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Leuchtturmwaerterin
Wohnort: 
Kassel

Bewertungen

Insgesamt 125 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2022
Vergessener Glanz - Lost Places in Europa
Landgraf, Carina

Vergessener Glanz - Lost Places in Europa


ausgezeichnet

Bildbände über Lost Places in Deutschland gibt es in Hülle und Fülle, doch einen Band über vergessene Orte in Europa ist etwas Besonderes.
Durch die eindrucksvollen Bilder der Fotografin und den dazugehörigen Texten entfaltet sich eine Geschichte zu den jeweiligen Orten, die spannend, traurig und teilweise wirklich erschreckend ist.
Zu nennen ist das Gebäude der italienischen Psychiatrie, die beispielhaft für die Willkür des Klinikpersonals und die fragwürdigen Methoden im 19. und frühen 20. Jahrhundert steht. Daraus ein Zitat:
"So viele hilflose Menschen wurden hier von der Gesellschaft zum Vergessen aussortiert." (S. 65)
Auch die anderen Orte hinterlassen schaurige Geschichten. Manchmal schreckliche, manchmal schöne, doch immer sind sie tiefgründig. Industrialisierung, Aufschwung und Niedergang.
Erschreckend ist es auch, wenn man sieht wie der Verfall teils durch starken Vandalismus, fortschreitet.
Die Bilder und Texte über die osteuropäischen Länder haben mir viele neue Eindrücke und Informationen gegeben. Gerade was die Entwicklung des Jugoslawien-Kriegs angeht, beginnend mit dem Tod Titos.

Ich gebe dem Buch gerne 5 von 5 Sternen, da ich mich gut unterhalten gefühlt und wieder etwas dazugelernt habe.

Bewertung vom 16.01.2022
Der letzte Rabe des Empire
Hertweck, Patrick

Der letzte Rabe des Empire


sehr gut

Mit Melvin erleben die Leser einen spannenden und teilweise gruseligen Roman, der Ende des 19. Jahrhunderts im viktorianischen England spielt.
Melvin, ein Londoner Straßenjunge, erlebt wie Jack the Ripper den Dirnen der Stadt Grauenvolles antut. Er kannte die Frauen, die Opfer wurden.
Der Autor hat gekonnt die düstere und teils bedrückende Atmosphäre der Londoner Elendsviertel in Worte verpackt. Die einzelnen Charaktere sind lebendig und detailreich gezeichnet.
Auch der fantastische Anteil der Geschichte wirkt passend, nicht aufgesetzt. Man glaubt Patrick Hertweck sofort, dass es damals in London unheimliche Wesen gegeben hat, die in der Nacht umhergestreift sind.
An die vielen Ortswechsel muss man sich allerdings gewöhnen. Das ist zu Beginn etwas verwirrend.
Ein wirklich spannender Jugendroman, der ins Genre Urban Fantasy einzuordnen ist. Für mich ein 4,5 Sterne Buch, da ich zu Beginn etwas gebraucht habe, um in die Geschichte einzutauchen. Doch lässt man sich darauf ein, macht sie wirklich großen Spaß.

Bewertung vom 02.01.2022
Die Magnolienfrauen
Jaeggi, Christine

Die Magnolienfrauen


ausgezeichnet

Auf zwei Zeitebenen begleitet man Fee und Alice in ihrem Leben mit und in der Magnolienvilla. Beide mussten viele Schicksalsschläge hinnehmen in der Vergangenheit und haben es schwer aus festgefahrenen Wegen auszubrechen. Vor dem Hintergrund des zweiten Weltkrieges muss die junge Alice die Greueltaten der Nationalsozialisten mit ansehen und versucht diesen entgegenzuwirken.
Fee ist gefangen in einer Welt, in der sie sich unverstanden und fehl am Platz fühlt. Sie will mehr über ihre Großmutter Alice erfahren, die sie nie kennenlernen konnte.
Christine Jaeggi schafft es auch in ihrem neuesten Roman wieder den Figuren Leben einzuhauchen und sie so nahbar zu machen, dass man als Leser nicht anders kann, als mit ihnen zu fühlen, zu leiden, zu hassen und zu lieben.
Die Story ist mitreissend, hält Überraschungen bereit und man erfährt Geschichtliches über das Leben in der Schweiz während des zweiten Weltkrieges.
Die Autorin spielt gekonnt mit ihren Worten. Sie hat eine Art zu schreiben, die mich persönlich immer wieder fesselt und mich sofort in ihren Bann zieht. Für mich ist dieses Buch ganz klar mein Jahreshighlight 2021 gewesen und ich kann es jedem wärmstens empfehlen, der auf Familiengeheimnisse mit mehreren Zeitebenen steht.

Bewertung vom 09.09.2021
Seeing what you see, feeling what you feel
Gibson, Naomi

Seeing what you see, feeling what you feel


ausgezeichnet

Ein technikbegeistertes Mädchen erschafft sich ihren perfekten Freund. Doch ist das wirklich eine so gute Idee?
Naomi Gibson hat mit ihrem Jugendroman einen Blick in die nahe Zukunft gewagt und die Idee der intelligenten, selbst entscheidenden KI grandios auf die Waagschale gelegt. Denn jedem sollte klar sein, dass man an einem bestimmten Punkt die Kontrolle verliert.
Der Autorin ist eine spannende Contemporary-Story gelungen, die nicht nur SiFi- und Krimi-, sondern auch Liebesromanelemente enthält.
Von der ersten Seite an fiebert und leidet man mit Lydia mit. Man erfährt nach und nach welches Schicksal ihr und ihrer Familie widerfahren ist und warum ihre ehemals beste Freundin ihre größte Feindin zu sein scheint.
Die Autorin hat vielfältige Charaktere gezeichnet und großartige Szenen erbaut.
Diese Geschichte hat großes Potenzial, auch wenn das Ende etwas schwächelt.
Für mich definitiv ein Lesehighlight und 4,5 Sterne wert.

Bewertung vom 23.06.2021
Lost Places Harz

Lost Places Harz


ausgezeichnet

"Dieser gänzlich andere Bildband zum Harz - eine Tourismusregion, die man sonst nur aus farbigen Publikationen kennt - führt Sie an jene Orte, die einst mit Leben erfüllt waren, heute größtenteils verwaist und zu dem geworden sind, was man Lost Places nennt: die verlorenen Orte des Harzes." (Zitat, S. 5)

Von Heilstätten bis Industriegebäuden ist in diesem Buch eine "bunte" Mischung an längst vergessenen urbanen Bauwerken zu finden. Bunt wird deshalb in Anführungsstriche gesetzt, da es sich ausschließlich um schwarz-weiß Aufnahmen handelt.

In den kurzen, knackigen Textbeschreibungen der jeweiligen Orte, die zudem nicht nur auf deutsch, sondern auch auf englisch daherkommen, erfährt man einen groben Umriss der einstigen Verwendung. Diese Infos sind zum größten Teil wirklich gut und nur in wenigen Fällen wage gehalten.
Gerade die Infos über das Albrechtshaus haben mich besonders interessiert, da ich zu diesem Gebäude eine ganz eigene Verbindung habe.

Die Bilder sind wunderschön, durch ihren binäre Farbwahl auf das Wesentliche reduziert und durch die oft schlicht gehaltene Perspektive sehr realistisch. Ich persönlich bin kein Fan von "gestellten" Lost-Places-Bildern, wie Rollstühlen auf dem Gang oder Gläsern auf einem Tisch oder ähnlichem. Ich will sehen, wie es wirklich in einem Raum, einem Gebäude aussieht und wie die Natur sich alles zurückholt.

Ein tolles Buch mit eindrucksvollen Bildern, verschiedenen spannenden Orten und gut recherchierten Beschreibungen.
Manchmal hätte ich gerne noch mehr über den jeweiligen Ort erfahren, aber es handelt sich hier ja um einen Bildband und kein Geschichtsbuch. Daher vollkommen richtig so wie es ist.

Bewertung vom 12.06.2021
Die Buchmalerin
Sauer, Beate

Die Buchmalerin


sehr gut

Eine Geschichte, die fesselt und schockiert. Eine junge Frau, die wegen ihres Talentes als Ketzerin verschrien ist und ihr Leben auf der Flucht vor der Inquisition verbringt.
Die Autorin versteht es die Situation der Inquisition und des Lebens damals gekonnt in Worte zu fassen und eine so bildliche Beschreibung der Geschehnisse zu liefern, dass man als Leser das Gefühl hat, in diesem ganzen Tumult um Macht und Intrigen mittendrin zu sein.
Donata wächst einem sofort an Herz. Sie stolpert von einer gefährlichen Situation in die nächste und weiß sich oft nur durch Flucht und Verstecken zu retten.
Es ist erschreckend wie damals mit den Menschen umgegangen wurde und der "Pöbel" auch noch fröhlich dabei mitgemacht hat. Es ist eben einfacher mit dem Finger auf andere zu zeigen, damit man selbst nicht ins Fadenkreuz der Mächtigen gerät.
Ein spannender historischer Roman, der hier und da ein paar kleine Längen hat, aber durchaus richtig fesseln kann.
Von mir gibt es 4 von 5 Sternen dafür.

Bewertung vom 15.03.2021
Schmetterlinge lügen nie
Hutzenlaub, Lucinde

Schmetterlinge lügen nie


sehr gut

Sommerferien. 6 Wochen Freiheit. Einfach abschalten, mit Freunden treffen und das Leben genießen. Genau das ist Charlies Welt. Doch so richtig freuen kann sie sich nicht, denn ihr Freund Maxim ist in Nizza und sie sitzt in Deutschland fest. Und dann schreibt Maxim ihr plötzlich nicht mehr.
Gemeinsam mit Charlie und ihren Freunden Anouk, Theo und Johann erlebt der Leser eine luftig lockere Teenie-Sommer-Geschichte.
Die Autorin hat einen tollen, nicht übertrieben frischen und jugendlichen Schreibstil. Sie vermittelt das Gefühl von endlosen Sommerferien und der Zeit, in der die Freunde das Wichtigste auf der Welt bedeuten.
Man fiebert mit Charlie mit, ärgert sich mit ihr, aber auch schon mal über sie. Man erinnert sich an eigene Erlebnisse in diesem Alter.
Die Figuren und die ganze Geschichte wirken sommerlich und locker. Allerdings fehlt an mancher Stelle etwas der Tiefgang. Man ist innerhalb weniger Stunden durch die Geschichte durchgeflogen. Sie macht Spaß, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck. Einfach eine gute Geschichte, um vom Alltag abgelenkt zu werden und sich den Sommer herbeizuträumen.
Von mir gibt es dafür 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 02.03.2021
Eisenkind
Boehler, Arne M.

Eisenkind


sehr gut

Dieses Buch ist ein spannungsgeladener Psychothriller, der es durchaus mit einem Fitzek aufnehmen kann.
Im Mittelpunkt steht Emil Thälmann, der gealterte Superstar einer deutschen Metalband.
Die Geschichte entwickelt sich zuerst langsam und wird dann immer schneller und spannender. Der Spannungsbogen ist vom Autor gut gehalten worden und man hat an keiner Stelle das Gefühl, dass es zu langatmig wäre oder was verpasst zu haben (letzteres ist gerade bei rasanten Geschichten gerne mal der Fall).
Einzig an der Auswahl der Namen habe ich mich gestört. Eine Mitdreißigerin namens Helga (wo gibt es denn so was?) und eine Anfang Sechzigjährige, die Hedwig heißt. Das passt so gar nicht. Diese Namen kommen in dieser Generation nicht wirklich vor und vermitteln dem Leser ein verschobenes Bild im Kopf.
Es kommen kleinere Stolperer im Text vor, die aber eher belanglos sind für die Handlung. So z.B. dass in ein öffentliches Münztelefon Geld geworfen wird, um die Polizei anzurufen. Das ist aber nicht nötig, denn der Notruf war und ist kostenlos.
Wie gesagt, das sind wirklich Kleinigkeiten, die wahrscheinlich ein Sebastian Fitzek ebenso in seiner Geschichte stehen haben könnte.
Die Sprache des Autors passt zur Story. Ich habe mir Eisenkind ein wenig wie Rammstein vorgestellt (Thälmann wird in gewisser Weise auch ein wenig wie Lindemann beschrieben). Das hat die Story noch spannender gemacht.
Für mich hat sich der Autor definitiv in seinem Schreiben entwickelt und mir gefällt das Buch wirklich gut. Es bekommt 4 von 5 Sterne, da ich über die kleineren Ungereimtheiten nicht ganz hinwegsehen will. Aber ich bin gespannt auf die nächste Geschichte des Autors und wer weiß, vielleicht ist das ja dann mein 5-Sterne-Buch von ihm.

Bewertung vom 12.02.2021
Der Ruf des Schamanen
Morosinotto, Davide

Der Ruf des Schamanen


ausgezeichnet

Bevor ich mich dem Inhalt des Buches widme, möchte ich zuerst das wunderbare Cover und die gesamte optische Aufmachung des Buches loben. Es springt sofort ins Auge und ist mit so viel Liebe zum geschriebenen Wort gestaltet worden, dass Worte und Bilder ineinander übergehen. Sei es das schlechte Augenlicht der Hauptfigur oder ein Flug mit einer Propellermaschine. Die Worte machen alles viel lebendiger durch ihre Darstellung.

Es geht um Laila und ihren guten Freund El Rato, den sie in einer Klinik kennenlernt. Und die beiden gehen gemeinsam auf eine Reise, um eine seltene Heilpflanze für Laila zu finden im Dschungel Südamerikas.

Die Sprache des Autors ist einfach wunderbar. Er versteht es ein großes Thema, wie eine unheilbare Krankheit, in ein Abenteuer zu verwandeln, was die "auserwählte Person" bestehen muss. Er schafft es den Lesern Mut zuzusprechen, denn das Leben ist jede Minute lebenswert. Und auch, wenn es sich anders entwickelt, als man selbst vielleicht erdacht und erhofft hat, ist unser Leben das größte Abenteuer, das wir erleben.

Man fiebert mit Laila und El Rato mit und schließt ebenso die anderen Figuren, jede auf ihre Weise, ins Herz.
Man träumt sich ins ferne Südamerika mit all seinen Gefahren, exotischen Tieren und den fremden Völkern.

Dieses Buch ist für Jugendliche ab 12 Jahren gut geeignet und lässt mit seinen wunderbaren Beschreibungen und dem sprachlichen Können des Autors die Leser in die Ferne schweifen.

Es bekommt von mir 5 von 5 Sternen, weil es mich nicht nur gut unterhalten hat, sondern mich vom ersten Moment an mitgenommen hat nach Peru und erst wieder nach Deutschland gelassen hat, als ich es zugeklappt habe nach der letzten Seite.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.01.2021
Her mit dem schönen Leben
Wolff, Steffi von

Her mit dem schönen Leben


sehr gut

Die Freundinnen Nelly und Elisa machen so ziemlich alles zusammen. Nach dem Abi wollen sie gemeinsam nach Hamburg ziehen. Und so beginnt ihr Abenteuer.
Die Autorin konnte mich schon vor vielen Jahren mit begeistern und auch dieses Mal hat sie mich mit ihrer lockeren Schreibweise und ihrem Humor nicht enttäuscht.

Die Figuren sind alle auf ihre Weise einzigartig und absolut sympathisch. Bis auf die beiden Gegenspieler, hat man wirklich für jeden ein Herz übrig und in der kurzen Zeitspanne, in der man die Figuren begleitet, machen alle eine Entwicklung durch. Selbst die Eltern.

Eine wunderbar fluffige Teeniegeschichte mit Witz und Charme erzählt. Nichts aufregendes, aber einfach was zum Abschalten und Schmunzeln.
Ich denke gerade für Teens, die im Abi stecken oder vor der Überlegung stehen, was nach der Schule so kommen soll, ist dieses Buch genau richtig.
Ich hatte viel Freude beim Lesen und gebe dem Buch 4 von 5 Sternen, da ich vielleicht nicht mehr ganz die Zielgruppe bin, aber trotzdem großen Spaß an der Geschichte hatte.