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Benutzername: 
Sina
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 26.05.2025
Beeren pflücken
Peters, Amanda

Beeren pflücken


sehr gut

Verwobene Schicksale

In ihrem Roman „Beeren Pflücken“, nimmt uns die Autorin Amanda Peters mit auf eine 5 Jahrzehnte andauernde literarische Reise zwischen Nova Scotia und Maine. Aus den Perspektiven der zwei Hauptfiguren erfahren wir welches Schicksal ihre Familien miteinander verbindet und wie dieses Einfluss auf die Leben der Figuren in Gegenwart und Vergangenheit nimmt.

Im Sommer 1962 verschwindet die 4-jährige Ruthie, jüngste Tochter einer Mi’kmaq Familie aus Nova Scotia, welche die Saison über in Maine auf einem Blaubeerfeld arbeitet. Von der Polizei können sie keine Hilfe erwarten und so begibt sich die Familie alleine jeden Tag auf die kräftezehrende Suche nach der kleinen Ruthie, jedoch ohne Erfolg.
Die Trauer, welche mit dem großen Verlust einhergeht, versucht jedes Familienmitglied anders zu bewältigen. Während die Mutter die Hoffnung nie ganz aufgeben kann und fest daran glaubt, dass ihre Tochter noch am Leben ist und irgendwann zu ihnen zurückkehren wird, möchte die ältere Schwester Mae lieber mit der Vergangenheit abschließen. Joe, der zum Zeitpunkt des Verschwindens 6 Jahre alt war und der letzte, der seine kleine Schwester gesehen hat, kann nur schwer mit dieser Verantwortung umgehen und entwickelt seine ganz eigenen Bewältigungsstrategien.

Norma wächst als Einzelkind einer überfürsorglichen Mutter und einem emotional distanzierten Vater in Maine auf. Sie führt ein abgeschiedenes Leben und ihre einzigen richtigen Bezugspersonen sind ihre Tante June und deren Freundin Alice. Seit sie ca. 5 Jahre alt ist, wird sie von widerkehrenden Alpträumen geplagt, die viele Fragen in ihr aufkommen lassen. Könnten ihre Träume vielleicht in Wahrheit Erinnerungen sein? Und wieso fühlt sie so eine tiefgreifende innere Leere in sich? Bei ihrer Mutter stößt Norma auf Widerstand, doch sie scheint schon früh zu ahnen, dass die Dinge anders sind, als man ihr weismachen möchte.

„Beeren Pflücken“ ist eine unfassbar bewegende Geschichte, die sich mit Themen wie der persönlichen, sowie kulturellen Identität, Familie, Trauma, Trauer, Verlust und Hoffnung befasst.
Der wunderschöne Schreibstil und die Sprachgewandtheit Peters‘ machen das Lesen zu einem einzigartigen Erlebnis. Die Vorhersehbarkeit der Handlung ist von Anfang an gegeben und es geht in der Geschichte weniger um ein zu lüftendes Mysterium, als viel mehr um die Schicksale und dessen Auswirkung auf die einzelnen Figuren.

Bewertung vom 26.05.2025
Stars
Kullmann, Katja

Stars


gut

Auf Sinnsuche mit den Sternen

Mit „Stars“ hat die Sachbuch-Autorin Katja Kullmann ihr Roman-Debüt erschaffen.

In der Geschichte begleiten wir Carla Mittmann, eine Endvierzigerin, die alleine in ihrer kleinen Altbauwohnung lebt. Nachdem sie ihr Philosophiestudium unfreiwillig a den Nagel hängen musste, sitzt sie ihre Zeit in der Serviceabteilung eines Möbelhauses ab. Um ihren Kontostand etwas aufzubessern betreibt sie nebenher noch eine Website, auf welcher sie ihre astrologischen Beratungsdienste als „Cosmic Charly“ anbietet und das, wobei sie selbst gar nicht daran glaubt.
Als eines Tages plötzlich ein Stein durch ihr Fenster fliegt und Carla daraufhin nicht nur ein Paket mit 10.000 Dollar, sondern auch noch eine rätselhafte Botschaft vorfindet, gerät etwas ins Rollen, was Carlas Welt komplett auf den Kopf stellt…
Mit der finanziellen Absicherung im Rücken traut sie sich endlich, ihren Teilzeitjob zu kündigen und sich das Leben aufzubauen, welches sie sich nicht zu erträumen wagte.

Die Leser*innen begleiten Carla Schritt für Schritt bei ihrer Wandlung von der genügsamen und unsicheren Frau zur geschätzten „Godmother of Astro-Wisdom“.
Obwohl Carla schon älter ist, wirkt sie jünger und es wird das Gefühl eines Coming-of-Age-Romans vermittelt, was mir gut gefallen hat. Es macht Mut und zeigt, dass man sein Leben auch im fortgeschrittenen Alter noch einmal umkrempeln kann, wenn man an sich und seine Ziele glaubt. Wie das Ende des Romans letztendlich zeigt, haben keine „kosmischen Zufälle“ Carla an ihr Ziel gebracht, sondern ihr neu gewonnenes Selbstbewusstsein und ihr positives und aufgeschlossenes Mindset. Sie hat lediglich einen kleinen Anstupser von außen gebraucht.

„Stars“ ist für mich eines dieser Bücher, in welchem die Handlung selbst weniger im Fokus steht, als vielmehr die Botschaften zwischen den Zeilen. Welchen Einfluss hat der Glaube an Esoterik und Astrologie auf die Menschen, insbesondere in (persönlichen) Krisenzeiten? Wie wird dies für kommerzielle Zwecke (aus)genutzt?
Gewünscht hätte ich mir jedoch etwas mehr Tiefgang im Hinblick auf Carlas Vergangenheit. Gerne hätte ich mehr über die gebrochene Beziehung zu ihrer verstorbenen Mutter und ihrer Kindheit generell erfahren.
Auch die Frage, wo das Geld herkam, blieb schlussendlich offen.
Die Wendung am Ende kam überraschend und dennoch überzeugend. Wer eine leichte und kurzweilige Geschichte mit Humor und feiner Satire sucht, wird von „Stars“ nicht enttäuscht werden.

Bewertung vom 26.05.2025
No Hard Feelings
Novak, Genevieve

No Hard Feelings


weniger gut

Den Platz im Leben finden

Penny ist 27 und könnte kaum unzufriedener sein. Sie führt eine Situationship mit ihrem Ex-Freund, den sie eigentlich zurückwill, der sie aber wiederum nur ausnutzt. Sie steckt fest in einem Job, der sie nicht erfüllt angeführt von einer tyrannischen Chefin, die nicht an ihre Fähigkeiten glaubt. Ihre Freundinnen sind in (fast) jeder Hinsicht erfolgreicher als sie und zunehmend genervt von Penny. Genauso, wie ich als Leserin…

Ich habe nicht erwartet, dass das Buch ein Highlight für mich wird, dennoch wurden meine Erwartungen noch untertroffen.
Die Hauptfigur versinkt von einer Situation zur nächsten tiefer im Selbstmitleid und Abhilfe verschafft ihr höchstens der Alkohol. Dieser spielt darüber hinaus ohnehin eine viel zu zentrale Rolle in der Geschichte und auch der Konsum dessen wird zu keinem Zeitpunkt kritisch hinterfragt oder reflektiert. Wobei die Therapiesitzungen, welche Penny im Verlauf des Buches in Anspruch nimmt, dafür hätten genutzt werden können.

Die Therapie an sich hingegen ist ein klarer Pluspunkt, dennoch hätten die Sitzungen etwas ausführlicher und tiefgründiger thematisiert werden können.

Zum Ende hin hellte sich die Grundstimmung des Buches nach und nach auf und natürlich gab es ein Happy End für Penny. Im Großen und Ganzen hat mir das Ende schon gefallen, auch wenn es sehr klischeehaft war. Dennoch hätte ich ein Ende mit Penny als Single auch gefeiert, da so leider wieder impliziert wurde, dass eine Frau nur mit einem Mann beziehungsweise in einer (gut laufenden) Beziehung glücklich sein kann. Dabei hätte es diesen Aspekt meiner Ansicht nach absolut nicht gebraucht, denn Penny hat schlussendlich gelernt, ihren eigenen Wert zu erkennen und dafür einzustehen.

Ich denke, dass ich die Handlung schnell wieder vergessen werde und mir persönlich hat die Geschichte auch keinen richtigen Mehrwert bieten können.
Prinzipiell würde das Buch Leser*innen in ihren frühen 20ern empfehlen. Jedoch ist da immer noch die Sache mit dem Alkohol und für einen Roman, der sich ganz klar an junge Frauen in einem Alter richtet, in welchem sie durchaus noch beeinflussbar sind, wird dieser meiner Meinung nach zu stark verherrlicht. Daher möchte ich nur eine bedingte Empfehlung aussprechen und ziehe bei meiner Bewertung einen Stern ab.

Bewertung vom 21.05.2025
Schauplätze der Weltliteratur

Schauplätze der Weltliteratur


sehr gut

Literarische Reise um die Welt

„Schauplätze der Weltliteratur“ herausgegeben von John Sutherland, ist ein Buch, welches die Betrachter:innen auf den ersten Blick zu verzaubern weiß.

Mit dem hochwertigen Einband und der tollen Gestaltung macht das Buch direkt einen vielversprechenden Eindruck.
Doch auch das Innere kann sich sehen lassen.
Vorab gibt es ein Inhaltsverzeichnis, welches die Werke ist in vier verschiedene Epochen gliedert: Romantische Aussichten, Kartierung der Moderne, Nachkriegspanoramen und Zeitgenössische Schauplätze.
Jede Kategorie umfasst um die 20 Werke.

Die liebevolle und sorgfältige Gestaltung mit den zahlreichen Illustrationen, Covern der Erstausgaben, Fotografien und Karten hat mir unfassbar gut gefallen und machen das Buch zu einem kleinen Highlight, zu dem man immer mal wieder gerne greift.

Was mich leider enttäuscht zurückgelassen hat, ist die Auswahl der Werke. Aus den insgesamt 73 Büchern waren mir maximal 20 ein Begriff. Die restlichen sind doch recht unbekannt oder fallen meiner persönlichen Auffassung nach zumindest nicht in die Kategorie „berühmte Werke“.

Alles in allem nicht perfekt aber dennoch ein Buch, in das man gerne schaut und sich vielleicht auch Inspiration zu neuen Büchern oder gar Reisezielen holt.

Bewertung vom 10.05.2025
Wut und Liebe
Suter, Martin

Wut und Liebe


gut

Beziehungsgeflechte und Lebenslügen

Der Name Martin Suter ist vielen Literatur-Fans ein Begriff. Der Schweizer Schriftsteller hat bereits zahlreiche Romane geschrieben und wurde mit Preisen ausgezeichnet. Für mich war »Wut und Liebe« das erste Werk des erfolgreichen Autors.

Noah ist ein mittelloser Künstler, welcher sich von seiner Freundin Camilla aushalten lässt. Als diese es satt hat für seine großen Träume in einem langweiligen Bürojob zu schuften, trennt sie sich.
Kurz darauf lernt Noah die deutlich ältere Betty kennen - eine Witwe mit Rachegelüsten - und erhält ein dubioses Angebot, dass ihm ermöglichen könnte seine große Liebe zurückzugewinnen.

Die Einteilung in kurze Kapitel, sowie der flüssige und angenehme Schreibstil haben mir das Buch leicht zugänglich gemacht. Die Geschichte lies sich alles in einem gut lesen, jedoch hat es mich leider thematisch an der ein oder anderen Stelle verloren. Ungefähr ab der Mitte zog sich die Handlung etwas und nahm erst zum Ende hin wieder stark an Fahrt auf. Die Figuren waren mir teilweise zu einfach gestrickt und ich habe keinerlei emotionale Bindung zu ihnen verspürt. Die Motive hinter ihren Taten waren für mich zudem oft nicht oder nur geringfügig nachvollziehbar und moralisch fragwürdig.

Im Großen und Ganzen eine nette leichte Lektüre für zwischendurch, mit ein paar überraschenden Wendungen, die jedoch keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat und ich sicherlich schnell wieder vergessen werde.

Bewertung vom 10.05.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


gut

Irische Frauenleben in den 90ern

Mit seinem Debütroman »Coast Road« wurde der irische Schriftsteller Alan Murrin als »Newcomer of the Year« bei den Irish Book Awards 2024 ausgezeichnet.

Im Herbst 1994, kurz vor der Legalisierung der Scheidung in Irland, verliebt sich Colette Crowley, Ehefrau von Shaun Crowley und Mutter von zwei Söhnen. Sie zieht nach Dublin, kehrt jedoch nach einiger Zeit zurück nach Ardglas. Hier, im kleinen katholischen Dorf dient sie fortan als Zielscheibe von Klatsch und Tratsch, denn Scheidungen sind gesetzlich verboten und Trennungen gesellschaftlich verpönt.
Als ihr Mann ihr dann auch noch den Umgang mit ihren Kindern verwehrt, bittet sie Izzy, ihrer scheinbar einzigen Verbündeten um einen Gefallen.
Nach und nach spitzt sich die Situation zu und endet schließlich mit einem Knall.

Die zahlreichen Figuren und Perspektiven haben mir den Zugang zur Geschichte anfänglich etwas erschwert, erst ungefähr ab Mitte des Buches, als sich langsam die Schicksale miteinander zu verknüpfen begannen, habe ich den Überblick zurückgewonnen.

Obwohl Frauen noch immer unter patriarchalen Strukturen leiden und unsere Gesellschaft noch lange nicht da angekommen ist, wo sie sein sollte, ist es nur schwer nachvollziehbar, dass diese fiktionale Geschichte vor gerade einmal 30 Jahren genauso stattgefunden haben könnte. Immer noch wieder musste ich mir während des Lesens bewusst machen, Dean diese Geschichte spielt, da ich oft eher das Gefühl hatte einen historischen Roman in den Händen zu halten.

Prinzipiell ein Thema, das gleichzeitig wütend und betroffen macht. Dennoch konnte mich der Roman leider nicht ganz abholen und hat mich an der ein oder anderen Stelle verloren, sodass ich Mühe hatte am Ball zu bleiben. Aufgrund des schweren und wichtigen Themas dennoch lesenswert.

Bewertung vom 26.04.2025
Geht so
Serrano, Beatriz

Geht so


sehr gut

Arbeitswelt in der heutigen Zeit

Marisa ist Anfang 30, hat Kunst studiert und hasst ihren Job, den sie durch Zufall erhalten hat und der eigentlich nur eine vorübergehende Lösung sein sollte. Seit einigen Jahren arbeitet sie erfolgreich als Marketingmanagerin in einer Werbeagentur in Madrid. Doch die Sinnlosigkeit ihres tristen Arbeitsalltags erfüllen sie nicht und lösen mittlerweile sogar Angstattacken in ihr aus. Ein kleines bisschen Trost spenden ihr unzählige YouTube Videos, die sie sich heimlich im Büro anschaut.
Als dann auch noch ein Teambuilding-Wochenende ansteht und ausgerechnet Marisa eine Präsentation halten soll, scheint die Situation völlig zu eskalieren.

Der herrlich zynische Schreibstil Serranos, gespickt mit einer Menge sarkastischem und schwarzem Humor haben mir unheimlich gut gefallen. Marisas Gedankengänge sind gut nachvollziehbar und treffen den Zeitgeist der heutigen Arbeitswelt mit dem Nagel auf den Kopf.
Marisa hat ihre Rolle in der Agentur perfekt verinnerlicht und weiß genau, welche Knöpfe sie drücken und welche Hebel sie ziehen muss, um möglichst produktiv zu wirken. Ganz nach dem Motto: Mehr Schein, als Sein!
Die Dissonanz in Marisas Leben führt allerdings zu einer Entfremdung ihres eigenen Ichs, die sie nur noch mit Medikamenten und dem Schauen sinnloser YouTube Videos zu betäuben weiß.
Neben Marisa sind die meisten Figuren austauschbar, klischeebehaftet und stereotypisch, jedoch sind diese ganz beabsichtigt so geschrieben. Zusammen spiegeln sie den perfekten Schein einer kapitalistischen und patriarchalen Arbeitswelt wider, in der außer Leistung nicht viel zählt.

Das Ende ist stark überspitzt und ergibt im Kontext der Handlung definitiv Sinn, konnte mich persönlich dennoch nicht vollends überzeugen.

Alles in allem handelt es sich um einen wunderbar humorvollen Gegenwartsroman, der für gute Unterhaltung aber auch einige Denkanstöße sorgt!

Bewertung vom 15.04.2025
Disney - Malen nach Zahlen: Girl Power

Disney - Malen nach Zahlen: Girl Power


sehr gut

Female Empowerment by Disney

Zwischen Beruf, Haushalt, Familie und sonstigen Verpflichtungen kann es in der heutigen Zeit schnell passieren, dass man den Fokus auf das Wesentliche verliert und sich übernimmt. Eine wohltuende Abwechslung kann es da sein, einfach mal den Kopf auszuschalten und sich komplett auf eine Sache zu einzulassen. Doch oft ist das einfacher gesagt, als getan. Eine schöne Möglichkeit dafür bietet das Do it yourself-Buch „Malen nach Zahlen Disney: Girl Power“, aus dem Ravensburger Verlag speziell für Erwachsene.
Mit 99 verschiedenen Motiven mit starken Heldinnen aus bekannten Disney Filmen kann man sich hier richtig schön kreativ und meditativ austoben und den stressigen Alltag einfach mal ausblenden.

Die einzelnen Kästchen zum Ausmalen sind sehr klein, so dass man vor dem Ausmalen nicht oder nur schwer erkennt, um was für ein Motiv es sich handelt. Wer also nicht ganz so genau hinschaut, kann sich mit jeder Seite am Ende selbst überraschen.
Pro Motiv werden maximal 20 verschiedene Farbtöne benötigt. Man sollte aber wirklich ein großes und vielfältiges Repertoire an Farben besitzen, dass viele unterschiedliche Farbtöne und -nuance benötigt werden.
Teilweise kann es etwas schwierig und nicht ganz eindeutig zu erkennen sein, welche Farbe nun in welches Feld gehört, da die Linien etwas unklar verlaufen. Wer ganz sicher gehen möchte, die richtige Farbe ins entsprechende Feld zu setzen, kann daher auch auf die Lösungsbilder am Ende des Buches schauen, jedoch verdirbt man sich damit natürlich die Überraschung über das Ergebnis. Positiv anzumerken ist außerdem, dass man unter den Lösungsbildern zusätzlich noch Informationen zum Motiv erhält, das heißt aus welchem Film die Szene ist und aus auch aus welchem Jahr.

Alles in allem handelt es sich hierbei um ein wirklich schönes und hochwertiges Buch, zum Entspannen und Abschalten für erwachsene Disney-Fans!

Bewertung vom 29.03.2025
Schweben
Ben Saoud, Amira

Schweben


gut

Surreal und dystopisch

In Amira Ben Saouds Debütroman »Schweben« begeben sich die Leser*innen auf eine literarische Reise in eine dystopische Welt, in welcher der Klimawandel und Gewalt der Vergangenheit angehören.

Die namenlose Protagonistin lebt in einer der zahlreichen und voneinander abgeschotteten Siedlungen, deren einzige Verbindung im Warenaustausch untereinander besteht. Das Überschreiten der Grenzen hat schwere Konsequenzen und wird mit dem Tod bestraft. Abgesehen davon ist Gewalt strengstens untersagt und es wird Wert auf ein harmonisches Miteinander gelegt. Doch die vermeintliche Ordnung ist nur eine Illusion und einige der Siedler werden misstrauisch.

Nach einigen traumatischen Erlebnissen verdient die Protagonistin ihren Lebensunterhalt damit, verschwundene Frauen nachzuahmen und deren Rolle als Freundin, Ehefrau, Schwester oder Tochter einzunehmen. Diese „Begegnungen“, wie sie sie nennt, führen dazu, dass sie nicht nur ihren eigenen Namen, sondern auch ihre Identität verliert und zu einer Hülle ihrer selbst wird. Die Dynamiken zwischen den Parteien in den meist toxischen Beziehungen die sie am Leben hält, scheinen ihre innere Leere zumindest kurzzeitig zu betäuben.
Nach und nach häufen sich mysteriöse Vorkommnisse und die Fassade der mühsam aufrecht erhaltenen Stabilität beginnt zu bröckeln.

Die Autorin schafft es in klarer, präziser Sprache eine dichte und beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, die beim Lesenden ein unbehagliches Gefühl hervorrufen.

Neben dem Aspekt des Klimawandels, der zwar angeschnitten aber nicht weiter ausgearbeitet wird, widmet sich das Buch auch anderen gesellschaftlich relevanten Themen oder persönlichen Aspekten, wie Selbstwahrnehmung/Identität, Rollenbilder, patriarchale Strukturen, gesellschaftliche Erwartungen etc.
Zum Ende des Romans geht alles etwas schnell, die surrealen Ereignisse haben keinen großen Bezug mehr zum Rest der Geschehnisse und bieten somit auch keine zufriedenstellende Erklärung.

Alles in allem ein interessantes Debüt, dem etwas mehr Fokus auf einige wenige Themen besser getan hätte. Weitere Bücher der Autorin würde ich auf jeden Fall lesen, da sie mit ihrem Schreibstil ein tolles Gespür für Stimmungen bewiesen hat.

Bewertung vom 27.03.2025
Fischtage
Brandi, Charlotte

Fischtage


weniger gut

Vom Aufwachsen in einer dysfunktionalen Familie

In dem literarischen Debüt »Fischtage« von Musikerin Charlotte Brandi begleiten wir die sechzehnjährige Ella.
Ella wird seit einigen Jahren von unkontrollierbaren Wutausbrüchen geplagt. Aufgewachsen in einer kaputten Familie, mit Eltern, die mehr Wert auf Schein statt Sein legen. Sie schmeißen Partys, nehmen Drogen und kümmern sich eher um ihr Ansehen, als um ihre Kinder. Neben Ella ist da noch ihre ältere Schwester Merle, zu der sie kein gutes Verhältnis hegt, sowie ihr jüngerer Bruder Luis, welcher in den vergangenen Jahren immer stiller wurde.
Ihr einziger Verbündeter, der „alte Eckard“, ein älterer Herr, den Ella seit Kindertagen kennt, leidet zunehmend an Demenz.
Als Luis eines Tages plötzlich verschwindet und niemand Anstalten macht, etwas zu unternehmen, beschließt Ella die Sache selbst in die Hand zu nehmen und begibt sich auf die Suche nach ihrem Bruder.
Vom alten Eckard bekommt sie einen Schlüssel zu dessen Gartenlaube im Schrebergarten. Hier verweilt sie fortan Tag und Nacht, wenn sie nicht gerade unterwegs ist, um neuen Fährten nachzugehen.
Und dann ist da auch noch ein sprechender Fisch…

Die Prämisse des Buches hat mich direkt neugierig gemacht: eine rebellische Teenagerin, die es nicht schafft, Freundschaften aufzubauen oder zu halten und viel Wut in sich trägt. Das klang nach einer Geschichte mit viel psychologischem Tiefgang und ich wollte wissen, wie es dazu kam. Leider konnte mich die Story letzten Endes nicht überzeugen. Während schwere Themen, wie Sucht, emotionale Vernachlässigung und sogar Vergewaltigung behandelt wurden, hat mir der Umgang mit diesen Themen nicht zugesagt. Die (versuchte) Vergewaltigung wurde einfach so nebenbei abgehandelt, ohne Konsequenzen. Abgesehen davon hätte es diese Szene meiner Meinung nach auch nicht gebraucht, ebenso wenig wie den sprechenden Fisch, welcher der Geschichte keinerlei Mehrwert brachte.
Während die ersten paar Kapitel einen spannenden Einblick in Ellas Leben offenbarten, verlor mich die Handlung im Mittelteil komplett. Dieser zog sich sehr und ich hatte das Gefühl, keinen Zugang zur Geschichte mehr zu haben. Den vermeintlich ernsten Themen haftete eine skurrile Komik an, die meines Empfinden nach nicht ganz passend war. Das Ende wurde dann leider auch sehr unglaubwürdig abgefertigt.

Ella hat mir als Protagonistin dennoch gut gefallen. Das Bild des sechzehnjährigen, rebellischen Teenagers, der sich auf sich allein gestellt fühlt wurde stark und glaubwürdig vermittelt. Ihre Wut und die Schwierigkeiten, emotionale Bindungen aufgrund der (emotionalen) Vernachlässigung durch ihre Eltern aufzubauen waren logisch und gut nachvollziehbar. Zudem hat sie im Laufe der Geschichte eine subtile und doch starke Wandlung hingelegt.
Leider reichen mir die positiven Punkte aber nicht aus und daher nur 2 Sterne von mir.