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Ryria

Bewertungen

Insgesamt 121 Bewertungen
Bewertung vom 26.07.2025
Fonthes, Christina

Wohin du auch gehst


ausgezeichnet

Ich bin ohne Vorwissen in die Geschichte gestartet und wurde schnell von der Themenvielfalt überrascht. Dabei hatte ich auch nie das Gefühl, dass ein Thema nur als "Lückenfüller" dient, vielmehr hat alles super in die Geschichte gepasst, authentisch gewirkt und eine intensive Betrachtung erfahren.

Zunächst erwähnen sollte man hierbei wohl die zahlreichen Einblicke in das Leben und die Kultur der Menschen im Kongo. Am Ende des Buches gibt es ebenfalls ein tolles Glossar, das viele der verwendeten Wörter und Dinge kurz erklärt. So wird z.B. durchgehend die afrikanische Sprache Lingala in die Dialoge eingebaut. Während mich dies generell manchmal stört, habe ich mich hier erstaunlich schnell daran gewöhnt und konnte mir die Gespräche noch besser vorstellen.

Auch fand ich es super, dass die Geschichte an vielen verschiedenen Orten und über mehr als 20 Jahre hinweg spielt. Als Leser lernt man das Leben in Kinshasa oder Paris in den 80ern kennen, nur um gleich darauf wieder nach London in den 2000ern zurückzukehren.
Die Beschreibungen der Orte und Personen waren dabei großartig, ich fühlte mich immer wieder mitten drin, auch wenn ich noch nie selbst dort war. Hierbei spielte die Sprache auch eine große Rolle, die Beschreibungen wirkten nie überladen und ich bin nur so durch die Seiten geflogen, ohne das Gefühl zu haben, es handele sich um eine "leichte" Lektüre.

Im Gegenteil, viele Geschehnisse waren doch recht schwere Kost. Man erhält Einblicke in die LGBTQ+ Community, ihren Kampf um Gleichberechtigung und ihre Probleme in der Gesellschaft und verschiedenen Kulturen.
Ein großes Hindernis ist so auch die Religion bzw. diverse Glaubensgemeinschaften, die ebenfalls beleuchtet werden. Statt sie jedoch nur einseitig als die Bösen hinzustellen, wird zwischendurch auch auf positive Aspekte eingegangen.

Zuletzt zu den Charakteren: Im Fokus stehen die lesbische Bijoux, die als Kind nach London geschickt wurde, und Tante Mira, deren Vergangenheit nach und nach offengelegt wird. Immer wieder fragt man sich, wie die Mira der Vergangenheit zu der Mira der Gegenwart wurde, was gleichzeitig spannend, berührend und tragisch zu lesen war. Auch wenn man nicht immer mit den Entscheidungen oder Gedanken der Frauen übereinstimmt, kann man doch mit ihnen mitfühlen und mitfiebern. Die (Familien)Beziehungen wurden durchweg authentisch dargestellt, für mich auch eine Stärke des Romans.
Insgesamt ein schöner Appell an die Menschlichkeit und unser Mitgefühl, ohne dabei jedoch irgendwie belehrend zu wirken.

Bewertung vom 23.07.2025
Bradley, Kaliane

Das Ministerium der Zeit


sehr gut

Das Konzept der Geschichte hat mich direkt überzeugt: Eine geheime neue Technik ermöglicht es, Personen aus der Vergangenheit in unsere Gegenwart zu holen. Dort bekommen sie eine Art Betreuer an die Seite gestellt, der sie an das neue Leben gewöhnen soll.
Hier im Fokus steht Polarforscher Graham Gore, den es fast 200 Jahre in die Zukunft verschlägt.
Interessant und durchaus auch mal lustig zu lesen fand ich seine Erkundung der heutigen Welt. Wir begleiten ihn auf dieser Reise im altbekannten und doch sehr fremden England und entdecken dabei unsere eigene Welt auch wieder ganz neu, das was für uns selbstverständlich ist, war damals noch eine Sensation oder unvorstellbar.
Parallel zu diesen Kapiteln gehen wir aber auch mit auf die Expedition von Gore, bei der er eigentlich damals ums Leben kam. Diese Kapitel fand ich nochmal besonders interessant, da Gore ja eine historische Persönlichkeit ist und die Erzählungen auf wahren Begebenheiten beruhen.

Gleichzeitig hätte ich mir aber auch gewünscht, dass man noch mehr zu den anderen Zeitreisenden/Expats erfährt, hier hätte man das Potenzial ruhig noch mehr ausschöpfen können.
Auch die Liebesgeschichte hat mich nicht ganz abgeholt, es gab zwar immer wieder mal passende Momente, allerdings hab ich die Chemie nicht wirklich gespürt.
Beim Stil und der Sprache bin ich zwiegespalten. Einerseits mochte ich die zahlreichen Abschweifungen von der Haupthandlung teilweise sehr gerne, andererseits habe ich sie zwischendurch auch mal als zäh empfunden.
Themen wie die Macht der Sprache haben mich zum Nachdenken angeregt, während ich gleichzeitig den Schreibstil mit seinen eher ungewöhnlichen Formulierungen manchmal verflucht habe.
Insgesamt war es nicht so ganz das, was ich zuerst erwartet habe, jedoch hat mich die Geschichte doch zum Großteil überzeugen können.

Bewertung vom 21.07.2025
Wagner, Jan Costin

Eden


sehr gut

2017 erschütterte die Nachricht über den Anschlag beim Ariana Grande Konzert die Welt. In "Eden" greift der Autor dies auf und verfolgt das Leben der Familie eines der fiktiven Opfer. Der Tatort ist hier Stuttgart statt Manchester, die Sängerin hat einen anderen Nachnamen, aber ansonsten ist alles fast gleich zum realen Vorbild - und dadurch keine leichte Kost und umso bedrückender.

Über mehrere Monate hinweg erfährt man das Geschehen kurz vor dem Anschlag und danach aus den Perspektiven der Eltern des Opfers, Sofie selbst, einem Klassenkameraden und auch dem Täter selbst. Die Gliederung fand ich schön übersichtlich und während beispielsweise die Perspektive des Mitschülers zunächst eher überraschend war, hat es doch gut gepasst.
Ob der Täter tatsächlich ähnliche Gedanken hatte ist wohl schwer zu sagen, die Interpretation des Autors kam mir persönlich teilweise schlüssig, teilweise aber auch ein wenig klischeehaft vor.

Gelungen empfand ich hingegen die Abschnitte, die sich Sofie und Freund Tobias widmen. Bei beiden hat man schön rauslesen können, dass sie noch Kinder sind, aber sich gleichzeitig auch langsam auf den Weg zum Erwachsensein machen und dabei manchmal weiser sind als die richtigen Erwachsenen. Umso heftiger war es dann auch zu verfolgen, wie Sofie ihre letzten Momente erlebt.
Generell sehe ich die Stärke des Buches in den Familienbeziehungen und der Trauerbewältigung, hier konnte man die Gefühle durch bewegende Beschreibungen und Metaphern sehr spüren. Von unsinnigen Handlungen über Verdrängung und Schuldzuweisungen, vieles lässt die Familie authentisch erscheinen.

Nicht so ganz überzeugt haben mich hingegen die Nebenthemen: Hier wurde versucht, die Auswirkungen auf die politische Lage darzustellen, jedoch wurde sich auch nicht wirklich darauf fokussiert, sodass es eher immer wieder mal kurz erwähnt wurde, ohne jedoch wirklich Eindruck zu hinterlassen. Von der AfD über Coronaleugner, Rassismus und Verschwörungstheorien wurde hier einiges angesprochen, ohne irgendwo mal mehr in die Tiefe zu gehen.

Bewertung vom 07.07.2025
Habeck, Emily

Shark Heart


ausgezeichnet

Die Idee des Romans klingt erstmal hauptsächlich ziemlich skurril: Menschen können sich durch seltene Mutationen nach und nach in verschiedene Tiere wie einen Weißen Hai verwandeln.
Umgesetzt wird dieses Konzept in sprachlich künstlerischer Art mit überraschend emotional berührenden Passagen.

Zunächst sollte gesagt werden, dass der Erzählstil recht ungewöhnlich, dafür jedoch auch sehr interessant ist. Während die Haupthandlung fortschreitet, gibt es zwischendurch immer wieder kleine Abschnitte mit Rückblenden und Zeitsprüngen. Manche Szenen werden wie ein Drehbuch formuliert, später gibt es auch einige Perspektivenwechsel. Auch wird viel mit Metaphern gearbeitet.
Mir persönlich hat der Stil sehr gut gefallen, jedoch kann ich mir auch vorstellen, dass dieses künstlerisch experimentelle nicht jeden Geschmack trifft.

Inhaltlich fand ich die Geschichte doch sehr ergreifend - es fehlt zwar an der klassischen Spannung, jedoch kann man eine sehr emotionale Geschichte entdecken, wenn man hinter die "Tarnung" blickt. In unserer Welt verwandeln sich Menschen nicht in Tiere, aber die Problematik dahinter betrifft auch uns: Plötzliche Krankheiten oder andere Veränderungen, die alles auf den Kopf stellen können.
Wir sind bei guten und schlechten Momenten dabei, beim Prozess des Begreifens und Akzeptierens, beim Festhalten und Loslassen.
Es entstehen ungewöhnliche Freundschaften, zwischenmenschliche Beziehungen aller Art werden erkundet und hierbei auch gut dargestellt, wie Menschen sich nicht nur äußerlich verändern können.
Dazu gibt es noch allerlei interessante Infos über Weiße Haie, hierbei fand ich die einzelnen Abschnitte der Verwandlung auch gut beschrieben.
Insgesamt ein eher ungewöhnliches und künstlerisches Buch, das hinter seiner Fassade jedoch überraschend emotional ist.

Bewertung vom 09.06.2025
Ruster, Tim

Astro-Tims Sternstunden


gut

Ich glaube ich bin mit den falschen Erwartungen in dieses Buch gegangen: Während ich eher ein reines Sachbuch erwartet hätte, sind hier doch eher viele Science-Fiction-Elemente verbaut worden.
Dies ist grundsätzlich erstmal nicht schlecht und macht natürlich auch Sinn, wenn man bedenkt, dass Astro Tim hier einen Ausblick auf unsere mögliche Zukunft im All gibt und dadurch natürlich alles ungewiss ist.
Für meinen Geschmack war es dann teilweise jedoch schon etwas zu hypothetisch und ich hätte mir noch mehr Fakten gewünscht.

Gelungen fand ich jedoch die Gliederung: Auf mehreren Stufen von 50 bis 1000 Jahren in der Zukunft wird spekuliert, wie unsere Fortschritte aussehen könnten. Cool war hierbei immer der Rückblick, wo stand die Menschheit vor 50 oder 1000 Jahren in der Vergangenheit? Diese Passagen haben immer schön die Perspektive vermittelt und konnten mit vielen interessanten Fun Facts punkten.
Auch die vielen Bilder haben den Text super ergänzt und manches konnte man sich dadurch erst richtig gut vorstellen.

Die Zukunftsvisionen selbst waren teilweise ganz spannend, an anderen Stellen hat es sich jedoch auch immer wieder mal ein wenig gezogen - kein Buch, das man am Stück lesen sollte. Positiv fand ich hingegen, dass die Zukunft ausgeschmückt wurde und so lebendiger wirkte, es gab immer viele kleine Details oder fiktive Personen. Dadurch wirkte es andererseits dann doch öfters mal wie ein Science-Fiction Roman und weniger wie ein Sachbuch. Hier hätte ich mir noch mehr von den Abschnitten gewünscht, die über Fakten berichten.
Auch bin ich zwiegespalten über den Stil: Der Autor betont im Prolog, dass er einen optimistischen Ausblick auf die Zukunft werfen will, was ich grundsätzlich auch positiv fand, jedoch fand ich manches dann doch schon sehr utopisch und eher unrealistisch.

Bewertung vom 09.06.2025
El-Arifi, Saara

Faebound


gut

Zunächst muss ich hier echt die absolut geniale Gestaltung der deutschen Ausgabe loben, Cover, Farbschnitt, Einband, hier passt einfach alles.
Auch innen ist eine tolle bunte Weltkarte abgedruckt, die zwischendurch immer wieder ganz nützlich war.
Die Autorin erschafft generell eine spannende Welt: Geschichten über Gottheiten, verschiedene Völker, Magie und Kriege. Immer wieder werden kleine Details eingebaut, die mehr über diese Welt erzählen und sie so lebendiger erscheinen lassen. Viele Beschreibungen fand ich echt toll gemacht und richtig fantasievoll. Jedoch liegt hierin auch ein kleiner Kritikpunkt, vieles wurde für meinen Geschmack dann doch nicht genug beschrieben. Man erhält kleine Einblicke in die Welt, die auch gut überzeugen, aber vieles wird auch nicht richtig ausgebaut - vielleicht bessert sich das ja im nächsten Band.

Besonders spannend fand ich hierbei die Beschreibung der Magie bzw. ihre Herkunft, das Konzept von Trommeln als Waffen und die vielen LGBTQ+ Elemente. Diese haben im Kontext der Handlung total natürlich und nicht gezwungen gewirkt, auch hat das Setting mit Elfen und Fae hier einen schönen Rahmen dafür geliefert.
Ein wenig befremdlich als deutscher Leser war jedoch die Verwendung der Pronomen they/them - während es im englischen Text nicht auffällt, bin ich hier öfters mal dran hängengeblieben.

Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven von Yeeran und ihrer Schwester Lettle. Zwei Perspektiven fand ich grundsätzlich nicht schlecht, besonders wenn die Handlungen etwas auseinandergingen. Ich bin nur leider noch nicht so richtig warm mit beiden Protagonisten geworden, immer wieder mal fand ich ihr Verhalten oder ihre Denkweisen ein wenig nervig oder manchmal auch unsympathisch, auch wenn es sich im Verlauf etwas gebessert hat. Auch hatte die Handlung zwischendurch doch auch ein paar Längen.
Insgesamt ein netter Auftakt mit einer interessanten Welt, jedoch gibt es noch Luft nach oben für den nächsten Band.

Bewertung vom 09.06.2025
Dunlay, Emily

Teddy


sehr gut

Im Sommer 1969 ist Teddy Mitte 30, seit wenigen Wochen mit einem Diplomaten verheiratet und gerade erst von Texas nach Rom gezogen. Die Geschichte beginnt quasi mit einer Art Verhör: Man weiß, dass irgendwas passiert ist, hat jedoch keine Ahnung, was genau. Um dies herauszufinden lauscht man Teddy, wie sie ihre Geschichte erzählt.
Doch anstatt sich auf das Wesentliche zu fokussieren, ist es quasi so, als würde man einer Freundin zuhören, die von ihrem Leben berichtet. Relevante Passagen wechseln sich ab mit Anekdoten und Geschehnissen aus ihrer frühen Kindheit und immer wieder fragt man sich, was davon jetzt wichtig ist und wie alles zusammenhängt.

Teddy ist hierbei teilweise durchaus eine unterhaltsame Erzählerin, die auch mit Sarkasmus und Selbstironie punkten kann, an anderer Stelle ziehen sich ihre Berichte jedoch auch mal.
In diesem Sinne kommt nur bedingt Spannung auf, man will zwar wissen, was passiert ist, jedoch steht dies nicht wirklich im Fokus.
Auch fand ich Teddy nicht immer sympathisch, bei einigen ihrer Aktionen und Verhaltensweisen musste ich öfters mal den Kopf schütteln. Ihre Ehe generell wirkte von Anfang an schon fast wie ein Unfall, bei dem man nicht wegschauen kann.
Interessant fand ich jedoch den Ausflug in das damalige Rom, die Atmosphäre wurde immer wieder ganz gut beschrieben und hat gefühlt auch sehr zur Zeit gepasst. Auch die politischen Themen haben öfters mal einen schönen Rahmen für die Handlung geliefert.

Bewertung vom 09.06.2025
Mullender, Rosie

Ghosted


sehr gut

Die Grundidee der Geschichte hat mir richtig gut gefallen: Als sich ihr Date Andy nicht mehr meldet, denkt sich Emily, dass er sie wohl geghostet hat - nur um dann Monate später festzustellen, dass er stattdessen gestorben ist und jetzt ihre Wohnung als Geist unsicher macht.
Das Ergebnis ist eine schöne Geschichte über echte Beziehungen und Selbstliebe, mit superwitzigen, aber auch emotionalen Momenten.

Protagonistin Emily hat bei mir gemischte Gefühle verursacht: Einerseits fand ich sie oft schrecklich nervig und anstrengend, da sie schon fast zwanghaft versucht, ein perfektes Social Media Leben zu führen. Genau wie ihre coole beste Freundin konnte man da als Leser nur mit den Augen rollen und sich teilweise auch echt über ihr Verhalten aufregen.
Andererseits erfährt man auch einiges über ihr Leben und ihre Geschichte und je mehr man von der "echten" Emily kennenlernt, desto mehr kann man sie auch verstehen und mögen lernen.

Geist Andy hingegen war mein Highlight, ich mochte jede Szene mit ihm: Ob er jetzt als Geist totalen Unfug treibt oder Leute erschreckt, er war immer für einen Lacher gut, und manchmal auch für das ein oder andere Tränchen. Eine unterhaltsame Comedy-Szene konnte so auch mal zu wichtigen Botschaften für unser eigenes Leben führen.
Auch die kleine Detektivgeschichte rund um die Aufklärung seines Todes war ganz gut gemacht, steht meiner Ansicht nach jetzt aber nicht unbedingt im Vordergrund. Manches war auch ein wenig vorhersehbar, jedoch hat dies meinen Lesespaß nicht wirklich verringert.

Bewertung vom 18.05.2025
Johnson, Julie

Sturmverführt / The Wind Weaver Bd.1


sehr gut

Zunächst muss man hier einfach die wunderschöne Gestaltung loben, inklusive Farbschnitt, mehreren Illustrationen und einer Karte von Anwyvn. Diese Karte ist besonders hilfreich, da die Charaktere doch so einige Orte besuchen und politische Verwicklungen eine Rolle spielen.
Auch gibt es ganz hinten ein fast verstecktes Glossar, ein netter Bonus, jedoch versteht man die Begriffe auch ohne dessen Hilfe gut.

Ohne viel Zeit zu "verschwenden" geht die Handlung hier direkt los, die von feindlichen Soldaten gefangen genommene Rhya wird vom geheimnisvollen Scythe gerettet. Ihre Vorgeschichte erfährt man zwischendurch immer wieder mal durch ihre Erinnerungen, fand ich gut gelöst, so liegt der Fokus auf der Haupthandlung, aber man bekommt trotzdem noch Kontext dazu.
Beim Erzähltempo bin ich etwas zwiegespalten: Einerseits haben sich manche Abschnitte ein kleines bisschen zu lange für meinen Geschmack gezogen, andererseits mochte ich es auch, dass den Szenen Zeit gegeben wird und diese so direkt viel realistischer gewirkt haben.
Die Charaktere laufen nicht locker von A nach B, sondern suchen nach geeigneten Schlafplätzen, Waschmöglichkeiten, Nahrung und kämpfen mit ihren Wunden - und dazwischen gibts noch spannende Kampfszenen.

Besonders Rhya war mir hier auch sehr sympathisch und ich hab ihre Charakterentwicklung gerne mitverfolgt. Sie ist keineswegs perfekt, aber gibt ihr Bestes, hat viel Mitgefühl und starke Talente wie Bogenschießen und Heilkundenkenntnisse. Ihre Gespräche mit Scythe wurden im Verlauf der Handlung auch immer unterhaltsamer.
Bei den Nebencharakteren sind mir auch so einige schon ans Herz gewachsen und ich bin sehr gespannt, wie es mit ihnen allen im nächsten Band weitergehen wird.

Bewertung vom 16.05.2025
Hallett, Janice

Die Engel von Alperton


sehr gut

Der Stil des Buchs ist absolut ungewöhnlich: Statt einem normalen Text besteht die ganze Erzählung nur aus Dokumenten in einer journalistischen Recherche-Akte. So erfährt man aus Mails, WhatsApp-Nachrichten, Romanauszügen und Interviews was so passiert und lernt auch nur auf diesem Weg die Charaktere der Handlung kennen.
Ich fand diese Art der Erzählung spannend und auch überwiegend angenehm zu lesen, muss aber auch dazu sagen, dass das vermutlich sehr Geschmackssache ist.
Auch muss man sich gerade am Anfang erstmal einen Überblick verschaffen, wer die ganzen Charaktere aus den Texten jetzt überhaupt sind, manchmal musste ich dafür auch zurückblättern.

Ist man aber erstmal gut im Geschehen angekommen, gibt es echt viel zu entdecken. Dies ist kein Buch, das man halb abgelenkt nebenbei lesen sollte, da hier sehr viel zwischen den Zeilen versteckt ist. Scheinbar unlogische Dinge ergeben im Kontext eines weiteren Puzzlestücks plötzlich Sinn, frühere Texte lassen sich ganz anders interpretieren.
Zwar erklärt das Buch den Großteil der versteckten Hinweise am Ende, lässt jedoch noch Raum für eigene Erkundungen, sodass man sich selbst ein eigenes Bild des Geschehens machen kann.
Ich mochte die Idee sehr und hatte auch Spaß beim eigenen Ermitteln, vor allem wenn es dann einen Aha-Moment gab.

Journalistin Amanda selbst war mir jedoch nicht so sympathisch, auch wenn man ihren Charakter ja nur aus den Mails etc. rauslesen konnte. Andererseits kann ich mir gut vorstellen, dass auch viele echte Journalisten so skrupellos sind, von daher war es auch wieder irgendwie authentisch.
Kritisieren muss ich aber noch, dass ich manche Abschnitte doch ein wenig zu lang fand. Manche Handlungspassagen haben sich etwas gezogen, andere haben sich nach Wiederholung angefühlt.
Insgesamt hatte ich jedoch viel Spaß mit diesem Buch und fand die ungewöhnliche Erzählmethode echt spannend.