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solveig
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Neuss

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Insgesamt 16 Bewertungen
Bewertung vom 03.12.2025
Funke, Cornelia

Gespensterjäger auf eisiger Spur (Band 1) - Mit 8 neu illustrierten Farbseiten


ausgezeichnet

Mit feinem Humor

„Hol mal schnell zwei Flaschen Orangensaft aus dem Keller.“ Eine schlichte Aufforderung seiner Mutter wird zum Auslöser für aufregende Tage in Toms Alltag; denn zu Toms Furcht vor der Dunkelheit im Keller, den Spinnen und modrigen Geruch gesellt sich noch ein anderer, viel größerer Schrecken: er wird tatsächlich von einem Gespenst angegriffen! Rat und Hilfe findet er bei Frau Kümmelsaft, die bereits Erfahrung im Umgang mit Geistern hat. Es stellt sich schnell heraus, dass Hugo, das MUG (Mittelmäßiges Unheimliches Gespenst), selbst ein großes Problem hat, welches Tom und Hedwig Kümmelsaft in ein gefährliches Abenteuer stürzt…
Der spannende Kinderroman, der bereits seit mehr als fünfundzwanzig Jahren Jung und Alt begeistert, erscheint mit neuem Buchcover und acht zusätzlichen ganzseitigen Farbillustrationen von Franziska Blinde. Mit ihrem frischen Schreibstil und reichlich Fantasie fesselt Funke ihre Leserschaft von Beginn an. Dabei wechseln aufregende mit witzigen Szenen und Schilderungen von Toms Familienalltag und Geschwisterzank, wie sie sicher viele der jungen Leser erleben. Skurrile und fantastische Figuren bevölkern ihre Erzählung ebenso wie ganz normale. Zahlreiche Zeichnungen der Autorin illustrieren und ergänzen den Text. Und last but not least: ein "Verzeichnis der Gespensterjäger-Abkürzungen“ komplettiert die packende Geschichte - unerlässlich für weitere Geisterabenteuer. Denn sicher dauert es nicht lange, bis Frau Kümmelsafts Hilfe wieder benötigt wird...

Bewertung vom 20.11.2025
Garvey, Rea

Before I met Supergirl


gut

"...where the search begins..."

Wie der Titel "Before I met supergirl" bereits ankündigt, erzählt Rea Garvey von seiner Kindheit und Jugend, also dem Teil seines Lebens vor seinem Erfolg in der Musikszene. Raymond wächst im konservativ-katholischen Irland der siebziger und achtziger Jahre auf als eines von acht Kindern des Polizisten Fred und seiner Frau Anne, die als Lehrerin arbeitet. Musik spielte in seinem Leben schon immer eine Rolle, doch erst als er während des Studiums in Dublin mit anderen musikbegeisterten Studenten in Kontakt kommt, gründet er seine erste Band, die "Reckless Pedestrians".
Erfrischend ehrlich und mit viel Humor schildert Garvey die ersten musikalischen Auftritte, berichtet von abenteuerlichen Konzerttouren, von kleinen Erfolgen und Misserfolgen. Durch seine lockere Erzählart und Spontaneität nimmt der Leser deutlich den jungen, impulsiven Mann wahr, der noch unerfahren und auf der Suche nach seiner Identität ist.
Neben einem lebendigen Bild seiner Kindheit und Jugend vermittelt er auch einen Hauch der Atmosphäre, die im Irland (und Nordirland) des letzten Jahrhunderts geherrscht hat: vor allem der Einfluss der Konfessionen auf Politik und Gesellschaft ist hier zu erwähnen.
So ist eine lebensvolle Autobiografie entstanden, gewidmet seinen beiden Kindern Aamor und Rufus.

Bewertung vom 24.09.2025
Boyle, T. C.

No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Verhängnisvolle Liaison


Terrence Tully hat sehr konkrete Zukunftspläne, an die er sich auch gewissenhaft hält. Das Ziel, in L.A. sein Examen als Arzt abzulegen, verliert er nicht aus den Augen. Als überraschend seine Mutter stirbt und er sich vorübergehend um Beerdigungs- und Erbangelegenheiten in der kleinen Stadt Boulder City kümmern muss, lernt er Bethany kennen. Noch ahnt er nicht, welche Folgen dieses Treffen für sein weiteres Leben haben wird…
Auf raffinierte Art entwickelt Boyle die Geschichte eines verzwickten Dreiecksverhältnisses, das sich langsam aber unaufhaltsam zuspitzt und alle Beteiligten in einen Strudel gewalttätiger Ereignisse zieht. Er erzählt die Ereignisse aus der Sicht der drei Hauptcharaktere: da ist einmal Terry als angehender Arzt, Jesse als verlassener Freund Bethanys und Beth, die sich zwischen den beiden Männern befindet und sich weder ganz für den einen, noch für den anderen entscheiden kann. Die einzelnen Psychogramme lassen einen tiefen Einblick in das Denken und Fühlen der jeweiligen Person zu und geben dem Leser die Möglichkeit, das Handeln der Beteiligten nachzuvollziehen.
In eingängigem (aber nicht trivialem) Schreibstil schildert Boyle das Dilemma, aus dem sich anscheinend keiner der drei wirklich befreien kann. Oder schafft Terry es schließlich doch? Ein Roman, der seine Leser bis zum Schluss in Atem hält.

Bewertung vom 24.09.2025
Becker, Carola

Mäc Mief und das total verrückte Baumstammwerfen


sehr gut

Ein ganz und gar nicht dummes Schaf

…ist Mäc Mief, Finns auserkorener Liebling der Olifant-Farm in Schottland. Zwar teilt Miefi anfangs die Begeisterung der Farmerfamilie, die für die Highlandgames übt, gar nicht, übernimmt schließlich aber doch gemeinsam mit Hütehund Bonnie die Aufgabe des „Glücksbringers", und das mit Hingabe. Und als er entdeckt, dass sein Misstrauen gegen einen bestimmten Festbesucher womöglich gerechtfertigt ist, kommen sein Einfallsreichtum und Bonnies Spürnase zum Einsatz ...
Mit viel Witz und Fantasie erzählt die Autorin von Mäc Miefs aufregenden Erlebnissen bei den schottischen Highlandgames. Dabei werden die Einzelheiten eines solchen Spektakels in eine lustig-spannende Geschichte verpackt und in kindgerechter Sprache vermittelt.
Die fröhlich-bunten Zeichnungen der Illustratorin Ina Krabbe begleiten die Geschichte. Witzige Details ergänzen den Text, die Vor- und Nachsatzblätter sind bildhaft gestaltet und zeigen eine kuriose Verfolgungsjagd.
Als eine wirklich nette Idee empfinde ich auch die kurze Vorstellung von Autorin und Illustratorin am Ende des Buches - so bekommen die Kinder einen lebendigen Eindruck von den "Machern" der Geschichte.

Bewertung vom 04.09.2025
Flitner, Bettina

Meine Mutter


ausgezeichnet

Warum?

Viele Jahre scheut sich Bettina, dem Leben und Freitod ihrer Mutter nachzuspüren. Ihre Angst, emotional zu tief einzutauchen, nachdem auch ihre ältere Schwester ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt hat, lässt sie erst sehr spät Anteil nehmen. Vier Jahrzehnte nach der Beerdigung ihrer Mutter forscht sie nach, in schriftlichen Zeugnissen und Tagebüchern, die ihr Vater und ihre Großeltern hinterlassen haben, sucht in Gesprächen mit Verwandten nach Erklärungen und begibt sich schließlich selbst nach Wölfelsgrund, dem ehemals schlesischen Geburtsort ihrer Mutter Gisela.
Äußerst lebendig lässt die Autorin Kindheit und Jugend Gilas vor dem Leser erstehen, schildert voller Empathie das Leben und die Erlebnisse ihrer Familie und beleuchtet Giselas Probleme als Ehefrau - mit dem Verständnis, das sie als Tochter aus der Distanz etlicher Jahre und mit viel Lebenserfahrung aufbringt. Kommt sie dem Grund der Depressionen und des Selbstmordes ihrer Mutter näher?
Flitners Buch ist wahrlich keine leichte Kost, aber wunderbar leicht und lebensbejahend geschrieben, eine wirklich lesenswerte Geschichte!

Bewertung vom 01.09.2025
Konishi, Masateru

Die Bibliothek meines Großvaters


sehr gut

Krimi auf japanisch

Nicht nur ihr Beruf als Lehrerin verbindet die junge Kaede mit ihrem inzwischen dement gewordenen Großvater. Beide lieben es geheimnisvolle Kriminalrätsel zu lösen. Dabei kann sich Himonya-sans logisches Denkvermögen mit den Vorbildern klassischer Kriminalliteratur, die in seiner Bibliothek zu finden ist, durchaus messen - zumindest in seinen „hellen“ Stunden, die allerdings immer wieder mit Phasen eingebildeter Ereignisse und Visionen abwechseln.
In ruhigem, unaufdringlichem Erzählstil schildert Konishi die respekt- und liebevollen Begegnungen von Großvater und Enkelin und ihren Gedankenaustausch zu verschiedenen - mehr oder weniger komplizierten – rätselhaften Begebenheiten, die sich in ihrer Umgebung zugetragen haben. Der Autor bettet diese Szenen ein in Kaedes Alltag, der sich in der Schule und in Treffen und Diskussionen mit ihren wenigen Freunden abspielt. Alles geht seinen geregelten Gang, bis Kaede eines Tages in einen echten Kriminalfall verwickelt wird…

Bewertung vom 31.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

Tiefsinniges Romandebut

Schlechtwetter und Sturm ist für die Bewohner der kleinen schottischen Insel Skerry nicht ungewöhnlich; dass jedoch ein kleiner Junge an die Küste gespült wird, sorgt für einige Aufregung. Ausgerechnet der Fischer Joseph findet das Kind und bringt es in Sicherheit – Joseph, der viele Jahre zuvor in das Verschwinden eines anderen kleinen Jungen bei einem ebenso heftigen Sturm verwickelt zu sein schien. Die Außenseiterin Dorothy, Mutter des damals ertrunkenen Moses, soll das gefundene Kind pflegen. Sie tut es gern, aber mit gemischten Gefühlen; denn der kleine Findling sieht ihrem verlorenen Kind außerordentlich ähnlich.

Mit einer geschickten Komposition gelingt es der Autorin, Spannung zu erzeugen und peu à peu vergangene Ereignisse aufzudecken. Abschnitte, welche die gegenwärtigen Geschehnisse schildern, wechseln ab mit Erzählungen aus der Vergangenheit; auf Passagen aus der Sicht der Hauptcharaktere folgen solche aus der Wahrnehmung anderer Dorfbewohner, die nach und nach Licht in die Geschichte bringen. In einer bildreichen, ruhigen Sprache entwirft Kelly das Soziogramm eines abgelegenen Dorfes und seiner Einwohner, entschlüsselt die Beziehungen der Bewohner untereinander und deckt dabei eine Vielzahl an Themen ab. Sie geht einfühlsam ein auf Themen wie (Dorf-)Gemeinschaft, Liebe, Sehnsucht, Neid, Verlust, Sprachlosigkeit, Missverständnisse. Die Charaktere sind lebensnah gezeichnet, die Probleme einzelner Figuren gut nachvollziehbar. Die durchgehend herrschende leicht melancholische - aber nicht deprimierende - Grundstimmung passt wunderbar zu ihrer Erzählung.

Mit dem „Geschenk des Meeres“ ist Kelly ein wirklich tiefsinniges Romandebut gelungen.

Bewertung vom 10.07.2025
Sußebach, Henning

Anna oder: Was von einem Leben bleibt


ausgezeichnet

Liebevolles Andenken

Es ist schon bemerkenswert, wie tief und nachhaltig ein Buch berühren kann. „Anna oder: Was von einem Leben bleibt“ ist so eines.
Autor Henning Sußebach hat sich zur Aufgabe gemacht, das Leben seiner Urgroßmutter Anna vor dem Vergessen zu bewahren, einer Frau, die wie viele andere Frauen im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in den engen Grenzen ihrer gesellschaftlichen Möglichkeiten tätig war - und doch auch ein wenig selbstbewusster und mutiger war als die meisten.
Sußebach begibt sich auf eine spannende Zeitreise. Mit seiner ruhigen, empathischen Sprache lässt er die junge Halbwaise Anna für uns Leser lebendig werden; er schildert ihr Dasein als Lehrerin in dem sauerländischen Dorf Cobbenrode und ihren beharrlichen Kampf um ihre Liebe und den gesellschaftlichen Aufstieg. Seine Recherchen gründen sich auf einige Erinnerungsstücke, Familienerzählungen und offizielle Dokumente - eine mühselige, aber lohnende Suche nach einem vergangenen Leben. Vieles bleibt dabei offen, nicht überliefert sind Annas Gedanken und Gefühle. Sußebach füllt diese Lücken mit viel Einfühlungsvermögen, äußert Vermutungen ohne sich jedoch festzulegen, bleibt im Konjunktiv: So könnte es gewesen sein.
Gut gefällt mir auch, dass er Annas Biografie nicht isoliert schildert, sondern in den größeren Zusammenhang deutscher und globaler Historie stellt, so dass der Leser einen Eindruck der Ereignisse erhält, die sicherlich auch Anna geprägt haben.
Mit seinem Buch über das, „was von einem Leben bleibt", hat Sußebach ein liebevolles Andenken entstehen lassen, das mich als Leserin und „Gegenwärtige“ wirklich nachhaltig beeindruckt.
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Bewertung vom 09.06.2025
Cowie, Vicky

Geschichten aus dem Muckligwald - Geschenkbuch mit Zeichnungen von Bestseller-Illustrator Charlie Mackesy


ausgezeichnet

„An einem schönen Tag im Herbst“ …



… kommt Oma zu Besuch, zur großen Freude der Enkelkinder.
Pam, Ida, Sam, Finn und Lynn lieben Omas Gutenacht-Geschichten. Für jedes der fünf Kinder erzählt Oma eine spezielle Geschichte aus dem Muckligwald und seiner Umgebung.
In ihren poetischen Versen klingt ein leiser Humor mit; sie künden von liebenswerten und weniger netten Menschen, von Tieren und verschiedenen magischen Wesen, welche die zauberhafte Gegend bewohnen. Die gereimte Form spricht Kinder oft besonders an und hat in Kathrin Köller eine hervorragende Übersetzerin gefunden. Die Autorin Vicky Cowie beschränkt sich auf den Ablauf ihrer Geschichten und die jeweilige Handlung. Ihre Beschreibungen sind weniger ausführlich; hier lässt sie ihren Lesern viel Raum für eigene Vorstellungen.
Wunderbar damit harmonieren die Illustrationen, die Charlie Mackesy kreiert hat. Auch sie sind darauf ausgerichtet, die kindliche Fantasie anzuregen. In zarten Farben ergänzen die beschwingt schwebenden Aquarelle die magische Kinderwelt Cowies. Jede einzelne Seite ist liebevoll dekoriert, ebenso wie die Vorsatzblätter des hochwertig gestalteten Kinderbuchs. Eine echte Freude, darin zu blättern und daraus vorzulesen!

Bewertung vom 02.06.2025
Groys, Mihail

Meine deutsche Geschichte


gut

Viel Engagement

Fünfundzwanzig Jahre lebt Mihaly Groys bereits in Deutschland – reichlich Zeit, um Eindrücke, Erfahrungen und Erkenntnisse zu sammeln und in diesem Buch zu teilen.
Ende der 90er Jahre kam er als Kind mit seiner Familie aus dem Donbass in Deutschland an, ukrainisch-jüdische Einwanderer, die in ihrer neuen Heimat nicht nur mit der deutschen Sprache und Bürokratie zu kämpfen hatten.
In lockerem Ton erzählt der Autor von den zahlreichen Problemen, die es zu bewältigen galt und wie er es geschafft hat, sich seinen Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen. Seine Beobachtungen beziehen sich auf eine Vielzahl an relevanten Themen, von alltäglichen Aufgaben über kulturelle und religiöse Unterschiede bis in den geschichtlich-politischen Bereich. Jedes Sujet für sich genommen ist bereits recht umfangreich, da verwundert es nicht, dass keines wirklich ausführlich behandelt werden kann. Manches wird nur kurz angerissen (was ich sehr schade finde), ein anderes wiederum bekommt mehr Raum.
Wie gelingt Integration? Wieviel Empathie, Toleranz und Ehrlichkeit sind nötig? Und wie sieht die Zukunft aus - bei all den aktuellen Problemen? Einfache Lösungen gibt es natürlich nicht. Aber Mihaly Groys wirbt hier engagiert und mit Herz nicht nur um Verständnis, sondern fordert den Diskurs und den Mut, sich der Realität zu stellen und human und mutig zu handeln. Diesem Wunsch kann ich mich nur anschließen.
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