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Katja K
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Bonn

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 27.10.2025
Braun, Ruby

Glory of Broken Dreams / Devil's Dance Bd.1


ausgezeichnet

Originelle und liebevoll erzählte Romantasy mit wichtigen Botschaften
Ich habe ein paar Kapitel gebraucht, um in die Geschichte hineinzufinden, doch dann hat sie mich umso mehr gepackt und ich beende dieses Buch begeistert und gleichzeitig bedauernd, weil ich nun eine Weile auf den zweiten Band warten muss. Diese Urban Romantasy überzeugt durch ein besonderes Setting voller verheißungsvoller und bedrohlicher Magie (das Hotel, das Varieté) und durch liebevoll gezeichnete, authentische Charaktere mit Ecken und Kanten. Charlie ist chaotisch, selbstunsicher, impulsiv und trotzig, Willem dagegen selbstbeherrscht, wortkarg, resigniert und stur. Für beide konnte ich problemlos ein Gespür entwickeln und mit ihnen mitfühlen. Der Schreibstil ist flüssig und spannend, die Atmosphäre unheimlich und voller düsterer Prophezeiungen. Es wird abwechselnd aus Charlies und Willems Perspektive erzählt (Ich-Form, Präsens), so dass man beiden Charakteren näher kommt. Die Liebesgeschichte hat mir sehr gut gefallen; sie wird behutsam erzählt und obwohl sie eine Schlüsselrolle spielt, fügt sie sich gut in das Gesamtgeschehen ein und dominiert nicht den Plot. In diesem Buch geht es noch um so viel mehr; um die Suche nach der eigenen Identität, den eigenen Wert, um die Herausforderungen als Frau und um Fluch und Segen von großen Lebensträumen. Mein Fazit: Eine originelle, wunderschön erzählte Romantasy mit liebenswerten Charakteren, viel Spannung und einer empowernden Botschaft. Große Empfehlung!

Bewertung vom 19.10.2025
Tack, Stella

Die letzte Stunde / Ever & After Bd.3


ausgezeichnet

Würdiger Reihenabschluss mit herrlichem Gruselkabinett-Feeling
Wow! Was für eine grandiose und originelle Fantasy-Reihe! Ich hätte nie gedacht, dass ich so begeistert von sarkastischer Märchen-Fantasy sein könnte, aber was soll ich sagen?! Diese Reihe wird definitiv zu meinen Lese-Highlights 2025 zählen. Auch dieser Band ist wieder so spannend, fesselnd, gruselig und humorvoll erzählt, dass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte. Ich bewundere Stella Tack sehr für ihre genialen Einfälle und ihren einzigartigen Schreibstil. Ständig passiert etwas und es kommt zu keinerlei Längen auf rund 700 Seiten. Nach dem zweiten Band war ich gespannt, wie sie die Erfüllung von Rains Wunsch realisieren würde und ich kann so viel verraten: Ich fand ihre Lösung sehr elegant. Und während ich mir im vorherigen Band schon manchmal vorkam wie in einem Gruselkabinett, konnte ich hier durchaus noch mal eine Steigerung feststellen. Die Charaktere sind weiterhin so toll dargestellt, dass sie mir definitiv fehlen werden. Mein Fazit: Es handelt sich hier um originelle und fesselnde Fantasy mit Gruselfaktor und einer großen Portion Sarkasmus. Diese Reihe ist nicht mit klassischer High Fantasy zu vergleichen. Ich kann sie allen empfehlen, die Lust haben, sich auf etwas ganz Neues einzulassen und zu staunen angesichts dieser facettenreichen Märchenwelt und dieses unglaublichen Einfallsreichtums!

Bewertung vom 08.10.2025
Jimenez, Abby

Say You'll Remember Me


ausgezeichnet

Herzerwärmend, schmerzhaft und witzig
Ich habe Abby Jimenez durch "Just for the summer" kennengelernt und war sofort hingerissen von ihrem humorvollen und zugleich emotionalen Erzählstil. Ich finde, sie versteht es auf unnachahmliche Weise, witzige Elemente und sarkastische Dialoge mit ernsten und gewichtigen Themen zu verbinden. So war es auch bei diesem Roman. Die Charaktere sind äußerst liebevoll und lebendig gezeichnet, so dass ich sie direkt vor mir sehen konnte und ins Herz geschlossen habe. Ich habe mit ihnen gelacht und auch ein paar Tränen verdrückt. Die hier behandelten ernsten Themen möchte ich nicht erwähnen, um nicht zu spoilern. Im Grunde geht es darum, wie wichtig es ist, Zeugen für das eigene Leben zu haben, zu lieben und geliebt zu werden. Es geht um Zusammenhalt, Fürsorge und die Macht glücklicher (kleiner) Erlebnisse und Erinnerungen. Und es geht darum, das Beste aus jeder Situation zu machen angesichts der Begrenztheit unseres Lebens. Diese Lektionen vermittelt uns die Autorin so liebevoll, emotional und humorvoll, dass ich auch über ein paar Längen zwischendurch gut hinwegsehen konnte. Fazit: Klare Empfehlung für Fans von witzigen und zugleich bittersüßen Romances, die ein wenig Weltschmerz auslösen und zugleich Trost spenden.

Bewertung vom 05.10.2025
Perry, Devney

Juniper Hill Die Edens 2


sehr gut

Holpriger Neuanfang mit Säugling und Smalltown-Vibes
Dieses Buch fand ich sehr leicht und unterhaltsam zu lesen. Der Schreibstil ist flüssig und locker, die Charaktere sympathisch und das kleine Städtchen sehr charmant. Das Hotel- und Restaurant-Setting hat mir gut gefallen und ebenfalls cozy Vibes ausgestrahlt. Die Geschichte wird abwechselnd aus Memphis' und Knox' Perspektive (in Ich-Form) erzählt, so dass man beiden Charakteren näher kommt. Beide haben ihr Päckchen zu tragen, was zum einen die Annäherung zunächst erschwert und zum anderen am Ende noch zu einem richtigen Showdown führt. Besonders angesprochen hat mich die generell "erwachsene" Thematik in dem Roman, wie z.B. die Herausforderungen mit einem Säugling. Die gesamte Familie Eden wird so liebevoll dargestellt, dass man am liebsten noch ein bisschen länger in dieser Welt verweilen möchte. Die Liebesgeschichte verlief mir dann fast ein bisschen zu glatt und ich hätte mir mehr Ecken und Kanten und Konflikte bei den Charakteren gewünscht. Auch das Ende fand ich etwas kitschig. Nichtsdestotrotz habe ich dieses Buch gerne und schnell gelesen, mich nie gelangweilt und dabei einfach eine gute Zeit gehabt. Es ist ein leichter Wohlfühlroman für zwischendurch ohne allzu große Tiefe.

Bewertung vom 03.10.2025
Teng Luo Wei Zhi

Verdorbenes Herz / Till the End of the Moon Bd.1


gut

Asiatischer Zauber mit Längen

Vorab zur Ästhetik: Das Buch ist wunderschön gestaltet mit einem tollen Farbschnitt, Illustrationen im Buch und einer angenehmen Haptik. Was den Inhalt angeht, so hat mich zunächst einmal das asiatische Setting mit den vielen Hinweisen auf Kultur, Religion, Daoismus und Buddhismus völlig begeistert und gefangen genommen. Auch der behutsame Sprachstil mit sorgfältig gewählten Worten, stellenweise poetisch und anmutig, passt dazu perfekt. Dieser hat mich von Beginn an fasziniert; er wirkt würdevoll, teilweise ein wenig altmodisch, und selbst die grausamsten Szenen werden fast sanft anmutend geschildert. Leider haben sich manche eher belanglosen Schilderungen wiederholt, wodurch unnötige Längen entstanden sind. Die Sprache wirkte dann etwas umständlich. In Bezug auf die Handlung lässt sich feststellen, dass wir es hier mit einer echten Enemies (to Lovers?) - Story zu tun haben. Es gibt bislang kein erlösendes "Ach, er ist ja doch nicht so böse / hat eigentlich einen guten Kern". Im Gegenteil, der Dämonenprinz wird als abgrundtief kalt und bösartig dargestellt (wenn auch mit einer heftigen Vergangenheit, die Gut und Böse dann eben doch verschwimmen lässt) und der Hass zwischen ihm und Li Susu ist deutlich spürbar. Das hat mir sehr gut gefallen und ich denke, es handelt sich hier um eine der "Slowest Burn"- Geschichten im Bereich der Romantasy. Zu dem Charakter von Li Susu konnte ich direkt eine Beziehung aufbauen; sie ist eine gelassene, mutige und teilweise auch verschmitzte starke junge Frau, die ihre Mission erfolgreich erfüllen möchte. Tantai Jin dagegen bleibt in seiner Persönlichkeit wenig spürbar, was natürlich in seiner Natur liegt. Dennoch führte dies zusammen mit der teilweise umständlichen Erzählweise dazu, dass ich ungefähr in der Hälfte des Buches etwas zu kämpfen hatte und mir zeitweise recht egal war, wie es mit den Figuren weiterging. Dies hat sich im weiteren Verlauf wieder gegeben. Die vielen chinesischen Namen und Begriffe waren am Anfang verwirrend. Es gibt jedoch eine Ahnentafel, Fußnoten und ein umfangreiches Glossar. Mein Fazit: Dieses Buch ist für mich asiatische Fantasy pur. Wer sich für die asiatische Kultur und Mythologie interessiert, wird hier wunderbar eintauchen können. Man sollte sich allerdings auf eine ruhigere Erzählung mit einer speziellen poetischen und manchmal auch umständlich-anstrengenden Sprache gefasst machen und dazu bereit sein, ein paar Längen auszuhalten. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

Bewertung vom 28.09.2025
Harrow, Jamie

One On One


sehr gut

Gelungene Basketball-Romance mit viel Humor und einem ernsten Thema

Mir hat diese Sportsromance sehr gut gefallen. Sie lässt sich leicht lesen und ich empfand sie als äußerst kurzweilig. Der Schreibstil ist mir von Beginn an besonders positiv aufgefallen; er ist detailliert, bildlich, humorvoll und locker. Ich habe die Szenen direkt vor meinem inneren Auge sehen können. Annie habe ich mit ihrem beißenden Humor, ihrer Selbstironie und ihrer teilweisen Unbeholfenheit direkt ins Herz geschlossen. Sie ist eine starke Protagonistin, gleichzeitig leidet sie an Selbstzweifeln und Unsicherheiten und scheint sich selbst noch nicht richtig gefunden zu haben. Aus ihrer Perspektive wird die ganze Geschichte (in Ich-Form und Präsens) erzählt. Ben blieb für mich ein wenig blasser; Kapitel aus seiner Perspektive wären eine nette Ergänzung gewesen. Aber auch so fand ich die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden spannend und den anfänglichen ständigen Schlagabtausch amüsant. Insgesamt wird die Liebesgeschichte nicht nur witzig, sondern gleichzeitig auch behutsam erzählt ("Enemies to Lovers", "Slow Burn"). Im letzten Drittel plätschert sie für meinen Geschmack eine Zeit lang etwas zu gemächlich vor sich hin, auch konnte ich in dieser Phase Annies Verhalten nicht immer nachvollziehen. Gut fand ich, dass auch dargestellt wird, dass beide Charaktere aus ihrer Vergangenheit schwere Päckchen zu tragen haben. Durch die gesamte Geschichte hindurch merkt man, dass die Autorin am Rande eines Basketballplatzes aufwuchs, denn die Liebe zu diesem Sport wird auf jeder Seite deutlich. Auch Annies Arbeit als Social Media Managerin und Filmerin fand ich neben der Liebesgeschichte sehr faszinierend und ich hätte zu gerne einmal eines ihrer Hype-Videos gesehen. Die Begeisterung für ihre Arbeit ist direkt auf mich übergesprungen, obwohl ich keinerlei Berührungspunkte mit diesem Betätigungsfeld habe. So etwas liebe ich an Büchern! Das ernste Thema hinter den Kulissen möchte ich nicht näher benennen, um nicht zu spoilern. Es wurde sehr gut und realistisch dargestellt. Hier wäre eine Triggerwarnung zu Beginn des Buches sicherlich sinnvoll. Mein Fazit: Diese kurzweilige, sehr gut geschriebene Sportsromance hat mich oft zum Grinsen gebracht und behandelt zudem als Gegengewicht noch ein (nicht nur im Sport) wichtiges Thema. Zwischendurch hätte ich mir etwas mehr Emotionen in der Liebesbeziehung gewünscht, aber alles in allem kann ich dieses Buch allen Fans von Romances nur wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 24.09.2025
Milán, Greta

The Penguin Paradox


ausgezeichnet

Leichte Winter Romance mit süßen Nebendarstellern

Dieses Buch erfüllt meiner Meinung nach alles, was das hübsche, glitzernde und moderne Cover verspricht: Es lässt sich leicht lesen, bietet viel Romantik und Winter-Magie und ein wunderschönes Setting in der Antarktis mit vielen niedlichen Pinguinen. Die Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet; besonders Emerie mit ihren ganz speziellen Ansichten und ihrer unbeholfenen Unnahbarkeit habe ich direkt ins Herz geschlossen. Das Forschungs-Setting hat mich ein wenig an Ali Hazelwood erinnert, auch wenn es weniger ernsthaft wissenschaftlich zuging. Die Idee der Autorin, Emerie die Partnertreue von Pinguinen untersuchen und ihre Erkenntnisse auf Menschen projizieren zu lassen, finde ich ganz bezaubernd. Die gesamte Geschichte verströmt durchgängig eine gemütliche, liebevolle Atmosphäre und hat viele herzerwärmende Passagen, bei denen ich schmunzeln musste und mich einfach rundum wohlgefühlt habe. In negative Emotionen wird nicht stärker eingetaucht, so das Probleme nicht tiefgründig behandelt werden, aber ich denke, diesen Anspruch hat das Buch auch nicht und mir hat es hier ebenfalls nicht gefehlt. Fazit: Das perfekte Winterbuch für Fans von leichten Romance-Stories mit liebenswerten Charakteren und herzerwärmenden Wohlfühlmomenten.

Bewertung vom 14.09.2025
Wahl, Carolin

Crushing Souls (Driven Dreams-Dilogie, Band 1)


gut

Tolles Formel 1-Setting, aber etwas langatmig
Dieses Buch lässt mich etwas unschlüssig zurück. Anfang und Ende haben mir gut gefallen; sie sind flüssig, spannend und einfühlsam erzählt und die Charaktere Fiona und Duncan lassen Tiefe erahnen. Das Formel 1-Setting hat mich von Beginn an fasziniert, obwohl ich keinerlei Berührungspunkte zu diesem Sport habe. Aber ich blicke gerne auf diese Art über den Tellerrand. Im Mittelteil jedoch hat das Buch für mich enorm geschwächelt; es war langatmig, ich konnte die Charaktere nicht mehr spüren und vermisste emotionale Tiefe in ihren Persönlichkeiten und der Beziehung zueinander. Am Ende hat sich dies wieder positiv geändert, auch wenn der Schluss dann sehr schnell kam. Durchgängig gefallen haben mir die Interaktionen von Fiona mit ihrer besten Freundin Aurora, die sehr liebevoll dargestellt wurden. Öfters habe ich mich dabei ertappt, dass ich jetzt eigentlich lieber Auroras Geschichte lesen würde (ich tippe stark auf Band 2...). Mein Fazit: Tolles Setting, nette Story, aber man muss sich vor allem im Mittelteil auf einige Längen gefasst machen. Fans der Autorin möchten die Story sicherlich unbedingt lesen, denn uns begegnen nebenbei ein paar alte Bekannte und auch der Ausblick auf den Folgeband scheint recht vielversprechend.

Bewertung vom 12.09.2025
Sauer, Anne

Im Leben nebenan


ausgezeichnet

Eindrückliches Gedankenexperiment zu einem Frauenleben mit versus ohne Kind
Dieser Roman hat mich sehr berührt und aufgewühlt. Er behandelt auf schonungslose und gleichzeitig einfühlsame Weise ein sensibles Thema. Bereits die Ausgangsidee fand ich genial. Wer von uns hat sich nicht schon einmal gefragt, wie es wäre, wenn man im Leben an einer Stelle eine andere Abzweigung genommen hätte?! Anne Sauer kontrastiert auf diese Art für ihre Protagonistin Antonia zwei alternative Leben: eines mit und eines ohne Kind. Beide Versionen werden in ihren Herausforderungen, aber auch in ihrem Potenzial realistisch und berührend dargestellt. Ich habe eine ganze Reihe von verschiedenen Gefühlen durchlebt, darunter Beklemmung, Trauer, Zuversicht und Hoffnung. Es ist auch die ein oder andere Träne geflossen. Beide Antonias erleben schmerzhafte Verluste - von Menschen, Lebenskonzepten, Freiheiten, dem bisherigen Selbstbild. Sie müssen sich durch Leid und Schmerz kämpfen, bis endlich ein Hoffnungsstreifen am Horizont erscheint. Dabei ist der Schreibstil fesselnd, klug und modern. Fazit: Dieses Buch ist sicher keine leichte Kost, dennoch kann ich es wärmstens empfehlen. Ich möchte es vor allem denjenigen Leserinnen ans Herz legen, die ambivalent sind in ihrem Kinderwunsch oder mit ihrer Rolle als Mutter oder Nicht-Mutter teilweise hadern. Für männliche Leser dürfte ähnliches gelten. Dieser Roman begegnet allen freiwilligen und unfreiwilligen Varianten mit großem Verständnis und Mitgefühl. Man muss aber auch bereit sein, sich auf Gefühle der Trauer und Hilflosigkeit einzulassen.

Bewertung vom 08.09.2025
Stiefvater, Maggie

Grand Hotel Avalon


ausgezeichnet

Luxus und Menschlichkeit in Zeiten des Krieges
Vorab: Dieses Buch ist nicht mit den bekannten Jugend-Fantasy-Romanen der Autorin (Nach dem Sommer, Raven Boys, Dreamer) zu vergleichen. Stattdessen handelt es sich hier um einen alleinstehenden literarischen Roman für Erwachsene, in dem fantastische Elemente (die magischen Quellen) nicht so sehr im Vordergrund stehen und zudem, zumindest meiner Interpretation nach, starken Symbolcharakter haben. Die Geschichte ist insgesamt sehr viel ruhiger erzählt, auch wenn es um hoch brisante und explosive Ereignisse geht. Ich war sehr neugierig auf diesen Roman und wurde nicht enttäuscht. Meiner Meinung nach ist Maggie Stiefvater eine begnadete Geschichtenerzählerin und ihr Schreibstil ist auch hier lebendig, klug und charmant. Die Charaktere werden liebevoll und differenziert ausgearbeitet, es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Besonders June, die charismatische, selbstbewusste und raffinierte Hoteldirektorin und der Dreh- und Angelpunkt des Avalon, habe ich direkt ins Herz geschlossen. Die fiktive Geschichte beruht auf sorgfältigen historischen Recherchen. Nach Pearl Harbor stellte sich in den USA die Frage, was mit den feindlichen Diplomaten geschehen sollte. Mir war neu, dass Diplomaten-Delegationen der Achsenmächte unter Betreuung durch das FBI schlussendlich vorübergehend in amerikanischen (Luxus-)Hotels interniert wurden, bis ihre Rückführung im Gegenzug für von den Feinden festgehaltene amerikanische Diplomaten verhandelt wurde. Maggie Stiefvater verarbeitet dieses heikle Kapitel der Weltgeschichte in einer spannenden, lehrreichen und berührenden Geschichte über die damit einhergehenden Herausforderungen für die Hotelangestellten, das FBI und die Gefangenen selbst. Wie bedient man als amerikanisches Luxushotel den deutschen, italienischen oder japanischen Feind? Wie geht man damit um, dass man nicht weiß, ob das Gegenüber möglicherweise ein Nazi ist? Die Stimmung im Hotel kippt immer mehr ("das Wasser schlägt um") und die zunächst sehr rigide und pragmatische June sieht sich gezwungen, ihre bislang erfolgreiche Haltung zum Führen eines Luxushotels und auch ihre eigene Identität neu zu überdenken. Die Liebe spielt dabei ebenfalls eine Rolle. Generell wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei mir besonders gefallen hat, dass wir auch an den Beobachtungen eines deutschen autistischen Mädchens teilhaben dürfen, das im weiteren Verlauf noch eine größere Rolle spielt. Hier wird dann auch noch deutlicher, warum das Buch im Englischen "The Listeners" heißt. Fazit: Maggie Stiefvater ist es gelungen, ein historisch relevantes Ereignis nicht nur plausibel und spannend darzustellen, sondern dank der liebenswerten Charaktere und dem Charme des Luxushotels auch mit einer gewissen Leichtigkeit auszustatten, ohne die Schrecken des dritten Reichs und des Kriegs außen vor zu lassen. Ich hatte das Gefühl, durch die Geschichte von June und dem Avalon ganz sanft und charmant zum Nachdenken angeregt zu werden; über die tatsächlich stattgefundenen historischen Ereignisse, heikle politische Schachzüge, ethische Fragen und persönliche Dilemmata in Krisensituationen.