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Isabel
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Bietigheim-Bissingen

Bewertungen

Insgesamt 353 Bewertungen
Bewertung vom 05.11.2025
Hart, Emilia

Unbeugsam wie die See


sehr gut

Wie schon im Klappentext suggeriert, ist dieser Roman auf drei Zeitebenen aufgebaut. In der Gegenwart liegt der Fokus auf Lucy, die nach einem dramatischen Ereignis zu ihrer Schwester an die Westküste Australiens flieht, diese aber nicht antrifft. Das offene Haus dort macht sie stutzig und so beginnt sie zu recherchieren, was hier geschehen sein mag und wohin die Schwester verschwunden ist.


Zwanzig Jahre zurück in der Vergangenheit lerne ich Lucys Schwester Jess kennen, eine unglückliche junge Frau, die versucht sich selbst zu finden, nachdem sie sich von Erwachsenen, besonders auch ihren eigenen Eltern, hintergangen wurde. Auch sie sucht verzweifelt nach Antworten.


Last but not least finde ich mich lesetechnisch im Jahr 1800 auf einem Sträflingsschiff wieder und lerne dort die Schwestern Mary und Eliza kennen. Was haben diese vier starken jungen Frauen gemeinsam? Wie sind ihre Leben miteinander verknüpft?


Ich gestehe, bevor ich mich überhaupt mit der Inhaltsbeschreibung des Romans befasst hatte, war ich wie magisch angezogen von dem wunderschönen Cover, das von mir direkt ein Extrasternchen in der Bewertung verdient. Doch kaum hatte ich das schöne Buch aufgeschlagen, war ich auch schon direkt in die Geschichte eingetaucht, die recht flüssig geschrieben ist. Die Charaktere der Frauen sind detailliert gezeichnet und die Sprache ausdrucksvoll gehalten. Dennoch kann ich diesmal leider nicht die Bestnote vergeben, da mir die Zusammenhänge oft zu abstrakt gehalten waren und mir zu sehr ins mystische abdrifteten. Schade, ich hatte mir mehr von dem Buch versprochen und vergebe so 3,5 von 5 Sternen, die ich nicht zuletzt wegen der zauberhaften Covergestaltung gerne auf vier Sterne aufrunde. Ich gebe das Buch an eine liebe Lesefreundin weiter und bin schon jetzt gespannt auf ihre Meinung dazu.

Bewertung vom 02.11.2025
Rämö, Satu

Der Schatten des Nordlichts / Hildur Bd.3


sehr gut

Es ist kalt im hohen Norden, als ich mich zum drittel Mal auf die Reise nach Island mache, um Hildur und Jakob bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Diesmal brauche ich eine Weile, bis ich mit Hildurs Fall warm werde, bzw. bis ich mich reingefuchst habe. Gleich zu Anfang taucht eine grausam zugerichtete Leiche auf, doch bei diesem einen Mordfall bleibt es nicht. Überall scheinen schlimme Überfälle zu geschehen, nun gilt es für die Beiden einen Zusammenhang herzustellen, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Doch Jakob ist seiner Kollegin diesmal keine große Hilfe, denn er wird in einen, ihn sehr persönlich berührenden, Mordfall verwickelt und kämpft darum seine Unschuld zu beweisen …

Ich bin ja inzwischen großer Fan dieser Krimireihe und auch „Schatten des Nordlichts“ hat mich nicht enttäuscht. Während mich der Fall selbst anfangs nicht ganz überzeugen konnte, hat es mir mal wieder gut gefallen, an Hildurs und auch Jakobs Privatleben teilhaben zu dürfen und nach und nach neue Erkenntnisse gewinnen zu können. Und die guten Nachrichten sind, dass das Buch bald immer mehr an Spannung zunimmt, bis man es am Schluss schwer aus der Hand legen kann. Mein Leserherz hat sich wohlgefühlt und ich freue mich auf den vierten und bisher letzten Band, der – wie könnte es anders sein – natürlich schon bereit liegt. Für diesen dritten Teil vergebe ich sehr gerne vier bitterkalte Islandsterne und möchte die Reihe allen Fans von nordischen Krimis ans Herz legen. Aber hier unbedingt die Reihenfolge einhalten, sonst versäumt ihr was!

Bewertung vom 31.10.2025
Cramer, Sofie; Naumann, Kati

Nachtflug (MP3-Download)


ausgezeichnet

Ich bin ganz überrascht, wie gut mir dieses Hörbuch gefallen hat, es hat mich regelrecht verzaubert! In dem Buch mit dem schlichten und sehr passenden Titel „Nachtflug“ lerne ich zwei Menschen kennen, die wohl unterschiedlicher kaum sein könnten. Da ist zum einen die Mitfünfzigerin Ingrid, für die dieser Flug der allererste in ihrem Leben ist und die doch recht blauäugig der Meinung ist, auf der anderen Seite des Ozeans ihre große Liebe zu treffen. Und zum anderen haben wir den Geschäftsmann Jakob, der die Nachtstunden nutzen will, an seiner Präsentation zu arbeiten oder zumindest ein wenig „shut eye“ zu bekommen. Aber nichts da! Ingrids Sorgen und Nöte lassen ihn mental an seine Grenzen stoßen, wirbeln aber schließlich auch in seinem eigenen Leben so manches Ungeklärte an die Oberfläche. Nach einem langen und turbulenten Flug werden aus zwei Fremden schließlich zwei Freunde …

Für mich ist es immer wieder faszinierend zu lesen, dass zwei räumlich voneinander getrennte Autorinnen oder Autoren tatsächlich gemeinsam einen Roman schreiben können. Ich muss sagen, diese besondere Aufgabe haben Kati Naumann und Sofie Cramer mit „Nachtflug“ grandios gemeistert. Wahrscheinlich genau weil hier zwei Ideenstränge miteinander verwoben wurden, hat dieser Roman zugleich Leichtigkeit und Tiefgang und hat mich nicht zuletzt durch die authentisch gezeichneten Charaktere begeistert. Es war mir eine absolute Freude Ingrid und Jakob begleiten zu dürfen auf dem aufregenden Flug nach New York und ich wäre supergespannt zu erfahren, wie ihre beiden Leben weitergehen. Aber der „Nachtflug“ war auserzählt und die Geschichte lässt mein Leserherz glücklich und zufrieden zurück. Dafür gibt es von mir natürlich mit fünf Sternen die volle und absolut verdiente Punktzahl!

Bewertung vom 29.10.2025
Metzenthin, Melanie

Die Psychoanalytikerin


ausgezeichnet

Das neueste Buch der Spiegel Bestseller Autorin Melanie Metzenthin ist – wie sollte es anders sein – mal wieder ein voller Erfolg. So ganz nebenbei erwähnt schreibt Melanie aber nicht nur Bücher, sondern ist zudem Fachärztin für Psychiatrie und praktiziert in ihrem Beruf in ihrer Heimatstadt Hamburg, was ihr einen riesigen Vorteil verschafft … sie weiß, wovon sie spricht, wenn es um Psychoanalyse geht.

Doch zunächst zum Inhalt ihres Romans „Die Psychoanalytikerin“, der in Hamburg vor guten hundert Jahren spielt. Die Protagonistin Vera Albers verliert ihren geliebten Mann an den „Großen Krieg“ und bleibt als trauernde Witwe mit seiner Arztpraxis zurück, in der sie schon zu seinen Lebzeiten mitgearbeitet hat. Doch sie mag die Hände nach seinem Tod nicht in den Schoß legen und beschließt die Praxis als Psychoanalytikerin weiterzuführen. Die unterschiedlichsten Menschen auf der Suche nach Hilfe finden den Weg zu ihr, so unter anderem der Kriegsveteran Herrmann Braun und Johanna Schuster, die mit einem Kriegsversehrten verheiratet ist. Als Herr Braun wenig später tot aufgefunden wird und dem Seinen kurz darauf weitere Todesfälle folgen, wird die Polizei auf Vera Albers aufmerksam. Wie sich herausstellt, haben alle Toten in irgendeiner Form mit ihrer Praxis zu tun. Eine zunächst zaghafte, dann immer engere Zusammenarbeit zwischen Vera und Kommissar Bender beginnt sich zu formen und als Leser wird man unwillkürlich in die Geschichte hineinkatapultiert und folgt den Beiden auf immer verworrener werdenden Pfaden ...

Eigentlich hatte ich einen „normalen Roman“ erwartet als ich „Die Psychoanalytikerin“ aufschlug und war umso positiver überrascht, als sich die Geschichte mehr und mehr zu einem spannenden Kriminalfall entwickelte, bei dem es Spaß machte, mitzuraten. Gegen Ende war mir dann klar, wie alles zusammenhing, aber dennoch bin ich immer wieder beeindruckt davon, was für Ideen in Melanies Kopf rumwuseln, aus denen sie dann fesselnde Geschichten strickt. Für „Die Psychoanalytikerin“ bekommt sie deshalb von mir mit fünf Sternen die volle Punktzahl. Hier hat einfach alles gepasst! Lieben Dank für viele wunderbare Lesestunden.

Bewertung vom 27.10.2025
Kaiser, Vea

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels


sehr gut

Das neue Buch der charmanten österreichischen Autorin Vea Kaiser beruht – man glaubt es kaum – auf wahren Tatsachen! Eine Buchhalterin im renommierten Hotel Sacher im Herzen Wiens betrog ebendieses gute dreißig Jahre lang um insgesamt über vier Millionen Euro. Vea Kaiser nutzt diese spektakuläre Betrugsgeschichte als Aufhänger für ihren eigenen neuen Roman „Fabula Rasa“, der inzwischen die Bestsellerlisten stürmt.

Mit Angelika Moser kreiert die Autorin eine Protagonistin, die nicht das Glück hatte, mit einem silbernen Löffel im Mund geboren worden zu sein, die aber sehr klug und fleißig ist und durch ihre eher unauffällige Erscheinung einfach vertrauenswürdig wirkt. Nachdem sie die Party feiernde Nachtszene ausgiebigst ausgelebt hat, schafft sie es, in einem Grand Hotel in Wien eine Anstellung als Buchhalterin zu ergattern. Nach einiger Zeit fällt ihre Beflissenheit Hoteldirektor und -besitzer Frohner auf, der sie gerne für seine eigenen Zwecke gewinnen will. Widerstrebend lässt sie sich darauf ein, nicht aber ohne schließlich auch aus der Not heraus zu ihrem eigenen Vorteil zu wirtschaften. Was im Kleinen beginnt, nimmt schließlich eine Dynamik an, derer es schwer ist, sich zu entziehen. Kann Angelika dieses Doppelleben aufrechterhalten und dennoch morgens in den Spiegel schauen?

Mit „Fabula Rasa“ entführt mich Vea Kaiser ins Wien der 80er Jahre und danach, lässt mich teilhaben an der wilden Partyszene aber auch am berühmten Opernball, bei dem wohl so manches junge Mädchen gerne als Debütantin dabei gewesen wäre. Sie schafft es geschickt, mir die Protagonistin so sympathisch zu machen, dass ich dieser ihre Gesetzesübertretungen oft verzeihe, ja sogar Verständnis für sie entwickle. Mein geliebtes Wien wird vor meinen Augen lebendig und weckt in mir Sehnsüchte nach einer baldigen Reise in die österreichische Hauptstadt. Trotz dieser vielen positiven Punkte empfand ich die Geschichte an manchen Stellen aber ein wenig langatmig, ja fast unspektakulär, so dass ich ein kleines Sternchen abziehen muss. Dennoch möchte ich den Roman mit vier schillernden Sternen anpreisen und wünsche der Autorin eine große und begeisterte Leserschaft. Vea Kaiser ist ein Name, den man sich merken sollte!

Bewertung vom 19.10.2025
Kaiser, Maria Regina

Enid Blyton. Geheimnis hinter grünen Hecken


gut

: Enid Blyton … diesen Namen habe ich in meiner Kindheit stets mit spannendem Lesestoff verbunden. Besonders die Bücher rund um die Fünf Freunde, Dolly und natürlich – heißgeliebt – Hanni und Nanni habe ich in meiner Kindheit verschlungen. Beliebt waren diese Bücher auch als Geschenk bei einer Einladung zum Kindergeburtstag, und ich war immer ganz heiß darauf eines dieser oft im Schneider Buch Verlag aufgelegten Bücher in der ortsansässigen Buchhandlung erwerben zu dürfen.
Nun war ich als Erwachsene sehr neugierig darauf, wer sich hinter dieser Enid Blyton verbirgt, und nahm deshalb ganz gespannt den biografischen Roman „Enid Blyton: Geheimnis hinter grünen Hecken“ zur Hand. Präsentiert wird er mir durch die Autorin Maria Regina Kaiser, die unter anderem schon den bekannten Schriftstellerinnen Selma Lagerlöf, Astrid Lindgren und Annette von Droste-Hülshoff eine Bühne bot. Schnell tauchte ich ein in eine interessante Lebensgeschichte, die sich zwar flüssig und schlüssig lesen ließ, mich aber von der Frau als solche her absolut enttäuschte. Während man nicht umhin kommt ihren Ehrgeiz zu bewundern, macht dieser sie gleichzeitig so unsympathisch, dass ich mich manchmal fast schwertat, das Buch erneut in die Hand zu nehmen. So erfolgreich sie als Schriftstellerin war und so aufregend ich damals ihre Kinderromane fand, so sehr hat sie mich als Mensch enttäuscht. Sie hat zu Gunsten ihrer „Schreiberei“ ihre Rolle als Mutter und auch Ehefrau ganz hintenangestellt und war für ihr Umfeld sicher nicht immer leicht zu ertragen. Lediglich ihren Vater, der die Familie schließlich verließ als sie noch ein Kind war, stellt sie auf ein schier unerreichbares Podest und ist voller Bewunderung für ihn. Ich kann für dieses Buch diesmal leider nur drei von fünf Sternen vergeben mit einer doch sehr eingeschränkte Leseempfehlung. Schade.

Bewertung vom 17.10.2025
Beck, Haylen

Ohne Spur


sehr gut

Nach einem Ehemartyrium will Audra Kinney einfach nur noch weg, weg von ihrem gewalttätigen Ehemann und seiner manipulativen und gefährlichen Mutter. Sie schnappt ihre Kinder und macht sich auf den Weg zu einer Freundin in Kalifornien, bei der Audra und die beiden Kinder leider nie ankommen. Was ist unterwegs passiert? In einem kleinen Wüstenort in Arizona wird sie wegen eines doch recht fadenscheinigen Grunds vom Sheriff vor Ort angehalten, der ihr anordnet, ihren Kofferraum zu öffnen in dem er dann – man glaubt es kaum – tatsächlich ein Tütchen mit Drogen findet. Audra hat dieses noch nie zuvor gesehen, doch alle Unschuldsbeteuerungen werden abgewiesen, sie wird verhaftet und von ihren Kindern getrennt. Als sie schließlich ihr Recht einfordert, die Kinder sehen zu dürfen, behauptet der ortsansässige Ordnungshüter, nie irgendwelche Kinder in ihrem Auto gesehen zu haben. Schnell wird sie als Mörderin ihrer eigenen Kinder hingestellt und ihr schlimmster Albtraum beginnt Formen anzunehmen, denn niemand schenkt ihr Glauben …

Der Klappentext des Hörbuchs verspricht einen rasanten Thriller, den ich mir auf keinen Fall entgehen lassen wollte. Beim Lesen der kurzen Zusammenfassung versetzte ich mich unwillkürlich in die Lage der armen jungen Mutter Audra. Gibt es wohl ein schlimmeres Horrorszenario, als wenn einem vor den eigenen Augen die Kinder gekidnappt werden?

Sehr bewegend werden die Gedankengänge und Gefühle Audras im Buch in Szene gesetzt und auch die – man kann es nicht anders nennen – abgrundtiefe Boshaftigkeit Sheriff Whitesides, der hier, wenn nötig über Leichen gehen würde, wird eindrucksvoll dargestellt. Die Hintergründe des Verbrechens ließen mich sprachlos zurück und ich musste beim Hören oft Schlucken ob der Gnadenlosigkeit, mit der der Sheriff auf Kosten Unschuldiger seine Ziele verfolgte. Dem Autor Haylen Beck – ein Pseudonym des bekannten nordirischen Schriftstellers Stuart Neville – gelingt es zwar nicht ganz, den Spannungsbogen durch den Roman im Ganzen hochzuhalten, dennoch hielt er mich bei der Stange und ich konnte tief eintauchen in diesen ein wenig anderen Kriminalroman. Von mir gibt es dafür vier sehr verdiente Sterne verbunden mit einer absoluten Hörempfehlung.

Bewertung vom 16.10.2025
Petersen, Anke

Die Farbe des Meeres - Ein Sylt-Roman (MP3-Download)


sehr gut

Ziemlich nahtlos fügt sich dieser zweite Teil an den ersten an, so dass ich das Gefühl hatte, Sylt gar nicht verlassen zu haben. Wieder treffe ich auf die Schwestern Elin und Matei, wobei Matei sich mehr und mehr ihrer Malerei widmet und sich durch den Künstler Hannes von Bransbeck dazu verführen lässt, Sylt den Rücken zu kehren. Ganz groß raus bringen will er sie, die begabte Malerin, in Hamburg und verspricht ihr das Blaue vom Himmel. Doch wird sie glücklich werden in der Alster Metropole so fern der Heimat, ganz ohne ihre Schwester? Diese hält derweil die Stellung auf der Insel, stemmt den Kaffeegarten aber vor allem vermisst sie Matei. Werden die Beiden wieder zueinander finden?

Alles in allem habe ich mich in diesem zweiten Band wieder sehr gut aufgehoben gefühlt und er hat für ein schönes Hörerlebnis gesorgt. Die beiden jungen Frauen bleiben sympathisch, aber dennoch hat mir diesmal trotz der vielen Erlebnisse der Beiden ein wenig die Spannung gefehlt. Viele Hamburger Szenen ließen die im Titel angekündigte „Farbe des Meeres“ doch sehr in den Hintergrund treten. Ich wurde gut unterhalten, aber irgendwie ist für mich die Geschichte um Elin und Matei auserzählt, so dass ich mir Band drei nicht mehr besorgen werde. Ich vergebe für den Kaffeegarten Band zwei verdiente vier von fünf Sternen und bedanke mich ganz herzlich bei der Autorin Anke Petersen für eine ungewöhnlich Reise auf die inzwischen leider viel zu beliebte und dadurch oft überlaufene Insel Sylt. Ich durfte hier das Sylt vor hundert Jahren kennenlernen und ließ mir dort gerne den Wind um die Nase wehen!

Bewertung vom 15.10.2025
Nikolai, Maria

Der Geschmack von Freiheit / Little Germany Bd.2


ausgezeichnet

Nahtlos schmiegt sich dieser zweite Band der Dilogie rund um „Little Germany“ an den ersten Teil an und bevor ich mich’s versah, war ich wieder in New York, dieser pulsierenden Stadt, die schon vor weit über hundert Jahren nie zu schlafen schien. Der überwiegend deutsche Stadtteil, in dem auch Lissi und Julia leben und arbeiten, befindet sich noch im Schockzustand. Zu groß sind der Schmerz und Verlust nach dem verheerenden Schiffsunglück, als dass man einfach zur Tagesordnung hätte übergehen können. Lissi, die ihren geliebten Mann verloren hat, tut sich besonders schwer, wird jedoch von ihrem liebevollen Umfeld mehr als nur aufgefangen. Ein Neuanfang soll gewagt werden, ein Umzug und eine Neugründung stehen an und schon bald sind alle involvierten Freunde und Angestellten mehr als eingespannt. Auch Julia hadert immer wieder mit sich selbst und ihren Gefühlen gegenüber Frederick. Wird sich alles am Ende fügen und vor allem, wird es Gerechtigkeit gegenüber den Schuldigen geben?

Vielleicht sogar noch ein wenig mehr als in Band eins hatte ich diesmal das Gefühl selbst direkt durch die Straßen New Yorks zu spazieren und am dortigen Geschehen teilzunehmen. Maria Nikolai hat einfach eine wunderbare Gabe, bildgewaltig und sehr anschaulich zu erzählen. So präsentiert sie die Geschichte rund um die beiden jungen Frauen Lissi und Julia, die so viele reelle Ereignisse und Personen beinhaltet, dass es mir unheimlich Spaß machte, neben dem Lesen selbst ein wenig dazu im Internet zu stöbern. Ich bin ein fast ein wenig traurig, den „Big Apple“ schon wieder verlassen zu müssen aber ich finde, die Geschichte wurde in sich sehr stimmig und rund geschildert, dass keine Wünsche offenblieben. Das Ende gibt dem Leser noch ein wenig Raum für eigene Spekulationen und dafür, und natürlich den Rest dieses großartigen Romans, vergebe ich sehr gerne mit fünf Sternen die absolut verdiente Bestnote! Nun durfte ich mit Maria Nikolai und ihren Protagonistinnen und Protagonisten in der Vergangenheit Zeit in Bad Cannstatt, am Bodensee und jetz in New York verbringen und bin natürlich gespannt wie ein Flitzebogen wohin sie uns als nächstes entführen wird …

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.10.2025
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


gut

Die Journalistin Hanna hat sich ein schweres Thema auf die Fahne geschrieben. Endlich, endlich sollen die Missstände ans Licht gebracht werden, die damals – leider nicht nur – auf Borkum herrschten. Die Eltern meinten ihren Kindern etwas Gutes zu tun, indem sie sie als sogenannte „Verschickungskinder“ in Kur schickten, doch die Realität sah meist anders aus. Viel frische Luft, Bewegung und gutes, nahrhaftes Essen? In den meisten Fällen Pusteblume. Strenge Züchtigung und Einheitsbrei entsprachen eher der Realität. Wird Hanna es schaffen, gemeinsam mit ihrer Tochter, die Öffentlichkeit mit ihrem Artikel wachzurütteln?

So weit so gut, so weit so spannend … dachte ich. Doch schnell merkte ich, dass die eigentliche Geschichte um die Verschickungskinder schnell in den Hintergrund gedrängt wurde und die Liebesgeschichten von Mutter und Tochter bald einen sehr viel größeren Raum für sich beanspruchten. Getoppt mit inselfamiliären Intrigen und Machenschaften begann der Roman ins Triviale abzugleiten, was ich von der wunderbaren Autorin Eva Völler gar nicht gewöhnt bin. Ich habe alle ihre Romane rund um die Dorfschullehrerin und den Ruhrpott gelesen und war immer begeistert. Auch der erste Teil ihres historischen Kriminalromans mit Kommissar Carl Bruns war für mich ein Erfolg. Umso enttäuschter war ich von „Der Sommer am Ende der Welt“ für den ich leider nur gutgemeinte drei von fünf Sternen vergeben kann. Schade.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.