Benutzer
Benutzername: 
H.8
Wohnort: 
Kassel

Bewertungen

Insgesamt 47 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2025
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


sehr gut

Intrigen

Als die fremde Daniela in Lisas Leben auftaucht, scheint es zunächst eine glückliche Fügung zu sein. Daniela ist freundlich und hilfsbereit und irgendwie immer da. Aber schon bald verhält sie sich merkwürdig und Lisas Mann Simon auch. Daniela erschleicht sich nicht nur einen Platz in Lisas Leben, sondern auch in dessen ihres Vaters und ihrer Freunde. Was führt die Fremde im Schilde?

"Schattengrünes Tal" beginnt gemächlich, fast wie ein Heimatroman. Man lernt zunächst die Hauptcharaktere kennen und erahnt noch nicht, in welche Richtung die Geschichte führen wird. Ab der Hälfte allerdings nimmt die Spannung enorm zu und das Unheil zeichnet sich ab. Kristina Hauff ist die fast perfekte Wendung gelungen, wenn man von dem durchwachsenen Anfang einmal absieht. Die Personen sind besonders gut und detailliert dargestellt, die Handlung handelt im wesentlichen von Intrigen und Manipulation. Ein Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

Bewertung vom 16.09.2025
Huth, Peter

Aufsteiger


sehr gut

Karriere

Aus ideologischen Gründen besetzt Verleger Christian Berg die Stelle des Chefredakteurs in seinem Magazin neu. Der langjährige Mitarbeiter Felix Licht hat alles auf eine Karte gesetzt und auf diesen Moment hin gearbeitet. Doch nicht er bekommt den Zuschlag sondern Zoe Rauch. Sie ist zwar jung und unerfahren, polarisiert aber mit ihrer freien Meinungsäußerung. Und Felix verliert alles, was ihm bis jetzt wichtig war.

"Aufsteiger" erzählt eindrücklich die Geschichte vom Aufbau und Zerfall mehrer Karrieren. Das Setting in einem Hauptorgan der deutschen Printmedienlandschaft scheint in Zeiten von Digitalisierung und sozialen Medien zunächst ungewöhnlich, passt aber dennoch. Die Hauptcharaktere sind gut dargestellt worden, aber ich konnte mich emotional leider keinem so wirklich annähern, sie sind mir alle recht unsympathisch geblieben. Das Buch vereint viele strittige Themen der modernen Gesellschaft, kann diese aber erfahrungsgemäß nicht vollends bearbeiten. Alles in allem ein gut lesbarer Roman mit gesellschftskritischem Hintergrund.

Bewertung vom 12.09.2025
Schoeters, Gaea

Das Geschenk


ausgezeichnet

Lesevergnügen

Es ist nicht Afrika, auch kein Zoo, es ist das Spreeufer mit in Berlin/Deutschland. Hier steht ein Elefant. Und er ist nicht der einzige, plötzlich tauchen überall freilaufende Elefanten auf. Bundeskanzler Winkler steht vor der großen Aufgabe das Problem zu lösen ohne dabei die Bevölkerung, Tierschützer und die eigenen Parteimitglieder zu verärgern.

Was im ersten Moment wie ein Ding der Unmöglichkeit klingt, erscheint beim näheren Betrachten auf einmal doch nicht mehr so konstruiert. Die niederländische Autorin Gaea Schoeters nimmt gekonnt die deutsche Politiklandschaft aufs Korn. Das Buch glänzt mit Ironie, Lächerlichkeit sucht man allerdings vergeblich. Es ist eine Mischung aus Volksstimme und Befürchtungen, aber unterhaltsam ist es allemal. Sicher kann man zwiegespalten dabei sein, für mich war es aber ein großes Lesevergnügen und eins der besten Bücher des Jahres!

Bewertung vom 12.09.2025
Maschik, Anna

Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten


ausgezeichnet

Andersartig

In Norddeutschland leben Henrike und ihr Mann Georg. Vom Krieg und den damit verbundenen Erlebnissen gezeichnet, bekommen sie zwei Kinder. Während Benedikt auf seltsame Weise krank ist, ist Hilde durch und durch lebhaft. Es folgt der nächste Krieg und weitere einschneidende Erlebnisse, die Urenkeltochter Alma als Erzählerin dieser Familiengeschichte weitergibt.

Die Form dieses Buchs ist andersartig. Kurze Kapitel wechseln sich ab mit Versen, manchmal auch nur losen oder gar knappen Aufzählungen. "Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten" wirkt wie eine Zettelsammlung mit Notizen, die die Jahrzehnte überdauert haben. Dabei erschließen sich Zusammenhänge dem Leser oft erst spät, was aber den Reiz der Texte ausmacht. Trotzdem bekommt man ein genaues Bild der Charaktere vor Augen geführt. Dieses Buch verfügt über viel Tiefgang, Botschaften zwischen den Zeilen und Gesellschaftskritik.

Bewertung vom 12.09.2025
Knecht, Doris

Ja, nein, vielleicht


sehr gut

Kein Kitsch

Eine geschiedene Frau über 50 in Österreich, unabhängig und frei, aber doch quält sie die Frage ob sie den Rest ihres Lebens alleine verbringen soll oder die Suche nach einem neuen Partner es wert ist sich aus der Komfortzone herauzubewegen.

Doris Knecht erzählt diese Geschichte mit einer Mischung aus Einfühlungsvermögen und Humor. Das Buch verkommt allerdings keinesfalls zu Kitsch und Schmonzette, sondern besitzt viel mehr Tiefgang als gedacht. Ich denke in den reichlichen Alltagssituationen kann man sich schnell wiedererkennen. Das Thema Altern und Älterwerden wird nicht nur, aber eben auch von seiner negativen Seite betrachtet. Und trotzdem ist eine depressive Stimmung hier fehl am Platz. Allerdings kommen die männlichen Charaktere durchgehend  ziemlich schlecht weg, was ich etwas einseitig und schade finde.

Bewertung vom 26.08.2025
Sauer, Anne

Im Leben nebenan


sehr gut

Unwirkliche Wirklichkeit

Die Beziehung kriselt und bei Antonia und Jakob läuft es schon länger nicht mehr rund, angefangen beim unerfüllten Kinderwunsch sind sie gerade dabei sich mehr und mehr auseinander zu leben. Und plötzlich wacht Antonia an der Seite ihrer ersten großen Liebe auf - mit Baby. Doch weder an die Schwangerschaft, noch die Geburt oder das gemeinsame Leben kann sie sich erinnern.

Was wie eine Utopie klingt, ist eine realitätsnahe Schilderung des Unwirklichen was für die Protagonistin Wirklichkeit geworden ist. Bezeichnend ist, dass keine Position bezogen wird, weder für noch gegen die Mutterschaft. Zeitweise wirkt die Geschichte etwas lieblos, es fällt schwer sich in die Situation hineinzuversetzen. Trotzdem liest sich das Buch gut und flüssig. Ich hätte mir ein deutlicheres Ende mit klarem Ausgang gewünscht, so bleibt dem Leser doch viel Möglichkeit zum Grübeln übrig. Dennoch gibt es eine Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 26.08.2025
Sußebach, Henning

Anna oder: Was von einem Leben bleibt


ausgezeichnet

Persönliche Zeitgeschichte

Anna trifft eine für ihre Zeit folgenschwere Entscheidung - sie geht Ende des 19. Jahrhunderts, kaum volljährig, alleine ins sauerländische Cobbenrode und wird dort Lehrerin. Richtig warm wird sie mit dem Ort und den Leuten dort nicht. Trotzdem wird sie am Ende ihres Lebens zweimal verheiratet gewesen sein und einen Sohn bekommen haben. Und dabei ist ihr Leben und ihre Position in der Gesellschaft keineswegs unumstritten gewesen.

Henning Sussebach rollt in diesem zeitgeschichtlichen Buch anhand der wenigen verbliebenen Dokumente das Leben seiner Urgroßmutter auf. Es gilt die Tatsachen und Fakten ins Licht des damaligen Weltgeschehens zu setzen und fehlende Teile zu rekonstruieren oder zu mutmaßen. Dabei werden Spekulationen auch immer klar als solche deklariert und die Wahrscheinlichkeiten erörtert. Mir hat dieses Buch mit seiner Mischung aus Roman und Historie sehr gut gefallen.

Bewertung vom 25.07.2025
Myers, Benjamin

Strandgut


sehr gut

Entschleunigend

Ein über 70-jähriger ehemaliger Soulsänger einsam in der amerikanischen Provinz und eine Einladung aus Großbritannien führen unbekannte Menschen zusammen. Bucky ist vor vielen Jahren knapp an einer großen musikalischen Karriere vorbeigeschrammt. Im englischen Scarborough gibt es trotzdem noch eine eingefleischte Fangemeinde, die auf einem Weekender seine beiden Hits hören möchte.

In bekannter Manier ist es Benjamin Myers erneut gelungen ein ruhiges und gediegenes Werk zu kreieren. Der Text transportiert Entschleunigung und bietet viele Stellen zum Nachdenken über Vergangenheit und Gegenwart an. Dabei geht es weniger darum mit dem Geschehenen zu hadern, sondern die eigene Situation anzunehmen, Frieden zu schließen und den besten zukünftigen Weg zu finden. Das alles trifft nicht nur auf die Hauptfigur Bucky zu, sondern auch auf Dinah, die ihn bis zu seinem Auftritt betreut. Die beiden Figuren und deren Leben geben eine gute Symbiose für dieses Buch ab.

Bewertung vom 25.07.2025
Reid, Taylor Jenkins

Atmosphere


ausgezeichnet

Wissenschaft und Emotion

Joan ist Wissenschaftlerin, unterrichtet an der Universität in Astrophysik. Ihr Privatleben ist eher unspektakulär, abgesehen von ihrer kleinen Nichte Frances gibt es für sie nicht viel, was Familie ist. Und dann bietet sich ihr die einmalige Chance für die NASA ins All zu fliegen - in den 1980er Jahren gerade für Frauen ein Novum!

Autorin Taylor Jenkins Reid spielt in diesem Buch mit den Gegensätzen. So steht der nüchternen Wissenschaftlerin eine emotionale Liebesgeschichte gegenüber, es geht genauso Raumfahrtgeschichte wie um ein persönliches Schicksal. Dies lässt auch die Spannung aufkommen, man möchte wissen wie es im Großen und Ganzen weitergeht, unterbrochen von emotionalen Szenen. In der Mitte geht leider der Spannung ein bisschen die Luft aus, dafür geht am Ende alles recht schnell. Mein einziger Kritikpunkt an diesem sonst sehr gelungenen Werk.

Bewertung vom 25.07.2025
Grandl, Peter

Reset


ausgezeichnet

Große Leseempfehlung

Was wäre wenn über Deutschland ein Passagierflugzeug von Terroristen entführt wird? Und was wäre wenn dies zu tödlichen Konsequenzen führt, es letztendlich aber alles nur ein Deepfake war?
So ist die Situation in diesem Buch. Die ganze Welt wird von Fakenews beherrscht, alles was digital ist wird unglaubwürdig. Es geht zurück von der digitalen Globalisierung zu handgeschriebenen Briefen und direkter Kommunikation.

Dieser Thriller hat mir von der ersten Seite an den Atem geraubt. Der Plot erscheint auf den ersten Blick fiktiv und konstruiert, aber immer schneller stellt sich heraus, dass diese Fiktion genauso eintreten könnte. In atemberaubender Geschwindigkeit lässt Peter Grandl uns an diesem Gedankenspiel und der neu gewonnenen Realität teilhaben. Die Frage nach dem wie aufhalten ist mindestens genauso spannend wie die Frage nach dem Warum. Ganz große Leseempfehlung!