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bücherliebe74
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Meinhard

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Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2025
Kylling, Mimi

My Haunted Heart - Ich sehe dich


ausgezeichnet

Gerade muss Flora sich in ihrem Leben neu finden, nachdem ihre geliebte Großmutter vor kurzem gestorben ist. Da erreicht sie, nach 5 Jahren Schreibpause, ein Brief ihrer langjährigen Brieffreundin Sarah. Schon seit ihren Kindertagen schreiben sie sich, tauschen sich nicht nur über gelesene Bücher aus, sondern vertrauen sich gegenseitig ihre tiefsten Gefühle und Sehnsüchte an. Was bedeutet Sarah`s 5 Jahre langes Schweigen?
Als eines Tages ein Fremder vor Flora`s Blumenladen steht und sie beobachtet, packt sie die Angst. Im beschaulichen und ruhigen Örtchen Bishop`s Hope sorgt der Fremde rasch für Unruhe und Gerüchte. Als sich Flora und der Fremde erneut begegnen, entwickelt sich eine Dynamik zwischen den beiden, die keiner der beiden erwartet hat. Trotz Flora`s anfänglicher Angst verspürt sie eine unheimliche Anziehung und auch Sawyer entwickelt Gefühle, die er nicht haben darf. Denn er trägt eine große Last mit sich, die ihm nur einen Ausweg zu lassen scheint.

Das Buch hat mich bereits nach wenigen Seiten so in seinen Bann gezogen, dass ich es kaum noch aus der Hand legen konnte!
Der Spannungsbogen ist sehr gekonnt aufgebaut.
Erzählt wird die Story abwechselnd aus Flora`s und Sawyer`s Perspektive, zwischendurch kann man der Brieffreundschaft zwischen Flora und Sarah durch ihre Briefe folgen.
Flora als auch Sawyer waren mir von Anfang an sympathisch, ihre jeweiligen Gefühle und Reaktionen erscheinen zunächst mysteriös, sind aber nachvollziehbar, sobald man den Hintergrund der Story verstanden hat.

Neben aller Romantik und einem großen Anteil Spannung geht es in diesem Buch um ein Thema, dass aufwühlt, unter die Haut geht und durchaus eine Mahnung sein kann bzgl. der Kriegsgeschehen auf der Welt!
Es fiel mir noch nie so schwer beim Schreiben einer Rezension nicht zu spoilern wie bei diesem Buch!

Das Cover als auch der Farbschnitt gefallen mir sehr gut und sind ein Eyecatcher! Der farbige Titel steht in deutlichem Kontrast zum dunklen Hintergrund, passend für Sawyer, und den Blüten passend für Flora!

Ein Buch, dass vieles vereint: Sehnsucht, Trauer, Angst, Schuld, aber auch Hoffnung und Liebe, und trotz großer Gefühle keinesfalls kitschig ist!

Ich habe großen Respekt vor der Autorin Mimi Kylling, die sich in ihrem "jungen Alter" diesem Thema angenommen hat und daraus ein wundervolles, absolut lesenswertes Buch geschaffen hat!

Es ist eines meiner Lese-Highlights 2025 und erhält von mir 5 von 5 Punkten!

Bewertung vom 11.08.2025
Schneider, Roberta

In sieben Koffern um die Welt


sehr gut

Herr Walis betreibt eine Gepäckaufbewahrung in einer großen Hafenstadt. Viele verschiedene Menschen bringen ihre Koffer, für kurze Zeit oder für länger, manche werden auch vergessen.
Im Laufe des Bilderbuches lässt Herr Walis die LeserInnen in so manchen Koffer schauen. Jeder Koffer erzählt eine andere Geschichte über seine/n BesitzerIn. Man erfährt einiges über deren Berufe, Ereignisse, Wünsche oder Träume. Und, dass für jeden Menschen etwas anderes von großer Bedeutung sein kann und es wert ist, eingepackt zu werden.
Das Bilderbuch ist farbenfroh und ansprechend gestaltet. Die Farbgebung ist in starken Kontrastfarben gehalten. Zu jedem Koffer gibt es 2 Doppelseiten. Zuerst wird die dazugehörige Person beschrieben, die den Koffer abgegeben hat. Auf der nächsten Doppelseite ist der Koffer geöffnet und gibt seinen Inhalt preis. Es gibt viel zu entdecken und der Inhalt lädt zum Philosophieren über den/die BesitzerIn ein.
Der Text ist gut formuliert, informativ, kindgerecht und in angenehmer Länge - und eignet sich gut zum Vorlesen.
Ich werde es in meiner Arbeit mit Kindern im Alter von 5 bis 6 Jahren einsetzen und habe schon Ideen zur Umsetzung und Vertiefung rund um das Thema "Was würdest Du in Deinen Koffer packen? Was ist Dir wichtig?".

Ich finde das Bilderbuch gut gelungen und gebe 4 von 5 Punkten!

Bewertung vom 03.08.2025
Frattini, Stéphane;Manceau, Édouard

183 Pinguine. Das große Tier-Such-Buch


ausgezeichnet

Mit "183 Pinguine - Das große Tier - Such - Buch" hat uns ein wunderschönes Buch aus Frankreich erreicht!
Stéphane Frattini und Èdouard Manceau ist es gelungen, ein Sachbuch für Kinder zu gestalten, dass kindgerecht Informationen und Rätselspaß verbindet und sehr anschaulich Wissen vermittelt!
Verschiedene Tiere, von groß bis klein, werden jeweils auf Doppelseiten mit zahlreichen Informationen zu Gewicht, Größe, Lebensraum, Nahrung und Verhalten vorgestellt. Dies gelingt kindgerecht, ohne zu überfordern. Dazu gibt es Rätsel und Suchaufgaben, sodass es wirklich Spaß macht, das Buch anzuschauen und sich näher mit den Tieren zu beschäftigen.
Die Texte und Illustrationen sind leicht verständlich und informativ, die Farbgebung passend zu den Tieren. Die Darstellungen sind naturnah, aber auch lustig und wirklich niedlich, einfach kindgerecht und animierend.
Am Ende des Buches gibt es einen Lösungsteil, in dem es noch weitere Informationen zu den Tieren gibt.
Das Cover ist sehr ansprechend und haptisch ist das Buch ein Genuss, denn es ist nicht hochglanzcoloriert, was mir ausgesprochen gut gefällt.
Bereits aus dem Cover erschließt sich, dass es sich um ein Tier - Such - Buch handelt, in dem es viel zu entdecken gibt.
Das Buch ist schematisch aufgebaut: von großen zu kleinen Tieren; links die Informationen, rechts Fragen und Rätsel, die einladen, das Thema zu vertiefen.

Ein rundum sehr gut gelungenes, kindgerechtes, informatives Kinderbuch, das liebevoll und sehr schön gestaltet ist und sicher viel Freude und Spaß bringt!

5 von 5 Punkten!

Bewertung vom 27.07.2025
Evans, Virginia

Die Briefeschreiberin


ausgezeichnet

In Virginia Evans erstem Roman dürfen wir Sybil van Antwerp begleiten. Sie führt uns durch 10 Jahre Korrespondenz per handgeschriebenen Briefen und Emails. Dabei bekommt die Leserschaft Einblick in Sybils Alltag, in ihre Familie, in Freundschaften und Bekanntschaften, aber auch in ihre Gefühlswelt.

Sybil ist am Anfang des Buches 73 Jahre alt. Ehemalige Juristin, geschieden, Mutter, Großmutter, Schwester, Gartenliebhaberin und leidenschaftliche Briefeschreiberin.

"...dass es sich bei der schriftlichen Kontaktpflege um eine der ursprünglichsten Formen des gesitteten Austauschs handelt, die zu erhalten es sich lohnt..."

Ihre Persönlichkeit zeigt sich im Laufe des Buches deutlich und sehr authentisch. Während man Brief für Brief, und auch Emails, liest, kommt man ihr mit der Zeit näher und ich hatte sie schnell ins Herz geschlossen - als eine patente und willensstarke Frau, die Wert auf Anstand und gute Umgangsformen legt, aber kein Blatt vor den Mund nimmt und durchaus auch mal sehr hartnäckig sein kann. Ihre ganz eigene Art von Humor und ihre besondere Schlagfertigkeit hat mich wirklich amüsiert.
Aber auch ihre weiche, sensible Seite lernt man kennen. Fühlt mit bei ihren Sorgen und Ängsten, bei der Verarbeitung von Schicksalsschlägen.

Der Schreibstil ist sehr ansprechend und abwechslungsreich. Bei jedem Brief konnte ich mir den Empfänger gut vorstellen. Das spricht von großer Vorstellungskraft und Empathie der Autorin, denn die Briefwechsel zwischen Sybil und ihren SchreibpartnerInnen ist jeweils durchweg stimmig.
Das Schreiben von Briefen dient Sybil als Ventil und dem Zwecke der Selbstreflexion, was deutlich wahrnehmbar ist. Die BriefpartnerInnen, wie Freunde, Familienmitglieder, der Nachbar, Abgeordnete, Verleger, AutorInnen, LehrerInnen, sind jeweils gut herausgearbeitet. Der Autorin ist es wunderbar und gekonnt gelungen, jeder/m eine eigene Stimme zu geben!

Der Spannungsbogen zieht sich gleichmäßig durch das Buch. Jeder Briefkontakt birgt Neuigkeiten. Es werden jeweils unterschiedliche Sichtweisen deutlich, authentisch und nachfühlbar dargestellt.

Mich hat das Buch sehr berührt, ich habe Sybil gern begleitet durch 10 Jahre abwechslungsreiche Korrespondenz und Rückblicke auf ihr Leben.
Durch den gefühlvollen und bildhaften Schreibstil der Autorin habe ich vieles "miterleben" und mitfühlen dürfen.
Auch noch nach der Lektüre sehe ich Sybil an ihrem Schreibtisch am Fenster sitzen, mit Blick auf den Severn River in Maryland!

Für das Cover wurde ein Motiv gewählt, dass Stimmung und Handlung des Buches gut und treffend wiederspiegelt.
Im Inneren des Buchumschlags wiederholt sich das Cover in vergrößerter Form. Daneben nimmt die Werbung zur Vermarktungskampagne des Buches allerdings dem wunderschönen Motiv etwas von seinem Charme. Gut, dass es von außen nicht sichtbar ist.
Das Personenverzeichnis am Ende des Buches ist detailliert und hilfreich.

Ein Buch in Briefform - mal etwas ganz anderes!
Ein warmherziges und abwechslungsreiches Leseerlebnis mit Tiefgang, das von mir 5 von 5 Punkten bekommt!

Bewertung vom 14.07.2025
Slocombe, Penelope

Sunbirds


gut

Der 19jährige Torran verschwindet während seines Indienurlaubs spurlos, nur mit dem was er am Leib trägt, alles andere bleibt im Hotelzimmer zurück.
Jahrelang suchen seine Eltern gemeinsam nach ihm, bis sein Vater Robert sich damit abfindet, dass Torran tot ist. Doch Anne lässt der Gedanke nicht los, Torran doch noch lebend zu finden. Sie reist erneut nach Indien und verbringt dort 3 Jahre mit der Suche nach ihrem Sohn - ohne Erfolg. Bis ihre Nichte Esther einen Hinweis erhält und sich auf den Weg nach Indien macht. Gemeinsam begeben sich Anne und Esther auf einen langen Weg der Suche in einem Land mit 1 Milliarde Menschen, über einen der größten Gebirgszüge der Welt, der sie an ihre persönlichen und körperlichen Grenzen führt.
Immer getrieben von der Hoffnung, Torran zu finden.

Hat Torran sein altes Leben hinter sich gelassen, auf der Suche nach einem höheren Sinn, einem spirituellen Leben - wie viele Menschen, die nach Indien kommen und bleiben?
Oder ist er Opfer eines Überfalls geworden oder verunglückt?

"Manchmal gibt es keinen Grund. Keine logische Erklärung. Keine Antworten."

Das Buch hat mich bewegt. Was machst Du, wenn Dein Kind eines Tages "einfach" verschwindet? Ich denke, das dies eine Angst ist, die vielleicht jede Mutter umtreibt.
Anne ist authentisch dargestellt, die meisten ihrer Reaktionen und Gefühle sind für mich nachfühlbar. Mit ihrer Entscheidung am Ende des Buches hadere ich ein wenig.
Roberts Einstellung kann ich gut verstehen, und er tat mir am Ende des Buches wirklich leid.
Esthers Rolle, auch im Hinblick auf ihre Verbundenheit mit der Familie, war gut dargestellt.

Mir war nicht bekannt, dass es tatsächlich hohe Vermisstenfälle in Teilen Indiens gibt, dass dort viele ausländische Reisende verschwinden oder ermordet wurden / werden.
Auch, dass Tausende ausländische Staatsbürger dort illegal ein neues Leben leben, war mir in der Form nicht bekannt.
Diese Fakten dienen der Autorin Penelope Slocombe als Hintergrund für ihren sehr gut gelungenen Debütroman.
Ein Buch über Verlust und Vergebung und über Neuanfänge.

Das Cover als auch der Festeinband unter dem Buchumschlag ist in passenden Farben zum Ort der Handlung gewählt und gefällt mir gut!

Das Buch bekommt von mir 4 von 5 Punkten.

Bewertung vom 13.07.2025
Capes, Kirsty

Girls


ausgezeichnet

"Schmeißt meine Asche in einen Canyon. Und meine Gemälde ins Meer."
So lautet der letzte Wunsch von Ingrid Olssen, international bekannte und gefeierte Porträtmalerin.
Ihr Leben ist geprägt von ihrer Suche nach künstlerischer Selbstverwirklichung und Identität. Ein großer Teil nimmt die Sucht nach Aufputschmitteln, Beruhigungstabletten und Alkohol ein. Ihrem Erfolg auf der Kunstbühne der Welt, unter anderem der Biennale in Venedig, ist sie nicht gewachsen. Sie lebt und leidet für ihre Kunst, schwankt zwischen manischen und depressiven Phasen - und kann sich nicht in ihre Rolle als Mutter ihrer beiden Töchter Matilda und Nora einfinden.
Matilda und Nora wachsen lieblos und vernachlässigt im Haus der Mutter auf. Den Vater, ein Schauspieler, kennen sie nur aus dem Fernsehen und von kurzen Besuchen im Haus der Mutter. Matilda muss sich schon als Kind um die 9 Jahre jüngere Schwester kümmern, versorgt sie mit dem Notwendigsten und versucht sie zu Schützen vor den Ausschweifungen der Mutter. Als Matilda mit 16 Jahren schwanger wird, verlässt sie das Haus ihrer Mutter und damit auch ihre kleine Schwester. Sie kann nur sich selbst retten - aus einem Leben, das aus Vernachlässigung, Alkohol und Drogen, Lieblosigkeit, wechselnden Männerbekanntschaften, Beschimpfungen und tagelanger Abwesenheit ihrer Mutter besteht.
Jahre später, nach dem Tod der Mutter, werden beide von ihrer Geschichte eingeholt, als die Schwester und ehemalige Managerin ihrer Mutter, eine große Ausstellung im Museum of Modern Art in San Francisco mit den Werken ihrer Mutter plant.
Um dem letzten Wunsch ihrer Mutter nachzukommen und letztlich auch ihre Kindheitsgeschichte zu schützen, machen sich die Schwestern gemeinsam mit Matildas Tochter auf den Weg nach San Francisco.

Wird der gemeinsame Roadtrip quer durch die USA zur Chance, ihre Kindheit ein stückweit zu verarbeiten, sich zu versöhnen?
Schaffen sie es, die Ausstellung zu verhindern?
Oder erdrückt sie das Gewicht ihrer gemeinsamen Geschichte?

Das Buch ist keins, dass sich einfach weglesen lässt. Es geht tief und gibt Einblicke in die Seelen der beiden Schwestern, als Kinder und später als Erwachsene, immer auf der Suche nach der eigenen Identität.

Es handelt sich um fiktive Personen, allerdings vermittelt der intensive, dichte Schreibstil von Kirsty Capes den Eindruck eines Tatsachenromans.
Die eingeschobenen Auszüge aus Interview-Mitschriften beeinflussen den Spannungsbogen zusätzlich positiv.
Das Cover zeigt ein Porträt der beiden Schwestern, dass auch in der Handlung eine bedeutende Rolle spielt und somit eine Verbindung schafft. Der Farbschnitt ist ein Blickfang und beides gefällt mir gut.

Das Buch ist ein Highlight meines bisherigen Lesejahres und bekommt 5 von 5 Punkten!

Bewertung vom 19.06.2025
Gerstberger, Beatrix

Die Hummerfrauen


ausgezeichnet

Die Autorin Beatrix Gerstberger hat mit ihrem Roman "Die Hummerfrauen" ein bemerkenswertes Buch erschaffen!

Schon das Cover ist ein wunderschöner Blickfang. Der farbenfrohe Hummer auf dem Buchumschlag fällt ins Auge und stellt sofort eine Verbindung zum Inhalt her. Unter dem Umschlag auf dem Hardcover zeigt sich der Hummer in einer anderen Farbgebung, was auch sehr schön ist. Farblich dazu passend ist das hochwertig gestaltete Buch mit einem Lesebändchen versehen. Die Karte am Ende des Buches trägt zur Orientierung bei.

Stone Harbor, ein kleines Fischerdorf an der Küste von Maine, lebt vom Hummerfang und Sommergästen. Das Leben dort ist von viel Arbeit geprägt, die Menschen von der Natur abhängig, teils schroff, scheinbar vom Leben abgehärtet, behalten sie doch ihren ganz eigenen Humor und haben gelernt, mit den Gegebenheiten der Natur zu leben und mit Schicksalsschlägen umzugehen.
Die Beschreibungen des Lebens als Hummerfischer, die harten Arbeiten auf dem Boot, die Lebensweise mit der Natur, der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft, sind authentisch beschrieben. Es ist spürbar, dass die Autorin nicht nur gut recherchiert hat, sie bringt auch ihre persönlichen Erfahrungen in den Roman ein. Das macht die ganze Geschichte nahbar und die Personen authentisch und sympatisch.
Die Geschichte über Mina, Julie und Ann wird auf zwei Zeitebenen erzählt, die Zeitsprünge zwischen 1982 und 2000 verbinden sich im Laufe der Geschichte miteinander. Jede Zeitebene ist interessant und spannend.

Die Beziehung der drei völlig unterschiedlichen Frauen ist geprägt von ihrem jeweils ganz eigenen Umgang mit den Schicksalsschlägen des Lebens und ihrer Liebe zur Arbeit mit dem Meer.
Die Personen in diesem Roman sind gut herausgearbeitet, und ihre mitunter sonderbaren und exzentrischen Eigenarten machen sie sympatisch.

Mina kehrt nach 18 Jahren an den früheren Ferienort ihrer Familie zurück. Im Gepäck viele Erinnerungen, auch die Trauer um ihren Bruder, dessen Tod sie nicht verarbeitet hat. Nachdem sie mit dem Kajak kentert, kommt sie bei Ann unter und bleibt. Als sie Sam wiedertrifft, mit dem sie viele Sommer ihrer Kindheit und Jugend verbracht hat, begegnet sie auch sich selbst, "dem Mädchen von früher". Doch ein ungeklärtes Unglück wirft seine Schatten.

Julie, sprudelnd und unverblümt, die nach dem Motto lebt "Das Schaf, dass der Herde folgt, sieht leider immer nur die Ärsche!"

Ann, die älteste Hummerfischerin des Dorfes, die mit ihrem Hummer "Mr. Darcy" zusammenlebt.

So verschieden die drei Frauen auch sind, sie sind tief miteinander verbunden.

Das Buch hat beim Lesen einen starken Sog entwickelt, der Schreibstil ist flüssig und mitreißend und die Spannungsmomente sind an den richtigen Stellen gesetzt!

Für mich gehört es zu meinen persönlichen Lese - Highlights in diesem Jahr und bekommt 5 von 5 Punkten!

Bewertung vom 14.06.2025
Maury , Avril

Noch fünfzig Sommer mehr


sehr gut

Eleni lebt in dem einsam gelegenen Waldhaus ihrer Großeltern, nahe der bretonischen Küste. Ihr einziger Gefährte ist ihr Kaninchen Anemone. Bereits als Jugendliche litt sie unter Panikattacken, die sich extrem verstärkten nach dem plötzlichen Tod ihrer großen Liebe Théo. Sie kann das Haus kaum noch verlassen, selbst ihr einst wunderschöner Garten kann sie nicht aus der Isolation locken.
Doch dann findet sie vor ihrem Haus eine Pflanze mit einer geheimnisvollen Botschaft. Als weitere Pflanzen und Botschaften eintreffen, überwindet sie ihre Angst durch die Arbeit in ihrem Garten und begibt sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Pflanzenboten, der in seinen Botschaften von Dingen schreibt, die niemand wissen kann - außer Théo!

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und sehr flüssig, sodass ich das Buch in kürzester Zeit gelesen hatte!
Im Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart wird Eleni`s Kindheit und Jugend bildhaft beschrieben - das Aufwachsen bei den liebevollen Großeltern, die zarte Liebe zu ihrem Kindheits-und Jugendfreund Pierre, der Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft, die Verbundenheit zur Natur, das Entstehen ihrer Panikattacken. Die Zeitsprünge wirken sich positiv auf den Spannungsbogen aus. Eleni`s Gefühle und auch ihre Panikattacken sind authentisch beschrieben und nachvollziehbar.

Ab einem bestimmten Punkt war die Handlung voraussehbar, was mich aber überhaupt nicht gestört hat!
Die Landschaftsbeschreibungen machen Lust auf die Bretagne!
Das Cover ist mit seiner Motivwahl und Farbgebung wunderschön und könnte auf den ersten Blick eine leichte Sommerlektüre vermuten lassen! Doch dahinter steckt eine berührende, traurigschöne Geschichte, über "Zweite Chancen und die Kraft der Natur"!
Ein Buch, dass ich nicht so schnell vergessen werde!
Es bekommt von mir 4 von 5 Punkten!

Bewertung vom 19.05.2025
Simon, Teresa

Zypressensommer


sehr gut

Mit dem vorliegenden Familienroman hat die promovierte Historikerin und Autorin Brigitte Riebe unter ihrem Pseudonym Teresa Simon erneut bewiesen, dass sie mit guter Recherche und viel schriftstellerischem Können die Leserschaft in ihren Bann ziehen kann.

"Zypressensommer" ist eine stimmungsvolle und geschichtlich sehr interessante Familiengeschichte und wird aus 3 Perspektiven und auf 2 Zeitebenen erzählt.

Julia, Ende 20, 1998: macht sich auf die Reise in den Geburtsort ihres Großvaters, in das Dorf Lucignano in der Toskana. Ihr verstorbener Großvater Gianni, der liebevoll "Nonno" genannt wurde, hat ihr rätselhafte Notizen hinterlassen, denen sie nachgehen will. Ihre Eltern sind wenig begeistert von ihrem Vorhaben und raten ihr, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Doch Julia lässt sich nicht abbringen und stößt bei ihren Nachforschungen vor Ort auf die lang verschwiegene Familiengeschichte ihres Nonno`s und dessen Familienschicksal zur Zeit der "Resistenza".

Gianni / Nonno, Angang 20, 1943: kommt als sogenannter IMI (italienischer Militärinternierter = Kriegsgefangener) in Deutschland in ein Kriegsgefangenenlager in Hamburg. Die Lebensbedingungen sind entsetzlich, durch Hunger und Krankheiten kommen viele Mitgefangene ums Leben. Gianni muss in einer Fischräucherei arbeiten, die Tochter des Chefs versorgt ihn mit dem Allernötigsten und sorgt dafür, dass er die Hoffnung nicht verliert.

Giulia, 16 Jahre alt, 1943: lebt in Lucignano und lässt sich darauf ein, als "Staffetta" für die Resistenza zu arbeiten. Sie begibt sich nachts in größte Gefahr, indem sie die Partisanen mit Nachrichten, Nahrung, Kleidung und Munition versorgt. Aufgrund ihres Alters und ihrer starken Kurzsichtigkeit erweckt sie äußerlich keinen Verdacht bei den deutschen Besatzern, und übernimmt eine wichtige Rolle als "Gufo Nero".

Es ist eine interessante Familiengeschichte, die detailliert geschrieben ist. Die vielen Verzweigungen über Familienbande, die mich anfangs verwirrt haben, klären sich im Laufe des Buches. Ein Stammbaum, wie in vielen Familienromanen abgebildet, hätte dem Buch einiges an Spannung genommen.
Geschichtlich fand ich das Buch sehr interessant. Das Thema "Resistenza" ist mir nicht unbekannt und in diesem Buch sehr gut verflochten.
Ich finde den Schreibstil der Autorin sehr angenehm. Ihre Begeisterung für das Land und den geschichtlichen Hintergrund ist spürbar und ihre Recherchen genau und tiefgehend.
Im Nachwort gibt sie fachliche Informationen zu der Zeit des Nationalsozialismus`, den italienischen Militärinternierten und den Folgen für Italien.
Sie verbindet eine dramatische Liebesgeschichte mit geschichtlichen Fakten, was ihr gut gelungen ist.
Die Beschreibungen der Örtlichkeiten und Landschaft der Toskana sind bildhaft und machen Lust auf einen Besuch dieser Gegend.
Am Ende des Buches erhält man noch original toskanische Rezepte, die innerhalb der Geschichte eine Rolle spielten. Eine originelle Idee.

Ich kann das Buch empfehlen für LeserInnen, die geschichtlich interessiert sind und gern eintauchen in eine Familiengeschichte, die von Sehnsucht, Schicksal, Liebe und Hoffnung erzählt.
Das Buch bekommt von mir 4 von 5 Punkten.

Bewertung vom 15.05.2025
Hamberg, Emma

Merci Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.2


sehr gut

Nachdem Agneta im ersten Teil "Bonjour Agneta" aus ihrer unglücklichen Ehe ausbricht und sich auf den Weg von Schweden in die Provence aufmacht, hat sie sich nun im zweiten Teil "Merci Agneta" eingelebt. Sie fühlt sich angekommen - in dem kleinen sonnigen Ort Saint Carelle, in der Wohngemeinschaft mit dem demenzkranken Einar in dessen Kloster, und bei den Menschen des Ortes.
Doch dann ziehen bedrohliche Wolken über Agneta´s sonnigem Leben auf. Als Elektro-Inspekteure betrugssichere Zähler im Kloster installieren, kommt ans Licht, dass Einar jahrelang, auf seine besondere Weise, die Kosten für Wasser und Strom vermieden hat. Dem Kloster, und der Wohngemeinschaft von Einar und Agneta, droht das finanzielle Aus! Nun ist guter Rat teuer....

Wie im ersten Teil "Bonjour Agneta" gelingt es der schwedischen Autorin Emma Hamberg sehr gut, eine Geschichte mit ernsten Inhalten lebendig, liebevoll und mit einer gehörigen Portion Humor wunderbar zu erschaffen.
Einar´s Demenzerkrankung ist in verschiedenen Phasen realistisch beschrieben. Agneta´s Umgang damit ist authentisch und geht ans Herz. Sie ist dabei liebevoll, geduldig, respektvoll und teils auch durchaus humorvoll. Dass ihr dabei ein soziales Netzwerk zu Gute kommt, wird deutlich.
Auch Themen wie Trauer, Vertrauen und Diversität werden gut verdeutlicht. Angeta´s Dankbarkeit ist echt und rührend: "Aber bei Einar habe ich nach Hause gefunden. Nach Hause zu mir selbst."
Die Wendungen innerhalb des Buches waren für mich unerwartet, und haben den Spannungsbogen positiv verstärkt.
Emma Hambergs Schreibstil ist fließend und mitreißend und es hat mir viel Freude bereitet, dieses Buch zu lesen.

Da sich vieles auf den ersten Teil "Bonjour Agneta" bezieht, ist es sinnvoll, diesen zuerst zu lesen, um im zweiten Teil Verbindungen und Ereignisse nachvollziehen zu können. Mir gelang der Einstieg in den zweiten Teil deshalb recht schnell.

Das Cover ist farbenfroh und fröhlich, wie es dieses Buch verdient!

Das Buch bekommt von mir 4 von 5 Punkten!