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Elchi130
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Insgesamt 452 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2025
Holthaus, Lara

Hidden Lies / Marigold Manor Bd.1


ausgezeichnet

Unterhaltsam und spannend

Nach dem Tod ihrer Schwester hat Lola nur noch ein Ziel, sie will herausfinden, was mit ihrer Schwester auf Marigold Manor passiert ist. Zwei Jahre lang war diese auf dem luxuriösen, elitären Gestüt in England. Der Traum eines jeden Menschen, der es im Reitsport zu den Besten bringen möchte. Lola scheut keinen Kampf und kein Risiko, um zu erfahren, welche Geheimnisse Marigold Manor und sein bester Dressurreiter Aiven Audley vor ihr verbergen.
Zu Beginn des Buches wird klar, dass sich Lola und Aiven als Rivalen im Dressurreiten gegenüberstehen. Die von Hass und Wut getriebene Lola, die im Dressurreiten neue Wege gehen will. Weg von Druck und Zwang, hin zur Pferdeflüstererin. Sowie Aiven, der arrogante, unsympathische, gebrochene Golden Boy. Sofort fliegen zwischen ihnen die Fetzen. Die Autorin Lara Holthaus setzt hier auf viel bissigen Humor, der sein Ziel stets trifft und mich als Leserin hervorragend unterhält. Die beiden sind bis zum Ende des Buches als Duo ein Vergnügen und ich liebe jede Szene, jedes Aufeinandertreffen. Beide entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter, sie lernen sich selbst, aber auch einander besser kennen. Sie lernen verzeihen, werden mutig und auf eine gute Art erwachsener.
Doch nicht nur Lola und Aiven sind tolle Figuren. Da gibt es noch den Freundeskreis um Henry, Aivens jüngeren Bruder, der einfach klasse ist. Jede Person ist eine Persönlichkeit, die ich gerne persönlich kennenlernen würde. Aber auch die Widersacher sind so gut gezeichnet, dass ich sie mir genauestens ausmalen kann.
Das Buch behandelt rund um den Tod von Lolas Schwester mehrere schwere Themen. Diese kommen mehrfach in einzelnen Szenen vor. Hier trifft explizite Sprache auf teils benannte, teils angedeutete Vorgänge. Das ist nicht immer leicht zu ertragen. Die Autorin geht hier meiner Ansicht nach jedoch mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl vor. Als Leserin weiß ich genau, was sie meint und doch muss sie nicht zu genau ins Detail gehen.
Die Liebesgeschichte kommt oft ein wenig zu kurz. Gerade, weil ich die Szenen so mochte, in denen Aiven und Lola aufeinandertreffen. Gut war, dass es Kapitel aus seiner Sicht und Kapitel aus ihrer Sicht gibt. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven konnte ich mich in beide gut hineinversetzen und wusste über ihre Gefühlslage und ihre Motive Bescheid.
Insgesamt ein Buch, das einen so schnell nicht mehr loslässt. Der spannende und humorvolle Erzählstil sorgte dafür, dass man einfach wissen muss, wie es weitergeht.

Bewertung vom 06.10.2025
June, Joana

Bestie


sehr gut

Gemischte Gefühle

Delia will sich neu erfinden, wenn sie nach Hamburg zieht. Sie hofft, dass sie ein Zimmer in der WG der angesagten Influencerin Anouk, die sie bewundert, bekommt. Tatsächlich klappt es. Ab sofort ist sie Lilly, Bühnenautorin, selbstbewusst und wunderschön. Nun muss sie nur noch die beste Freundin von Anouk werden und in ihren Freundeskreis aufgenommen werden. Zu Beginn scheint auch alles gut zu klappen. Denn auch Anouk hofft, dass sie von Lilly profitiert und über deren vermeintliche Connection einen Platz an einer Journalistenschule ergattern kann. Schnell nähern sich die beiden an, verbringen Zeit miteinander, führen vertraute Gespräche.
Die Geschichte, die die Autorin Joana June in „Bestie“ erzählt, hatte schnell eine Sogwirkung auf mich. Das offensichtlich oberflächliche Schillernde, zeigt sich sowohl darin, dass das Leben stets sofort fotografiert, upgeloaded und zur Story verarbeitet werden muss, was von allen Anwesenden geliked, geteilt und kommentiert werden muss. Es zeigt sich jedoch auch schon darin, was Anouk und ihre Freundinnen unternehmen. Welchen hippen Schuppen suchen wir heute auf, in welchem Edelrestaurant lassen wir uns heute sehen, wo findet die nächste Modenschau statt und wer ist alles dabei? Alles glänzt, alles ist oberflächlich, alles sieht nach Reichtum und vor allem cool aus.
Dabei muss alles natürlich wirken. Besonders das Aussehen, obwohl die Nase korrigiert ist, die Haut für Unsummen im Monat behandelt wird uvm. Die Autorin schafft es sehr gut, uns dieses Leben zu vermitteln, auch die Zwänge darin. Die Ängste, die entstehen, wenn die Frauen es nach oben geschafft haben. Der Wunsch nach Wahrhaftigkeit, Natürlichkeit, nach Liebe und Nähe.
Und doch habe ich mir beim Lesen manchmal mehr Tiefe gewünscht. Oft werden Themen nur angerissen, Fragen nur gestellt, Antworten höchstens angedeutet. Das hat mich unzufrieden zurückgelassen. Ich hätte gerne genauer hingesehen, tiefer geblickt.
Ein durchaus interessantes Buch, das mich jedoch mit gemischten Gefühlen zurückgelassen hat, weil ich mir einfach mehr gewünscht hätte.

Bewertung vom 05.10.2025
Harrow, Jamie

One On One


sehr gut

Schöne Geschichte

Dank ihres Vaters liegt Annie Radford die Liebe zum Basketball im Blut. Er war Basketballtrainer und sie immer mit dabei. Während ihrer College-Zeit hat sie Videos vom Basketballteam und den Spielen gedreht. Doch dann ist sie plötzlich gegangen, ohne den anderen zu sagen warum. Jetzt, acht Jahre später ist sie wieder da, um als Social Media Managerin professionelle Filme vom Team und den Spielen zu erstellen. Ben, der damals auch schon als Student für das Team gearbeitet hat, ist nun als Analyst des Teams angestellt. Waren er und Annie früher ein Herz und eine Seele, macht er ihr nun jeden Tag von neuem deutlich, dass er sie für eine Verräterin hält.
Zu Beginn des Buches ist für mich Annie die Sympathieträgerin. Sie wirkt chaotisch und nett. Es ist klar, dass sie das College aufgrund eines unangenehmen Erlebnisses verlassen hat, über das nicht viele Menschen Bescheid wissen. Sie hat früher gerne für das Basketballteam gearbeitet und vor allem sehr gerne mit Ben zusammen. Daher ist sie sehr verunsichert, als Ben ihr jetzt die kalte Schulter zeigt. Und Ben wirkt generell wie der Nice Guy, nur nicht gegenüber Annie. Und schon zu Beginn des Buches denke ich als Leserin, dass die beiden miteinander reden sollten.
Doch nach und nach kommen sich die beiden näher, ohne über den Elefanten im Raum zu reden. Schnell wird Ben so zu meiner Lieblingsfigur. Er ist nett, authentisch, liebenswert und achtet Annies Grenzen. Annie dagegen hat ein Problem, sich fallenzulassen, zu vertrauen, sie wirkt generell verkrampft. Das habe ich beim Lesen zunehmend sehr anstrengend gefunden. Dadurch konnte ich die Liebesgeschichte auch nicht fühlen. Annie stand einfach immer auf der Bremse.
Zum Ende des Buches entwickelt Annie Mut, Ben beweist sich als der tolle Mensch, den wir seit Anfang des Buches in ihm sehen konnten. Ein großes Lob geht an die Autorin dafür, dass sie kein großes Pseudo-Drama in die Geschichte geschrieben hat, wie es oft bei Liebesgeschichten üblich ist. Ein Kritikpunkt ist, dass ich die Liebe zwischen den beiden einfach nicht fühlen konnte. Annie wurde zunehmend anstrengend und hat nach und nach ihre Sympathiepunkte bei mir verspielt. Außerdem nahm die Liebesgeschichte zu wenig Raum ein.

Bewertung vom 04.10.2025
Woltron, Ute

Heute nicht, ich hab Migräne


ausgezeichnet

Gute Mischung aus Fakten und Erfahrungsbericht

Die Autorin Ute Woltron gehört selbst zu den Millionen Menschen, die Migräneanfälle bekommen. Diese neurologische Erkrankung, über die immer noch jede Menge Witze und Vorurteile kursieren. Und so ist ihr Buch zum Teil ein Erfahrungsbericht über ihre Erkrankung, aber es ist gleichzeitig so viel mehr. Sie liefert uns viele Fakten darüber, was Migräne ist, wie lange es Migräne bereits gibt, wie man Migräne bekommt. Sie schildert uns auch, mit welchen Mitteln die Menschen im alten Ägypten, im Mittelalter oder vor rund 100 Jahren versucht haben, die Anfälle zu lindern bzw. zu bekämpfen. Wir erfahren, wie der aktuelle Stand der Forschung ist.
Für mich war dieses Buch eine wahre Fundgrube. Die Autorin hatte ihren ersten Migräneanfall im Jahr 1985. Meinen ersten Anfall hatte ich im Jahr 1987/88 und obwohl ich bis dahin nie jemanden kennengelernt hatte, der unter Migräneanfällen litt, war mir sofort klar, dass das Migräne ist. Schreckliche Kopfschmerzen, alles war zu laut, zu hell und mir war so schlecht. Nun fast 40 Jahre später kenne ich so ziemlich alle Therapiemöglichkeiten, die es gegen Migräne gibt. Lange habe ich mir Vorwürfe gemacht, dass ich erst sehr spät zu einer Spezialistin gegangen bin. Seit dem Buch „Heute nicht, ich hab Migräne“ weiß ich nun, dass ich trotzdem immer auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand war, was die Migränetherapien anging. Schon alleine deshalb hat sich das Buch für mich gelohnt.
Ute Woltron schafft es in ihrem Buch, mitreißend von ihren persönlichen Migräneerfahrungen und von den Vorurteilen, die ihr begegnet sind, zu berichten. Den gut gemeinten, aber frustrierenden Ratschlägen, vieler Menschen, die noch nie Migräne hatten und oft auch gar nicht wissen, wie unsinnig und wissenschaftlich überholt ihre Hinweise sind. Genauso spannend erzählt sie aber auch von den Therapiemöglichkeiten, von der geschichtlichen Entwicklung der Migräne in der Gesellschaft und was es sonst noch Wissenswertes rund um dieses Anfallsleiden gibt. Sie wird auch nicht müde zu betonen, dass Migräne mittlerweile zu den anerkannten neurologischen Erkrankungen zählt und dass sie nicht heil- sondern nur reduzierbar ist.
Dieses Buch ist sowohl für Menschen geeignet, die sich noch einmal für ihre eigene Krankheit und deren Behandlungsmöglichkeiten sensibilisieren wollen, als auch für Angehörige, die besser verstehen möchten, was in ihrem Partner, Kind, Eltern, Freunden usw. vor sich geht, wenn der Anfall da ist.

Bewertung vom 14.09.2025
Yarros, Rebecca

Variation - Für immer oder nie


ausgezeichnet

Rebecca Yarros überzeugt mich immer wieder

Als Teenager begegnen sich Allie und Hudson zum ersten Mal, als er sie und ihre jüngere Schwester vor dem Ertrinken rettet. Es hätte für beide die erste Jugendliebe werden können, wenn Allie und ihre drei Schwestern nicht unter strenger Bewachung ihrer Mutter zur Ballerina ausgebildet werden würden. Als eine dieser Schwestern stirbt, bricht der Kontakt zwischen den beiden komplett ab. Erst als Allie nach einer Verletzung wieder ins Sommerhaus der Familie kommt, begegnen sie sich wieder…
Obwohl das Buch mit 576 Seiten für einen Liebesroman außergewöhnlich umfangreich ist, habe ich jede Seite genossen. Sowohl die Handlung als auch die Figuren weisen eine auffallende Tiefe auf. Wir erhalten Erklärungen für die Handlungen der einzelnen Personen. Nicht nur für die beiden Hauptfiguren, sondern meistens auch für die Nebenfiguren. Die Geschichte ist für mich einfach dicht und rund. Es werden mehrere schwere Themen angesprochen, die für mich jedoch ausreichend aufgearbeitet werden.
Rebecca Yarros hat mit ihrer Geschichte in mir viele unterschiedliche Gefühle hervorgerufen. Mit diesen Gefühlen wurde ich nicht allein gelassen. Als ich das Buch zugeklappt habe, war für mich alles geklärt. Tiefe Zufriedenheit und Harmonie waren meine Gefühle am Ende des Buches. Für mich also ein Volltreffer im Genre Liebesroman.

Bewertung vom 13.09.2025
Marie, Annette

Ein Cookie für den Dämon (MP3-Download)


ausgezeichnet

Das Spin-Off verbreitet eine ganz andere Stimmung

„Ein Cookie für den Dämon“ ist der erste Band einer Spin-Off-Reihe zur „Spellbound“-Serie. Robin zieht nach dem Tod ihrer Eltern zu ihrem Onkel Jack. Doch hier fühlt sie sich weder Willkommen noch erwünscht. Ihr Onkel findet immer neue Ausreden, warum sie ihr Erbe noch nicht erhalten hat. Als sie dann noch herausfindet, dass er rechtswidrig Dämonen beschwört, will sie eigentlich nur noch ihr Erbe und dann ganz weit weg. Stattdessen füttert sie aus Versehen einen Dämonen, der in einem Dämonenkreis in der Bibliothek gefangen gehalten wird, mit einem ihrer selbstgebackenen Cookies…
Schon zu Beginn wird klar, dass die „Demonized“-Reihe einen anderen Erzählstil hat als die Hauptreihe. Hier fehlt der sarkastische, humorvolle Ton der „Spellbound“-Reihe. Dafür ist die Grundstimmung nun die von Gefahr, Geheimnissen und Abenteuer. Robin ist ohne Magie erzogen worden, obwohl sie aus einer Magier-Familie stammt. Desto mehr muss sie nun schnell lernen, nachdem sie der einzige Mensch ist, mit dem der Dämon Zylas in Kontakt tritt. Aus Robins Unwissenheit und Zylas Scharfsinn entstehen immer wieder missglückte, aber auch erfolgreiche Situationen. Die beiden werden im Laufe des Buches zu einem immer besseren Team. Es machte mir als Leserin zunehmend Spaß, den beiden in ihre Abenteuer zu folgen.
Als besonderes Bonbon kreuzen wir mehrfach die Pfade der Figuren aus der Hauptreihe und erleben Situationen, die wir zum Teil bereits aus anderer Sicht aus der Hauptreihe kennen. Das finde ich einfach cool. Deshalb freue ich mich schon sehr darauf, die beiden Reihen nun abwechselnd zu lesen und hoffe, dass sie irgendwann in einem Erzählstrang münden.
Was mir nicht so gut gefallen hat, ist, dass beide Reihen von Yesim Meisheit gelesen werden. Die Sprecherin ist eine meiner absoluten Lieblingssprecherinnen für Hörbücher. Ich konnte mich jedoch nicht daran gewöhnen, dass sie in dieser Reihe aus der Sicht von Robin spricht und in der Hauptreihe aus der Sicht von Tori. Immer wieder musste ich mich daran erinnern, dass hier nicht Tori die Hauptfigur ist, sondern Robin. Das hätte der Verlag vermeiden können, indem er im Spin-Off eine andere Sprecherin nimmt.
Ansonsten liebe ich den ersten Band des Spin-Offs genauso wie die Spellbound-Serie. Bitte unbedingt schnell mehr davon!

Bewertung vom 03.09.2025
O'Hare, Marie

I Know Where You Buried Your Husband


weniger gut

Mir hat sich der Sinn nicht erschlossen

Als Sophia mit ihren Freundinnen Zuhause auftaucht, finden sie Sophias Ehemann tot vor. Statt die Polizei zu rufen, beschließen sie gemeinsam, ihn zu vergraben. Im Anschluss brechen sie jeglichen Kontakt zueinander ab, bis sie 7 Jahre später plötzlich erpresst werden.
Das Buch startet unterhaltsam. Die fünf Freundinnen finden den toten Ehemann von Sophia und starten eine Diskussion, was nun zu tun sei. Das anschließende Ritual, nachdem sie ihn verbuddelt haben, ist auch noch sehr kurzweilig beschrieben. Doch danach fährt die Autorin mit der Vorstellung der einzelnen Freundinnen fort. Jede bekommt eigene Kapitel, in denen uns ihr Leben nähergebracht wird.
Doch wer meint, dass wir dabei mit der Ermittlungsarbeit der Polizei in Berührung kommen oder im weiteren Verlauf das Verschwinden von Sophias Ehemann im Vordergrund steht, der irrt sich. Wir bleiben bei den Lebensgeschichten der fünf Freundinnen, lernen ihr Leben immer weiter kennen und werden in ihre Probleme eingeweiht. Beim Lesen habe ich mich immer wieder nach dem Grund dafür gefragt. Die Frauen sind nicht sympathisch, haben ihr Leben nicht im Griff und besonders interessant sind sie auch nicht. Eine Handvoll Versagerinnen, die im Laufe des Buches immer verrückter wirken.
Gegen Ende wird das Buch dann tatsächlich doch noch spannender. Wir erfahren, wer Sophias Ehemann getötet hat und warum die Freundinnen von wem erpresst werden. Gelungen finde ich die Auflösungen nicht. Zum Teil konnte ich feststellen, dass sich die Frauen im Laufe des Buches weiterentwickelt haben. Insgesamt ist das jedoch zu wenig, um darin einen Erfolg für das Buch zu sehen.
Mir ist insgesamt schleierhaft, was die Autorin uns mit ihrer Geschichte sagen wollte. Sie ist weder spannend noch unterhaltsam. Es wirkt eher wie einzelne lose Teile, die recht mühsam zusammengefügt wurden, weil einem nichts Besseres eingefallen ist. Schade um die Zeit, die ich mit dem Lesen verbracht habe.

Bewertung vom 28.08.2025
Brickley, Holly

Deep Cuts


ausgezeichnet

Die Geschichte hätte ewig weitergehen können

Berkley, Anfang der 2000er Jahre: Percy Marks und Joe Morrow lernen sich in einer Bar kennen, als sie sich beide vom selben Song hinreißen lassen. Joe möchte Musiker werden, schreibt selbst Songs und hoffte, damit erfolgreich zu werden. Percy versteht Musik instinktiv, sie analysiert sie und zerlegt sie in ihre Einzelteile. Womit sie andere Menschen langweilt und nervt, fasziniert Joe ungemein. Er bittet sie, sich seine Songs anzusehen und anzuhören. Daraus entwickelt sich eine Zusammenarbeit, die beiden vereinen ihre Talente beim Schreiben von Songs. Doch es ist nicht nur die Musik, die sie gegenseitig anzieht und aneinanderbindet, sie vereint und den jeweils anderen in den Bann zieht. Über Jahrzehnte werden sie einander immer wieder begegnen.
Im Mittelpunkt des Buches steht Percy Marks. Sie ist eine analytische, rationale Person, die auf der Gefühlsebene nur wenig preisgibt. Daher dauerte es bei mir auch länger, bis ich eine Beziehung zu ihr aufbauen konnte. Das gelang über die Musik. Denn Percy liebt Musik, sie lebt für die Musik. Und auch bei mir gehört die Musik fest zu meinem Leben dazu. Sie transportiert Erinnerungen, legt Gefühle frei, kann mich berühren und ganz tief in mich dringen und ein Teil von mir werden. Genauso wie Percy kann auch ich kein Instrument spielen und erlebe die Musik als Hörerin.
Das ganze Buch ist durchsetzt von Musik. Viele bekannte Stars tauchen als Interpreten auf. Häufig mit weniger bekannten Stücken. Das zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Ebenso wie die Beziehung zwischen Percy und Joe. Freunde, Verbündete, Feinde, Liebende, sie sind im Laufe der Zeit vieles für einander und schaffen es jedoch beide nicht, den anderen endgültig loszulassen.
Mich hat dieses Buch komplett eingesogen. Das Lebensgefühl mit Anfang 20, wenn das Leben noch endlose Abenteuer verspricht. Es gibt Leichtigkeit, Spontanität, Mut und Aufgeschlossenheit – alles scheint möglich. Genau dieses Gefühl hat mir das Buch zurückgebracht. Danke, Percy und Joe, dass ich euch begleiten durfte! Ich musste immer weiterlesen, wollte keine Pause machen, musste unbedingt wissen, was als nächstes passiert und wünschte mir beim Lesen, dass dieses Buch niemals enden würde.
Für mich gehört das Buch zu den bisher wenigen Lese-Highlights des Jahres 2025. Es ist selten, dass ich Bücher finde, die mich derart fesseln und von denen ich mir wünsche, die Geschichte würde immer weitergehen. Daher ist „Deep Cuts“ für mich ein seltenes Fundstück, welches ich gerne als nächstes als Hörbuch genießen möchte und wovon ich mir einen Spielfilm wünsche.

Bewertung vom 28.08.2025
Lühmann, Hannah

Heimat


gut

Mir fehlt der Bezug zum Politischen

Auf Wunsch ihres Mannes zieht Jana mit ihm und den Kindern von der Stadt in ein eigenes Haus auf dem Land. Nach und nach schließt sie Freundschaft mit einer Gruppe Mütter aus dem Dorf. Schnell merkt sie, dass hier ganz andere Werte wichtig sind als bei Müttern in der Stadt.
Die Autorin Hannah Lühmann schafft es sehr gut, Jana als Hauptfigur einzuführen. Jana wäre viel lieber in der Stadt geblieben. Das Leben auf dem Land ist für sie ein einsames Leben. Ihr Mann Noah ist Lehrer in der Stadt. Daher fährt er morgens früh in die Stadt und kommt erst abends spät wieder. Jana bringt die beiden Kinder Louis und Ella jeden Morgen in die Kita und holt sie später wieder ab. Ihren Job in der Stadt hat sie gekündigt, nachdem ihre Chefin nicht gut darauf reagiert hat, dass Jana nun zum dritten Mal schwanger ist und bald wieder ausfallen wird. Auch Noah ist nicht begeistert von der erneuten Schwangerschaft seiner Frau. Ebenso wenig, dass ihr Gehalt nun bei der Abzahlung des Hauses fehlt.
Als Leserin ist der Umzug der Familie aufs Land für mich von Anfang an ein Fehler. Als Jana dann endlich Kontakt zu Karolin und ihren Freundinnen bekommt, lernt sie ein ganz anderes Leben als das ihr bisher bekannte kennen. Die Kinder bleiben Zuhause, werden hier ins Kochen und Backen integriert, erhalten beim gemeinsamen Wandern im Wald Baumkunde, basteln mit den Müttern und spielen im Garten. Die Kita wird als Verwahrungsort für Kinder verstanden. Hilfreich nur für Mütter, die sich nicht mit ihren Kindern auseinandersetzen wollen. Es ist für mich verständlich, dass Jana dieser Idylle viel abgewinnen kann.
Was ich nicht verstehe, ist, dass sie die Meinungen der anderen Mütter in Bezug auf ihre Schwangerschaft über die Expertise der Ärztinnen stellt. So trinkt sie Rohmilch und lässt einen ärztlich angeratenen Blutzuckertest nicht machen, weil Karolin ihr davon abgeraten hat.
Sie nimmt an Mahnwachen für getötete Kinder teil, fährt mit ins Altenheim, um pflegebedürftigen Menschen, eine Freude zu machen. Dass die Mahnwache unmittelbar neben dem Stand der AFD abgehalten wird, die anderen Frauen nach dem Altenheim noch weiterfahren, um Unterschriften gegen ein im Ort geplantes Heim für Asylbewerber zu sammeln, hinterfragt sie ebenso wenig, wie die Hilfe der Frauen beim Verschicken von AFD-Post. Und hier setzt auch meine Kritik an. Die Autorin lässt diese politischen Aktivitäten nur in Nebensätzen anklingen. Weder sie selbst noch ihre Hauptfigur Jana rücken diese in einen Gesamtzusammenhang oder bewerten sie. Sie bleiben einfach unkommentiert. Das halte ich für schwierig und bedenklich.
Nachdem Jana immer mehr von der natürlichen und heimatverbundenen Lebensweise ihrer neuen Freundinnen eingenommen wird, hoffte ich auf eine Erlösung am Ende des Buches. Doch leider endet das Buch uneindeutig zweideutig und wir Lesenden können uns unter eigenes Ende ersinnen. Mir fehlt an dem Buch eine deutliche Positionierung der Autorin. Schriftsteller bzw. Schriftstellerinnen sollten sich meines Erachtens in ihrem Werk auch positionieren und nicht nur ihre Umwelt beobachten.

Bewertung vom 28.08.2025
Cadan, Amelia

All the Things I Love about You


sehr gut

Buchfiguren zum Verlieben

Dawn Specter braucht dringend eine neue Arbeit. Bisher war sie Studentin der Medizin an einer Eliteuniversität. Als ihre Tante unheilbar krank wird und sie darum bittet, ihr beim würdigen Sterben zu helfen, gibt es für Dawn überhaupt keine Zweifel, dass sie ihrer Tante helfen muss. Als Folge davon kann sie ihr Studium nicht beenden und nie als Ärztin arbeiten. Ihre Lage sieht hoffnungslos aus, bis sie sich als Assistentin beim Trainingscenter des erfolgreichen MMA-Kickboxers Landen Gantry bewirbt und er sie einstellt.
Kaum hatte ich mit dem Lesen begonnen, war ich auch schon ganz hin und weg von Landen Gantry. Das ist die Superkraft der Autorin Amelia Cadan. Ihr gelingt es mit wenigen Sätzen, Figuren zu erschaffen, die sich sofort in meinem Herzen einnisten. Auch Dawn Specter ist so eine Figur. Loyal, mutig, ehrlich. Die Chemie der beiden Hauptfiguren zueinander ist sofort spürbar. Beide nehmen sich vor, nur im beruflichen Kontext miteinander zu agieren. Doch fallen sie immer wieder aus ihrer Rolle, flirten miteinander, umkreisen sich. Das ist toll zu lesen und macht viel Spaß. Als versierte Leserin von Liebesromanen ist mir natürlich klar, dass sie gar keine Chance haben und ihr Herz an den jeweils anderen verlieren werden.
Allerdings schafft es die Autorin mit „All the things I love about you“ meine Gewissheiten zu erschüttern. Sie baut Wendungen ein, mit denen ich nicht gerechnet habe und die mir den Boden unter den Füßen weggezogen haben. Ich war geschockt, mein Herz gebrochen, dazu gesellte sich Hoffnungslosigkeit, Wut, Ungeduld.
Die Geschichte, die Amelia Cadan geschrieben hat, ist genauso wie ihre Figuren, authentisch. Ich kann die Personen verstehen, ihre Reaktionen nachempfinden. Ich liebe mit ihnen, leide mit ihnen und bin mir sicher, dass es diese Geschichte bestimmt irgendwo auf der Welt fast genauso gibt. Das ist eine Stärke, die nicht jeder Schreibende entwickelt. Aber bei dieser Autorin findet ihr sie.
Das Buch hat mir super gefallen und ich warte schon ungeduldig auf Band 2.