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Hanne2
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Langenargen

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2025
Zwickau, Dora

Gesellschaftsspiel


gut

Das Cover ist klar gestaltet und zeigt die 3 Hauptfiguren des Romans - die beiden Schwestern Isabelle und Annika, sowie deren Tante Dagmar. Die 3 verbindet am Anfang wenig. Erst der Tod deren Mutter bzw. Schwester führt sie wieder zusammen. Parallel zu diesem Handlungsstrang möchte ein großer Tech-Investor und Spieleentwickler in deren Heimatstadt Weimar eine App einführen, die den Bewohner mehr politische Mitbestimmung und Einflussnahme ermöglicht.
Der Roman ist nah an den aktuellen politisch-gesellschaftlichen Themen dran. Zwischen den Kapiteln gibt es immer wieder Einschübe aus diversen Medien, die sehr gut den zum Teil aufgepeitschten, in der Anonymität des Internets radikal formulierten Ton wiedergeben. Wie gehen die beiden Stränge am Ende zusammen auf? Für mich tatsächlich leider nicht ganz. Vermutlich bin ich mit anderen Erwartungen in den Roman gestartet, z.B. wie sich die Frauen in einer möglichen Utopie/Dystopie weiterentwickeln.
Annika arbeitet in der Tech-Branche, Isabelle ist Lehrerin für Politik und Dagmar unterrichtet Soziologie an der Hochschule. So hatte ich bei manchen Dialogen oft den Eindruck eher ein Sachbuch zu lesen. Die Figuren und deren Beziehungsleben blieben für mich kühl und irgendwie blass. So sitzen die 3 Frauen wenige Tage nach dem Tod der Mutterin/Schwester in der Sauna zusammen und diskutieren die gesellschaftliche Neuordnung und sind am Ende froh, wieder zueinander gefunden zu haben. Ahja... vieles bleibt im Kopf, wird aber wenig fühlbar. Die Auseinandersetzung mit der zu erwartenden Trauer, möglicherweise auch Ambivalenz gegenüber der Verstorbenen und insgesamt eine emotionale Tiefe in der Figurenzeichnung wird man beim Lesen eher wenig finden.
Andererseits merkt man dem Roman die Expertise der Autorin mit der Tech-Branche und Medien sowie ihre intensive Auseinandersetzung mit deren gesellschaftlichen Verantwortung/Möglichkeiten an. Wenn man es so liest, wird man als Leser mit vielen Denkanstößen belohnt und bekommt einiges an Diskussionsstoff.

Bewertung vom 07.07.2025

National Geographic Kids - Jenseits der Unendlichkeit


gut

Das Buch widmet sich dem Superteleskop, dem James-Webb-Teleskop. Spannend zu lesen, dass es ganze 25 Jahre gebraucht hat, dieses zu entwickeln aber auch interessant, wie es aufgebaut ist und funktioniert. Die Bilder von fernen Galaxien sind großartig und besonders der Vergleich zu dem Vorgängermodell, dem Hubbleteleskop, sind beeindruckend und faszinierend.
Zwischendrin kommen in Interviewform verschiedene Weltraumforscher zu Wort. Insbesondere mit welcher Leidenschaft und Expertise Frauen dieses technische Fach vertreten fand ich sehr inspirierend und vorbildlich.
Jetzt kommt leider das große Aber... meine beiden Kinder (8 und 11 Jahre) waren anfangs trotz der tollen Bilder wenig für das Buch zu begeistern. Zu unstrukturiert ist teilweise die Kapitelanordnung und zu viel Wissen wird bereits vorausgesetzt (Aufbau des Sonnensystems, Gravitation, ...), so dass das Lesen und Verstehen für sie alleine mühsam war. Erst durch meine Begeisterung und viel zusätzliche Erklärung wurde das Buch auch für sie spannend und interessant. Die Altersangabe ab 8 Jahre finde ich zu früh, es sei denn, das Kind ist ein ausgesprochener Astronomiefan. Als Buch für die ganze Familie mit der Möglichkeit, auf Fragen der Kinder direkt eingehen zu können, gibt es einen tollen Einblick zum Thema Weltraum und James-Webb-Teleskop.

Bewertung vom 27.06.2025
Ehrenhauser, Martin

Unsere Suche nach Zärtlichkeit


sehr gut

Ein wenig erinnert der Roman mich an einen alten französischen Film - langsame Kamerafahrten, viel Zeit für das Bewegungsspiel der Mimik, immer etwas melancholisch, immer etwas schwierige Beziehungsthemen...
Als Leser starten wir in Brüssel, wo Dumont nachts als Telefonseelsorger arbeitet und tagsüber ein kleines Uhrengeschäft betreibt. Geschieden, scheu im Kontakt mit Frauen, rührt ihn plötzlich eine nächtliche anonyme Anruferin so an, dass er ihren Spuren nach Antibes folgt.
Der Roman ist grundsätzlich gut lesbar, wenngleich mich der Schreibstil jetzt nicht völlig in seinen Bann ziehen konnte bzw. mir etwas die Originalität gefehlt hat. Die Ortsbeschreibungen sind sehr ansprechend und man fühlt das Meer und die Sonne an der Côte d'Azur. Insgesamt ist es ein leiser Roman über die Sehnsucht nach Nähe und Zärtlichkeit, blieb mir an manchen Stellen dann leider doch etwas zu flach und stereotyp.

Bewertung vom 22.06.2025
Mugford, Simon

Fußball-Stars - Alles über Messi. Vom Fußball-Talent zum Megastar


ausgezeichnet

Unser Sohn ist jetzt nicht der allergrößte Fußballfan aller Zeiten. Von Messi hatte er allerdings schon gehört, wusste um den Glanz in den Augen manches Mitschülers, wenn es um diesen Ausnahmefußballspieler geht. Daher steckte er seine Nase sehr neugierig in das Buch und tja, wurde sehr lange nicht mehr wiedergesehen...
Das Buch ist toll für kleine Fußballfans, die bereits ein wenig lesen können. Sprechblasen, Fakten im Sammelkartenstil, lebhafte Illustrationen - alles wirkt sehr einladend und abwechslungsreich und lockt vermutlich einige kleine Lesemuffel hinter dem Ofen hervor.
Viele Fakten über Messi wurden bereits großzügig am Familientisch geteilt und besprochen ("Wusstet ihr, dass Messi..."). Auch Freunde unseres Sohnes, was äußerst selten vorkommt, haben sich das Buch von ihm ausgeliehen und sind begeistert. Von unserem Sohn gibt es uneingeschränkt 5 Sterne.

Bewertung vom 22.06.2025
Ruthe, Ralph;Flix

Frag Ferdinand: Natur und Tiere


ausgezeichnet

"Frag Ferdinand" ist ein niedlicher Comic über den rasenden Reporterhund Ferdinand. Immer unter Zeitdruck und oft scharfer Kritik durch seinen grummeligen Vorgesetzten ausgesetzt verfasst er blitzschnell vor Ablauf der Deadline seine Artikel zu Themen aus der Tierwelt/Natur/Evolution. Diese doppelseitigen Geschichten sind skurril, informativ und in jedem Fall sehr, sehr lustig. Meine beiden Kinder (8 und 11 Jahre) lieben die Geschichten. Und auch uns Großen hat das Durchlesen und die witzigen Illustrationen mit vielen kreativen und liebevollen Details viel Spaß gemacht.
Auch wenn durchaus wissenswerte Fakten vermittelt werden, steht die Freude an der Komik in den einzelnen Szenen eindeutig im Vordergrund. Die Illustrationen sind ausreichend groß gestaltet. Mit der Schrift hatte unser 8 Jähriger Leseanfänger stellenweise noch etwas Mühe, was vermutlich an den verschiedenen Schriftarten lag, in die er sich erst etwas "einkucken" musste.
Manch einer kennt vielleicht Ferdinand schon von den einseitigen Comicseiten im Spiegel. Für uns war er eine wunderbare Neuenentdeckung und meine Kinder waren sich beide unisono sofort einig - 5 Sterne für einen sehr unterhaltsamen Comic. Sollte es Folgebände geben, würden wir auf jeden Fall wieder zugreifen.

Bewertung vom 14.06.2025
Ben Saoud, Amira

Schweben


sehr gut

Die Protagonistin, die sich selber nicht mehr an ihren Namen erinnert, nimmt im Rahmen ihres Berufes immer neue Identitäten an, um die Rolle der Schwester, Tochter, Freundin zu übernehmen. Das Setting spielt in der Zukunft. Menschen leben in einer abgeschotteten Siedlung. Nach "draußen" zu gehen ist mit dem sicheren Tod assoziiert. Nach der Vergangenheit zu forschen, "mehr" zu wollen, nach Entwicklung zu streben, ist untersagt. Insbesondere die Jugendlichen leiden darunter. Aber insbesondere auch die Frauen sind überwiegend müde und erschöpft, antriebslos.
Die Dystopie eröffnet gedanklich einen Raum für philosophische Gedankenexperimente - inwieweit gibt das Wissen um unsere Herkunft und ein Streben nach Weiterentwicklung uns Halt, inwieweit lässt sich die Metapher des Schwebezustandes (insbesondere bei den Jugendlichen) auf unsere Gesellschaft übertragen, was hat es mit Erschöpfungssyndrom bei den Frauen auf sich.
Allerdings fand ich die Figuren nicht ganz ausgemalt und hätte mir an mancher Stelle noch mehr Tiefe gewünscht. Viele Themen werden reingebracht und angeschnitten. Gerade die Schilderung der toxischen Beziehung hätte es meiner Meinung nicht unbedingt gebraucht und ging für mein Empfinden zu Lasten der eigentlich interessanten Fragen des Buches. Es bleibt ein Gedankenexperiment, was aber für mein Empfinden an der Oberfläche bleibt.

Bewertung vom 03.06.2025
Reid, Taylor Jenkins

Atmosphere


ausgezeichnet

Eigentlich zählt ja mehr der Inhalt, hier hat mich aber auch das Cover positiv überrascht. Nicht unbedingt der Schutzumschlag, sondern vielmehr die wunderschön gestalteten Buchdeckel sind ein echter Augenschmaus. Wie von der Autorin gewohnt ist man schnell von der Geschichte eingenommen. Diese erzählt von Joan Godwin, die bei der NASA eine Ausbildung zur Astronautin macht, zudem ihre Schwester und deren kleine Tochter unterstützt. Letztendlich ist eine Liebesgeschichte, enthält aber philosophische Elemente. Dabei ist das Wissen über die Abläufe bei der NASA, aber auch verschiedene Fakten zu Sternen und Universum umfassend recherchiert. Manchmal erschlagen einen die Abkürzungen für die verschiedenen Fachbegriffe fast ein bisschen. Gleichzeitig macht es die Geschichte auch irgendwie authentisch. Taylor Jenkins Reid schafft es wie wenige Autoren mich emotional wirklich anzusprechen. Nicht nur einmal hatte ich Tränen in den Augen. Manchmal waren mir die Protagonisten vielleicht etwas übertrieben zu dauerempathisch... Nichtsdestotrotz habe ich mitgefiebert, so dass mir beim Lesen gerade zum Ende hin der Atem gestockt ist. Insgesamt ist es für mich ein in sich absolut rundes Buch, das ich mit etwas Abstand sicher noch einmal lesen werde. Achja, und dieses Ding mit Raum und Zeit hab ich dank der Autorin auch etwas besser verstanden ;)

Bewertung vom 28.05.2025
Schmidt, Nicola

Das artgerecht Gespräche-Buch: Zehn wirklich wichtige Gespräche, die Kinder und Eltern wachsen lassen


ausgezeichnet

Nicola Schmidt sagte mir bereits etwas durch ihre artgerecht-Bücher. Dieses war jetzt das erste Buch, dass ich von ihr gelesen habe. In verschiedenen Kapiteln widmet sie sich der Kommunikation zwischen Eltern und ihren Kindern hinsichtlich besonders herausfordernden Situationen oder Themen, sei es im Kleinkind- oder im Teenageralter. Die Quintessenz lässt sich eigentlich in wenigen Worten zusammenfassen: 1. Kleinkinder in ihren Gefühlen achtsam begleiten. 2. Teenagern aufmerksam zuhören, Fragen stellen, keine Tipps geben. Das klingt jetzt vielleicht etwas vereinfacht, dabei war das Buch beim Lesen tatsächlich sehr bereichernd. Vor allem die lebendigen Beispielsätze helfen sehr, wie bestimmte Themen angesprochen werden können. In den einzelnen Kapiteln geht Nicola Schmidt auf Themen wie Sterben, Sexualität, ungute Freundschaften und noch viele weitere ein. Manche Kapitel waren für mich weniger wichtig, da ich hier meine, doch schon einiges intuitiv umzusetzen. Bei anderen Themen bin ich mir eher unsicher und war sehr dankbar über die einzelnen Formulierungshilfen. Sicherlich gibt es auch mal Beispiele, über die ich eher schmunzeln musste und die bei uns nicht funktionieren würden. Aber hier kann ja jeder für sich schauen, was passt für seine Familie oder eher weniger. Insgesamt ein toller Ratgeber für Familien, um besser mit schwierigen Themen umgehen und darüber kommunizieren zu können.

Bewertung vom 13.05.2025
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


gut

Marlene bleibt nach dem Suizid ihres Partners alleine zurück und muss ihr Leben irgendwie neu sortieren. Während sie noch überlegt, ob und wie sie weiterleben kann, stolpert Jack, ein ehemaliger Schüler in ihr Leben, bekocht sie und ist zusammen mit Ida, einer jungen Hausärztin, aufmerksam und zurückhaltend an ihrer Seite. Beim Lesen gibt es immer wieder ein warmes Gefühl des Trostes, wenn Menschen in einer schweren Krisenzeit zusammenrücken und Unterstützung erleben. Und trotz des schweren Themas ist der Roman eher leicht, zum Teil mit trockenem Humor geschrieben. Für meinen Geschmack plätscherte er jedoch so vor sich hin und außer einem "achja, ganz nett", konnte mich keine der Figuren wirklich berühren oder mitreißen. Immer wieder gab es irritierende Momente beim Lesen, die nicht aufgeklärt wurden und von meinem Gefühl auch nichts zur Handlung beigetragen haben. Zum Ende hab ich eher etwas lustlos zu Ende gelesen und mir sind keine Szenen tiefer als Bilder in Erinnerung geblieben. Zwischendrin hat mich das Buch von der Stimmung her etwas an "Was man von hier aus sehen kann" erinnert, wobei mir letzteres deutlich besser gefallen hat. Das Buch ist nicht schlecht, hat aber bei mir keinerlei Nachhall gehabt.

Bewertung vom 02.05.2025
Bracht, Helene

Das Lieben danach


ausgezeichnet

Helene Bracht, selber Psychotherapeutin, schreibt in dem Buch über den eigenen als junges Mädchen erlebten sexuellen Missbrauch und wie dieser ihr späteres Beziehungs- und Liebesleben in ihrem eigenen Denken, Fühlen und Handeln zum Teil subtil, oft sehr massiv beeinflusst hat. Das Cover passt sehr gut zum Inhalt - eine wunderschöne und üppige Blüte, möglicherweise eine Pfingstrose, bei der man erst auf den 2.Blick erkennt, da stimmt was nicht, da ist doch etwas beschädigt, abgeknickt. Helene Bracht schreibt lebendig, klug und reflektiert. Großartig wenn man dazu bedenkt, dass es sich um ein Debut handelt. Dabei bleibt es immer ihre Geschichte. Sehr persönlich begibt sie sich auf Spurensuche. Anekdotisch erzählt sie von Liebes- und Beziehungsversuchen, angereichert mit einem enormen Wissen zu sexualisierter Gewalt und deren Auswirkung auf die Psyche der Betroffenen. In der Darstellung des Erlebten hätte ich mir gewünscht, dass es vielleicht stellenweise weniger explizit beschrieben wird. Nicht aus Scham, der Täter hat allen Grund sich zu schämen, auch wenn er vermutlich längst tot ist!! Sondern aus dem Wunsch heraus, die Autorin möge sich etwas mehr selber schützen. Aber möglicherweise versteht man gerade die hochambivalenten Gefühle und Verhaltensweisen im Anschluss nur durch das Vorwissen über das Erlebte besser. Spannend fand ich den Seitenstrang, in dem Helene Bracht über ihre Mutter, deren Bezug zur Sexualität, aber auch deren Befreiung schreibt. Insgesamt ist es ein lesenswertes Buch, für das zumindest ich immer wieder Pausen gebraucht habe. Vom SRF gibt es in der Philosophieserie "Sternstunde Philosophie" eine Folge mit ihr, die ich ergänzend sehr weiterempfehlen kann.