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jam

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Insgesamt 465 Bewertungen
Bewertung vom 01.07.2025
Herzog, Katharina

Eine Prise Liebe / A Taste of Cornwall Bd.1


ausgezeichnet

"Lennox mochte sich so in seine nostalgischen Vorstellungen verrannt haben, dass er wirklich glaubte, alles würde sich von selbst regeln, wenn sie weitermachten wie bisher, aber Sophie wusste es besser. Sie hatte die Zahlen, die Analysen und die Erfahrung auf ihrer Seite."
Seite 127
Und das alles wird Sophie ihrem Ziel näherbringen: Das heruntergekommene Smuggler´s Inn in dem kleinen Küstendörfchen Port Haven in Cornwall in ein florierendes Gourmetlokal wandeln. Und damit würde sie sich beruflich rehabilitieren! Denn nach ihrer neuesten Kritik muss die Restaurantkritikerin eine Auszeit nehmen. Sie packt ihre Tochter und Mutter nebst eigenwilligem Kater und zieht mit ihnen nach Port Haven. In einem Jahr wird sie wie Phönix aus der Asche nach London zurückkehren, dafür würde sie alles tun.
Doch rasch muss Sophie feststellen, dass es mehr braucht als Analysen und Zahlen, um Gäste in das Lokal zu locken. Vor allem, weil sich die Bewohner von Ports Haven gegen jegliche Veränderung sträuben - ebenso wie Koch Lennox.
Ich bin ein großer Fan von Katharina Herzog und so habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut. Was soll ich sagen? Ich wollte nur kurz reinlesen und dann mein aktuelles Buch beenden - und konnte "A Taste of Cornwall" nicht mehr aus der Hand legen, bis ich es am nächsten Abend durch hatte!
Die Geschichte hat mich von Anfang an gepackt. Sophie ist ein Workaholic, ihre Familie muss hintenanstehen für ihren beruflichen Erfolg. Doch irgendwie ist es ihr nie genug. Nach einem fürchterlichen Tag vergreift sie sich in einer Kritik im Ton und wird mit einem Shitstorm bestraft, der seinesgleichen sucht. Also will, nein, muss, sie das Smuggler´s Inn zum Erfolg führen! Aber die Angestellten sind sehr speziell, und doch wachsen sie ihr binnen kurzer Zeit mehr ans Herz, als sie jemals für möglich gehalten hätte. Vor allem Lennox ...
Auch wenn mir das Ende rasch klar war, hat mich der Weg dorthin doch überrascht und mir ausgesprochen gut gefallen. Katharina Herzog würzt gerne mit ein wenig Drama, aber sie führt es zu einem schönen Ende, ohne es unnötig in die Länge zu ziehen. All die skurrilen Nebencharaktere, die auch ich sofort mochte, die kleinen und großen Überraschungen, machen diesen Roman ebenso liebens- wie lesenswert!
Dass dies der erste Band einer neuen Reihe wird, macht mich jetzt schon neugierig auf die Fortsetzung, in der es hoffentlich ein Wiedersehen gibt, mit ihnen allen! Der schweigenden Lily, dem linkischen Arthur, dem mürrischen Gerald, Flynn und natürlich Wolfshund Fergus. Und es sind schon einige spannende Fäden für den nächsten Band gespannt!
Fazit: Ein wunderbarer Roman über einen Neuanfang in Cornwall, viel Gefühl und Flair inklusive.

Bewertung vom 21.06.2025
Wellen, Jennifer

Rosebay Hope - Ein Neuanfang in Irland (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Geschafft! Gigi hat die letzten Seiten ihres neuen Romans, den sie unter dem Pseudonym "Neil Carnegie" veröffentlicht, geschrieben. Jetzt will sie sich erst Mal eine Auszeit gönnen, in Irland! Sie macht einen wunderbaren Roadtrip und das Highlight soll eine Kajaktour zum Open Book Rock sein. Doch es kommt anders als erwartet und Gigi landet im Krankenhaus. Dort wird sie von dem netten Arzt Callan behandelt. Der hat nach einem schweren Reitunfall Medizin studiert und ist nun ein gefragter Orthopäde. Es knistert zwischen den beiden, aber Callan lässt nicht leicht jemanden an sich heran.

Gigi war mir von Anfang an sympathisch. Seit ihrem 17ten Lebensjahr veröffentlicht sie Krimis - unter einem Männernamen, denn so hat es ihr der Verlag empfohlen. Ein Schauspieler absolviert Pressetermine und Autogrammstunden. Schön langsam ist sie genervt davon, sie will auch mal ihren Namen auf einem Buchcover sehen. Doch ihre Krimireihe läuft sehr gut, das einfach aufgeben?

Die Zwangspause in Irland und die Eindrücke aus dem Krankenhaus geben ihr völlig neue Impulse und so will Gigi sich an einen Medizin-Thriller wagen. Was liegt da näher, als den attraktiven Arzt Cal um seine Expertenmeinung zu fragen?

Gigi findet Cal von Anfang an sehr interessant - und ich auch. Er hatte in der Vergangenheit einen schweren Unfall mit tragischen Folgen, tut sich schwer damit, jemandem zu vertrauen. Doch zwischen den beiden funkt es von Anfang an.

Wer Jennifer Wellen kennt, weiß, sie hat auch immer eine tierische Komponente in ihren Büchern. So lernen wir auch Cals Sohn Liam kennen, der die Tiere zu verstehen scheint. Dann ist da auch noch Hellboy, Cals Pferd und ein Kalb namens Blondie.

Gerade diese Nebenstränge sind es, die die Bücher der Autorin für mich immer besonders machen! Artgerechte Tierhaltung, empathische Menschen, sie flicht wichtige Themen ein, ohne den Zeigefinger zu heben.

Aber auch die Passagen mit Gigi, den Problemen, die ihr ihr Pseudonym bereiten, fand ich sehr spannend. Dass ein Verlag ein männliches Pseudonym verlangt, denn niemand kauft Krimis einer Frau, in der heutigen Zeit echt gruselig!

Am Ende sorgen einige Geheimnisse noch für richtig Aufregung und Spannung, doch zu guter Letzt findet jeder lose Faden sein Ende und so kommt die Geschichte zu einem rundum gelungenen Abschluss!

Dass dies der erste Teil einer Reihe ist, lässt mich schon gespannt auf den nächsten warten.

Fazit: Eine interessante Liebesgeschichte zwischen einer Autorin und einem Arzt - vor der wundervollen Kulisse Irlands!

Bewertung vom 16.06.2025
George, Nina

Die geheime Sehnsucht der Bücher (MP3-Download)


ausgezeichnet

"Sie wissen alles, nicht wahr?"
"Ja, jedes Buch aus Papier trägt alle je geträumten Träume und jedes gelebte Leben mit sich. Es ist ein Wesen geworden, aus Bäumen und aus unseren Worten, dem Menschen nah. Und wenn wir das Papier berühren, berührt es uns und erkennt uns wieder. (...)"
Ja, Monsieur Perdu weiß, wie Bücher Menschen berührt - und er weiß auch, wer welches Buch benötigt. Bei ihm bekommen die Kunden nicht das Buch, das sie wollen, sondern das, das sie brauchen. Auf seinem Bücherschiff, der "Pharmacie Littéraire", der Literarischen Apotheke, berät er sie alle. Gemeinsam mit seiner Auszubildenden Pauline, die ihre eigene Geschichte und ihre eigenen Probleme mit sich trägt.
Dabei ist das Bücherschiff nicht nur im Hafen, sondern es ist auch ein Hafen, für Lesende, Touristen aber vor allem Hilfesuchende. Sie bekommen dort nicht nur bedrucktes Papier, sondern ein offenes Ohr, ein freundliches Wort, das Gefühl, gesehen zu werden.
Als die kleine Françoise um Beratung bittet, erkennen sie nicht auf den ersten Blick, dass sie nicht für sich selbst bittet, sondern für ihre Mutter. Françoise trägt schwer an einem Geheimnis - und ahnt gar nicht, wie viele mehr es davon gibt.
Dann ist da auch noch Marie, die jede Woche auf dem Bücherschiff Kindern vorliest, und mit ihrer Bücherwahl plötzlich für großes Aufsehen und Aufregung sorgt. Gemeinsam mit Françoise werden sie die wilden Büchermädchen von Paris! Sie sind für mich die Heldinnen dieses Romans, sie kämpfen für sich selbst, die Freiheit zu lesen und zu leben, was und wie man will.
Nina Georgen erzählt ebenso sanft und eindrücklich, vom Leben, von den Menschen, von Problemen und Geheimnissen. Dies war mein erster Besuch auf dem Bücherschiff. Deshalb habe ich mit manchen der Nebenfiguren und ihren Geschichten gekämpft. Auch wenn bei allen kurz erklärt wurde, was sie verbindet, zu dem macht, der sie sind, waren es für mich als Quereinsteigerin fast ein wenig zu viele.
Doch das hat mich nicht von der großen Erzählung dieses Bandes abgelenkt. Von Françoise, die eigentlich die Erwachsene zu Hause ist, von Marie, die keinen Erwachsenen mehr daheim hat. Von Pauline, die eigentlich erwachsen, aber mit ihren romantischen Gefühlen überfordert ist. Denn ihr Freund Emile will sich mit ihr eine Zukunft aufbauen - doch die würde Pauline wegführen, von Paris, von der literarischen Apotheke.
"Die geheime Sehnsucht der Bücher" erzählt von Freundschaft, der magischen Kraft der Worte, der Liebe, die oft seltsame Wege geht, dem Zauber des richtigen Buches in den richtigen Händen. Oder aus den richtigen Händen, denn Pauline liefert jede Woche Bücher an leidenschaftliche Leser und Leserinnen, und verbindet diese.
Obwohl mich manche der Nebenstränge gefordert haben, so hat mich dieses Buch dennoch verzaubert! Die Sprache der Autorin ist überbordend, vor Phantasie, Liebe, schafft wunderschöne Bilder im Kopf.
Fazit: Eine magische Liebeserklärung an Bücher die uns zusammenführen!

Bewertung vom 16.06.2025
Fairbanks, Ivy

Morbidly Yours


ausgezeichnet

"Du bist ein Miesepeter, oder?"

"Und du stellst viele Fragen." Eine Leiche wartete auf mich.

"Ich dachte, ihr wärt hier alle totaaaaal gastfreundlich. Das Land der tausend Willkommen, richtig?"

Ich schnaubte. "Ich bin eher im Bereich Tausend Adieus angesiedelt."

Kapitel 2

Nach einem schweren Schicksalsschlag hat Lark Texas verlassen, für einen Job in Irland. Sie hat auch eine nette kleine Wohnung gefunden. Doch wie sie rasch feststellt, ist das beschauliche Haus Willow Haven daneben kein Bed-and-Breakfast - sondern ein Bestattungsinstitut! Dabei wollte sie doch genau vor dem fliehen, dem Tod und der Sterblichkeit.

Der junge Besitzer des Institutes, Callum, hat ganz andere Probleme. Er kann das Erbe des Familienbetriebes nur antreten, wenn er schnellstmöglich heiratet. So wollte es sein verstorbener Großvater, der ihn aufgezogen hat. Doch eine potentielle Frau ist weit und breit nicht in Sicht. Oder doch?

Denn die bunte, lebenslustige Animationsdesignerin Lark lockt Callum ganz schön aus der Reserve. Und zwischen den beiden grundverschiedenen Protagonisten entwickelt sich rasch eine tiefe Freundschaft - und Anziehung.

"Morbidly Yours" ist definitiv ein Buch der anderen Art! Erst mal geht es viel um Tod und Vergänglichkeit, um die Wiederherstellung von Leichen und auf der anderen Seite um die kreative Animation von Filmen. Bei uns in Österreich ist ein offener Sarg gar nicht üblich, somit hatte ich keinerlei Vorstellung von den Arbeiten an Verstorbenen, wie sie in anderen Ländern gemacht werden. Ich fand diese Abschnitte des Buches sehr interessant, sehe aber auch großes Triggerpotential (vor dem die Autorin auch warnt).

Die Anziehung zwischen Lark und Callum kam gut rüber, die Autorin traf damit genau meinen (ja, schrägen) Humor. Gegen Ende wird es ganz schön spicy. Etwas, was ich nicht so mag - aber der Rest der Geschichte hat mir so gut gefallen, dass ich gut damit leben konnte.

Die Protagonisten haben Ecken und Kanten, Verletzungen, Narben in der Seele und sind damit ebenso real wie liebenswert. Lark trauert nach wie vor um ihren verstorbenen Mann und quält sich mit Schuldgefühlen. Callum hat Probleme im Umgang mit Menschen, aufgrund seiner Vergangenheit und seines Stotterns. Doch sie pushen sich gegenseitig, unterstützen und helfen sich, fordern sich heraus und bereichern damit sich und den/die Leser*in.

Das Buch ist abwechselnd aus Larks und Callums Sicht erzählt. Ich mag sowas sehr gerne, hilft es doch ungemein, beide Seiten zu verstehen. Dass die Geschichte in Galway spielt und die Autorin geschickt das irische Leben, die Sprache, die Musik, die Landschaft, ... einflicht, hat mein Herz mehr als einmal höher schlagen lassen.

Ivy Fairbanks schreibt so frisch und am Puls der Zeit. Manches ist bei uns im deutschsprachigen Raum noch nicht so geläufig, da braucht es genau solche Bücher! Die gegenderten Pronomen blieben in der Übersetzung in der englischen Form, was mich anfangs verwirrt hat, dann fand ich es wunderbar.

Das Ende kam nicht überraschend, aber doch anders als erwartet und hat mich restlos überzeugt! Die Fortsetzung ist ja schon geschrieben und ich warte sehnsüchtig auf den Erscheinungstermin.

Fazit: Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte in einem morbiden Setting, genau meins!

Bewertung vom 13.06.2025
Wood, Dany R.

Die eiskalte Strohwitwe von Sylt


ausgezeichnet

"Wir sollten uns einfach alle duzen, diese förmlichen Anreden braucht es doch gar nicht, wenn ich bloß euren Dreck wegmachen soll."
Kapitel 2
Eigentlich will Oma Käthe ihre Zeit mit ihrer neuen Liebe Hinnerk auf Sylt genießen und sicher nicht als Putzfrau agieren. Doch ihre Schwägerin in Spe, frisch aus den USA auf Besuch, treibt sie in den Wahnsinn. Und so lässt sich Käthe doch breitschlagen und übernimmt die Aufgaben von Hinnerks Nachbarin Renate Hahnbeck als Haushälterin bei den Lindholms.
Und wer Oma Käthe kennt, weiß, dass das sicher nicht so laufen wird, wie sich das die Nachbarin und ihre neuen Chefs vorstellen. Ihre unkonventionelle Art zeigt sie gleich zu Beginn - und kommt damit nicht bei jedem Mitglied der hochdotierten Familie Lindholm gleich gut an.
Als dann auch noch die junge Frau Lindholm ermordet aufgefunden wird, wird ihre neue Anstellung zur Nebensache. Diese gibt ihr aber genug Möglichkeiten, gemeinsam mit dem pensionierten Polizisten Hinnerk eigene Ermittlungen anzustellen. Denn als Schwiegermutter eines Polizisten im Saarland hat sie ja genug Erfahrung mit der Aufklärung von Mordfällen.
Die ermordete Fernanda war sicher keine Traum-Schwiegertochter für die alte Frau Lindholm, und auch ihr viel älterer Ehemann hat sich lieber ins Ausland verzogen und sie so als Strohwitwe auf Sylt geparkt. Hat sie sich einen Liebhaber angelacht und wurde ihr das zum Verhängnis? Oder war ihre Schwiegermutter die junge Diva leid? Hinweise gibt es wie immer viele und mit Geschick und Hartnäckigkeit verfolgt Käthe mit Hinnerk jede Spur!
Ich bin ein großer Fan der Familie Backes und von Oma Käthe sowieso! Dass sie nun ihre eigene Buchreihe auf Sylt bekommt, wo Dany R. Woods einmaliger Humor noch mit ordentlich Seeluft und Sand gemischt wird, übertrifft meine kühnsten Träume!
Der Band kann unabhängig vom Vorgänger und auch der Jupp-Backes-Reihe gelesen werden - aber warum sollte man sich den Spaß der anderen Bücher entgehen lassen?
Die Seiten fliegen nur so dahin - zwischen Sanddünen, unterhaltsamen Friseurbesuchen, tollpatschigen Ermittlungen.
Schon beim ersten Fall habe ich mich sehr gut unterhalten geführt - und auch geschickt in die Irre geführt. Und so gelingt es dem Autor auch in diesem Band, für Spannung zu sorgen und eine überraschende, aber auch stimmige Auflösung zu servieren!
Wie immer kann ich das nächste Buch von Dany R. Wood kaum erwarten!
Fazit: Ein unterhaltsamer Krimi auf Sylt - mit zwei eigensinnigen Rentnern als Top-Ermittler! Herrlich!

Bewertung vom 13.06.2025
Bullatschek, Sybille

Sie haben Ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen


ausgezeichnet

Es geht wieder rund im Haus Sonnenuntergang! Einerseits verbreitet jemand schlechte Rezensionen über Sybille und ihre Kollegen im Pflegeheim. Andererseits will diese unbedingt mit den Bewohnern an der "Ü-80-Show" - einer Quizshow für Senior:innen - teilnehmen.

Heimleiter Otterle ist natürlich dagegen. Aber Sybille wäre nicht Sybille, wenn sie nicht einen Weg finden würde, um ihren Willen durchzusetzen!

Nebenbei steht ihre "Slimmy-Jimmy-Diät" an und sie kümmert sich um den Wellensittich Bulli ihrer Nachbarn - da ist Chaos vorprogrammiert!

Bereits zum dritten Mal durfte ich dem nicht ganz so alltäglichen Pflegealltag im Haus Sonnenuntergang beiwohnen. Sybille ist ein liebenswerter Schussel, der sich immer wieder in die skurrilsten Situationen bringt - und irgendwie trotzdem immer ungeschoren davonkommt. Der Band kann unabhängig von den Vorgängern gelesen werden.

Die ersten beiden Bände habe ich als Hörbuch - von der Autorin persönlich in schönstem Schwäbisch eingesprochen - genossen. Mir nicht klar, dass das auch im gedruckten Werk teilweise so ist, hab mich aber köstlich amüsiert dabei.

Mit viel Liebe und Engagement versucht Sybille nur das Beste für die Bewohner des Hauses Sonnenuntergang. Dass sie dabei auch mal übers Ziel hinausschießt, macht das Buch gleich nochmal mal unterhaltsamer und liebenswerter! Auch die Nebenstränge, wie das Beaufsichtigen des Wellensittichs, ihre Diät, zu der sie genug Essen muss, wegen des Jojo-Effektes, bieten genügend Anlass, herzlich zu schmunzeln!

Otterle ist ja nicht gerade ein Fan unserer liebsten Pflägekraft (Eigenschreibweise der Autorin), und so will ihre Idee mit der Teilnahme an der Quizshow auf keinen Fall umsetzen. Und wenn es schon sein muss, dann ganz sicher nicht mit ihr vor der Kamera. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!

Und so schafft es Sybille mit mehr Glück als Verstand, dass sich letzten Endes (fast) alles zum Guten wendet.

Auch wenn das Leben im Heim sehr überzeichnet ist, macht es doch Spaß, davon zu lesen. Und Hoffnung, dass Senioren und Seniorinnen nicht nur dort geparkt, sondern wirklich umsorgt werden!

Fazit: Sehr unterhaltsamer Roman über den nicht alltäglichen Pflägealltag.

Bewertung vom 23.05.2025
Berger, Jo

Wellenverliebt (MP3-Download)


ausgezeichnet

"Sagte ich schon, dass ich Zufälle hasse? Sie waren so ... zufällig. Nicht planbar, unvorhergesehen, und das passte mir nicht, passte niemals."
Kapitel 11
Doch momentan wird Jenna von Zufällen gebeutelt. Zufällig ist ihre Wohnung abgebrannt, ihr einziger Zufluchtsort: Ihre Freundin Anne, doch die lebt ausgerechnet auf Sylt. Zufällig hat Jenna seit ihrer Kindheit panische Angst vor dem Wasser, da ist ein Leben auf einer Insel das letzte, was sie möchte.
Prompt gerät sie schon kurz nach ihrer Ankunft in eine Notsituation und wird von Rettungsschwimmer Finn gerettet. Zufällig kennt sie Finn, er war ihre erste große Liebe. Doch jetzt hat er eine 14jährige Tochter, da ist das Flattern in Jennas Magengrube gar nicht erwünscht.
Dies ist der zweite Teil der "Verliebt auf Sylt" Reihe, und ich habe den ersten Band gemocht. Die Protagonisten aus dem ersten Teil haben einen kurzen Gastauftritt, "Wellenverliebt" ist aber ein eigenständiger Roman, der unabhängig vom Vorgänger gelesen werden kann.
Wie im ersten Band wird die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt, Jennas und Noahs, was ein gutes Verständnis für die beiden schafft. Die Chemie zwischen den beiden stimmt von Anfang an und ist gut spürbar.
Jenna ist eine Protagonistin mit Ecken und Kanten, einer schweren Vergangenheit und einer eigenen Art zu leben. Mit derben Boots und schwarzen Shirts mit Totenkopf drauf ist sie herrlich unangepasst - und will auch so gar nicht auf die Insel passen. Das hat mir gut gefallen.
Womit ich mir schwer tat, ist Jennas hartnäckiges Festhalten daran, dass es zu Noahs Tochter Emma eine Mutter geben muss, er somit verheiratet ist und ihn immer wieder vor den Kopf stößt - ohne einmal nach seinem Beziehungsstatus zu fragen. Dass sich dieses Missverständnis erst nach mehr als der Hälfte des Buches aufgeklärt hat, hat es etwas in die Länge gezogen.
Jennas Freundin Anne ist ein Plappermaul, ich fand sie manchmal ein wenig anstrengend und teenagerhaft.
Noah ist ein liebevoller und gewissenhafter Vater, der sich gut um seine Tochter Emma kümmert, aber gerne wieder eine Frau an seiner Seite hätte.
Gegen Ende wurde es dann noch ein wenig dramatisch, das war für mich nicht ganz stimmig und etwas zu viel. Auch dass Jenna durch die Liebe dann doch eine "normale" Frau in "normaler" Kleidung wird, hätte ich nicht gebraucht.
Der wirkliche Star ist Sylt, das Meer, die Dünen, das Auenland von Sylt, diese Beschreibungen haben mir sehr gut gefallen und für ein Extra-Sternchen gesorgt.
Fazit: Viel Nordseeflair, der nicht ganz über die Lücken in der Geschichte hinwegtrösten kann.

Bewertung vom 23.05.2025
Berg, Ellen

Jünger geht immer!


ausgezeichnet

"Manchmal wünschte ich, jemand würde mir auf die Schulter klopfen und sagen: April, April, das ist gar nicht dein Leben."

Kapitel 5

Gerade jetzt ist so ein Moment. Akribisch hat Anne die Feier zur goldenen Hochzeit ihrer Eltern organisiert, dekoriert, geplant. Und jetzt verkündet ihre Mutter - statt liebevoller Worte - die Trennung von ihrem Vater! Als wäre das nicht genug, lernt Anne kurz darauf Johannes, den neuen Lebensgefährten ihrer Mutter, kennen. Und der ist 15 Jahre jünger. Gemeinsam mit ihrer Walking-Gruppe sagt Anne dieser Beziehung den Kampf an. Denn dass der Neue der Liebe wegen bei ihrer Mutter bleiben wird, können sie sich nicht vorstellen. Um auf Nummer sicher zu gehen, möchte Anne auch noch Tom, Johannes Sohn, mit ins Boot holen.

Doch der hat vollstes Verständnis für seinen Vater und Annes Mutter, und irgendwie will er Anne nicht mehr aus dem Kopf. Sie beginnt, ihre lieblos gewordene Ehe zu hinterfragen ...

Auch wenn das Cover eher humorvoll ist, so sind Ellen Bergs Bücher immer ein wenig ernster als erwartet. Gibt es ein "zu spät" für eine neue Liebe, für ein neu ausgerichtetes Leben? Anne ist es gewohnt, zu funktionieren. Ob im Büro als Angestellte ihres Mannes oder Tochter oder Mutter ihren Kindern gegenüber. Sie wagt neu Outfits, eine neue Frisur - und das Interesse der Männer lässt nicht lange auf sich warten. Doch will sie das überhaupt? Natürlich schmeichelt es, wenn ein jüngerer Mann einem Komplimente macht. Aber gilt das, was sie ihrer Mutter über Beziehungen zu einem deutlich jüngeren Mann sagt, nicht auch für sie selbst?

Wie immer fliegen die Seiten nur so dahin, trotz des manchmal auch traurigen Themas unterhaltsam und lustig, und mit ein paar romantischen Szenen! Anne verrennt sich völlig und will unbedingt einen Keil zwischen Johannes und ihre Mutter treiben. Denn wenn diese im hohen Alter eine neue Liebe wagen kann, warum sie selber nicht auch?

Mir hat "Jünger geht immer" gut gefallen und ich freue mich jetzt schon auf Ellen Bergs nächstes Buch!

Fazit: Ein unterhaltsamer aber auch nachdenklicher Roman über neue Liebe im hohen Alter und neues Glück.

Bewertung vom 15.05.2025
Henry, Emily

Great Big Beautiful Life


ausgezeichnet

"Verstehe", antworte ich. "Aber versuche heute, die anderen Quadrate zu ignorieren. Ich möchte wissen, wie es war, du zu sein."
Sie lächelt breit. "Eine Zeit lang", sagte sie, " war es zauberhaft."
Seite 235
Ja, es war zauberhaft, das Leben von Margaret Ives. Nachfahrin einer Mediendynastie, reiche Tochter, die mit jeder Faser feierte und lebte. Bis sie verschwand, völlig von der Bildfläche und aus Skandalblättchen, ihren Aufenthaltsort scheint niemand zu kennen.
Doch Alice Scott ist hartnäckig, seit jeher fasziniert von der Geschichte der Ives und findet eine Spur. Als sie eingeladen wird, Margarets Biografie zu schreiben, ist sie überglücklich. Bis sie auf Hayden Anderson trifft. Pulitzer-Preis-Träger und ebenfalls bemüht, dieses Buch zu schreiben. Margaret verpflichtet sie zu einem Probemonat, getrennt voneinander will sie den beiden ihre Geschichte erzählen. Doch sie verrät immer nur Bruchstücke. Und den beiden Autoren ist es strikt untersagt, sich auszutauschen.
Dennoch laufen sich Alice und Hayden immer wieder über den Weg - und in die Arme, denn die Anziehung zwischen den beiden lässt sich nicht leugnen ...
Der neue Roman von Emily Henry dreht sich um zwei Handlungsstränge - einerseits die bewegte Vergangenheit von Margaret Ives und ihrer Familie und Alice und Scott, die versuchen, diese einzufangen. Normalerweise verschlinge ich Emily Henrys Bücher fast in einem Rutsch, bei diesem habe ich Häppchen gebraucht. Margarets Geschichte ist langatmig und reicht weit in die Vergangenheit, erst sehr spät wird klar, warum das nötig ist. Ich hatte etwas Mühe, mir all diese Personen zu merken und sie einzuordnen. Ehrlich gesagt hätte ich gerne einen Auszug aus dem Stammbaum der Family Ives zum Nachblättern gehabt.
Ganz anders die Begegnungen von Alice und Hayden. Die beiden haben mich vom ersten Aufeinanderprallen weg fasziniert. Ein typischer Grumpy/Sunshine Trope, wobei die zwei vielschichtig sind und wir langsam erfahren, warum sie so sind, wie sie sind. Beide sind fest entschlossen, diesen Auftrag zu bekommen und sich streng an ihre Verschwiegenheitsklausel zu halten. So lernen sie sich abseits der Arbeit kennen, ihre Schicksale, ihre Gefühle, ihre Familien und bald tritt die Konkurrenz um diesen Traumjob in den Hintergrund - und schwebt doch wie ein Damoklesschwert über ihnen.
Ich mag es, dass die Autorin keine einfachen, glatten Protagonisten zeichnet, sondern reale Menschen, mit Ecken, Kanten und Problemen.
Auf den letzten Seiten überschlagen sich die Ereignisse, lose Fäden werden zu einem dicken Strang und ich hatte mehr als einen Überraschungsmoment.
Und so reiht sich "Great big beautiful life" - trotz meiner kleinen Schwierigkeiten mit Margarets Vergangenheit - nahtlos in die Reihe meiner Lieblingsbücher ein. Wenn Emily Henry draufsteht, muss ich´s lesen!
Fazit: Herausfordernde aber faszinierende Geschichte über eine bewegte Vergangenheit und zwei Autoren, die versuchen, diese und einander zu greifen.

Bewertung vom 12.05.2025
Peterson, Sharon M.

The Fake Out - Sie will ihr Leben in den Griff bekommen ... aber ist er die Lösung?


ausgezeichnet

"Wie war es nur so weit gekommen? Vielleicht würde das irgendwann der Titel meiner Autobiografie."
Ja, wie war es nur soweit gekommen? Eigentlich ist Maes Alltag von viel Arbeit und wenig Abwechslung geprägt. Als Bibliothekarin verdient sie nicht genug, um die Arztrechnungen ihrer Mutter zu bezahlen, also arbeitet sie nach Feierabend als Bedienung. Dazwischen bleibt nicht viel Zeit. Und jetzt? Seit NFL-Star Chris in ihr Leben getreten ist, überschlagen sich die Ereignisse.
Ich mochte Mae von Anfang an. Fleißig, fast schon zu hilfsbereit, und als Bibliothekarin genau der Typ Frau, von dem man als leidenschaftliche Leserin gern erzählt bekommt. Ihr ist der Status von Chris völlig egal, und das beeindruckt ihn.
Chris ist liebenswert, ein durchtrainierter Schrank von einem Mann, mit dem Herz am rechten Fleck. Nach einem Skandal hat er sich in Maes Heimatörtchen zurückgezogen. Um seinen Ruf wieder herzustellen, macht er Mae ein unverschämtes Angebot - das sie dennoch nicht ausschlagen kann.
Ich habe mir eine locker-leichte Romance versprochen, mit lustigen Szenen. Doch ich habe viel mehr bekommen! Mae versucht alles alleine zu stemmen, denn von ihrem Vater hat sie nur gelernt, dass man sich auf niemanden verlassen kann. Und Chris würde alles tun für die Menschen, die er mag. Und er mag Mae, ihre unkonventionelle, freche Art, ihren Humor.
Sie tut sich sehr schwer damit, seine Hilfe anzunehmen - und ihre eigenen Gefühle. Mae hat keine Modelmaße und steht perfekt dazu, das hat mir sehr gut gefallen.
Die zwei zusammen lassen die Funken fliegen und haben doch Tiefe. Beide haben ihre Gründe, so zu sein, wie sie sind. Ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich näher kennenlernen, anziehen, wegstoßen, füreinander da sind, war herzerwärmend und unterhaltsam.
Die Geschichte fließt nur so dahin, mit ein paar unvorhergesehenen Wendungen, prickelnd aber nicht zu spicy.
Klare Empfehlung.
Fazit: Eine liebenswerte Romance mit Humor und Tiefe.