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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1065 Bewertungen
Bewertung vom 12.07.2025
Runcie, Charlotte

Standing Ovations


sehr gut

Die gnadenlose Macht der öffentlichen Meinung
Das Buch wird beworben mit dem Hinweis, es handle von der Rache einer in ihren Gefühlen verletzten Frau und es sei witzig. Kann ich der erste Aussage nach der Lektüre gerade noch so zustimmen, so fand ich die zweite deplatziert. Ich habe die Geschichte als traurig empfunden und als Spiegel unserer schnell lebigen Gesellschaft, die mit leichter Hand jemanden verurteilt und sich dann wieder anderem zuwendet, ohne sich Gedanken über einen möglichen verursachten Schaden nachzudenken.
Hayley hatte durchaus mein Mitgefühl. Ich war entsetzt, wie Alex seine Bedürfnisse auslebt, ohne sich groß Gedanken zu machen. Natürlich hätte er Hayley sagen müssen, dass er gerade einen vernichtende Kritik über ihren Auftritt geschrieben hat. Auch ich wäre in dieser Situation wütend und verletzt gewesen. Dass sie dann eine öffentliche Kampagne gegen ihn startet, fand ich in ihren Ausmaßen übertrieben . Denn die Menge schreit nur zu gerne "Kreuzigt ihn " Meine anfängliche Empörung wandelte sich rasch in Mitgefühl für Alex und eher Abscheu gegenüber Hayley.
Für mich erzählt die Autorin in der Hauptsache Sophies Geschichte, die auch als Ich-Erzählerin die Ereignisse schildert . Sophie ist Alex Kollegin. Gemeinsam wurden sie von ihrer Zeitung nach Edinburgh geschickt, um über das Festival The Fringe zu berichten. Alex öffentliche Hinrichtung erweist sich als Katalysator für Sophie, um ihre eigene Situation zu überdenken und zu hinterfragen. Ihre Gedanken kreisen um ihre Ehe , ihre Stellung und ob sie in ihrem Leben glücklich ist. Mit dem Ende des dreiwöchigen Festivals endet auch die Geschichte. Jede der drei Personen hat sich verändert. Zum Guten oder Schlechten vermag ich nicht zu sagen.
Ernüchtern waren die Einblicke in die Theaterwelt und dem Egoismus der Beteiligten. Was für mich besonders erschreckend war, wie bereitwillig die Masse Alex verdammt hat. Und wer ihn plötzlich an den Pranger stellt und wofür. Plötzlich war Alex für all das schlechte in ihrem Leben verantwortlich. Und genauso schnell wendet man sich anderen zu.
Der Roman war in meinen Augen unterhaltsam , aber nicht witzig. Ich fand, er regt zum Nachdenken an und legt den Finger auf Verhaltensweisen, die man nicht hinnehmen sollte.

Bewertung vom 12.07.2025
Bateman, Sonya

The Husband Killer Ein packender Psychothriller über Rache und menschliche Abgründe (eBook, ePUB)


sehr gut

Fesselndes Verwirrspiel um einen Serienmörder
Ein Serienmörder geht um. Aber er verbreitet nicht Angst und Schrecken - zumindest nicht unter dem weiblichen Anteil der Bevölkerung. Er tötet Männer, Ehemänner und dies aus gutem Grund. Es sind Männer, die ihren Frauen das Leben zur Hölle gemacht haben und nach außen den Saubermann gaben. Die fünf Ehefrauen der bisherigen Opfer treffen sich nach den Morden regelmäßig, um sich gegenseitig zu stützen. Denn statt befreit aufatmen zu können, verdächtigt sie mangels Alternativen die Polizei abwechselnd , die Mörderin zu sein. Da sie vor allem den männlichen Beamten für unfähig halten, beschließen sie den Fall auf eigene Faust zu lösen.

Ehrlich gesagt, habe ich den Mörder auch gefeiert. Die Frauen sind durch die Hölle gegangen. Scheidung ist kein Thema. Dafür reicht das Selbstwertgefühl schon lange nicht mehr. Sehr gelungen fand ich, dass die Frauen abwechselnd in der Ich-Form , ihre Sicht der Ereignisse schildern. Besonders gelitten habe ich mit Lexi. Sie hat drei kleine Kinder und muss im Gegensatz zu den anderen Frauen arbeiten gehen, um zu überleben. Sie wird - möglicherweise auch wegen ihrer ethnischen Herkunft - von der Polizei besonders verdächtigt und fast schon bedrängt. Da liegt der Entschluss nahe, selbst den Täter zu entlarven. Am Ende gibt es einem unerwarteten Showdown. Die Bedrohung kommt aus einer nicht vorhersehbaren Richtung, deshalb auch für mich völlig überraschend. Fast hätte ich Mitleid gehabt, aber der Täter hat für mich Grenzen überschritten, die nicht hinnehmbar waren.

Ich habe die Auflösung beklatscht. Ich fand sie überzeugend und vor allem und trotz allem gerecht. Und der Krimi war spannend bis zur letzten Seite !

Bewertung vom 07.07.2025
Dicken, Dania

Als die Freiheit starb - Resignation (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Was kann ein Mensch ertragen ?
Ich liebe die Thriller der Autorin, die mich mit ihren Beschreibungen dessen, was ein Mensch dem anderen antun kann, oft schockiert hat, aber dennoch die Spannung überwog. Mit dieser Dystopie wagt sie sich auf neues Terrain und ich war gespannt, was mich erwartet.

Die Handlung hat mich emotional sehr bewegt, was daran lag, dass die Schicksalsschläge, die die Hauptfigur Adriana ertragen muss, für mich erschütternd waren . Einen wesentlichen Anteil hatte zudem, dass die geschilderte politische Situation für mich in weiten Teilen keine mögliche Zukunftsmöglichkeit war, sondern ich Anleihen an die Gegenwart wahrgenommen habe.

Die Geschichte spielt in Amerika, das sich innerhalb kürzester Zeit nach Wahl eines rückwärts gewandten Präsidenten zu einem faschistischen Staat entwickelt. Die Ich-Erzählerin ist Latina und mit einem Weißen verheiratet. Dies allein schützt sie vor Ausgrenzung und Armut. Ihr Sohn ist Autist und passt somit auch nicht zu herrschenden Ideologie und ist deshalb ebenfalls gefährdet. Jeder Widerstand gegen das Regime wird im Keim erstickt. Einzig die Untergrundorganisation "Freedom Fighters" , ein Sammelbecken für alle, die unter den aktuellen Verhältnissen leiden und jenen, die es nicht hinnehmen wollen, kann erfolgreich Nadelstiche setzten.

Bevor Adriana ihre Fluchtpläne umsetzen kann, stirbt ihr Mann und sie verliert alle bisherigen Privilegien. Sie wird in ein Lager gebracht, von ihrem Sohn getrennt. Einzig die Hoffnung, ihn wiederzusehen , hält sie am Leben. An dieser Stelle verlasse ich Adriana.

Die geschilderten Verhältnisse erinnern mich stark an die Vorgänge im Dritten Reich und ähneln in den Anfängen , ich muss es leider so sagen, an Vorgänge in Amerika unter der Trump-Regierung mit dem Bau der Grenzmauern und der offenen Diskriminierung von Minderheiten. Ich war entsetzt, was die Autorin Adriana und mir als Leserin zumutet. Es sind aber die konsequenten Folgen der politischen Lage. ich habe mit Adriana gelitten und gelegentlich ein Taschentuch gebraucht. An manchen Stellen merkt man, dass die Autorin persönliche Erfahrungen verarbeitet hat, was die Handlung um so glaubwürdiger macht. Nun warte ich auf die Fortsetzung , in der Hoffnung , dass Adriana einen Weg aus diesem tiefen Tal der Tränen findet.

Bewertung vom 06.07.2025
Ehlers, Jürgen

Das Stinktier von Hamburg


sehr gut

Eine zufällige Begegnung wird zur tödlichen Gefahr
Genauso ungewöhnlich wie der Titel des Buches ist der Einstieg in die Geschichte und der Fortgang der Handlung. Sylvia, vorbestraft, ohne festen Wohnsitz, wird auf dem Friedhof verfolgt. Sie spricht den Privatdozenten Patrick an, der gerade der Beerdigung eines Kollegen beiwohnt und bittet ihn um Hilfe. Der sagt spontan zu . So beginnt eine Geschichte mit vielen Lügen, Toten und einem unerwarteten, aber sehr befriedigenden Ende.
Ich gebe es zu, ich mochte Sylvia nicht. Sie erzählt eine wilde Geschichte von Entführung und Vergewaltigung, einem gestohlenem Laptop und einer abenteuerlichen Flucht,. Im Laufe der Ereignisse stellt sich heraus, dass Sylvia über eine blühende Phantasie verfügt und nur dann die Wahrheit sagt, wenn es nicht anders geht. Bedrohlich wird die Sache, als die beiden über die Leiche einer Bekannten von Sylvia stolpern. Die Polizei tut es als Tod in Folge einer Überdosis ab. und weitere Todesfälle in Umfeld von Sylvia und Patrick als Unfall oder Selbstmord. Obwohl selbst Patrick klar wird, dass vieles an Sylvias Geschichte nicht stimmen kann, hält er treu zu ihr. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn angesichts dieser Tatsache feiern sollte oder milde belächeln. Ein wenig naiv und weltfremd fand ich ihn schon. Was zur Gewissheit wird, das Duo schwebt in Lebensgefahr und wer und warum auch immer ihren Tod will, schreckt vor nichts zurück. Für mich das Highlight und damit auch auch schon fast der Schlusspunkt des Krimis ist der Moment, als der Täter seine Sichtweise auf die Morde erläutert. Das war ohne jede Empathie, grausam und irgendwie bestechend - einfach genial.
Der Krimi ist ungewöhnlich und dabei sehr spannend, weil er nicht in das übliche Schema "Polizei ermittelt " passt. Sylvia und Patrick sind keine strahlenden Helden, sondern versuchen einfach nur zu überleben und für ein klein wenig Gerechtigkeit zu sorgen. Um so mehr habe ich ihnen die Daumen gedrückt und mit gefiebert.

Bewertung vom 04.07.2025
Holm, Thorben

Spürt meinen Zorn (eBook, ePUB)


sehr gut

Der erste Fall für die Fallanalytikerin Emelie Gutenberg
Ich freue mich immer, wenn ich einen Krimi entdecke, der quasi vor meiner Haustür spielt. Das war auch hier mein erster Impuls und ich bin froh, dass ich ihm gefolgt bin.

Emelie ist sehr gut ausgebildet und hat sogar Kurse für Profiler in Amerika besucht. Nun braucht sie eine Stelle, um ihr Können zu beweisen und landet mangels Alternativen in Offenburg, das kein krimineller Hotspot ist. Sehr zum Missfallen ihres Vorgesetzten kommt es kurz nach ihrem Dienstantritt dennoch zu mehreren Morden. Jede Tat für sich scheint eindeutig einem bestimmten Milieu zuweisbar. Also schnelle Ermittlungserfolge für Emilie und wieder Ruhe im Revier ? Auf den zweiten Blick erweisen sich die Beweise als plakativ und der Verdacht liegt nahe, dass im beschaulichen Grenzgebiet zwischen Deutschland und Frankreich ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Ich als Leser konnte diesen Verdacht nur bestätigen, denn ich weiß, wer der Täter ist. Es ist der Schwertträger, der all diejenigen zu strafen weiß, die Schuld auf sich geladen haben, die nie gesühnt wurde.

Die Kapitel, die dem Täter zugewiesen sind, fand ich sehr unheimlich. Ich hatte den Eindruck, es mit einem Dämon zu tun zu haben und nicht mit einer realen Person. Gleichzeitig habe ich ich Einblicke in die Nachforschungen erhalten und wie die Beamten verzweifelt versucht, die Identität des Täter zu erfahren. Doch es war die Jagd nach einem Phantom. Das hat Emilie sehr belastet, denn sie befürchtet, zu versagen. So fand ich es eine glückliche Fügung, dass sie Roman kennenlernt, den wir beiden sehr sympathisch fanden und der die Handlung etwas aufhellt.

Die Auflösung habe ich als tragisch empfunden, wenn auch einige Details für mich eher unrealistisch waren. Die Handlung war bis dahin packend. Besonders die Kapitel, in denen ER zu Wort kam. habe mich überzeugt. Ich wurde insgesamt gut unterhalten, wenn auch für mich beim Ende noch etwas Luft nach oben war.

Bewertung vom 01.07.2025
Wood, Dany R.

Die eiskalte Strohwitwe von Sylt


ausgezeichnet

Oma Käthe undercover
Ich liebe die Krimireihe des Autors rund um die saarländische Familie Backes. Hat bisher Jupp Backes, seines Zeichens Polizist und Familienoberhaupt, mich mit seinen Ermittlungen erfreut, bekommt er nun ernsthafte Konkurrenz durch seine Schwiegermutter Käthe. Käthe hat ihr spätes Liebesglück in Person des pensionierten Kommissars Hinnerk , der auf Sylt zuhause ist, gefunden. Sie pendelt deswegen zwischen ihren beiden Lebensmittelpunkten hin und her. Bei ihrem jetzigen Besuch wird ihre Zweisamkeit durch den Besuch von Hinnerks Schwester Ellen aus Amerika erheblich gestört. Da war ich ganz bei Käthe. Ellen ging mir mit ihrem affektierten Getue gehörig auf die Nerven. Um etwas Abstand zu gewinnen, übernimmt Käthe die Krankheitsvertretung für die Haushälterin bei der reichen Unternehmensfamilie Lindholm. Was soll ich sagen, keines der Familienmitglieder konnte mein Herz gewinnen. Angefangen bei den Teenie-Enkelkindern , die anmaßend und voller Standesdünkel waren, über den Opa Georg , der sich als Muttersöhnchen entpuppt bis hin zur alkoholkranken Oma Sigrid . Getoppt wird es durch die Matriarchin Herta, die wie eine Königin über die Familie und ihr Umfeld herrscht.

Gerade als Käthe, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt, hinschmeißen will, wird die sehr junge Stiefmutter ermordet. Da Hinnerk um die Ermittlungsschwäche seines Sohnes und Nachfolgers auf seiner Stelle weiß, bittet er Käthe in der Familie Undercover zu ermitteln . Und Käthe läuft zur Höchstform auf. Sie entlockt der Familie so manches Geheimnis und zieht daraus ihre Schlüsse , wenn auch nicht immer die richtigen - so wie ich auch. Natürlich habe ich mit ermittelt und eine eigene Verdächtigenliste erstellt. Den Mord hätte ich wirklich jedem aus der Familie zugetraut . Besonders als sie im Laufe der Ermittlungen ihre Masken fallen lassen und sich als noch übler entpuppen, als ich bisher angenommen hatte. Durch Käthes geschickte Verhörtechnik erfahren sie und Hinnerk einen entscheidenden Hinweis und können einen weiteren Mord verhindern.

Oma Käthe hat mich von ihren kriminalistischen Fähigkeiten erneut überzeugt. Ich wurde auf sehr abwechslungsreiche Weise sehr gut unterhalten. Die Handlung war spannend und sehr humorvoll und mir hat gefallen, dass das Ermittlungsduo das Renteneintrittsalter schon eine ganze Weile hinter sich gelassen hat.

Bewertung vom 29.06.2025
Wilson, Alexandra

Die feindliche Zeugin


ausgezeichnet

Ein eher ungewöhnlicher und dabei fesselnder Justizkrimi
Der Einstieg in die Handlung ergibt den Ausgangspunkt für die spannende Handlung, die mit einem für mich überraschenden Ende aufwartet. Emmett, ein schwarzer Jugendlicher, ist anwesend, als ein Weißer im Park erstochen wird. Er versucht noch dessen Leben zu retten, doch umsonst. Emmett wird vor Ort verhaftet und des Mordes beschuldigt, da die anwesenden weißen Zeugen ihn als Mörder identifizieren. Nun kommt die schwarze Anwältin Rosa ins Spiel, die die Verteidigung unter der Führung des erfahrenen weißen Anwalts Craig übernimmt. Für mich lag der besondere Reiz der Geschichte darin, dass eigentlich Rosa im Mittelpunkt steht, obwohl es um Emmetts Unschuld geht. Rosa kommt aus dem gleichen Viertel und ähnlichen Lebensverhältnissen wie Emmett, was ihr einen anderen Blick auf den Fall ermöglicht als einem weißen Verteidiger . Alle Beweise sprechen gegen ihren Mandanten, dennoch glaubt sie an seine Unschuld. Da sich die gesamte Anschein gegen sie wendet, dreht sich ihr gesamtes Denken nur noch um den Fall. Das hat zwiespältige Gefühle bei mir ausgelöst. Zum einen fand ich es bewundernswert, wie Rosa sich für Emmett einsetzt, der zwar seine Unschuld beteuert, ansonsten aber beharrlich schweigt. Darüber vernachlässigt sie ihr nahes privates Umfeld , was oft Unverständnis bei mir hervor gerufen hat. Tatsächlich gelingt es Rosa eine Zeugin ausfindig zu machen, die möglicherweise helfen könnte, aber sie will nicht aussagen. Dann beginnt der Prozess .
Was ich sehr gelungen fand , die Autorin nutzt die unterschwelligen Rassenvorurteile der Weißen gegenüber dem schwarzen Anteil der Bevölkerung als weitere Hürde im Verfahren , Emmetts Unschuld zu beweisen. Das war informativ , aber nie belehrend. Zugleich habe ich einiges über das britische Rechtswesen gelernt, das mir bisher fremd war.
Da ich ich überzeugt war, dass Emmett unschuldig ist, war ich emotional stärker gefordert und habe inständig gehofft, dass es zu einem Freispruch kommt. Die Auflösung des Falles hat mich komplett überrascht und war für mich ein weiterer Pluspunkt für diesen ungewöhnlichen und dabei packenden Krimi.

Bewertung vom 24.06.2025
Weinert, Steffen

Eisfeld - Dunkle Enthüllungen / Mara Eisfeld ermittelt Bd.2


sehr gut

Zwei Morde und eine beängstigende Möglichkeit
Dies ist meine erste Begegnung mit Kriminalhauptkommissarin Mara Eisfeld und ich fand es spannend mit ihr zu ermitteln. Gerade herrscht Unordnung in ihrem Privatleben, denn ihr Mann hat sich von ihr getrennt und es gibt Probleme bei der Betreuung des gemeinsamen Sohnes. Auch das Verhältnis zu ihrem Vater ist nicht unbelastet. Sie mag die Frau an seiner Seite nicht, obwohl der Tod ihrer Mutter schon lange zurück liegt. Da sie sich mit diesen Baustellen nicht auseinandersetzen will, kommt der Mord an einem bekannten Investigativ - Journalisten gerade recht. Sein Arbeitgeber, der Verlag Argus, sieht den Täter bei der Tiznit-Gang , denn das Opfer hat zur Verurteilung des Kopfs der Bande wesentlich beigetragen. Die Annahme liegt nahe und trotzdem gehen Eisfelds Ermittlungen erstmal in alle Richtungen. Und je weiter diese fortschreiten, um so unwahrscheinlicher wird ein Mord aus Rache. Die Spur , die sie nun verfolgen, bringt Eisfeld private Konflikte. Der aufkeimende Verdacht ist ungeheuerlich und sie kann und will es nicht glauben.

Eisfeld war mir nicht unbedingt sympathisch . Sie hat sich aber auf jeden Fall meinen Respekt verdient mit ihrer Berufsauffassung Gefeiert habe ich sie für ihre Wortgefechte mit dem arroganten Chefjournalisten von Argus , dessen Verhalten in meinen Augen übergriffig und respektlos war. Die Einbeziehung ihrer privaten Probleme haben gut gepasst und mir die Ermittlerin als Mensch näher gebracht. Zudem war es eine überzeugende Erklärung für eine Unachtsamkeit, die schwerwiegende Auswirkungen auf die Ermittlungsarbeit hat. Mit der Richtung, die die Nachforschungen nehmen, habe ich nicht gerechnet, fand sie aber leider realistisch. Am Ende habe ich dann ernsthaft damit gerechnet, dass es Eisfeld letzter Fall gewesen sein könnte, was ich sehr bedauert hätte. Denn der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Ich fand ihn fesselnd und den Fall durchaus realistisch. Die Darstellung des privaten Umfelds hat die Handlung gut ergänzt , ohne störend zu wirken und die Personen real erscheinen lassen.

Bewertung vom 22.06.2025
Lane, Soraya

Die verschwundene Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.5


sehr gut

Zu Herzen gehende Unterhaltung
Ich kenne die Vorgängerbände nicht, was aber kein Problem war. Die Bände lassen sich offensichtlich sehr gut unabhängig von einander lesen. So habe ich mich aufgemacht das Paris der 30iger Jahre und lerne die junge Evelina kennen, die als 18jährige ihr Elternhaus verlässt, um ihre Träume als Modedesignerin in Paris zu verwirklichen. Ich war beeindruckt, wie dieses junge Mädchen unbeirrt ihren Weg geht und ihrem Leben konsequent eine neue Wendung gibt, wann immer es notwendig erscheint. Das war spannend zu lesen und bei einigen Szenen kam mein Blut vor Wut in Wallung, weil Männer der Meinung waren, allein ihre Wünsche zählen. Trotz ihrer Stärke zahlt sie für ihre Unabhängigkeit einen hohen Preis. Evelinas damalige Entscheidung setzt die Geschichte in der Gegenwart in Gang, die viele Emotionen in mir geweckt hat.

Blake, die in London lebt, hält ein Kästchen in Händen, das einen Hinweis auf die leibliche Mutter ihrer Uroma verbirgt. Diese wurde adoptiert, was die Familie nicht wusste. Blake macht sich auf die Suche nach dem unbekannten Familienteil. Der Hinweis führt sie nach Paris und dort zu Henri, der sich in der Modewelt auskennt und wertvolle Impulse geben kann. Blake hatte sich bisher um ihre jüngeren Geschwister gekümmert und ihr eigenes Leben vernachlässigt. In Henris Nähe hat sie Schmetterlinge im Bauch und auch er scheint mehr für sie zu empfinden. Blake beginnt von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen, als sie ein traumhaftes Jobangebot bekommt. Doch nun liegt ihr privates Glück in Scherben und sie kehrt mit gebrochenen Herzen nach London zurück. Nur gut, dass die Autorin einen Unterhaltungsroman geschrieben hat und mich nicht enttäuscht, denn am Ende macht Paris seinem Ruf als Stadt der Liebe alle Ehre.

Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Die Autorin ist eine begnadete Erzählerin. Besonders Evelinas Geschichte hat mich sehr berührt. Auch ihr hätte ich ein glückliches Ende gewünscht, fand es so aber stimmig und es ergab ein perfektes Gegengewicht zu Blakes Glück. In meinen Augen wäre es sonst etwas zu viel und damit kitschig gewesen. Diese Klippe hat die Autorin perfekt umschifft und ich konnte das Buch mit einem zufriedenen Gefühl schließen.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.06.2025
Harris, C. S.

Die Verbrechen von Morton House


ausgezeichnet

Wen kümmert schon das Schicksal der Londoner Straßenkinder ?
Natürlich meinen Lieblings - Gentleman - Detektiv Sebastian St Cry Viscount Devlin ! Ein übel zugerichteter Junge soll auf einen alten Industriegelände verscharrt werden, doch der Täter wird gestört, der Leichnam geborgen. Die Obrigkeit tut den Fall als Unfall ab. Einer der Constabler will das nicht gelten lassen und bringt den Leichnam zu einem Arzt, einem sehr engen Freund von Devlin. So beginnt eine Verbrecherjagd, die ein dunkles Kapitel der damaligen Gesellschaft beleuchtet . Tausende minderjährige Kinder leben auf der Straße , um die sich niemand kümmert. Sie leben von Gelegenheitsarbeiten, Diebstahl und Prostitution. Wenn eines davon spurlos verschwindet, interessiert es keinen. Doch Devlin will das nicht hinnehmen und er sucht geradezu verzweifelt nach dem Schuldigen, um den namenlose Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Die Spur führt in ein spezielles Hurenhaus, das gegen viel Geld dunkle Gelüste befriedigt. Das können sich nur Reiche leisten und Devlin wird klar, der Täter muss zur Oberschicht gehören. Bei seinen Nachforschungen fallen immer wieder die selben Namen, die Devlin nur zu gut kennt. Zur Rechenschaft ziehen kann er sie nicht, denn sie haben alle Alibis , auch für weitere Morde, die geschehen. Dann wird ein Mordanschlag auf Devlin verübt und der Täter scheint nun einen persönlichen Rachefeldzug gegen ihn zu führen. Zu diesem Zweck sucht er sich seine Opfer in Devlins persönlichem Umfeld.

Der Fall hat mich, wie auch Devlin, sehr berührt. Allein schon die Lebensumstände der Kinder sind eine Katastrophe und eine Schande für jede zivilisierte Gesellschaft. Dass sie zudem Freiwild für die Reichen und Mächtigen sind, ist kaum zu ertragen. Mich hat die Arroganz und Kaltschnäuzigkeit der möglichen Täter mit Abscheu erfüllt, offenbart es das Fehlen jeder Moral. Selbst als der Täter festzustehen scheint, schützt ihn sein Ansehen, sein Geld und seine Macht. Ich konnte Devlins ohnmächtige Wut sehr gut verstehen . Das Ende konnte mich nur zum Teil zufrieden stellen. Das lag nicht an der fesselnden und emotionalen Handlung, die mich in Atem gehalten hat, sondern daran, dass die Gerechtigkeit nur einen Teilsieg errungen hat.