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Hoelzchen

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Insgesamt 127 Bewertungen
Bewertung vom 24.07.2025
Caspian, Hanna

Schwestern des brennenden Himmels


ausgezeichnet

Ein Roman, der historische Ereignisse mit einer fiktiven Geschichte verknüpft, verlangt dem Autor oder der Autorin so einiges an Recherche und Wissen ab. Hanna Caspian zeigt mit ihrem neuen Roman „Schwestern des brennenden Himmels“, dass sie dieses Genre perfekt beherrscht.
Der zweite Weltkrieg hat in Europa sein Ende gefunden. Deutschland wurde besiegt und ist am Boden. Die Siegermächte treffen sich in Deutschland, um miteinander zu verhandeln, wie es mit dem Land weitergehen soll. Die geschichtsträchtige Potsdamer Konferenz findet statt. Und hier setzt der Roman an. Die Autorin vermittelt viele Fakten rund um dieses Treffen. Ich gebe zu, viel Neues gelernt zu haben. Sicherlich ist dies auch meinem über 40 Jahre zurückliegenden, nicht zufriedenstellenden Geschichtsunterricht in der Schule geschuldet. Ich bin immer wieder dankbar, dass ich durch Unterhaltungsromane mein Wissen erweitern kann.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Ann. Die 23jährige lebt mit ihren Eltern in London, war während des Krieges Flakhelferin und ist nun Mitglied des britischen Frauenkorps ATS und sie ist nun mit ATS nach Potsdam gekommen. Die Frauen sollen dafür sorgen, dass die Unterkünfte der Konferenzteilnehmer sauber und tadellos ausgestattet sind. Das Ann eine Deutsche ist, weiß niemand. Sie ist bereits 1934 mit ihren Eltern aus Deutschland geflohen. Genauere Hintergründe bleiben der Leserschaft erst einmal verborgen. Ann hat eine Mission. Ursprünglich aus Potsdam kommend, will sie ihre verschollenen Cousinen, Cousins, Tanten und Onkel wiederfinden. Das sie dabei Hilfe braucht erkennt sie sofort. Die Städte sind zerstört und nicht mehr wiederzuerkennen. Berlin und Potsdam sind bereits von den Alliierten in Sektoren eingeteilt und besetzt und ein einfaches Passieren ist nicht möglich. Mit ihrer Ankunft lernt Ann den amerikanischen Soldaten Jackson kennen. Zu Beginn hofft sie nur, ihn als Fahrer gewinnen zu können. Doch schon nach kurzer Zeit entwickelt sich mehr zwischen den beiden. Für Ann wird es immer schwieriger, ihm gegenüber ihrer wahren Identität zu zeigen. Auch bringt sie sich immer wieder in brenzlige Situationen und läuft Gefahr aufzufliegen, denn um ihre Deutschkenntnisse wissen alle Bescheid.
Der Roman hat verschiedene Handlungsstränge und die Autorin verknüpft diese perfekt miteinander. Es geht nicht nur um die Potsdamer Konferenz und der Beziehung zwischen Ann und Jackson. Es geht auch um die vielen Frauen, die mit den Folgen des Krieges leben mussten. Vergewaltigungen, Depressionen, Suizide waren an der Tagesordnung. Dann noch die Sorge der Lebensmittelversorgung, Wohnraum zu finden und die Kinder am Leben zu erhalten. Wieder einmal wird mir bewusst, wieviel diese Generation durchgemacht hat und sie verdient großen Respekt. Wir profitieren noch heute davon, dass sie es waren, die unser Land aufgebaut haben. Romane wie dieser sind so wichtig, denn sie halten die Erinnerung wach. Hanna Caspian trägt dazu bei. 400 Seiten voller Wissen und Informationen, in vier Teile gegliedert, sowie kurzen Kapiteln und mit Datumsnennung, lassen sich einfach lesen. Spannung garantiert. Das Buch erscheint genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn 80 Jahre sind vergangen, dass über Deutschland entschieden wurde. Diese Konferenz war Zukunftsentscheiden für unser Land. Andere Konferenzteilnehmer hätten andere Entscheidungen getroffen. Das Gelesene wird noch lange in mir nachhallen und ist eine absolute Leseempfehlung

Bewertung vom 20.07.2025
Rebanks, Helen

Die Frau des Farmers


gut

Dieser Roman ist das Debüt von Hellen Rebanks. Sie lebt mit Ehemann und vier Kinder auf einem Bauernhof in Großbritannien. Selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen, war es nie ihr Plan Bäuerin zu werden. Sie hat Kunst studiert, doch leider ergab sich für sie nie die Gelegenheit in diesem Metier zu arbeiten. Schon als junge Erwachsene hat sie ihren Mann James kennengelernt, dessen Wunsch es war, einen eigenen Hof zu bewirtschaften. So fiel ihr die Rolle der Bäuerin zu, die sie gerne angenommen hat, wie sie in ihrem Roman immer wieder betont. Der Klappentext suggeriert, dass das Leben auf dem Bauernhof im Vordergrund stehen wird. Leider geht es hier eher um die Biografie der Autorin und wir erfahren fast ihr ganzes Leben, auch Dinge, die wir vielleicht gar nicht wissen wollen. Ehrlichkeit hin oder her, bis ins kleinste Detail erfahren wir über ihre Jugend, ihr Leben nach dem Studium, Schwangerschaften, Eheproblemen und die Schwierigkeiten, Haushalt, Kinder und Renovierungen unter einem Hut zu bringen. Das muss nicht unbedingt schlecht sein und an einigen Stellen habe ich Helen Rebanks auch für Ihre Offenheit und Ehrlichkeit bewundert, aber ich habe einfach etwas anderes erwartet. Der Roman ist unterteilt in vier Tagesabschnitten, doch diese Einteilung erschließt sich mir nicht wirklich. Auf wenigen Seiten wird der gegenwärtige Tagesablauf der Familie erwähnt, also dass was ich eigentlich erwartet haben, doch dann verlässt die Autorin diese Handlungsebene und driftet ab in die Vergangenheit. Das hat mich anfangs verwirrt und es dauerte bis sich ein Lesefluss bei mir einstellte. Die eingebundenen Rezepte sind optisch gut abgebildet und lockern das Gelesene auf und auch die Illustrationen finde ich sehr gelungen und charmant. Zum Ende hin beschlich mich der Eindruck, dass Helen Rebanks ihre Leserschaft missionieren möchte. Immer wieder das Mantra der gesunden Ernährung und das, so kam es mir vor, belächeln von Vegetarismus. Ich als Vegetariern fühlte mich schon angegriffen. Ferner störten mich einige widersprüchliche Aussagen, aber sei es drum. Menschen verändern sich, und so auch die Meinungen. Die 400 Seiten sind nett zu lesen, aber mehr auch nicht. Bei mir sprang leider nicht der Funke über, da hilft auch das wunderschön gestaltete Buchcover nicht.

Bewertung vom 17.07.2025
Knecht, Doris

Ja, nein, vielleicht (eBook, ePUB)


sehr gut

Schon der vorherige Roman von Doris Knecht hat mir gut gefallen. Umso erfreuter war ich, hier wieder auf die gleiche Protagonistin zu treffen. Erzählt wird eigentlich keine fließende Geschichte. Es ist vielmehr eine Aneinanderreihung von Alltagserlebnissen, die einer Frau Ende fünfzig widerfahren. Da geht es um einen schmerzenden Zahn, um das Wiedersehen eines alten Liebhabers, von dem sich die Protagonistin mehr als Freundschaft erhofft, aber vielleicht doch nicht, um das Single-Dasein, um Familie und um die Erkenntnis, dass wahre Freunden sich in Krisensituationen zeigen. Die Kapitel sind kurz und Doris Knecht ist eine gute Beobachterin des Lebens. Sie versteht es, unseren Alltag perfekt zu erzählen und abzubilden. Mir gefällt diese Authentizität und die Tiefe, sie sie in einem modernen und flüssigen Schreibstil vermittelt. Ich habe mich wieder gut unterhalten gefühlt und oft stellte sich der „genauso ist es“ Moment ein. Vermutlich will ich im ähnlichen Alter der Protagonistin bin und schnell eine Verbindung zur Figur aufbauen konnte. Eine jüngere Leserschaft wird hier vermutlich nicht abgeholt. Deshalb empfehle ich diesen Roman für Lesende ab 40+ gerne weiter.

Bewertung vom 17.07.2025
Maiwald, Stefan

Die Porzellanmanufaktur - Zerbrechlicher Frieden (MP3-Download)


sehr gut

Ein Hörbuch steht und fällt mit dem Sprecher bzw. Sprecherin. Nils Kretschmer hat diesen Roman eingelesen und seine Stimme passt perfekt zur Geschichte. Auffallend ist, wie wandelbar sie ist, deutlich daran zu hören, wenn es um Akzente und Dialekte geht. Man hört ihm einfach gerne zu. Nun aber zum Roman. Tatsächlich fand ich den Beginn langatmig, es passierte nicht viel und es gab umfangreiche Personenbeschreibungen. Ich hatte Befürchtungen, dass es 10 Stunden langweiliger Hörgenuss werden könnten. Doch schon nach kurzer Zeit stellte sich dann ein Hörfluss ein und die Vielseitigkeit dieses Romans tat sich auf. Im Mittelpunkt stehen die beiden jungen Schwestern Marie und Sophie Thalmeyer. Sie sind Erbinnen einer Porzellanmanufaktur. Ihr älterer Buder ist auch nach Ende des Krieges noch nicht aus Russland zurückgekehrt. Der Buchtitel lässt vermuten, dass die Manufaktur im Mittelpunkt des Geschehens steht, doch dem ist nicht so. Dem Autor gelingt es hervorragend, die gesamte Lebenssituation nach dem Ende des 2. Weltkrieges in Deutschland abzubilden. Auch im gesamten weiteren Verlauf des Romans bedient er sich um ausführliche Personenbeschreibungen, doch diese habe ich dann nicht mehr als langatmig empfunden, denn ich habe erkannt, dass all diese Informationen wichtig sind, um das gesamte Konstrukt an Handlungen zu verstehen. Mit großem Interesse habe ich auch die vielen, authentischen Fakten wahrgenommen, die Stefan Maiwald spielend einfließen lässt, wie Fußballereignisse und die Einführung der Deutschen Mark 1949, um nur zwei Beispiele zu nennen. Der Zeitgeist wird perfekt eingefangen. Die verschiedenen Charaktere der Protagonisten halten den Roman lebendig und es bereitete mir eine große Freude zuzuhören. Raffiniert ist auch der Cliffhanger am Ende des Romans. Natürlich will ich nun wissen, wie es weitergehen wird und ich bin gespannt auf die beiden weiteren Bände der Trilogie. Wer gerne historische Unterhaltungsromane liest oder hört, wird an dieser Reihe Vergnügen haben und von mir gibt es 4 Sterne Leseempfehlung.

Bewertung vom 13.07.2025
Günther, Ralf

Ein grenzenloser Sommer


ausgezeichnet

In den 1980er Jahren waren Kreuzfahrten noch eine elitäre Reiseart und nicht für die breite Masse ausgerichtet. Die Frankfurterin Sabine ist Anfang 20 und wird von ihrer Tante Hilde zu einer Ostsee-Kreuzfahrt eingeladen. Das Schiff: die MS Arkona. Ein Schiff, welches dem westdeutschen Fernsehpublikum als Traumschiff Astoria bekannt ist. Nun gehört es der DDR und um Devisen ins Land zu holen, wird es temporär an einen westdeutschen Reiseveranstalter verchartert. So kommen Sabine und Hilde an Bord. Junge Gäste gibt es kaum, denn die Reisepreise sind hoch und das Publikum sehr speziell. Ronnie, auch Anfang 20 aus Dresden, ist ein einfacher Steward. Schon am ersten Reisetag fühlt er sich zu Sabine hingezogen und auch bei Sabine springt schnell der berühmte Funke über. Gemeinsame Treffen sind allerdings schwierig, denn die DDR lässt keine intensive Westkontakte zu. Hilde spürt sofort die Zuneigung der beiden und hilft wo sie kann. Dabei plaudert sie aus ihrem Leben und dieses Wissen bringt Ronnie in große Gefahr. Nach Reiseende geht das gewohnte Leben seinen Gang. Sabine kehrt zurück nach Frankfurt, Ronnie bleibt auf dem Schiff, welches nun wieder ostdeutsche Gäste an Bord hat und somit eine andere Stimmung gibt. Sabine und Ronnie fällt es schwer, einander zu vergessen. Hilde schmiedet einen Plan, aber auch Ronnie ist nicht untätig und hat eine Entscheidung getroffen, die das Leben verändern wird.
Der neue, 300 Seiten umfassende Roman von Ralf Günther, ist viel mehr als ein Liebesroman, wie man zunächst vermuten mag. Schon das Buchcover, der Himmel dominiert, denn er ist grenzenlos, genauso wie die Liebe zwischen Sabine und Ronnie und der Titel machen neugierig aufs Buch. Der Einstieg in die Geschichte gelingt schnell und sofort stellt sich ein Lesefluss ein, welches auch den authentischen Figuren geschuldet ist. Mir gefällt die Gliederung sehr gut. So begleiten wir Ronnie auf drei seiner Reisen und lernen die Besonderheiten kennen. Der Zeitgeist und die Stimmung der 80er Jahre sind perfekt eingefangen und auch die politischen Hintergründe rund ums Schiff bleiben nicht unerwähnt. Man lernt einiges dazu, denn die Wiedervereinigung ist mittlerweile 35 Jahr her und vieles ist in Vergessenheit geraten bzw. ist der nachwachsenden Generation nicht bekannt. Dieser Roman ist ein Potpourri aus Erinnerungen, welche uns schnell durchs Buch tragen und auch der moderne Schreibstil hat seinen Anteil daran. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und empfehle diesen Roman allen, die dieses Genre mögen. Unterhaltung und Wissensvermittlung, eine perfekte Mischung. Von mir gibt es 5 Sterne Leseempfehlung.

Bewertung vom 10.07.2025
Parusel, Helen

Die verlorenen Kinder vom Fjord (MP3-Download)


ausgezeichnet

Mir fällt auf, dass in den letzten Monaten einige Romane veröffentlicht wurden, die die Besetzung Norwegens durch die deutsche Wehrmacht aufgreifen. Was diesen Roman so besonders macht ist, dass die Rolle der Lebensbornheime beleuchtet wird. Aber der Reihe nach. Die junge Norwegerin Laila trifft in ihrer Heimatstadt auf den deutschen Soldaten Joseph. Sie fühlen sich zueinander hingezogen, aber Laila weiß, dass es eine Verbindung nicht geben darf. Doch die Liebe ist stärker und diese darf nicht an die Öffentlichkeit geraten. Die Norweger heißen diese Beziehungen nicht gut und die jungen Frauen werden als Deutschenmädchen verachtet. Dann wird Joseph versetzt und nach kurzer Zeit stellt Laila fest, dass sie schwanger ist. Von ihrer Familie verstoßen, findet sie Zuflucht in einem Heim für ledige Mütter: im Lebensborn. Diese Heime wurden von den Nazis geschaffen, um ihre Ideologien zu verwirklichen. Die nordische Rasse sollte sich vermehren und somit nahm man keinen Anstoß an die Beziehungen zwischen deutschen Soldaten und norwegischen Frauen. Diese wurden in den Heimen sehr gut versorgt und man unterrichtete sie in Kinderpflege, Erziehung und Haushaltsführung. Zu Beginn ihres Aufenthaltes ist Laila beeindruckt, doch schon nach kurzer Zeit durchschaut sie das perfide System und versucht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, sich zu widersetzten. Auch die medizinischen Untersuchungen geben Anlass zur Sorge. Lailas Tochter Elise kommt auf die Welt und Laila möchte das Heim verlassen, doch dieser Wunsch wird ihr verwehrt. Mit Hilfe von Unterstützern gelingt ihr die Flucht und dem festen Vorhaben, der Welt von den Vorgängen in diesen Heimen zu erzählen. Der Weg in die Freiheit ist lang und schwierig, doch er gelingt und endlich kehrt auch Frieden ein.
Es gibt Romane, die funktionieren einfach gut als Hörbuch. Diese Geschichte zählt dazu. Einen großen Anteil daran, hat die Hörbuchsprecherin Lea Roser. Sie ist eine meiner Lieblingssprecherinnen und ihre junge und sympathische Stimme passt hervorragend, um diesen Roman einzulesen. Die fast 11 ½ Stunden Spieldauer vergehen fast wie im Flug. Lediglich der erste Teil der Begegnungen und das Kennenlernen, nahm mir ein bisschen zu viel Raum ein. Hier hätte die Geschichte ein wenig gekürzt werden können, nichtsdestotrotz ist dieser Hintergrund wichtig um die Situationen verstehen zu können. Schon nach kurzer Zeit stellt sich ein Lese- bzw. Hörfluss ein. Mit dem Wissen, dass sich die beschriebenen Szenen so abgespielt haben könnten, schafft es Helen Parusel ihre Leserschaft tief zu berühren. Der Roman ist sehr abwechslungsreich und bildhaft erzählt und Figuren und Landschaften bilden sich vor den Augen ab. Die Autorin ist eine neutrale Beobachterin und zeigt, dass es auf beiden Seiten Menschen gab, die viel riskierten. Diese Gewissheit macht Mut. Ich denke, die damalige Existenz dieser Lebensbornheime, ist vielen späteren Generationen nicht bekannt, umso wichtiger sind solche Romane und es ist gut, dass Helen Parusel sich diesem Thema angenommen hat. Auch ihr Nachwort ist sehr bereichernd, gibt viele Informationen und rundet diesen Roman ab. Für die Leserschaft von historischen Unterhaltungsromanen ist dieses Buch ein muss und ich vergebe sehr gerne 5 Sterne Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.07.2025
Prunty, Morag

Das irische Mädchen (eBook, ePUB)


sehr gut

Eileen wächst in den 50er Jahren im Katholischen Irland auf. Nach der Schule zieht sie nach London und arbeitet dort. Nach kurzer Zeit lernt sie einen Mann kennen, wird schwanger und gibt dieses Kind zur Adoption frei. Sie bewahrt Stillschweigen und niemand erfährt von ihrer Situation. Einige Jahre später, trifft sie diesen Mann wieder, sie heiraten, sie wird erneut schwanger und Grace kommt auf die Welt. Die Ehe hält nicht lange und es kommt zur Trennung. Eileen gelingt es, Grace ein gutes Leben zu bieten. Die Beziehung der beiden ist innig, doch über Eileens Vergangenheit wird nie gesprochen. All diese Verluste belasten Eileen ihr Leben lang. Mit Anfang 60 erkrankt Eileen unheilbar an Krebs. Durch Zufall erfährt Grace davon. Grace will ihrer Mutter schöne letzte Lebenswochen bescheren. Doch Eileen hat andere Pläne, sie möchte genau diese ihr noch wenig beschiedene Zeit so verleben, wie sie es sich wünscht. Mehr und mehr wendet sie sich von Grace ab. Grace ist verletzt. Konflikte tun sich auf. Am Ende schaffen es beide, ihren Frieden zu machen. Eileen ist es gelungen, Grace ein Vermächtnis zu überlassen und sie gewinnt soviel hinzu. Eileen kann beruhigt von dieser Welt gehen.
Einerseits ist dieser Roman keine leichte Kost, doch trotz allem ist er ein Unterhaltungsroman, der jedoch nachdenklich stimmt und uns Lesende einiges abverlangt. Die Mutter-Tochter-Beziehung steht ganz klar im Vordergrund und ist geprägt von soviel Liebe und Zuneigung, dass die Leserschaft geradezu berauscht ist. Der Start in den Roman erwies sich für mich zu Beginn ein wenig holprig. Die Zeitebenen wechseln sich ab, jedoch sind die Kapitel nicht mit Überschriften versehen, so dass eine Orientierung zunächst schwerfiel und es einige Zeit brauchte, bis sich ein Lesefluss einstellte. Diese beiden Zeitebenen verwischen sich dann zu einer Handlungsebene und man kann dann der Geschichte besser folgen. Im Nachhinein ist es diese Konstruktion jedoch schlüssig, braucht es doch die Vorgeschichte, um den Roman zu verstehen.
Die Autorin Morag Prunty gelingt es hervorragend die Protagonistinnen abzubilden. Für beide Figuren entwickelt man im Laufe der Geschichte Sympathien und kann ihre Beweggründe verstehen. Auch werden die historischen Hintergründe gut vermittelt. Der Schreibstil ist klar und modern. Natürlich ist der Ausgang der Geschichte vorhersehbar, aber das Ende ist gut konstruiert und mach Mut. Die Geschichte regt zum Nachdenken an und verdeutlicht uns wieder einmal mehr, dass das Leben endlich ist. Nutzen wir unser Leben und die Zeit die uns bleibt und lassen unsere Wünsche und Träume wahr werden.

Bewertung vom 03.07.2025
McConaghy, Charlotte

Die Rettung


ausgezeichnet

Würde ich abgeschieden alleine auf einer Forschungsinsel leben wollen? Eindeutig nein. Dominic Salt stellte ich diese Frage anscheinend nicht. Nach dem tragischen Verlust seiner Frau Claire, zog er mit seinen drei Kindern vor neun Jahren auf eine Insel, fern ab jeglicher Zivilisation. Diese Insel wurde zunächst als Forschungsinsel, mit Wissenschaftlern und Saatgutbunker genutzt. Mittlerweile lebt die Familie Salt dort alleine. Doch die Insel droht wegen des Klimawandels unterzugehen. In wenigen Wochen soll ein Forschungsschiff kommen und die Familie evakuieren. In einer Sturmnacht wird eine Frau an die Inselküste gespült. Sie weist starke Verletzungen auf. Dominic und seine Kinder kümmern sich um diese Frau und pflegen sie, ihr Name: Rowan. Doch man beäugt einander skeptisch. Warum wollte Rowan diese Insel besuchen, dies ist eine der Fragen, die sich Dominic stellt. Rowan merkt schnell, dass die Familie Salt Geheimnisse hat und nicht alles preisgeben. Je länger Rowan auf der Insel ist, stellt sich Vertrauen ein, man nähert sich an und öffnet sich einander. Vieles kommt ans Licht und wird ausgesprochen. Trotz der Umstände stellt sich eine Art von Leichtigkeit ein und Zukunftspläne werden geschmiedet. Doch dann wird ihre gewachsene Freundschaft auf eine harte Probe gestellt und lebensbestimmende Entscheidungen müssen getroffen werden.
Von Beginn an versteht es Charlotte McConaghy, ihre Leserschaft mitzunehmen. Der Spannungsbogen entwickelt sich langsam und stetig. Ein roter Faden bleibt und immer wieder gibt es Nebenhandlungen, die wichtig für die Geschichte und das Figurenverständnis sind. Dieser Roman trifft genau den Zahn der Zeit und ist hochaktuell. Der Klimawandel ist nicht zu verleugnen und die Einschläge rücken näher und könnten, so wie hier beschrieben, durchaus eintreten. Doch dieses Buch bietet soviel mehr, zwischenmenschliche Beziehungen werden aufgezeigt und auch Krimielemente fehlen nicht. Eine perfekte Mischung. Die kurzen Kapitel und häufigen Perspektivwechsel ließen mich schnell durchs Buch tagen und bestimmen den Lesefluss. Als Lesende und Lesender ist man meist geneigt, Sympathien oder Antipathien gegenüber den Protagonisten zu entwickeln. So auch hier, doch stellte ich im Verlauf fest, dass sich diese bei mir veränderten. Ich vermute Absicht dahinter, um die Überraschungsmomente und Wendepunkte zu steigern. Das ist der Autorin hervorragend gelungen. Ohne etwas vorweg zu nehmen, hat mich das Ende tief berührt. Es ist absolut stimmig und passend. Das Nachwort von Charlotte McConaghy ist äußerst beeindruckend und hat mich wenig überrascht. So merkt man jeder Zeile an, wie sehr sie sich mit dem Thema Klima und Natur auseinandergesetzt hat und welch umfangreiche Recherche dahinterstecken muss. Dieser Roman hat mich sehr nachdenklich gemacht und mein botanisches Wissen erweitert, er wird noch lange in mir nachhallen. Die Botschaft ist eindeutig: wir müssen mit unserer Erde sorgfältiger umgehen, packen wir es an.

Bewertung vom 27.06.2025
Korten, Astrid

Zwei Leben: Hinter dem Schweigen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Für mich ist dieses Buch der erste Roman von Astrid Korten und ich war sehr neugierig darauf. Zumal ich gerne historische Familienromane lese. Was soll ich sagen, eine absolute Punktlandung. Dieser Roman trifft genau meinen Geschmack. Hier stimmt einfach alles. Flüssiger Schreibstil, sicherer Handlungsaufbau und interessante Charaktere. Der Roman spielt in zwei Zeitebenen. Ich mag diese Perspektivwechsel, denn sie bereichern die Geschichte und geben Eindrücke in längst vergangene Zeiten. In diesem Fall sind es traurige Zeiten. In der Gegenwart ist Nora unsere Protagonistin. Ihre junge Ehe ist am Ende und ihre Großmutter vor nicht allzu langer Zeit verstorben. Im Nachlass findet Nora ein Holzkästchen, dessen Inhalt sie nicht zu deuten weiß. Noras Freundin empfiehlt den Journalisten Andreas zu Rate zu ziehen. Er schlägt eine gemeinsame Reise nach Belarus vor, um dort mehr über Hannah, Noras verstorbene Großmutter, zu erfahren. Das wird ihnen auch gelingen, und diese Erkenntnisse werfen alles über den Haufen, was Nora und ihre Eltern jemals zu wissen glaubten. Die Vergangenheitsebene führt uns in die Zeit des 2. Weltkrieges. Auch in Belarus werden Juden verfolgt und ermordet. Die junge Frau Xanna schafft es zu überleben und findet einen Weg nach Frankreich. Dort beschließt sie, die Vergangenheit ruhen zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Hier setzt auch der Titel an. Denn Xanna/Hannah gelingt es tatsächlich zwei Leben zu leben. Diese Geschichte hat mich sehr nachdenklich gestimmt und tief berührt. Verstehen kann ich Xanna, dass sie jahrzehntelang geschwiegen hat. All diese ganzen Verluste. Doch für die Psyche wäre es vermutlich besser gewesen, nicht zu schweigen. Aber wann wäre der richtige Zeitpunkt gewesen? Irgendwann hat sie den Zeitpunkt verpasst und sich vermutlich nicht mehr getraut. Wie traurig. Hätte sie ihr zweites Leben ansonsten mehr genießen können? Viele Fragen beschäftigen mich. Das wunderschön gestaltete Buchcover ist ein wahrer Hingucker und ich wünsche mir, dass es im Buchhandel viele Blicke auf sich ziehen wird. Denn der Roman ist es Wert gelesen zu werden. Gerade in der heutigen Zeit, wo vieles in Vergessenheit gerät und die Kriegsgeneration ausstirbt. Was uns bleibt, sind diese Romane, die die Erinnerung aufrechterhalten. Astrid Korten gelingt die Verknüpfung der beiden Zeitebenen perfekt. Sie trifft genau den richtigen Punkt und die Tiefe. Die Informationen die wir erhalten sind genau richtig, nicht zu viel und nicht zu wenig, so stellt sich ein angenehmer Lesefluss ein. Die Besonderheit an diesem historischen Familienroman ist, dass er auf Erzählungen von Astrid Kortens Großeltern basiert. Dieser Hintergrund wirft nochmals ein ganz anderes Licht auf das Gelesene. Der Roman wird noch lange in mir nachhallen und ich vergebe 5 Sterne Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.06.2025
Pierre, Marie

Der Weg der Frauen / Das Pensionat an der Mosel Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nachdem ich die beiden ersten Teile der Trilogie geradezu verschlungen habe, heißt es nun Abschied nehmen von liebgewonnen Figuren. Aber vorher muss Pauline Martin, die Institutsleiterin, noch so einige schwierige Situationen bewältigen. Eine ihrer Schülerinnen ist mal wieder in eine brenzlige Lage geraten und hat sich für Frauenrechte eingesetzt. Zur damaligen Zeit ein sehr umstrittenes Thema. Dann taucht auch noch Paulines ehemaliger Verlobter Roland auf und hofft auf eine neue Beziehung. Dies bringt Erich, Paulines heimlichen Verehrer, doch sehr in Aufregung und dann gibt es da noch den neuen Lehrer im Pensionat, der sich an Paulines modernen Erziehungsstil gewöhnen muss. Zudem stehen Veränderungen im Hauspersonal an. Man sieht, in Paulines Leben wird es nie langweilig. Wieder einmal schafft es Marie Pierre, die 560 Seiten abwechslungsreich zu füllen. Zu keiner Zeit wird es langweilig und ich bin geradezu durchs Buch geflogen. Die Figuren sind sympathisch und oft zauberten mir die Dialoge ein Lächeln ins Gesicht. Es macht einfach großen Spaß, diesen Roman zu lesen. Der moderne und flüssige Schreibstil trägt dazu bei. Mit jeder Zeile merkt man dem Geschriebenen an, wie viel Herzblut die Autorin in ihre Romane steckt. Hat sich doch selbst lange in dieser Region gelebt und darüber hinaus sehr sorgfältig recherchiert. Im Nachwort erhalten wir darüber noch viele wichtige Informationen. Sicherlich ist es empfehlenswert, diese Trilogie in entsprechender Reihenfolge zu lesen, schon alleine des Lesespaßes wegen. Jedoch kann jeder Roman einzeln und ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Ein Einstieg sollte problemlos gelingen. Hilfreich ist auch das vorangestellte Personenregister. Auch wenn es traurig ist, dass Pensionat nun verlassen zu müssen. So hat die Autorin ein stimmiges und geschmeidiges Ende geschaffen. Die Leserschaft kann nun die eigenen Schlüsse ziehen und das ist auch gut so.