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H.8
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Kassel

Bewertungen

Insgesamt 40 Bewertungen
Bewertung vom 25.07.2025
Myers, Benjamin

Strandgut


sehr gut

Entschleunigend

Ein über 70-jähriger ehemaliger Soulsänger einsam in der amerikanischen Provinz und eine Einladung aus Großbritannien führen unbekannte Menschen zusammen. Bucky ist vor vielen Jahren knapp an einer großen musikalischen Karriere vorbeigeschrammt. Im englischen Scarborough gibt es trotzdem noch eine eingefleischte Fangemeinde, die auf einem Weekender seine beiden Hits hören möchte.

In bekannter Manier ist es Benjamin Myers erneut gelungen ein ruhiges und gediegenes Werk zu kreieren. Der Text transportiert Entschleunigung und bietet viele Stellen zum Nachdenken über Vergangenheit und Gegenwart an. Dabei geht es weniger darum mit dem Geschehenen zu hadern, sondern die eigene Situation anzunehmen, Frieden zu schließen und den besten zukünftigen Weg zu finden. Das alles trifft nicht nur auf die Hauptfigur Bucky zu, sondern auch auf Dinah, die ihn bis zu seinem Auftritt betreut. Die beiden Figuren und deren Leben geben eine gute Symbiose für dieses Buch ab.

Bewertung vom 25.07.2025
Reid, Taylor Jenkins

Atmosphere


ausgezeichnet

Wissenschaft und Emotion

Joan ist Wissenschaftlerin, unterrichtet an der Universität in Astrophysik. Ihr Privatleben ist eher unspektakulär, abgesehen von ihrer kleinen Nichte Frances gibt es für sie nicht viel, was Familie ist. Und dann bietet sich ihr die einmalige Chance für die NASA ins All zu fliegen - in den 1980er Jahren gerade für Frauen ein Novum!

Autorin Taylor Jenkins Reid spielt in diesem Buch mit den Gegensätzen. So steht der nüchternen Wissenschaftlerin eine emotionale Liebesgeschichte gegenüber, es geht genauso Raumfahrtgeschichte wie um ein persönliches Schicksal. Dies lässt auch die Spannung aufkommen, man möchte wissen wie es im Großen und Ganzen weitergeht, unterbrochen von emotionalen Szenen. In der Mitte geht leider der Spannung ein bisschen die Luft aus, dafür geht am Ende alles recht schnell. Mein einziger Kritikpunkt an diesem sonst sehr gelungenen Werk.

Bewertung vom 25.07.2025
Grandl, Peter

Reset


ausgezeichnet

Große Leseempfehlung

Was wäre wenn über Deutschland ein Passagierflugzeug von Terroristen entführt wird? Und was wäre wenn dies zu tödlichen Konsequenzen führt, es letztendlich aber alles nur ein Deepfake war?
So ist die Situation in diesem Buch. Die ganze Welt wird von Fakenews beherrscht, alles was digital ist wird unglaubwürdig. Es geht zurück von der digitalen Globalisierung zu handgeschriebenen Briefen und direkter Kommunikation.

Dieser Thriller hat mir von der ersten Seite an den Atem geraubt. Der Plot erscheint auf den ersten Blick fiktiv und konstruiert, aber immer schneller stellt sich heraus, dass diese Fiktion genauso eintreten könnte. In atemberaubender Geschwindigkeit lässt Peter Grandl uns an diesem Gedankenspiel und der neu gewonnenen Realität teilhaben. Die Frage nach dem wie aufhalten ist mindestens genauso spannend wie die Frage nach dem Warum. Ganz große Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.06.2025
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


gut

Exzentrische Familie

Drei Schwestern, eine exzentrische Mutter, schwierige Beziehungen untereinander und ziemlich viel Alkohol - das sind die Garnett Girls. Während Mutter Margo versucht ihr Leben zu genießen, über ihre gescheiterte Ehe hinwegzusehen und den Schmerz weitestgehend zu betäuben, jagen ihre erwachsenen Töchter immer noch dem Traum nach dem nach außen hin perfekten Leben hinterher.

Georgina Moore hat eine Familie geschaffen, mit noch mehr Reibungspunkten als normal üblich. Hauptproblem ist, dass nicht ausreichend über Sorgen, Ängste und Kränkungen gesprochen und im Zweifelsfall lieber zum Alkohol gegriffen wird - und das ist leider oft der Fall. Wenn man zwischen den Zeilen liest, ist da auch eine ordentliche Portion Gesellschaftskritik zu finden, aber man muss es verstehen wollen.
Insgesamt sind "Die Garnett Girls" keine leichte Lektüre und tiefgründiger als man auf den ersten Eindruck vielleicht erwartet.

Bewertung vom 31.05.2025
Ruban, Paul

Der Duft des Wals


sehr gut

Urlaub mit Hindernissen

Als Judith, Hugo und Tochter Ava im mexikanischen Cluburlaub ankommen scheint alles perfekt zu sein. Auch Flugbegleiterin Celeste kann endlich durchatmen und sucht Erholung. Doch dann stinkt es plötzlich. Das Hotelpersonal verteilt verzweifelt Nasenklammern und weiß sonst keine Abhilfe. Ursache ist ein toter Wal am Strand.

Was sich nach leichter Urlaubslektüre anhört, entpuppt sich als sarkastische Gesellschaftskritik. Natürlich kann man Themen wie Konsum, Klimawandel und Arbeitsbedingungen auf 223 Seiten nicht ausführlich beleuchten und somit reißt Autor Paul Ruban diese Dinge nur an - vielmehr man liest sie zwischen den Zeilen. Die Protagonisten sind nicht immer sympathisch, aber authentisch skizziert. Etwas störend empfand ich die vielen Nebencharaktere, sodass die Geschichte kurz vorm Verzetteln war.
Ein Buch, das ich gerne gelesen habe und mich trotz einiger Schwächen gut unterhalten hat!

Bewertung vom 31.05.2025
Dunlay, Emily

Teddy


ausgezeichnet

Naivität

Während ihrer Jugend in Texas hat Teddys Familie, allen voran ihre Mutter, alles daran gesetzt sie für das Leben an der Seite eines einflussreichen Mannes zu wappnen. Aber irgendwie scheint Teddy nicht den richtigen zu finden. Nach einigen freizügigen Jahren heiratet sie endlich David und geht mit ihm nach Italien wo er für die amerikanische Botschaft arbeitet. Aber anstatt den schillernden europäischen Kontinent zu genießen, verstrickt Teddy sich immer wieder in neue Konflikte.

Mit "Teddy" entführt uns Autorin Emily Dunlay ins Europa und Amerika der 1960er Jahre. Mit Teddy stellt sie uns eine naive, gutgläubige Tochter aus gutem Hause vor, die das Glück trotz allem selten auf ihrer Seite hat. Neben Dolce Vita und Sommergefühlen geht es aber auch um tiefgründigere Dinge wie die Abhängigkeit der Frau vom eigenen Ehemann. Schon vom ersten Kapitel an wird angedeutet, dass Teddy sich in echten Schwierigkeiten befindet. Wie naiv und unschuldig sie jedoch wirklich ist, bleibt dem Leser lange Zeit unbekannt. Eine sommerliche Agentengeschichte mit historischen Hintergrund!

Bewertung vom 31.05.2025
Mommsen, Janne

Das Licht in den Wellen


ausgezeichnet

Zwischen Insel und Großstadt

Inge ist auf Föhr aufgewachsen. Ihre Familie bewirtschaftet dort einen Hof. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg sieht Inge dort keine Perspektive mehr für sich und tritt die beschwerliche Reise mit dem Schiff nach New York an. Nach anfänglichen Heimweh findet sie dort nicht nur Freunde fürs Leben, sondern legt auch eine unvergleichliche Karriere hin, bis das Schicksal sie erneut trifft.

In seinem Roman "Das Licht in den Wellen" lässt Autor Janne Mommsen die mittlerweile fast 100 Jahre alte Inge auf ihr ereignisreiches Leben zurückblicken. Das Buch baut sich in zwei Zeitsträngen auf: einerseits die Gegenwart, in der Inge mit ihrer Enkelin Swantje sich auf Reise begibt und andererseits Inges rückblickende Erzählungen. Neben den persönlichen Erlebnissen der Protagonisten erfährt man auch viel Allgemeines über die friesische Gemeinschaft auf Föhr und in New York. Ein gelungenes Buch, das Familiengeschichte, historische Ereignisse und Emotionalität vereint.

Bewertung vom 05.05.2025
Böhm-Reithmeier, Inga

Die Magie der Konsequenz


sehr gut

Umfangreich

Als Hundehalter sollte man ein konsequentes Verhalten an den Tag legen, um Erfolg in der Erziehung seines vierbeinigen Freundes und Wegbegleiters zu haben. Was das in Theorie und Praxis bedeutet, erfährt man im Ratgeber "Die Magie der Konsequenz von Inga Böhm-Reithmeier.

Auf fast 300 Seiten wird dieses wichtige Thema bearbeitet. Vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen in der Hundehaltung wird jeder angesprochen. Allerdings habe ich viele Passagen als etwas langatmig empfunden und man hätte mehr ohne Umschweife auf den Punkt kommen können. Trotzdem verfügt dieses Buch über alles was man in diesem Zusammenhang wissen muss: theoretische Grundlagen, Beispielsituationen, praktische Übungen und Tipps und Tricks. Die Bebilderung ist ebenfalls sehr passend und ansprechend gehalten. Ein gutes Buch, um sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Bewertung vom 19.04.2025
Ehrenhauser, Martin

Unsere Suche nach Zärtlichkeit


gut

Etwas schleppend

Dumont ist Telefonseelsorger. In einer Nacht ruft eine weinende Frau an. Alle Versuche sie zum Reden zu bewegen scheitern. Dumont erfährt lediglich etwas über eine Zugfahrt nach Antibes. Dieses Nicht-Helfen-Können erinnert Dumont an einen vergangenen Fall. Um dieses Trauma zu verarbeiten, macht er sich auf den Weg nach Antibes um die Frau zu finden.
Dort trifft er auf Florence. Sie zieht in magisch an...

Bei diesem Buch braucht man etwas Durchhaltevermögen. Es ist in fünf Teile untergliedert und man braucht etwa die ersten anderthalb, bis Schwung in die Geschichte kommt. Von da an liest sich der Text aber sehr flüssig und Dumonts Melancholie und seine Faszination für Florence entfalten ihre volle Tragkraft. Die Spannung nimmt zu und man ahnt zwischen den Zeilen, dass die Beziehung zwischen Dumont und Florence nicht so entspannt weiter gehen wird wie sie angefangen hat.
Eine leichte Geschichte, die mehr Potential und Tiefgang hätte entwickeln können.

Bewertung vom 02.04.2025
Behm, Martina

Hier draußen


ausgezeichnet

Mut zum Leben


Die Familie Fenske möchte es mit ihren beiden Kindern etwas ruhiger haben, Abstand gewinnen vom Stadleben und raus aufs Land ziehen. Vor allem Lara wünscht sich mehr Platz, einen Hund und einen Garten. Aber das Landleben bietet nicht nur Romantik und macht auch wieder andere Probleme auf, die vorher nicht da waren. Ebenso ergeht es den Alteingesessenen im Örtchen Fehrdorf. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft rechnet sich nicht mehr, den Nachwuchs zieht es in die Städte und die Bauern werden zur zunehmenden Technisierung gezwungen.

"Hier draussen" ist ein eindringlicher Roman, der das Landleben keineswegs beschönigt und verherrlicht. Autorin Martina Behm lässt uns an den Lebensentwürfen mehrerer Bewohner von Fehrdorf teilhaben, spricht über Vor- und Nachteile, unerreichbare Träume, verpasste Chancen und den Lauf des Lebens. Ein zentrales Thema ist der Mut - Mut zur Veränderung, zum Widerwort halten und sein Leben zu Leben.