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Tina
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München

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Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 13.12.2025
Koch, Maria Margareta

Mord kann nicht jeder. Ein Kriminalfall mit Handicap aus Tutzing


sehr gut

Ein spannender Roman mit einem ganz besonderen Helden:
„Mord kann nicht jeder“ ist bereits das zweite Buch, das ich von Maria M. Koch gelesen habe, diesmal als Testleserin — und auch diesmal hat mich ihre Art zu erzählen beeindruckt. Obwohl ich das Buch nicht in einem Stück lesen konnte, musste ich nicht zurückblättern, um den Faden wiederzufinden — ein deutliches Zeichen dafür, wie klar, einprägsam und bildhaft die Autorin schreibt.
Im idyllischen Tutzing verschwindet eine adlige Dame unter mysteriösen Umständen. Benni, ein geistig beeinträchtigter, aber sympathischer junger Mann, gerät selbst in den Kreis der Verdächtigen. Aus Angst vor dem Gefängnis beginnt er, auf eigene Faust zu ermitteln, um seine Unschuld zu beweisen und stellt sich dabei gar nicht schlecht an. Aus dem kindlich-naiven Außenseiter wird ein mutiger, entschlossener "Erwachsener", der zum Helden seiner eigenen Geschichte reift.
Im Zentrum der Geschichte steht erneut Benni. Mit großer Empathie zeichnet Maria M. Koch diese Figur und seine Innenwelt: sein Denken, seine Sprache, seine berührende Offenheit und seine sympathische Naivität.
Der Autorin scheinen die Ideen rund um die Geschichten über Benni nicht auszugehen. Erstaunlich, wie geschickt und stimmig sie die Handlung konstruiert. Sie schreibt spannend und zugleich unterhaltsam.
Die Geschichte ist in der Gegenwartsform geschrieben, was mich besonders in den Sog der Handlung gezogen hat: alles wirkt nah, unmittelbar und lebendig. Zum Ende hin nimmt das Tempo deutlich zu, die Spannung steigert sich spürbar, und man kann das Buch kaum noch aus der Hand legen.
Das Setting in Tutzing verleiht der Geschichte zusätzliche Atmosphäre: Der Ort ist lebendig beschrieben, gut vorstellbar und bildet die perfekte Kulisse für diesen ungewöhnlichen Kriminalfall.
Fazit:
„Mord kann nicht jeder“ ist ein spannender, warmherziger Wohlfühlkrimi, der weniger auf Schockeffekte setzt als auf Menschlichkeit, Charaktertiefe und Figurenentwicklung. Ein Roman, der unterhält, berührt und im Gedächtnis bleibt - ideal für alle, die Spannung mögen und dabei das Gefühl nicht missen wollen.

Bewertung vom 11.11.2024
Koch, Maria M.

Das liebt nicht jeder


ausgezeichnet

Ein außergewöhnlicher Roman über einen geistig behinderten jungen Mann auf der Suche nach Liebe und Anerkennung und dessen Schwierigkeiten auf dem Weg zu seinem Ziel. Sein sehnlichster Wunsch ist es, eine Freundin zu finden, doch am Ende passiert etwas, das noch wichtiger ist. Der Roman greift selbst das Tabuthema Sexualität bei Behinderten sensibel und nachvollziehbar auf. 
 
Besonders gut gefiel mir der bildhafte Schreibstil der Autorin und deren Vergleiche, die ich hier exemplarisch aufführen möchte:

„Sie presst die Lippen zu einem Strich, als wolle sie eine Bombe am Explodieren hindern.“ 
„Olga sitzt dort am Tisch in sich zusammengesunken wie ein Salzburger Nockerl nach dem Anstich.“ 
„Sein Herz klopft schon wieder einmal im Nähmaschinentakt.“ 
„ Er nimmt einen tiefen Atemzug und spürt den Felsbrocken mit den scharfen Kanten von seiner Brust poltern und in kleine Steine zerfallen.“ 
„Der Rest seiner Angst zerbröselt zu feinem Staub.“ 
 
Es gelingt der Autorin, Sympathie für ihren Protagonisten zu entwickeln und seinem Lebensweg neugierig zu folgen. Benni ärgert und schämt sich für seine Behinderung und riskiert Konsequenzen, wenn er von den Betreuern Verbotenes tut. Seine Ängste und Wünsche werden von der Autorin ebenso gut portraitiert wie sein ausgezeichneter Geruchssinn als besondere Gabe. Auf dem Weg zu seinem Ziel fühlt er sich nur von seinem Bruder und dessen Freunden so akzeptiert, wie er eben ist. Am Ende ist man als Leser so stolz wie die Figur Benni selbst, als er gesellschaftliche Anerkennung erreicht.