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Benutzername: 
Darkshine
Wohnort: 
Zella-Mehlis

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2015
Atlantia
Condie, Ally

Atlantia


gut

Bay und Rio sind Zwillingsschwestern, die in Atlantia leben, einer bezaubernden Unterwasserwelt. Denn vor langer Zeit mussten die Menschen neuen Lebensraum suchen und erschufen eine Stadt im Meer, geschützt von einer großen Glaskugel. Als Bay sich am Tag der Trennungen ganz unverhofft dazu entschließt, ihr Leben fortan auf der Landoberfläche zu verbringen, bricht für Rio eine Welt zusammen. Denn Rio entschied sich für ein Leben unter dem Wasser. Doch für Rio steht fest: Sie wird ihrer Schwester folgen und wird sie oben, an Land, wiedersehen. Doch der Weg ist nicht leicht und sehr gefährlich…

Mit Atlantia hat die Autorin Ally Condie eine interessante Mischung aus Fantasy und Dystopie erschaffen. Eine Welt, in welcher der natürliche Lebensraum durch Verschmutzung der Natur und Luft zerstört ist, ist schon heute durchaus vorstellbar. Ally Condie lässt die Menschen in ihrer Zukunftsfantasie auf den Meeresgrund flüchten… Die Stadt im Meer wird von der Autorin wundervoll beschrieben. Mit viel Liebe zum Detail malt sie mit ihren Worten eindrucksvolle Bilder und lässt den Leser teilhaben an dem Leben Unterwasser. Manchmal wird es recht esoterisch, doch Condie behält den roten Faden und zeigt, wie wichtig es in einer solchen Situation ist, sich am Glauben festhalten zu können. Denn auch, wenn Atlantia wundervoll ist, so zeigt die Autorin immer wieder, dass es dennoch eine Art Gefängnis ist.

Als Leser erkundet man die Unterwasserwelt durch die Augen von Rio, die ihre Schwester verloren hat. Ich persönlich bin mit der Hauptfigur nie zur Gänze warm geworden. Ich schätze, sie ist einfach ziemlich kalt und zufrieden mit sich selbst. Daher lässt sie selbst den Leser nicht wirklich an ihrer Gefühlswelt teilhaben. ;) Auch andere Charaktere werden von der Autorin zu sehr im Dunkeln gelassen. Statt auf die wichtigen Charaktere und deren Entwicklung einzugehen, befasst sich Ally Condie m.E. dann zu sehr mit Kleinigkeiten, die weder zum Fortschritt der Handlung beitragen, noch Spannung oder Emotionen erzeugen. Situationen wiederholen sich nahezu und es passieren Dinge, ohne ein handfestes Ergebnis. Daher plätschert das Buch bis zur Mitte ziemlich vor sich hin.

Stattdessen wurden essentielle Empfindungen und Erfahrungen der Charaktere nahezu ausgeblendet. Ich zweifle stark daran, dass Rio keine tiefgründigeren Emotionen auf ihrer Reise an die Landoberfläche empfindet. Oder dass sie gegenüber anderen Menschen einfach keine Emotionen hegt. Auf die Art und Weise ist vor allem die Liebesgeschichte wenig überzeugend und auch das Ende wirkt insgesamt zu fad und einfach gestrickt.

Begeistert bin ich jedoch von den Fantasyelemten. Die Hauptfigur hat Kräfte, die sie sehr einzigartig und interessant machen. Diesen „Mächten“ auf den Grund zu gehen, hat mir während des Lesens großes Vergnügen bereitet. Auch das allwährende Rätselraten um die Welt im „Oben“ war interessant und spannend. Und auch, wenn nicht ganz die Auflösung kam, die ich mir gewünscht hätte, bin ich insgesamt doch ganz zufrieden. Ein zweites Mal lesen würde ich das Buch aber nicht.

Fazit: Klare Abzüge beim Spannungsbogen, dafür aber ein großes Lob bezüglich der malerischen Beschreibung Atlantias. Eine Leseempfehlung gibt’s für all jene, die gern mal in eine ganz andere Welt „abtauchen“ wollen ;)

Bewertung vom 14.02.2015
Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
Lindner, Lilly

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin


ausgezeichnet

Phoebe liebt ihre große Schwester. Weil April hübsch und klug und einfach eine großartige Schwester ist! Am liebsten würde Phoebe daher Tag und Nacht um April herum sein. Da gibt es nur ein Problem: April ist weggesperrt. Denn sie ist krank. Sie isst nicht mehr.
Phoebe versteht nicht, wo ihre Schwester ist und warum sie sie nicht sehen darf. Ihre Eltern können ihr nicht helfen. Aber Phoebe will April nahe sein. Irgendwie. Also schreibt sie ihr Briefe. Unaufhörlich. Unwissend, ob sie je Antwort bekommt; ob April die Briefe überhaupt liest. In die Stille hinein.

"Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" erzählt die traurige Geschichte von April, einem Mädchen, das magersüchtig ist. Das Buch erzählt, wie die Familie zusammenbricht und sich alle in der Krankheit verlieren. Und dazwischen steht Phoebe - unwissend und viel zu jung, um zu begreifen, was mit ihrer Schwester geschieht. Doch damit will sie sich nicht abfinden, sie will April verstehen und sie will sie ganz sicher nicht verlieren. Also schreibt sie ihrer großen Schwester Briefe.

Diese Briefe sind wundervoll wortgewandt und speziell. Sie sind voller Kreativität und Wortneuschöpfungen, die aber nicht nerven, sondern erheitern. Es macht den Eindruck, als sei die 9jährige Phoebe ein hochbegabtes junges Mädchen. Es ist wirklich beeindruckend.

Gleichzeitig ist es aber auch sehr emotional. Phoebe hat Angst, ihre Schwester zu verlieren, aber auch den Halt zu ihrer Familie und zu sich selbst. Diese Ängste werden sehr einfühlsam, aber durchaus realistisch eingefangen. Die Figuren wirken zu jeder Zeit echt, wenn mir auch nicht alle (allen voran die Eltern) immer sympathisch waren. Man spürt die Verzweiflung aller Beteiligten auf jeder Buchseite und man wünscht ihnen Halt.

Ich finde es wichtig und bedeutend, dass auf diese Weise über das Thema Magersucht geschrieben wurde. Durch den Blick der kleinen Schwester bekommt der Leser die Möglichkeit, diese Krankheit zu begreifen. Natürlich ist diese Krankheit facettenreich und individuell, dennoch denke ich, dass Außenstehende ein bisschen die Welt begreifen lernen, in der Magersüchtige leben müssen. Ich finde es wichtig, dass diesen Themen ein öffentlicher Diskurs gewidmet wird, um das Verstehen zu erleichtern.

Die Realitätsnähe, die das Buch m.E. erreicht hat, wirkt beinahe schockierend. Ich denke, dass durch die eigene Vergangenheit der Autorin (Lilly Lindner war eigenen Angaben zufolge selbst lange Zeit magersüchtig) viel echte Emotionen einfließen konnten, die eine realistische Darstellung ermöglicht haben.

Fazit: Ich bin sehr beeindruckt. Ich habe das Buch aus den Händen gelegt, doch der Inhalt wird noch lange Zeit nachhallen!