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hamburger.lesemaus
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Bargfeld-Stegen

Bewertungen

Insgesamt 509 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2025
Dieudonné, Adeline

Das wirkliche Leben


ausgezeichnet

DAS WIRKLICHE LEBEN
Adeline Dieudonné
ET: 24.4.20

Im Zentrum steht ein junges Mädchen, das mit seinen Eltern und ihrem kleinen Bruder in einer unscheinbaren Vorstadtsiedlung lebt. Der Vater, ein leidenschaftlicher Großwildjäger, beherrscht das Haus mit Gewalt und Unberechenbarkeit. Die Mutter hat sich in stumme Passivität zurückgezogen und bietet kaum Halt.
Ein traumatisches Erlebnis verändert das fragile Gleichgewicht der Familie und trifft vor allem den Bruder schwer. Während er sich immer weiter verliert, beginnt die Erzählerin behutsam, aber entschlossen nach einem Ausweg zu suchen. Bildung, Neugier und ein wachsender Wille zur Selbstbestimmung werden zu ihrem Rettungsanker.

Dieses Buch trifft wie ein Schlag in die Magengrube. Die Geschichte zeigt ungeschönt, wie brüchig Sicherheit sein kann, wenn Gewalt zur Normalität wird. Gleichzeitig spürt man die Klarheit und innere Stärke, mit der das Mädchen durch all den Schrecken navigiert.
Ihre Beobachtungen sind präzise, oft schmerzhaft, aber niemals hoffnungslos. Sie hält trotz allem an der Vorstellung fest, dass ihr Leben mehr sein kann als das, was die vier Wände ihres Elternhauses vorgeben.

Dieudonné schreibt schnörkellos und ohne Effekthascherei. Die Gewalt dient nie als Selbstzweck, sondern zeigt, wie sie Räume, Beziehungen und Identitäten formt. Man spürt die Enge, die permanente Anspannung – und ebenso den stillen Widerstand der Erzählerin.
Besonders eindrucksvoll ist ihre Entwicklung: leise, konsequent und getragen von einem Freiheitsdrang, der sich nicht unterdrücken lässt.

Fazit:
Ein hartes, mutiges, eindrucksvolles Buch, das lange nachwirkt und zeigt, dass Überleben mehr bedeutet als bloß durchzuhalten. Große Leseempfehlung! Highlight!
5+/5

Bewertung vom 11.12.2025
Ravera, Lidia

Sprich mit mir


sehr gut

SPRICH MIT MIR
Lidia Ravera
ET: 16.5.23


Die 66-jährige Giovanna lebt allein und bewusst zurückgezogen am Tiber in Rom. Familie hat sie keine, Freundschaften vermeidet sie. Ihr genügt ihr ruhiger Alltag: Spaziergänge und klassische Musik, die sie sich am Nachmittag in ihrer Wohnung anhört.

Alles verändert sich, als nebenan in der seit Monaten leerstehenden Wohnung eine junge Familie einzieht. Die neue Familie sucht Kontakt zu ihr – und Giovanna lässt sich, trotz ihrer Vorsätze, darauf ein. Eine zarte Freundschaft entsteht, besonders zur dreijährigen Tochter der Familie, die sie schnell ins Herz schließt. Immer mehr wächst sie in die Rolle einer Ersatzgroßmutter hinein, kocht für die Familie, hilft im Alltag und übernimmt ganze Wochenenden die Betreuung.

Die entscheidende Wendung kommt an Weihnachten, als der Großvater der Familie zu Besuch ist und auch Giovanna zum Weihnachtsessen eingeladen wird. Der Großvater, der fast im selben Alter wie Giovanna ist, ist ihr gegenüber besonders aufmerksam. Zunächst glaubt sie, er könne Interesse an ihr haben. Erst zu spät erkennt sie, dass er sie aus ihrem früheren Leben wiedererkennt – und damit eine Tür zu ihrer Vergangenheit öffnet, die sie längst geschlossen glaubte.

Ravera erzählt mit viel Feingefühl von einer Frau, die zwischen Erinnerungen und neuen Möglichkeiten steht. Besonders eindrücklich fand ich, wie behutsam gezeigt wird, wie schwer Vertrauen fällt, wenn man viel erlebt und noch mehr verloren hat. Die leisen Momente tragen das Buch: kleine Gesten, unangenehme Wahrheiten, zarte Annäherungen.

Fazit:
Ein stilles, sehr einfühlsames Buch über Einsamkeit, Schuld und die Chance auf einen Neuanfang.
4/5

Bewertung vom 08.12.2025
Kessel, Carola von

Wieso? Weshalb? Warum? Leuchte und entdecke - Weltraum


ausgezeichnet

Wusstet ihr, dass das Weltall vor 13,8 Milliarden Jahren entstanden ist und sich seitdem immer weiter ausdehnt?
Oder dass es zwei Sonden gibt – Voyager 1 und 2 –, die sich seit Jahrzehnten von der Erde entfernen, unser Sonnensystem bereits verlassen haben und trotzdem noch spannende Daten senden?

Wenn nicht, dann sollten kleine Forscher unbedingt das neueste

WIESO? WESHALB? WARUM?
LEUCHTE UND ENTDECKE – DER WELTRAUM

entdecken. Mit der (Papp-)Taschenlampe, die zwischen eine bedruckte Folie und eine dunkle Seite geschoben wird, lassen sich zahlreiche Fakten sichtbar machen. Auch nach mehrmaligem Anschauen gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Dazu kommen Laschen zum Aufklappen, hinter denen weitere spannende Infos warten.

Themen wie Nachthimmel, Sternbilder, Planeten, Roboter, Raumfahrt, Sternzeichen, Teleskope und Forschung werden kindgerecht erklärt. Die Texte sind kurz und leicht verständlich, die Illustrationen zahlreich und anschaulich.

Fazit:
Ein wunderbares, lehrreiches Buch für kleine Forscherinnen und Forscher zwischen 4 und 7 Jahren. Perfekt zum Vorlesen, aber auch zum selbstständigen Anschauen geeignet. Wie immer sind die Seiten der Ravensburger WIESO? WESHALB? WARUM?-Reihe aus stabiler Pappe und daher absolut unempfindlich.
5/5

Bewertung vom 08.12.2025
Ventura, Maud

Der Rache Glanz


sehr gut

DER RACHE GLANZ
Maud Ventura
ET: 14.10.25

Cléo weiß seit frühester Kindheit, dass sie zu mehr berufen ist. Sie wird einmal ein Star sein – die Welt wird ihr zu Füßen liegen. Nein, die Welt wird sich um sie drehen! Sie ist einzigartig, intelligent, hochbegabt und schlicht perfekt.
Ihr Körper ist wunderschön, ihre Stimme rauchig und unverwechselbar. Auf Mitmenschen schaut sie herab, doch sie ist klug genug, diesen Hochmut nicht offen zu zeigen. Nach außen spielt sie die Freundliche – immer mit einem Lächeln, immer die sympathische Cléo.

Als junges Mädchen beginnt sie, Songs zu schreiben, mit der Gitarre oder am Piano. Doch der Erfolg bleibt aus. Ihre Stimme wird überall gelobt, aber die Kompositionen scheinen nicht zu passen oder den richtigen Klang zu treffen.

Dann geht ein Song, den sie gepostet hat, viral. Cléo, die nichts dem Zufall überlässt, weiß genau, wie sie diesen Hype nutzen kann, und unterschreibt ihren ersten Plattenvertrag.
Schnell wird sie berühmt und geht auf Welttournee. Ihr Perfektionismus zwingt sie, ihr ganzes Leben zu inszenieren. Empathie ist ihr fremd.

Und wer jetzt dachte, diese Frau sei unsympathisch, dem kann ich sagen: Cléo wird durch ihre Berühmtheit nicht liebenswerter – aber ihr Leben hält dennoch einige Überraschungen bereit.

Maud Ventura hat mich mit ihrer völlig unsympathischen Protagonistin herausgefordert. Diese missgünstige Egozentrikerin, die ständig im Imperativ spricht, ist wahrlich schwer zu mögen und deshalb wurde es für mich stellenweise ein wenig zäh. Gleichzeitig wurde großartig dargestellt, was Menschen im öffentlichen Leben durchmachen. Wie sie zum Beispiel durch die Medien angreifbar werden und polarisieren können – das gefiel mir im ersten Teil unglaublich gut. Der zweite Teil hat mich noch mehr gepackt: Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, und das Ende ist einfach stark.

Insgesamt ein sehr gutes Leseerlebnis, das ich euch gerne empfehle.
4/5

Bewertung vom 05.12.2025
Straßer, Eva

Wildhof


ausgezeichnet

WILDHOF
Eva Strasser
ET: 20.2.25

Die fast 30-jährige Lina kehrt nach dem tödlichen Unfall ihrer Eltern nach Wildhof zurück, um deren Nachlass zu regeln. Seit ihrem 18. Lebensjahr war sie nicht mehr hier gewesen; der Kontakt zu ihren Eltern war längst abgebrochen. Ihre Mutter Henny war zuletzt schwer alkoholkrank, und auch der Vater – ein Künstler, der früher Gitarre spielte und gemeinsam mit seiner Frau Bilder malte – bot ihr keinen Grund zurückzukehren.

Nun steht sie wieder vor dem Haus am Waldrand, das fast unverändert wirkt. Kaum hat sie die Schwelle überschritten, holen sie die Erinnerungen ein. Besonders die an ihre Zwillingsschwester Luisa, die mit 13 Jahren spurlos verschwand – und deren Stimme Lina nun wieder zu hören glaubt. Bilder und Gefühle aus jener Zeit tauchen unaufgefordert auf, bedrängend und vertraut zugleich. Doch je länger sie in dem alten Haus bleibt, desto mehr wandeln sich diese Erscheinungen. Was zuerst überwältigt, wird nach und nach weicher – und Lina beginnt, Frieden mit den Schatten ihrer Vergangenheit zu schließen.

Selten hat mich ein Buch trotz einer sperrigen Protagonistin so berührt. Lina ist unangepasst, wild, sensibel und zugleich unglaublich verletzlich. Eva Strasser gelingt es meisterhaft, sie und Wildhof – das Holzhaus, das Wetter, die Atmosphäre – mit eindringlichen, bildreichen Worten zum Leben zu erwecken.
Eines jener Bücher, bei denen man am liebsten jeden Satz markiert.

Beispiel: „Nie hatte Lina gedacht, dass Hanno in Wildhof bleiben würde, aber es gibt so Menschen, die haben alles in sich, die brauchen von außen gar nichts mehr, es ist egal, wohin sie gehen, weil sie in sich selbst zu Hause sind.“ (S. 69)

Fazit:
Ich habe dieses Buch unglaublich gerne gelesen. Es ist frisch, wild und etwas ganz Besonderes.
4½/5

Bewertung vom 03.12.2025
Boyle, T. C.

No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)


sehr gut

NO WAY HOME
T.C. Boyle
ET: 16.9.25

Terry, ein junger Assistenzarzt in LA, wird völlig unerwartet aus seinem Alltag gerissen, als ihn die Nachricht vom Tod seiner Mutter erreicht. Er fährt nach Boulder City, einem kleinen Wüstenort in Nevada, wo sie die letzten Jahre ihres Lebens verbracht hat. Eigentlich möchte er nur ihren Nachlass regeln, doch schon bald merkt er, dass dieser Ort mehr für ihn bereithält, als er dachte.

Im örtlichen Pub lernt er Bethany kennen. Sie ist jung, auffallend hübsch, impulsiv – und bereit, ihn direkt nach Hause zu begleiten. Zwischen ihnen entspinnt sich eine kurze, aber intensive Verbindung. Terry erfährt, dass sie gerade von ihrem Ex-Freund Jesse aus der gemeinsamen Wohnung geworfen wurde und keine Bleibe hat. Da Terry selbst nicht weiß, wohin mit Daisy, dem Hund seiner Mutter, bietet er Bethany an, im Haus zu wohnen und sich dafür um Hund und Haushalt zu kümmern. Für ihn klingt das nach einer pragmatischen Lösung – für sie nach einer Chance.

Doch schon bald zeigt sich, dass Bethanys Vorstellung von Verantwortung eine ganz andere ist. Statt das Haus in Schuss zu halten, lässt sie dort Partys eskalieren, bei denen wild getrunken wird. Sie vermietet kurzerhand ein Zimmer an eine Freundin, und ihr Ex-Freund taucht immer wieder auf. Als Terry sie überraschend besucht, findet er überall Müll, leere Flaschen – und Jesse. Er reagiert impulsiv und setzt Bethany vor die Tür. Doch ihre Anziehungskraft auf ihn ist größer, als er sich eingestehen möchte. Nur wenige Nachrichten später landen sie wieder miteinander im Bett. Als am nächsten Tag die Reifen seines Autos zerstochen werden, vermutet er zwar Ärger, aber nicht, wie weit dieser noch reichen wird.

Boyle entwirft ein psychologisch intensives Dreiecksgefüge: zwei Männer, die an derselben Frau hängen – aus völlig unterschiedlichen Gründen – und eine Frau, die ihre Wirkung auf andere kennt und gezielt einsetzt. Er zeigt, wie leicht Menschen in Abhängigkeiten geraten, wie schnell Grenzen verschwimmen und wie schwer es ist, sich aus toxischen Dynamiken zu lösen. Besonders stark ist, wie er die unterschiedlichen Perspektiven der Figuren chronologisch abwechseln lässt. Dadurch entstehen nicht nur Tempo und Spannung, sondern auch ein tiefes Verständnis dafür, wie verschieden die Beteiligten dieselbe Situation wahrnehmen.

Die erste Hälfte des Romans fand ich besonders fesselnd: atmosphärisch dicht, glaubwürdig, nah an den Figuren. In der zweiten Hälfte gab es für mich ein paar kleine Längen, doch die Grundspannung blieb bestehen. Bis zum Schluss blieb für mich offen, wohin Boyle diese Geschichte führen würde – und es wirkt, als habe er genau diese Ungewissheit bewusst gewählt.

Fazit:
Ein packender, vielschichtiger Roman, nicht Boyles stärkstes Werk, aber definitiv lesenswert und voller psychologischer Tiefe.
4/5

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.12.2025
von Arenberg, Amia;Zierden, Malte;Oßkar

Malte & Oßkar und der Lauf der Dinge


sehr gut

MALTE & OßKAR UND DER LAUF DER DINGE
Amir von Arenberg
ET: 11.9.25

In einer Straße inmitten vieler anderer Straßen wohnen Malte und seine Taube Oßkar. Die beiden sind unzertrennlich. Im Haus gegenüber lebt seine Freundin Phia, der Malte jeden Morgen mithilfe eines kleinen Körbchens, das an einem Band zwischen den Häusern hängt, eine Nachricht schickt.
Danach widmet er sich seiner gewohnten Arbeit: ein gemütliches Taubenwohnzimmer für Oßkar einzurichten. Abends putzen sie gemeinsam Zähne und Schnabel, wünschen Phia gute Nacht und schlafen friedlich ein.

Eines Morgens jedoch beschließt Malte, dass es der perfekte Tag ist, Phia ein Geschenk zu schicken – einen wundervollen, piksigen Kaktus. Doch das Unglück passiert: Malte stolpert, und der Kaktus fällt auf Oßkar, mit allen Stacheln. Große Angst überkommt ihn – wird Oßkar diesen Unfall überleben?

Amir von Arenberg greift ein sensibles Thema auf: den Umgang mit dem Tod eines geliebten Haustiers. Er tröstet junge Leserinnen und Leser, indem er von einer Parallelwelt erzählt, in die Malte später reisen wird. Das Buch lädt zum Nachdenken ein und bietet eine gute Grundlage, um mit Kindern über Verlust, Trauer und Trost zu sprechen.

Die Illustrationen sind farbenfroh und liebevoll gestaltet und verleihen der Geschichte zusätzlichen Charme.

Fazit:
Ein einfühlsames Buch, bei dem man sich Zeit zum Vorlesen nehmen sollte. ab 5 Jahren
4/5

Bewertung vom 29.11.2025
Kling, Marc-Uwe

Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat / Trubel bei Tiffany Bd.5 (MP3-Download)


ausgezeichnet

DER TAG, AN DEM MAX DREIMAL INS AUTO GEKOTZT HAT
Marc-Uwe Kling
ET: 29.9.25

Braucht ihr gerade etwas, das eure Laune hebt? Etwas gegen dunkle ungemütliche Regentage? Dann schnappt euch unbedingt dieses Hör- oder Buch. Ich habe so gelacht, dass mir die Tränen herunterliefen.

Worum geht’s?
Großtante Ilse heiratet. Mal wieder – zum vierten Mal!
Niemand hat Lust, extra dafür bis nach Wuppertal zu fahren, und entsprechend knistert die Stimmung im Auto.
Nur Tiffany, acht Jahre alt, ist gut drauf und voller Vorfreude.

Mama ist genervt, weil sie wieder alles alleine packen musste. Die große Schwester ist mies drauf „wegen der Hormone“ – was genau das heißen soll, weiß Tiffany nicht. Vielleicht gibt es ja ein Mädchen in der Klasse, das so heißt – sie kennt nur eine Simone, die ist in ihrer Klasse.
Bruder Max sieht aus, als wäre er in der Nacht überfahren worden. Er war „feiern“, sagt Mama. Die große Schwester murmelt aber irgendwas von „kleiner Feigling“ – vielleicht eine Mutprobe, denkt Tiffany.
Und Papa? War eigentlich fröhlich. Bis er den vom Chef ausgeliehenen Transporter beim Ausparken gegen die Mülltonne gefahren hat, was nun einen riesigen Kratzer auf der rechten Seite zur Folge hat.

Ich könnte euch noch so viel über dieses Chaos erzählen, aber am besten lest ihr es einfach selbst. Es macht einfach richtig Spaß.

Fazit:
Ein großartig witziges Familienbuch, das einfach gute Laune macht.
5+/5

Bewertung vom 27.11.2025
Herngren, Moa

Scheidung


ausgezeichnet

„Es ist doch merkwürdig, wie die Anwesenheit eines Menschen so viel Raum einnehmen kann. Als ob Niklas’ Unsichtbarkeit sie von jeder Wand anstarrt. Eigentlich auch kein Wunder nach einem ganzen gemeinsamen Leben.“ (S. 106)

SCHEIDUNG
Moa Herngren
ET: 14.6.24

Nachdem mich „Schwiegermutter“ so begeistert hat, wollte ich unbedingt den Vorgänger „Scheidung“ lesen – und ich kann vorwegnehmen: es lohnt sich absolut! #mustread #highlight

Bea und Niklas sind seit 32 Jahren verheiratet und kennen sich ihr Leben lang. Aus einer tiefen Freundschaft entstand damals Liebe, nachdem Beas Bruder sich das Leben nahm. Heute leben sie mit ihren jugendlichen Zwillingen in einer schönen Wohngegend, und Niklas ist Chefarzt einer Kinderklinik.

Der jährliche Urlaub führt die Familie traditionell nach Hogreps auf Gotland, ins Ferienhaus seiner Eltern. Bea liebt das Meer und die Gesellschaft der Familie – ein anderer Urlaubsort kommt für sie nicht infrage. Doch als Niklas vergisst, die Fährtickets zu besorgen, eskaliert ein Streit, und er verlässt die Wohnung.

Bea fühlt sich im Recht, hinterfragt ihr Verhalten nicht – bis Niklas tagelang nicht zurückkehrt. Erst als sie mit den Mädchen nach Gotland fährt und Niklas nicht auftaucht, wird ihr klar, dass etwas Grundlegendes schiefläuft.

Das Besondere an diesem Buch ist nicht nur Moa Herngrens flüssiger, einnehmender Schreibstil, sondern auch der raffinierte Aufbau. Im ersten Teil erleben wir alles aus Beas Sicht – man kann nicht anders, als mit ihr zu fühlen (gut, dass Taschentücher griffbereit waren). Im zweiten Teil hören wir Niklas’ Perspektive – und plötzlich versteht man ihn vollkommen. Hatte Bea ihm nie wirklich zugehört? Im letzten Teil wechseln die Perspektiven ab, ohne dass ich mehr verraten möchte.

Moa Herngren hat sich mit diesem Buch in mein Herz geschrieben. Beide Bücher, die ich von ihr gelesen habe, sind absolute Highlights.

Fazit:
Drama ja, Kitsch nein. Ein fantastisches Buch, das ich jedem ans Herz lege – aber haltet besser Taschentücher bereit!
Unbedingt lesen!
5+/5

Bewertung vom 25.11.2025
Noll, Ingrid

Nachteule


ausgezeichnet

NACHTEULE
Ingrid Noll
ET: 20.8.25

Die 15-jährige Luisa wächst behütet in einem Haus am Waldrand auf. Dass sie adoptiert wurde, weiß sie seit ihrem vierten Lebensjahr. Durch ihre indigenen peruanischen Wurzeln fällt sie in ihrem kleinen Dorf jedoch immer auf.
Luisa ist hochintelligent, in der Schule erfolgreich und gilt dort schnell als „Streberin“. Das stört sie wenig – Partys und Jungs interessieren sie ohnehin nicht besonders. Viel lieber streift sie nachts durch den Wald, um Wildtiere zu beobachten. Dabei hilft ihr eine außergewöhnliche Gabe: Sie kann im Dunkeln sehen und sogar lesen.

Bei einer ihrer nächtlichen Streifzüge begegnet sie Tim, einem jungen Obdachlosen, der sich im angrenzenden Wald ein Lager eingerichtet hat. Luisa beginnt, ihn mit Lebensmitteln zu versorgen, doch Tim zeigt kaum Dankbarkeit. Stattdessen drängt er sie dazu, Zigaretten und andere Dinge zu beschaffen – und schreckt selbst nicht davor zurück, bei den Nachbarn einzubrechen.

Tim übt eine gefährliche Faszination auf Luisa aus, erst recht, als er ihr den ersten Kuss gibt. Schritt für Schritt gerät sie in seinen Bann und wird zunehmend in kriminelle Machenschaften verstrickt.

Was für ein großartiger Roman aus Ingrid Nolls Feder! Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und konnte es kaum aus der Hand legen. Mit NACHTEULE knüpft Noll an die Stärke ihrer früheren Werke an: spannend, abgründig und mit feinem Gespür für menschliche Abgründe. Eine Coming-of-Age-Geschichte, Beziehungsgeschichte und Krimi in einem.

Fazit:
Ingrid Noll is back!
Große Leseempfehlung.
5/5