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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1036 Bewertungen
Bewertung vom 29.04.2025
Der Maulwurf
Spörrle, Mark

Der Maulwurf


ausgezeichnet

Wer ist der Herrscher über den Garten ? Mensch oder Maulwurf ?
Für Sascha, Anna und Marie erfüllt sich ein Traum - ein eigenes Haus mit Garten vor den Toren Hamburgs. Sascha ist Nachhaltigkeitsbeauftragter und Ordnungsfanatiker. Anna arbeitet Teilzeit als Psychologin mit Schwerpunkt Paarbeziehungen und möchte ihr neues Projekt , einen eigenen Podcast, starten. Marie ist engagierte Umweltaktivistin und ein typischer Teenager. Das Unheil beginnt ganz harmlos mit einem kleinen Maulwurfshügel im Garten. Sascha ist alarmiert, Anna meistens gelassen und Marie begeistert. Doch die Hügel werden mehr und Sascha fühlt sich zunehmend in seinem Ordnungssinn gestört. Noch ganz der Nachhaltigkeit verpflichtet und die Gefühle der Tochter achtend versucht er mit tierschonenden Mitteln, den Maulwurf zum Auszug zu bewegen. Guter Plan, aber der Maulwurf ist nicht bereit, sein Zuhause zu verlassen. Es beginnt ein erbitterter Krieg, der auch mit unschönen Mitteln auf Leben und Tod geführt wird. Das lässt Anna an der geistigen Verfassung ihres Mannes zweifeln. Marie ist enttäuscht und wütend, die Nachbarn zunehmend verärgert und im Beruf läuft es für Sascha gelinge gesagt nicht optimal. Wird der Maulwurf Sieger bleiben ?

Ich habe mich beim Lesen königlich amüsiert. Das fängt schon im 1. Kapitel mit Saschas Besuch im Baumarkt an . Öko trifft erfahrenen Praktiker alter Schule. Sascha füllt seinen Einkaufswagen mit vielen nützlichen - fragt sich nur für wen ? - Dingen und das kam mir dann doch bekannt vor. Das war für mich über die gesamte Länge des Romans ein ständiger Quell der Freude, dass ich mich oder Bekannte in vielem wiedererkennen konnte. So war Anna eher gechillt und hat ihren Mann erstmal machen lassen. Marie war gefühlt ständig genervt . Ordnung war nicht ihre Stärke und Anna die Retterin in der Not.

Ich war erstaunt, wie viele Möglichkeiten es gibt, die einen Maulwurf vertreiben sollen. Nur schien der Maulwurf selbst nichts davon zu wissen und blieb, wo er war. Obwohl Sascha nur noch seinen Feldzug gegen den ungebetenen Gast im Kopf hat, habe ich bewundert, wie er sich an seinem Arbeitsplatz durch kämpft oder eher durch mogelt. Gut gemacht war, dass Anna und Sacha abwechselnd zu Wort kamen und dabei dabei ihre unterschiedliche Sichtweise auf die Ereignisse deutlich wurde. Das Ende hat mich überzeugt, denn alles löste sich in Wohlgefallen auf, wenn auch nicht immer so wie geplant. Ich habe schon lange nicht mehr bei der Lektüre eines Romans so oft gelacht. Dabei war es auch spannend, denn Sascha hatte immer wieder neue überraschende Ideen. Deshalb Daumen hoch für das Buch und eine überzeugte Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.04.2025
Partymord auf Wangerooge. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Brunjes, Julia

Partymord auf Wangerooge. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


sehr gut

Tödliches Strandfest
Dieses Mal gibt es von Anfang an keine ruhige Minuten für die Inselpolizistinnen. Nele ist mehr als beunruhigt. Sie fürchtet, dass ihre Tochter und Kollegin Jule die Insel verlassen will. Eine Vorstellung, die sie in Angst und Schrecken versetzt und ihren Mutterschutzinstinkt aktiviert, was Jule auf die Palme bringt. Parallel dazu laufen die Vorbereitungen für die jährliche Strandparty mit Feuerwerk, was erhebliche Mehrarbeit wegen der Schutzmaßnahmen mit sich bringt. Da kommen Schüsse, die Nele gehört haben will , zur Unzeit. Nur gut, dass sie Verstärkung in Person des Polzisten Armin bekommen, den Jule in Neles Augen zu sympathisch findet. Dann fallen tatsächlich tödliche Schüsse . Zufallsopfer oder gibt es ein Motiv ? Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.

Ich bin immer wieder auf`s neue überrascht, wie die Autorin es schafft einen neuen Fall zu präsentieren, der überzeugt und unterhält. Ich fand die Idee, eine Party als Tatort zu wählen, richtig gut. Damit waren Spekulationen Tür und Tor geöffnet und man war sofort animiert, mit zu rätseln. Die Lösung hat mich dann total überrascht. Den möglichen Zusammenhang konnte ich noch erahnen, aber bei Motiv und Täter lag ich daneben. Die Erklärung war aber schlüssig. Was mich ein wenig gestört hat, war der in meinen Augen zu viel Raum einnehmende Mutter- Tochter-Konflikt. Aber das ist eine sehr persönliche Einschätzung. Zum Glück haben sich die Wogen wieder geglättet und ich hoffe auf mehr Harmonie bei nächsten Fall.

Bewertung vom 26.04.2025
Die Erbin
Winter, Claire

Die Erbin


ausgezeichnet

Ein düsteres Erbe
Der Roman spielt in den 50ziger Jahren in Köln. Das Leben geht wieder seinen normalen Gang, aber unter der Oberfläche gärt es und unbequeme Fragen verlangen nach Antworten. Im Mittelpunkt steht Cosima, Kriegskind und Erbin eines großen Industriekonzerns. Während die Familie , allen voran Onkel Theodor, sich auf die Zukunft konzentriert und damit beschäftigt ist, den Reichtum zu mehren, werden die Kriegsjahre ganz schnell vergessen. Durch einen unangenehmen Vorfall bei einem Empfang ist Cosimas Interesse an der Vergangenheit entflammt. Es mehren sich Hinweise , dass ihre Familie sich an jüdischem Eigentum bereichert hat.. Auch persönlich hat Cosima Fragen. Ihr Vater hatte ende des Krieges einen tödlichen Jagdunfall. Ihre Mutter beteuert immer, wie glücklich ihre Ehe gewesen sei. Doch Cosima kommen Zweifel, als sie einen Liebesbrief ihres Vaters an eine Unbekannte findet. Ihr Onkel reagiert auf ihre Fragen unerwartet mit heftiger Ablehnung. So muss Cosima selbst nach Antworten suchen und bringt sich damit in Gefahr. Auch heute noch funktionieren die alten Seilschaften .

Die Autorin erzählt die Handlung auf zwei Zeitebenen. Da ist das aktuelle Geschehen rund um Cosima und in Rückblicken die Ereignisse während der Nazizeit. Besonders gelungen fand ich den jeweiligen Zeitpunkt des Zeitsprungs, denn er geschieht immer dann , wenn es einen aktuellen Bezug zum anderen Handlungsstrang gibt. Cosima wächst behütet, geliebt und in elitärer Umgebung auf. Trotzdem sieht sie, dass es anderen schlechter geht und fühlt sich zur Hilfe verpflichtet. Das fand ich sehr empathisch. Die Art und Weise wie die Familie ihr Imperium aufgebaut hat und damit verbunden die tragische Lebensgeschichte ihres Vaters haben sie schwer getroffen. Ich konnte das gut nachvollziehen, denn plötzlich gibt es keine Sicherheit mehr und ihr Bild der heilen Familie bekommt unkittbare Risse. Zumal sich alle weigern über die Vergangenheit zu reden und für das damalige Geschehen Verantwortung zu übernehmen. Ich fand Cosimas Hartnäckigkeit bewundernswert.

Das Buch liest sich fesselnd und hat zweitweise den Charakter eines Krimis. Dabei hat es viele Emotionen bei mir geweckt von Wut, Trauer, Fassungslosigkeit über das menschenverachtende Unrechtsregime bis hin zu Genugtuung am Ende. Ich konnte mich ganz in die Geschichte versenken und ich finde es wichtig, dass die Autorin die beschämende Rolle der Großindustrie während der Nazidiktatur beleuchtet. Und sie dabei einen Roman schreibt , der trotz des schweren Themas sehr gut unterhält.

Bewertung vom 24.04.2025
Die Herren der See
Meyer, Axel S.

Die Herren der See


ausgezeichnet

Paul Beneke . berüchtigter Kapernfahrer im Dienst der Hanse
Benkes Geschichte wird aus Sicht des Wismarer Kaufmannsgehilfen Til Landers erzählt. Die Ereignisse beginnen im Laufe des Jahres 1468 mit Benekes Überfall auf englische Handelsschiffe. Als Reaktion darauf überfallen Londoner Bürger die Handelsniederlassung der Hanse und geben Landers , der sich dort aufhält, Lebenslauf eine dramatische Wendung, die ihn schließlich auf Benekes Schiff, den Mariendraken bringt. Beneke ist ein begnadeter Seefahrer, den eine dunkle Aura umgibt. Er trinkt, ist unberechenbar und kennt gegenüber seinen Feinden keine Gnade. Sein ständiger Schatten und Beschützer ist Eler Bokelmann, ein Freund aus Jugendtagen. Beide stammen aus Danzig und stehen im Dienst der Hanse. Gemeinsam erleben wir den Krieg gegen England und ich lerne das harte Leben eines einfachen Seemanns , das voller Entbehrungen und Gefahren ist, kennen. Kein Wunder, dass einmal an Land, der Sold schnell in Alkohol und Frauen getauscht wird. Es sst wohl nicht übertrieben , festzustellen, dass Beneke einen wesentlichen Beitrag zum kriegerischen und damit wirtschaftlichen Erfolg der Hanse beigetragen hat.

Handfeste Fakten über Beneke gibt es nur wenige und die werfen ein schlechtes Licht auf ihn. Der Autor hat in meinen Augen erfolgreich und durchaus vorstellbar , die Lücken mit seiner Interpretation von Benekes Persönlichkeit geschlossen. Er legt Benekes erbarmungslosen Handeln , das auch sein Leben in Gefahr bringt, eine unerfüllte Liebe und den daraus entstandenen unversöhnlichen Hass gegen den Vater des Mädchens , Bernt Pawest, zu Grunde. Das gibt für viele Handlungen Benekes eine schlüssige Erklärung und lässt ihn in meinen Augen menschlich erscheinen . Er ist für mich ein zutiefst einsamer und verletzter Mensch. Sein Gegenspieler Pawest ist mir dagegen von Grund auf unsympathisch. Ich halte ihn für egoistisch, hochmütig, rachsüchtig, beratungsresistent und für einen absolut unfähigen Seemann. Trotz all der Trauer, die den ganzen Roman überschattet, endet er für mich versöhnlich.

Kurz zur fiktiven Figur Landers, der mir die Geschichte in lebedigen Bildern erzählt hat. Seine Entwicklung vom jungen Kaufmannsgehilfen zum erwachsenen Mann war sehr spannend und ich habe ihn dafür bewundert, dass er für seine Überzeugungen eintritt und sich dabei auch gegen Beneke stellt und sich dadurch dessen und meinen Respekt verdient.

Der Roman liest sich unterhaltsam und packend. Besonders gelungen fand ich die Schilderungen der Seeschlachten und einiger persönlicher Konfrontationen zwischen Beneke und Pawest. Und ganz nebenbei habe ich einige Leerstellen in meinen Geschichtskenntnissen gefüllt.

Bewertung vom 21.04.2025
Villa Seestern - Ein neuer Wind (eBook, ePUB)
Wilken, Constanze

Villa Seestern - Ein neuer Wind (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein gelungener Wohlfühlroman
Eva zieht mit ihrem fast erwachsenem Sohn Freddy und der Teenager - Tochter Nina nach Amrum., um einen Neuanfang zu wagen. Sie hat ein altes Haus gekauft, um darin eine Pension zu betreiben. Das fand ich schon mal richtig mutig und auch ein wenig leichtsinnig, denn sie hatte das Haus vorher nicht besichtigt und auf die Handwerker vertraut, dass alles rechtzeitig fertig wird. Auch für die Kinder ist die Insel nach Frankfurt erstmal ein Kulturschock. Wie nicht anders zu erwarten, trifft sie auf ein Chaos, einen missmutigen Nachbarn, der ihr schadet, wo er nur kann ,aber auch hilfsbereite Inselbewohner. Da Eva keine Alternative hat, muss sie versuchen, das beste daraus zu machen. Und das gelingt ihr gut. Die Pension nimmt ihren Betrieb auf und ich lerne die Freuden und Leiden , die mit dieser Arbeit verbunden sind, kennen. Manche Gäste waren einfach nur unverschämt. Ich fand es toll, wie Eva trotzdem die Nerven behält. Zumal auch ihr Privatleben Herausforderungen bereit hält - ein überheblicher, unsympathischer Ex-Ehemann, sowie Lenny, ihre Jugendliebe, der immer noch Bauchgriebeln verursacht.

Das liest sich sehr unterhaltsam, macht mich manchmal traurig und lässt mich dann wieder lachen. Spannung erhält der Roman durch Petra, eine Obdachlose, die Eva bei sich wohnen lässt und die über ungeahnte Talente verfügt. Offensichtlich versteckt sie sich und ich wüsste gern wovor. Und dann gibt es noch Briefe von einem jungen Mädchen, Anni, die wohl früher in dem Haus gelebt hat. Auch hier bin ich richtig neugierig, was damals passiert ist. Bis meine Neugierde befriedigt wird, muss ich auf die Fortsetzung warten, die ich auf jeden Fall lesen will.

Bewertung vom 20.04.2025
Ein geschwind listig Wib (eBook, ePUB)
Zürcher, Dorothe

Ein geschwind listig Wib (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Agnes, Königin von Ungarn - gebildet, fromm und tatkräftig
Albrecht aus dem Hause Habsburg , Herzog von Österreich , möchte der Nachfolger seines Vaters als König werden, nachdem seine Versuche König von Ungarn zu werden gescheitert sind. Nach mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen mit Rivalen um die Krone wird Agnes mit Andreas, der mittlerweile König von Ungarn ist, verheiratet, um Albrechts Pläne zu unterstützen. Darauf wurde Agnes ihr ganzes Leben vorbereitet, immer im Dienste der Familie zu leben und zu handeln. Agnes wird zwar zur Königin von Ungarn gekrönt, aber die Ehe entwickelt sich anders als erwartet. Andreas sieht sie nicht als Partnerin, lässt aber Agnes Freiheit in kirchlichen Dingen. Zu ihrem Leidwesen kann sie Andreas keinen Erben schenken. Nach nur zwei Jahren Ehe stirbt erst Agnes Schwiegermutter und kurz darauf König Andreas. Es wird von Giftmord gemunkelt. Agnes und ihre Stieftochter die kleine Elisabeth sind in der Burg Ofen nicht mehr sicher und fliehen mitten im Winter nach Wien zurück in die elterliche Hofburg. Das weitere Schicksal von Agnes sowie Elisabeth ist ungewiss, da die politische Lage unübersichtlich ist und deshalb kein passender Ehemann ausgewählt wird. Agnes, weiterhin Königin von Ungarn, unterstützt ihre Eltern in der Verwaltung der Vorlande und reist in das heutige Südbaden. Hier wird sie nicht mit offenen Armen empfangen, denn ihr Onkel glaubt, er sei der rechtmäßige Herrscher und Albrecht ist nicht beliebt. Agnes lässt sich nicht beirren, plant die Gründung eines Frauenkloster und unterstützt ärmere Kloster. Besonders die Frauenklöster lagen ihr am Herzen, denn sie waren der einzige Zufluchtsort für Frauen und der einzige Ort, an dem sie Zugang zu Bildung haben. Ihr war auch deren wirtschaftliche Unabhängigkeit wichtig, damit sie nicht unter die Vormundschaft männlicher Klöster gerieten.

Aus heutiger Sicht ist nicht nachvollziehbar, warum für Agnes keine neue Heirat arrangiert wurde. Den Eintritt in ein Kloster hat sich trotz ihrer Frömmigkeit stets abgelehnt, sondern hat sich weiterhin in den Dienst der Familie gestellt.

Das Buch liest sich zeitweise wie ein Krimi. Besonders bei der Flucht nach dem Tod des ungarischen Königs habe ich mehrmals um Agnes und Elisabeths Leben gefürchtet oder um ihre Freiheit. Es muss sehr niederschmetternd für Agnes gewesen sein, als Königin von Ungarn wieder in ihr altes Zuhause zurückzukehren und darauf zu warten, was über sie beschlossen wird. Zu ihrem Glück erkennen ihre Eltern ihre Fähigkeiten und binden sie aktiv in das politische Geschehen ein. Ich bin sicher, Agnes wäre auch heute eine erfolgreiche Geschäftsfrau . Sie hat für damalige Verhältnisse eine gute Bildung erhalten. Sie war intelligent, interessierte sich politische Zusammenhänge und war in der Lage langfristig und strategisch zu planen und dabei mögliche Probleme im Blick zu behalten. ich kannte Agnes vorher nicht, bin aber froh, dass ich sie kennengelernt habe, ist sie doch ein gutes Beispiel dafür, dass es schon immer Frauen gab, die hervorragendes geleistet haben. Nur hat hat man all zu oft vergessen, es zu erwähnen. Der Erzählstil ist unterhaltsam und gut zu lesen. Weitere Pluspunkte für mich waren der Blick in Agnes Gedankenwelt und die informative Zeittafel und der Quellennachweis am Ende des Buches.

Bewertung vom 18.04.2025
Goldene Wege / Die Münchner Ärztinnen Bd.3
Bach, Ina

Goldene Wege / Die Münchner Ärztinnen Bd.3


ausgezeichnet

Durch Höhen und Tiefen zum Glück
Lulu, Elsa und Fanny dürfen endlich studieren und können ihr Glück kaum fassen. Doch ihrer Freude wird vergällt durch die herabwürdigende Haltung mancher Professoren und den Spott und Beleidigungen männlicher Kommilitonen . Besonders Fanny ist ständig wütend, denn sie absolviert das Studium ja zum 2. Mal und erhält nun für die gleiche Leistung schlechtere Noten als zuvor als angeblich männlicher Student. Ich konnte ihren Zorn verstehen, denn die Behandlung war mehr als ungerecht. In meinen Augen hat sie zusätzlich Öl ins Feuer gegossen, was nicht immer hilfreich ist. Sie legt sich mit jedem an . Besonders Mitstudent Pius ist ihr ein Dorn im Auge und ausgerechnet den findet Elsa sympathisch. Fanny selbst hängt immer noch an ihrem Ferdl, der verheiratet und Vater geworden ist.

Auch Elsa ärgert sich über die Anfeindungen der Männer, aber sie war schon immer die stille. Männer machen ihr Angst nach ihrem traumatischen Erlebnissen. Um so mehr habe ich mich gefreut, dass sie sich mit Pius anfreundet . Offensichtlich ist sie für die Liebe noch nicht verloren. Über ihre Wahl war ich wie Fanny überhaupt nicht begeistert. ich hatte das Gefühl, Pius spielt mit ihr und ist in dunkle Machenschaften verstrickt.
Am meisten habe ich mit Lulu gelitten, denn das Schicksal beutelt sie arg. Sie heiratet tatsächlich Thaddy, was ich überhaupt nicht verstanden habe. Und wie nicht anders zu erwarten, beginnt ein langer Leidensweg für Lulu .Zeitweise habe ich beim Lesen tatsächlich gefürchtet, es gibt kein gutes Ende für die jungen Frauen, die ich kennen und lieben gelernt habe. Die Autorin macht ihnen den Weg zum Glück wahrlich nicht leicht. Es passieren einige unerwartete und dramatische Ereignisse, bis sich alles zum Guten wendet.
Das Buch liest sich sehr unterhaltsam und fesselnd, da ich mich gut in die Frauen hineinversetzen konnte und ständig was los war. Erneut nimmt die Autorin die Gelegenheit wahr, Ereignisse der damaligen Zeit mit einzubeziehen. Das war eine spannende Zeitreise. Meine ganz eigenen Highlights waren die Begegnung mit Dr. Alzheimer und die Anfänge der Luftfahrt mir den Gebrüdern Wright und deren Konkurrenten.

Bewertung vom 15.04.2025
Die Gerüche der Kathedrale
Wauters, Wendy

Die Gerüche der Kathedrale


ausgezeichnet

Antwerpens Kathedrale - ein Ort voller Leben und Gerüchen
Ich liebe Geschichte, bin aber bei reinen Sachbüchern eher zurückhaltend . Ich finde sie oft sehr akademisch, gespickt mit Fachbegriffen und deshalb eher langweilig. Hier hat mich der Titel sofort angesprochen und ich war bereit, den Versuch zu wagen. Und ich bin froh, dass ich es getan habe, denn der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen, meist leicht verständlich und gespickt mit zum Teil amüsanten Anekdoten. Geschildert werden die Zustände und Ereignisse rund um den Sakralbau beginnend mit dem Jahr 1481 und endet mit dem Bildersturm von 1566.
Der Autorin gelingt es, ein lebendiges und farbenfrohes Bild des Innenraumes der Kathedrale zu zeichnen . Es ist kein Ort der Ruhe und Andacht, sondern ein Ort pulsierenden Lebens und das nicht immer mit religiösen Bezug. Für uns heute unvorstellbar, durchstreunten Tiere wie Hunde und Schweine den Kirchenraum, die natürlich auch ihren Kot dort hinterließen. Es wurden Tote dort bestattet. Dazu mussten erst vor kurzen geschlossene Gräber wieder aufgegraben werden und trugen ihren Anteil zur Duftkomposition bei. Hinzu kam eine Vielzahl von Besuchern, um zu beten , einer Messe beizuwohnen oder Geschäfte zu machen. So sollen zeitweise bis zu 100 Messen am Tag stattgefunden haben, da einzelne Gilden und Bruderschaften ihren eigenen Altar dort hatten und und eigene Gottesdienste abhielten. Dazu kam Baulärm, da die Kathedrale ständig erweitert oder repariert werden musste. Der Lärm und die Gerüche müssen unbeschreiblich gewesen sein. Nur gut, dass ich davon nur gelesen habe.
Sehr gelungen fand ich, dass die Autorin religiöse Gepflogenheiten schildert und die Hintergründe erklärt. Ich habe einiges gelernt und dadurch mein Verständnis für einige Rituale, die noch heute gebräuchlich sind, geschärft. Da Religion und tägliches Leben eine Einheit bildeten, gibt es auch Ausführungen zur Medizin , Dinge des täglichen Lebens und politischen Ereignissen .
Ein weiterer Pluspunkt für mich war, dass es eine Vielzahl von Abbildungen zur Kathedrale gibt. Dazu gibt die Autorin ausführliche Hinweise, so dass ich auch Kleinigkeiten wahrgenommen habe , die ich sonst übersehen hätte und untermauert damit zudem ihre Ausführungen.
Für mich war das Buch ein ausgesprochen gelungener, unterhaltsamer und zugleich informativer Ausflug in die Hochzeit der Kathedrale.

Bewertung vom 12.04.2025
Im Wind der Freiheit
Kinkel, Tanja

Im Wind der Freiheit


ausgezeichnet

Märzrevolution 1848 - spannend und unterhaltsam nahe gebracht
1848 Europa ist in Bewegung. Erneut gab es eine Revolte in Frankreich gegen die Monarchie und für die Republik. Das war das Fanal, auf das alle gewartet zu haben scheinen.
Die Autorin lässt die daraus folgenden Ereignisse für mich lebendig werden und wählt als Hauptpersonen zwei unterschiedliche Frauen. Und dies aus gutem Grund, denn Frauen haben eine tragende Rolle gespielt, auch wenn das wieder in Vergessenheit geraten ist. Da ist Louise Otto, eine reale Person aus gutem Hause und finanziell unabhängig, die schon immer widerspenstig war , sich der Vormundschaft ihres Schwagers nach dem Tod der Eltern verweigert und sich mit ganzem Herzen der Freiheitsbewegung verschrieben hat und als Schriftstellerin arbeitet. Ihr zur Seite gestellt wird die fiktive Figur Susanne Grabasch, Tochter einer armen Witwe. Mit 13 wird sie vergewaltigt, arbeitet in einer Weberei für einen Hungerlohn unter menschenunwürdigen Bedingungen und verliert die Stelle, weil sie einer Freundin hilft. Kurz zuvor lernt sie durch Zufall Louise kennen, die von den Arbeitsbedingungen schockiert ist.
Diese Begegnung wird für beide schicksalshaft. In einer prekären Situation wendet sich Susanne an Louise um Unterstützung, genau zu dem Zeitpunkt als die deutschen Fürsten das Zugeständnis eines Parlaments machen. Und so erlebe ich die folgenden Ereignisse zusammen mit den beiden Frauen. Wir reisen nach Frankfurt. Schreiende Ungerechtigkeit, Frauen dürfen den Versammlungsort "Paulskirche" nicht betreten. Wenn es um Rechte und Freiheit geht, ist immer nur der männliche Teil der Bevölkerung gemeint. Ich treffe Friedrich Hecker, den Helden der badischen Revolution und ich mochte ihn nicht. Interessant war meine Begegnung mit dem Ehepaar Struve, die meine Hochachtung gewinnen konnten. In meinen Augen war Amalie die radikalere und treibende Kraft der Eheleute. Was mich überrascht hat, dass die Freiheitsbewegung auch Österreich ergriffen hat Hierüber lerne ich einiges, als ich zusammen mit Susanne und Louise nach Wien reise, um den Freund und Mitkämpfer Robert Blum zu treffen. Doch alle Kämpfe sind umsonst. Die Revolution endet mit der Ausrufung des Kaiserreiches mit Preußen an der Spitze.
Ich habe viel gelernt und fand es spannend so viele führende Köpfe der Freiheitsbewegung zu treffen. Dass so viele Frauen beteiligt waren und vieles bewegt haben, hätte mich nicht überraschen sollen, aber in der Schule habe ich davon nichts gehört. Besonders dankbar bin ich für die Figur der Susanne. Zum einen setzt sie eine fesselnde Handlung in Gang, bei der ich nie wusste, welche Wendung sie nimmt. Susanne ist eine vielschichtige Persönlichkeit, die ich respektiere, aber nicht wirklich ins Herz geschlossen habe. Ihr Verdienst ist für mich, dass sie einen wichtigen Gegenpart zu den Idealisten der Freiheitsbewegung einnimmt. Sie stellt wichtige Fragen, wie ob es die Toten wert war, was ist mit der realen Situation der Arbeiter , warum werden Frauen nicht gesehen .
Mich hat der Roman in wie eine Zeitmaschine in diese turbulente Zeit versetzt. Manche der Abliegen von damals sind meiner Meinung nach auch heute noch von Bedeutung. Und ein weiterer dicker Pluspunkt des Buches ist, dass es perfekt unterhält.

Bewertung vom 09.04.2025
Blutige Puppen (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Blutige Puppen (Thriller)


ausgezeichnet

Tödliche Schönheit
Kriminalkommissarin Jana Bein wird aus dem Urlaub geholt, was sie schon mal nicht mag und dann bekommt sie auch noch aus heiterem Himmel einen neuen Kollegen zugeteilt, Oliver Markquart, den sie unbedingt wieder loswerden will. Der Fall selbst ist in seiner Grausamkeit kaum zu überbieten. Der Täter lässt junge Frauen verhungern, misshandelt sie und stellt sie dann öffentlich zu Schau. Ihr Fehler war, dass sie schön waren. Und es gibt noch mehr Opfer, was den Ermittlungsdruck und den Schrecken zusätzlich erhöht. Der Fall wird persönlich, als die beiden Ermittlern zu ihrem Entsetzen erkennen müssen, dass der Mörder mit ihnen spielt und mehr über sie weiß, als ihnen lieb sein kann. Plötzlich sind ihre Angehörigen in Gefahr und Janas Schwester passt vortrefflich in das Beuteschema des Verbrechers. Als Bilder eines neuen Opfers im Darknet auftauchen, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, den die Beamten unbedingt gewinnen wollen, denn das Opfer ist keine Unbekannte.

Der Autor schickt ein neues Ermittlerduo ins Rennen, das mich mit seinem bizarren Fall komplett überzeugen konnte. Anfangs habe ich mich mit Jana schwer getan. Ich fand die Art und Weise, wie sie ihren neuen Kollegen behandelt ungerecht und fast schon kindisch. Umso mehr habe ich Oliver bewundert, dass er sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Ich mochte ihn sofort und er war bei den Ermittlungen mehr als hilfreich. Ich war geradezu erleichtert, dass die beiden sich zusammen raufen und gut ergänzen. Überzeugend fand ich das Katz- und Mausspiel des Täters. Das war spannend und ich wusste bis kurz vor Schluss nicht, wer es war. Die Taten selber waren schockierend , um so mehr als die Opfer willkürlich gewählt waren. Ziemlich schnell war zumindest klar, dass der Mörder psychische Probleme haben muss, was mich nicht in Mitleid ausbrechen ließ Vielleicht auch, weil ich mehrfach die Möglichkeit hatte, in die Gedankenwelt des Psychopathen einzutauchen, was ich als verstörend empfunden habe. Der Thriller bleibt in meinen Augen bis zur letzten Seite fesselnd und hat mich wunderbar unterhalten.