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Hamburg

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Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2025
Schilp, Tina

KUNO KLAPPER hat nicht alle Knochen beisammen


ausgezeichnet

Auf der Suche nach den verschwundenen Knochen

Kuno Klapper ist ein leicht schusseliges Skelett, das gerne mal seine Knochen verbummelt. Ausgerechnet an seinem 100. Geburtstag fehlt plötzlich - ohne Kunos Verschulden - eine seiner Fersen. Auch sein penibler Cousin Jonas vermisst plötzlich einen Finger. Für die beiden beginnt eine abenteuerliche Suche nach dem Knochendieb, bei der sie zum Glück nicht auf sich allein gestellt sind…

Ich fand das Buch großartig! Das Städtchen Torfingen und seine Bewohner sind liebevoll und vielfältig beschrieben – kindgerechter Grusel- und Ekelfaktor inklusive. Die Illustrationen ergänzen die Geschichte perfekt. Überhaupt hat mich die Gestaltung des Buches wirklich begeistert: vom tollen Cover über den Vor- und Nachsatz mit den wichtigsten Figuren der Handlung bis hin zur Seitengestaltung. Fast auf jeder Seite gab es ein Bild oder ein anderes grafisches Detail, das die Geschichte auflockert und begleitet.

Die Geschichte ist ebenfalls sehr charmant und mit viel Humor erzählt. Über „Geistergram“ und „Nachtflix“ habe ich sehr geschmunzelt. Die einzelnen Etappen des Abenteuers sind originell und voller „monstermäßiger” Ideen. Das Thema Rivalität und Freundschaft wird gut aufgegriffen. Anfänglich können sich Kuno und Jonas nicht ausstehen, im Laufe der Handlung unterstützen sie einander jedoch und werden am Ende zu Freunden.

Fazit. ‚Kuno Klapper‘ ist eine tolle , die perfekt zu Herbst und Halloween passt. Die Altersempfehlung von acht Jahren ist angemessen und der Text ist altersgerecht geschrieben. Sowohl mich als auch mein Patenkind haben die abenteuerliche Handlung und die schönen Illustrationen begeistert.

Bewertung vom 25.09.2025
Enders, Giulia

Organisch


sehr gut

Ein ganzheitlicher Blick auf unseren Körper

Anders als bei ihrem Bestseller „Darm mit Charme“ steht in diesem Buch der Ärztin Giulia Enders nicht ein einzelnes Organ im Mittelpunkt. Vielmehr wirft sie einen umfangreichen und ganzheitlichen Blick auf das Zusammenspiel verschiedener Körperfunktionen: die Lunge, das Immunsystem, die Haut, die Muskeln und das Gehirn.

In den einzelnen Kapiteln werden die Funktionen des menschlichen Organismus erläutert. Der Schreibstil ist verständlich und locker ohne dabei an Tiefe einzubüßen. Die Autorin geht auch auf die evolutionäre Entwicklung unseres Körpers sowie die Auswirkungen unserer modernen Welt und Lebensweise ein und gibt Tipps, wie wir unsere Gesundheit erhalten können.

Giulia Enders verfolgt bei dem erzählerischen Aufbau ihres Buches einen interessanten Ansatz: Zu Beginn jedes Kapitels gibt sie einen autobiografischen Einblick in ihre Familiengeschichte und zieht dabei Parallelen zu der im Folgenden besprochenen Körperfunktion. Beispielsweise steht die immer anpackende Mutter Pate für das Kapitel über die Muskeln.
Ich fand diese Idee einerseits interessant. Die Personen und ihre Geschichte wurden passend gewählt. Andererseits wirkte dieser Kapitelbeginn immer auch ein bisschen wie ein Fremdkörper auf mich, da die Personen im weiteren Verlauf des Kapitels, wenn überhaupt, nur am Rande eine Rolle spielten.

Die Illustrationen, insbesondere die der Familie, sind sehr schön gestaltet. Sie haben mir als Leser ein Bild der Personen vermittelt, die uns die Autorin vorstellt. Im weiteren Verlauf des Buches gibt es ebenfalls vereinzelt grafische Darstellungen. Hier hätte ich mir allerdings noch etwas mehr gewünscht. Denn trotz des angenehmen Schreibstils der Autorin ist das Thema doch sehr umfangreich und Bilder helfen mir beim Verständnis immer sehr.

Fazit. ‚Organisch‘ ist ein faszinierendes Buch über den menschlichen Körper. Die Autorin hat einen sehr angenehmen und gut verständlichen Schreibstil. Trotzdem ist es meiner Meinung nach kein Buch, das man „mal eben wegliest“, sondern es bedarf schon etwas Konzentration und Aufmerksamkeit, um alle Facetten der jeweils in den fünf Kapiteln besprochenen Körperfunktionen zu erfassen. Der autobiografische Anteil war für mich nicht notwendig, aber eine nette Ergänzung.

Bewertung vom 19.09.2025
Gerstberger, Beatrix

Die Hummerfrauen


sehr gut

Eine ruhige, unaufgeregte Geschichte

Der Roman spielt im fiktiven Küstenort Stone Harbor in Maine (USA) und handelt von den Lebensgeschichten der drei Frauen Ann, Julie und Mina, die alle Schicksalsschläge in ihrem Leben hinnehmen mussten.

Die Erzählweise der Autorin ist ruhig und unaufgeregt. Es gelingt ihr hervorragend, eine Atmosphäre zu schaffen. Insbesondere die Beschreibungen der Natur, des rauen Meeres und der Arbeit der Hummerfischer sowie die Darstellung der ganz eigenen, patriarchal geprägten Gesellschaftsstruktur dieses Ortes sind hervorragend gelungen. Es war spannend zu lesen, wie „Neulinge“ wie Ann und Julie einerseits eine neue Dynamik in das Leben in Stone Harbor bringen, ihnen anderseits das Leben dort auch hilft, zu sich selber zu finden.

Im Fokus steht besonders die Geschichte von Mina, die als Kind ihre Sommerferien in der Gegend verbracht hat. In Rückblenden wird immer wieder der Sommer 1982 thematisiert, in dem etwas geschah, das ihre Familie nachhaltig erschütterte. Was genau passiert ist, wird in dem Roman jedoch nie vollständig aufgeklärt. Das hat mir aber tatsächlich gut gefallen, denn es gibt nun mal im Leben nicht immer eine Antwort auf alles.

Überhaupt nicht mochte ich allerdings den Prolog. Meiner Meinung nach hat er bereits zu viel vorweggenommen. Das hat mich wirklich gestört. Ich verstehe zwar, dass Prolog und Epilog einen Rahmen um die Geschichte bilden sollten, aber das hätte man aus meiner Sicht anders lösen sollen. Ich würde jedem, der das Buch liest, empfehlen, den Prolog zu überspringen und ihn erst am Ende, vor dem Epilog, zu lesen.

Fazit. ‚Die Hummerfrauen‘ ist eine ruhige Geschichte, die vor allem mit einer großartigen Atmosphäre und toll geschriebenen weiblichen Protagonistinnen punktet. Für mich ist es das perfekte Sommerbuch.

Bewertung vom 01.09.2025
Claus, Calle

Die drei ??? Kids, Geheimnis um CubeMax


sehr gut

Die drei ??? Kids – Abenteuer in der Pixelwelt

Ich bin mit den Drei ??? aufgewachsen. Daher fand ich dieses Crossover mit dem Computerspiel Minecraft anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Aber ich bin hier auch nicht die Zielgruppe ;-) . Mein Patenkind war jedenfalls begeistert. Er liebt Detektivgeschichten und Minecraft, daher war dieses Buch wie für ihn gemacht.

Gut gefallen hat mir dann die Mischung aus Fließtext und Comic. Das lockerte die Geschichte auf und vor allem der Part, der in der Computerspielwelt spielt, lässt sich bildhaft besser darstellen als mit reinem Text.
Das in dem Buch beschriebene Computerspiel heißt zwar CubeMax, seine Optik und Spielmechanik sind aber eindeutig dem Spiel Minecraft nachempfunden. Gerade hier boten die Comic-Seiten einen spannenden Wiedererkennungseffekt.

In diesem Buch liegt der Fokus des Abenteuers der drei Detektive auf den Besonderheiten des Computerspiels, also den besonderen Fähigkeiten von Spielfiguren und den Effekten innerhalb des Spiels. Zwar gibt es nebenbei auch einen Fall zu lösen. Die detektivischen Fähigkeiten sind hier aber nicht ganz so gefragt, wie in den üblichen Drei ??? Geschichten. Trotzdem war die Handlung spannend und vor allem der Showdown am Ende, bei dem Justus über sich hinaus gewachsen ist, fand ich sehr gelungen.

Fazit. ‚Die drei ??? Kids - Geheimnis um CubeMax‘ ist ein kreatives Crossover zwischen den Drei ??? Kids und Minecraft und dürfte vor allem jenen Kindern Spaß machen, die beides mögen. Die Mischung aus erzählendem Text und Comic fand ich sehr gelungen und passte gut zur Thematik. Eine Fortsetzung der Geschichte ist bereits für Anfang 2026 angekündigt.

Bewertung vom 14.08.2025
Leimbach, Thorsten;Jost, Beate

Kosmos SchlauFUX Roboter und KI


gut

Interessanter Inhalt, Umsetzung nicht überzeugend

"Roboter und KI" ist ein Sachbuch für Kinder aus der Kosmos SchlauFUX-Reihe. Das Buch hat ein angenehmes großes Format, ist ein Hardcover und liegt somit gut in der Hand. Mit 62 Seiten ist es nicht zu dick, enthält aber viel Inhalt zum titelgebenden Thema. Verständlich geschrieben wird das Thema Robotik und seine Anwendungsmöglichkeiten behandelt. Die einzelnen Kapitel sind ansprechend mit Fotos oder Grafiken illustriert.

Interessant, aber letztlich nicht überzeugend fand ich die „Navigation“ des Buches. Jede Doppelseite stellt ein Kapitel dar, in dem ein Aspekt zum Thema Roboter und KI behandelt wird. Dabei gibt es über das Buch verteilt sieben Themenschwerpunkte, die mittels Farbcode gekennzeichnet sind. Am linken und rechten Rand jeder Doppelseite befindet sich ein „Navigationsmenü“, mit dem man zu passenden Folgekapiteln vor- oder zurückspringen kann. Wahrscheinlich wollte man hier die Browser-Navigation im Internet nachempfinden. Anfänglich fand ich die Idee noch originell. Der Nachteil ist jedoch: Wenn man das Buch „normal“ durchblättert, ist die Aneinanderreihung der Kapitel willkürlich und nicht aufeinander aufbauend.
Inhaltlich bleiben die Texte der Kapitel für meinen Geschmack eher an der Oberfläche. Sicher, wenn man sich alles zu einem Themenschwerpunkt durchgelesen hat, ist es eine gute und kindgerechte Informationszusammenstellung. Die fehlende Chronologie erschwert jedoch das Erfassen der Themen.

Das ist natürlich meine „erwachsene Sicht“. Für ein Kind mag diese Form des Entdeckens vielleicht spannend sein. Das ist sicher auch eine Typfrage. Mein Patenkind fand das Buch zwar ganz gut, meinte aber auch, dass er schon bessere Wissensbücher hatte.

P. S.: Als Lego-Fan ist mir natürlich sofort aufgefallen, dass der auf Seite 10 abgebildete Roboter Wall-E kein Lego ist, obwohl die Bildunterschrift etwas anderes behauptet. Das ist sicherlich kein Drama, aber ich finde so einen Fehler dann doch ärgerlich.

Bewertung vom 04.08.2025
Eschbach, Andreas

Die Auferstehung


gut

Die Auferstehung der Drei ??? – starke Grundidee, durchwachsene Umsetzung

Ich bin kein Hardcore Drei ??? Fan, habe als Kind aber gerne die Hörspiele gehört und war in den letzten Jahren regelmäßig bei den Live-Shows. Daher hat mich die Prämisse des Romans begeistert: Eine Drei ??? Geschichte, in der die drei Detektive keine Teenager mehr sind, sondern erwachsene Männer von Mitte 50. Ein tragisches Unglück hat die Drei entzweit. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn während Bob noch sporadisch Kontakt zu beiden hat, haben Justus und Peter seit 30 Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt.

Gelungen fand ich die Charakterisierung und den Werdegang der drei Detektive. Das war plausibel beschrieben und vor allem Justus habe ich von Beginn an gemocht. Auch der Grund für den Bruch zwischen Justus und Peter war nachvollziehbar. Etwas unglaubwürdig war für mich allerdings, dass Peter 30 Jahre lang emotional auf der Stelle tritt und die Geschehnisse scheinbar nicht wirklich verarbeitet hat. Dafür erfolgte die Versöhnung dann aber sehr schnell.
Der „Fall“, um den es in diesem Buch geht, war durchaus interessant. Hauptfigur war hier aber häufig „Kommissar Zufall“, was mich doch gestört hat. Vor allem den Handlungsstrang von Peter und wie er mit dem Fall in Berührung kommt, fand ich doch arg konstruiert.
Leider hatte die Handlung auch ein paar Längen, es dauert für mein Empfinden, bis die Geschichte in Gang kommt. Ab dem Moment, in dem die drei wieder zusammenkommen und gemeinsam in dem Fall ermitteln, wurde es spannend und ich hatte wirklich Freude an dem Buch. Auch das Ende war dann clever gemacht und auf den letzten Seiten hatte ich sogar ein paar Tränen in den Augen.

Was das Buch für mich leider etwas madig gemacht hat, ist der Schreibstil des Autors. Die Geschichte wirkte auf mich lieblos heruntergeschrieben. Teilweise kam es zu Wiederholungen und holprigen Satzkonstruktionen. Außerdem hatte ich nicht den Eindruck, dass sich Eschbach mit der Geschichte der Drei ??? auseinandergesetzt hat. Es gab zwar Verweise auf Personen wie die Familie Hitfield, Kommissar Reynolds oder Skinny Norris, aber ansonsten blieben Querverweise zu vergangenen Fällen aus. Auch wenn sich Justus, Peter und Bob an die Vergangenheit erinnerten, blieb das sehr oberflächlich und klang hölzern.

Fazit. ‚Die Auferstehung‘ war für mich ein Buch mit Licht und Schatten. Die Grundidee fand ich großartig. Allerdings war mir die Handlung etwas zu konstruiert und der Schreibstil leider auch nicht überzeugend. Im letzten Drittel konnte mich das Buch dann aber doch noch packen und das Ende bietet auf jeden Fall Potenzial für weitere Romane mit den erwachsenen Detektiven. Diese würde ich mir aber von einem anderen Autor wünschen.

Bewertung vom 29.07.2025
Gancarczyk, Martin

Praise The Wicked


ausgezeichnet

Dies war bereits das vierte Buch des Autors, das ich gelesen habe, und es hat mir wieder viel Spaß gemacht. Ich war berührt, habe mit den Figuren mitgelacht und mitgelitten.

Es sind zwei Faktoren, die die Bücher von Martin Gancarczyk für mich besonders machen. Da ist zum einen der fantastische, sarkastische Humor. Die Figuren sagen, was sie denken, es wird geflucht und die Sprache ist manchmal derb… muss man mögen... und ich mag diesen Schreibstil sehr! Allein deswegen freue ich mich immer auf jedes neue Buch des Autors.

Was ich an den Büchern des Autors außerdem liebe, ist die Charakterzeichnung, die auch in ‚Praise the Wicked‘ wieder sehr gelungen ist. Die Figuren sind vielschichtig, divers, haben Ecken und Kanten und teilweise heftige Bruchstellen in ihrer Biografie, ohne wirklich gebrochen zu sein.
‚Found Family‘ ist eines meiner Lieblings-Tropes und hier bin ich wieder voll auf meine Kosten gekommen. Ich durfte einmal mehr eine liebenswert-chaotische Freundesfamilie kennenlernen, die bedingungslos loyal zueinander steht und füreinander alles geben würde. Allein das Verhältnis zwischen Malcom und Snow (überhaupt… Snow… was für ein wunderbarer Charakter!).

Die Handlung des Romans ist durchgängig spannend, zwischendurch kommt man kaum zu Atem. Vor allem am Ende spitzen sich die Ereignisse so krass zu, dass ich an einer Stelle dachte: „Nein! Das hat er [der Autor] jetzt nicht wirklich getan!“. Das Ende hat mich aber sehr glücklich gemacht. Ich finde es toll, dass die Handlung grds. abgeschlossen ist, die Welt aber viel Potential für weitere Geschichten hat. Umso mehr freut es mich, dass Martin Gancarczyk gerade eine neue Story aus Fablehaven angeteasert hat. Ich bin ja sowieso Wiederholungstäter und komme sehr gerne wieder.

Bewertung vom 27.07.2025
Henry, Emily

Great Big Beautiful Life


sehr gut

Liebe, Familie und Geheimnisse

‚Great Big Beautiful Life‘ war mein drittes Buch von Emily Henry. Und es war tatsächlich das erste, was mich wirklich überzeugt hat.

Dabei klang der Klappentext nach dem altbekannten Muster einer „Enemies-to-Lovers“-Geschichte. Und ja, dieser Aspekt ist Teil des Buches. „Feinde“ sind die beiden Protagonisten Alice und Hayden allerdings nicht, sondern sie konkurrieren um denselben Job: die Biografie der ehemaligen Society-Lady Margaret Ives zu schreiben.

Ich fand es schön, wie sich die Beziehung zwischen Alice und Hayden entwickelt hat, auch wenn die Anziehung natürlich mal wieder sehr schnell ging. Aber es war wenigstens nicht so schmalzig beschrieben, wie z.B. in dem Roman ‚Booklovers‘ der Autorin. Auf die spicy Szenen hätte ich persönlich verzichten können, aber das ist Geschmackssache.

Auch die Charakterisierung der Figuren fand ich gelungen. Gerne hätte ich noch etwas mehr über Hayden erfahren, aber da das Buch aus der Ich-Perspektive von Alice geschrieben ist, lag der Fokus natürlich stark auf ihrer Person. Vor allem die Szenen, die in Alice‘ Elternhaus spielten und das Verhältnis zu ihrer Mutter fand ich schön geschrieben.

Was mich außerdem begeistert hat, war die Geschichte von Margaret Ives. Ihre Erzählung zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und war spannend zu lesen. Man merkt schnell, dass hinter ihrer Schilderung mehr steckt, und auch Alice und Hayden stoßen auf Ungereimtheiten. Dass deren Auflösung nur durch einen Zufall gelingt, hat mich zwar ein wenig gestört. Dennoch hat mich das Ende emotional sehr mitgerissen.

Mein einziger größerer Kritikpunkt bezieht sich auf den Epilog, der für meinen Geschmack leider viel zu kitschig ausgefallen ist und den ich außerdem ziemlich überflüssig fand. Man hätte das Buch wunderbar mit dem letzten Kapitel enden lassen können. Da mir der Roman ansonsten aber gut gefallen hat, kann ich über dieses Manko gerne hinwegsehen.

Bewertung vom 03.07.2025
Rossell, Judith

Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen


ausgezeichnet

Starke Mädchen, starke Geschichte

Zunächst fällt das schön gestaltete Cover ins Auge, auf dem es viel zu entdecken gibt. Dies setzt sich im Inneren des Buches fort. Die Illustrationen sind meiner Meinung nach großartig gelungen, sie ergänzen den Text sehr gut. Vor allem die doppelseitigen Bilder geben die Atmosphäre der Geschichte ganz toll wieder.

Auch die Idee der Geschichte hat mir sehr gefallen. Rebellische Mädchen werden auf eine spezielle Schule geschickt, um dort „gesellschaftsfähig” erzogen zu werden. In Wahrheit ermuntert die Schulleiterin Miss Mandelay ihre Schützlinge jedoch zu selbstständigem Denken und dazu, ihre Stärken zu entdecken und sie für das Gute einzusetzen. Diesen feministischen Grundton fand ich großartig!
Miss Mandelay ist es wichtig, dass die Mädchen „nützliche“ Dinge lernen. Das Buch wird zwischen den Kapiteln immer wieder durch die Beschreibung dieser „nützlichen Dinge“ aufgelockert, z. B. Charleston tanzen, ein Tier dressieren, Morsecode, Knoten knüpfen, möglichst geräuschlos gehen … Ich denke, viele Kinder werden sich dazu animiert fühlen, die beschriebenen Dinge selbst auszuprobieren. :-) .

In der Geschichte begleiten wir die drei Mädchen Maggie, Nell und Sofie, die neu an die Schule kommen. Anfangs ist alles ungewohnt und auch ein bisschen überfordernd für die Kinder. Doch nach und nach schließen sie Freundschaften, entdecken ihre Stärken und tragen schließlich maßgeblich dazu bei, einen Entführungsfall aufzuklären.
Gegen Ende wird es sehr spannend und auch ein bisschen gruselig. Kinder, die eher zu Ängsten neigen, sollten hier vielleicht begleitet werden.
Der Verlag empfiehlt das Buch für Kinder ab 10 Jahren. Zum Selberlesen ist diese Altersempfehlung angemessen, zum Vorlesen werden auch jüngere Kinder ab 8 Jahren ihren Spaß haben.

Fazit. ‚Midwatch –Schule der unerwünschten Mädchen‘ war wieder einmal ein Kinderbuch, das mir rundum gefallen hat. Die Geschichte ist spannend erzählt und enthält eine tolle Botschaft. Die wunderschönen Illustrationen ergänzen die Handlung perfekt und bereichern das Leseerlebnis. Ich würde mich freuen, mehr von dieser außergewöhnlichen Schule zu lesen.

Bewertung vom 24.06.2025
Williamson, S. F.

Die Sprache der Drachen


sehr gut

Ein vielschichtiger Roman mit Schwächen im Worldbuilding

Wir befinden uns im Jahr 1923 in einem alternativen London, in dem Drachen real sind. Ein Friedensvertrag regelt das Zusammenleben von Menschen und Drachen, organisiert die Gesellschaft streng hierarchisch und benachteiligt sowohl niedere Klassen als auch Drachen. Sowohl bei den Menschen als auch den Drachen regt sich Widerstand. Dieses fast dystopische Setting hat mir gut gefallen.

Im Mittelpunkt steht die 17-jährige Vivien – ehrgeizig, systemtreu erzogen und bereit, moralisch fragwürdige Entscheidungen zu treffen. Ihr Weltbild gerät ins Wanken, als sie erfährt, dass ihre Eltern Teil der Rebellion sind.
Vivien ist eine interessante Figur. Zwar ist sie keine Sympathieträgerin, aber ihre Einstellung und ihr Verhalten sind nachvollziehbar. Ich fand es gut, dass sie sich immer wieder hinterfragt und mit ihrem Gewissen hadert. Sie weiß, dass ihr Handeln falsch ist, stellt aber dennoch ihr Wohl und das ihrer Familie immer in den Vordergrund. Mir hat gefallen, dass wir hier keine strahlende Heldin haben, die von Anfang an das Richtige tut, sondern dass diese Wandlung ein langer Prozess ist.

Besonders spannend fand ich den Handlungsstrang um Bletchley Park, wo Vivien mit anderen Jugendlichen an geheimen Projekten gegen die Rebellen arbeitet. In ihrem Fall geht es um die Entschlüsselung einer geheimen Drachensprache. Denn die Drachen in dem Buch sind komplexe, intelligente Kreaturen mit eigener Sprache und Sozialverhalten. Gerade die Bedeutung von Sprache als Teil von Identität und Kultur wird im Rahmen der Handlung sehr gut herausgearbeitet.

Anstelle einer dominanten Liebesgeschichte legt die Autorin den Fokus auf politische Verwicklungen, persönliche Schuldfragen und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Zwängen. Die Liebesbeziehung entwickelt sich langsam, bleibt dezent im Hintergrund und wirkt dadurch umso glaubwürdiger. Das Ende des Buches war hier überraschend und berührend.

Ich hätte mir in Bezug auf das Worldbuilding etwas mehr Details gewünscht. Der Friedensvertrag wird zwar immer wieder erwähnt, aber nicht ausreichend erklärt. Überhaupt wurde das gesellschaftliche Zusammenleben zwischen Drachen und Menschen nur am Rande behandelt. Auch der historische Kontext war mir zu ungenau: Einerseits gibt es diesen seit 50 Jahren gültigen Friedensvertrag, andererseits ist aber von einem Krieg vor fünf Jahren die Rede, der vermutlich dem Ersten Weltkrieg entspricht. Wer da aber gegen wen Krieg geführt hat, wurde nie erläutert. Das fand ich alles maximal verwirrend hat mich doch immer wieder rausgebracht, weil sich hier für mich kein klares Bild ergab.

Fazit. ‚Die Sprache der Drachen‘ war für mich ein Buch mit Licht und Schatten. Einerseits hat mir vieles an dem Buch gefallen: das Grundsetting, die glaubhafte Entwicklung der Protagonistin, die spannende Handlung, die langsame Liebesgeschichte. Die Schwächen im Worldbuilding trübten das Leseerlebnis etwas, aber das offene Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen, in der die für mich unklaren Punkte dann hoffentlich besser erläutert werden. 3,5 Sterne.