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Falke
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München

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Bewertung vom 20.11.2010
Religion-Kampf der Gefühle und Waffen, Freier Wille-Sünde-Schuld - 1. Band
Larat, Sven

Religion-Kampf der Gefühle und Waffen, Freier Wille-Sünde-Schuld - 1. Band


sehr gut

Zuerst war ich sehr skeptisch. Zum Einen habe ich schon einige Bücher gelesen, die mir nichts Neues geboten haben. Zum anderen ist der Autor weder Theologe noch Philosoph, d. h. er hat vom Beruf her keine Kompetenzen, die ihn für diese Themen besonders fähig machen. Ich muß zugeben, dass ich am Anfang mehr historische Zusammenhänge und Quellenangaben erwartet hätte, da ich eine solche Herangehensweise bisher gewohnt war. Dann habe ich wohl das System des Buches erkannt. Hier wird mit Logik und Vernunft gearbeitet, kritisches Denken und Plausibilität erscheinen mir im Endeffekt überzeugender als das Zitieren von Namen und Jahreszahlen. Wahrscheinlich ist dem Autor seine langjährige Tätigkeit als Mediziner und Therapeut hilfreich gewesen, auch auf diesen mit sovielen Vorurteilen und Phantasiekonstrukten verwässerten Gebieten eine Diagnostik durchzuführen, die zu einem klaren, für mich sehr gut nachvollziehbaren Ergebnis kommt. Auch schwer verständliche Zusammenhänge werden durch anschauliche Beispiele für mich gut durchschaubar. Leider sind einige Passagen des Buches für meinen Geschmack zu emotional und man merkt zwischen den Zeilen den Zorn des Schriftstellers auf die Strukturen, die in seinen Augen Abhängigkeiten und Ausbeutung erzeugen. Die Angriffe von Herrn Larat auf die katholische Kirche hat mich irritiert und etwas verletzt, aber ich muß gerechterweise zugeben, dass ich keines seiner Argumente widerlegen kann. Der Teil des Buches über den Freien Willen hat mich eigentlich noch mehr erschüttert. Bisher war ich immer stolz auf das was ich erreicht habe und war der Meinung, dass jeder etwas erreichen kann, der sich entsprechend Mühe gibt. Ich hatte gut verdrängt, dass es außer Wissen und Vernunft noch andere Strukturen gibt, die unsere Handlungen beeinflussen. Die Thesen des Buches erscheinen mir zu revolutionär, um zu stimmen. Auf die erste Sicht sind mir keine auffälligen logischen Fehler erkennbar, aber ich werde das Buch nocheinmal genauer lesen.