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Benutzername: 
SandraLi
Wohnort: 
Oberndorf (Neckar)

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 28.05.2025
Die Garnett Girls
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


gut

Familienstreit, festgefahrene Familientraditionen, Feiern und immer viel Alkohol

Margo die alternde und schöne Patriarchin hat drei erwachsene Töchter. Sie wurde eines Tages von ihrem alkoholsüchtigen Mann sitzen gelassen. Niemand weiß, wo sich der Vater befindet. Margos Töchter haben alle Probleme in Ihren Beziehung oder müssen sich erst noch selbst finden. Es dreht sich in dieser Geschichte alles um Eifersucht, Enttäuschungen, Affären, Sex, zerstörtes Urvertrauen und immer wieder viel Alkohol.

Eine Moral hat die Geschichte und auch einen roten Faden. Am Ende haben sich fast alle wieder lieb, wenn sie nicht gestorben sind.

Das Buch liest sich etwas holprig. Es springt in den Zeiten, was mir persönlich nichts ausgemacht hat. Gut fand ich das Kapitel Schlüsselkind. Hier erfährt der Leser in einem Rückblick, wie die große Tochter Rachel, das Verschwinden des Vaters und die Folgen erlebt hat. Es wurde sehr emotional beschrieben und ich konnte mir alles gut vorstellen.

Hätte ich allerdings diese Geschichte nicht im Rahmen einer Leserunde gelesen, dann hätte mich das Buch nach den ersten 20 Seiten nicht mehr interessiert. Alle Charaktere werden sehr ausführlich beschrieben. Es ist absolut spannungslos und die Gespräche und Handlungen sind fast alle negativ. Die Handlungen sind authentisch beschrieben und ich könnte mir vorstellen, das es tatsächlich solche Familien gibt.

Mir hat die Geschichte nicht gefallen. Das Verhalten der Mutter hat mich aufgeregt. Es mag sein, dass es Mütter gibt, die ihre Kinder verwahrlosen lassen. In unserer Zeit werden solche Menschen dafür hart bestraft und nicht ständig beklatscht und in Schutz genommen. Ob die drei Schwestern da nun zusammen gehalten haben oder nicht, sie waren alle noch sehr jung und weitestgehend allein auf sich gestellt. Aber wegen Liebeskummer und Verlassen werden, alles andere um sich herum zu vergessen, dass verurteile ich zu tiefst und dafür hab ich kein Verständnis.

Etwas richtig Schönes passiert leider nicht. Selbst gute Charaktere wie Margos Schwiegersohn Gabriel, werden bis fast zum Ende des Buches als schlecht hingestellt und auch nachdem sich alles erklärt, bleibt ein fader Beigeschmack.

Am Ende gibt es Versöhnung aber die hat all die Seiten für mich nicht wett gemacht.

Ich empfehle dieses Buch Lesern und Leserinnen, die gern feiern, Alkohol konsumieren, Spaß an Affären haben und sich am Leid anderer nicht stören.

Bewertung vom 12.05.2025
Das Glück in allen Farben
Herz, Tina

Das Glück in allen Farben


gut

Valerie und Tom sind eigentlich ganz glücklich, wenn da nicht der unerfüllte Kinderwunsch wäre. Während Valerie sich bemüht und alles dran setzt schwanger zu werden, ist Tom ganz gelassen und fast schon genervt von dem ganzen Eifer seiner Frau. Als Valerie dann plötzlich herausfindet, dass es an Tom liegt und er das bereits eine ganze Weile weiß, flippt sie völlig aus und die Beziehung gerät mächtig ins Wanken.

Mir hat das Thema um das sich die Geschichte dreht gut gefallen, weil ich vor langer Zeit sowas Ähnliches durchlebt habe.

Aber am Anfang hat mich die Protagonistin wirklich aufgeregt und ich habe tatsächlich ein paar mal den Kopf geschüttelt.

Diese ganze kindische Art mit so einem Problem in der Partnerschaft umzugehen, hat mich enorm gestört. Valerie packt einfach ihre Sachen und verlässt die gemeinsame Wohnung. Sie rennt vor ihren Problemen weg und findet bei ihren Eltern Unterschlupf. Und dann noch das massive Einmischen der Eltern, habe ich als sehr unpassend empfunden.

Allerdings machen diese ganzen Situationen und kleinen Dinge, die Geschichte so spannend und interessant und regen zum Nachdenken an. Ich habe mich selbst immer wieder daran erinnern müssen, dass jeder Mensch anders ist und jeder mit solch großen Problemen anders um geht. Mittendrin hatte ich wirklich Mitleid mit Valerie und ganz besonders mit Tom.

Frau Herz hat ganz leicht und interessant, die Charaktere mit ihren Eigenarten und die unterschiedlichsten Situationen dargestellt und eine schöne Geschichte erschaffen. Ich musste auch ein paar mal lachen.

Es gibt dabei viel wörtliche Rede und wir erfahren Valeries Gefühle und wie sie denkt. Die Erzählperspektive ist in der 3. Person. Ich hätte mir gewünscht, auch von Tom die Gedanken zu erfahren, denn das wäre sicher sehr spannend gewesen.

Manchmal muss es wohl einfach mal krachen, damit sich alles neu sortiert und gut werden kann.

Das Ende der Geschichte hält eine kleine Überraschung bereit, womit ich nicht gerechnet habe und ist gut gelöst.

Diesen turbulenten Roman empfehle ich allen Lesern/Leserinnen ab 30 und ganz besonders denen, denen es ähnlich geht wie Valerie und Tom. Vielleicht bekommt manch Leser/Leserin auch einen anderen Blickwinkel durch diese Geschichte.

Ich glaube, dass es viele Menschen gibt, die sowas wie Valerie und Tom durchmachen.

Bewertung vom 24.04.2025
Ich spüre dich leben
Mothes, Ulla

Ich spüre dich leben


ausgezeichnet

Gleich mit den ersten Zeilen wird der Leser/die Leserin in die Geschichte gezogen. Stell dir vor, du sitzt hochschwanger auf der Couch, die Polizei steht vor deiner Tür und in deinen Händen hältst du einen Abschiedsbrief von deinem Mann. Hochspannung von Angang an.

Stella bringt ihr Kind allein zur Welt. Sie ist schockiert, tieftraurig, irritiert, erschrocken und enttäuscht. Ihr perfektes Leben zerbricht innerhalb von Sekunden. Stellas Mann Falk, den sie aus Kindheitstagen kennt und liebt, ist verschwunden. Alles deutet auf einen Selbstmord hin. Angeblich war Falk in krumme Geschäfte verwickelt und hat sich das Leben genommen.

Aber Stella fühlt neben der tiefen Traurigkeit auch eine Schwingung. Sie hat ein besondere Gabe und ein Gefühl, dass ihr Mann noch lebt. Eine radikale Selbsthilfegruppe von Bankerwitwen ist anfangs ihre Stütze. Ganz langsam nimmt Stella ihr Leben in die Hand, spürt ihren Wurzeln nach. Sie entdeckt viele Antworten auf Fragen wie z.B. warum es ihr so schwer fällt allein zu sein und was ihre Stärken sind.

Das Cover, welches eine Börsenkurve mit einer Schwingung darunter zeigt, sowie der Buchtitel, passen perfekt zur Geschichte.

Mich hat das Buch berührt und ich konnte mir Stellas Situation und die Begebenheiten sehr gut vorstellen. Der Roman liest sich leicht und flüssig. Interessant ist es, da Stella und Falk abwechselnd aus ihren Perspektiven erzählen.

Die Themen sind aktuell, es dreht sich um unsere Gesellschaft. Heute soll alles immer höher, weiter, schneller und erfolgreicher sein. Mithalten können, ist enorm wichtig und "Nein" sagen, hat seinen Preis. In diesem Buch geht es auch um eine Verschwörungstheorie. Viele Menschen lassen sich stark beeinflussen und glauben denen die am lautesten und radikalsten schreien und sie hinterfragen die Dinge nicht richtig. Wir Menschen verlieren oft den Blick für das Wesentliche und unsere Intuition.

Ich würde das Buch allen Lesern/Leserinnen empfehlen, die spannende Bücher mögen, Wirtschaftskriminalität nicht abwegig finden und sich hin und wieder Gedanken zur eigenen Selbstfindung machen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Bewertung vom 14.04.2025
Der Chor
Hahn, Anna Katharina

Der Chor


ausgezeichnet

Tiefe Gefühle, Freundschaft, Verlust, Neid, Absonderlichkeit und das ganz normale Leben einer Stadtgesellschaft

Das Buch ist ein echter Knaller für mich. Ich bin so wunderbar positiv überrascht. Mir ist wieder einmal, eine tolle, interessante und besondere Geschichte in die Hände gefallen!

Es geht um Alice. Sie hat einen sehr guten Job im Personalwesen. Eigentlich müsste gerade sie, die Menschen durchschauen. Alice führt eine in die Jahre gekommene Ehe, mit dem langweiligen Steuerberater Fred. Sie haben nach vielen Versuchen keine Kinder bekommen, arbeiten viel und sind finanziell etwas besser gestellt. Alice singt in einem Chor. Der Chor ist der Ort, an dem viele unterschiedliche Frauen aus verschiedenen Gesellschafsschichten aufeinander treffen.

Alice ist immer noch innerlich aufgewühlt, weil sich ihre beste Freundin Marie ganz plötzlich abweisend verhält und den Kontakt abgebrochen hat. Seit der Chorreise nach Paris, als Marie sie grundlos und rüde beschimpft hat, verhält sich Marie seltsam. Alice kommt damit nur sehr schwer zurecht und leidet unter dem Verlust der Freundin.

Eines Tages kommen nacheinander zwei ganz junge Sängerinnen (Sophie und Talitha) in die Chorproben und mit ihnen verändert sich so einiges. Sie wirbeln Alice Leben auf und nichts ist mehr wie es war.

In diesem Roman erfahren wir viel über Alices Gedanken und Gefühle. Ihren ganzen Schmerz und Verlust, ihre Fassungslosigkeit, ihre Neugier, ihre Schwächen und ihre Stärken.

Die Geschichte liest sich leicht. Die Sätze sind kurz, aussagekräftig und direkt. Manchmal springt die Geschichte zu Situationen zurück, die Alice erlebt hat oder zu kleinen Begebenheiten der Chormitglieder. Auch wenn man sich fragt, warum erfahren wir das jetzt, am Ende macht wirklich alles einen Sinn und ergibt ein großes Ganzes.

Das Buch hat zwei "rote Fäden". Der Chor, der die Frauen begleitet und sich durch die Geschichte zieht und die seltsame, kaputte Freundschaft von Alice und Marie.

Am Ende gibt es mehrere Knaller. Mit einigem habe ich schon gerechnet aber nicht dass, was die verhuschte Sophie betrifft. Ja, sowas soll es tatsächlich geben. Es wird alles recht authentisch beschrieben. Ich habe selbst die dollsten Dinge in meinem Freundeskreis erlebt und ich finde die Geschichte nicht abstrus. Wenn man in den Roman eintaucht und nicht nur drüber liest, dann gibt es keine Unklarheiten.

Das Buch empfehle ich ab 30 und allen die gern Bücher mit einer gewissen Tiefe lesen. Leserinnen/Leser, die eher Romane suchen wie z.B. "Sommerliebe auf Capri" werden mit diesem Roman sicher überfordert sein.

Ich würde mir jetzt eine Leserunde zu diesem Buch wünschen, weil es viel Potenzial zum diskutieren bietet.

Bewertung vom 31.03.2025
Ein Earl für Miss Alice
Alveston, Emily

Ein Earl für Miss Alice


ausgezeichnet

Emily Alveston nimmt uns mit auf eine turbulente Reise nach Schottland um 1818.

Die junge Miss Alice besucht ihre Verwandtschaft auf dem Land, um Abstand zu den demütigenden Vorkommnissen in London zu bekommen. Sie ahnt nicht, in welche turbulenten Ereignisse sie gerät und wie sehr sich ihr Leben innerhalb weniger Tage verändern wird. Am Ankunftsort in Léannoch, ist nämlich nichts so wie es scheint und es bleibt ihr keine andere Wahl als eine rasante Flucht. Was wird wohl das größere Übel sein, ihre intrigante Tante oder der attraktive und verrufene Lord Hades?

Die Geschichte hat mich von Anfang an gepackt. Sie ließt sich flüssig und leicht. Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen. Die Handlung ist sehr romantisch, überwiegend spannend, interessant und unvorhersehbar. Es gibt einige abenteuerliche Gänsehautmomente.

Die Protagonistin Alice ist durch und durch positiv gestimmt. Ihre Art mit ihren Mitmenschen umzugehen ist herzlich und liebevoll. Sie wirkt aufgeschlossen und hilfsbereit. Ihre Unerschrockenheit, Neugier und ihr Ideenreichtum hat mir sehr gut gefallen.

Die Geschichte wird aus der Perspektive der dritten Person erzählt und hat eine gute Struktur. Ich konnte mir alle Situation sehr gut vorstellen. Im vorderen Teil des Buches gibt es eine Legende zu den wichtigsten Personen und Begriffen.

Dieser Roman hat mich bestens unterhalten, auch wenn ich manche Szenen als etwas theatralisch empfand. Aber genau das passt ganz wunderbar zu dem Charakter der Protagonistin.

Ich empfehle das Buch allen Leserinnen und Lesern, die gern Regency Romane und romantische Geschichten aus der Epoche um 1800 lesen. Es handelt sich hier um den 4. Band einer Regency Reihe. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man die anderen Geschichten nicht gelesen haben muss, um die Geschichte zu verstehen.

Ich selber werde mir jetzt die anderen Bände vornehmen, weil ich denke, dass sie genauso fesseln sind wie Band 4.

Bewertung vom 17.03.2025
Winterzauber auf dem kleinen Bücherschiff
Hansen, Tessa

Winterzauber auf dem kleinen Bücherschiff


sehr gut

Der Roman "Winterzauber auf dem kleinen Bücherschiff" nimmt uns Leser mit, auf eine Reise zwischen Büchern, Bindungsängsten, Altlasten und appetitlichen Leckereien. Ein vollgepackter Wohlfühlroman, der Platz lässt für Diskussionen, Liebesknistern, Reibereien, Humor und Alltagsprobleme.

Katja und die hochschwangere Miri führen ein gut besuchtes Bücherschiff im Hamburger Hafen. Sie organisieren mit viel Liebe, interessante Lesungen und Events. Katja ist etwas verkopft und möchte am liebsten alles in ihrem Leben ganz genau planen. Miri dagegen, ist ein bisschen Chaotisch und sucht immer wieder das Gespräch mit ihrer Freundin, weil sie ahnt, dass etwas Altes auf ihr lastet. Die Liebe ist für Katja einfach ein schwieriges Kapitel. Sie tut sich sehr schwer mit dem Aufbau einer Beziehung zu dem charmanten und unbeirrbaren Mathis.

Die Geschichte ist sehr Detailverliebt. Das Schiff, die Deko, die Dinge die die Menschen tragen, alles wird ganz genau geschildert. Wir erfahren Katjas Gedanken, bekommen Einblicke in ihre Vergangenheit und ihre Ängste, wissen was sie morgens anzieht und lesen ihren letzten Gedanken bevor sie einschläft. Die vielen Menüs und Spezialitäten, die immer wieder in die Geschichte eingeflochten sind, bereichern den Roman.

Mir hat der Roman etwas zu viele Informationen. Die Geschichte bewegt sich nur sehr langsam voran. Spannung entsteht kaum aber es gibt ein paar Überraschungen. Manche Beziehungssituationen kann ich leider nur schwer nachvollziehen, auch wenn ich Katjas Gedanken erfahre. Manchmal kommen mir die Romanfiguren sehr unreif und jugendlich vor. Das ganze hin und her beim Kennenlernen der Protagonisten, finde ich leider gar nicht nett. Wobei mir der Charakter von Mathis am besten gefällt.

Ich denke, dieser Roman ist etwas für das Alter zwischen 20 und 30 Jahren und für Leser/Leserinnen, die eine leichte Geschichte suchen, um unterhalten zu werden.

Ich gebe gern vier Sterne, weil der Schreibstil flüssig ist, die Geschichte einen roten Faden hat und ich die Idee vom Bücherschiff interessant finde. Es gibt bestimmt viele Menschen die diesen Roman lieben werden. Für mich war die Liebesgeschichte einfach zu dünn und das drumherum zu viel. Ich hätte mir mehr schöne, liebevolle Momente gewünscht und mehr Herz.

Bewertung vom 08.03.2025
Frau Hempels Tochter. Roman
Berend, Alice

Frau Hempels Tochter. Roman


ausgezeichnet

Schein und Sein um 1920 und das ganz normale Leben eine Berliner Kleinfamilie

Familie Hempel lebt in einem Mietshaus in Berlin und stellt die unterste Gesellschaftsschicht dar.

Die fleißige Frau Hempel kümmert sich emsig, als eine Art Hausmeisterin/Hauswirtschafterin, um die besser gestellte Oberschicht in diesem Haus. Ihr Wunsch ist es, dass es ihrer einzigen Tochter Laura einmal besser gehen wird. Sie spart eisern jede Mark und es zahlt sich am Ende tatsächlich aus. Frau Hempel hat ein sehr gutes Geschick für Geschäfte und in der Familie "die Hosen" an.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Er hat von Beginn an eine gewisse Komik und ich musste oft über die dargestellten Situationen schmunzeln. Z.B. Seite 52: "Auch Ida weihte einer getrüffelten Pute ein letzte Lied" oder Seite 110 " Der See glich einer guten Boullion mit Fettaugen".

Schein und Sein werden mit einem ganz besonderen Humor entlarvt. Auch die dargestellten Werte und Lebensumstände werden sehr lebendig beschrieben. Frauen sind in diesem Roman nicht das schwächere Geschlecht. Sie sind schlau, mutig, ausdauernd und helfen sich gegenseitig. Ich konnte mir alle beschriebenen Ereignisse sehr gut vorstellen und bin eine Zeitlang, in eine ganz andere Welt eingetaucht.

Anfangs habe ich mich ein bisschen schwer getan, mit der so ganz anderen Erzählweise/Sprache. Wie in diesem Buch wird heute nicht mehr gesprochen. Ich habe mich aber schnell daran gewöhnt. Am Ende der Geschichte gibt es für die Fremdwörter eine kleine Erklärung.

Auch zur Autorin Alice Berend, wird einiges berichtet und das fand ich wirklich sehr interessant. Ich finde, Sie war eine ganz besondere Frau. Was wäre wohl aus ihr geworden, mit ihrem besonderen Talent Geschichten zu erzählen, wenn sie in unserer Zeit gelebt hätte? Sie hätte sich sicher entfalten können und wäre nicht nieder gemacht wurden von einem Naziregime und dann verarmt im Exil gestorben.

Der Leser/die Leserin bekommt viele Redewendungen geboten und erhält Einblicke in das Leben zur damaligen Zeit. Ich finde die Geschichte sehr interessant und lehrreich. Eigentlich hat sich die Menschheit doch nicht so stark verändert. Die Charaktere, die Wünsche und Gedanken, die hier beschrieben werden, findet man auch heute noch in den verschiedenen Gesellschaftsschichten.

Ich empfehle allen Lesern/Leserinnen dieses Buch, die sich gern mit der damaligen Zeit auseinandersetzen und Geschichten über das Leben um 1900 mögen.

Es ist ein ganz besonderer Roman und ich gebe gern 5 Sterne! Schön, dass der Reclam Verlag diesen alten Roman neu rausgebracht hat und wir die Geschichte von Alice Berend kennenlernen können. Sie ist nicht vergessen!

Bewertung vom 09.01.2025
Mrs Winterbottom nimmt sich eine Auszeit
Nell, Joanna

Mrs Winterbottom nimmt sich eine Auszeit


ausgezeichnet

Mit 66 Jahren da fängt das Leben an.... Witziger Roman zwischen Gemüsebeet, Liebe, Homer und Griechenland.

Wir fliegen mit Mrs Heather Winterbottom und Esme im Gepäck, nach Griechenland.

Heather und ihr Mann Alan sind Ärzte und neuerdings in Rente. Das Zusammenleben scheint schwierig. Beide haben unterschiedliche Ansichten und Wünsche, wie sie ihre Zeit verbringen möchten. Sie driften stark auseinander.

Heather hat einen trockenen und lustigen Humor. Sie sieht die Dinge realistisch und wundert sich immer wieder über ihren Mann, der etwas schrullig wirkt und neuerdings den Gemüseanbau und einen neuen Bekannten, ihrer Gesellschaft vorzieht. Heather rückt dadurch an zweite Stelle und das schmerzt und ist enttäuschend.

Wo bleiben ihre Wünsche und Bedürfnisse?

Sie macht sich auf den Weg, begibt sich auf eine Reise nach Griechenland und begegnet immer wieder dem prickelndem Leben.

Anfangs sieht es eher aus, als würde Heather einen radikalen Neuanfang starten. Am Ende entpuppt sich die Geschichte allerdings als ein konservativ mit nettem Happy End.

Eigentlich dreht es sich hier um ein ernsthaftes Thema. Was passiert wenn zwei Workaholics gleichzeitig in die Rente gehen?

Die Geschichte hat mich dennoch spannend unterhalten. Dadurch dass, das Buch mit lustigen Dialogen und Begebenheiten gespickt ist, fand ich die Geschichte durchaus sehr interessant und amüsant. Der Roman liest sich leicht und flüssig.

Das Ende hätte ich mir etwas anders gewünscht denn Menschen ändern sich nicht. Aber ich denke, es sollte auch solche Geschichten geben, die einfach nur rosa rot sind. Es muss ja nicht immer der neue Lover sein, wenn das alte Leben nicht mehr recht funktioniert. Manchmal braucht es auch nur etwas Abstand um sich wiederzufinden oder neu zu erfinden.

Ich hoffe trotzdem auf eine Fortsetzung dieser Geschichte. Ich würde nämlich gern wissen, wie es mit Heather und ihrer Idee "Ärzte ohne Grenzen" weitergeht.

Diesen schönen Roman empfehle ich allen Lesern und Leserinnen, die gern witzige Geschichten lesen und Humor haben.

Vielleicht auch Menschen, die bald selber das Rentenalter erreichen und sich mit dem Problem "das Leben nach der Arbeitswelt, Wünsche und Ängste" identifizieren können.

Ich selbst bin 49 Jahre alt und fand die Geschichte interessant. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie das mal bei uns aussehen wird. :)

Bewertung vom 28.12.2024
Die Spur der Sehnsucht
Janssen, Jaane

Die Spur der Sehnsucht


ausgezeichnet

Mit diesem Roman begibt sich die Leserin/der Leser auf eine Reise nach Borkum, in die Welt von Sventje und ihren Liebsten.

Sventje und ihr hartes, karges Leben auf Borkum um 1775 hat mich wirklich mitgenommen. Ich habe mit ihr gelitten in den schlimmsten Stunden, als sie um ihr Leben und das Leben ihrer Kinder gekämpft hat und ich hab mich mit ihr gefreut, wenn ihr etwas Schönes widerfahren ist.

Das Buch dreht sich im Großen und Ganzen um das ärmliche Leben einer Walfänger Familie auf Borkum.

Das Buch hat drei Erzählstränge und dadurch ist es durchweg interessant. Es wird mal aus Sicht von Sventjes erzählt, wie sie denkt, was sie erlebt und fühlt. Zwischendurch kommt ihr Ehemann Lian mit seinen Logbüchern zu Wort. Er schreibt für seine Frau einiges von seinen Erlebnissen in Form von Logbüchern auf. Die Logbücher sind ein bisschen wie Liebesbriefe. Und auch aus Sicht des schönen reichen Valentin, wird viel berichtet. Das Buch ist sehr gut strukturiert. Über jedem Kapitel steht der Name des jeweiligen Protagonisten.

Die Geschichte liest sich leicht und ist flüssig. Es gibt einige Höhepunkte und es bleibt fortan spannend.

Diesen schönen Roman würde ich allen Lesern empfehlen, die sich gern in die Vergangenheit um 1775 begeben und ich würde sagen, das Buch ist für eine Leserschaft ab 30 bestens geeignet. Wer Romantik liebt, Spannung und einige Wendungen, wird mit dem Buch sicher seine Freude haben.

Mir hat es wirklich sehr gut gefallen und ich bin sehr gespannt wie die Geschichte weitergeht.

Bewertung vom 28.12.2024
Die Sehnsucht, die bleibt
Lange, Kerstin

Die Sehnsucht, die bleibt


sehr gut

Die Heimat liegt im kalten Wien aber das Herz bleibt in Portugal, da wo Geborgenheit und Liebe wohnen.

Es beginnt in der Nachkriegszeit um 1953. Die kleine Reni lebt in sehr armen Verhältnissen und erfährt nur von ihrer Oma, Liebe und den nötigen Halt zum Überleben.

Sie ist stets kränklich und viel zu dünn. Der Vater ist gestorben, die Mutter hat Depressionen und liegt nur im Bett und lässt sich umsorgen. Renis größere Brüder begegnen ihr recht gefühlskalt und egoistisch. Sie essen dem kleinen Mädchen immer alles weg und sind hässlich zu ihr.

Als Reni mit einem Kinderprogramm nach Portugal geschickt wird, blüht Reni endlich auf und erfährt von ihrer Pflegefamilie viel Wärme und Geborgenheit. Leider hält Renis Glück nicht lange und sie muss zurück in ihre Heimat.

Mich hat diese Geschichte sehr bewegt. Ich wusste nicht, dass es so ein Caritas Programm in der Nachkriegszeit gab. Mich hat die Tatsache überrascht, dass viele Kinder für immer dort geblieben sind, weil sie von ihren Pflegeeltern adoptiert wurden. Für Reni wäre das auch gut gewesen aber soweit sollte es nicht gekommen, weil Reni dieses Glück nicht gegönnt wurde.

Dennoch, die Zeit in Portugal war sehr prägend für das kleine Mädchen und später die junge Frau. Renis Geschichte ist sehr glaubwürdig geschrieben und man könnte meinen, es hätte sich genauso zugetragen.

Das Buch liest sich leicht und ist gut strukturiert. Es wird in der 3. Person erzählt und die verwendete wörtlicher Rede macht es interessant und lebendig. Im zweiten Drittel, als es um das Leben von Robert und Reni geht, um ihre ganze Depression, fand ich die Geschichte ein bisschen zäh. Zum Ende hin, nimmt es wieder an Fahrt auf und es ist alles stimmig. Es gibt ein etwas anderes Happy End und so wird uns die Geschichte sicher in positiver Erinnerung bleiben.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Ich würde ihn ab 30 Jahren empfehlen. Die meisten Leserinnen und Leser werden dann vielleicht selber schon eine Familie haben und sich die Situation und aussichtslose Lage der Protagonistin, sicher besser vorstellen können.

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