. Keine Luftballons, keine Geschenke, keine Umarmung. So ist Natalies Leben: der Vater trinkt, die Mutter schreit - und bald ist Natalie auf sich allein gestellt und allein zu Haus. Die Mutter bei ihrem Liebhaber, der Vater bei Freunden im Park.





Ich habe Natalie gleich ins Herz geschlossen. Ich mag ihre spröde Art und habe Hochachtung vor ihrem Willen und Kampfgeist. Sie lässt sich nichts gefallen. Sie hat ihre Werte und versucht - ihrem Alter und ihren Möglichkeiten entsprechend - durchzukommen. Die Liebe zu ihren Eltern macht sie verletzlich und so rutscht sie in Situationen, die sie irgendwann nicht mehr allein steuern kann.

Peter Märkert hat mit Natalie eine Figur geschaffen, die glaubhaft ist - in der Geschichte und wie sie im realen Leben sein könnte. Ich bin mir gerade nicht sicher, welche Arbeit Peter Märkert am meisten unterstützt hat: seine Arbeit als Sozialarbeiter im Vollzug und als Bewährungshelfer oder sein Job als Taxifahrer. - Ich glaube, Taxifahrer erfahren punktuell mehr über ihre Fahrgäste als Friseure bei der Arbeit über ihre Kunden. - Aber das ist nur ein spontaner Gedanke von mir.

Natalies Traum ist realistisch und äußerst kurzweilig erzählt. Mit den ersten zwei Sätzen bin ich in der Geschichte und folge Natalie, als würde sie mich ebenbürtig an ihrer Seite durch die Story geleiten.

"Lieber allein - als in der Hölle mit anderen." - Natalie Neumann - Klappentext innen

Mit diesem Ausspruch hat Natalie den Nagel für mich auf den Kopf getroffen. Ich kann es sehr gut nachfühlen, wenn Natalie sich zurückzieht und hofft, ihre Ruhe zu haben. Genauso, wie sie hofft, in zwei Mädchen von der Schule endlich Freundinnen gefunden zu haben. Immer wieder schenkt Natalie anderen Menschen in ihrer Umgebung Vertrauen - bis aus Notwehr eine Straftat wird. Natalie jedoch bleibt, wie sie ist: eine Kämpferin.

"Das Leben kann nur rückwärts betrachtet verstanden werden, aber es muss vorwärts gelebt werden." - Seneca - Klappentext



Fazit
Natalies Traum ist für alle, die realistisch anmutende Justizthriller mögen. Mich hat der Schreibstil schnell für sich eingenommen. Kurze, klare Sätze und eine Protagonistin, die sich durchkämpft. Gern nehme ich wieder ein Buch von Peter Märkert zur Hand.

Bewertung vom 15.09.2024
Hell, Jane

Verliebt mit Waldbeertee


ausgezeichnet

Verliebt mit Waldbeertee ist der erste Band der Liebe auf Schwedisch Herbstreihe. Für mich ist es wie ein nach Hause kommen. Ich begegne bekannten Charakteren wieder - allen voran Bürgermeister Lasse: ein bisschen verpeilt, ein bisschen nervig und schon immer das etwas spezielle Markenzeichen von Lillaström.







Aber um den Bürgermeister geht es gar nicht. Lasse mischt immer nur unsere Protagonisten ein bisschen auf. In Verliebt mit Waldbeertee ist es Ebba. Ebba führt das Bürgeramt von Lillaström. Da Lillaström ein kleiner beschaulicher Ort ist, ist Lasse nicht ihr Vorgesetzter. Er ist ehrenamtlicher Bürgermeister. Was ihn aber nicht davon abhält, ständig Ebbas Aktenordnung durcheinanderzubringen und zu versuchen, ihr Zusatzaufträge unterzujubeln.



"Lasse holt Luft. So laut, dass ich es hören kann, doch ich lege auf, bevor ihm noch mehr Dinge einfallen, auf die ich keine Lust habe." - Seite 72



Ebbas Laune wird in "Ärger" katapultiert, als ihr nächster "Bürgermeister-Auftrag" zur Tür hereinkommt und der mitgebrachte Windstoß dafür sorgt, dass sämtliche Papiere durcheinanderwehen. Das Chaos hat einen Namen: Henrik. Und damit ausgerechnet der Mann, den sie in Malmö nach einer wunderbaren gemeinsamen Nacht zurückgelassen hat.

Henrik, einst Ameisenzuchtbeobachter mit eigener Ameisenkolonie will nun die Brunftzeit der Elche in Lillaströms Wäldern filmen und mit diesem Naturspektakel weltberühmt werden.

Die Konstellation ist so aufregend. Jane Hell hat so einen erfrischenden Schreibstil und ich will gar nicht mehr aufhören zu lesen, weil ich unbedingt wissen muss, was die beiden Charaktere erleben, ob und wie sie sich annähern, was die Dorfbewohner in petto haben und vor allem, was Lasse wieder für schräge Ideen hat, wenn er auf den einen und anderen Bewohner Lillaströms trifft.

Für mich fühlt es sich herrlich an, wieder in Lillaström zu sein und ich kann es kaum erwarten, die anderen Herbstgeschichten zu lesen.

Einzig unser Wetter passt mit 30 Grad am Erscheinungstag noch gar nicht zu dem herbstlichen Gefühl. Aber das kann ich gut verschmerzen. Der Waldbeertee schmeckt sicherlich auch eisgekühlt.



Fazit
Verliebt mit Waldbeertee gehört zwar zu einer Reihe, lässt sich aber ganz wunderbar einzeln lesen. Aber, wer will das schon?! Ich jedenfalls nicht. Ich bin absolut süchtig nach Lillaström und seinen Bewohnern. Verliebt mit Waldbeertee ist für alle, die bei einer erfrischenden Liebesgeschichte abschalten und sich nach Schweden ins beschauliche Lillaström träumen wollen.

Bewertung vom 11.05.2024
Marie, Annette

Drei Magier und eine Margarita (MP3-Download)


ausgezeichnet

Ich wäre dann jetzt bereit für Band Nr. 2! - Das war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, als ich Drei Magier und eine Margarita beendete. Der zweite Gedanke war: "Zum Glück ist es eine Buchreihe!" Ich freue mich schon jetzt auf den zweiten Band Dunkle Künste und ein Daiquiri. Aber erstmal zum aktuellen Werk:


Drei Magier und eine Margarita ist Band 1 der Guild Codex: Spellbound Reihe von Annette Marie. Das Cover und der Titel haben mich scheinbar magisch angezogen. Das Buch ist ein echter Hingucker. Kaum war das digitale Hörbuch angekommen, habe ich gleich in die Geschichte reingehört - und weitergelauscht.

Die Geschichte ist eingängig erzählt und ich bin ruckzuck im Geschehen. Tori ist als Bedienung im Restaurant tätig. Ihr Temperament sorgt jedoch schnell dafür, dass sie ihren Job wieder los wird. - Genau wie die vorherigen Jobs in dieser Branche. Jetzt ist guter Rat teuer. Tori lebt schon eine ganze Weile in der Wohnung ihres Bruders, beherbergt die Couch und würde nur zu gern endlich wieder unabhängig sein. Da kommt ihr die Anzeige recht, als Barkeeperin etwas außerhalb der Stadt tätig sein zu können. Trotz des mulmigen Gefühls bewirbt sich Tori bei Crow and Hammer - und schlägt gleich am ersten Abend wieder über die Stränge. Scheinbar gehört es in dieser Bar zum guten Ton, sich nicht alles gefallen zu lassen und so erlebt Tori zum ersten Mal in ihrem Leben ein angenehmes Arbeitsklima. Angenehm - aber auch ungewöhnlich ist ihr Arbeitsplatz. Es dauert nicht lange, da hat Tori raus, dass es sich bei den Gästen der Bar nicht nur um Mitglieder einer sogenannten Gilde handelt, sondern dass diese Gäste auch allesamt einen magischen Hintergrund haben. Tori ist mittelmäßig beeindruckt und lässt sich trotz dieses Wissens "die Butter nicht vom Brot nehmen" und vor allem lässt sie sich keine Frechheiten oder Ungerechtigkeiten gefallen. - Auch nicht, als es selbst für Magier gefährlich wird. Die drei Freunde Aaron, Kai und Ezra, die Tori an der Bar kennen- und schätzen lernt, hat sie stets in ihrer Nähe.

Annette Marie erzählt die Geschichte frech und vor allem in einem flüssigen Schreibstil. Ich bin sofort Feuer und Flamme und total begeistert von der Protagonistin mit ihren flammend roten Haaren und ihrer ungestümen, lebensbejahenden Art. "Make this world a better place!" könnte genau der Satz sein, nach dem Tori sich und das Leben ihrer Mitmenschen einordnet. Das manche Menschen oder Magier dem eher unfreiwillig folgen, habe ich als Leserin schnell raus. Die Geschichte ist witzig und spannend und viel zu schnell zu Ende.

Jeannette Bauroth hat Drei Magier und eine Margarita genauso schnörkellos übersetzt, wie Tori redet. Da wird kein Blatt vor den Mund genommen, sondern ohne Schnickschnack gesagt, was los ist. So lieb ich das!

Yesim Meisheit sorgt mit ihrer Stimme für ein wohliges und zugleich spannendes Hörerlebnis. Ich hoffe, dass Yesim auch den zweiten Band einlesen wird.

Drei Magier und eine Margarita war für mich ein wunderbarer Auftakt und ich kann es kaum erwarten, mehr über Tori und "ihre" drei Magier zu erfahren. Hach, ich bin jetzt schon gespannt, was ihr zu der Geschichte sagt!! Für mich ist es ein Werk der Kategorie Lieblingsbuch.



Fazit
Drei Magier und eine Margarita ist für alle, die Urban Fantasy Geschichten mögen, die etwas verrückt und frech sind - genau wie die Protagonistin Tori in diesem Buch.

Bewertung vom 09.04.2024
Leo, Maxim

Wir werden jung sein (MP3-Download)


ausgezeichnet

Wir werden jung sein ist die Geschichte um vier - oder, um genau zu sein, fünf Probanden, die an einer Herzmuskelstudie an der Berliner Charité teilnehmen. Einer der Probanden ist der Arzt selbst, der das Mittel, das er selbst konzipiert hat, an sich selbst testet, um mit seinen Probanden mitreden zu können und eventuelle Nebenwirkungen herauszufinden.

Dass die Nebenwirkung des Medikaments eine bahnbrechende Wirkung haben wird, war ihm allerdings nicht klar. Das Medikament erwies sich zunächst als zielführend und die Probanden erfreuten sich zunehmend bester und besserer Gesundheit. Problematisch wurde es erst, als nicht nur eine biologische Verjüngung der Probanden stattfand, sondern die Verjüngung sogar unkontrolliert und scheinbar unaufhaltsam voranschritt. Um es klar auszudrücken: wenn jemand plötzlich biologisch acht Jahre jünger ist, ist das in einem bestimmten Alter kein Problem. Problematisch wird es dann, wenn ein jugendlicher Proband plötzlich bei unter 0 Jahren angelangt ist.

Erst richtig problematisch wird es aber ab dem Zeitpunkt, ab dem die Presse die Neuigkeiten "ausplaudert" und die Verschwörungstheoretiker, andere Wissenschaftler und die Wirtschaftsweisen auf den Plan ruft. Somit ist die zuvor "heile Welt" erst einmal in Aufruhr, als die Probanden mit einem Mal wie vom Erdboden verschluckt scheinen.

Maxim Leo schreibt die Geschichten der Probanden lebendig und mit dem Hang zwischen "ich denke, ich habe mit dem Leben krankheitsbedingt abgeschlossen" und "hurra, ich lebe noch" sehr eindrücklich. Ich erlebe die Charaktere sehr lebensbejahend und mit einer teils realistischen, teils sehr positiven Ausrichtung ihres Lebens. Es ist teilweise sehr skurril, wie die Menschen in ihrem jeweiligen Umfeld auf die Verjüngung und die mit einem Mal höhere Lebenserwartung reagieren. Auf den 300 Seiten des Romans menschelt es daher sehr und ich schwanke zwischen Freude für die Probanden und die Sorge um sie und dem Mitgefühl für die Familienmitglieder und Freunde der Probanden, die dem Wechselbad zwischen Abschied und "ich weiß gerade gar nicht, was ich fühlen soll" ausgeliefert sind.

Wir werden jung sein hat mich zu jeder Zeit sehr gut unterhalten. Gerade weil Maxim Leo nicht einfach nur die Geschichten der Probanden und des Schöpfers des Wundermittels erzählt, sondern weil er die Geschichte kurios und dennoch lebensecht weiterspinnt. Das Ende lässt mich gleichermaßen nachdenklich und zufrieden zurück. Zufrieden, weil das Ende zur Geschichte passt und nachdenklich, weil ich gern wissen würde, wie weit die Forschung tatsächlich ist und an wen die Ergebnisse alle weitergegeben werden.

Simon Jäger ist Sprecher dieses zeitgenössischen Romans und ich fühle mich - trotz des heiklen Themas - sehr wohl mit seiner Stimme. Simon Jäger untermalt die entstehenden Emotionen gekonnt und lässt mich mit den Charakteren auf einer Welle treiben. Ich habe Vertrauen in ihr Handeln und bin nah bei den jeweiligen Figuren. Vor allem gerade dann, wenn es in ihrem Leben alles andere als rund läuft. Ich habe mich beim Hören der Geschichte nicht einmal nach dem Buch gesehnt, um etwas nachzulesen. Großes Kompliment.



Fazit
Wir werden jung sein ist für alle, die sich vorstellen wollen und können, dass es mehr gibt, als die bislang angedachte Anzahl an Jahren. Die Geschichte ist für die, die mutig in die Zukunft blicken, skurrile Geschichten und außergewöhnliche Charaktere mögen. Ein Buch für alle, die keine Angst vor der Möglichkeit haben ewig zu leben.

Bewertung vom 16.03.2024
Michaelis, Antonia

Das Blaubeerhaus (MP3-Download)


sehr gut

Das Blaubeerhaus erzählt die Geschichte von einem in die Jahre gekommenen Haus im Wald mit angrenzendem Garten. Bislang hat dort die alte Lene gewohnt. Lene Franzberger ist eine entfernte Verwandte von einer Reihe jung und jüngerer Persönlichkeiten, die völlig überraschend das Blaubeerhaus geerbt haben.







Diese charmanten und einzigartigen Persönlichkeiten sitzen am Anfang der Geschichte nicht nur sprichwörtlich "im selben Boot", sondern sie sitzen im selben Bus. Selbst gefahren vom Riesen, der im vorderen Teil des Wagens begleitet wird von seiner Frau Betti, dem zehnjährigen Leo, dessen älteren Bruder Luke und dem kleinen Matthes.

Im hinteren Teil des Busses sitzt die "Mädchenfamilie" bestehend aus Onkel Ben, Tante Floris, der zehnjährigen Imke und den jüngeren Zwillingsschwestern Juni und Juli.

Vervollständigt wird der bunt gemischte Trupp von Tante Fee.

Die Lebensgewohnheiten und -umstände der Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein und so werden die Tage im Blaubeerhaus zu einem unvergesslichen gemeinsamen Abenteuer, das sie sonst nie erlebt hätten.

Protagonisten und Erzähler dieses Abenteuers sind Leo und Imke. Abwechselnd lerne ich ihre Sichtweise auf die Geschehnisse im Blaubeerhaus kennen und ihre Gedanken zu den weiteren Familienmitgliedern und ihren Wünschen und Plänen.

Besonders leicht zu verfolgen ist das Geschehen der jeweiligen Sichtweise für mich, da die Passagen von Imke von Christiane Marx und die Passagen von Leo von Oliver Kube gelesen werden. Es ist ein wahres Vergnügen ihren Stimmen zu lauschen, die Aufregung in gefährlichen Situationen mitzuerleben und die Zurückhaltung, wenn es um gar freundschaftliche Gefühle geht. Bäh!

Das Blaubeerhaus lädt die beiden ein, dessen Geheimnisse zu ergründen. Häppchenweise bekommen sie Anmerkungen und es scheint, als wollte das Blaubeerhaus sie gleichzeitig loswerden und für sich gewinnen. Und dann ist da noch das Tage- und Nachtbuch von Lene.

Antonia Michaelis erzählt die Geschichte vom Blaubeerhaus und ihren einzigartigen Charakteren im Plauderton und gleichzeitig mit einer Tiefe, die mich berührt und Imke und Leo mit auf eine Reise in die Vergangenheit nimmt. Ich erlebe die Kriegszeiten und die Judenverfolgung mit großem Abstand und sanfter Intensität. Einmal bedingt durch die vergangenen Jahre und zum zweiten durch die Erzählung aus dem Tage- und Nachtbuch von Lene. Trotz des Abstands wird sehr bildhaft und eindrücklich erzählt, wie wichtig es ist, die Menschen, die man liebgewonnen hat und die aufgrund ihrer Herkunft in Gefahr sind, versteckt und sicher zu beherbergen. Das Versteck ist besonders ausgeklügelt und ich drücke die Daumen, dass das Versteck unauffindbar im Jahr 1945 bleibt und gleichzeitig drücke ich Imke und Leo die Daumen, dass sie das Versteck finden, um Lenes Schatz auf die Spur zu kommen.

Ich habe schon lange nicht mehr so sehr bei einer Suche mitgefiebert und hatte Freude daran, Imke und Leo bei der Suche zu begleiten.

Das Blaubeerhaus wird in zwei unterschiedlichen Abschnitten erzählt. In Teil 1 lerne ich die Charaktere und die Umgegend kennen. Teil 2 spielt cirka ein Jahr später und sorgt leider bei mir für viel Verwirrung. Gefühlt bin ich immer noch in der Kennenlernphase und erwarte, dass jetzt das Geschehen fortlaufend weitererzählt wird. Tatsächlich sind alle im nächsten Jahr angelangt und für mich ging das alles hoppladihopp. Ich konnte nicht mehr einordnen, wo sich welches Fahrzeug aus der heutigen Zeit befindet. Dazu kamen die Illusionen aus den früheren Zeiten des Kriegsgeschehens. Die Geschichte wurde immer noch bildhaft und anschaulich erzählt. Mir persönlich ging es im zweiten Teil allerdings ein wenig zu sehr durcheinander.

Trotzdem bin ich gern bei der Geschichte geblieben. Die Charaktere waren ja immer noch die tollen Persönlichkeiten und zum Blaubeerhaus hatte ich bereits - genau wie die Figuren - eine Bindung aufgebaut. Das alles macht Das Blaubeerhaus zu einem tollen, bildhaft geschriebenen Hörerlebnis, das aufgrund der Thematik und der abenteuerlichen Erlebnisse der Charaktere noch lange nachwirkt.

Die Stimmen von Imke und Leo werden von Christiane Marx und Oliver Kube ganz wunderbar transportiert. Ich hatte jederzeit den Eindruck, dass Imke und Leo mich an ihrem Leben im Blaubeerhaus und im angrenzenden Wald teilhaben lassen. Ein wahres Hörvergnügen.



Fazit
Das Blaubeerhaus ist für alle die abenteuerliche Geschichten - mitunter etwas wild erzählt - mögen und rücksichtsvoll einen ersten, ernsten Blick auf die Geschehen im Krieg zur Verfolgung der Juden werfen wollen. Gleichzeitig geht es um Familienbande, Freundschaft, Toleranz und Vertrauen. Bande, die - einmal aufgebaut - wohl nie mehr reissen.