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Hoelzchen

Bewertungen

Insgesamt 140 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2025
Izquierdo, Andreas

Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Andreas Izqierdo hat sich in seinem neuen Roman einen ganz besonderen Beruf für den Protagonisten ausgedacht, er ist Trauerredner. Obwohl Mads erst 28 Jahre alt ist, hat er in diesem Job seine Berufung gefunden. Auch wenn sein privates Umfeld ihm immer wieder darauf anspricht, dass er mit seiner tollen Stimme ein perfekter Radiomoderator wäre. Sein neuer Auftrag, bringt eine persönliche Note in die Arbeit. Sein früherer, bester Schulfreund Patrick ist bei einem Verkehrsunfall gestorben. Nun ist es an Mads die Trauerrede zu schreiben. Zusammen mit seinem Freund Fiete, einem Bestatter, wird der Tote betrachtet und schnell ist klar, dass der vermeintliche Verkehrsunfall ein Mord war. Auch die Hauptkommissarin Luisa Mills glaubt nicht an einen Unfall. Doch Mads beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, da er der Polizei nicht traut. Dabei bringt dabei nicht nur sich, sondern auch seine Familie und Freunde in Gefahr und leider bleibt es nicht nur bei einem Toten.
Mal wieder hat es der Autor geschafft, seinen Figuren einen ganz besonderen Humor und Charme zu verleihen. Schon gleich in der ersten Szene, ertappt man sich dabei, Schmunzeln zu müssen, denn so skurril wie es zu geht, bricht gleich das Eis und der Lesespaß beginnt. Was dann folgt, sind 315 Seiten voller Leben, originellen Menschen mit lustigen Sprüchen, unerwarteten Wendungen und einem überraschenden Ende. Ein temporeicher Krimi, der im schönen Schleswig-Holstein spielt. Detaillierte Ortsbeschreibungen lassen Bilder im Kopf entstehen und erzeugen Nähe zum Gelesenen. Für die Leserschaft von Krimis mit Humor, ist dieser Roman genau die richtige Wahl. Ich hatte beim Lesen großen Spaß und habe sämtliche Protagonisten sofort ins Herz geschlossen. Ein weiterer Fall für Mads steht in den Startlöchern und ich bin auf alle Fälle wieder dabei, wenn an der Flensburger Förde ermittelt wird.

Bewertung vom 27.08.2025
White, Loreth Anne

Die Frau in den Fluten


ausgezeichnet

Das kanadische Ehepaar Adam und Jemma Spengler ist neu nach Vancouver gezogen. Beide haben schon die sechzig Jahre erreicht und sind lange miteinander verheiratet. Adam ist ein erfolgreicher Chirurg, Jemma eine Influencerin. Von Beginn an werden die beiden von ihrer neuen Nachbarin Chloe Cooper beobachtet. Sie ist vierzig Jahre alt und wohnt zusammen mit ihrer sterbenskranken Mutter in einem Mietshaus. Ihr Leben ist nicht besonders aufregend und so stalkt sie gerne ihre Mitmenschen. Sie ist es auch, die einen Mord beobachtet. Hat Adam seine Frau umgebracht? Gegen Empfehlung ihrer Mutter, gibt Chloe der Polizei einen Hinweis. Damit bringt sie sich selbst in Gefahr und nichts scheint so, wie es zu sein scheint.
Loreth Anne White präsentiert uns hier einen Thriller der Extraklasse. Ein interessantes Konstrukt mit vielen Wendungen erwartet uns. Der Start mag etwas verwirrend sein, denn die Handlung wird immer wieder von einer kriminalistischen Fernsehsendung unterbrochen. Die Zeitebenen wechseln hin und her und so brauchte ich einige Kapitel, bis sich bei mir ein Lesefluss einstellte. Doch an Spannung hat es zu keiner Zeit gefehlt. Die Geschichte hat mich von Anfang an gepackt und die vielen überraschenden Momente haben für einige Aha-Gedanken gesorgt. Ein Thriller ganz nach meinem Geschmack. Zeigt es doch auf, wozu Menschen in Ausnahmesituationen fähig sein können. Auch wenn das eigentliche Verbrechen schon zu Beginn passiert, ist die Entwicklung der Geschichte nicht vorhersehbar. Ein hervorragender Plot ist garantiert. Eine Autorin, die ich mir merken werde.

Bewertung vom 27.08.2025
Mallery, Susan

One Big Happy Family - Weihnachten mit der lieben Familie


ausgezeichnet

Dieser turbulente Roman spielt zwar in der Weihnachtszeit, jedoch würde ich ihn nicht als klassischen Weihnachtsroman einordnen. Das gefällt mir gut und er ist sehr erfrischend, weil anders als erwartet und dadurch punktet er in jeder Hinsicht. Doch worum geht es? Juli Parker hat einen neuen Freund, dieser ist zwölf Jahre jünger und diese Tatsache ist ihr ein bisschen unangenehm. Bislang hat sie ihren beiden erwachsenen Kindern Nick und Dana noch nichts von ihrer neuen Beziehung erzählt. Nun steht bald Weihnachten bevor und es wurde entschieden, nicht gemeinsam zu feiern. Julie freut sich auf eine romantische Zweisamkeit. Dann wünschen Nick und Dana plötzlich doch ein gemeinsames Fest, um sich an ihren verstorbenen Vater, Julies Ex-Mann, zu erinnern. Die Feierlichkeiten sollen traditionsgemäß in der Familienhütte in den Bergen stattfinden. Doch aus dem engeren Familienkreis gesellen sich immer mehr Menschen, so dass schließlich zwölf Personen unterm Tannenbaum sitzen. Leider kann von einer harmonischen Weihnacht nicht mehr die Rede sein. Mutter-Tochter-Konflikte werden ausgekämpft, Ex-Partner tauchen auf, berufliche Veränderungen angekündigt und Julie ist gesundheitlich angeschlagen, was sie mürrisch macht, weil sie nicht so schalten und walten kann, wie sie es gerne möchte. All das beschreibt Susan Mallery in ihrem neuen Roman ganz herzerfrischend, locker und authentisch. Ich war gerne zu Gast im Hause Parker. Nie wird es kitschig und der Blick aufs Wesentliche wird geschärft. Ein bisschen ist dieser Roman eine Anleitung zum Leben. Die Beschreibungen von Haus und Landschaften sind ganz besonders bezaubernd und ich habe die weihnachtliche Stimmung gespürt und gerochen. Mehr geht nicht. Leider waren die 384 Seiten Lesespass viel zu schnell vorbei und zum Ende hin, ist es dann doch irgendwie ein Weihnachtsroman, denn für die sympathischen Figuren gibt es ein happy ende. So soll es sein. Von mir ganz klar eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 24.08.2025
Moyes, Jojo

Ein ganz besonderer Ort


gut

„Ein ganz besonderer Ort“ von Joyo Moyes ist eine Wiederentdeckung und wurde nun in neuer Übersetzung und Bearbeitung aufgelegt. Ich mag ihre Romane und ich habe mich für die Hörbuchfassung entschieden, weil diese von Luise Helm eingelesen wurde. Meiner Meinung nach eine der besten Sprecherinnen Deutschlands. Der Romananfang gestaltet sich als etwas zäh und unstrukturiert. Man sucht vergeblich nach einem Faden, denn es beginnt mit einer Krankenhausszene in Argentinien. Ein Ehepaar gibt sein neugeborenes Baby zu Adoption, da die wirtschaftliche Situation keinen anderen Weg zulässt. Dann ein Szenenwechsel: England in den 60er Jahren. Die Hochzeit eines ungleichen, jungen Paares und eine Frau, die unsterblich in den Bräutigam verliebt ist. Wieder ein Wechsel: über dreißig Jahre später in England. Suzanna Peacock zieht mit ihrem Mann von London zurück in ihre Heimatstadt. Dort eröffnet sie einen Geschenkeladen. Zeitglich beschließt der Argentinier Alejandro nach England zu ziehen. In Suzannas Heimatstädtchen wird er als Geburtshelfer im Krankenhaus arbeiten. All diese verschiedenen Handlungsstränge bereiteten mir zu Beginn Schwierigkeiten und ich konnte sie nicht einordnen. Nach und nach entwickelte sich jedoch ein roter Faden und ein Hörfluss stellte sich ein. Die Protagonistin ist Suzanna. Ihr fehlt die Leichtigkeit im Umgang mit Menschen. Möglich das sie insgeheim den Verlust ihrer leiblichen Mutter nicht verarbeitet hat und sich auch deswegen gegen den Kinderwunsch ihres Mannes wehrt. Dann treten ganz besondere Menschen in Suzannas Leben. Sie taut auf und ihr Laden beginnt, nach anfänglichen Schwierigkeiten, schwarze Zahlen zu schreiben. Alles scheint sich zum Guten zu wenden, doch dann erschüttert ein Unfall die Stadt und verändert alles. Suzanna zweifelt an ihrem Leben, als dann auch noch ein Familiengeheimnis ans Licht kommt, weiß sie, dass es so nicht weitergehen kann. Sie trifft eine lebensverändernde Entscheidung. Joyo Moyes ist auch in diesem Roman ihrem Schreibstil treu geblieben, allerdings wird dieses Buch nicht mein Lieblingsbuch werden. Die Figuren blieben mir fremd und trotz einiger Wendungen sprang leider nicht der berühmte Funke über. Dennoch waren die fast 13 Stunden Spieldauer nicht langweilig und ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Auch wenn diese Geschichte nicht an den Erfolg vergangener Roman heranreichen wird, schwanke ich zwischen 3 und 4 Sternen Leseempfehlung.

Bewertung vom 21.08.2025
Blum, Antonia

Für immer in deinem Herzen / Der Kindersuchdienst Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Momentan habe ich das Gefühl, dass der Markt von Unterhaltungsromanen mit Schwerpunkt Nachkriegsjahre in Deutschland überschwemmt wird. Mich stört es nicht, denn ich lese dieses Genre sehr gerne. Antonia Blum gehört zu den Autorinnen, die ihr Handwerk verstehen. Was sie abliefert, hat Hand und Fuß. So auch in diesem Roman „Der Kindersuchdienst“. Sie nimmt sich dem Thema Familienzusammenführungen an, ein Thema, über das ich in bislang noch nicht gelesen habe, und somit neu für mich ist. In den Kriegswirren sind viele Familien auseinandergerissen worden. Die Kinder wurden in Heimen untergebracht. Der Kindersuchdienst des Deutschen Roten Kreuzes hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Kinder und ihre leiblichen Eltern zusammenzuführen. Es gab einen Suchdienst in München und in Hamburg. In diesem Buch spielt die Handlung in Hamburg. Natürlich gab es in den 50er Jahren weder Computer geschweige das Internet. So mussten klassische Karteikartensysteme diese Aufgabe übernehmen. Heutzutage schier unfassbar, was diese Systeme geleistet haben und das es mit deren Hilfe gelang, die Menschen zusammenzubringen. Antonia Blum verknüpft dieses Thema mit den Protagonistinnen Annegret und Charlotte. Beide arbeiten beim Suchdienst. Annegret kommt aus einfachen Verhältnissen mit geringer Schulbildung, sie ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes. Während der Arbeit lernt sie einen alleinerziehenden Vater kennen. Gibt es für sie eine Zukunft? Charlotte ist Reedertocher und befreit sich aus den Zwängen ihrer Familie. Durch Zufall kommt ein Familiengeheimnis ans Licht und auch sie lernt die Liebe ihres Lebens kennen. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer. Die knapp 15 Stunden Spieldauer vergingen wie im Flug und ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Zu Beginn fremdelte ich ein wenig mit der Hörbuchsprecherin, aber dann passte es doch irgendwie. Nun freue ich mich auf den 2. Teil, der im Frühjahr 2026 erscheinen wird. Sehr gerne spreche ich eine Buchempfehlung aus.

Bewertung vom 21.08.2025
Yarros, Rebecca

Variation - Für immer oder nie (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Rebecca Yarros hat zwei Steckenpferde: Fantasy und Romance. Bei Fantasy bin ich raus und obwohl ich der Generation 50plus angehöre, habe ich mich in ihre Romance Bücher verliebt. Ganz ehrlich, normalerweise ist es nicht mein Genre, aber Rebecca Yarros versteht es einfach, mich mit ihren gefühlvollen Romanen abzuholen. Vermutlich liegt es daran, weil sie sich nicht nur auf das Thema Liebe fokussiert, sondern auch andere Themen verknüpft. Einfach eine perfekte Mischung. Variation ist nun das dritte Hörbuch, welches ich gehört habe und erwartungsgemäß hat mich auch diese Geschichte wieder sofort in den Bann gezogen. Das Buch ist von Viola Müller und Max Hoffmann eingelesen worden. Die beiden Stimmen passen perfekt zur Geschichte und harmonisieren sehr gut zusammen. Ich muss anmerken, dass Gerüst der Romanceromane ähnelt sich, aber das stört mich überhaupt nicht. Doch worum geht es hier? Hudson hat Allie vor zehn Jahren vor dem Ertrinken gerettet, damals waren die beiden 17 Jahre alt. Zwei Sommer lang waren sie befreundet, denn Allie war nur im Sommer da, denn ihre Familie hat in Hudsdons Heimartort ein Sommerhaus. Ein Unfall hat alles verändert. Was genau passiert ist, erfahren wir erst am Ende des Buches. Ihre Wege trennten sich. Allie ist eine erfolgreiche Balletttänzerin, Hudson ein Rettungsschwimmer. Allie legt Verletzungsbedingt eine Pause ein und verbringt diese Zeit im Sommerhaus. Somit laufen sich die beiden wieder über den Weg. Nicht ganz unschuldig daran ist Hudsons Nichte, ihr größter Wunsch ist es Ballett zu tanzen. Dies weiß aber ihre Mutter Caroline zu verhindern. Nach und nach kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht und alte Familienstrukturen brechen auf. Die Geschichte hat mich sehr berührt und die 17 ½ Stunden Spieldauer wurden nie langweilig. Die Romanfiguren sind sehr sympathisch angelegt und Rebecca Yarros Romane zeichnen sich durch sehr genaue Beschreibungen aus. Für mich sind ihre Liebesromane die perfekte Unterhaltung und ich freue mich auf weitere Hörbücher von ihr.

Bewertung vom 21.08.2025
Georg, Miriam

Die Verlorene (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Auch mit ihrem neuen Buch hat Miriam Georg wieder einen fesselnden Roman geschrieben, der bestimmt ein Bestseller werden wird. Wie wir im Nachwort erfahren, gaben familiäre Hintergründe Anlass zu diesem Roman. Doch worum geht es? Lauras Großmutter Änne ist mit weit über 90 Jahren plötzlich verstorben. In Ännes Haus findet Laura alte Dokumente, die weder sie, noch Ellen, Ännes Tochter, einordnen können. Das Verhältnis zwischen Änne und Ellen war zeitlebens kompliziert. Änne war unnahbar und Ellen gegenüber oft fremd. Über Ännes Vergangenheit ist wenig bekannt, sie schwieg sich darüber aus. Laura beschließt nach Polen zu reisen, dorthin wo Änne geboren und aufgewachsen ist. Auf einem Gut in Schlesien, welches früher zu Deutschland gehörte. Laura trifft dort auf die Vergangenheit und auch Ellen kann sich dieser nicht mehr entziehen. Was sie dort erfahren, zieht ihnen sprichwörtlich den Boden unter den Füssen weg. Soweit die Handlung des Gegenwartstranges. Dieser wechselt sich mit den Geschehnissen der Vergangenheit ab. 1943: zusammen mit ihrer Schwester Luise, ihren Eltern und einigen Arbeitern lebt Änne auf dem Gut in Schlesien. Ein älterer Bruder ist bereits in Frankreich gefallen, ein anderer wird vermisst. Änne leidet an Epilepsie, eine Krankheit, die unter den Nazis geahndet wird. So wird beschlossen, dass Änne sich viele Monate auf dem Dachboden verstecken muss. Änne hat kaum Kontakt zur Außenwelt, lediglich ihre Schwester Luise ist ihr nah. Doch eines Tages verliebt sich Luise und hat immer weniger Zeit für Änne. Änne greift ein und dieses Eingreifen wird Auswirkungen auf das Leben aller haben. Nach Kriegsende müssen sie den Hof an polnische Umsiedler abgeben, nichts ist mehr wie es war. Änne beschließt die Flucht und beginnt im Westen ein neues Leben. Den eigentlichen Plot verrate ich natürlich nicht. Doch so viel sei gesagt, es gibt ein Feuerwerk an Wendungen, die nicht vorhersehbar sind und für viele, überraschende Momente sorgen werden. Immer wieder frage ich mich, woher nimmt Miriam Georg all diese Ideen? 512 Buchseiten sind gefüllt mit Spannung, interessanten Romanfiguren, wunderbaren Landschaftsbeschreibungen mit all ihren Farben und Gerüchen und historischen Wissen. Mehr geht nicht. Die beiden Handlungsstränge sind geschickt miteinander verknüpft und die Wechsel passen sich harmonisch der Dramaturgie an. Die Geschichte hat von Beginn an einen Sog auf mich ausgeübt, dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit durchlesen musste. Dieses Phänomen hat mich bislang bei all ihren Romanen heimgesucht. Miriam Georg versteht ihr Handwerk perfekt und eine wichtige Botschaft gibt sie ihrer Leserschaft auf den Weg: zeigt Interesse an eurer Familiengeschichte, solange es noch Menschen gibt, die darüber sprechen könnt. Wartet nicht, bis es zu spät ist. Genauso soll es sein.

Bewertung vom 21.08.2025
Maaß, Laura

Was du siehst (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wer von uns hat es als Kind nicht gespielt: „Ich sehe was, was Du nicht siehst…“. Auch für Jule und Andi ist dieses Farbenspiel ein immer wieder kehrender Zeitvertreib und dieses Farbenspiel wird sie ein Leben lang begleiten. Zuerst noch als DDR-Bürger, später dann in der ganzen Welt. Jules Mutter verschlägt es 1967 hochschwanger mit Jule in ein kleines, mecklenburgisches Dorf. Sie kommt aus Ost-Berlin, über den Kindsvater verliert sie nur wenig Worte. Jule wächst zusammen mit dem gleichaltrigen Andi auf. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Jule ist quirlig und extrovertiert, Andi ruhig und in sich gekehrt. Die beiden ergänzen sich gut und verbringen eine entspannte Kindheit und Jugend im Alltag der DDR. Dann fällt die Mauer und Jule entdeckt durch Zufall einen Hinweis auf ihren Vater. Sie verlässt das Dorf und begibt sich auf die weltweite Suche nach diesem unbekannten Mann. Andi bleibt traurig zurück. Er richtet sich ein Leben ein, doch sein Herz hängt an Jule. Sporadische Briefkontakte gibt es in all den Jahren und dann kommt es zu einem Wiedersehen, welches anders als erwartet ausfallen wird.
Kaum zu glauben, dass Laura Maaß mit diesem Roman ihr Debüt abgelegt hat. Dieses Buch zeigt von so viel Selbstsicherheit und sprachliche Kompetenz, dass man sich fragt, warum erst jetzt das erste Buch. Es ist eine leise, unaufgeregte Geschichte und die Autorin trifft genau den richtigen Ton. Die Beschreibungen der Landschaften, der Farben, der Gerüche und vor allen Dingen den Menschenschlag, weiß sie sie genau abzubilden. Die Handlung ist gut strukturiert und bei mir stellte sich sofort ein Lesefluss ein. Die Sprache modern und authentisch. Ich habe mich in dieser Geschichte sofort wohl gefühlt. Im gleichen Monat und Jahr wie Jule geboren, zwar im Westen, war sie mir von Anfang an sehr nah und wie eine Freundin. Diese Vertrautheit spüre ich nicht oft mit Romanfiguren, Laura Maaß ist es gelungen, diese Sympathien zu erzeugen. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich vorwegnehme, dass es ein happy end mit Einschränkungen gibt. Auch hier ist es Laura Maaß gelungen, das Leben in all seiner Realität zu zeigen. Mehr geht nicht.

Bewertung vom 14.08.2025
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


gut

Ein Aufenthalt auf Borkum, zwar zur Kur, doch die Aussicht auf eine gute Zeit und die Verbesserung der körperlichen Situation, machte vielen Eltern die Entscheidung leicht, ihre Kinder, als sogenannte Verschickungskinder auf die Reise zu schicken. Ab den 50er Jahren, bis weit in die 80er Jahre war dies eine gängige Praxis und niemand nahm daran Anstoß, wie es den Kindern damit erging. Erst in den letzten Jahren gibt es mehr und mehr Berichte darüber und die Betroffenen fangen an, über das Erlebte zu sprechen. Eva Völler nimmt sich in ihrem neuen Roman, diesem Thema an. Im Nachwort erfahren wir, dass ein familiärer Hintergrund den Ausschlag für diese Geschichte war. Das Gelesene ist fiktiv und die Personen und Orte sind der Fantasie geschuldet.
Hanna ist Journalistin und ihre Mutter war 1963 ein fünfjähriges Verschickungskind und verbrachte eine sechswöchige Kur auf Borkum. Hanna will nun aufdecken, was damals in dem Heim passierte. Ihre Recherche wird unterstützt mit den Erinnerungen von Sabine, die zeitgleich mit Hannas Mutter auf Borkum war. Zusammen mit ihrer 15jährigen Tochter Katie reist Hanna nach Borkum, der Aufenthalt soll eine Mischung zwischen Urlaub und beruflichen Aktivitäten werden. Wohnen werden sie in der Villa Aurelia, nun ein Luxushotel, früher das Kurheim von Sabine und Hannas Mutter. Doch kaum ist die Protagonistin auf Borkum angekommen, verliert die Autorin das eigentliche Thema immer mehr aus den Augen. Zu viele Nebenhandlungen werden in die Geschichte eingebunden und als Lesende und Lesender schwimmt man orientierungslos mit. So beginnt Hanna eine Beziehung mit dem Inselarzt Ole, dessen Großvater die Heimkinder medizinisch betreut hat. Man muss keine Glaskugel haben, um zu erahnen, dass dieser Arzt eine wichtige Rolle gespielt haben muss. Auch Katie verliebt sich und zwar in Bengt, dem Sohn der Hotelinhaberin. Diese wiederum ist nicht gut auf Hanna zu sprechen. Sie vermutet schlechte Presse für ihr Hotel, wenn Hannas Rechercheberichte an die Öffentlichkeit gelangen. Dann kommt noch ein Mordfall ans Licht, Hanna hat gravierende, gesundheitliche Probleme und natürlich dürfen auch Naziverstrickungen nicht fehlen. Wobei ich erwähnen möchte, dass die schwarze Pädagogik der Nazis ein fester Bestandteil der Erziehungsmaßnahmen in den Kurheimen war. Insofern finde ich schon, dass dieser Handlungsstrang durchaus seine Berechtigung hat. Aber auf die Liebesgeschichten und die gesundheitlichen Probleme hätte ich getrost verzichten können. Das ist leider zu viel und sprengt den Rahmen. Wie bereits erwähnt, ist dabei das Thema der Verschickungskinder in den Hintergrund geraten. Leider kenne ich bislang keine anderen Romane von Eva Völler und kann nicht einordnen, ob dies ggf. ihr Romanstil ist. Nach wie vor finde ich es wichtig, diese ernsten Themen in einen Unterhaltungsroman zu verarbeiten. So wird eine große Zielgruppe erreicht. Das Leid der Verschickungskinder gehört dazu. Die Zahl der Betroffenen ist groß und es ist wichtig, ihnen eine Stimme zu geben. Nach einem zähen Start ins Buch, nahm die Geschichte langsam an Fahrt auf und es gab einige, spannende Momente und ein Lesefluss stellte sich ein. Die Idee mit den Tagebucheintragungen finde ich sehr gut und gibt dem Roman ein Gerüst. Leider konnte mich das Buch aus den genannten Gründen nicht komplett überzeugen und daher schwanke ich zwischen drei und vier Sternen Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.08.2025
Collins, Tessa

Die Nelkentochter / Die Blumentöchter Bd.3


ausgezeichnet

Wenn man gerade keine Zeit hat zu reisen oder sich vielleicht nicht traut, dann einfach einen Roman von Tessa Collins lesen. Auch mit ihrem dritten Band aus der Reihe der „Blumentöchter“ schafft sie es, uns andere Länder und Kulturen näher zu bringen. In ihrem neuen Roman „Die Nelkentöcher“ entführt sie uns ins exotische Sri Lanka, früher bekannt als Ceylon. Die 25jährige Lali lebt in Cornwall und wurde von ihrem Vater alleine großgezogen. Ihre Mutter hat die Familie früh verlassen, ist in ihre Heimat nach Sri Lanka zurückgekehrt und hat den Kontakt komplett abgebrochen. Nun ist die Zeit gekommen und Lali möchte ihre Mutter kennenlernen. Hals über Kopf reist sie nach Sri Lanka, ohne zu wissen, was sie dort erwarten wird. Die Wiedersehensfreude ist groß, doch Lalis Mutter ist besorgt, denn angeblich gibt es einen Fluch, der die Frauen der Familie seit Generationen heimsucht. Viele Frauen sind früh verstorben und Lalis Großmutter ist in den Wirren des Bürgerkrieges in den 1980er Jahren spurlos verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Als Leserin ahnt man schon, welchen Verlauf die Handlung nehmen wird. Doch das trübt nicht die Lesefreude. Auch hier greift Tessa Collins das bewährte Konzept der zwei Zeitebenen auf. So erfahren wir in Rückblenden, was Lalis Großmutter widerfahren ist und in der Gegenwartsebene verfolgen wir Lalis Besuch auf Sri Lanka. Die Autorin versteht es, Emotionen zu übermitteln und beschreibt wunderschön die Farben und Erlebnisse die auf Lali einströmen. Auch lässt sie uns an Land, Leute, Kultur und historischen Begebenheiten teilhaben. Doch spart sie auch die schlimme Entwicklung des Bürgerkriegs nicht aus. Dieser ist mir zwar noch in Erinnerung, doch weiß ich wenig darüber. Somit habe ich wieder etwas dazugelernt. Wie schon in den Vorgängerromanen hat Tessa Collins sympathische Protagonisten geschaffen und die 496 Seiten vergehen wie im Flug. Die Autorin gibt ihren Romanen immer wieder neue Impulse. So werden hier selbstgeschriebene Gedichte von Lalis Mutter eingeschoben. Hier wäre weniger mehr gewesen und ich hätte darauf verzichten können, doch finde ich die Idee an sich charmant. Wer bislang noch nicht den Wunsch verspürte nach Sri Lanka zu reisen, wird es nach dieser Lektüre auf alle Fälle wollen. Ich wäre einem Besuch nicht abgeneigt und auch die von Lali hoch gelobten ayurvedischen Behandlungen klingen interessant. Nun freue ich mich auf den nächsten Band und spreche eine absolute Leseempfehlung aus. Neueinsteiger dieser Reihe werden sich sofort zurechtfinden, denn die Romane können unabhängig von einander gelesen werden.