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LiberteToujours

Bewertungen

Bewertung vom 08.09.2015
Totenhaus / Totenfrau-Trilogie Bd.2
Aichner, Bernhard

Totenhaus / Totenfrau-Trilogie Bd.2


gut

Blums Leben wird abrupt aus der schönen Urlaubsidylle gerissen - sie sieht ein Foto einer Frau in der Zeitung. Die Frau ist offensichtlich tot. Die Frau ist offensichtlich in einer Ausstellung zu bewundern. Und die Frau sieht offensichtlich aus wie sie. Blum macht sich auf die Suche nach Antworten - und wird dabei von der nächsten bösen Überraschung eingeholt. Es wurde ein Grab geöffnet - dummerweise genau das, in dem sie den Kopf einer ihrer Leichen gepackt hat. Die Polizei sucht nach ihr. Eine Rückkehr zu ihren Kindern scheint unmöglich. Sie muss in einem verlassenen Hotel Unterschlupf suchen, und das Hotel hat seine ganz eigene, düstere Geschichte..

Totenhaus polarisiert - was prinzipiell erstmal gut ist. Die Meinungen sind gespalten und das macht ein Buch doch umso spannender. Auch meine eigene Meinung ist gespalten.

Ich fange mal mit dem guten an.
Der Schreibstil gefällt mir persönlich gut. Aichner schreibt ungewöhnlich. Kurze prägnante Sätze, die dennoch für ausschweigende Ausführungen genutzt werden. Ein Widerspruch in sich - möchte man meinen. Letztendlich ist es aber doch erstaunlich gut vereinbar. Die kurzen Kapitel runden den positiven ersten Eindruck zusätzlich ab

.. gehe weiter zum in sich selbst gespaltenen..
Blum. Blum. Blum. Genau so, wie sie in sich selbst zerrissen ist, ist es auch mein Eindruck von ihr in diesem Buch. Einerseits lässt sie sich hängen. Suhlt sich in Selbstmitleid. Kriegt den Arsch nicht hoch. Lässt ihren Tatendrang vermissen. Nervt mich bis ins letzte.
Und dann kehrt sie zurück. Voller Energie. Kaltblütig. Zielstrebig. Blum eben. Dann auf einmal geht sie wieder ihren eigenen Weg und überzeugt auf ganzer Linie. Auch wenn ich die ganze Zeit Mitgefühl mit ihr hatte, mitgerissen hat sie mich erst in der zweiten Hälfte. Dann aber richtig. Ganz oder gar nicht.
Eigentlich ist das dann auch schon wieder stimmig. Denn Blum ist zerrissen. Warum sollte man das nicht auch einmal in ihrem Verhalten merken?

.. und komme zum negativen :
Der Mangel an Handlung hat mich teilweise in den Wahnsinn getrieben. Wir sitzen rum - planen eine stumpfsinnige Aktion - wühlen ein bisschen in der Vergangenheit - und sitzen wieder rum. Alles garniert mit einer gewaltigen Prise Naivität (Hallo? Ernsthaft? Die naive Blum? Zerrissen hin oder her, aber DAS passt nicht) und Selbstmitleid. Und ganz viel Wein. Und ein bisschen Shining.
Im Nachhinein könnte ich die Handlung wohl in zwei Sätzen zusammen fassen. Ohne dabei etwas wichtiges weg zu lassen. Und das kann für einen Thriller einfach nicht reichen. Killt auch die Spannung.

Fazit : Lest selbst. Ein abschließendes Urteil ist mir fast nicht möglich, dafür hat mich das Buch selbst zu sehr in zwei verschiedene Parteien gerissen. Eine interessante Erfahrung ist das allemal.