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Favourite trash - favourite treasure

Bewertungen

Insgesamt 75 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


ausgezeichnet

Unglaublich

Ich habe mich relativ spontan für Yellowface entschieden und weiß gar nicht genau warum - vielleicht (gebe ich zähneknirschend zu) war das Marketing des Buches einfach sehr überzeugend. Das ist mein erstes Buch von der Autorin, obwohl ich in Babel schon reingelesen habe und es bereits auf meinem Stapel liegt.

Im Endeffekt habe ich dieses Buch verschlungen und konnte gar nicht aufhören zu lesen. Es verbindet die zwei besten und für mich wichtigsten Eigenschaften von Büchern:

1. Ein brillanter Schreibstil: Rebecca F. Kuang hat die Perspektive von June im Stil perfekt umgesetzt und die Übersetzerin Jasmin Humburg hat das gleiche fürs Deutsche geleistet.

2. Eine unvorhersehbare Geschichte: Zu keinem Zeitpunkt wusste ich, wo die Handlung am Ende hingeht und was denn nun aus June wird.

Das zusammengenommen führt dazu, dass ich ein Buch genießen kann, obwohl die Thematik selbst nicht wirklich interessant für mich gewesen wäre. So habe ich aber viele Einblicke in die Buchbranche (besonders in den USA) bekommen. In Bezug darauf, wie Verlage mit Autoren umgehen, wie niemand es den sozialen Medien recht machen kann, weil die Leute da so oder so einen Grund finden einen zu zerfleischen, aber auch wie die Verlage die Leser für dumm verkaufen wollen, indem sie so tun, als ob sie auf öffentliche Forderungen und Trends eingehen, aber in Wirklichkeit alles nur Marketing ist, kann man Yellowface beinahe ins Horrorgenre einordnen. Ich werde jedenfalls das nächste Mal an dieses Buch denken, wenn ich eine Marketing-Kampagne sehe oder der nächste Autor auf Twitter gecancelt wird.

Dazu versteckt das Buch auch noch ein witziges Detail auf dem Cover unter dem Umschlag und kommt mit einem hübschen Farbschnitt - ein rundum erfolgreiches und überzeugendes Gesamtpaket, allerdings nur für Leser, die in Bezug auf die Themen und Geschichten, die sie gerne lesen, nicht eingeschränkt sind.

Bewertung vom 25.02.2024
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


sehr gut

Herausfordernde Lektüre

Ich habe mich wahnsinnig auf dieses Buch gefreut und wollte es mögen - aus verschiedenen Gründen. Der wichtigste Grund ist nicht, dass das Buch einen Preis gewonnen hat, sondern weil es sich um einen Autor aus einer uns im Westen kulturell fremden Sphäre handelt, der in diesem Buch ein Kapitel der Geschichte von Sri Lanke verarbeitet, die das Land nachhaltig geprägt hat - und das auch noch durch Ereignisse, die vor nicht allzu langer Zeit passiert sind.

Ich finde das Cover fantastisch und freue mich, dass der Verlag das Originalcover übernommen hat. Der Protagonist Maali war sowohl sympathisch als auch glaubwürdig und die anderen Figuren waren alle interessant und sehr vielfältig. Trotzdem komme ich in der Lektüre kaum voran und habe mich aktuell entschieden, das Buch nicht weiterzulesen (wobei das nicht heißt, dass ich es nicht in ein paar Monaten noch einmal versuche).

Ich glaube, dass der Autor sein Handwerk beherrscht und auch, dass das ein sehr wichtiges Buch ist. Aber irgendwas an der Geschichte macht es schwierig für mich, am Ball zu bleiben. Die Art der Handlung ist nicht unbedingt auf Spannung ausgelegt; man muss in der Lage sein sich treiben zu lassen wie Maali. Was vermutlich auch eine Rolle spielt, ist, dass das Buch sehr herausfordernd für einen relativ ahnungslosen Leser wie mich sein kann, weil man Andeutungen, die gewisses Wissen über Kultur oder Geschichte des Landes voraussetzen, nicht versteht. Das ist nicht die Schuld des Autors, aber kann für einige vielleicht eine zu große Hürde darstellen.

Bewertung vom 17.01.2024
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


weniger gut

Bewusste Lesertäuschung

Ich kann gar nicht sagen, wie wütend mich dieses Buch gemacht hat.
Vermutlich ist es meine eigene Schuld, weil das mein erster Nesbø war und ich weiß zwar, dass er eigentlich Krimis schreibt, aber dachte, er wollte vielleicht etwas Neues ausprobieren und sich ins Horrorgebiet vorwagen - der Beginn des Buches liest sich nämlich für mich wie ein früher Stephen King, woher auch meine Begeisterung für das "Nachthaus" kam.

Bis ungefähr zur Hälfte des Buches ist die Lektüre absolut fantastisch, was wohl für den Schreibstil des Autors spricht. Erst danach wird immer mehr das Ausmaß der Katastrophe klar, dass nämlich die weitere Handlung sich leicht mit dem Satz "Nee, war nur Spaß ;) ist doch nur ein Thriller!" zusammenfassen lässt. Ich mag solche Wendungen überhaupt nicht, weil ich finde, dass sie den Leser nicht ernst nehmen.

Die Wahl des deutschen Covers finde ich interessant. Im Vergleich zum Englischen gefällt es mir deutlich weniger, ABER es passt viel besser zum Verlauf der Geschichte. Dagegen fährt das englische Cover noch stärker die Stephen-King-Horror-Schiene und führt damit seine Leser stärker hinters Licht.

Insgesamt und vor allem nach dem Lesen einiger anderer Rezensionen denke ich, dass sehr viele von dem Buch enttäuscht sein werden. Entweder weil sie wie ich einen echten Horrorroman erwarten und dann aber den lahmsten Plottwist ever bekommen oder weil sie Nesbø gewöhnt sind und sich dann über die an Fantasy grenzenden Horrorelemente wundern. Daher leider: Sprachlich toll, aber nicht wirklich empfehlenswert.

Bewertung vom 01.01.2024
GUY'S GIRL
Noyes, Emma

GUY'S GIRL


weniger gut

Generation "Beziehungsunfähig"?

Guy’s Girl ist ein Buch, mit dem ich sehr gekämpft habe. Leider muss ich sagen, dass es zu 100% am Schreibstil der Autorin liegt. Einerseits schreibt sie wundervolle lebensnahe Dialoge, sodass der Einstieg in die Geschichte relativ leichtfiel, bis ich schließlich gemerkt habe, dass sie das Innenleben der Figuren auf eine seltsame distanzierte Weise beschreibt. Meine erste Assoziation war, dass das vielleicht gewollt sein könnte, weil Ginny und Adrian mit sich selbst nicht im Reinen sind, eigentlich professionelle Hilfe benötigen und diese Teile deshalb extra so geschrieben sind, als würde eine Außenperson sie analysieren. Auf Dauer kam es mir aber mehr vor wie das Abhaken einzelner Punkte auf einer Liste.

Das Resultat war, dass ich mit den Figuren nicht mitfühlen konnte und ganz lange überhaupt keine Lust hatte, das Buch weiterzulesen, bis ich es dann in einem Rutsch „runtergewürgt“ habe. Ich muss sagen, dass es irgendwo nach den ersten 200 Seiten ein bisschen besser wird, weil mehr passiert, aber bis dahin wäre ich nie gekommen, wenn ich das Buch nicht hätte lesen müssen.

Der Fokus liegt definitiv auf Ginnys Leiden. Dagegen klang für mich Adrians Problem ein bisschen zusammenkonstruiert. Die Beschreibung der Bulimie war widerlich, aber das muss sie wohl sein, wenn man bedenkt, was diese Krankheit ausmacht. Was die Metaphern und Psychoanalysen rund um die Bulimie angeht, hatte ich manchmal das Gefühl, dass die Autorin etwas zu dick aufträgt, und habe mich gefragt, ob das eine realistische Beschreibung ist. Da sie das Ganze aber wohl selbst durchlebt hat, muss ich die Beschreibung ernst nehmen, da ich selbst damit keine Erfahrung habe.

Der letzte Punkt, der mich genervt hat, ist die toxische Beziehung von Ginny und Finch. Zwar soll das Ganze auch toxisch wirken und nerven, aber ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum die Gruppe eigentlich mit ihm befreundet ist. Alle beteuern immer, dass sie ihn zwar „lieben“, aber nicht gut finden, wie er mit Ginny umgeht. Warum sie ihn überhaupt mögen, hätte aber einer Rechtfertigung bedurft. Und schließlich, um nochmal auf den Titel der Rezension zurückzukommen, finde ich, dass das Klischee der beziehungsunfähigen jungen Generation hier ein bisschen zu sehr bedient wird.

Alles in allem für mich der Fail des Jahres.

Bewertung vom 01.01.2024
Der flüsternde Abgrund
Lando, Veronica

Der flüsternde Abgrund


sehr gut

Atmosphärisch, aber nicht perfekt

Ich habe selten ein Cover gesehen, das so gut die Stimmung vermittelt, die in einem Buch herrscht. Man weiß direkt, worauf man sich im australischen Dschungel einlässt: Feucht, grün und dunkel, nur die Hitze kann das Cover nicht richtig vermitteln.

Ich muss sagen, dass ich von Anfang an von der mysteriösen Umgebung, den Stimmen und verschwundenen Kindern und Callums Vergangenheit eingenommen war. Die Autorin hat die Geschichte sehr gekonnt genau so geschrieben, dass man bestimmte Dinge einfach annimmt und später erst bemerkt, dass sie gar nicht stimmen, wodurch sich große Geheimnisse offenbaren.

Trotzdem hat das Buch auch gewisse Längen gehabt und ein zu großes Hin und Her von "der ist böse, ach nee doch nicht, ach nee doch! Ach nein, es war alles ein großes Missverständnis! Ach nein ...". Ich hatte auch das Gefühl, dass einigen Themen nicht genug Raum gegeben wurde wie z.B. der Nebenhandlung mit dem Lehrer.

Alles in allem ein guter Thriller, der aber irgendwie das Gefühl hinterlässt, dass er auch noch besser hätte sein können.

Bewertung vom 02.11.2023
When The King Falls / Vampire Royals Bd.1
Niehoff, Marie

When The King Falls / Vampire Royals Bd.1


sehr gut

Schwaches Worldbuilding

Ich denke, wir müssen nicht darüber diskutieren, dass die Idee hinter dem Buch ausgelutscht ist. Selbst wenn man Vampirfantasy auf die Bücher beschränken möchte, in denen es um eine Herrschaft der Vampire über die Menschen geht, fallen einem schon einige Titel ein vom unsäglichen "Reich der Vampire" (Jay Kristoff) bis zu Victor Dixens "Der Hof der Finsternis".

Dieses Buch gehört aber zu einem Genre, das man mit bestimmten Erwartungen liest. Viel Neues muss gar nicht dabei sein, damit die Zielgruppe zufrieden ist, es muss nur gut umgesetzt sein. Genau das ist meiner Meinung nach der Autorin ganz gut gelungen. Die Handlung ist relativ vorhersehbar, der Schreibstil erlaubt sich hin und wieder Stilbrüche und die Figuren fallen nicht sonderlich aus der Reihe, aber es ist eine schöne Wohlfühllektüre, wenn man mal wieder Lust auf eine Vampirromanze hat.

Der Grund, warum es für mich nicht großartig war, obwohl ich schon nicht die höchsten Erwartungen hatte, ist, dass von dem eigentlichen Vampirismus bis auf das Bluttrinken nicht mehr viel übrig ist. Wenn die Vampire essen und schlafen wie normale Menschen und ihnen Sonnenlicht nichts ausmacht - was bleibt dann noch vom Vampir? Zugegeben, das Bluttrinken macht einen großen Teil aus, aber wenn ich das Buch mit anderen Vampirromanen vergleiche, wurde hier nicht genügend in das Worldbuilding investiert. Andere Bücher wie z.B. die Sookie-Stackhouse-Reihe (Charlaine Harris) durchdenken die Konsequenzen einer Welt mit Vampiren bis ins letzte Detail und dagegen bekommt man bei diesem Buch nur das Nötigste geboten.

Leserinnen, die auf Worldbuilding weniger Wert legen, können aber ruhig zu dem Buch greifen und werden vermutlich nicht enttäuscht.

Bewertung vom 01.11.2023
Memoria
Beck, Zoë

Memoria


gut

Zu viel Klischee, zu wenig Dystopie

Das war mein erstes Buch von Zoë Beck und möglicherweise liegt das Problem darin, dass ich ein falsches Bild von ihr und ihren Büchern hatte. Ich habe eine Dystopie erwartet, die sich mit aktuellen Themen beschäftigt und wollte mal wieder etwas richtig Kreatives und Neues lesen. Dystopische Elemente sind in diesem Buch besonders am Anfang zweifellos vorhanden mit der Hitze, den Waldbränden und den allgemeinen Lebensbedingungen von Harriet und vielen anderen Menschen, die nicht zur Oberschicht gehören.

[Achtung! Der folgende Abschnitt enthält zwar keinen Spoiler, aber eine Andeutung, die einige vielleicht nicht lesen möchten, weil sie zu viel verraten könnte. Die letzten Absätze sind wiederum problemlos lesbar.]
Was mich gestört hat, war, dass ein großer Teil der Auflösung überhaupt nicht kreativ war. Gerade wenn es um die Manipulation von Gedanken geht, kann man sich alles Mögliche vorstellen und leider war meine Phantasie viel wilder als das, was die Autorin letztlich daraus gemacht hat. Ein bisschen bin ich sogar wütend geworden, weil auch dieses Buch wieder zu einem alten Klischee greift, als ob es nichts anderes gäbe, was Frauen antreiben und so sehr verändern kann, wie es bei Harriet der Fall war. Zwar ist es auch eine Sache, die tatsächlich viele betrifft, aber ich bin es leid, davon zu lesen und kann es nicht mehr als die *große dramatische Auflösung* hinter einem Thriller akzeptieren, weil es für mich ein ganz fauler Move von Autor(inn)enseite ist.

[ab hier wieder spoilerfrei]
Mit Harriet selbst bin ich auch nicht richtig warm geworden. Es war teilweise schwer, ihre Gedanken und Handlungen nachzuvollziehen und ich hatte außerdem das Gefühl, dass ihre Geldprobleme, die am Anfang viel zur Stimmung beigetragen haben, sich allzu bequem in Luft aufgelöst haben. Von dem Moment an, als sie in ihre Heimat zurückgekehrt ist, wurde es für mich schwer, die Handlung als zusammenhängend wahrzunehmen und sie allgemein der Autorin abzunehmen.

Insgesamt denke ich, dass hier eine gute Chance schlecht genutzt wurde. Wenn man nicht zu viel erwartet, kann man es mal mit dem Buch versuchen, insbesondere, wenn man einen aktuellen Thriller mit ein paar dystopischen Elementen lesen will, der in Deutschland spielt. Für mich wird es allerdings das erste und letzte Buch von Zoë Beck bleiben.

Bewertung vom 01.11.2023
Die graue Stadt
Kuhlmann, Torben

Die graue Stadt


ausgezeichnet

Robin gegen 50 shades of grey

Mich hat das Buch durch das Cover auf sich aufmerksam gemacht. Anders als vielleicht vom Autor beabsichtigt fand ich das Grau nicht trist, sondern gemütlich, weil die beiden Tauben über dem Fenster so schön kuscheln und man Robins Gesichtsausdruck nicht so deutlich sehen kann.
Sobald man aber in die Geschichte einsteigt, versteht man, warum Robin in dieser neuen Stadt nicht glücklich ist. Das Grau ist nicht nur eine Stilfrage, sondern steht für Anpassung, Unauffälligkeit und Konformität und Robins gelbe Jacke fällt nicht nur auf, sondern ist aktiv unerwünscht und ein Grund zur Bestrafung.

Dieses Buch kann auf so vielen Ebenen gelesen werden, dass es über viele Jahre eine vergnügliche Lektüre für Kinder sein kann. Zum einen kann man sich natürlich fragen, was eine Gesellschaft gewinnt oder verliert, wenn sie Farben (oder Vielfalt allgemein) erlaubt oder verbietet. Andererseits kommt man, wenn man länger darüber nachdenkt, auch ins Grübeln, ob man das eigene graue Leben nicht auch "bunter" machen könnte, wenn man ein paar Hebel drückt und die Bestandteile neu mischt. Auch wenn die Erzählung starken Parabelcharakter hat und der Erzählstil durch nichts Besonderes auffällt, bekommt man zusätzlich zu den Gedankenimpulsen auch eine herzerwärmende Geschichte. Katzenliebhaber kommen zusätzlich auf ihre Kosten. Diese und andere Details wie z.B. das Design des Autorenporträts machen das Buch in meinen Augen zu einem gelungenen Werk für Jung und Alt.

Bewertung vom 01.11.2023
Der schlafende Prinz / Ever & After Bd.1
Tack, Stella

Der schlafende Prinz / Ever & After Bd.1


sehr gut

Eine der besseren Märchenadaptionen

Bei der Buchgestaltung von Fantasy und besonders Romantasy gehört ein farbiger Buchschnitt schon fast zum Pflichtprogramm. Ich finde das auch hübsch, muss aber sagen, dass die Augen sich schnell an so einen Luxus gewöhnen. Deswegen freut man sich besonders, wenn der Farbschnitt wenigstens irgendwelche Muster hat oder sogar eine extra Illustration. Hier wird der Apfel vom Cover im Farbschnitt aufgefangen. Schlicht, aber effektvoll: Es ergibt sich ein stimmiges Bild.

Aber wie sieht es mit dem Inneren des Buches aus? Riesenfans von Märchenadaptionen würden vermutlich die Höchstpunktzahl vergeben. Ich gehöre aber nicht dazu und bin nur zufällig auf das Buch aufmerksam geworden. Genauer gesagt habe ich früher sehr gerne verwurstete Märchenstoffe im Fantasy-Format gelesen, glaube aber, dass das Genre mittlerweile ausgelutscht ist (oder vielleicht bin ich damit einfach nur übersättigt). Was mich an diesem Buch trotzdem überzeugt hat, war der Schreibstil der Autorin und insbesondere, wie sie Dialoge schreibt. Dialoge sind das Herz eines Textes und gerade die misslingen oft. Ich hatte hier das Gefühl, mich unter echten Menschen zu befinden, die Gespräche führen, die man ihnen auch abnehmen kann. Die Sprüche von Rain waren witzig und überhaupt mochte ich sie gerne, weil sie zynisch ist und weiß, was sie will oder besser gesagt, was sie nicht will, und das den Leuten auch mitteilt. Alle anderen Figuren waren in meinen Augen auch gelungen. Es war eine bunte Palette von bekannten Archetypen und neuen Charakteren.

Jetzt aber zu den negativeren Punkten: Ich habe im letzten Drittel des Buches bemerkt, dass es mich ein bisschen verloren hatte. Vorher bin ich nur so durch die Seiten geflogen, aber dann hat sich eine Episode so lang gezogen, dass ich zwar immer noch Freude an den Figuren hatte, aber aufgehört hatte, bei der Romanze mitzufühlen und rumzurätseln, was wohl als nächstes geschieht und was hinter allem steckt. Der ganze Märchenhintergrund und die Entstehung der Welt waren zu Beginn verwirrend und später einfach uninteressant und der große Plottwist am Ende ist etwas, das man in irgendeiner Form schon sehr früh ahnt. So, wie die Geschichte nach dem ersten Band endete, glaube ich nicht, dass ich gespannt genug auf die Fortsetzung bin, um den zweiten zu kaufen, vor allem, wenn der erst nächstes Jahr rauskommt. Bis dahin habe ich vermutlich schon vergessen, was mir an diesem gefallen hat.

Fazit: Das Buch gehört definitiv zu den besser geschriebenen im Bereich der Märchenadaptionen, aber es bleibt in meinen Augen doch ein Buch für die Fans und ist nicht gut genug, um die Allgemeinheit auf Höchstniveau zu begeistern.

Bewertung vom 17.09.2023
Auf der Suche nach Emily McCrae
Longmuir, Fiona

Auf der Suche nach Emily McCrae


ausgezeichnet

Herbstlektüre

Das Cover verspricht etwas, das das Buch auch tatsächlich hält: stürmische britische Küste, Leuchtturm, kleines Städtchen am Meer - und ganz bestimmt ein ganz großes Geheimnis.

Ich habe Lily ins Herz geschlossen - nicht sofort, aber doch recht bald. Ihre grummelige und etwas sture Art hatte etwas ganz Eigenes, ihre neuen Freunde haben sie perfekt ergänzt. Mir hat besonders auch die Dynamik im Trio gefallen - die Ermittlungen, die Pläne, die Auseinandersetzungen... alles wirkte erfrischend authentisch. Und dann ist da noch das Geheimnis selbst, das die Freunde zu ergründen versuchen. Es ist ein interessanter Twist, dass wir es nicht mit einem jahrhundertealten Geheimnis zu tun haben, sondern mit einem, das gar nicht so lang zurückliegt und sogar Auswirkungen auf die Gegenwart hat.
Das Ende habe ich so überhaupt nicht vorausgesehen und man wurde bis zum Ende auf die Folter gespannt. Besonders überrascht hat mich, dass es für die drei durchaus gefährlich wird - es handelt sich hier also nicht um ein Kuschel-Detektivbuch, sondern den Kindern (sowohl den Figuren als auch den Lesern) wird ein bisschen mehr zugetraut. Super!

Eine schöne Lektüre mit der richtigen Mischung aus Stimmung, liebenswerten Figuren und einer ordentlichen Portion Spannung.