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Pia Goldetzky
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2025
Melzener, Axel;Neviandt, Julia Nika

Blut und Spiele in Colonia


sehr gut

Der erste Band hatte mir schon gefallen. Der zweite macht nun genau da weiter, wo der erste aufgehört hat, und macht dabei sogar vieles besser... Der Fall ist fesselnd erzählt, diesmal ermitteln die Römer unter Zeitdruck, was alles kompakter und dringlicher erscheinen lässt. Das Buch ist toll geschrieben, man fliegt einfach durch die Seiten und erforscht mit den Held*innen die antike Version meiner Heimatstadt Kölle.

Ein halbes Jahr ist seit den Geschehnissen vergangen und die Ermittlenden Quintus und Lucretia müssen sich einer neuen Herausforderung stellen. Dieses Mal in der Welt des Theaters, der populärsten Unterhaltungsform in der Römerzeit neben Gladiatoren und Wagenrennen... Mit dem karismatischen Tänzer Aulus tritt ein 'Womanizer' (oder 'Manizer'? - er ist bisexuell) auf, der sehr differenziert gezeichnet ist... Interessant!

Was mir erneut besonders gefallen hat, sind die Frauenrollen... Die Heilerin bzw. 'Gerichtsmedizinerin' Cordia hat wieder einen tollen Auftritt obwohl sie hier etwas unterbenutzt ist... Lucretias Schicksal als unterdrückte junge Frau, die im Patriarchat ihren eigenen Weg...

Themen wie Geschlechterrollen und sexuelle Übergriffigkeit nehmen einen wichtigen Raum in dieser Geschichte ein... Als Feministin bin ich begeistert von der ehrlichen und tiefgründigen Zeichnung dieser Epoche, auch was z.B. den Umgang mit Queerness damals angeht, die viel lockerer war als heute... Und dazu ist es noch ein richtig spannender Crime Fall geworden der die antike Vergangenheit so plastisch wie selten zu uns holt... Dicke Empfehlung.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2025
Kim, Monika

Das Beste sind die Augen


ausgezeichnet

Ich habe „Das Beste sind die Augen“ von Monika Kim regelrecht verschlungen. Und mich dabei oft ertappt, wie ich laut „Ja!“ gedacht habe... Endlich ein Buch, das sich nicht scheut, weibliche Wut ganz ungeschminkt zu zeigen. Als Feministin, die schon viele Debatten über Sexismus und Rassismus erlebt hat, fühlte ich mich hier auf wohltuend kämpferische Weise verstanden.

Jiwons Geschichte – zerrieben zwischen den Erwartungen ihrer koreanischstämmigen Familie, der Ignoranz ihrer weißen Umgebung und dem übergriffigen neuen Partner der Mutter – ist ein Schlag ins Gesicht all derer die meinen, man könne Diskriminierung mit nettem Zureden beilegen. Haha. Monika Kim schreibt klar, scharf und ohne Rückzugsmöglichkeit. Wenn sich die bedrängte Jugendliche schließlich wehrt, auch auf drastische Weise, dann ist das nicht bloß Schockeffekt, sondern literarische Gerechtigkeit...

Besonders beeindruckt hat mich, wie virtuos Kim Horror-Elemente einsetzt: nicht als Blutorgie, sondern als Spiegel unserer gesellschaftlichen Albträume. Jede Szene ist politisch aufgeladen, ohne platt zu predigen... Für mich ist dieser Roman ein wütendes, kluges Manifest und ein Beweis, dass female rage nicht nur erlaubt, sondern notwendig ist. Ein Buch, das ich jeder Diskussionsrunde unter die Nase halten möchte.

Bewertung vom 14.09.2025
Fellner, Eva

Die Highlanderin / Enja, Tochter der Highlands Bd.1


weniger gut

Ich habe "Die Highlanderin" von Eva Fellner gelesen. Und, ja wirklich, mich dabei fast durchgehend geärgert. Auf dem Klappentext wird Enja als starke Frau im 13. Jahrhundert angekündigt doch was bekomme ich? Eine Heldin, die zwar kämpft, heilt, Attentate plant und angeblich die Welt bereist letztlich aber immer wieder um Männer kreist, vom dubiosen Assassinenführer bis zum schottischen Clanhelden Douglas.

Der Roman stapelt Abenteuer wie Schokolade auf einem Basar, aber hinter der bunten Kulisse steckt die alte Leier. Frauen dürfen alles sein, solange sie schön jung und natürlich auch außergewöhnlich bleiben. Kein echtes Ringen um Freiheit, sondern eine Fantasy-Powerfrau, die patriarchale Strukturen zementiert, indem sie sich nur an den Regeln der Männer misst.

Mich ärgerte auch, wie Gewalt und Ausbeutung exotisiert werden. Die Sklaverei im Orient wird zum dramatischen Hintergrund für eine Abenteuergeschichte, statt die Mechanismen von Unterdrückung wirklich zu beleuchten. Feministisch ist das nicht. Es ist Hochglanz-Patriarchat im historischen Kostüm. Für mich ein Buch, das vorgibt Frauen zu feiern in Wahrheit aber alte Klischees neu verpackt. Nur weil es handwerklich gut geschrieben ist, vergebe ich hier nicht die schlechteste Wertung.

Bewertung vom 28.10.2024
Imhof, Agnes

Feminismus - Die älteste Menschenrechtsbewegung der Welt


ausgezeichnet

Agnes Imhof setzt ein kraftvolles Statement für den Feminismus als unverzichtbare Grundlage für Freiheit und Gleichberechtigung! Sie erzählt nicht nur die Geschichte der feministischen Bewegung... sondern zeigt auch, wie tief das Streben nach Frauenrechten in die Menschheitsgeschichte eingewebt ist... Die Autorin erinnert uns eindrucksvoll daran, dass Feminismus kein "Trend" ist, sondern eine jahrhundertelange, global getragene Menschenrechtsbewegung!

Imhof spricht Klartext: Feminismus hat die Gesellschaft verändert und tut es weiterhin... Und das ist auch bitter nötig... Dabei setzt sie sich mit Vorurteilen auseinander und liefert einen deutlichen Kontrapunkt zu Klischees und Missverständnissen. Sie beleuchtet wichtige Wegbereiterinnen und Ereignisse, zeigt auf, wie hart erkämpft diese Errungenschaften waren... Und macht klar, warum Frauenrechte weiterhin verteidigt und ausgebaut werden müssen.

Imhofs Ausführungen lassen keinen Zweifel daran, dass Feminismus nicht nur Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch die Zukunft mitgestalten wird! Für all jene, die glauben, wir hätten im Gleichstellungskampf bereits alles erreicht, ist dieses Buch eine deutliche Erinnerung daran wie viel noch zu tun ist... Ein inspirierendes, ermutigendes Werk für Neueinsteiger und erfahrene Leser*innen, die den Feminismus nicht nur verstehen, sondern auch weitertragen möchten...

Bewertung vom 21.10.2024
Leipner, Ingo;Stall, Joachim

Verschwörungstheorien - eine Frage der Perspektive


gut

Das Buch von Leipner und Stall befasst sich auf interessante Weise mit Verschwörungstheorien und deren Entstehung was es zu einer spannenden Lektüre macht.... Leider Thema top aktuell!!! Es beleuchtet verschiedene Theorien, wie das Marsgesicht und zeigt auf wie diese widerlegt wurden... Doch genau hier liegt auch die Herausforderung. Wenn Menschen an dem Quatsch festhalten, wird der Diskurs schnell schwierig. Das Buch greift diese Problematik auf und bietet Betroffenen als auch Skeptikern Einsichten... Die Autoren gehen ernsthaft mit ihren Gesprächspartnern um ähnlich wie Ethnologen in fremden Kulturen... Sie eröffnen einen Raum für die Vielfalt der Perspektiven und ermutigen dazu, die eigene Urteilskraft zu pflegen... In einer Zeit, in der frauenfeindliche antifeministische Filterblasen vorherrschen, bietet das Buch somit einen hoffnungsvollen Ausblick darauf, wie wichtig es ist auch andere Sichtweisen zu hören und zu reflektieren...

Bewertung vom 07.11.2023
Esser, Rolf

Darwin und die Folgen


sehr gut

Das Buch ist eine Einführung in die Evolutionstheorie, also die Idee, dass sich alle Lebewesen im Laufe der Zeit verändern und anpassen... Der Autor erklärt wie Charles Darwin und andere Forscher auf diese Idee gekommen sind, und wie sie sie mit Fakten aus der Natur bewiesen haben... Er zeigt auch, wie die Evolutionstheorie hilft, viele Fragen zu beantworten, zum Beispiel über die Medizin, die Psychologie, die Ethik, die Religion und die Philosophie... Das Buch ist aus meiner Sicht eine spannende und verständliche Darstellung der Evolutionstheorie und ihrer Bedeutung für die moderne Wissenschaft und Gesellschaft. Auch für Schüler*innen sicher sehr nützlich.

P.S. Evolutionstheorie ist eine wissenschaftliche Tatsache, die man nicht leugnen oder verdrehen sollte, wie manche Leute es tun... Aber man kann auch an einen Schöpfergott glauben, wenn man will, das ist nicht zwingend ein Widerspruch... Wir können Wiedersprüche vereinen und tolerant sein um eine bessere Welt zu schaffen, wenn wir uns bemühen.

Bewertung vom 24.10.2023
Plath, Sylvia

Die Glasglocke


ausgezeichnet

Nur ganz selten finde ich Romane, die mich wirklich umhauen... Das hier ist einer davon. S. Plath ist eine amerikanische Dichterin. Dies war (leider!) ihr einziger Roman... Es ist ein sehr einfühlsames Buch das sich mit dem top aktuellen Thema Mental Health auseinander setzt.

"Die Glasglocke" dreht sich um Esther, eine 19-jährige Collegestudentin, die im Sommer 1953 in New York ein Praktikum bei einer Modemagazin ergattert in der Hoffnung, als Schriftstellerin oder Journalistin Fuß zu fassen. Aber statt Erfolg erlebt sie Frust und Krisen... Sie fühlt sich fremd in der Großstadt, unglücklich in Beziehungen und leidet unter Depressionen. Ihre düsteren Gedanken schneiden sie von der Welt ab wie eine Glocke, daher der Titel des Romans... ein passender Vergleich... Nach dem Praktikum wird sie in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, nachdem sie versucht hat, sich das Leben zu nehmen... Dort durchläuft sie Therapien, und der Roman endet offen als sie vor einer wichtigen Anhörung steht, unsicher über ihre Zukunft...

Was mich an der Glasglocke total beeindruckt hat, ist der offene Umgang mit psychischen Problemen, beschrieben aus weiblicher Sicht... Im Jahr 1963 waren die Rollenmuster noch viel verfestigter als heute und eine Frau hatte immer fröhlich und "proper" zu sein, wenn sie Depressionen hatte galt sie als "zickig"... solche Probleme wurden einfach nicht ernst genommen, beseite gewischt... das ist ja teilweise immer noch so. Ein brutal offenes und ehrliches Buch, in dem sich Menschen die ähnliche Probleme haben, sicher gut wiedererkennen werden... Die Geschichte einer starken Frau, die aber keine Superheldin ist sondern einfach kämpft, ihren Alltag in einer patriarchalen Gesellschaft zu überleben... Und das ganze ist so unfassbar stark geschrieben, über was für eine gewaltige Sprach Frau Plath da verfügte... Literatur auf höchstem Niveau.

Bewertung vom 09.10.2023
Abel, Susanne

Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1


sehr gut

Der Roman “Stay away from Gretchen” ist ein kraftvolles und mutiges Werk, das die rassistische Realität, der schwarze Menschen und ihre weißen Partner*innen in Deutschland ausgesetzt waren, offenbart...

Die Autorin erzählt die bewegende Geschichte von Greta, einer alten Frau, die an Demenz leidet und ihrem Sohn Tom, einem Nachrichtenmoderator, ihre Lebensgeschichte anvertraut... Greta wuchs in Ostpreußen auf wo sie den Krieg und die Flucht erlebte... In Heidelberg verliebte sie sich in den afroamerikanischen Soldaten Cooper, der ihr die Liebe seines Lebens wurde... Doch ihre Beziehung war verboten und verfolgt, denn die US-Armee und die deutsche Gesellschaft lehnten die sogenannten “Brown Babies”, Kinder aus gemischten Beziehungen ab...

S. Abel schreibt mit einer feministischen Perspektive, die die patriarchalischen und rassistischen Strukturen kritisiert, die die Frauen und ihre Kinder unterdrückten und erniedrigten... Sie zeigt, wie Greta für ihre Liebe kämpfte und wie Tom sich seiner eigenen Identität bewusst wird... Sie macht deutlich, wie wichtig es ist, sich an die Vergangenheit zu erinnern und sich gegen Rassismus und Diskriminierung einzusetzen! Dies ist ein Roman, der berührt, informiert und unterhält.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2023
Houellebecq, Michel

Unterwerfung


schlecht

"Unterwerfung" von Michel Houellebecq. Ich habe es lange vor mir hergeschoben, dieses Buch zu lesen, und jetzt weiß ich auch warum... Es hat meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt... Bei mir als Leserin hat es starke Verachtung für den Autor ausgelöst. Denn das Buch präsentiert Frauen als sexuelle Objekte und erniedrigt sie, indem es sie auf ihre äußere Erscheinung reduziert... Dies ist herabwürdigend und inakzeptabel...

Die Verachtung für Frauen zeigt sich auch in der Darstellung des Hauptcharakters, eines feigen sogenannten Intellektuellen, der sich der Unterwerfung unter den Islam beugt und das als Befreiung betrachtet... Er begrüßt dann die Polygamie, die es ihm ermöglicht mehrere minderjährige Frauen zu "ehelichen". Widerlich...

Dies vermittelt die absurde Botschaft, dass Frauen unterdrückt werden können, wenn eine politische Mehrheit nur dafür ist. Letztlich ist so etwas aber eine Legitimierung von Anti-demokratismus und Faschismus... Die Ironie von Houellebecqs Stil soll seine Ansichten verschleiern, aber dieser Schleier ist dünn... denn hinter dem Humor ist spürbar wie die wahre Sehnsucht des Autors nach solchen Verhältnissen lauert...

Darüber hinaus verunglimft der Roman den Feminismus, indem er ihn als schwach und unterwürfig darstellt. Diese Verzerrung einer wichtigen sozialen Bewegung ist respektlos... Diese Papier gewordene reaktionäre Altherrenphantasie ist enttäuschend und sollte nicht unterstützt werden!

0 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2023
Cross, Donna Woolfolk

Die Päpstin


gut

Schon lange auf dem Markt ist "Die Päpstin" von Donna Cross… Ich habe damals den Film im Kino gesehen, aber er hat mir gar nicht gefallen. Jetzt stand der Roman in der Bücherbox an der Ecke und ich habe ihm eine Chance gegeben… und es nicht bereut.

Das Buch erzählt die Geschichte einer mutigen Frau, die gegen alle Widerstände ihren Weg geht… Johanna, in der dunklen Zeit des Frühmittelalters… Es ist eigentlich eine traurige Geschichte. Eine Frau muss hier ihre Identität verleugnen und sich als Mann ausgeben, um Erfolg zu haben… Sie muss Opfer bringen, da kommt einem teilweise die Galle hoch… Sie verkleidet sich als Mönch und wird Arzt in Rom.

Durch Umstände, die ich nur mittelmäßig glaubwürdig fand, steigt sie tatsächlich zum Papst auf… Insofern habe ich es erzählerisch nicht alles ganz geglaubt. Aber es ist ganz gut geschrieben und man leidet und zittert mit Johanna mit, auf ihrem langen Weg aus dem Frankenreich bis nach Italien!

Wichtig zu betonen, dass es keine wahre Geschichte ist, sondern eine erfundene Person. Aber es ist die tiefere Wahrheit darin, die fesselt und verstört… nämlich dass das weibliche Geschlecht in den Augen vieler weniger wert ist, damals wie heute… und dagegen gilt es sich zu stemmen wie die Heldin es tut.