Charmanter Titel, schwacher Inhalt – mein schwächstes Buch von Kyra Groh
Wie auch schon bei anderen Büchern von Kyra Groh war ich sofort vom Titel angetan – „The Pumpkin Spice Latte Disaster“ klang für mich nach einer charmanten, witzigen und emotionalen Herbstlektüre, wie sie nur die Autorin liefern kann. Auch das herbstlich gestaltete Cover mit seiner warmen Farbpalette, den cozy Vibes und kleinen Details passt wunderbar zum Genre und weckte bei mir sofort Lust auf Zimtnoten, Kaffeehausflair und romantisches Chaos. Leider konnte der Inhalt dieses Versprechens für mich nicht gerecht werden.
Doch gerade weil ich mit hohen Erwartungen an das Buch herangegangen bin – nicht zuletzt wegen meiner positiven Erfahrungen mit ihren früheren Werken – war ich beim Lesen wohl auch besonders kritisch. Leider konnte mich The Pumpkin Spice Latte Disaster nicht so berühren und mitreißen, wie ich es mir erhofft hatte: Für mich ist es das bisher schwächste Buch, das ich von Kyra Groh gelesen habe.
Weder konnte es mit dem für sie typischen, charmanten Humor überzeugen, noch haben mich die Figuren wirklich abgeholt. Besonders enttäuschend fand ich, dass ich beim Lesen kein einziges Mal lachen oder schmunzeln musste – ein Aspekt, den ich sonst an Kyra Grohs Büchern besonders liebe und der für mich bisher immer ein Markenzeichen ihres Stils war.
Der Roman wird in wechselnden Ich-Perspektiven der 26-jährigen Jude und des drei Jahre älteren James erzählt, wobei Jude deutlich häufiger zu Wort kommt. Zwar ist der Schreibstil insgesamt flüssig, aber die zahlreichen gewollt witzigen Einschübe und popkulturellen Referenzen wirkten für mich oft zu konstruiert. Gerade die Dialoge blieben stellenweise holprig und konnten mich nicht wirklich mitreißen.
Auch emotional hat mich die Geschichte nicht berührt. Die Beziehung zwischen Jude und James kam mir viel zu schnell und oberflächlich daher. Obwohl das Buch mit einem Enemies-to-Lovers-Trope beworben wird, konnte ich diese Dynamik nicht erkennen – die beiden waren nie wirklich „Enemies“, eher zwei Menschen, die sich vielleicht nicht wirklich mochten, sich dann aber schnell körperlich zueinander hingezogen fühlen. Eine echte emotionale Verbindung oder ein nachvollziehbares Knistern hat sich für mich nicht aufgebaut. Die Liebesgeschichte blieb für mich dadurch wenig greifbar und eher blass.
Mit den Figuren bin ich insgesamt ebenso nicht warm geworden. Während die Hauptfiguren für mich relativ konturlos blieben - da einige vielversprechende und relevante Themen leider nicht mit der nötigen Tiefe behandelt wurden, fand ich einige Nebencharaktere und deren angedeutete Geschichten deutlich spannender – leider kamen genau diese zu kurz oder blieben im Hintergrund; ihre Szenen hätten in meinen Augen viel Potenzial gehabt, wurden aber kaum ausgeschöpft.
Atmosphärisch war das Café-Setting in Lower Whilby eigentlich vielversprechend. Auch die Kleinstadt selbst bot eine gute Grundlage für eine cozy Herbstgeschichte – doch dieses Gefühl kam bei mir leider nicht an. Dafür war die Handlung zu hektisch, die Entwicklungen zu flach und das vermeintlich herbstliche Wohlfühlgefühl wurde nicht richtig transportiert.
Was ich allerdings anerkennend erwähnen möchte: Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, lässt aber durch die frühe Einführung der Figuren aus den Folgebänden erkennen, dass eine übergreifende Handlung entsteht. Dennoch werde ich die Reihe – Stand jetzt – nicht weiterverfolgen, da mir die emotionale Tiefe und erzählerische Raffinesse gefehlt haben, um mich langfristig zu binden.
abschließendes Fazit:
Ein Roman mit schönem Cover, tollem Titel und guter Grundidee – aber in der Umsetzung für mich leider zu oberflächlich, zu gewollt witzig und emotional nicht greifbar. Wer eine kleine Geschichte „für zwischendurch“ sucht und keine allzu hohen Erwartungen an emotionale Tiefe oder Trope-Konsistenz hat, könnte hier fündig werden. Für mich persönlich war das jedoch kein Highlight.
Lieb gemeinte 3 Sterne – mit der Hoffnung, dass mich die Autorin beim nächsten Mal wieder mehr berührt.
Ein düsterer, gefährlich schöner Tanz zwischen Hoffnungslosigkeit und Liebe
Schon beim ersten Blick auf das Cover von Girls of Dark Divine – Eine Tänzerin. Ein Fluch. Eine verzweifelte Liebe. von E. V. Woods war klar: Hier wartet kein seichtes Romantasy-Abenteuer, sondern ein düsterer, mystischer Ritt durch eine Welt voller Abgründe, Stärke und Magie. Das Zusammenspiel aus tiefem Schwarz, leuchtenden Details und dem goldenen Schriftzug wirkt edel und geheimnisvoll – genau die Stimmung, die sich auch im Inneren widerspiegelt. Ein Eyecatcher, der „dark, divine, dangerous“ perfekt verkörpert.
E. V. Woods’ Schreibstil hat mich sofort in seinen Bann gezogen: bildhaft, intensiv und atmosphärisch, aber nie überladen. Jede Zeile hat Gewicht, jeder Blick und jedes Zwischenspiel entfaltet Bedeutung. Es ist dieser Sog, bei dem man sich ständig sagt „nur noch ein Kapitel“ – und dann weit über die Nacht hinaus liest.
Die Grundidee – eine Geschichte zwischen dunkler Magie, Ballett und verhängnisvoller Liebe – hat mich von Beginn an fasziniert. Die Spannung liegt weniger in großen Actionszenen, sondern in einer schleichenden, lautlosen Gefahr, die sich Seite für Seite verdichtet. Besonders gelungen: die greifbare Trostlosigkeit der Marionetts, die wie an unsichtbaren Fäden hängen. Gleichzeitig blieb ich den Figuren gegenüber aber etwas distanziert, was sicher auch an der Er-/Sie-Perspektive lag – hier hätte ich mir mehr Nähe und emotionales Mitfiebern gewünscht.
Die Charaktere selbst sind geheimnisvoll, getrieben und von innerer Zerrissenheit geprägt. Besonders die Tänzerinnen wirken wie fragile Marionetten, die Stärke und Zerbrechlichkeit zugleich ausstrahlen. Auch wenn ich nicht alle Figuren wirklich ins Herz schließen konnte, haben sie die düstere Atmosphäre der Geschichte hervorragend getragen.
Nach einem starken Einstieg verlor die Handlung zum Mittelteil hin etwas an Tempo, sodass für mich nicht durchgehend Sogwirkung entstand. Was mich jedoch nachhaltig beeindruckt hat, war das „originale“ Ende: Es passte perfekt zu dieser tragisch-schönen Geschichte und hat dem Buch einen runden, stimmigen Abschluss gegeben. Im Gegensatz dazu konnte mich die deutsche Fassung des Endes überhaupt nicht überzeugen – umso glücklicher bin ich, die Originalversion gelesen zu haben.
abschließendes Fazit:
Girls of Dark Divine - Eine Tänzerin. Ein Fluch. Eine verzweifelte Liebe. von E. V. Woods ist ein atmosphärischer Einzelband, der mit seiner dichten Sprache, der besonderen Mischung aus Tanz, Fluch und Liebe sowie einer unheilvoll-schönen Stimmung punktet. Auch wenn ich mir mehr Nähe zu den Charakteren und stellenweise ein strafferes Tempo gewünscht hätte, hat mich das Buch insgesamt überzeugt.
Ralf H. Dorweiler nimmt uns in seinem historischen Roman “Das Lied des Vogelhändlers” mit auf den dritten Kreuzzug ins heilige Land unter Kaiser Friedrich Barbarossa und dann 10 Jahre später auf die Burg der Marktgrafen von Baden. Die beiden Zeitebenen gefallen mir sehr gut und werden vom Autor geschickt zusammengefügt. Am Buchanfang gibt es ein ausführliches Personenverzeichnis, welches sehr hilfreich ist. Etwas vermisst habe ich allerdings eine Landkarte, die den Weg der Kreuzritter zeigt. Dass jedes Kapitel mit einem Vogelnamen überschrieben ist, passt sehr gut zum Buchtitel. Auch die den Kapiteln vorangestellten Zitate sind mit sehr viel Bedacht ausgewählt. Das Buchcover ist schön gestaltet, zeigt es doch den Vogelhändler mit einem seiner gefiederten Freunde.
Die Handlungen der Protagonisten sind glaubhaft und nachvollziehbar. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Durch die bildhafte Sprache hat man den Eindruck, mitten im Geschehen zu sein.
Bindeglied in diesem Roman ist Franziska von Hellenau, eine junge Frau, die auf dem Kreuzzug schwere Schicksalsschläge erleidet, die durch Entschlossenheit ihr Leben meistert und so zu einer starken Persönlichkeit heranreift. Auf Burg Hachberg trifft sie auf den Vogelhändler Wigbert und den Gesandten des Königs, Walther von der Vogelweide. Gemeinsam versuchen sie, das Rätsel um mehrere Unglücksfälle zu lösen und so einem Spion auf die Schliche zu kommen. Wigberts Kenntnis der dort lebenden Menschen und seine Ortskenntnisse sind enorm wichtig. Umso näher sie der Lösung kommen, umso gefährlicher wird es für sie.
Die Geschichte ist spannend und hat ein – von mir nicht vorhergesehenes – Ende. Dass die Täter auch gleichzeitig Opfer sind, lässt ihre Handlungen in einem anderen Licht erscheinen, rechtfertigt ihre Taten jedoch nicht.
Der Autor hat mich sehr gut unterhalten. Durch den geschickten Spannungsaufbau ist es mir schwergefallen, das Buch aus der Hand zu legen.
Ein stummer Henker, eine lautstarke Heldin - ein fesselnder Reihenauftakt
Schon das Cover konnte mich sofort begeistern: ein minimalistisches, aber eindringliches Schwert-Design, das Eleganz und Gefahr zugleich ausstrahlt. Es vermittelt perfekt die Mischung aus Schönheit und Bedrohung, die sich auch durch die Geschichte zieht. Besonders gefällt mir, dass alle vier Bände zusammen ein stimmiges Gesamtbild ergeben – ein echter Eyecatcher im Regal.
Lisette Marshall überzeugt mit einem flüssigen, atmosphärischen und gefühlvollen Schreibstil. Zwischen den Seiten entfaltet sich eine düster-romantische Stimmung, die leise Tragik mitreißend einfängt und den Emotionen der Figuren viel Raum lässt. Besonders gelungen fand ich die Umsetzung von Creons Sprachlosigkeit, die nicht als Schwäche, sondern als erzählerische Stärke funktioniert.
Die Charaktere sind klar das Herzstück der Geschichte: Emelin vereint Stärke und Verletzlichkeit, wirkt klug, mutig und authentisch – auch im Schatten der machtgierigen Königin. Creon, der „Silent Death“, ist faszinierend komplex: tödlich, stumm, moralisch grau, aber niemals eindimensional. Gerade seine Entwicklung macht ihn zu einem Protagonisten, der polarisiert. Einziger Wermutstropfen: Ich hätte mir sehr gewünscht, einige Kapitel auch aus Creons Sicht zu lesen – vielleicht ergibt sich das in den Folgebänden.
Auch das Magiesystem, das seine Kraft aus Farben schöpft, konnte mich durch seine Individualität überzeugen. Die Welt ist düster, voller Geheimnisse und Gefahren, die Nebenfiguren lebendig und detailreich gezeichnet. Dennoch stand für mich die Romantik stärker im Vordergrund als die Weltgestaltung – was zwar mein Herz erfreut hat, aber meine Erwartungen an die Tiefe der Fantasy-Elemente nicht ganz erfüllte. Im Mittelteil hatte die Handlung zudem kleinere Längen, die für mich verhinderten, dass das Buch zu einem absoluten Highlight wurde.
abschließendes Fait:
Fae Isles – Der Henker der Königin ist ein stimmungsvoller Auftakt, der mit starken Figuren, einer fesselnden Atmosphäre und einem originellen Magiesystem überzeugt. Auch wenn meine sehr hohen Erwartungen nicht ganz erfüllt wurden, hat mich die Geschichte bestens unterhalten. Für mich klar: Ich werde die Reihe definitiv weiterverfolgen!
Christina Rey, alias Sarah Lark, nimmt uns in ihrem Roman “Der Duft der fernen Insel” mit nach Sansibar in das Jahr 1852 und lässt uns teilhaben am Leben von Eve, Nunu und Fanny. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Die Handlungen der Frauen sind schlüssig und nachvollziehbar.
Das Buchcover ist wunderschön gestaltet und nimmt uns mit an den Stand von Sansibar. Da möchte man am liebsten gleich in den nächsten Flieger steigen. Bei der Schilderung der Landschaft gelingt es der Autorin vortrefflich, die Sehnsucht nach Sonne, Strand und Meer zu wecken; man hat das Gefühl, den Duft von Zimt und Muskat in der Nase zu haben.
Eve. Lehrerin an einer Blindenschule in Liverpool, geht nach Sansibar an den Hof des Sultans, um dessen blinder Tochter zu helfen, ihre Blindheit anzunehmen und ihre Wut in den Griff zu bekommen. Da sie der Sprache nicht mächtig ist, stellt sie Fanny, eine ehemalige Sklavin, ein und nimmt sie mit. Im Palast des Sultans lernt sie eine völlig neue Welt kennen, die sie sowohl fasziniert als auch schockiert. Ein Harem, bewacht von Eunuchen, und Sklaven, gewaltsam verschleppt aus Afrika.
Nach dem Tod des Sultans zieht sie sich mit Nunu auf deren geerbte Gewürzplantage zurück und entdeckt deren Begabung für die Parfümherstellung.
Dort lernt Fanny Moses kennen und lieben. Er ist Sklave, verschleppt aus einer Missionsstation in Afrika und gläubiger Christ, was noch zum Problem werden wird.
Es gelingt ihr, Nunu zu überreden, Ethan Collins als Verwalter einzustellen, den sie sehr schätzt und in den sie sich verliebt hat. Auch Nunu entwickelt Gefühle für Ethan und kann mit dessen Zurückweisung nicht umgehen. Sie beschuldigt ihn der Vergewaltigung und sorgt für seine Inhaftierung.
Als ihre Lüge auffliegt, verheiratet sie ihr Bruder und sie muss lernen, was es heißt, wenn nicht alles so läuft, wie man es gerne hätte. Für Nunu fangen schwere Jahre an. Ihr weiteres Leben führt sie bis nach Frankreich, wo sie ein weiteres Mal von einem Mann betrogen und hintergangen wird.
Sowohl Eve, Nunu als auch Fanny sind starke Frauen, die ihr Schicksal selbst in den Hand nehmen und sich nicht unterkriegen lassen.
Die Autorin geht in diesem Buch auf die Kolonialzeit, die Sklavenhaltung und die Christianisierung ein und zeigt die jeweiligen Missstände schonungslos auf, was mir gut gefallen hat.
Die Geschichte von Fanny und Moses konnte mich nicht voll überzeugen, hat mich nicht wirklich berührt und mitgenommen. Trotzdem hat mich die Autorin gut unterhalten.
Philippe Collin nimmt uns in seinem Roman “Der Barmann des Ritz” mit in das Paris der Jahre 1940-44, also die Zeit der deutschen Besatzung, und lässt uns teilhaben am Leben von Frank Meier, einem Meister seines Faches.
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen Er ist jedoch gewöhnungsbedürftig, kommt er doch fast ohne Emotionen aus, so dass es für mich schwierig war, mich Frank Meier nahe zu fühlen.
Der Roman basiert auf einer wahren Geschichte, nur die im Buch enthaltenen Tagebucheinträge sind Fiktion.
Das Buchcover zeigt ein Foto aus der Bar des Ritz, was zur Authentzität erheblich beiträgt.
Im Anhang findet man Fotos von verschiedenen im Buch vorkommenden Persönlichkeiten mit kurzem Lebenslauf. Da hatte ich beim Lesen sofort ein Bild der entsprechenden Person vor Augen.
Auch das Glossar am Ende ist sehr hilfreich. Gerade die französischen Gäste in der Bar des Ritz konnte ich so gut zuordnen.
Die Handlungen des Protagonisten sind glaubhaft und nachvollziehbar.
Frank Meier, selbst Jude, versucht die Zeit der Besatzung unbeschadet zu überleben. In seiner Bar treffen die verschiedensten Menschen aufeinander. Da sind zunächst die Nazis, die Kollaborateure und die französische Elite. Bald muss er sich entscheiden, auf welcher Seite er stehen möchte. Will er aktiv werden und verfolgten Menschen mit seinen Kontakten helfen oder wegschauen. Sein Handeln entscheidet nicht nur über sein Leben, sondern auch über das der Frau, die er heimlich liebt. In seiner Bar treffen sich Menschen, die Widerstand leisten, was dazu führt, dass er in Gewissenskonflikte gerät und all seinen Mut braucht, im Zeichen des Krieges loyal zu sein und selbst zu überleben.
Der Roman zeigt das Bild einer Stadt und Gesellschaft, die sich mit den Folgen der Besatzung arrangiert und zum größten Teil zur Tagesordnung übergeht und erst aufwacht, als die Alliierten schon vor ihren Türen stehen.
Der Autor hat mich leider nicht wirklich abgeholt, was daran liegen mag, dass die Erzählung wenig emotional ist. Es ist ein gut recherchierter Roman über eine dunkle Epoche, nicht nur in Frankreich.
Kurzmeinung: Wunderschön & atmosphärisch: Ein Traum aus Worten mit Schwächen in Tiefe & Emotion – lesenswert, aber kein Highlight für mich.
Schon beim ersten Blick war ich verzaubert: Das Cover von Dreams Lie Beneath ist ein kleines Kunstwerk. Der detailreiche Farbschnitt, die düstere, märchenhafte Gestaltung – all das weckt sofort die Sehnsucht nach Magie, Geheimnissen und einer eigenständigen Heldin. Und genau das verspricht die Geschichte auch: Eine Welt, in der Albträume real werden und eine junge Frau ihren Platz im Schatten dieser unheimlichen Magie finden muss.
Rebecca Ross ist mir als Autorin nicht unbekannt, und auch hier überzeugt sie wieder mit ihrem atmosphärisch dichten, bildhaften Stil. Ihre Sprache ist poetisch, feinfühlig, klar – und trägt die Geschichte mit einer fast lautlosen Intensität. Besonders gelungen fand ich zunächst den Spannungsaufbau: weniger durch plötzliche Wendungen, sondern durch eine langsam wachsende, unheilvolle Grundstimmung, die sich wie Nebel ausbreitet.
Die Grundidee – dass Albträume durch Magie in die reale Welt treten – hat mich sofort begeistert. Sie ist herrlich unheimlich, kreativ und mal etwas anderes im oft repetitiven Fantasy-Genre - auch wenn die Umsetzung kleiner Logiklücken aufwies. Dass es sich bei dieser Geschichte um einen Einzelband im Fantasy-Genre handelt, ist in der heutigen Zeit fast schon ein kleines Geschenk.
Clementine, die Ich-Erzählerin, hat mich als Figur schnell überzeugt: Eine starke, verletzliche, künstlerisch begabte Heldin mit magischem Talent – facettenreich und angenehm fern von typischen Klischees. Und doch blieb meine emotionale Verbindung zur Geschichte insgesamt überraschend schwach. Die Romantik, die mit eingeflochten ist, konnte mich nicht packen – sie wirkte für mich zu blass, zu wenig greifbar. Auch die Nebenfiguren und Wendungen blieben für meinen Geschmack zu oberflächlich oder vorhersehbar, sodass sich stellenweise leider auch ein paar Längen einschlichen.
abschließendes Fazit:
Dreams Lie Beneath ist ein atmosphärisch starker Einzelband mit einer faszinierenden Grundidee und einem außergewöhnlich dichten, poetischen Schreibstil. Die bildgewaltige Sprache und die originelle Magie haben mich beeindruckt – doch die emotionale Distanz zu den Figuren und einige Längen im Plot verhinderten für mich ein echtes Highlight. Dennoch: ein lesenswertes Buch für alle, die sich in düster-schöne Fantasywelten träumen möchten.
Gestern, heute, unendlich - ein bittersüßes Leseerlebnis
Schon das Cover von Gestern waren wir unendlich hat mich tief berührt. Mit seinen pastelligen Tönen, dem poetischen Motiv und der zarten Melancholie spiegelt es perfekt wider, was zwischen den Seiten verborgen liegt: eine fragile, gefühlvolle Geschichte mit Tiefe. Der wunderschöne Farbschnitt rundet das Gesamtbild ästhetisch ab – ein echter Blickfang mit viel Gefühl.
Doch Gestern waren wir unendlich ist mehr als nur ein schöner Einband: Es ist kein gewöhnlicher Liebesroman, sondern ein emotionales Ausnahmeerlebnis, das mit seiner stillen Intensität überzeugt. Dominik Gaidas Schreibstil hat mich sofort abgeholt – atmosphärisch, eindringlich und absolut authentisch. Seine Beobachtungen sind klug und feinfühlig, die Sprache poetisch ohne je gekünstelt zu wirken. Jede Zeile fühlt sich bedeutungsvoll an, jede Emotion nah und greifbar.
Besonders stark fand ich den subtilen Spannungsaufbau, der nicht durch äußere Dramatik, sondern durch innere Konflikte funktioniert. Die emotionale Fallhöhe ist spürbar, von Anfang an schwingt ein unterschwelliger Schmerz mit. Die Beziehung zwischen Henry und Louis wirkt real, brüchig, zärtlich – und eben nicht idealisiert. Auch die Erzählstruktur ist hervorragend umgesetzt: Die Verbindung zwischen der sich wiederholenden Gegenwart und der chronologisch aufgebauten Vergangenheit ist durchdacht und sorgt dafür, dass keine Längen entstehen.
Die Ich-Perspektive aus beiden Blickwinkeln – Louis’ und Henrys – hat mir gut gefallen, da ich mich dadurch besser in die Charaktere hineinfühlen konnte. Dennoch bin ich mit Henry bis zum Schluss nicht ganz warm geworden. Vielleicht, weil er mir an manchen Stellen zu schwer fassbar blieb – für mich ein kleiner Wermutstropfen in einer ansonsten sehr fein ausgearbeiteten Geschichte.
Die Liebe zwischen den beiden Protagonisten ist intensiv, leise und bewegend. Besonders ihre kleinen Gesten, ihre Nähe, ihre Dialoge haben mich als Leserin tief berührt. Die Themen Vertrauen, Mut und Ehrlichkeit wurden ganz natürlich in den Alltag der Figuren eingewoben – unaufdringlich, aber wirkungsvoll.
Und dann kam das Ende. Zunächst war ich mir nicht sicher, wie sehr mich die Geschichte wirklich berührt hatte – und plötzlich saß ich da, mit einem schweren Herzen und feuchten Augen. Das Buch hat mich im letzten Moment doch noch voll erwischt. Und doch: So schön der Abschluss emotional war, so sehr hätte ich mir etwas mehr Realitätsnähe gewünscht. Das Ende war mir persönlich eine Spur zu idealisiert – was der Wirkung jedoch kaum Abbruch tut.
abschließendes Fazit:
Gestern waren wir unendlich ist ein feinfühliger, atmosphärischer Roman über Liebe, Verlust und die Zerbrechlichkeit zwischenmenschlicher Nähe. Mit einem authentischen Schreibstil, emotionaler Tiefe und einer besonders gelungenen Struktur gelingt Dominik Gaida ein starker Auftakt des Duetts. Auch wenn es für mich nicht ganz zum Lesehighlight gereicht hat, bleibt es ein besonderes Buch, das nachwirkt – und das ich trotz kleiner Kritikpunkte gern empfehle.
Marieke Hansen nimmt uns in ihrem Wohlfühlroman “Küstenrauschen” mit nach Ostfriesland auf die Krummhörn und lässt uns teilhaben am Leben der Tierärztin Lea Ostendorf, ihrer Familie, ihren Freunden und Arbeitskollegen.
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Die Handlungen der Protagonistin sind stimmig und nachvollziehbar.
Das Cover des Buches ist schön gestaltet, bedient sich allerdings dem Klischee, wie man sich Ostfriesland vorstellt: Stand, an dem sich die Wellen brechen, herrlicher Sonnenuntergang und am Himmel kreischende Möwen.
Die Autorin hat mich von Anfang an abgeholt und ich bin ohne Probleme in die Geschichte eingestiegen. Auch alle Menschen, die Ostfriesland nicht kennen, erhalten durch ihre Beschreibungen einen guten Eindruck von Land und Leuten.
Lea kehrt nach einer großen beruflichen und privaten Enttäuschung von München auf die Krummhörn zurück, um in der Tierarztpraxis ihres Großvaters kurzzeitig auszuhelfen. Dies wird für sie zu einer großen Herausforderung, muss sie sich doch ihrem Trauma stellen, das sie vor vielen Jahren von zuhause nach München zum Studium hat gehen lassen. Auch in ihrer Familie läuft nicht alles glatt. Da gibt es Rivalitäten unter den drei Schwestern, die gelöst werden wollen. Der in der Tierarztpraxis tätige Kollege löst bei Lea widersprüchliche Gefühle aus. Ist sie schon bereit für eine neue Beziehung? Gut, dass sie noch ihre Freundinnen aus Schulzeiten hat, auf die sich immer verlassen kann.
Nicht alle Nebenschauplätze konnten mich voll überzeugen, z. B. das Verhalten von Jens und Iven fand ich überzogen. Die im Roman vorkommende Tante von Lea trägt nichts zur Geschichte bei und hätte gerne fehlen dürfen.
Der Autorin ist es ansonsten aber gut gelungen, die verschiedenen Charaktere liebevoll zu beschreiben. Am Ende war mir zu viel Friede, Freude, Eierkuchen. Ich hätte mir die eine oder andere Wendung gewünscht, so war vieles vorhersehbar.
Trotz meiner Kritik hat mich Marieke Hansen gut unterhalten.
Viel Glut, wenig Flamme: Fantasy mit großem Potenzial – und großen Schwächen
Kurzmeinung: Tolles Cover, schwacher Kern: Die Handlung blieb hinter meinen Erwartungen, der Funke sprang nicht über. Viel Potenzial, wenig Umsetzung.
Auf den ersten Blick ist A City of Flames, der erste Band der dreiteiligen Solaris und Crello-Reihe von Rina Vasquez ein echtes Highlight im Regal: Das Cover ist ein absoluter Hingucker – düster, episch, mit feurigen Tönen und fantasievollen Details, die wunderbar zur Thematik passen. Der wunderschöne Farbschnitt und kleine Designelemente, wie der Drache, der sich zu Beginn jedes Kapitels durch die Seiten windet, haben mein Buchherz höher schlagen lassen. Rein optisch ist das Buch ein Traum.
Leider konnte mich der Inhalt nicht auf dieselbe Weise mitreißen.
Nach dem vielversprechenden Klappentext habe ich eine düstere, komplexe Geschichte erwartet – voller politischer Intrigen, epischer Kämpfe und spannender Wendungen. Stattdessen blieb das große Potenzial der Idee für mich weitgehend ungenutzt. Die Handlung plätscherte ohne echten Spannungsbogen dahin, Wendungen waren vorhersehbar oder wirkten konstruiert, viele Ereignisse blieben ohne Konsequenz. Authentizität? Leider oft Fehlanzeige.
Der Schreibstil war für mich ein zweischneidiges Schwert: Bildhaft und flüssig, ja – aber gleichzeitig auch distanziert. Das hat dazu geführt, dass ich weder mit der Protagonistin Naralía noch mit den männlichen Figuren wirklich mitfühlen konnte. Ihre Entwicklungen – besonders die emotionalen Verbindungen – wirkten auf mich überhastet und wenig nachvollziehbar. Auch die Dialoge, die mir teilweise gefielen, waren nicht frei von Wiederholungen und unrealistisch wirkenden „flirty“ Momenten, die eher störten als bereicherten.
Die Welt, in der Drachen, Gestaltwandler und Magie eine Rolle spielen, ist grundsätzlich interessant, aber das Worldbuilding blieb für mich zu oberflächlich und unübersichtlich – es wirkte, als würde vieles nur angerissen. Auch die Ausbildung zur Venatorin wurde mir zu vage dargestellt.
Einige Nebenfiguren hatten angedeutetes Potenzial, das aber nicht ausgeschöpft wurde. Insgesamt fehlte es mir an Tiefe – sowohl in der Handlung als auch bei den Charakteren. Das Ende? Leider zu einfach gelöst, zu glatt.
abschließendes Fazit:
A City of Flames überzeugt optisch auf ganzer Linie, doch der Inhalt konnte meine Erwartungen nicht erfüllen. Zwischen verschenkten Ideen, fehlender Tiefe und einer Handlung, die mich weder überrascht noch emotional berührt hat, blieb der Funke bei mir leider aus. Kein schlechtes Buch – aber im Vergleich zu anderen Werken in diesem Genre leider deutlich schwächer. Ob ich Band 2 lesen werde, weiß ich noch nicht. Für Fantasy-Fans gibt es meiner Meinung nach deutlich stärkere Alternativen.
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