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hamburger.lesemaus
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Bargfeld-Stegen

Bewertungen

Insgesamt 443 Bewertungen
Bewertung vom 19.06.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

DER GOTT DES WALDES
Liz Moore

Kommt man in diesem Frühjahr oder Sommer an diesem Buch vorbei?
1961:
Der achtjährige Bear van Laar verschwindet während der großen Sommerparty seiner Eltern spurlos in den Wäldern der Adirondacks. Die Familie – reich, einflussreich, wohnhaft in einem imposanten Anwesen im Naturreservat – startet gemeinsam mit den Gästen eine panische Suche. Doch dabei werden entscheidende Spuren zerstört. Erst mit Verzögerung werden Feuerwehr und Polizei eingeschaltet, aber alle Suchaktionen bleiben erfolglos. Bear bleibt verschwunden.
Seine Mutter Alice van Laar zerbricht an dem Verlust. Alkohol und Valium helfen ihr, den Tag zu überstehen.

14 Jahre später:
Wie jeden Sommer findet auf dem Gelände des Naturreservats das exklusive Camp Emerson statt. Zum ersten Mal nimmt auch Barbara van Laar, die 13-jährige Tochter des Bankiers, daran teil. Ganz freiwillig hat sie sich entschieden, ihre Ferien mit Überlebenstraining, Lagerfeuer und Spielen zu verbringen.
Unter der Leitung ihrer ehemaligen Babysitterin T.J. Hewitt, die das Sommercamp leitet, beginnt Barbara, als eigensinnig und schwer erziehbar verschrien, aufzublühen.
Doch am letzten Abend des Camps verschwindet sie spurlos.
Soll sich die Tragödie von damals etwa wiederholen? Zumal ein Serienmörder, der es auf junge Mädchen abgesehen hat, gerade in Richtung der Wälder von Adirondack unterwegs ist…

Meine Güte, war das Buch spannend!
Ich habe die letzte Nacht mit Lesen verbracht. Eigentlich werde ich ja nach drei Seiten müde – aber hier wurde ich immer wacher.
So spannend und so anders! Der Aufbau des Buches mit seinen wechselnden Perspektiven, erzählt aus verschiedenen Blickwinkeln, intensiviert das Leseerlebnis enorm.
Hinzukommen die Rückblenden zum Fall Bear, in denen immer neue Details ans Licht kommen.
Einzelne Fragmente verweben sich ganz zum Schluss zu einem großen Ganzen.


Also noch einmal die Frage: Kommt man in diesem Frühjahr/Sommer an diesem Buch vorbei? AUF GAR KEINEN FALL!
Bitte lest dieses Buch. Ihr werdet es lieben!
5/5

Bewertung vom 18.06.2025
Beeren pflücken
Peters, Amanda

Beeren pflücken


ausgezeichnet

BEEREN PFLÜCKEN
Amanda Peters

1962:
Jedes Jahr kommt der nordamerikanische indigene Lewis mit seiner Familie von Nova Scotia nach Maine, um bei der Beerenernte zu helfen. Auf der Plantage von Mr. Ellis organisiert und koordiniert er die Helfer. Seine vier älteren Kinder unterstützen ihn tatkräftig bei der Arbeit, während die jüngste Tochter, die vierjährige Ruthie, bei ihrer Mutter bleibt. Diese sorgt für die Verpflegung der Erntehelfer.
Mittags versammelt sich die Familie zum Essen am großen Stein, bevor die Jungen noch ein schnelles Bad im See nehmen, ehe die Arbeit weitergeht.
Doch eines Tages, nach dem gemeinsamen Mittagessen, ist Ruthie plötzlich verschwunden – nur einen kurzen Moment war man unachtsam. Eben noch hatte sie mit ihrem Bruder Joe auf dem großen Stein gesessen.
Trotz tagelanger Suche bleibt das kleine Mädchen unauffindbar. Die Polizei zeigt kaum Einsatz – für ein „indianisches Mädchen“ lohnt sich der Aufwand offenbar nicht. Ruthie bleibt verschwunden.

Jahre später:
Norma wächst überbehütet bei ihrer Mutter in Boston auf. Sie darf das Grundstück nicht verlassen und sich auch nicht mit Klassenkameradinnen treffen. Am liebsten ist es ihrer Mutter, wenn Norma im Haus bleibt und mit ihrer Puppe spielt – selbst dann noch, als sie längst dem Puppenalter entwachsen ist.
Norma wird von Albträumen geplagt. In ihnen sieht sie sich mit einem Bruder namens Joe spielen. Immer wieder hört sie die Stimme einer Frau, die sie "Mama" nennt – doch dieses Bild passt nicht zu der Frau, mit der sie lebt.
Fragen zu ihrer anderen Hautfarbe werden abgeblockt. Fotos aus ihrer Babyzeit gibt es angeblich nicht mehr – sie seien bei einem Brand zerstört worden. Wenn Norma nachhakt, bekommt ihre Mutter „Kopfschmerzen“ – und das Thema ist beendet.
Immer wieder gibt es Hinweise darauf, dass Normas Eltern nicht ihre leiblichen sind. Doch es wird Jahrzehnte dauern, bis sie der Wahrheit auf den Grund kommt.


Amanda Peters ist mit diesem Buch ein beeindruckendes Debüt gelungen. Besonders der lebendige, einfühlsame Schreibstil und der durchdachte Aufbau haben mich begeistert. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Joe und Norma erzählt. Als Leser weiß man früh, dass Norma in Wahrheit die verschwundene Ruthie ist – dennoch bleibt es spannend, wie sich die beiden Erzählstränge langsam aufeinander zubewegen.
Mich hat das Buch absolut überzeugt. Es ist authentisch, bewegend und von einer tiefen emotionalen Kraft. Ich konnte es kaum aus der Hand legen – besonders das Ende hat mich sehr berührt.

Fazit:
Highlight! Ein Debütroman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln konnte.
Ganz große Leseempfehlung!
5+/5

Bewertung vom 17.06.2025
Strandgut
Myers, Benjamin

Strandgut


sehr gut

STRANDGUT
Benjamin Myers

Wie durch ein Wunder bekommt der 70-jährige Earlon „Bucky“ Bronco eine Einladung nach Scarborough in England – zu einem Weekender Soulfestival.
Zunächst hält er das Ganze für einen schlechten Scherz. Schließlich kennt heute kaum jemand seine Musik, geschweige denn seinen Namen. Die zwei Songs, die er in jungen Jahren aufgenommen hat, sind längst in Vergessenheit geraten – zumindest in Amerika. Doch die Einladung ist echt: gut bezahlt, Flugticket inklusive.

Bucky, unser liebenswerter Protagonist, nimmt das Angebot an – obwohl er physisch als auch psychisch am Ende ist. Man könnte sagen, Bucky ist ein Wrack: Er lebt allein, pendelt zwischen Bett und Apotheke, betäubt sich mit Opiaten und Alkohol. Eine neue Hüfte könnte er dringend brauchen, doch die Kosten sind für ihn untragbar. Und ausgerechnet an dem Tag, an dem sein Auftritt stattfinden soll, jährt sich der Todestag seiner geliebten Frau May.

Trotz aller Zweifel tritt Bucky die Reise an. Am Flughafen in England wird er von Dinah abgeholt, einer warmherzigen Frau in ihren Fünfzigern, die ihn während der Tage in York begleitet. Doch kaum hat er sich eingerichtet, merkt er, dass er seine Tabletten im Flugzeug vergessen hat.

Von Dinah erfährt er, dass seine Songs in England Kultstatus haben. Für viele gilt er als der „King of Soul“, und man erwartet sehnsüchtig seinen Auftritt.
Zwischen Dinah und Bucky entsteht schnell eine stille, berührende Verbindung – zwei verlorene Seelen, die sich gegenseitig Halt geben.

Benjamin Myers erzählt diese Geschichte ganz langsam, beinahe zögerlich.
In den ersten hundert Seiten passiert sehr wenig, aber genau das schafft Raum für feine Beobachtungen und liebevoll gezeichnete Figuren. Besonders Dinah wächst einem mit ihrem trockenen Humor ans Herz – ich musste mehr als einmal lachen.

Die zweite Hälfte, vor allem das Ende, ist berührend und versöhnlich.
Schön sind auch die atmosphärischen Beschreibungen – ich hatte das Gefühl, selbst im Hotel Majestic abgestiegen zu sein, den leicht muffigen Geruch in der Nase.

Besonders bewegt hat mich der Brief, den der Autor vor Erscheinen des Buches an alle Buchhändler*innen geschrieben hat. Und sollte ich je nach Yorkshire kommen, nehme ich seine Einladung zu einer Tasse Tee garantiert an. ❤️

Fazit:
Ein stilles Buch über zweite Chancen, Musik und Menschlichkeit.
Empfehlenswert für alle, die ruhige, detailverliebte Romane mögen.
3½/ 5

Bewertung vom 17.06.2025
Der Club
Würger, Takis

Der Club


ausgezeichnet

DER CLUB
Takis Würger

Was für ein geniales Buch!
Ich bin eingetaucht in die Welt der Cambridge-Studenten, habe mich zwischen ihnen treiben lassen – und war gleichzeitig abgestoßen von ihrer Selbstherrlichkeit und ihrem Snobismus. Ja, stellenweise war ich regelrecht angewidert davon, wie sie mit vollen Händen Papis Geld verprassen, ohne je etwas Eigenes im Leben erreicht zu haben.

Takis Würger erzählt eindrucksvoll von einem fiktiven Verbrechen, begangen von Studenten einer Elite-Universität – und doch beschlich mich beim Lesen das ungute Gefühl, dass diese Geschichte der Realität näherkommt, als uns lieb ist.

Unser junger deutscher Protagonist Hans hat früh seine Eltern verloren. Er ist ein stiller, anständiger Junge, der nie viele Freunde hatte. Statt durch die Straßen zu ziehen, zog er sich lieber mit einem Buch zurück. Nur beim Boxen blüht er auf – hier zeigt er Stärke, Mut und Emotion.

Eines Tages lädt ihn seine Tante Alex nach London ein. Hans ist überrascht, denn nach dem Tod seiner Eltern hatte sie ihn nicht aufgenommen, sondern ins Internat geschickt – ein Vertrauensbruch, den er nie ganz überwunden hat. Doch nun bittet sie ihn um einen Gefallen: Er soll sich um ein Stipendium an der Elite-Uni Cambridge bemühen – und dort versuchen, in den berüchtigten Pitt Club aufgenommen zu werden. Ein exklusiver Zirkel, der nur wenigen Auserwählten offensteht. Hans soll dort herausfinden, wer hinter den Verbrechen steckt, die sich in den Kreisen der privilegierten Mitglieder ereignen.

Was für ein spannendes Buch!
Ach, ich wiederhole mich … also lest es einfach selbst. Ich konnte es jedenfalls nicht aus der Hand legen und habe es an nur einem Tag verschlungen.

Große Leseempfehlung für ein weiteres Buch aus der Feder Takes Würger.
5/5

Bewertung vom 15.06.2025
Die Rettung
McConaghy, Charlotte

Die Rettung


ausgezeichnet

DIE RETTUNG
Charlotte McConaghy

Kennt ihr diese Bücher, bei denen ihr die letzte Seite umblättert, das Buch zuschlagt – und euer ganzer Körper bebt, weil euch Gänsehaut überzieht?
Hier kommt so ein Buch:

In einer Zeit der Waldbrände, Überschwemmungen und der allgegenwärtigen Bedrohung durch den Klimawandel lebt Dominic Salt mit seinen drei Kindern auf einer abgelegenen Insel mitten im Ozean – bewohnt nur von Forschenden, Robben, Albatrossen und Pinguinen.
Shearwater liegt irgendwo zwischen Australien und der Antarktis.
Die Insel droht überschwemmt zu werden, täglich steigt der Wasserspiegel, als eine schwer verletzte Frau an den Strand gespült wird – halb erfroren, dem Tod näher als dem Leben.
Dominic und seine Kinder pflegen die Fremde gesund.
Während er ihr misstraut, schließt sein jüngster Sohn Orly sie sofort ins Herz – er vermisst seine verstorbene Mutter und sieht in der Frau eine Art Ersatz.
Doch Dominic hat andere Sorgen: Der Meeresspiegel steigt unaufhaltsam, die Funkanlage wurde sabotiert und das gesamte Forschungsprojekt steht auf der Kippe.

Als die Fremde wieder zu Kräften kommt, beginnt sie Fragen zu stellen – über die Insel, über die spurlos verschwundene Forschermannschaft, die vor Ort sein sollte.
Aus anfänglichem Misstrauen wächst langsam eine Verbindung. Geheimnisse kommen ans Licht, Beziehungen vertiefen sich – und dann nimmt alles eine völlig unerwartete Wendung.

Was für ein Buch!
Ich habe den neuen Roman von Charlotte McConaghy sehnsüchtig erwartet – und wurde nicht enttäuscht. Schon ihre beiden vorherigen Werke haben mich tief beeindruckt.

Langsam und atmosphärisch entfaltet sich die Geschichte. In typischer McConaghy-Manier verknüpft sie persönliche Schicksale mit drängenden Umweltfragen: Artensterben, steigende Meeresspiegel, verheerende Waldbrände – und das alles ohne erhobenen Zeigefinger.
Und dann wird es plötzlich so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Ich habe wieder viel gelernt – und gleichzeitig das Gefühl gehabt, das Salz des Meeres auf der Haut zu spüren.
Ein dichter, kraftvoller Roman, der mich tief bewegt hat.

Da ich das Buch nicht nur lesen, sondern auch hören durfte, möchte ich euch auch das Hörbuch ans Herz legen: Elisabeth Günther verleiht der Geschichte mit ihrer Stimme eindrucksvolle Präsenz.

Fazit:
Große Lese- und Hörempfehlung für dieses (Hör-)Buch – ebenso wie für seine beiden Vorgänger. Für mich war es ein weiteres Lesehighlight aus der Feder McConaghys.
5+/5

Bewertung vom 10.06.2025
Vergiss mich
Schulman, Alex

Vergiss mich


ausgezeichnet

VERGISS MICH
Alex Schulman

„Ich wurde zwischen Mamas und Papas Launen eingequetscht und lernte, dass es am besten war, zu schweigen. Ich bin still und vielleicht auch traurig, seit ich dreizehn war." (S. 122)

In Alex Schulmans neuestem autobiografischen Buch steht seine Mutter Lisette Schulman im Zentrum. In eindringlichen Rückblicken erzählt der Autor von ihrer Entwicklung – von einer einst liebevollen Mutter hin zu einer vom Alkohol gezeichneten Frau.

Jung ist sie, als Lisette den deutlich älteren Mann – Schulmans Vater heiratet. Gemeinsam bekommen sie drei Söhne. Doch mit den Jahren verändert sich etwas: Lisette beginnt zu trinken. Dieses Problem wird jedoch in der Familie nie offen benannt. Stattdessen hört man im Hause Schulman immer wieder denselben Satz: „Mutter fühlt sich heute nicht, sie ist krank.“
Ihre Ausbrüche, ihre Launen, ihr verletzendes Schweigen – all das wird kommentarlos hingenommen. Die Kinder werden zu feinfühligen Seismografen der mütterlichen Stimmung, bemüht, zu besänftigen, zu retten, zu verstehen. Doch meist vergeblich.
Trotz fehlender Nähe, Zärtlichkeit oder Zuspruch geben die Kinder die Hoffnung auf die Liebe ihrer Mutter nie auf.

Auch Jahrzehnte später hat sich kaum etwas verändert. Lisette trinkt mehr denn je, begegnet ihrem Sohn und seinen Töchtern mit Kälte und Missachtung. Und doch buhlt der erwachsene Alex weiter – um Aufmerksamkeit, um eine Verbindung, um ein Stück Anerkennung.

Dieses Buch ist keine leichte Lektüre. Es ist schmerzhaft, ehrlich und tieftraurig. Ein Porträt einer Frau, die – geprägt von ihrem Vater, dem Schriftsteller Sven Stolpe – offenbar nie gelernt hat, was Liebe und Empathie bedeuten.
Ich empfinde großen Respekt für Alex Schulmans Frau, die diese zerstörerische Mutter-Sohn-Dynamik über lange Zeit miterlebt hat.
„Vergiss mich“ ist kein Wohlfühlbuch. Aber Schulmans lebendiger, eindringlicher Schreibstil hat mich durch die Seiten getragen.

Fazit:
Ein aufwühlendes, lesenswertes Buch, das ich wärmstens weiterempfehle.
5/5 Sterne

Bewertung vom 06.06.2025
Boys! Geschichten für die neue Generation von Jungs
Cavallo, Francesca

Boys! Geschichten für die neue Generation von Jungs


sehr gut

BOYS! - Geschichten für die neue Generation von Jungs
Francesca Cavallo

Da meine Kinder und ich die „Good Night Stories for Rebel Girls“ so geliebt haben, war für uns sofort klar: Dieses neue Buch der Autorin möchten wir unbedingt lesen!

Jede der 12 Geschichten in diesem Buch dreht sich um ein wichtiges Thema für das männliche Selbstbild.
Zum Beispiel geht es um die Beziehung zum Vater, ungleiche Machtverhältnisse, den Umgang mit Gefühlen wie Trauer oder Angst, die eigene Geschlechtsidentität oder darum, dass die Welt nicht nur Helden braucht.
Die Figuren in den Geschichten erleben nicht nur spannende Abenteuer.
Sie werden auch abgelehnt, machen Fehler und lernen daraus.

Cavallo lässt ihre Geschichten auf weit entfernten Planeten spielen – in einer Welt ohne Grenzen,
so wie auch unsere Gefühle keine Grenzen kennen, wenn es um Mut, Mitgefühl und Ehrlichkeit geht.

Ein wenig schade fand ich, dass dem Buch die Farbe fehlt.
Es gibt keine bunten Bilder, sondern nur Schwarz-Weiß-Illustrationen.
Eigentlich will die Autorin uns ja gerade vermitteln, dass das Leben bunt und facettenreich ist,
dass die Männer von heute keinem Stereotyp folgen müssen,
dass sie sie selbst sein dürfen – da hätte doch viel Farbe gepasst.

Fazit:
Ein Buch, das fast wie ein Märchenbuch aufgebaut ist und viel Raum für Erklärungen bietet – für Kinder, ja, auch für Mädchen (!!!!), ab einem Lesealter von 6 Jahren bestens geeignet.
4/5

Bewertung vom 06.06.2025
Sofra
Yilmaz, Yelda

Sofra


ausgezeichnet

SOFRA - Die neue türkische Gemüseküche
Yelda Yilmaz

Stellt ihr euch auch oft die Frage, was ihr heute kochen sollt?
Dann habe ich endlich eine Antwort für euch!

Ein ganz wunderbares neues Kochbuch vereint klassische türkische Gerichte mit modernen Varianten.

Die türkische Küche ist eine faszinierende Fusion aus orientalischen, mediterranen und asiatischen Einflüssen – und Yalda Yilmaz versteht es meisterhaft, uns diese Vielfalt näherzubringen. Ihre Ideen scheinen dabei nahezu grenzenlos zu sein.

Der Aufbau des Buches ist sehr gelungen:
Zunächst lernen wir die Basics kennen.
Dann folgen übersichtlich gegliederte Kapitel mit Salaten, Suppen, Meze, Snacks, Fingerfood und Hauptgerichten – ganz ohne Fleisch, dafür aber umso raffinierter.

Die stimmungsvollen Fotografien machen sofort Lust, die Rezepte nachzukochen. Ich habe gleich eines ausprobiert – die Zutaten waren leicht zu beschaffen, und die Zubereitungsschritte klar und verständlich beschrieben.

Ich freue mich schon darauf, noch viele weitere Rezepte zu testen!

Fazit:
Ein großartiges Kochbuch, das in keiner modernen Küche fehlen sollte.
5/5

Bewertung vom 02.06.2025
Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken
Lorenz, Sarah

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken


sehr gut

MIT DIR, DA MÖCHTE ICH IM HIMMEL KAFFEE TRINKEN
Sarah Lorenz

Unsere Ich-Erzählerin Elisa steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben.
Sie blickt zurück und zieht Bilanz – begleitet von den lyrischen Gedichten Mascha Kalékos, die ihr seit Jahren Halt geben.
Die Parallelen zwischen Kalékos Worten und Elisas Leben sind tröstlich und schmerzhaft zugleich.

In ihrer frühen Kindheit erlebt Elisa noch Geborgenheit.
Ihre Mutter liebt sie – doch irgendwann reißt dieser Faden.
Elisa wird verstoßen, verliert den Rückhalt, den jedes Kind so dringend braucht.
Was folgt, ist eine Jugend in verschiedenen Kinderheimen.
Später zieht es sie nach Köln, wo sie als Obdachlose auf der Domplatte in der Punkszene lebt und in die Heroinsucht abrutscht.
Während das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ viele Jugendliche abschreckt, wird Christiane F. für Elisa zum Idol.
Und obwohl sexuelle Gewalt und Missbrauch zu ihrem Alltag gehören, verliert sie nie ihre Neugier, nie den unstillbaren Hunger, auf weitere Abgründe des Lebens.

Erst spät beginnt sich ihr Leben zu verändern.
Sie holt Schulabschlüsse nach, macht eine Ausbildung zur Buchhändlerin und beginnt ein Studium.
Langsam kämpft sie sich zurück – Schritt für Schritt.

Obwohl der Titel Leichtigkeit verspricht, ist der Inhalt alles andere als das:
Die schonungslosen, teils derben Zeilen stehen im Kontrast zur poetischen Sprache.
Mehr als einmal musste ich das Buch zur Seite legen.
Hier spricht ein zutiefst verletzter Mensch, dessen Leid tief unter die Haut geht.

Jedes Kapitel beginnt mit einem Gedicht von Mascha Kaléko – als thematische Einstimmung und poetischer Rahmen.
Die klare Struktur und der dichte Erzählstil lassen einen dennoch durch die Seiten fliegen.

Fazit:
Ein autofiktionaler Roman, der fordert, erschüttert und nachwirkt.
Nicht für jede:n geeignet – aber unbedingt lesenswert für alle, die sich auf emotionale Tiefe einlassen wollen.
4/5
TW: Psychische und physische Gewalt, Selbstverletzung, Drogenmissbrauch, Suizid, Depression

Bewertung vom 27.05.2025
Ella & Ben und AC/DC - Von Donnerblitzen, Höllenglocken und kurzen Hosen / Ella & Ben Bd.6
Wahl, William

Ella & Ben und AC/DC - Von Donnerblitzen, Höllenglocken und kurzen Hosen / Ella & Ben Bd.6


ausgezeichnet

ELLA & BEN UND AC/DC
William Wahl

Ella weigert sich, abends um 8 Uhr ins Bett zu gehen.
„Ich bin ja kein kleines Baby mehr!“, behauptet sie.

Papa lenkt ein und beschließt, dass sich beide Kinder je ein Lied aussuchen dürfen. Doch Ben hat keinen speziellen Wunsch – er will einfach ein „dolles Lied“ hören. Also spielt Papa ein Lied der Band AC/DC, das laut ist und wie ein Blitz durch den Körper fährt.

Papa erklärt, dass AC/DC die berühmteste Rockband der Welt sei. Sie kommen aus Australien, obwohl ihre Gründer, Malcolm und Angus, eigentlich aus Schottland stammen. Ihr Vater konnte in Glasgow, einer armen, überfüllten Arbeiterstadt, nicht genug Geld für seine Frau und acht Kinder verdienen. Deshalb wanderte die Familie nach Australien aus – ein Land, in dem Arbeitskräfte gesucht wurden und man gut verdiente.

Fast gleichzeitig machte sich eine weitere Familie auf den Weg von Schottland nach Australien – die Familie von Bon, dem späteren Sänger von AC/DC. Doch bis sich ihre Wege kreuzen sollten, verging noch viel Zeit.

Bon war ein echter Draufgänger. Er geriet ständig in Schlägereien und musste mit 16 sogar ins Gefängnis, wo er Schlagzeug in der Gefängnisband spielte. Auch Malcolm und Angus waren keine Musterschüler – sie wollten viel lieber Musik machen. So gründeten sie ihre eigene Band. Angus nahm sich nicht einmal die Zeit, sich nach der Schule umzuziehen, und spielte direkt in seiner Schuluniform Gitarre. Diese Schuluniform wurde später sein Markenzeichen auf der Bühne.

Die Idee für den Bandnamen hatte übrigens ihre große Schwester, als sie das Kürzel AC/DC auf ihrer Nähmaschine entdeckte – ein Hinweis auf den Stromanschluss.

Bon schlug sich unterdessen mit Gelegenheitsjobs durch. Auch er gründete eine Band, die jedoch nie den Durchbruch schaffte. Er war unzufrieden mit seinem Leben und arbeitete schließlich in einer Düngemittelfabrik – bis er hörte, dass eine Band in Sydney mit ihrem Sänger unzufrieden sei.

Die Brüder waren sofort begeistert von Bons Stimme – und feuerten kurzerhand ihren bisherigen Sänger.

Doch wie AC/DC am Ende mit Brian weltweiten Ruhm erlangten, was sie alles erlebten, bevor sie ihren berühmtesten Song „Highway to Hell“ schrieben – und was ein nackter Po auf der Bühne damit zu tun hat – das solltet ihr besser selbst nachlesen. ;)

Auch der sechste Band der Reihe Ella & Ben konnte mich wieder vollkommen überzeugen. Es ist informativ und liebevoll von Markus Rockstroh illustriert.


Fazit:
Ein tolles Buch – nicht nur für Kinder ab 5 Jahren, sondern auch für die Großen.
5/5