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Janina
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Schenefeld

Bewertungen

Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 12.07.2025
Kloeble, Christopher

Durch das Raue zu den Sternen


gut

Für meinen Geschmack zu laut
Bringen wir es auf den Punkt: Das war leider so gar nicht mein Buch. Erwartet hatte ich eine Story, die berührt und die auf eine positive Art kraftvoll und ermutigend ist. Doch das habe ich beim Lesen so nicht empfunden. Dabei spielt Kraft im wahrsten und im übertragenen Sinn durchaus sehr häufig eine wichtige Rolle in dem Buch – leider eher im negativen Sinn: Arkadia versucht mit allen (durchaus sehr unkonventionellen) Mitteln als Mädchen im Knabenchor aufgenommen zu werden. Mit Gewalt bringt sie diejenigen zum Schweigen, die sie auf ihre Mutter ansprechen. Mit aller Kraft scheint sie den Grund zu verdrängen, warum ihre Mutter nicht mehr da ist. Das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Vater ist ein einziger Krampf. Die Mutter ist alles andere als eine Konstante in ihrem Leben und dennoch die Person, von der sie sich am meisten wünscht, gesehen zu werden. Auch sonst scheint alles und jeder eine Herausforderung zu sein, der man kampfbereit und/oder mit großer Klappe entgegentreten muss. Ihre Liebe zur Musik hat kaum noch etwas Harmonisches, sondern ist eher von Ehrgeiz und Druck geprägt. Auch die Gesangslehrer üben häufig massiven Druck auf die Kinder aus. Die Kinder im Chor sind eher Gegner als Team … Und über allem schwebt die Frage: Steckt hinter dem „Ich will berühmt werden“ wirklich die richtige Intuition? Will sie wirklich um ihretwillen berühmt werden und Musik machen? Ich denke nicht. Und genau das hat mich beim Lesen entmutigt und verhindert, dass mich die Geschichte berührt.
Leider bekommt das Buch so von mir nur 2,5 Sterne.

Bewertung vom 06.07.2025
Henry, Emily

Great Big Beautiful Life


gut

Die Romane von Emily Henry haben eine große Fangemeinschaft und so wurde es auch mal für mich Zeit, eines ihrer Bücher zu lesen. Und was soll ich sagen? Ja, der Roman hat mir gut gefallen, hatte meiner Meinung nach aber auch einige Schwachstellen.
Gefallen hat mir besonders, dass die Liebesgeschichte in keinster Weise kitschig oder klischeeüberladen war, sondern sehr bodenständig und erwachsen. Überrascht hat mich die Tiefe dieses Romans. Aufgrund des bunten Covers hatte ich eher mit einer leichten Sommerlektüre gerechnet. Dem war aber nicht so. Die Story und die Schreibweise sind sehr feinfühlig, es werden eine Menge ernste Themen thematisiert und vor allem die Protagonisten und die Gespräche wirken sehr authentisch und tragen viel zur Handlung bei. Spaß gebracht hat auch, dass das Buch im Grunde auf mehreren Zeitebenen spielt. Da wäre zum einen die Gegenwart, in der Redakteurin Alice Scott und Schriftsteller Hayden Anderson um denselben Job „kämpfen“: die Biografie von Margaret Ives zu schreiben, die einst einer der berühmtesten Frauen der Welt war, bis sie sich aus unerklärlichen Gründen vor Jahrzehnten komplett aus der Öffentlichkeit zurückzog. Die zweite Zeitebene spiegelt die Vergangenheit von Margaret wider, die sie Alice erzählt. Schnell wird klar, dass Margaret viele Geheimnisse hat und sie alles offenbar nicht immer die Wahrheit erzählt. Der Leser muss sich also zusammen mit Alice Interview für Interview an Margarets Geschichte herantasten, um hinter die Fassade aus Vertuschungen und Halbwahrheiten zu blicken.
Kommen wir zu dem, was mir nicht so gut an der Geschichte gefallen hat. Da wäre zum Beispiel, dass sich sie Ereignisse nach einigen Längen im mittleren Teil gegen Ende geradezu überschlagen. Dadurch wirkt die Story leider ab und zu sehr konstruiert und einige Handlungen am Ende waren für mich auch unglaubwürdig und nicht nachvollziehbar. Ein weiteres Manko war für mich Hayden, dessen Charakter und Entwicklung ich zwar eigentlich mochte, dem aber eine so starke Unsicherheit und Skepsis zugeschrieben wurde, die für mich in diesem Ausmaß nicht nachvollziehbar war. Und last but not least gab es für mich auch immer wieder ein paar Passagen, die in keinster Weise zum weiteren Verlauf der Story beigetragen haben, die ich eher sogar als störend empfunden habe, weil sie ohne Kontext wie in die Handlung hineingequetscht wirkten (z.B. Alice‘ Textnachrichten mit den Freunden).
Von mir gibt es also 3,5 von 5 Sternen. Ich habe jetzt schon mehrmals gelesen, dass die anderen Bücher von Emily Henry besser sein sollen. Das werde ich bei Gelegenheit mal testen.

Bewertung vom 25.05.2025
Abdullah, Chelsea

Der Sternenstaubdieb


weniger gut

Leider gar nicht überzeugend

Für die Optik bekommt das Buch von mir die volle Punktzahl. Der Schutzumschlag und die Prägungen auf dem Buch können nicht schöner sein. Leider war ich vom Inhalt nicht so begeistert, dabei finde ich die Idee eines Fantasyromans, der in der Dschinn-Welt spielt, faszinierend und vielversprechend. Der Klappentext des mehr als 570 Seiten starken Buches hatte einiges an Spannung versprochen, doch die fand ich so gut wie gar nicht. Denn die Abschnitte im Buch, die spannend sein sollten, waren es leider nicht. Sie wurden auf den ersten 500 Seiten meist sehr kurz und oft auch etwas verwirrend abgehandelt, sodass gar keine Spannung beim Lesen entstehen konnte. Später im Buch wurde es dann etwas besser.
Gar nicht überzeugt haben mich auch die Charaktere. Sie wirkten unausgereift, waren nicht vielschichtig und auch nicht sympathisch. Loulie, die Mitternachtshändlerin, war alles andere als eine taffe Geschäftsfrau und starke Protagonistin – wurde einem aber so verkauft. Prinz Mazen verhielt sich vor allem am Anfang so, als wäre er ein kleiner Junge und kein Prinz in den 20ern. Und auch die Gespräche der Protagonisten miteinander wirkten so einfach und gestelzt. Insgesamt macht das Buch auf mich einen sehr unausgereiften Eindruck. Es hätte hier meiner Meinung nach vor der Veröffentlichung noch einiges an Arbeit und Korrekturen gebraucht.
Oft habe ich das Buch für längere Zeit zur Seite gelegt, weil es mich nicht fesseln konnte, oder mit dem Gedanken gespielt, ganz aufzuhören, weil ich genervt war. Deshalb gibt es von mir auch nur (sehr wohlwollend) 2 von 5 Sternen.

Bewertung vom 01.05.2025
Mohn, Kira

Note to myself: Liebe ist keine Option


ausgezeichnet

Perfekt für den Sommer

Ihr seid auf der Suche nach einem Buch, das perfekt für den Sommer ist und das ihr in wenigen Tagen einfach entspannt durchsuchten könnt? Dann kann ich euch „Note to myself – Liebe ist keine Option“ empfehlen. Das Buch macht einfach gute Laune! Schon lange habe ich bei einem Buch nicht mehr so oft schmunzeln müssen. Besonders gut gelungen fand ich die Ausgewogenheit zwischen Tiefe und Leichtigkeit und den leisen und lauten Momenten. Positiv herausgestochen sind für mich neben dem Humor vor allem die Gespräche. Die sind sehr authentisch, haben viel Tiefe und verdeutlichen auf eine sehr natürliche Art und Weise, wie eng die Beziehungen der Protagonisten untereinander sind und wie das Gefühlsleben der Beteiligten ist. Dadurch werden die Personen nahbar und der Leser taucht sehr schnell in die Geschichte ein. Und obwohl es sich bei der Story um eine Liebesgeschichte handelt, wirkt sie auf mich nicht kitschig oder zu überzogen, sondern sehr feinfühlig, erwachsen und ausgewogen. Das liegt meiner Meinung nach auch an den großartigen Nebendarstellern. Denn neben dem eigentlichen Kennenlernen der zwei Hauptprotagonisten hat der Handlungsstrang zahlreiche Nebenhandlungsstränge, die die Geschichte nicht eindimensional wirken lassen. Und auch die Wahl des Settings, eine New Yorker Kinderbuchhandlung, in dem ein Großteil des Buches spielt, trägt zum Gelingen der Geschichte bei.
Für mich ist das Buch ein rundum gelungener Auftakt einer neuen Reihe. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Bände.

Bewertung vom 18.04.2025
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Ein Jahreshighlight

Wenn man Mitte April schon weiß, dass ein gerade ausgelesenes Buch definitiv zu den Lesehighlights 2025 zählen wird, dann heißt das schon was. Aber ja, so ist es. „Für Polina“ von Takis Würger ist eines meiner Lieblingsbücher des laufenden Jahres. Ich mochte einfach alles daran. Die liebenswerten und nicht perfekten Charaktere mit ihren Ecken und Kanten. Die leisen Töne der Geschichte, die gleichzeitig so viel Tiefe hatten. Die Leichtigkeit und Hoffnung, die der Story die Schwere nahmen. Die sprachlichen Feinheiten, die den Schreibstil unverwechselbar machten. Müsste ich das Buch in einem Satz beschreiben, dann vermutlich so: Ich hatte beim Lesen das Gefühl, von einem weichen, gemütlichen Kokon umhüllt zu sein. Und dabei handelt es sich thematisch gar nicht um ein Eitel-Sonnenschein-Buch. Es geht um Verlust, Liebeskummer, verschiedene psychische Krankheiten, Alkoholismus … Aber vor allem um Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Hoffnung und ganz viel um die heilende Kraft von Musik. Das hat mich so sehr abgeholt und berührt, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Schade, dass es nur 291 Seiten hat. Aber das lädt immerhin zum Immer-mal-wieder-Lesen ein.
Von mir gibt es ganz klar 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 09.03.2025
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


gut

Für mich nicht 100-prozentig rund

Nach vielen Jahren kehrt Elijah in die kleine Küstenstadt Point Orchards zurück. An seinem Lebenstraum, ein berühmter Schriftsteller zu werden, ist er kläglich gescheitert, und nun wird im deutlich bewusst, was er dafür alles aufgegeben hat: sein Zuhause, eine gute Beziehung zu seinem Vater und seine große Jugendliebe Nakita. Aus lauter Scham verkriecht er sich in seinem verfallenen Elternhaus, das einsam im Wald liegt. Er bringt das Haus wieder in Schuss, schafft sich Hühner an und legt einen Gemüsegarten an, um weitestgehend autark zu leben. Erst nach langer Zeit und mit viel Überwindung nimmt er Stück für Stück wieder am Gemeinschaftsleben teil. Als er irgendwann wieder auf Nikita trifft, ist schnell klar, dass beide immer noch Gefühle füreinander haben, doch auch Nikita hat in all den Jahren viel durchgemacht und ist nicht bereit für eine neue Beziehung. Als Elijah jede Hoffnung auf ein glückliches Leben mit seiner großen Liebe verliert, flüchtet er sich in eine bedeutungslose Liaison mit der Ärztin Erin. Wenige Jahre später wird Erin tot aufgefunden. Zunächst sieht es aus wie ein Selbstmord, doch schnell entsteht der Verdacht, dass Elijah die junge Frau umgebracht hat und dass er den Selbstmord nur inszeniert hat. Denn alle Einzelheiten stimmen mit einem Mord überein, der Jahre zuvor in Elijas geflopptem Debütroman beschrieben wurde. Das kann doch kein Zufall sein, oder? Elijah beteuert seine Unschuld. Doch kann er sie auch beweisen?
Das Szenario klingt spannender als es meiner Meinung nach wirklich ist und genau das finde ich ein bisschen schade. Denn die Story an sich hätte genug Spannungspotenzial, leider habe ich davon beim Lesen nicht wirklich viel gespürt. Die Geschichte hat mich durchaus unterhalten, aber wirklich mitreißen konnte sie mich nicht wirklich. Dazu war vieles zu vorhersehbar, zu schwammig und ein paar wichtige Szenen und Wendungen für mich nicht fein genug ausgearbeitet. Vor allem mit der Gerichtsverhandlung und dem Verhalten der Polizisten hatte ich zum Ende des Buches so meine Probleme. Da hätte es meiner Meinung nach gut noch ein paar Seiten mehr gebraucht, um alles ein bisschen glaubwürdiger und spannender auszuarbeiten. Das ist sehr schade, denn die Story an sich ist echt gut.
Besonders gut gefallen haben mir die Atmosphäre und das „Eintauchen“ in die Natur. Nicht nur das erinnerte ganz stark an den Bestseller „Der Gesang der Flusskrebse“. Aber es war auch nicht immer einfach, gedanklich zwischen Landschaftsidylle, Liebesgeschichte und Mordfall umzuswitchen – und auch nicht, das alles als ein wirklich rundes Ganzes zu sehen.
Alles in allem ein gutes Buch, bei dem mir aber noch das letzte Fünkchen fehlte.

Bewertung vom 02.03.2025
Frank, Arno

Ginsterburg


gut

Anders als erwartet

Ich bin ganz ehrlich, die Leseprobe vorab und folgender Satz im Klappentext „Ein mitreißendes und bewegendes Kleinstadtepos über Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten“ haben mich eine andere Art der Geschichte erwarten lassen. Denn, was ich in erster Linie unter Menschlichkeit verstehe, nämlich Mitgefühl, aufeinander achtgeben, Empathie, Hilfsbereitschaft, fand in dieser Geschichte so gut wie keinen Raum. Stattdessen zeigten die Einwohner von Ginsterburg fast nur die Abgründe ihres menschlichen Handelns. Entweder man versuchte krampfhaft, die Normalität des Alltags beizubehalten, oder tat alles dafür, noch mehr Macht, noch mehr Besitz zu erlangen. Das alles ohne Rücksicht und mit jedem nötigen Mittel. Das Leid anderer wurde problemlos akzeptiert oder schamlos ausgenutzt. Menschlichkeit? Fehlanzeige! Und so waren die zahlreichen Protagonisten in dieser Geschichte eben keine Sympathieträger, sondern erinnerten an herzlose Hüllen.
Und genau an diesem Punkt entstehen für mich zwei Probleme.
1. Für ein mitreißendes und bewegendes Kleinstadtepos über Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten hätte es zumindest einen Gegenpol gebraucht. Ein paar Figuren, die eben doch Menschlichkeit zeigen und gegen den Strom dieser Stadt schwimmen. Oder es zumindest versuchen.
2. Wenn ich „herzlose Hüllen“ schreibe, wirkt das auf mich fast schon wieder zu nett, zu entschuldigend. Denn ein solches Verhalten ist nicht zu entschuldigen. Die Menschen waren nicht nur Mitläufer, die keine andere Wahl hatten, die fremdgesteuert waren. Nein, sie haben bewusste Entscheidungen getroffen. Sie haben gewählt. Was all diese Entscheidungen auf andere Menschen für eine Auswirkung hatten, erfährt man in diesem Buch leider meist nur am Rande.
Dabei ist der Schreibstil eigentlich echt interessant. Sehr nüchtern, unaufgeregt, nicht wertend, sondern einfach nur beobachtend. Schlagartig wechselt Szene mit Szene, Protagonist mit Protagonist. Dass bei dieser sehr hohen Schlagzahl keine wirkliche Tiefe entsteht, ist nicht verwunderlich. Der Leser kann so gar keine Verbindung zu den Protagonisten aufbauen – und soll es wahrscheinlich auch nicht. Denn im Grunde sind sie austauschbar. Ihr Handlungen sind in der Zeit des Nationalsozialismus in dieser oder ähnlicher Weise unzählige Male passiert. Und obwohl man das weiß und einem bewusst ist, welche Folgen diese Handlungen hatten, entstehen beim Lesen keine wirklichen Emotionen. Denn das Buch ist eben nicht bewegend und mitreißend. Und das wäre auch völlig okay. Wenn der Klappentext nicht etwas anderes suggerieren würde.
Ich habe vorhin in einer Rezension gelesen, dass das Buch unbedingt im Schulunterricht gelesen werden sollte. Jein! Ja, Bücher dieser Thematik sind gerade wichtiger denn je. Allerdings ist dieses Buch nicht selbsterklärend. Ob das Buch in den Unterricht passt, kommt hier meiner Meinung nach ganz klar auf die Lehrkraft an, denn hier braucht es eine intensive und kreative Unterrichtsbegleitung. Angefangen damit, dass wichtig ist, dass es im Buch neben den fiktiven Charakteren eine ganze Reihe von Protagonisten gibt, die auf realen Vorbildern beruhen. Bis hin zum Verhalten der Einwohner und den Dingen, auf die die Handlung eben nicht oder kaum eingeht.

Bewertung vom 06.01.2025
Garner, Mary E.

Das Buch der verbotenen Träume / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.5


ausgezeichnet

Mit „Das Buch der verbotenen Träume“ von Mary E. Garner habe ich einen echten Glücksgriff gemacht. In der Gruppe der hyggeligen Fantasyromane steht dieses Buch ganz weit oben auf der Liste. Perfekt für die momentan sehr grauen und regnerischen Winterabende.
Da es bereits mehrere Bücher der Autorin aus einer verwandten Reihe gibt und ich diese bisher nicht kannte, hatte ich zunächst etwas Bedenken, dass mir beim Lesen vielleicht einige (Insider-)Infos fehlen könnten. Dem war aber nicht so. Die Protagonisten waren einem von Beginn an sympathisch und vertraut, ganz egal, ob sie bereits eine Vorgeschichte in der „magischen Bücherwelt“ hatten oder nicht. Und auch die Handlung war absolut nachvollziehbar. Die Bedenken waren also schnell zerstreut und ihnen folgte ein uneingeschränkter Lesespaß. Der war sogar so groß, dass ich mir vor wenigen Tagen alle bereits erschienenen Bücher der Bücherwelt-Reihe bestellt habe.
Besonders gefallen haben mir der Schreibstil und der Storyaufbau, die auf eine sehr liebevolle und heimelige Art die Fantasy- und die Real-Welt miteinander verknüpfen. Das Buch lebt von seinen aufgeweckten und mutigen Charakteren, der Detailtreue und der Liebe zur Literatur. All das wird in jeder Zeile deutlich. Die Geschichte ist fantasievoll, spannend und oftmals einfach berührend. Ich weiß gar nicht wirklich, wie ich es richtig beschreiben soll. Vielleicht so: Man fühlt sich beim Lesen umhüllt von einem hyggeligen Kokon.
Bücherfans werden das Buch wahrscheinlich schon aus dem Grund lieben, weil in der Geschichte die Protagonisten zahlreicher Literaturklassiker der letzten Jahrhunderte „zum Leben erweckt“ werden. Wenn diese dann plötzlich in der Handlung auftauchen und Einfluss darauf nehmen, ist es fast so, als würde man lang vermisste Bekannte wiedersehen. Aber ich möchte an dieser Stelle natürlich nicht zu viel verraten. Überzeugt euch am besten selbst von diesem tollen Buch.
Ich kann es uneingeschränkt weiterempfehlen und freue mich schon auf weitere Abenteuer aus der magischen Bücherwelt.

Bewertung vom 24.11.2024
Harnesk, Tina

Als wir im Schnee Blumen pflückten


gut

Eine Herausforderung

Ich muss zugeben, dieses Buch hat mich herausgefordert. Erwartet hatte ich ein Buch, dass emotionale Tiefe hat und ans Herz geht. Das Potenzial dazu hat diese Geschichte ohne Frage, schließlich sind Verlust, Tod und Identität die zentralen Themen. Allerdings gehen diese Themen zwischen dem oftmals verwirrenden Schreibstil und der etwas ziellos wirkenden Handlung meist unter. Die ersten ca. 300 Seiten (von 400) musste ich mich leider immer mal wieder fragen, was da in den Zeilen, die ich zuletzt gelesen hatte, eigentlich passiert ist und wie diese in die Gesamthandlung passen könnten. Und das war irgendwann frustrierend. Ich liebe eigentlich Bücher, in denen sich die Handlung nach und nach erschließt, aber in diesem Fall war es meist nur verwirrend. Dadurch hat man das Gefühl, dass 300 Seiten so gut wie nichts passiert, und man fragt sich die ganze Zeit, wann denn jetzt endlich mal die beiden parallellaufenden Erzählstränge zusammengeführt werden, damit etwas Fahrt in die Geschichte kommt. Erst gegen Ende des Buches, etwa 100 Seiten, hatte ich dann letztendlich doch noch Freude am Lesen. Aber bis dahin zu kommen und das Buch nicht abzubrechen, war eine Herausforderung. Dabei finde ich, wie schon gesagt, die Geschichte an sich sehr interessant und berührend. Ich könnte sie mir sogar sehr gut als Film vorstellen. Aber bitte anders inszeniert.

Bewertung vom 04.11.2024
Meyer, Kai

Das Haus der Bücher und Schatten


ausgezeichnet

Wie immer super!
Bereits zum dritten Mal entführt uns Kai Meyer mit dem seinem Buch „Das Haus der Bücher und Schatten“, das heute erscheint, in die geheimnisvolle Welt der Bücher und nach Leipzig ins Graphische Viertel. Ich bin ein großer Fan dieser Reihe - und wurde auch diesmal nicht enttäuscht. Denn auch in diesem Roman zeigt Meyer wieder, dass er ein Meister im Inszenieren paralleler Handlungsstränge ist.
Leipzig 1933:
Cornelius Frey, ehemaliger Kommissar, rettet Emilie Abel vor dem Freitod. Er merkt schnell, dass die junge Frau vor irgendetwas massiv Angst hat. Als sich ihre Wege trennen, flüstert sie: „Sie weinen alle im Keller ohne Treppe“. Nur wenige Stunden später wird er Zeuge zweier Morde. Die Toten sind Emilie Abel und sein ehemaliger Kollege Josef Zirner. Um den mysteriösen Fall Aufzuklären, kämpft sich Frey zurück in seinen alten Job. Nicht ohne Hürden, denn im Kommissariat geben inzwischen – ebenso wie in ganz Deutschland – die Nazis den Ton an, und wer sich denen in den Weg stellt, muss um sein Leben fürchten. Doch es sind nicht die einzigen Gegner, vor denen er sich in Acht nehmen muss. Während seiner Ermittlung stößt er auf ein Netz aus Lügen, Macht, Okkultismus, Fanatismus, Gewalt und Intrigen. Schnell wird klar: Die Wahrheit ist in diesen Zeiten oft relativ.
Baltikum,1913:
Die junge Lektorin Paula Engel und ihr Kollege und Verlobter Jonathan reisen von Leipzig ins einsame Livland, um das überfällige Manuskript des Schriftstellers Aschenbrand abzuholen. Schnell wird Paula klar, dass in dem riesigen Herrenhaus irgendetwas nicht stimmt. Sie fühlt sich beobachtet, hört seltsame Geräusche und trifft unheimliche Erscheinungen. Auch Aschenbrand, mit den sie seit Jahren engen Briefkontakt pflegt, scheint anders zu sein als erwartet. Auf eigene Faust geht sie den Geheimmissen auf die Spur.
Wie immer sind beide Erzählstränge sehr geschickt und spannend miteinander verwoben. Sieht man am Anfang des Buches noch gar keinen bis kaum einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen, verflechten sich die Erzählstränge von Seite zu Seite immer mehr miteinander. Und das mag ich an den Büchern von Kai Meyer sehr. Hervorzuheben sind auch diesmal wieder die sehr vielschichtigen und glaubwürdigen Charaktere, die es einen sehr leicht machen, beim Lesen in die Geschichte einzutauchen. Besonders freue ich mich immer darüber, wenn eine Figur aus einem der anderen Bücher einen Gastauftritt hat oder eine wiederkehrende Rolle spielt.
Am Anfang dieses Buches war ich zunächst etwas verhalten, weil mich der Erzählstrang aus der Sicht des Kommissars zu sehr an einen Kriminalroman erinnerte. Ein Genre, das ich normalerweise so gut wie gar nicht lese. Aber die Szenerie des Graphischen Viertels, der spannende Schreibstil und die mystische Stimmung zerstreuten die Sorgen schnell. Ich habe es sehr genossen, das Buch zu lesen. Besonders im zweiten Teil nimmt die Handlung so viel Fahrt auf, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.
Und ganz besonders hoffe ich, dass noch weitere Bücher aus dem Graphischen Viertel herauskommen werden! Denn ich denke, das eine oder andere Geheimnis/Rätsel muss noch aufgeklärt werden!