Obwohl ich die Serie mag, hatte ich von diesem Prequel mehr erwartet. Schon nach den ersten Kapiteln hatte ich das Gefühl, dass hier nicht wirklich was Neues erzählt wird. Vieles wirkt wie eine Wiederholung altbekannter Motive: Verrat, Gewalt, Erniedrigung, der harte Weg zurück ins Leben. Das hat in den ursprünglichen Bänden funktioniert, aber hier fühlt es sich nach einem erneuten Durchspielen derselben Schablone an.
Das Buch wirkt vor allem als wolle man die Serie einfach weiter am Laufen halten, und damit noch ein bissl mehr Geld reinholen. Die Geschichte ist solide geschrieben, aber es fehlt dieser Funke, der die frühen Wanderhuren-Romane ausgemacht hat. Stattdessen wirkt vieles vorhersehbar.
Marie als Figur bleibt interessant, aber auch sie gewinnt hier nicht wirklich an Tiefe. Das Buch folgt ihr kaum Facetten hinzu sodass mir hier schlicht Mehrwert fehlt. Unterm Strich: Das fühlt sich eher an wie ein nachgeschobener Band, der die Popularität der Reihe nutzt, ohne sie wirklich weiterzuentwickeln.
Die Auswirkungen der römischen Besatzung großer Teile des heutigen Deutschlands vor gut 2000 Jahren sollten nicht unterschätzt werden. Die Invasoren aus Italien legten hier wichtige zivilisatorische Grundsteine und schufen eine stabile und multikulturelle Gesellschaft, die der der Germanen jenseits des großen Flusses überlegen und weit voraus war. Noch heute sehen wir viele Spuren dieser bedeutsamen Zeit.
Ein Roman, der die damaligen Verhältnisse für mich sehr gelungen beschreibt, war "Blut und Spiele in Colonia", ein Krimi der im antiken Köln im 1. Jhd. angesiedelt ist. Eine Stadt mit großer politischer Bedeutung für das Reich, ein glanzvoller Außenposten in Sichtweite des finsteren Barbaricums.
Hier ermitteln die Soldatentochter Lucretia und der Rechtsanwalt Quintus. Beide sind Außenseiter auf ihre Weise und verbunden durch unstillbare Neugierde, Dingen auf den Grund zu gehen. Orginell gewählt ist der Background für diese Ermittlung: Die Welt des antiken Theaters, welches Superstars wie den Tänzer Aulus hervorbringt. Ein Charismatiker, der bei seinem Tourbesuch die Stadt auf den Kopf stellt. Mit tödlichen Folgen. Und um die müssen sich die beiden Amateurermittler kümmern, sagt der Prokonsul. Da darf man nicht Nein sagen auch wenn es sehr gefährlich wird.
Was folgt ist eine sehr spannende und historisch authentisch wirkende Jagd. Dabei entsteht das Bild einer, wenn auch fremdartig grausamen, so doch erstaunlich modern wirkenden Gesellschaft. Alles in allem hat mir dieses Buch sehr gefallen! Wer Spannung und gut recherchierte Antike mag, sollte hier zuschlagen.
Ich habe "Ritter Sport" gelesen, weil Ritter Sport für mich viel mehr ist als eine Süßigkeit. Dieses Quadrat gehört zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen: Pausenhof, Sommerferien, die Sorte, die man sich ganz langsam auf der Zunge zergehen ließ. Entsprechend neugierig war ich auf den Roman.
Und tatsächlich, ich war sofort drin. Die Geschichte von Clara Ritter, die mit Beharrlichkeit, Erfindergeist und Herz das Unternehmen prägt, liest sich warm, lebendig und überraschend modern. Die Zeit, die Herausforderungen, das Familienleben, die täglichen kleinen Kämpfe einer Frau zwischen Tradition und Unternehmergeist. Alldies wirkt glaubwürdig, ohne jemals trocken zu werden.
Man merkt, dass es eine Familiensaga ist: ein bisschen Drama, ein bisschen Romantik, viel Atmosphäre. Nichts Weltbewegendes, aber genau richtig für jemanden wie mich, der diese Schokolade liebt und die Geschichte dahinter besser verstehen will.
Als ich das Buch zuklappte, hatte ich fast das Gefühl, das berühmte leckere Quadrat im Papier rascheln zu hören. Es war keine große literarische Offenbarung aber ein warmes, schönes Leseerlebnis, das mich wieder an die kleine Version meiner selbst erinnert hat, die im Supermarkt immer zu bunt gefärbten Tafeln griff.
Ich gebe zu: Als ich zu "Kleopatras Grab" von Constantin Schreiber griff, war ich skeptisch. Ein Tagesschausprecher, der plötzlich einen Krimi schreibt? Das klang für mich nach einem PR-Projekt, nicht nach ernsthafter Literatur. Aber dann kam diese Stadt, die man beim Lesen fast riechen, hören und fühlen kann, und meine Skepsis löste sich still in der Hitze des ägyptischen Sommers auf.
Im Zentrum steht Theodora Costanda, eine Ermittlerin, die sich in einer Welt behaupten muss, in der Macht, Religion und Tradition aufeinanderprallen. Sie ist eine Frau zwischen den Fronten. Als ein Priester ermordet aufgefunden wird, beginnt eine Geschichte, die vielschichtiger ist, als ich erwartet hatte: Es ist ein Blick auf ein Land, das sich zwischen Moderne und Mythos bewegt.
Der Autor schreibt mit einem journalistischen Auge für Details. Seine Welt, das sind keine Postkartenbilder, sondern ein Ägypten voller Widersprüche. Er zeigt ehrlich die Konflikte zwischen Religionen, den Einfluss der Mafia, die Schattenseiten des Tourismus.
Am Ende war ich überrascht, wie souverän Schreiber das hinbekommt. Keine politische Didaktik, stattdessen ein spannender, gut erzählter Krimi mit kultureller Tiefe. Bitte empfinden Sie Ihren Nachnamen als Aufforderung: Schreiben Sie mehr, Herr Schreiber! Ich lese es.
Obwohl ich eigentlich gar nicht zur Zielgruppe gehöre, habe ich mir dieses Buch gekauft. Es richtet sich eindeutig an Jugendliche. Die Sprache ist leicht, bunt illustriert, oft mit Beispielen aus Schule und Freundeskreis. Trotzdem hat es mich, als erwachsenen Menschen mit einer späten Diagnose, berührt und mir viel klar gemacht.
Ich hätte mir so ein Buch in meiner Jugend gewünscht. Es spricht offen über viele Formen des "Andersseins", aber immer mit dem Tenor: Du bist nicht falsch, du bist einfach du. Kein Selbsthilferatgeber, sondern ein warmherziges Sachbuch, das komplexe Themen in klare, verständliche Worte fasst. Es kann ein ehrlicher Spiegel sein, einer der zeigt, dass man auch spät im Leben noch lernen darf, sich selbst zu mögen so wie man ist.
Ich habe "Der Gesang der Bienen" von Ralf H. Dorweiler mit großer Begeisterung gelesen. Der Roman spielt im Jahr 1152 und erzählt die Geschichte des Zeidlers (Honig & Wachs Sammler) Seyfried, der alles wagt, um seine zu Unrecht verurteilte Frau Elsbeth zu retten. Seine Reise führt ihn bis zu Hildegard von Bingen und an den Hof Kaiser Barbarossas, und wird zu einer eindrucksvollen Suche nach Gerechtigkeit, Glaube und innerer Stärke.
Mich hat besonders beeindruckt, wie lebendig Dorweiler das Mittelalter zeigt, ohne es zu verklären. Man spürt die Mühsal, die Gefahren, aber auch den Zusammenhalt und den Mut der Menschen. Die Figuren sind warm, glaubwürdig und wachsen einem schnell ans Herz.
Dieser "Gesang" ist kein lauter, sondern ein Buch mit Tiefe und Herz. Es verbindet Spannung, Geschichte und Menschlichkeit auf eine Weise, die mich sofort gefangen genommen hat. Für alle, die historische Romane lieben, ist das eine echte Entdeckung. Klug, bewegend und wunderbar erzählt.
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