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Martinchen
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Magdeburg

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Insgesamt 134 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2025
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code / Die Mordclub-Serie Bd.5


sehr gut

Very british - I love it

Der fünfte Band des Donnerstagsmordclubs ist tatsächlich mein erster. Auch ohne Vorkenntnisse bin ich gut hineingekommen, denn die wesentlichen Informationen werden entweder kurz erwähnt oder lassen sich erschließen.

Joyce freut sich auf die Hochzeit ihrer Tochter, denn sie bekommt endlich einen Schwiegersohn. Ihr Stolz darauf ist einfach herrlich. Elizabeth trauert und besucht die Hochzeit nur den anderen zuliebe. Rons Tochter trifft eine Entscheidung, die Folgen hat, auch für ihren Sohn Kendrick und Ron. Ibrahim therapiert seine Lieblingsverbrecherin, die ihrerseits eine blutjunge Frau unter ihre Fittiche genommen hat. Das, was die beiden besprechen, ist nicht unbedingt das, was Ibrahim erwartet hat.

Anlässlich der Hochzeit wird Elizabeth von einem Gast um Unterstützung gebeten und damit beginnt eine aufregende Jagd, nach einem Täter, nach einem Code und nach dem verschwundenen Gast.

Diese Aufzählung zeigt, dass es jede Menge Stoff für einen spannenden Cosy-Crime gibt. Mehrere Handlungsstränge laufen parallel und finden sich zu einem Ende, das keine Fragen offen lässt.

Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet, alle mit ihren kleinen oder größeren Macken. In diesem Team hat jeder seine Stärken, die sich gut ergänzen. Ich mag den britischen Humor, der vor allem in den Dialogen zu finden ist.

Das Cover passt zu den Vorgängerbänden, erscheint mir insgesamt etwas zu düster.

Fazit: ein spannender Cosy-Crime mit viel britischem Humor

Bewertung vom 04.10.2025
Seinsche, David

Tiefer Fall Der packende Ermittler-Krimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hinter der ehrenwerten Fassade ...

Aus dem Sternburger See wird die Leiche des amtierenden Bürgermeisters gezogen. War es ein Unfall oder Mord?
Polizeioberkommissar Josef Langer ist der bester Ermittler, über den die örtliche Polizei verfügt. Doch er hat ein Problem: seit dem Tod seiner Ehefrau ertränkt er seinen Kummer mit Alkohol. Aus diesem Grund wird ihm die junge Kollegin Barbara Förster an die Seite gestellt. Sie ist intelligent, selbstbewusst und verfügt über eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe.

Bemerkenswert ist das Kennenlerngespräch der beiden. Natürlich weiß Barbara Förster über Langer Bescheid. Sie ist genauso ehrlich zu ihm wie er zu ihr. Das imponiert Langer, der schnell ihre Qualitäten erkannt hat und mit ihr auf Augenhöhe ermittelt.
Doch wo genau sollen diese Ermittlungen beginnen, gibt es doch zunächst keine Anhaltspunkte.

Das gibt David Seinsche Gelegenheiten zu vielen Wendungen, die nicht nur zu mehr Spannung führen, sondern auch noch einen weiteren Fall nach sich ziehen. Die Auflösung ist etwas unerwartet und darum umso glaubwürdiger.

Die beiden Hauptprotagonisten sind gut beschrieben, ebenso ihre Vorgehensweise und ihre Arbeitseinstellung, denn auch gemeinsame Mittagspausen gehören dazu. Die beiden ergänzen sich perfekt. Spannend fand ich auch die Frage, ob der Alkoholiker Josef Langer seine tiefe Verzweiflung über den Tod seiner Frau überwinden kann und sich seinen Problemen stellt.

Einen winzigen Kritikpunkt habe ich allerdings: die stellvertretende Bürgermeisterin ist wirklich fürchterlich unsympathisch. Dennoch halte ich den Tonfall und die Ausdrucksweise, die Langer ihr gegenüber an den Tag legt, für völlig überzogen und deplatziert. Sorgsam gewählte Worte wären effektiver gewesen.

Das Cover mit dem See passt natürlich zum Fundort der Leiche. Auch die Düsternis, die es umgibt, passt sehr gut zum Inhalt.

Da „Tiefer Fall“ mit „Ein Fall für Langer und Förster 1“ untertitelt ist, freue ich mich auf eine Fortsetzung dieses unterhaltsamen und spannenden Krimis.

Fazit: ein spannender und lesenswerter Krimi mit einem harmonierenden Ermittler-Duo

Bewertung vom 04.10.2025
Krieger, Günter

Sankt Martin: Der geteilte Mantel - Ein Schwerthieb machte ihn zum Heiligen


ausgezeichnet

Vom Soldaten zum Bischof

Ein junger römischer Soldat teilt seinen Mantel mit einem Bettler – der Moment, der Geschichte schreibt und Martin zum Heiligen macht.

Günter Krieger hat daraus einen historischen Roman gemacht. Grundlage waren u.a. die Aufzeichnungen von Sulpicius Serverus, der diese bereits zu Lebzeiten Martins gemacht hat.

Martin dient als treuer Soldat dem Kaiser, wie lange genau, muss offen bleiben, da es unterschiedliche Angaben gibt. Während dieser Zeit lebt er seinen christlichen Glauben, sehnt aber das Ende seines Kriegsdienstes herbei. Danach lebt er seinen Traum als Mönch und Einsiedler, bevor er mit einer List zum Bischof von Tours ernannt wird. Der Autor unterteilt seinen Roman dann auch folgerichtig in diese drei Lebensabschnitt und stellt Martin in seinen unterschiedlichen Facetten vor. Vieles war mir unbekannt oder ich habe es nicht mit Martin in Verbindung gebracht. Sehr schön eingebettet ist die Legende mit den Gänsen.

Neben Martin, der ein gesegnetes Alter erreicht, treffen wir fiktive und historische Persönlichkeiten, die entsprechend ihrer „Rollen“ beschrieben werden.

Der Stil ist flüssig und gut lesbar und wird durch zahlreiche Legenden angereichert. Ein Nachwort gibt ergänzende Erläuterungen. Natürlich dürfen Lebenslauf und Literaturverzeichnis nicht fehlen.

Fazit: ein christlich-historischer Roman über Martin von Tours, auch für nicht christliche Leser

Bewertung vom 04.10.2025
Schwarz, Gunnar

Sündiges Blut (Thriller)


ausgezeichnet

Extrem spannend

Die Thriller von Gunnar Schwarz sind ein Garant dafür, dass Raum, Zeit und vor allem alle zu erledigenden Aufgaben vergessen werden. So auch dieser.

Tina Bein, aus guten Gründen auch Tina Beinhart genannt und Oliver Marquardt, der einen wohltuenden Ausgleich schafft, sollen einen grausamen Mord aufklären. Es sieht nach einem Ritualmord aus, ist aber sehr besonders. Dann gibt es ein zweites Opfer.

Tina Bein ist eine ausgezeichnete Ermittlerin, die gute Arbeit leistet und kein Blatt vor den Mund nimmt. Ein traumatisches Erlebnis aus ihrem letzten Fall hängt ihr nach. Oliver Marquardt ist alleinerziehender Vater eines 14jährigen, der sehr erwachsen wirkt und die mit diesem Fall unvermeidlichen Überstunden klaglos hinnimmt.
Die Sonderkommission besteht nicht nur aus diesen beiden. Einige Kolleginnen und Kollegen werden namentlich genannt und spielen größere Rollen, andere kommen eher am Rand vor. Deutlich wird vor allem, dass viel Detailarbeit nötig ist, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Das weiß vor allem auch die Leiterin Tina, die gute Arbeit von anderen anerkennen kann. Positiv ist ebenfalls anzumerken, dass die beiden Ermittler auch Menschen sind. So bemerkt Oliver etwas zu spät, dass er eine gute Chance verpasst hat. Und auch einige religiöse Zusammenhänge werden den beiden erst spät klar.

Gunnar Schwarz hält die Spannung vom Prolog bis zum Epilog. Allerdings sind die Beschreibungen der Verletzungen der Opfer nichts für schwache Nerven, bei mir zumindest haben sie sofort das Kopfkino in Gang gesetzt.

Fazit: ein extrem spannender Thriller, dem auch Sarkasmus und Humor nicht fehlen

Bewertung vom 30.09.2025
Schumacher, Manfred

Der Kriminale Inquisitor


ausgezeichnet

Ermittlungen im Mittelalter

Goslar, 1368: der ehemalige Ordensritter und jetziger kriminaler Inquisitor Jan von Granitweiler wird nach Goslar gerufen, um einen Serientäter zu fassen, der es auf eine Adelsfamilie abgesehen hat. Einziger Anhaltspunkt sind zunächst Zeichen, die der Mörder hinterlässt. Dazu gehören ein Schneemann und ein Kinderreim.

Manfred Schumacher hat einen spannenden historischen Kriminalroman geschrieben. Seine Hauptfigur Jan von Granitweiler, der von allen Granit genannt werden möchte, ist ein scharfsinniger Ermittler, der sich nicht von Aberglauben täuschen lässt. Er findet Spuren, wo andere keine gesehen haben und erkennt schnell, wo die Gefahr lauert. Das hält den Täter jedoch nicht davon ab, weiter seinem Treiben nachzugehen. Granit zur Seite steht Giso Bolender, ein junger Mann aus Goslar, der nicht nur lesen und schreiben kann, sondern auch andere Talente hat und damit Granit unterstützen kann.

Der ruhige Schreibstil mit vielen historischen Ausdrücken, die selbstverständlich erklärt werden, ist fesselnd. Eine mitunter unheimliche Atmosphäre, die durch die dunklen Gassen und Häuser noch unterstrichen werden, trägt zur Spannung bei und lädt zum Miträtseln ein, bevor der Fall nachvollziehbar gelöst wird.

Ein Verzeichnis der historischen Persönlichkeiten, die Gegenüberstellung von alten und heutigen Orts- und Gebietsnamen sowie ein ausführliches Glossar (s.o.) ergänzen den Text. Leider fehlt zu Beginn ein Personenverzeichnis, das mir die verwandtschaftlichen Beziehungen auf einen Blick deutlich gemacht hätte.

Das Cover deutet mit Titel, Schriftart und der Bildgebung auf den historischen Inhalt hin.

Fazit: ein spannender historischer Krimi, bitte mehr davon

Bewertung vom 29.09.2025
Mullen, Kelly

Die Einladung - Mord nur für geladene Gäste


sehr gut

Amüsanter Krimi

Ein Herrenhaus, zwölf Personen, ein Schneesturm – dann gibt es eine Tote. Das Setting ist nicht neu, dennoch schafft es Kelly Mullen, diese Konstellation spannend zu gestalten.

Rosemary MacLaine, von allen Mimi genannt, erhält eine Einladung zu einer Party im Stil der Zwanzigerjahre. Sie kann diese Einladung nicht ablehnen, denn sie enthält eine Drohung. Ihre Enkelin Addie begleitet sie, kennt die Wahrheit aber nicht.

Kelly Mullen schreibt flüssig und humorvoll. Immer wieder gibt es bemerkenswerte Sätze, über die ich schmunzeln musste, die aber auch tiefsinnig sind. Die Protagonisten haben nahezu alle etwas zu verbergen, was zumindest bei den geladenen Gästen naheliegt. Allerdings ist nicht immer alles so, wie es scheint. Die Gastgeberin Jane wird als „stählerne Salonlöwin“ bezeichnet, die ihrer Tochter den Mann ausgespannt hat. Ein Blick hinter die Fassade zeigt ganz andere Facetten.

Mimis Enkeltochter Addie ist Krimifan und Spieleentwicklerin. Gemeinsam mit ihrer Großmutter versucht sie, den Täter zu finden. Bemerkenswert ist, dass einige Gäste den beiden ihre Geheimnisse offenbaren.

Ich finde, der Krimi hat ein wenig Ähnlichkeit mit einem PC-Spiel: in dem Herrenhaus gibt es Geheimgänge, versteckte Türen, jede Menge Spuren, natürlich auch falsche und Hinweise, die gar nichts mit dem Mord zu tun haben. Diese Idee hat mir gut gefallen. Was mir weniger gut gefallen hat, waren die unzähligen alkoholischen Getränke, die konsumiert wurden, insbesondere auch von Mimi. Die Auflösung am Ende erfolgt etwas plötzlich, ist jedoch gut nachvollziehbar.

Das Cover zeigt das beleuchtete Herrenhaus vor dunklem Hintergrund. Titel und Genre nehmen mit der goldenen Farbe das Licht auf. Autorenname und Untertitel sind in einem mittleren Blauton mit geprägten Buchstaben gehalten und damit auch haptisch etwas Besonderes. In Vor- und Rückumschlag sind die Protagonisten mit einigen Worten vorgestellt. Die Zeichnungen gefallen mir gut, entsprechen jedoch nicht immer dem angegebenen Alter der Protagonisten.

Fazit: ein unterhaltsamer Krimi

Bewertung vom 12.09.2025
Horncastle, Mona

Peggy Guggenheim


ausgezeichnet

Freigeist, Mäzenin, Femme fatale

„Die Kunsthistorikerin Mona Horncastle porträtiert Guggenheim frei von Klischees und Klatsch“ – so steht es auf der Rückseite dieses wunderbar gestalteten Buches. Und so ist es.

In ihrem Nachwort erläutert Mona Horncastle, welche Fragestellungen sie beim Schreiben der Biografie dieser bemerkenswerten Frau leiteten. Berühmte und bekannte Frauen und ihre Taten und Handlungen werden immer anders bewertet als die berühmter und bekannter Männer.

Peggy Guggenheim begann bereits früh, ihr Vermögen zur Förderung junger Künstlerinnen und Künstler einzusetzen und sie hatte ein gutes Gespür dafür. Sie sammelte deren Kunst nicht nur, sie unterstützte sie auch mit Stipendien oder Ausstellungen. Auch ihre Sammlung wurde der Öffentlichkeit zugänglich, lange bevor sie in Venedig sesshaft wurde.
Natürlich macht auch ihr Liebesleben, ihre Ehen, ihre zahlreichen Affären einen Teil des Buches aus, weil sie natürlich zu ihrem Leben dazu gehören. Und auch Peggys Leben kannte Höhen und Tiefen, ihre Trennungen oder der frühe Tod ihrer Tochter. Mona Horncastle verzichtet bewusst auf Bewertungen, sowohl was das Liebesleben als auch das Verhältnis zu ihren Kindern und Enkelkindern anbelangt.
Mehr jedoch hat mich tatsächlich die Mäzenin interessiert. Faszinierend die vielen Aufzählungen berühmter Künstlerinnen und Künstler, die bei Peggy Guggenheim ein- und ausgingen sowie die Tatsache, dass sie etlichen Frauen die Möglichkeit bot, ihre Werke auszustellen. Etwas, was weder im letzten Jahrhundert noch heute selbstverständlich ist. Noch immer sind bildende Künstlerinnen in Sammlungen unterrepräsentiert. Auch etliche Schriftsteller verbrachten eine Zeit in einem ihrer Häuser und schrieben dort an ihren Werken. Das Personenregister am Ende des Buches ist lang, ebenso die Verzeichnisse der Anmerkungen und der verwendeten Literatur.

Das Buch ist in seiner besonderen Farbgestaltung und vielen Fotos etwas Besonderes. Es ist im Molden-Verlag in der Reihe „Reihenweise kluge Frauen“ erschienen.

Mona Horncastle schreibt überwiegend nüchtern, aber nicht emotionslos. Eine Vielzahl von Details lässt die Mäzenin und Kunstförderin Peggy Guggenheim lebendig werden. Mal abgesehen von einem Besuch des Guggenheim-Museums in Venedig habe ich mich nicht sehr viel mit dieser interessanten und exzentrischen Frau beschäftigt und deshalb sehr viel Neues erfahren. Das Buch hat mich neugierig gemacht, mich nicht nur mit ihr, sondern auch mit einigen der Künstlerinnen und Künstler zu beschäftigen, die sie entdeckt und gefördert hat.

Fazit: eine sehr lesenswerte Biografie einer starken und mutigen Frau

Bewertung vom 09.09.2025
Everett, Percival

Dr. No


ausgezeichnet

Lesehighlight

Es ist mein erster Roman von Percival Everett und ich bin restlos begeistert. Der Autor schreibt mit großer Erzählkunst über Wala Kitu, der ein ruhiges und zurückgezogenes Leben führt. Er ist Mathematik-Professor und Experte für das Nichts. Als der schwarze Milliardär John Sill ihn um Unterstützung bittet, ist es mit dem ruhigen Leben vorbei. Das Trio wird von der autistischen Mathematikerin Eigen Vector vervollständigt.

Percival Everett ist ein großartiger Erzähler. Grandioser Wortwitz, intelligente Wortspiele, Ausflüge in die Philosophie zeichnen diesen satirischen Spionageroman aus. Macht und Machtmissbrauch und Diskriminierung sind die Themen seines Romans. Natürlich sind weder Titel noch die Namen zufällig gewählt. Sicher ist mir die eine oder andere Anspielung entgangen, denn einige Vorkenntnisse sind für die Lektüre dieses anspruchsvollen Romans von Vorteil. So wäre es nicht schlecht, zu wissen, dass „Nichts“ nicht die Abwesenheit von etwas ist, wie schon Otto von Guericke beschrieben hat.

Der Roman mit Tiefgang ist äußerst amüsant zu lesen, macht jedoch auch nachdenklich.

Bewertung vom 02.09.2025
Mattfeldt, Petra;Petermann, Axel

Der Happy Face Killer / Im Kopf des Bösen Bd.3


ausgezeichnet

Der Wunsch nach dem Gesehen-Werden

Die Profilerin Sophie Kaiser und ihr Kollege Leonhard Michels vom BKA werden von der Bremer Polizei um Unterstützung gebeten. Bereits vier Frauenleichen wurden gefunden, hinzu kommt eine fünfte, als Sophie und Leonhard gerade in der Hansestadt eingetroffen sind.

Spannend und lebendig beschreiben Axel Petermann und Petra Mattfeldt die Arbeit von Sophie und Leonhard, die die volle Unterstützung der örtlichen Polizei bekommen. Dies ist durchaus nicht selbstverständlich, wie wir aus den vorangegangenen Bänden wissen. Als Sophie von einem Journalisten, der einen persönlichen Hass auf sie hat, in seiner Kolumne niedergemacht wird, bringt der Bremer Kollege Nils Sophies Kompetenzen klar und schnörkellos auf den Punkt, ohne auf ihre Eigenheiten einzugehen, die dort umstandslos akzeptiert werden. Diese Passage hat mir besonders gefallen. Die autistische Sophie hat dazu gelernt. Sie weiß um ihre Schwächen mit Empathie und Freundlichkeit und überlässt in solchen Situationen Leonhard die Gesprächsführung. Leonhard bemüht sich mehr als kollegial, Sophie zu schützen, vor anderen, aber auch vor sich selbst. Zwischen den Zeilen lassen sich tiefere Gefühle herauslesen, aber ist Sophie überhaupt in der Lage, sich auf eine Beziehung einzulassen? Außerdem scheint es, als ob jemand etwa dagegen hätte. Der Epilog ist ein toller Cliffhanger und erhöht die Vorfreude auf einen Folgeband.

Sehr gut nachvollziehbar sind die Schlüsse, die vor allem Sophie aus den ihr vorliegenden Akten zieht. Dies bedeutet akribisches Aktenstudium, wobei Sophies fotografisches Gedächtnis hervorragende Dienste leistet. Sie zieht auch die richtigen Schlüsse, allerdings steht ihr auch ein ebenso hervorragendes Team zur Seite, denn ein eher unscheinbares Detail verrät letztendlich den Täter.

Der Fall beruht, wie auch die Vorgängerbände, auf einem wahren Fall, der sich allerdings nicht in Deutschland zugetragen hat. Ausführlich erläutern die beiden Autoren die Hintergründe dazu in einem Nachwort.

Fazit: ein sehr lesenswerter spannender Krimi mit einer besonderen Ermittlerin

Bewertung vom 25.08.2025
Slocombe, Penelope

Sunbirds (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Suche nach Freiheit

Vordergründig geht es in diesem Debütroman um die Suche nach dem verschwundenen Sohn. Torran verschwindet vor sieben Jahren aus seinem Hotel in einem indischen Bergdorf. Seine Mutter Anne versucht alles, um ihren Sohn zu finden und geht jedem noch so kleinen Hinweis nach. Als ihre Nichte Esther einen neuen Hinweis bekommt, machen sich die beiden Frauen auf die Suche.

Das Cover zusammen mit dem Titel und der Inhaltsangabe hat mich veranlasst, diesen Roman lesen zu wollen. Neben Anne, Esther und Torran spielt auch Robert, Ehemann, Vater und Onkel eine Rolle in dieser Familiengeschichte, in der vieles ungeklärt bleibt.
Robert ist Schriftsteller und hat ein entlegenes Haus für sich und seine Familie gekauft. Anne hat sehr jung ihre Karriere als Musikerin für eben diese Familie aufgegeben. Esther hat einige Jahre bei Robert und Anne gelebt, nachdem ihre Mutter gestorben ist und ihr Vater nicht in der Lage war, für sie zu sorgen. Hierdurch sind viele Konflikte entstanden, die ungelöst sind – und es leider auch bleiben.

Penelope Slocombe schreibt einen flüssigen Stil mit bildhaften Landschaftsbeschreibungen, die insbesondere dann lebendig werden, wenn man Indien schon einmal besucht hat. Für ihre Protagonisten trifft es nur teilweise zu. Sie hätten durchaus etwas tiefgründiger gestaltet werden können. Auch Fragen nach dem Verschwinden vieler junger Menschen in Indien und dem Himalaya hätten durchaus tiefgehender beantwortet werden können. Das Augenmerk wird auf die Familie, vor allem auf Anne gelegt, die ihre eigenen Interessen zurückgestellt hat.
Anne hält lange an allem fest, bevor sie sich auf sich selbst und ihre Wünsche besinnt.

Fazit: ein lesenswerter Roman über Festhalten, Loslassen, Sichfinden und Verlieren, über die Suche nach sich selbst und der Freiheit