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Leseigel
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Villingen

Bewertungen

Insgesamt 1054 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2025
Blutleere Mädchen (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Blutleere Mädchen (Thriller)


ausgezeichnet

Ruhm und Rache um jeden Preis
Dies ist der 2. Fall des Kölner Ermittlerduos Kat Winkler und Sebastian Fischer, der sie erneut mit ihren Ermittlungen in die Künstlerszene führt. Ich habe das nicht als störend empfunden, sondern erneut fand ich es spannend, Einblicke in diese spezielle Bereiche zu bekommen. Dazu passt, dass Kats Vater ein anerkannter und berühmter Künstler ist und mit Insiderwissen aufwarten kann. Im aktuellen Fall kopiert der Täter bekannte Gemälde wie "Der Schrei " perfekt bis auf den Umstand, das er die Figur durch eine reale Person ersetzt. Kurz darauf gibt es einen neuen Mord, der sich ein bekanntes Meisterwerk als Vorlage nimmt und das deutet auf einen Serienmörder hin. Für mich erschreckend, dass es offensichtlich in der Kunstszene einen Markt für solch makabere Machwerke gibt , für die man bereit sind, viel Geld zu zahlen. Tummelplatz hierfür ist das Darknet. Das erschwert die Ermittlungen und die Zeit drängt, da sicher ist, dass die Morde weiter gehen.

Wie immer beim Autor ist gute, alte Polizeiarbeit der Hauptbestandteil des Thrillers. Das finde ich jedes Mal auf`s neue spannend. Ich kann meine eigenen Überlegungen anstellen und mit ermitteln. Zudem werden Geheimnisse aufgedeckt, mit denen man nicht gerechnet hat Der aktuelle Täter ist besonders perfide und dabei auch intelligent, so dass er seine Taten und seine Absichten perfekt planen und verschleiern kann. Als die beiden Ermittler auf der richtigen Spur sind, zählt jede Sekunde und führt dazu, dass beide in eine tödliche Falle laufen . Hochspannung garantiert.

Bewertung vom 11.06.2025
Ursula und das V-Team
McDonnell, C. K.;Ofori, Elaine

Ursula und das V-Team


ausgezeichnet

Wenn Sagen lebendig werden - aus dem Ruder laufen
Es gibt in Köln die Sage, dass die heilige Ursula - Jungfrau - zusammen mit 11000 anderen Jungfrauen Köln vor den Hunnen gerettet hat. Ihr ist auch eine Kirche geweiht. Das ist der Ausgangspunkt der Ereignisse, denn die Schlacht wiederholt sich alle 18 Jahre. 11 Mädchen und eine Ersatzkandidatin werden zu Kämpferinnen ausgebildet, mit magischen Kräften versehen und in die Schlacht gegen die Geisterarmee der Hunnen geschickt, um Köln erneut zu retten. Nur dieses Mal ist von Anfang an der Wurm drin. Zwei der heutigen Jungfrauen sind spurlos verschwunden. Es müssen aber 11 sein, um die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schlacht zu erfüllen. Die aktuelle Ursula rekrutiert mangels Alternativen die männliche Jungfrau Adam und die Schlacht beginnt. Der Kampf endet, wenn man es positiv sehen will, unentschieden. Doch die Ausbilderin Una ist spurlos verschwunden und Adam hat einen unerwünschten Gast bekommen.

Nun überschlagen sich die Ereignisse. Um die Prophezeiung zu erfüllen, muss die Schlacht fortgesetzt werden. Dazu müssen die Mädchen erstmal herausfinden, was schief gelaufen ist. Dabei stellt sich heraus, dass die Hunnen ihr kleinstes Problem sind.

Es fällt mir schwer, einzelne Dinge hervorzuheben und zu kommentieren bei der Fülle von skurrilen Figuren, Situationen und unabsehbaren Entwicklungen Was ich mit Überzeugung sagen kann, ich liebe dieses Buch ! Es ist unglaublich fesselnd. Das ist nicht nur dem Kampf gegen die Hunnen geschuldet. Die Mädchen kommen mehrmals in Lebensgefahr. Erschwerend kommt hinzu, dass sie lange Zeit ihren wahren Feind nicht kennen. Gerade wenn mal wieder alles gegen sie läuft, war ich dankbar, dass der Roman auch eine große Portion Humor besitzt , der sich in verschiedenen Facetten zeigt. So müssen sie gegen eine Art von Monsterkrake kämpfen, die alles mit übelriechendem Schleim bedeckt. Ausgerechnet hier gab es eine romantische Szene . Gefeiert habe ich aber die absurden Wortgefechte, wenn die Mädchen mit der Wirklichkeit zu tun hatten oder unterschiedlicher Meinung waren. Sprachlich war das in meinen Augen ein Fest. Das Buch lebt auch von vielen originellen Einfällen. Die Mädchen leben in einem magischen Hotel, dessen Empfangschef ein sprechender Elchkopf an der Wand ist und für die Sauberkeit sorgt eine Putztruppe aus Lakengespenstern. Ich glaube, man sollte das Buch mehrmals lesen, um alle Gags und Anspielungen zu erfassen. Das märchenhafte Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen, die ich auf keinen Fall verpassen will.

Bewertung vom 09.06.2025
Nacht über Soho
Atkinson, Kate

Nacht über Soho


ausgezeichnet

Nellie Coker - Matriarchin und Königin von Soho
Im London der 20ziger Jahre beherrschen Clubs das Nachtleben im Vergnügungsviertel Soho. Dort treffen sich alle Schichten auf der Suche nach Ablenkung und spülen Geld in die Kassen der Betreiber. Nellie Coker ist die Königin von Soho . Sie ist schon lange im Geschäft, hat ein Gespür für das , was Geld bringt und verfügt über die notwendige Skrupellosigkeit. Das ruft Neider auf den Plan und Nellie muss sich ihrer Haut wehren, wenn sie nicht alles verlieren will. Sie hat sechs Kinder, die sich um einzelne Bereiche des Unternehmens kümmern müssen. Die eine hat Talent, der andere weniger.

Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn nicht sicher war, ob ich tatsächlich einen Krimi lese. Aber mit jeder Seite wuchs die Spannung und die Neugierde zu erfahren, was weiter passiert, um am Ende festzustellen, dass es um Mord, Betrug und Rache geht. Also doch ein Krimi !

Die Autorin erzählt die Ereignisse in mehreren Erzählsträngen, die die Sichtweise unterschiedlicher Personen zeigen. Dadurch lerne ich die Hauptfiguren sehr gut kennen, ohne zu Beginn zu wissen, wie sich alles zusammenfügt. Jedes einzelne Schicksal war packend und zeigte einen besonderen Aspekt der damaligen Zeit. Besonders beeindruckt haben mich die Frauen. Ich konnte Nellie nicht verdammen. Sie muss ihre Kinder alleine durchbringen und so ergreift sie die Chancen, die sich ihr bieten. Heute wäre sie sicher eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Damals bot die Vergnügungsszene die besten Möglichkeiten. Die Person, mit der ich gelitten und die mir ans Herz gewachsen ist, war Freda, ein junges Mädchen aus York. Sie möchte unbedingt als Tänzerin auf die Bühne. Als der Freund ihrer Mutter sie bedrängt, haut sie nach London ab. London ist ein Haifischbecken und ein oft tödliches Pflaster für mittellose Mädchen aus der Provinz.

Das weiß Inspector Frobisher nur zu gut, hat er es doch mit einer Serie verschwundener Mädchen zu tun, die all zu oft aus der Themse gefischt werden. Leider hat dieses Verbrechen nicht Frobishers Aufmerksamkeit, da er unbedingt Nellie hinter Gittern bringen will. Für ihn das personifizierte Böse. Zeitgleich soll er das Revier von korrupten Polizisten säubern. Das Bindeglied ist Gwendolen. Sie ist mit Fredas Schwester befreundet und macht sich aufgrund deren Bitte, in London auf die Suche nach dem Mädchen. Mich hat ihre Hartnäckigkeit und ihr Selbstvertrauen imponiert, aber so richtig sympathisch war sie mir nicht.

Wie bei einem Sternlauf enden alle Lebenswege bei Nellie. Ich war fasziniert, wie sich die Lebenswege der einzelnen kreuzen und das Geschehen beeinflussen. Am Ende wird es dann sehr kriminell. Es gibt Morde und Mordversuche und ich wusste nicht, ob alle mit dem Leben davon gekommen sind. Deshalb hat mir gut gefallen, dass die Autorin keine Fragen offen lässt und das weitere Schicksal jedes Einzelnen verrät. Ich kann mit großer Überzeugung sagen, dass ich vom Roman begeistert bin. Ich wurde geradezu von den Ereignissen eingesogen und fand mich im London der Zwanzigerjahre wieder, das durch die vielen Details vor meinem Augen lebendig wurde.

Bewertung vom 08.06.2025
Ein Stück vom Himmel   Die historische Familiensaga im 20. Jahrhundert (eBook, ePUB)
Milberg, Mia

Ein Stück vom Himmel Die historische Familiensaga im 20. Jahrhundert (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine alltägliche Familie auf dem Weg in die Nazidiktatur
Die Geschichte von Veronika und Karl beginnt im Jahr 1930 in München. Die beiden verlieben sich, aber die äußeren Umstände bieten nicht den Nährboden für eine glänzende Zukunft. Karl ist Bauingenieur, aber arbeitslos wie so viele. Zwar hat Vroni eine Stelle in einem Hotel, aber die Lebenshaltungskosten sind hoch und wie will man so eine Familie gründen. Da gewinnt die Idee, sich mit einem Krämerladen selbstständig zu machen , an Glanz. Dank der Unterstützung durch Karls Familie wird der Traum Wirklichkeit und die beiden können heiraten. Durch einen glücklichen Zufall bekommt Karl eine Anstellung in seinem Beruf und Vroni kümmert sich um den Laden. Doch reich werden die beiden nicht. Lebensmittel sind knapp und die Leute haben wenig Geld. Auch der Einfluss der NSDAP nimmt zu und macht das Leben nicht einfacher. Als Vroni nicht mehr an jüdische Kunden verkaufen darf, steht das Geschäft vor dem Ruin. Zum Glück bekommt Karl eine gut bezahlte Stelle an der Ostsee angeboten und Vroni, Karl und die beiden Töchter ziehen um. Auch hier ist das Leben nicht frei von Beschränkungen. Dann kommt zu Weihnachten 1940 der Einberufungsbefehl für Karl

Auf den ersten Seiten habe ich mich schwer getan. Die Autorin reiht die Ereignissen im sachlichen Ton aneinander und mir blieben Vroni und Karl fremd. Nur selten habe ich Einblicke in ihre Gefühlswelt. So hat mich die für mich übertriebene Eifersucht Karls unangenehm berührt und ich habe Vroni bedauert. Was das Buch in meinen Augen auszeichnet, ist die anschauliche Beschreibung des alltäglichen Lebens einer normalen Familie zur damaligen Zeit. Das Leben besteht zu großen Teilen aus Arbeit, hat aber auch kleine Freuden. Da wird ein Faschingsball besucht. Man geht Schlittschuh laufen. Rührend war , wie Vroni sich über eine Waschmaschine freut, war doch die Wäsche eine elende Plackerei. Auch ist im Hintergrund die wachsende Bedrohung durch Hitlers Kriegstreiberei spürbar, der man mit einen Rückzug in die Familie zu begegnen sucht. Das alles fand ich spannend und anschaulicher als ein normales Sachbuch und brachte mir die Menschen so näher. Der Erzählstil ist ruhig und bedacht und neigt nicht zur Überschwänglichkeit. Trotzdem und gerade deswegen werde ich die Fortsetzung lesen.

Bewertung vom 07.06.2025
Karaokemord auf Wangerooge. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Brunjes, Julia

Karaokemord auf Wangerooge. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tödliche Geburtstagsparty
Jule Hibenga, Tochter und Kollegin der Inselpolizistin Nele Hibenga, hat Geburtstag und aus diesem Anlass alte Freunde vom Festland zu einer Geburtstagsfeier in die neue Karaokebar eingeladen. Tatsächlich kommen alle und und es herrscht eine angenehme Stimmung. Das ändert sich, als Rieke, Jules ehemalige Mitbewohnerin, mit ihrem neuen Freund erscheint, der nicht so recht in die Runde passt. Die Stimmung kippt und am Ende ist einer der Partygäste tot. Jule ist fassungslos, da alle Anwesenden unter Mordverdacht stehen. Dieser Verdacht verstärkt sich, als Jule und ihre Mutter feststellen, dass die Freunde mehr Geheimnisse haben , als gedacht und damit ein perfektes Mordmotiv.

Ich konnte Jules Bestürzung gut nachvollziehen. Die Party, auf die sie sich gefreut hat, wird zum Albtraum und ihre Freunde, die sie zu kennen glaubte, werden zu Fremden. Das kann die eigene Welt schon ganz schön erschüttern. Gleichzeitig habe ich mir die Frage gestellt, ob ich mich auch so täuschen könnte. Ich hoffe nicht, aber sicher kann man nie sein. Dieses Mal fand ich auch Neles mütterliche Besorgnis berechtigt und sie ist damit in meinen Augen sehr professionell umgegangen. Am Ende wird es nochmal richtig gefährlich und ich hatte schon die Befürchtung, dass sich der Täter der Gerechtigkeit entziehen könnte. Zum Glück war Armin, der Kollege vom Festland zur Stelle und hat bei mir weitere Sympathiepunkte gesammelt. Der Fall war wieder sehr spannend und durch die persönliche Betroffenheit von Jule zudem emotional eine Herausforderung.

Bewertung vom 02.06.2025
Englisch lernen mal anders für Fortgeschrittene - 1000 Vokabeln in 10 Stunden
Sprachen Lernen Mal Anders

Englisch lernen mal anders für Fortgeschrittene - 1000 Vokabeln in 10 Stunden


ausgezeichnet

Auf der Straße zu neuen Erfolgserlebnissen
Nachdem mich der Grundkurs mit 3000 Vokabeln überzeugen konnte und mir einige Erfolgserlebnisse beschert hat, war die Überlegung , weiter zu machen, naheliegend.

Der Aufbau des Inhalts ist identisch mit dem anderen Band . Das fand ich hilfreich, da ich Lerntechniken auffrischen konnte - natürlich mit neuen Vokabeln. Beruhigt und ermutigt hat mich der Hinweis, dass es genügt jeden tag 3-4 Vokabeln im Gedächtnis zu behalten . Das hat den Druck, den ich mir leider selber mache, rausgenommen und die Motivation erhöht. Eine echte Hilfe waren für mich Wortgruppen wie z.B. suspicion, sneaking suspicion oder arouse suspicion und natürlich die Vokabeln, die ähnliche Begriffe im Deutschen haben. Das hat mir die Erfolgserlebnisse beschert, die mein Durchhaltevermögen befeuert haben. Ich bin mit der Reihe sehr zufrieden.

Bewertung vom 01.06.2025
Der Ruf des Horizonts
Janssen, Jaane

Der Ruf des Horizonts


ausgezeichnet

Bewegend, spannend, unterhaltsam - Lesefreude
Dies ist der 2. Band einer Trilogie, die die Geschichte von Sventje und ihrer Familie um 1780 auf der Insel Borkum erzählt. Ich kenne den 1. Band nicht, aber die Autorin macht mir den Einstieg leicht. Dazu beigetragen haben ein ausführliches Personenverzeichnis und informative Rückblenden an den Stellen, wo es notwendig war.
Sventje ist mit dem Walfischfänger Lian , ihrer Jugendliebe, verheiratet. Das Leben ist hart und entbehrungsreich. Die Frauen müssen oft lange Zeit ohne ihre Männer, die auf See sind, zurecht kommen, nicht wissend, ob sie einander wiedersehen . So geht es auch Sventje und ihren 4 Kindern. Sie versucht sich mit dem Verkauf selbst gemachter Seifen und Kräutern über Wasser zu halten, was den Neid des Baders erregt. Sventje, als Hexe verleugnet, muss um ihr Leben und das ihrer Kinder fürchten. Ich konnte Sventje für ihr Gottvertrauen und ihre unerschütterliche Liebe zu Lian nur bewundern. Das bedeutet nicht, dass sie nicht auch Versuchungen ausgesetzt ist. Der Gutsbesitzer und ebenfalls Gefährte aus Kindertagen Valentin bedeutet ihr mehr , als er sollte . Es macht es nicht leichter, dass er stets zur Stelle ist, wenn sie Hilfe braucht. Valentin war mir sympathisch und er hat mir auch leid getan. Sventje ist seine große Liebe ohne Aussicht auf Erfüllung und dennoch würde er sein Leben für sie geben.
Lian liebt Sventje, seit sie ein Baby war. Sie muss diese Liebe mit der See teilen, die eine fordernde Geliebte ist. Zu meiner Freude schildert die Autorin auch einige Erlebnisse auf Lians Walfangreise, die ich als sehr spannend empfunden habe. Das gipfelt in der Gefangennahme durch die Briten, die sich im Krieg mit der Niederlande sind.
Diese bewegende Geschichte ist eingebettet in die damaligen gesellschaftlichen Gegebenheiten. Manches davon erscheint mir aus heutiger Sicht ungerecht und grausam. Was mir aber deutlich vor Augen geführt wurde, wie hart das Leben auf der Insel war und dies besonders für die zurück gebliebenen Frauen. Ich verlasse Sventje und ihre Familie an einem Scheideweg ihres Lebens und hoffe auf ein Wiedersehen im 3. Band.

Bewertung vom 29.05.2025
Teddy
Dunlay, Emily

Teddy


ausgezeichnet

Eine aufwühlende Frauengeschichte
Die Autorin lässt Teddy ihre Geschichte selbst erzählen. Teddy wird in ihrer Wohnung in Rom von zwei Männern aufgefordert, zu erzählen wie alles begann. Warum sie das tun und wer sie sind , bleibt lange im Dunkeln und ich hatte Raum für wilde Spekulationen.
Teddy ist die einzige Tochter einer reichen , angesehenen, amerikanischen Familie. Und dies bedeutet für Frauen, man muss schön sein, möglichst nicht auffallen, Jungfrau bleiben bis zur herbeigesehnten Ehe , die natürlich für die Familie vorteilhaft sein muss. Diese Anforderungen - bis auf die Jungfräulichkeit - müssen auch während der Ehe erfüllt werden. Teddy ist in jeder Beziehung eine einzige Enttäuschung für ihre Mutter und dies lässt jene ihre Tochter permanent deutlich spüren. Und für jeden sichtbar, ist sie auch mit über 30 ohne Ehemann. Dann betritt David die Bühne. Er arbeitet an der amerikanischen Botschaft in Rom, scheint sie zu mögen und so nimmt Teddy schon nach kurzer Zeit seinen Heiratsantrag an. Nun kann sie in Rom einen Neuanfang wagen, kann endlich die an sie gestellten Erwartungen erfüllen und ihre Familie und ihren Ehemann glücklich machen. Je mehr sie sich bemüht, um so mehr verstrickt sie sich in alte Geheimnisse und trifft fatale Entscheidungen, die letzten Endes zur Anfangsszene führen.
Über weite Teile des Buches mochte ich Teddy nicht besonders. Das lag weniger an ihr, sondern am damaligen Zeitgeist und den damit verbunden Einschränkungen, denen Frauen unterworfen waren. Teddy will diesen Ansprüchen unbedingt genügen. auch auf die Gefahr sich selbst zu verlieren. Aus meiner Sicht war das demütigend . Mit unglaublicher Wut hat mich erfüllt, dass sie so gar kein Selbstbewusstsein hat und sich selber ständig klein macht. Sie macht ihren eigenen Wert nur an ihrem Aussehen fest und gibt sich ständig die Schuld, wenn sie den Anforderungen nicht genügt. Dabei sind ihre Entscheidungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. So kann sie über ihr eigenes Geld nicht verfügen und ist in vielem auf ihren Mann angewiesen. Manchmal hätte ich sie schütteln mögen, damit sie endlich die Augen aufmacht . Ich habe erst nach einigen Kapitel richtig erfasst, dass Teddys Verhalten das Ergebnis ihrer Erziehung und Sozialisierung ist. Danach habe ich angefangen, mit ihr zu leiden und habe ständig gehofft, jemand kommt ihr zu Hilfe, damit sie sich befreien kann.
Das Ende war in meinen Augen genial und zugleich schockierend. Mit so viel Niedertracht, Täuschungen und Lügen habe ich nicht gerechnet. Und das Ganze entsprach nicht meinen angestellten Vermutungen. Ich fand den Roman lesenswert, wenn er auch gelegentlich in meinen Augen Längen hat. Teddys Geschichte ist es wert, gelesen zu werden , zeigt sie doch wie schwer es Frauen hatten, ein selbst bestimmtes Leben zu führen.

Bewertung vom 24.05.2025
Provenzalisches Licht / Pierre Durand Bd.11
Bonnet, Sophie

Provenzalisches Licht / Pierre Durand Bd.11


ausgezeichnet

Tödliche Modenschau
Dieser Fall gehört zu einer Serie rund um den Polizeibeamten Pierre Durand, der im malerischen Dorf Sainte-Valerie zuhause ist. Ich begleite ihn zum ersten Mal bei seinen Ermittlungen und er konnte mich von Beginn an mit seiner ruhigen und akribischen Polizeiarbeit überzeugen. Obwohl ich die anderen Fälle nicht kenne, konnte ich mich ohne Probleme einfinden.

Der Fall hat einiges an Brisanz, denn der Zeitdruck ist enorm und die bedrohte Person ist der über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannte Modeschöpfer Cyril Fontanel, den ich sofort nicht leiden konnte. Er war mir zu überheblich und von sich eingenommen. Cyril erhält Briefe, in denen er mit dem Tode bedroht wird. Verdächtige gibt es einige - Neider, Rache für Geschehnisse in der Vergangenheit Oder ist es nur ein Publicity - Gag ? Pierre muss viele Zeugen befragen und nicht nur er hat ständig das Gefühl , belogen zu werden und in einer Sackgasse zu landen. Die Spannung steigt in weitere Höhen, als ein Unfall aus dem persönlichen Umfeld Cyrils sich als Mord herausstellt. Die Auflösung war für mich stimmig. Obwohl der Auslöser für das Verbrechen tragisch war, konnte ich eine gewisse Genugtuung verspüren, als der Verantwortliche gefasst war.

Pierre war mir sympathisch. Er geht in seinem Beruf auf, hat ein starkes Gerechtigkeitsgefühl gepaart mit Empathie und logischem Denken. Dass auch private Probleme am Rand Thema waren, hat das Ganze positiv abgerundet. Zu meiner Überraschung und großer Freude gibt die Autorin interessante Einblicke in die Geschichte der provenzalischen Stoffherstellung und das heutige Modegeschäft. Das passt perfekt zum Umfeld der Ermittlungen. Und nicht zu vergessen, die stimmungsvolle Beschreibung der Landschaft und die Appetit anregende Darstellung ortsüblicher Gerichte , was Urlaubsstimmung aufkommen lässt. Für mich war es ein rundum gelungener Krimi mit viel Spannung und hohem Unterhaltungswert.

Bewertung vom 22.05.2025
Das Mädchen und der Templer
Berger, Nora

Das Mädchen und der Templer


ausgezeichnet

Eine mitreißende Reise ins Heilige Land
Die junge Wahrsagerin Anne möchte ihrem alten Dasein entfliehen, da sie nicht das elende Schicksal ihrer Mutter erleiden will. Als sich ihr die Chance eröffnet, als Pferdeknecht verkleidet ins Heilige Land zu reisen, zögert sie nur kurz. Sie begleitet den Tempelritter Thibaud und seine Entourage. Nicht alle sind von Anne begeistert, die durch ihre besondere Gabe bald eine Sonderstellung einnimmt. Sie macht sich dadurch einen unversöhnlichen Feind . Und auch Thibaud, in den sich Anne mittlerweile verliebt hat und seine Begleiter haben es mit einem unsichtbaren und gefährlichen Feind zu tun . Sie wollen das Heilige Kreuz erwerben und das weckt die Begehrlichkeiten mächtiger Männer.

Wer nun glaubt, die Autorin erzählt "nur" eine wunderschöne Liebesgeschichte , der irrt in meinen Augen , denn sie erzählt parallel dazu das Schicksal der jugendlichen Teilnehmer an den Kinderkreuzzügen. Dieser Teil des Buches hat mich sehr bewegt, da diese Dinge tatsächlich passiert sind. Ich kann nur zum Teil erfassen, mit welcher Begeisterung und heiligem Eifer sich die Kinder auf den Weg gemacht haben, um das Heilige Grab von den Heiden zu befreien. Was ihnen dann widerfährt , ist einfach nur grausam und ungerecht. Es zeigt, dass es keinen schlimmeren Feind gibt, als die Habgier des Menschen.

Spannend und ebenfalls berührend war Annas Geschichte, wenn auch auf eine andere Weise . Mit ihr habe ich gelitten und gehofft. Besonders bewundert habe ich sie für ihren Mut und Geistesgegenwärtigkeit . Auch hier zeigt sich, dass wer im Auftrag Gottes unterwegs ist, nicht immer vertrauenswürdig und rechtschaffend ist. Ich musste mehrfach um Annes und Thibauds Leben fürchten. Hier hätte ich Thibaud manchmal für seine Vertrauensseligkeit, die fast schon naiv war, schütteln mögen.

Gut gefallen haben mir die Beschreibungen der Landschaft und einiger Sitten und Gebräuche zur damaligen Zeit. die viel zum exotischen Atmosphäre beigetragen haben. Mir hat das Lesen viel Spaß gemacht. Der Roman hatte für mich die nötige Spannung, sprach meine Gefühle in vielfältiger Weise an und nicht zuletzt gab es den vergessenen Teilnehmern der Kinderkreuzzüge eine Stimme.