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leseratte84
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Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


ausgezeichnet

Faszinierendes Gedankenexperiment

Der Roman „Das andere Tal“ von Scott Alexander Howard ist ein herausragendes philosophisches Werk über den freien Willen und die Macht des Schicksals.
Die 16-jährige Odile Ozanne lebt in einem ganz besonderen Tal. Geht man nach Osten oder Westen stößt man auf genau das gleiche Tal mit den gleichen Häusern und Bergen, jedoch ist alles 20 Jahre zeitversetzt. In ganz besonderen Fällen dürfen die Grenzen zwischen den Tälern passiert werden, so dass die Besucher einen Blick in die Zukunft oder die Vergangenheit werfen können. Jedoch ist dies immer mit einer großen Gefahr verbunden, da weder in die Zukunft noch in die Vergangenheit eingegriffen werden darf. Als Odile in Besuchern aus dem anderen Tal die 20 Jahre älteren Eltern ihres Freundes Edme erkennt, ahnt sie, dass er bald sterben muss. Wie wird Odile mit diesem Wissen umgehen? Wie wird es sich auf ihr Leben auswirken? Wird sie in ihr Schicksal und in das von Edme eingreifen?
Dieser Roman ist ein philosophisches Meisterwerk, das ein sehr interessantes Thema aufgreift. Was würde passieren, wenn wir in unsere Vergangenheit eingreifen und sie ändern könnten? Welche Folgen hätte das für die Menschen um uns herum? Welche Opfer müsste man bringen? Welchen Preis wäre man bereit dafür zu zahlen?
Diesen Roman zu lesen, hat mir sehr viel Spaß bereitet. Nicht nur die Hauptperson Odile ist ein sehr interessanter, komplexer und vielschichtiger Charakter. Auch die Nebenfiguren sind faszinierend und mehrdimensional gezeichnet. Das Thema regt zum Nachdenken über das eigene Schicksal und den freien Willen an. Das Gedankenexperiment mit den verschiedenen Tälern ist plausibel und logisch durchdacht. Ein großes Kompliment an den Autor. Dieser Roman ist eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.02.2024
Paris Requiem
Lloyd, Chris

Paris Requiem


sehr gut

Die Besatzung fordert ihren Tribut

Chris Lloyd's "Paris Requiem" ist eine würdige Fortsetzung zu "Die Toten vom Gare d'Austerlitz", wenn auch deutlich düsterer.
In diesem Romanwird Hauptkommissar Eddie Giral mit einem auf grausame Weise ermordeten Sträfling konfrontiert, der eigentlich im Gefängnis sitzen sollte. Bei seinen Nachforschungen stellt er fest, dass eine ganze Reihe an Verbrechern auf mysteriöse Weise aus dem Gefängnis verschwunden ist und keiner will dafür zuständig gewesen sein. Und die Menschen auf der Straße haben Angst vor "Capeluche" - wer oder was auch immer das sein mag. Was hat es mit dem Toten und den verschwundenen Verbrechern auf sich? Welche Rolle spielen die deutschen Besatzer dabei? Und wird Eddie diesen Fall lösen dürfen oder funken ihm die Besatzer dazwischen?
Diese Fortsetzung schließt sehr gut an den Vorgängerroman an. Man erhält einen sehr plastischen Einblick in das Paris der 1940er Jahre. Insbesondere das Leid der französischen Bevölkerung unter der Besatzung ist sehr anschaulich dargestellt. Allerdings erhält der Roman dadurch auch eine sehr düstere Komponente und wir lernen die Hauptperson als jemanden kennen, der aufgrund der äußeren Umstände seine moralische Integrität gegen das eigene Überleben und die Sicherheit seiner Freunde und Familie abwägen muss. Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist dieser Roman moralisch sehr viel vielschichtiger und regt dadurch zum Nachdenken an. Dennoch handelt es sich um eine sehr spannende und hochinteressante Lektüre mit vielen überraschenden Wendungen und einem unerwarteten Ende.

Bewertung vom 30.01.2024
Roboter / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.14
Neubauer, Annette

Roboter / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.14


sehr gut

Cleveres Buch für technikbegeisterte Erstleser

Die "Wieso? Weshalb? Warum?" Bücher von Ravensburger begleiten uns schon seit dem Kleinkindalter. Umso schöner ist es, dass es jetzt auch spannende Erstleser-Bücher der Reihe gibt.
Der Band über Roboter ist interessant gestaltet mit überschaubaren, aber doch informativen Texten. Er vermittelt ein umfassendes Bild der verschiedenen Formen und Einsatzgebieten von Robotern. Die Schriftgröße ist für einen Erstklässler angemessen und die Bilder sehr anschaulich. Besonders gut sind bei meinem Sohn die Leserätsel zwischen den Kapiteln und die Sticker angekommen. Das lockert das Leseerlebnis auf und vertieft das Verständnis.
Alles in allem hat das Buch unseren Erwartungen voll entsprochen und ist bei unserem Erstleser sehr gut angekommen. Insbesondere für technikbegeisterte ist dies eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.01.2024
Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4


ausgezeichnet

Spannend, herzerwärmend und wunderbar unterhaltsam

Richard Osman ist mit dem vierten Band der Donnerstags Mordclub Serie wieder einmal ein wunderbarer, spannender, lustiger und herzerwärmender Roman gelungen.
Nach einem anstrengenden Jahr mit vielen Toten wünschen sich die vier Mitglieder des Donnerstags Mordclubs zu Weihnachten ein Jahr ohne Morde. Aber bereits kurz nach Weihnachten wird ihr Freund, der Antiquitätenhändler Kuldesh Sharma, erschossen und die vier Senioren in eine undurchsichtige Ermittlung rund um Drogendealer, Antiquitätenhändler und -fälscher hineingezogen. Werden sie auch diesen Fall lösen können - oder sind diesmal die Probleme zu Hause größer?
Auch dieser Band wartet wieder mit den wunderbaren Hauptpersonen Joyce, Elizabeth, Ron und Ibrahim auf, die neben den obligatorischen - und bis zuletzt sehr spannenden - Ermittlungen, auch privat Höhen und Tiefen durchleben müssen. Zusätzlich gibt es den einen oder anderen unterhaltsamen Nebenschauplatz und ein paar neue, einzigartige Personen werden eingeführt. Und alles ist natürlich gespickt mit dem wunderbaren, unvergleichlichen Witz, den wir schon in den ersten drei Bänden kennen gelernt haben.
Alles in allem also wieder mal ein Meisterwerk von Richard Osman!

Bewertung vom 17.12.2023
Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11
Neuhaus, Nele

Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11


ausgezeichnet

Nele Neuhaus at her best!

Nele Neuhaus hat sich mit "Monster" wieder einmal selbst übertroffen.
Es ist Anfang Dezember. Pia will eigentlich mit Christoph zu einem Sponsoren-Brunch gehen, als im Wald die Leiche einer erdrosselten 16-jährigen gefunden wird. Auf der Suche nach ihrem Mörder wird das K11 schnell fündig, allerdings verschwindet der Verdächtige plötzlich spurlos. Kurz danach wird ein verurteilter Verbrecher auf einer Landstraße von einem Auto erfasst und stirbt. Sein Körper weist Folterspuren auf. Nach und nach zeichnet sich eine Verbindung zum Mordfall der 16-jährigen ab und die Ermittler kommen einer Serie von Verbrechen von dramatischem Ausmaß auf die Spur. Bis es schließlich zu einer alles verändernden Katastrophe kommt ...
Wieder einmal hat Nele Neuhaus einen hervorragenden Kriminalroman erschaffen, den man nicht mehr aus der Hand legen kann. Der Spannungsbogen wird bis zur letzten Seite gehalten. Sie verbindet gekonnt persönliche Schicksale und Abgründe mit den Unzulänglichkeiten der Justiz. Besonders gut gelungen sind wieder einmal die Figuren, die wunderbar dreidimensional, mit Ecken und Kanten gezeichnet sind.
Dieser Roman ist eine absolute Leseempfehlung, nicht nur für Nele Neuhaus-Fans!

Bewertung vom 07.12.2023
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


ausgezeichnet

Ildikó von Kürthy hat mit "Eine halbe Ewigkeit" wieder einen wunderschönen, unterhaltsamen und herzerwärmenden Roman erschaffen.
25 Jahre nach "Mondscheintarif" erfahren wir endlich, wie es mit Cora Hübsch, ihrer großen Liebe Daniel und ihrer besten Freundin Jo weiter gegangen ist. Was passierte nach dem Happy End? Nun, mit Mitte 50 ist auch Cora in der Realität angekommen und hat die täglichen Höhen und Tiefen, vor aber aber die immer wieder kehrenden Routinen des Familienlebens erlebt. Die Kinder sind mittlerweile aus dem Haus und Cora hat plötzlich Zeit sich über ihre Vergangenheit, ihre Träume und Wünsche Gedanken zu machen. Da wird sie unerwartet mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Will das Leben ihr eine letzte Chance auf ein spätes Glück geben?
Ildikó von Kürthy wird ihrer Rolle als eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen mit diesem Roman wieder mehr als gerecht. "Eine halbe Ewigkeit" ist ein herzerwärmender Roman aus der Mitte des Lebens, in dem sich jede Ehefrau und Mutter wieder finden kann. Er ist authentisch, wunderbar unterhaltsam und immer mit einem Augenzwinkern geschrieben. Nicht nur schlägt er den Bogen zu ihrem ersten Roman "Mondscheintarif", wir treffen auch nahezu alle Hauptpersonen aus dem letzten Roman "Morgen kann kommen" wieder: Es gibt ein wunderbares wiedersehen mit Ruth, Gloria, Wanda und natürlich Erdal.
Dies ist eine absolute Pflicht-Lektüre, nicht nur für Ildikó von Kürthy Fans!

Bewertung vom 09.07.2023
Der Laden der unerfüllten Träume
Cox, Amanda

Der Laden der unerfüllten Träume


sehr gut

Drei Generationen und die befreiende Macht der Wahrheit

Amanda Cox beschreibt in ihrem Roman "Der Laden der unerfüllten Träume" die Geschichte von drei Generationen von Frauen, die bereits mehrere Schicksalsschläge einstecken mussten und nun alle an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen. Zum einen ist da Glory Ann, die Großmutter, die bereits im Alter von 19 Jahren die Härten des Lebens zu spüren bekommen hat, als sie gegen ihren Willen mit einem älteren Mann verheiratet wurde. Doch das Leben hat sich für sie zum Positiven gewendet, aus der arrangierten Ehe wurde eine starke Liebesgeschichte. Dann ist da Rosemary, die ihr Leben in Verantwortung und Fürsorge für ihre Familie gelebt hat und dabei stets das Gefühl hatte, selbst auf der Strecke zu bleiben. Und schließlich gibt es noch Sarah, Rosemarys Tochter, die vor den Scherben ihres Lebens steht und in ihre Heimatstadt zurückkehrt. Alle drei Frauen haben die tiefe Verbundenheit zum kleinen Lebensmittelladen, den Glory Anns Mann gegründet hat, gemein. Doch dieser Laden, der so viel Hoffnung gegeben hat, steht vor dem finanziellen Ruin. Während jede der Frauen auf ihre Weise versucht mit der Situation zurecht zu kommen, entwickeln sie sich immer weiter auseinander. Jede hat ein Geheimnis, das es zu hüten gilt. Wie finden sie wieder zueinander und zurück ins Leben?
Dies ist ein hervorragend erzählter Roman, der die bewegenden Geschichten von drei starken Frauen authentisch erzählt. Man bekommt einen tiefen Einblick in ihre Charaktere und in die Südstaaten-Mentalität. Gegen Ende werden jedoch die christlichen Bezüge in meinen Augen etwas viel, daher der Punkt Abzug. Alles in Allem ist dies aber ein wunderbarer, warmherziger Roman, der Hoffnung schenkt.

Bewertung vom 27.06.2023
Schönwald
Oehmke, Philipp

Schönwald


ausgezeichnet

Schillernder Querschnitt unserer Gesellschaft

In seinem Roman "Schönwald" zeichnet Philipp Oehmke ein schillerndes Bild unserer Gesellschaft, in dem er den Bogen vom Bildungsbürgertum bis hin zur woken Generation Z spannt.
Im Zentrum des Romans steht die Familie Schönwald. Das ist zum einen Harry Schönwald, berenteter Staatsanwalt, gesellig und kommunikativ, der sehr erfolgreich war in seinem Beruf und nun seinen Ruhestand genießt. Seine Frau, Ruth, hatte ebenfalls eine großartige Karriere als Literaturwissenschaftlerin vor sich, musste aber zugunsten ihres Mannes und der drei Kinder zurückstecken. Der älteste Sohn, Chris, wurde erfolgreicher Literaturprofessor an der Columbia in New York, bis ihm ein akademisches Machtspiel zum Verhängnis wurde. Seine Schwester, Karolin, ist gerade dabei, in Berlin einen queeren Buchladen zu eröffnen. Zuletzt gibt es noch Benni, den jüngsten, der mit Frau und zwei Kindern in einem Haus auf dem Land lebt. Vordergründig scheint dies eine einigermaßen durchschnittliche Akademiker-Familie zu sein, doch es stellt sich heraus, dass alle ihre Geheimnisse haben und nichts so ist, wie es nach außen scheint.
Der Roman ist großartig geschrieben, die Charaktere schillernd und doch sehr realistisch und überzeugend in ihren Motivationen gezeichnet. Es werden nahezu alle großen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit angerissen: Die Schwierigkeiten, die Frauen nach wie vor im Hinblick auf ihre Karrieren haben, sobald sie eine Familie gründen, akademische Intrigen und Machtspiele, die Hipster-Bewegung, die teilweise überzogen und realitätsfremd anmutenden Ideale der Generation Z und nicht zuletzt die MAGA-Bewegung um Donald Trump. Alles in allem ein großartiger Roman und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.06.2023
Komplizin
Li, Winnie M

Komplizin


ausgezeichnet

Frauen in der sogenannten Traumfabrik

In ihrem Roman "Komplizin" gewährt Winnie M Li spannende Einblicke in die sogenannte Traumfabrik Hollywood.
Wir begleiten die junge Sarah, Kind chinesischer Einwanderer und Columbia-Absolventin, auf ihrem Weg von der einfachen Praktikantin bis zum Head of Development einer Filmproduktionsfirma in New York und durchleiden mit ihr alle Höhen und Tiefen, denen die Karriere einer Frau im Filmgeschäft ausgesetzt ist. Der Roman ist in zwei Zeitebenen angesiedelt. In der Gegenwart gibt Sarah einem Journalisten der New York Times ein Interview im Rahmen der #metoo Aufklärungs-Bewegung und berichtet dabei über ihre Karriere im Filmgeschäft vor 10 Jahren. Es beginnt zunächst als amerikanischer Traum: Sarah macht in ihrer Produktionsfirma durch Cleverness und harte Arbeit rasch Karriere. Als sich schließlich ein reicher Investor in die Firma einkauft, schafft sie mit ihrer Firma sogar den Sprung nach Hollywood bis hin zu einer Golden Globe Nominierung. Doch was nach außen hin so glamourös aussieht, entpuppt sich schnell als gut geölte, von Männern angetriebene Maschinerie, in denen die Frauen zumeist als kurzweilige Vergnügungsobjekte angesehen werden.
Dieser Roman gewährt einen ungeschönten Einblick in die sogenannte Traumfabrik. Gleichzeitig beleuchtet er das größere Bild der Frauen im Filmgeschäft, ihrer Zerrissenheit zwischen Familie und beruflichem Erfolg und den unüberwindbaren Hindernissen in dieser von Männern dominierten Welt. Es handelt sich hier nicht nur um eine #metoo Geschichte, sondern um Gesellschaftskritik und ein Plädoyer für Gleichberechtigung.

Bewertung vom 20.05.2023
Mutterhirn. Was mit uns passiert, wenn wir Eltern werden
Conaboy, Chelsea

Mutterhirn. Was mit uns passiert, wenn wir Eltern werden


ausgezeichnet

Mythos Mutterinstinkt

Chelsea Conaboy beschreibt in ihrem Buch „Mutterhirn“ die Veränderungen, die sich im Gehirn einer Mutter während der Schwangerschaft und der ersten Jahren mit Kind vollziehen. Sie beginnt mit einem historischen Abriss, in dem sie analysiert, woher unser Bild der fürsorgenden Mutter und des weit verbreiteten Glaubens an den Mutterinstinkt kommen. Sie beschreibt auch ausführlich die gesellschaftlichen Auswirkungen, die dieses Weltbild hat - insbesondere im Hinblick auf die Gleichberechtigung der Geschlechter. Dann geht sie sehr ausführlich und umfassend auf die wissenschaftlichen, vorwiegend bildgebenden Studien ein, die die Veränderungen im Gehirn einer frisch gebackenen Mutter und anderer fürsorgender Personen untersuchen. Auch postpartale Erkrankungen werden abgehandelt.
Dies ist ein hervorragend recherchiertes Buch, das einen neuen Blick auf die Elternschaft eröffnet. Im Vordergrund steht die Erkenntnis, dass das Bild, dass Politik und Gesellschaft von der Mutterschaft zeichnen, nicht die Realität abbildet und dass noch einige gesellschaftliche Veränderungen nötig sind, um sich dieser anzunähern. Dennoch sind wir hier in Deutschland auf diesem Weg im Vergleich zu den USA schon ein gutes Stück vorangekommen. Dies ist sicherlich keine einfache, aber definitiv eine lohnende Lektüre!