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Runenmädchen

Bewertungen

Insgesamt 31 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2024
Issa
Mahn, Mirrianne

Issa


ausgezeichnet

Jetzt schon eines meiner Highlights 2024

Wir begleiten Issa, eine junge, starke Frau, die den Spagat zwischen den Kulturen meistert und versucht, sich selbst zu finden, ohne es bewusst zu wissen.

Um mit dem Fazit zu beginnen: Ich kann euch das Buch wärmstens empfehlen. Ich war begeistert, vom ersten Satz bis zur letzten Seite. Es hat für mich alles gepasst und ich liebte es, Issa zu begleiten.

Issa fliegt, aufgrund ihrer ungeplanten Schwangerschaft, nach Kamerun, ihrem Geburtsland- vorrangig, um ihrer Mutter einen Gefallen zu erweisen. Denn Issa wird in Kamerun eine Reihe von Ritualen durchführen lassen. Für ihr Glück, ihren Segen und sicherlich auch aus Tradition. Es war spannend, diese Rituale und die große Familie kennenzulernen. Insbesondere die Details der Rituale waren unglaublich interessant, aber es war nicht nur die Beschreibung der Durchführung die vermittelt wurde, vielmehr hat Mahn gezeigt, was das Erlebte mit der Protagonistin macht. Vieles war ihr unangenehm, hat manches jedoch aus Respekt über sich ergehen lassen. Und wie sehr es zu ihrer Charakterentwicklung beigetragen hat, wurde durch Mahn subtil dargestellt.

Mirrianne Mahn ist für mich eine talentierte Schriftstellerin und ich hoffe, zukünftig mehr von ihr zu lesen. Sie führt uns gekonnt, humorvoll und dennoch mit viel Feingefühl, pointiert, charmant, klug und voller Esprit durch die Geschichte, und vor allem verliert sie nie das Wesentliche aus den Augen.

Die Figuren schließt man sofort ins Herz, es gibt Charakterentwicklungen und durch die beiden Erzählstränge zweier Familienmitglieder, eine davon ist unsere Ich-Erzählerin Issa, kann man vollends nachvollziehen, weshalb die Figuren so sind wie sie eben sind und wodurch die Figuren geprägt wurden.

Hier funkelt wertvolle Lektüre!

Bewertung vom 15.03.2024
Sund
Lichtblau, Laura

Sund


gut

Unkonventionell und wenig greifbar, wenngleich es sensibilisiert!

Es geht um die Aufarbeitung der Familiengeschichte unserer Ich-Erzählerin. Ihr Urgroßvater soll am Euthanasie - Programm Hitlers beteiligt gewesen sein, welches initiiert wurde, um, aus Sicht der abartigen Ideologie, „Ballastexistenen“ den „Gnadentod“ zu gewähren.

Das klingt unvorstellbar und furchtbar. War es auch. Ist es auch. Bleibt es auch. Und hier liegt auch mein Hauptkritikpunkt. Ich konnte nicht feststellen, dass das Verhalten, die Taten kritisch hinterfragt worden ist. Vielleicht wurde es aufbereitet, ich konnte es dann aber nicht erkennen. Der Schreibstil ist, wie bereits angedeutet, wenig greifbar, Vieles bleibt unerwähnt oder ist mir hinter einem nebeligen Schwall schön klingender Worte verborgen geblieben.

Die Autorin kann großartig mit Worten umgehen, wenn nicht sogar spielen, und dementsprechend gut schreiben. Ich befand mich eingangs in einem Sog, ich fand es klasse und klebte an Lichtblaus Ausführungen. Doch je dichter ich dem Kern der Geschichte kam, desto unbedeutender wurde mir die Sprache und ich habe mir umso mehr eine klarere und kritischere Darstellung gewünscht.
Bei einem leichteren Thema hätte ich gewiss mehr Sterne vergeben!

Denn es ist so ein wichtiges Thema und darf ebensowenig vergessen werden wie alle anderen Gräueltaten aus der NS-Zeit, zumal ich vergleichbar wenig Romanliteratur zu explizit dieser Thematik gefunden habe. Und genau deshalb bin ich mir unsicher, ob die spezielle Herangehensweise der Autorin die Vielzahl der interessierten Leser ansprechen wird, wenngleich es sensibilisiert.

Es ist daher nur bedingt empfehlenswert, weshalb ich nur drei Sterne vergeben möchte.

Bewertung vom 07.03.2024
Arctic Mirage
Kokkonen, Terhi

Arctic Mirage


gut

Kalt, Kälter, Arctic Mirage

Der Roman ist zum einen stark aufgebaut, fängt es doch mit Mord an dem Protagonisten Risto an. Man möchte sofort auf Spurensuche gehen, herausfinden, welche Beweggründe seine Frau Karo hatte, ihn zu ermorden. Man erfährt peu à peu wie es zu der Gewalttat gekommen war, wie die Beziehung zwischen den Protagonisten zu sein scheint, bzw. einzuordnen ist. Soweit so gut!

Zum anderen ist es stellenweise (auf Nebenschauplätzen) sterbenslangweilig und nicht unbedingt nachvollziehbar, aus welchen Gründen gewisse Figuren überhaupt (und es klingt passender Weise eiskalt) eine Daseinsberechtigung haben. Ich frage mich, was genau die Autorin dazu bewegt hat, genau diese Nebencharaktere zu erschaffen, die meines Erachtens für die Geschichte unbedeutend und austauschbar sind.

Die Autorin schreibt sehr distanziert, emotionslos, kühl. Aber das ist sicherlich genauso gewollt gewesen. Zumindest passt es zum Setting, zu der kühlen, ungesunden Beziehung, die Karoliina und Risto unterhielten. Aber: Genauso kaltgelassen hat mich auch das Buch…

Und zuletzt noch ein Punkt, der alles etwas interessanter zu machen scheint: Die Autorin stiftete, so denke ich, gewollt etwas Undurchsichtiges, sie lässt Einiges ungesagt stehen oder geht gar nicht erst darauf ein, was mich manchmal fragend zurückgelassen hat. Diesen Stil muss man mögen, zumindest akzeptieren, weshalb ich den Roman nicht uneingeschränkt jedem empfehlen würde.
Knappe drei Sterne von mir!

Bewertung vom 03.03.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


ausgezeichnet

Nuancierter Roman, der berührt, ohne gefühlsduselig zu sein.

Das wunderschöne Cover und der Klappentext haben mich sofort angesprochen.

In Leuchtfeuer lernen wir zwei Familien kennen, dessen einzelne Familienmitglieder ihr jeweiliges Päckchen zu tragen haben. In diesem Buch geht es um Fehler und geschehene Unglücke und es zeigt auf, wie wichtig Kommunikation innerhalb der Familie ist, bevor „alles“ durch Schweigen zusammenbricht oder sich ändert. Und es stellt dar, wie lange jeder einzelne durch einen Unfall, der nicht aufgearbeitet worden ist, bis ins Erwachsenenalter in seinem Handeln und seiner Charakterentwicklung beeinflusst und gehemmt ist.

Der Schreibstil ist fesselnd, der Aufbau ist wunderbar strukturiert. Durch diverse (deutlich durch Kapitel gegliederte und benannte) Zeitsprünge und Perspektivenwechsel der Figuren taucht man einerseits kurzweilig andererseits dennoch recht intim in die Geschehnisse ein. Die unterschiedlichen Blickwinkel tragen zudem gewinnbringend zur Authentizität bei.

Ich denke, dass Shapiro nichts dem Zufall überlassen hat. Es wirkt alles, bis ins kleinste Detail, strukturiert und durchdacht, und doch erscheint es nicht konstruiert. Beim Lesen hat man das Gefühl, dass es nicht authentischer hätte sein können. Viele die dieses Buch lesen werden, dürften Parallelen zu ihrem eigenen Leben ziehen können, was nicht zuletzt auch an den Themen Demenz und Trauerfällen liegt.

Shapiro schreibt sehr bildhaft und stellenweise sehr subtil. Jeder Satz, der in diesem Buch steht, ist für mich berechtigt dort platziert worden. Auch die Verbindungen untereinander werden teils auf (leicht) „magische Weise“ zusammengehalten, da sie vom Leser wahrgenommen werden, nicht aber von den Figuren, die zeitgleich ganz andere Sorgen und Gedanken haben.

Klare fünf Sterne und gerne mehr aus ihrer Feder!

Bewertung vom 02.03.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


sehr gut

Es leidet, wer neidet…

Das Zusammenspiel eines inneren Konflikts, einer tiefgründigen Erörterung und einem Hauch Satire verleihen dem Buch etwas Besonderes.

Zuerst wollte ich es tatsächlich gar nicht lesen, wegen des Themas rund um Social Media. Dennoch bin ich froh, dass ich in die Geschichte eingetaucht bin. Yellowface hat mich inhaltlich überzeugen können, auch wenn die starke Präsenz rund um Social Media mich nicht hat fesseln können. Das war mir bewusst. Aber ich weiß natürlich, welch wichtige Rolle Social Media heutzutage, auch in der Buchbranche, spielt. Ich denke, dass dieser Bereich sehr gut und authentisch eingefangen wurde, deshalb dürfte das Buch in den sozialen Medien wohl auch so beliebt sein?!

Das Buch vermittelt etwas Wichtiges: Es zeigt deutlich auf, wie schnell die Meinungen Anderer in aller Munde sind, ganz gleich, ob berechtigt oder nicht, und wie stark die (meist überpräsenten) Meinungen vieler Nutzer sind. Vor allem aber zeigt es auf, welch eine Dynamik diese oft unüberlegten Meinungen entwickeln können, und was es auslösen kann.

Die Gratwanderung zwischen dem Drang erfolgreich zu sein, sowie Anerkennung zu ernten und der Angst aufgrund des moralischen Fehltritts aufzufliegen und es verdrängen zu wollen, wurde eindringlich beschrieben. Der innere Konflikt war spürbar und es war spannend, zu beobachten, wie sich die Protagonistin selbst, teils auch durch Ausreden und Schönreden, manipulierte.

Bewertung vom 01.03.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


gut

Alles nur ein Spiel?

Dieses Buch könnte für die Zielgruppe (Jugendbuch) bestimmt interessant sein. Darüber hinaus dürften viele Erwachsene nicht unbedingt auf ihre Kosten kommen.

Es geht um eine KI, das in einem Escape Room seine eigenen Ziele zu verfolgen scheint, was wiederum zu gefährlichen Situationen führt. Die Geschichte wurde als wendungsreich beschrieben, was zwar zutrifft, dennoch zeitgleich konstruiert wirkt.

Ich fand die Charaktere eher eindimensional, wenig interessant, ohne Esprit. Auch der Spannungsbogen wurde aus meiner Sicht künstlich aufrecht erhalten. Schlussendlich wurde ich immer wieder an ein anderes Buch der Autorin erinnert. Zugegeben kenne ich nur dieses eine weitere Buch von ihr. Aber Charaktere, Aufbau, Spannungsbogen und eine lange Auflösung waren mir im direkten Vergleich zu ähnlich. Für mich ist es ein Buch ohne Überraschungen gewesen.

Das Cover trifft zwar nicht meinen persönlichen Geschmack, aber es passt perfekt zum Thema und der Geschichte.

Bewertung vom 01.03.2024
Einfach gärtnern! Naturnah und nachhaltig
Mager, Horst

Einfach gärtnern! Naturnah und nachhaltig


sehr gut

Das 1x1 für Gärtner ohne grünen Daumen

Titel und Cover haben mich angesprochen, die Lebensfreude des glücklichen Gärtners (und damit auch Autors) ist sichtbar und hat mich dementsprechend schnell erreicht.

Inhaltlich wird das scheinbar „einfache“ Thema des Gärtnern komplex und ganzheitlich behandelt. Mein persönliches „Gartenproblem“ wären in erster Linie die Bodenbeschaffenheit und das richtige Wässern. Das Kapitel über Böden wurde zu meiner Zufriedenheit abgehandelt, ich bin um einiges schlauer und bin motiviert, einige Tipps umzusetzen. Das Kapitel Wässern wurde kurz und knapp abgehandelt, mit altbekannten Tipps. Hier hätte ich es mir etwas innovativer vorgestellt. Aber auch die andere Themen (insbesondere Tiere im Garten) sind wissenswert.

Die Fotos wurden von Simone Hawlisch geschossen. Sie sind ansprechend, setzen sich jedoch nicht unbedingt von Bebilderungen in anderen Sachbüchern übers Gärtnern ab. Viel besser hätte ich Übersichtsaufnahmen gefunden, die es zwar auch gibt, die aber leider nicht zentral sind. Die Bilder nehmen meistens eine ganze Seite ein. Hier hätte ich es schöner gefunden, insbesondere bei der Vorstellung einzelner Pflanzen, viele kleine Bilder anzuschauen, aber dafür alle Pflanzen bebildert zu bekommen. Ich musste hie und da selbst recherchieren, wie vorgeschlagene Pflanzen aussehen. Eine bebilderte Übersicht hätte ich klasse gefunden.

Was dieses Buch besonders macht? Tatsächlich ist es die transportierte Motivation, selbst ins neue Gartenjahr starten zu wollen, sowie eine prägnante Abhandlung verschiedener Themen, die gleichzeitig (meist) ausführlich genug sind, um nicht fragend zurück gelassen zu werden.

Mein Buch habe ich während des Lesens mit etlichen Klebezetteln versehen und freue mich auf die Gartensaison.

Fazit: Dieses Buch vermittelt nicht nur wissen, es motiviert auch zum planen, gestalten, shoppen und genießen!

Bewertung vom 26.02.2024
Die Entflammten
Meier, Simone

Die Entflammten


sehr gut

Kunst verbindet über Jahrhunderte hinweg

Das Buch, ein Hardcover, ist qualitativ hochwertig und passt mit dem wunderschönen, edel anmutenden Cover, das an die Impasto-Technik erinnert, thematisch perfekt zu Vincent van Gogh und der Geschichte rund um Jo, seiner Schwägerin.
Die auktoriale Erzählperspektive hat dazu beigetragen, dass eine gewisse Distanz zwischen mir und den Figuren entstand und bis zum Ende blieb, u.a. auch, weil sich die Emotionen bei allen Figuren gleich anfühlten und mir somit über diese Ebene keine erkennbaren, individuellen Charaktermerkmale vermittelt werden konnten. Dies ist, wie so oft bei Romanbiografien, natürlich sehr schade, da es sich eher liest, wie ein Geschichtsbuch. Das Besondere an diesem Buch ist allerdings, dass es einen weiteren Erzählstrang gibt. Dieser wird aus der Ich-Perspektive (zur heutigen Zeit) erzählt, wodurch man sich sofort in diese Figuren hineinversetzen kann. Noch besonderer ist, dass Gina, unsere Ich - Erzählerin, und Jo, aus der Vergangenheit, auf surreale Weise, sagen wir mal, miteinander verschmelzen. Nicht unbedingt greifbar, aber kreativ. Allen Interessierten (du musst für dieses Buch nicht unbedingt Interesse an der Kunst haben) wünsche ich viel Spaß auf dieser Lesereise!

Bewertung vom 26.02.2024
Mein Name ist Estela
Trabucco Zerán, Alia

Mein Name ist Estela


sehr gut

Unsere Protagonistin, Estela, schildert aus ihrer Sicht, wie es zum Tod des kleinen Mädchens gekommen war, auf das sie jahrelang aufgepasst hatte. Hierzu holt sie aus, bis in ihre Kindheit in Chile zurück.

Auf subtile Weise wird beschrieben, wie mit der Hausangestellten umgegangen wird und welche Stellung sie im Hause ihrer Herrschaften hat. Die Distanz zwischen den Herrschaften und der Angestellten ist sofort spürbar, insbesondere auch, weil Estela ausschließlich von dem namenlosen Señor, seiner Señora und dem Mädchen spricht. Durchdacht, plakativ und besonders! Es geht in diesem Roman auch um, und das dürfte keine Überraschung sein, Macht. Natürlich sitzen die Herrschaften am längeren Hebel, mag man denken, aber Estela ist trotzdem die einzige Person, die namentlich benannt wird und schlussendlich mehr weiß und mehr zu erzählen hat, als der Señor und seine Señora. Der Klassenunterschied wird sehr deutlich aufgezeigt. Und erst nachdem etwas Schlimmes passiert ist, bekommt die sehr wahrscheinlich ausgenutzte Hausangestellte eine Stimme, was sehr symbolträchtig wirkt.

Insgesamt ein lesenswerter Roman. Allerdings ziehe ich einen Stern ab, weil es einen Handlungsstrang gibt, den ich für mehr als überflüssig und überpräsent gehalten habe. Und warum muss mittlerweile in jedem neuerschienenen Roman das Wort f***** vorkommen? Soll es moderner wirken? Aktueller? Ich habe dafür wenig Verständnis und finde es nervig.

Bewertung vom 24.02.2024
Klarkommen
Hartmann, Ilona

Klarkommen


weniger gut

„Nüscht“ Neues
Das Cover würde niemals dekorativ in meinem Buchregal präsentiert werden, zugegebenermaßen passt es zum Inhalt. Es spiegelt das Leben eines Heranwachsenden extrem authentisch wider.
Die Autorin selbst lebt in ihrer Wahlheimat Berlin, ursprünglich kommt sie aus der Nähe von Stuttgart, inwiefern Ihre Geschichte autobiografisch ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Fest steht, dass das Geschriebene exakt so hätte passieren können. Andererseits muss ich leider auch genau diesen Punkt kritisieren: Es gibt weder Überraschungen noch etwas Neues. Gefühlt habe ich genau das schon etliche Male gelesen. Das Buch hat mich demnach stellenweise gelangweilt und leider keinesfalls bereichert, was schade ist.